Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Prinz Proxymus und Lympida
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen

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VORREDE.

DJe wunderbarliche Zeit / von Anno Christi 570. biß auff Anno 650. darinnen sich diese unsere liebliche Histori unter Regierung der Käyser Mauritii Phocæ, und Heraclii hat zugetragen / ist so seltzam und veränderlich gewesen / daß sie billich / durch glaubwürdiger Geschichtschreiber hinderlassener Bücher wegen so vielerhand zum theil angenehmen: zum theil erschröcklichen Begebenheiten / die sich darinnen / so hier / da und dort: und also allenthalben in der Welt eraignet haben / der posterität so merckwürdig und berühmbt vor Augen gestellt wird / als immermehr ein Seculum, das die Menschen seith der allgemeinen Sprach Verwirrung belebet.

Gleich wie aber damal die seltzame Läufe besagter Zeit desto namhafter und unseliger zu machen neben vielen Tyrannen männlichen Geschlechts / auch in Italia Rosemunda / und in Franckreich Fredegunda / und Brunhilt / die allerberühmtesten Unglücks-Stiffterinnen und Ehebrecherische Königs-Mörderinnen / so jemahls die liebe Sonn beschienen / zugleich lebten: Also lebten auch im Gegentheil viel heilige Männer / als: der H. Pabst Gregorius, die Bischöffe / S. Arbogast zu Straßburg / S. Rupertus zu Saltzburg / S. Maximinus zu Costantz / S. Amandus zu Wormbs / S. Amatus zu Sitten / S. Cunibertus zu Cölln / S. S. Domitianus, Monulphus und Gandolphus, alle drey nacheinander zu Lüttig / S. S. Nicebius, Gaugericus, Severinus, Modoaldus und Clodulphus zu Tryer: die Æbte und Einsidel S. S. Gallus und Columbanus, der Verwunderungs-würdige Simon Stilita, und andere Heilige Leut mehr; beydes die Gottlose Welt / durch ihren angewanten Fleiß / Eyffer und andächtig Gebett zu bekehren / und mit Begütigung des Göttlichen Zorns langfristlicher zu erhalten. Jener entsetzliche Thaten und erschröckliche Handlungen können theils Historici nicht grausam genug abmahlen und beschreiben; Dieser löblich Leben und geführten Wandel aber / nicht genug rühmen.

Wunderbahrlich war diese Zeit zu nennen / dieweil sich in derselbigen viel grosse Wunder zugetragen und begeben haben: als da vornemlich seynd / daß Anno 570. in Engeland die Bäum brandten / als wolten sie zu Æschen verfallen / und ihnen doch nichts widerfuhre; zu Jorck / das vor diesem Eborack geheissen / flossen etliche Brunnen mit Blut / und zu Candelberg lachet ein Kind in Mutterleib / als die Mutter in Kindsnöthen war. Jn selbigem Jahr / als die Longobarden durch Ungarn in Italiam zogen / regnete es Blut an vielen Orten; man sahe in der Lufft fewrige Kriegs-heer miteinander streiten / davon das Blut auff die Erde tropffte; man hörete in den Lüfften Trompeten und Posaunen / das männiglich vermeinte / der Jüngste Tag wäre vorhanden. Anno 577. im Persischen Krieg / wider den Orientalischen Römischen Käyser / kälbert ein Kuh ein Stierlin mit zween Köpffen. Anno 579. erschüttert ein grausames Erdbidem die Statt Antiochia / welches sonst nichts / als den anmuhtigen Platz Daphne / damahls mit seinen schönen Lusthäusern ruinirte: Aber im Jahr 639. wurde besagte Statt durch ein anderes erschröckliches Erdbidem / auch anders heimgesucht; dann die köstlichste Häuser und Fürstliche Palläst mit vielen Kirchen und andern gemeinen schönen Gebäwen / wurden auß dem Fundament herauß gerissen / die Stattmaur und Thürn auff der Ebne / zu boden gefällt / und viel Stein und Gemäur verruckt / die gleichwohl nicht fielen; ein halbe Ründung an der kostbarlichen Kirchen die der Bischoff Euphremius erbawet / blieb stehen; 60 000. Menschen / unter welchen auch Asterius gewesen / seynd todt blieben; der krancke Bischoff Gregorius kam gantz wunderbarlicher weise / mit dem Leben darvon. Aber / kein Unglück allein; dann eben diß Jahr wurde Syria von den Saracenen eingenommen / und dem Römischen Reich Mesopotamia abgetrungen.

Rom war grosser und erschrecklicher Wunder auch nicht entübrigt / dann nicht allein Anno 570. lieff die Tyber von grossem Regen dermassen an / daß sie in der Statt alles überschwämmte / und sowol daselbst / als anderswo / an Menschen und Gütern grossen Schaden thät: sondern Anno 589. wurde sie durch etliche grausame Wetter / Hagel und erschreckliche Sturmwinde widerum auffgetrieben / und das Land ins Wasser gesetzt / daß auch die Longobarder die Belägerung darfür auffheben musten; ein unzahlbare Summ von Menschen und Vieh / verdarb damahl in Wassersnoht / deren Cörper nachmahlen / als wider alles trucken wurde / mit ihrem Gestanck die Lufft verfäulten / und ein grosses sterben erregten / in welchem der Pabst Pelagius auch diese Welt gesegnet. Es war aber gleichfalls noch nicht genug / dann das Jahr hernach / kamen so grosse langwürige Platzregen in selbige Gegend / daß abermahl männiglich vermeinte / die Welt würde untergehen. Ein grosser Drach / in der grösse eines langen und dicken Balckens / schwamme mit vielen Schlangen die Tyber hinunter ins Meer / davon eine grosse Menge Fisch getödtet / und nachgehend ans Land geworffen / und abermahl durch ihre Fäule die Lufft vergifftet wurde; und das folgende 591. Jahr / wurde die Tyber so groß und hoch / daß sie über die Stattmaur gieng / alles auff der Ebne zerflötzet / viel Gebäw niederwarff / und durch ihren hinterlassenen Gestanck / den Menschen ein newe Seuch / ein grosses langwüriges Sterben verursachte / welches manche Statt gar ausleerte. Man kan erachten wie erschröcklich dieses Sterben gewesen seyn müsse / wann man bedenckt / daß bey einer einzigen Procession, die Bapst Gregorius deßwegen gehalten / auß den mitgehenden / achtzig Personen geheling dahin gefallen.

Wo nun Kriegs- und Sterbensläuffe vorhanden / da bleibt der Hunger ohne das nicht auß: Solchen aber vor dißmal dem edlen Italiæ desto grausamer zu machen fiele ein grosse Tröckne und Hitz ein (die vom Januario an / biß in den Septemb: wärete) welche einen solchen hauffen Heuschrecken und Pfeiffholter zeugete / daß sie alles / was noch grünen wolte / wegfrassen.

Constantinopel muste in obenbemelter Zeit auch von ohngewöhnlichen Wundern zu sagen wissen; dann ohne das zween ihrer Käyser / Mauritius und Phocas nacheinander jämmerlich hingerichtet wurden / sahe man auch dorten ein wunderbarliche abscheuliche Mißgeburt / ja gleichsam einen Grewel von menschlicher Art geboren; da waren weder Augen / Augbrawen noch Auglieder; Es hatte weder Arm noch Bein / weder Händ noch Füß / und sahe sonst keinem Menschen gleich; unter den Hüfften verändert es sich in einen dicken Fischschwantz: So bald es der Käyser Mauritius gesehen / hiese ers erstechen / und küßte hernach das Schwert / damit diß Monstrum getödt worden war. So seind auch algemach etlich wenig Jahr zuvor zwey Kinder / das eine mit zween Köpffen und das ander mit vier Füssen daselbst geboren worden. Anno 648. thät ein grausamer Sturmwind an den Gebäwen die er niederwarff / und ein erschrecklicher Hagel an den Gärten / Æckern / Wiesen / als er Früchte / Laub und Graß verderbte / grossen Schaden alda. Diß war aber nur ein præludium dessen / das über vier oder fünff Jahr hernach kame; dann es regnete Æschen und fiele Fewr vom Himmel; über daß kam ein grausam sterben in die Statt / welches den gantzen Sommer wärete. Man sahe damals einen leibhafftigen Teuffel mit einem Schweinspieß in der Statt herumber lauffen; so offt dieser damit an ein Hauß stieß / so manche Person starb auß demselbigen.

Jn dem erst new-auffgangenen Reich der teutschen Francken / (jetzt Frantzosen) wuste man dieser Zeit von grossen seltzamen Wunderzeichen zwar nicht sonderlich zu sagen; Jch schätze / weil man die beyde Monstra und grausame Wunderthier / Fredegund und Brunhilt / nicht unter die Wunder gerechnet / oder daß die Frantzosen sich untereinander selbst so unmenschlicher weise auffzuopffern / allgemach gewohnten / und also nicht achteten / daß auff Anstifftung gedachter beyder Weiber / durch innerliche Krieg und Uneinigkeit des Königlichen Nachkömmlings Pharammundi, bey nah so viel Teutsch und Frantzösisch / wo nicht mehr / Blut vergossen wurde / als selbige Nation auff Einnemm: und Behauptung Galliæ verwenden müssen; doch ist eins noch so erschröcklich als merckwürdig / daß nemlich in einer Schlacht / worin 30 000. Mann auff der Wallstatt blieben / die der zweyte Lotharius mit seinem Vettern Theodorico, und dessen Bruder Theodeberto gehalten und verlohren / ein Engel am Himmel mit entblöstem Schwert darein schlagend / gesehen worden. Unter andern aber hat sich damals in Franckreich auch zugetragen / daß ein armer Holtzhawer / über seiner Arbeit / von den Hornussen beschädigt wurde / davon er bey zweyen Jahren / wie ein Unsinniger herum lieffe / gleich darauff legte er geistliche Kleider an / gab sich vor einen Propheten: und nachdem er etliche Krancke / viel leicht durch des Teuffels Hülff gesund gemacht / vor Christum selbst auß; und welcher ihn nicht vor Gott halten und anbetten wolte / den verfolgte er / vermittelst seines grossen Anhangs. Endlich wurde diß kleine Ebenbild des Antichrists von einem ehrlichen Mann erstochen / und sein Anhang auch zerstöbert. So ist auch Anno 583. zu Tours, Blut aus angebrochenem Brod geflossen.

Jn Ægipten liesse sich beym Außfluß des Nils / Delta genant / ein Mann mit gelben: und ein Weib mit schwartzen langen fliegenden Haaren / beyde zierlicher und ansehnlicher Gestalt / biß umb den Nabel / ausserhalb des Wassers / von Menæ dem Landvogt / und vielem Volck genugsam beschauen / welches billich auch under die Wunder dieser Zeit zu rechnen.

So hat es auch an Zeichen und Wundern am Himmel nicht gemangelt; dann Anno 580. lieff ein gantz fewriger Wolcken daran hin. Anno 589. und Anno 593. erschienen Cometen / deren jeder ein Monat sich hat sehen lassen. Anno 601. zwitzert einer in ohngemeiner Grösse viel Tag. Man sahe auch einen durchscheinenden Cometen / mit grossem Glantz / im Herbst und im October des 603. Jahrs. Jtem einen / Anno 617. und Anno 633. erschiene dreyssig Tag lang ein fewrig Schwert am Himmel / welches seine spitz gegen Mittag erstrecket.

Unter andern seltzamen: aber angenehmen Wundern / und vornemblichen Begebenheiten dieser Zeit / ist sonderlich merckwürdig / daß Siegwert des Fränckischen Königs Dagoberti ältister Printz den viertzigsten Tag seines Lebens / daran er von dem Bischoff Amando getaufft wurde / erstbemeldtem Bischoff / als er über ihn bettet / und sonst jederman stillschwieg / geantwortet und das Amen gesprochen. Waßgestalten dem Käyser Mauritio noch in Mutterleib / auch in der Wiegen und sonsten auff vielerlei weiß die Besitzung des Käyserthumbs angedeut und vorgesagt worden / ist anderwertlich zu lesen / und wäre dieser Käyser wol glückselig gewesen /wann sich das Ende seines Lebens mit dem Anfang verglichen hätte.

Zu Auffnehmung der Catholischen Kirchen ist dieses in offt-angeregter Zeit vorgangen / daß die Gothen den Jrrthumb Arii fallen lassen / und sich mit berührten Catholischen vereinbahret; so geschehen Anno 593. So haben auch auff Fleiß des H. Bapsts Gregorii die Anglo-Sachsen in Britania Anno 600. den Christlichen Glauben angenommen; nicht weniger haben sich die Longobarder damals allgemach durch Vermittlung Teuthlinden Charwalts des Königs in Bayern Tochter / die Antharn dem Longobardischen König vermählet worden / zu der Christlichen Religion bequemt. Es würde auch durch Bapst Bonifacium den dritten / die offentliche Käyserliche Bestättigung erlangt / daß hinfort die Römisch-Catholische Kirch allen andern vorgehen / und ihr Haupt sein solte / geschahe Anno 603. Aber was vor kleine tröpfflein waren diß / die so gewaltige anderwerts auffgehende Flammen zu löschen? dann die Monothelitæ kamen nicht allein dißmahls hervor / zu welcher Ketzerey, sich der Käyser Heraclius selbst begab / sondern es wurde auch das verfluchte Kind Mahomet geborn / der hernach ein new Gesetz / mit Hülff des abtrünnigen Mönchs Sergii, auß den alten Religionen geschmiedet / und die Christlich Kirch in Orient nicht wenig betrübet; dieser falsche Prophet und Ertzketzer / hat nach etlichen hinderlassenen Schrifften / im fünffhundert und sieben und neunzigsten Jahr / nach unsers Heylandes Geburt / seinen ersten Athem geschöpfft.

Merckwürdig ist diese achtzigjährige Zeit / weil in derselben so viel Käyserliche und Königliche Personen durch gewaltsame Töde / den Weg in jene Welt nehmen müssen. Die Käyser Mauritius und Phocas / wurden nacheinander von ihren Nachfolgern erwürgt / und Constantinus, Heraclii Sohn mit Gifft hingerichtet / Heraclonas sein Stieffbruder aber / mit gestümleter Nase ins Elend geschickt; Künemund / der Gepider König / ward von Albwig dem Longobarder hingericht / und dieser hinwider von seinem Weib Rosemund / Jehesen Tochter. Hormisda der Perser König / ward von den seinigen geblendet / und folgends von seinem eigenen Sohn Cosdroes vollends getödtet: Charwalt der König in Bayern / wurde verjagt / und an seiner Statt Thassilo sein Sohn eingesetzt. Wie das Königliche Fränckische Geschlecht damahl untereinander wider sein eigen Geblüt gewütet / ist zu langweilig zu erzehlen. Die einige Brunhilt ward bezüchtigt / daß sie allein an dem Tod zehner Könige Schuld trüg / geschweige deren / so andere hingerichtet haben; aber genug hiervon.

Denck- und merckwürdig sind auch die Läuffe dieser seltzamen Zeit / als in deren sich so viel nahmhaffte Veränderungen der einen und andern Völcker begeben / die Gepider ein mannhafft kriegerisch Teutsch Volck / wurden von der Wurtzel herauß / durch die Longobarder außgereutet: hingegen kamen die Saracener hervor / wurden gewaltig / und gaben nachgehends der gantzen Christenwelt viel Jahr lang nacheinander genug zu schaffen / die Britanier musten ihr Vatterland verlassen / und sich in Franckreich niderlassen / die Anglo-Sachsen setzten sich hingegen in ihr Nest / und die Longobarder zogen mit ihrem König Albwin / sambt Weib und Kindern / Vieh / Haab und Guth durch Ungarn in das Edel Italien / verhörgten den Lustgarten Europæ, und Stiffteten in eben dem Land / das ehemahlen die gantze Welt beherrschet / ein neues Königreich / welches sehr nahe bey 300. Jahren getauret; und geschahe derselbe Einfall / mit Verübung solcher Grausambkeit / daß viel fromme Christen die Marter-Cron auffsetzen musten; der Patriarch zu Aquilegia entflohe; die Kirchen wurden nidergerissen; die Clöster geplündert und zerstört; die Mönch auffgehenckt / und die Geistliche nidergehawen: hingegen wurd bey ihnen ein Geiß-Kopff auffgerichtet / und bey Verlierung Leibs und Lebens gebotten / denselben anzubetten / und heidnische Götzenopffer zu essen. Der Gothische König Lemigilt / schlug die Schwaben mit ihrem König Andeca auß Hispania / und eignet ihm viel Lands zu. Die Saracenen eroberten Syria / und machten ihnen Asia zinßbar; und Haydus trang dem Römischen Reich Mesopotamiam ab.

So ist auch diese Zeit merckwürdig / wegen so vieler Krieg / die gleichsam alle Reich und Länder der Welt erfüllt; Recharetus der West-Gothen König / überfiel der Römer Land mit Waffen; Chianus nam Thraciam ein; die Longobarder plagten Italiam, und wurden vom Fränckischen König / auff Anstifftung Mauritii des Kaysers wider heimgesucht / die auch von Mumulo dem Heerführer / König Guntrams / in Languedoc geschlagen wurden. Cacanus und Agiluffus kriegten und machten Frieden miteinander; Priscus schlug die Sclaven an der Donaw / der auch mit Commentiolo Chaganem, der Accarer König angriff / und in einem Monath über 30 000. Gepider und Sclaven todt schlug / und halb so viel gefangen bekam. Die Hunnen thaten im Reich abermahl grossen Schaden; So gaben die Engeländer einander ihre Waffen auch zu versuchen / worbey Eduin in einem Treffen auffm Platz blieb. Wie sich die Saracener gehalten / ist oben gemeldet. Nicht weniger haben die Frantzosen oder Teutsche Francken / ohn ihre eigene grausame innerliche und die Longobardische Krieg / auch wider die West-Gothen in Hispanien / wider Charwalt den König in Bäyern / wider Rudolphum den König in Thüringen / und sonderlich wider Bertoldum den Hertzogen in Sachsen / einen blutigen Krieg geführet. So hat auch Cosdroes der Perser König / nach dem er seinen Vatter umbgebracht / gantz Palestinam mit Kriegswaffen angefeindet und verhörget / Jerusalem geplündert / und alle Kirchenschätz und Zierten mit vielem Volck hinweg geführet. Warbey vornemblich notabel / daß in dieser wunderbarlichen Zeit das heilige Creutz / daran unser Heyland aller Menschen Schuld bezahlt / verlohren / und wieder erobert worden.

Dieses vorgehende nun / mein hochgeehrter / großgünstiger / hertzgeliebter Leser / habe ich von dessentwegen erzehlet / damit derselbe auß der nachfolgenden Histori; desto klärer sehe und behertzige / daß dannoch der Allmächtige GOtt die seinige / die ihn lieben / förchten / ehren und ihm dienen / es gehe auch so Bund über Eck in der Welt her / als es immer wolle / ja wann der Teuffel in der Höll (wie man von den seltzamen gefährlichen Zeiten / ohnbedachtsam Sprichwortsweis zu reden pflegt /) gleich selbsten ledig wäre / wunderbarlicher weiß erhalte / durchbringe / beschütze / beschirme / und endlich nach ihrer Beständigkeit / gleichsamb wie durch das Fewr probiert und geläutert / durch die Wellen des ungestümmen Meers dieser Welt / zu dem verlangten sicheren Gestad der ewigen Seeligkeit glücklich anlände. Seine unendliche Güte und grundlose Barmhertzigkeit geruhe vätterlich / uns seine Gnad zu verleyhen / daß wir die Segel / der bereits genugsam empfangenen Göttlichen Gaben / dermassen begierlich und fleissig auffspannen / und zu Empfahung der einwehenden Würckung und Trieb des Heiligen Geistes / fähig machen / zumahlen das Ruder unserer Seelen Kräfften / mit guter gesunder Vernunfft also regieren / daß wir auch daselbsten / an dem erwünschten Pfort des Himmlischen Vatterlandes erfrewlich anlangen mögen. Amen!

Folget nun vor dißmahl unserer Histori vorgenommene Erzehlung / die der Leser / beydes zu seiner Ergetzung / und zu seinem Nutz großgünstig anzuhören / belieben wolle.


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