Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Prinz Proxymus und Lympida
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen

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Solche vnsere Glückseligkeit hätte auch ohn Zweiffel biß in das End gedauret / dafern ich ihme allwegen mit Rhat vnd That an der Hand seyn können. Gleich wie sich aber auff diser ellenden Welt keiner wahren vnd beständigen Glückseeligkeit nimmermehr zugetrösten / zumahlen kein Mensch ohne Mängel ist; Also fügte es sich / daß ich von meinem Herrn Vattern nacher Antiochia beschrieben wurde / der sich auff seinen Abschied auß dieser Welt gefaßt machte / vnd mir noch beständig anlag daß ich seine dortige Verlassenschafft zu Gelt machen: hier wider anlegen vnd mich also gantz vnd gar von Antiochia vff hier zuwohnen begeben solte. Jn dem ich nun hiermit vmbgieng / meinem Herrn Vattern biß in sein End außwartete / ihne auch Christlich zur Erden bestatten liesse / verlieffe sich eine geraume Zeit / in deren ich nicht bey meinem Käyser seyn: vnd Jhme / wie ich zu thun gewohnt gewesen / mit getrewem Rath beystehen konde / Jch hätte ihn sonst noch wol länger auff der Tugendbahn zuerhalten getraut / von welcher er aber in meinem abwesen sich selbst in so grossem Gewalt sehend zimblich abwiche / dann er wurde zuviel geitzig vnd grausamb / wardurch viel unverantwortliche Ungebürlichkeiten passirten / deren er sich hernach bey sich selbst schämbte / vnd als er solche seine Missethaten erkandte / selbige hertzlich berewete / vornemblich nach deine ihn ein nächtlich Gesicht erschreckt / vnd ihme gleichwol die Wahl gegeben / ob Er hier oder dort deßwegen gestrafft sein wolte; Ach / sagte er zu mir / als ich wider von Antiochia hieher kam / Mein Freund wie hab ich mich übersehen seyt ich deiner vorsichtigen Augen gemangelt? wie weit bin ich irr gangen / seyt du mich auff meinen Wegen nicht mehr gelaitet? vnd wie übel ist die Zufridenheit meines innerlichen Menschen zerstört worden / seyt ich niemand mehr gehabt der ihn durch die wahre weißheit seiner Gottseeligkeit regirt vnd beschützet! Siehe / ich habe in diesem Leben gesündigt vnd bitte Gott / Er wolle mich auch in disem Leben büssen lassen; Jch tröstete ihn so gut ich immer konde / ich liesse in allen Kirchen vor ihn betten / wo ich arme Leuth wußte / denen gab ich Allmosen vmb seinetwegen / vnd er selbst waffnete sich daß jenige getrost außzustehn / was GOtt vmb seiner Sünden willen über ihne verhängen würde; Jch konde auch ohnschwer erachten / daß er in bälde sein Leben enden würde / dann es erschiene ein Comet der solches prognosticirte; drey vnderschiedliche Mißgeburten kamen auff die Welt / darauß es zu muhtmassen / vnd deß Keysers Leibhengst / welcher eben mit der allerbesten vnd schönsten Käyserlichen Pferdszierde gesattelt / gezäumbt vnd auffgebutzt war / fiele vrplötzlich nider vnd brach in der mitten auff / daß ihme das Eingewäyd herauß lieffe / ohne daß ihm jemand etwas leids gethan / oder daß man finden können / daß er etwas vnreines im Tranck oder Futer bekommen hätte; Jch machte mich so wol als der Käyser zum sterben gefaßt / oder versahe mich doch wenigst / ich würde als sein geheimbster vnd vertrautister Freund seinetwegen wenigst ein Unglück außstehn müssen; Dannenhero suchte ich viel eyfferiger als zuvor mir meinen Weg desto sicherer nach dem Himmel zu machen / Jch verdoppelte meine gewönliche Allmosen / Jch steurte arme Jungfrawen auß / die Krancke liesse ich curiren vnd versorgte manchen Elternlosen Knaben / die ich Künste vnd Handwercker lehrnen liesse / damit sie sich ihr lebtag mit Ehren ernähren könden; Aller weltlichen Geschäfften entschlug ich mich nach Möglichkeit / damit ich desto besser Zeit hätte / dem jenigen abzuwarten / dardurch ich einen gnädigen GOtt erlangen möchte; Under wehrender dieser meiner Ubung / thät sich Phocas unversehens herfür / vnd bekam den Käyser in seinen Gewalt / in einer Auffruhr deß Kriegsvolcks zu Chalcedon / welchen er nicht allein deß Käyserthumbs: sonder auch neben seiner Gemahlin vnd Kindern / deß Lebens berauben liesse.

Jch war damahls allhier in Constantinopel / vnd würde gewarnet / daß ich mich vorsehen solte / dieweil Phocas mich auß dem Weg zuraumen gedachte / Er hatte willens mich auß Geitz hinzurichten / damit er das meinig an sich bringen könde / vnder dem Vorwand / als wan ich Mauritium zum Geitz verleitet hette; derowegen billichten viel sein Vorhaben / vnd wer mich nicht kandte der willigte in meinen Todt; Jn solchen ängsten sahe ich kein Mittel dem Käyserlichen Gewalt deß Phocæ zu entrinnen / ich hätte mich dann zu den Persern vnd Hunnen deß Christlichen Nahmens Feinden begeben wollen (die gleich hernach das Käyserthumb anfiellen) so aber wieder mein Gewissen war / welches ich bißhero nach Möglichkeit ohnbefleckt zu erhalten mich beflissen; über diß war deine Fraw Mutter zur Flucht übel disponirt / weil sie mit dir ihrer ersten vnd letzten Frucht grosses Leibs gieng vnd die Gräber ihrer ansehenlichen Vor-Eltern ohngern quittiren wolte; Mein einiger Trost den ich hatte / war meine Unschuld / vnd daß mich dieser vnversehen Unglücksfall nicht schwerer betrübt machte / war die Ursach / daß ich ihne vorlängsten vorgesehen / mich auff ihn gefaßt gemacht vnd mich mit nothwendiger Gedult / wie ein Christlicher Streitter thun soll / gerüst hatte / weil ich dann nun zu meiner selbsterhaltung kein ander Mittel sahe / vnd mir alle Gelegenheit offentlich zu entfliehen abgeschnitten waren / so gedachte ich mich vnd deine Mutter vnder der mänge deß hiesigen gemeinen Volcks zuverbergen vnd so lang heimlich zuhalten / biß sich etwan der ellende Stand derselben Zeit ändern vnd GOtt vnsern Jammer ansehen vnd bessern würde.

Zu solchem Ende nun verliessen ich vnd deine Mutter unsern Pallast / auß welchem wir sich ohne Vorwissen eines einzigen auß vnsern Dienern oder Gesinds bey Nacht heimblich hinweg stahlen / und bey Hereneo dem Haffner (welchen ich vor etlich Jahren seyn Handwerck lehrnen lassen / vnd ihne mit einer tugendhafften Ehefrawen versehen) vnser Einkehr nahmen; Nichts brachten wir mit vns als neben ein wenig Gelts auch etliche Kleinodia auß deiner Fraw Mutter Geschmuck / damit sie etwan ihren Stand gemäß ihren Willen ihren Leib zieren müssen; Phocas / als er meiner enteüsserung gewahr wurde / liesse gleich 1 000. Ducaten auff meinen vnd meiner Gemahlin Köpffe bieten / vorgebende / wan wir vnß keiner Mißhandlung schuldig gewust hetten / so würden wir auch nit außsertretten sein / aber Hereneus vnd Basilia seine Haußfraw waren so from vnd gewissenhafftig das sie mir vnd deiner Mutter ihren Gutthätern getrew verbliben / vnd Gott beschützte vnß bey denen welchen wir vnser Leben vertrawet / die wir auch seiner willen hiebevor mit Hilffe ihre Nahrung zugewinnen vns hier zu verbündtlich gemacht hatten; dennoch aber Phocas das meinig confiscirt / vnd darunder mehr Barschafft und Schätz gefunden / als er sich eingebildet / vnd dannenhero gedachte / weil ich dise hinderlassen / das ich mit lerer Hand wider ihn vnd seinen nunmehr bestättigten kayserlichen Gewalt nicht conspirirn: noch Mauritii Todt wurde rächen können oder wollen / als hörete er auff mir nachzustellen / ich aber schikte mich in den armen Stand meines Haußwürdts / vnd war eins theils wol zufriden / das ich dermahl eins des unruhigen Geprängs vnd anderer Geschäfften grosser Herren Standts Persohnen entübrigt sein solte / ich kleidete mich wie ein armer Haffner Knecht / vnd halffe Hereneo dem Töpffer die Erde zu allerhand Geschirren so er bereitet / zurichten vnd bereiten / biß ich endlich auch die Scheibe selbst herumb trillen: vnd eins vnd anders darauff formiren konde / deine Mutter aber begab sich auff das spinnen vnd würcken / welches wir beyde zwar vnsere Narung zugewinnen zuthun nicht gezwungen waren / sintemahl wir noch Mittel genug zur Zehrung vnd Auffenthaltung vnsers Lebens hatten / sonder wir thäten es den schädlichen Müssigang zuvermeiden / von solchem Gewin vnd anderem was wir davon bracht hatten / theilten wir beydes vnseren Haußwürdt vnd andern Haußarmen getrewlich mit / vnd lebten im übrigen mit solcher Zufridenheit beyeinander / als wan wir niemahl weder grossen Stand noch Ehr noch Reichtumb besessen oder verlohren hetten.

Jndessen würdestu in vnserer ellenden Herberg zur Welt geboren / vnd schlecht genug erzogen / weil es die Zeit vnd Gelegenheit nicht anders gab / vnd deine Mutter gleich nach der Geburt dise Welt gesegnet; Jch liesse dich Proximum nennen / dieweil du mir in Armuht vnd Ellend ähnlich warest; Basilia war deine Säugam / vnd pflegte deiner an statt einer getrewen vnd natürlichen Mutter getrewlich / dise truge dich einsmahls in einem Decklachen welches deine Mutter eigenhändig gewürckt / vnd gestickt hatte / vor den Augen deß Heraclii Gemahlin ohngefähr dahin / welche deiner seel. Mutter negste Baaß vnd beste Gespielin gewesen / vnd dannenhero ihre Arbeit erkandte / Basiliam darauffhin vmb allen vnsern Handel vnd Wandel beydes durch Betroh: vnd Liebkosungen heimlich außfragte / vnd solches alles ihrem Herren dem jetzigen Kayser hinderbrachte / der mir zwar gern geholfen / daferrn er anders damahls eine Müglichkeit gesehen / er muste sich aber so wol als ich dißfals in die Zeit schicken / vnd mich biß in das achte Jahr nemblich so lang Phocas regieret / in meinem Ellend stecken lassen; Ehe du aber das zweite Jahr deines Alters erreichtest / kam Basilia, weil sie sich nach Herenei meines Haußwirdts Tod in die zweite Ehe nicht widerumb begeben wolte / zu Myrologi Gemahlin in Dienste / vnd wurde ihrer newgebornen Frawlin Tochter Seügam / bey welcher sie meines erachten noch seyn wirt. Jch aber verblibe in ihrem Hauß / vnd erzog neben dir ihren Sohn Modestum, den ich auch vor meinem Ellend auß der Tauff gehaben vnd seither vor meinen geheimbsten Diener gebraucht / nam auch ein ander par from Ehevolck deß Haffner Handtwerckes zu mir / die mich aber nicht kandten / mit welchen ich mich betrug / biß Heraclius dem Phocæ wider masse wie er hiebevor Mauritio gemessen / vnd als er an seiner Statt Kayser wurde / mich wider auß dem Staub erhube / vnd in meine vorige Herrlichkeit / Haab vnd Güter setzte.

Also nun mein Sohn bin ich von Antiochia hieher kommen; Also habe ich hier gelebt vnd vnderschidliche Veränderung des Glückes vnd Vnglücks erfahren / warvon vor dißmahl genug geredet sein soll / vnd demnach albereit die liebe Sonne auffgehet / so wil dir gebüren / das du deinem Obristen auffwartest / vnd durch seine Vermittlung beim Kayser wegen deines verlornen Schilts dich entschuldigest; Proximus gehorsambte seinem Vattern / vnd waffnet sich weilen ohne das die Cohort darunder er gehörig / denselben Tag am kayserlichem Hoff die Leibwacht halten muste.

Da nun sein Obrister dieselbige außgeführt / fiele Proximus vor ihm auff die Knye bat vmb ein par Wort zuhören / vnd als er solches erlangte / erzehlet er waß gestalten er von seinem Herren Vattern wegen Verlust seines angebornen Schilts mit Worten gestrafft: Vnd geheissen worden / sich erstlich vor ihm als seinem Obristen deßwegen genugsam zuentschuldigen / vnd dann wan solches geschehen / durch dessen Vermittlung von der Kays: Mayestät selbsten aller vnderthänigst zuvernemmen / was vor ein Wappen / Schilt vnd Helm er hinfürter vnder der Ritterschafft zuführen vnd zugebrauchen das er vnd sein Stammen kein Vnehr darvon hette? Der Obriste hörete ihn gern / vnd gleich wie er selbsten alle vmbstände diser Begebenheit so wol wuste / als sie ihm Proximus erzehlen hette mögen / also bedarffte es auch keiner Entschuldigung sondern er führete ihn alsobalden vor den Kayser / welcher eben alsobalden mit seinen Kriegs Obristen beratschlagte / durch wasserley Mittel die Arabische Sceniten (die ihren Soldt wegen des wider Cosdroem geführten Krigs haben wolten) zubefridigen vnd ferner im Zaum zuhalten sein möchten / bey welcher Versamblung sich Myrologus auch befandte / vnd Proximum / ob gleich nit am Schilt jedoch am Harnisch vnd Helm / gleich kandte / jedoch stillschwiege biß dem Obristen über das Leib Regiment Zeit vnd Platz gegönnet wurde / sein Vorbringen wegen Proximi hören zulassen / der dan seine Rede also anfieng vnd auch Kurtz endet.

Allervnüberwindtlichster Kayser / demnach gegenwertiger Edler Jüngling deß Gottseeligen Modesti Sohn letzteren mit den Persen gehaltenem scharpffen Treffen nicht vernügt gewesen / das er vnder meiner vnderhabenden Legion als ein Pentecontarchus in vier auff einander gefolgten hitzigen Angrieffen seinen Valor zu Fuß höchstrühmlichst erwisen / sonder als er vns in etwas Rhüe stehen sahe vns ein wenig zuerschnauben / mich gebetten / ihme zuzulassen / das er auch zu Pferdt gegen dem Feind sein Heil versuchen möchte (welcher sich eben mit vnserer vnder deß tapffern Myrologi Commando fechtenten Reütterey vermischet) ich ihme auch solches vergönnet; als hatte er im solchen Scharmützel vnd Geträng beydes sein aigen Pfert vnd Schilt verloren / hingegen aber ein besser Pfert vnd köstlichern Schilt vom Feindt widerumb zu vnserer Legion: vnd über das zum Zeügnus seiner Tapfferkeit sich selbst unverletzt: Vnd überal mit der Feinde Blut besprengt / zuruck gebracht; dieweil ihm aber sein zwar krancker Vatter den Verlust seines aignen Schilts vnd Stamm Wappens so hoch außlegt / das er ihn auch vor keinen Sohn mehr annemmen will / er wisse dann sich versichert / das ihm vnd seinem Geschlecht solches zu keiner Vnehr geraiche; so erscheinet derohalben diser Jüngling vor Ew. Kays: May: neben mir vnderthänigst zubitten / sie wolten allergnädigst geruhen / die Sach auß dero Kays: Macht also zuvermittlen / das er in seines Vattern Hulde bleiben: Vnd ihm wegen deß verlohrnen Schilts / als welcher ihm Stückerweiß vom Leib gehawen worden / kein Schand zugelegt werden möge;

Der Keyser selbst beschawte Proximi eroberten Schilt / vnd erkandte / das er dem unvergleichlichen Persischen Kriegs Fürsten Artapherne zuständig gewesen / welcher zu seiner Zeit weder im Gebrauch der Waffen noch listigen Kriegs Anschlägen seines gleichen vnder den Persern nicht gehabt; weßwegen Heraclius schwerlich glauben konde / das ihn Proximus überwunden haben solte; als aber Myrologus verstunde / das diser Jüngling in seinem vorigen Schilde drey Pentalpes geführt / schrye vor Frewden auff / diß ist der jenige / dem ich negst Gott vmb mein Leben zudancken! diß ist der / den ich bey vnsern sighafften Einritt manglete; er ists / dem mehr Lorber-Cräntze vnd Palmzweige auß diser einzigen Schlacht gebüren / als Myrologus sein Lebtag je verdienet / ô Proxime! du bist wol ein glückseeliger Sohn eines frommen Vatters! vnd du ô ehrlicher Modeste! kanst dich auch in deiner Kranckheit glückseelig schetzen / sintemahl du dich billich eines solchen heroischen Sohns zuerfrewen; mit dem lieffe er auff Proximum zu vmbfing ihn mit den Armen / nante ihn seinen Sohn vnd küste ihn als sein Kind! der Kayser vnd alle anwesende Kriegs-Obriste verwunderten sich / vnd hetten nimmermehr glauben können / daß vnder einer solcher zarten Jugent ein solche Stärck vnd Tapfferkeit stecken mögen / dafern sie es nicht so jetzt als newlich auß dem Munde des allervortrefflichsten Kriegs Obristen gehöret / der sich gleichsamb selbst verkleinerte vmb das Lob Proximi zuvergrössern der Kayser nam eine güldene vnd mit Edelgesteinen reich besetzte Kette von seinen Hals vnd hieng sie Proximo an den seinigen dise / sagte er / trage zum Zaichen meiner beständigen Kays: Gnad / vnd erkläre dich / ob du ein Obrister über eine Legion zu Fuß sein oder über einige Reütterey Commandirn wilst / damit ich deine ritterliche Faust nach vnd nach höher befördern: vnd endlich mit der Zeit deine Tapfferkeit noch mehrers als vollkommenlich belohnen möge.

Proximus bedanckte sich auffs zierlichste / vnd zwar mit solcher dieffen Demut / das der / so ihm zugesehen vnd ihn nicht gekandt hette / auß seinen Worten vnd Geberdten vil ehender ein Hasenhertz alß eine heroische Tapfferkeit in ihm zuwohnen geurtheilt / die Kette schlug er nicht auß / als eine Kayserliche Verehrung die nit zuverachten / vnd mit derer nicht ein jeder der solche oder dergleichen zu meritirn vermeinet / so leichtlich begabt wirt; was aber das anerbottene Commando über einige Kriegs Völcker / sie seyen nun zu Roß oder zu Fuß / anbelangt / dessentwegen bate er die Kays: May: seiner damit aller gnad: zuverschonen / biß es Gott mit seinem Herren Vattern änderte; als welchen er auß schuldiger kindlicher Lieb vnd Trew seiner aignen Ehr vnd Befürderung wegen in dessen Kranckheit zuverlassen vnd den Krieg abzuwarten (es seye dann Sach das es die eüserste ohnvmbgängliche Notturfft erfordere) vor Gott nicht zuverantworten getrawe. Mit aller vnderthänigster Bitte / ihre Mayestätt wolt allergnädigst geruhen seines verlohrnen Schilts halber / vnd wegen dessen so er wider erobert allergnädigst zuerkennen vnd zubefehlen / welchen er vnd seine Nachkömlige künfftig auß disen beden führen solten? Damit sein Vatter deßwegen künfftig über ihn wegen Verlusts des angebornen Ehrenzeichens seines Geschlechts nicht mehr zuklagen Vrsach habe.

Etliche ehrgeitzig gesinnte Kriegs Obriste hielten es in Proximo vor ein Zeichen einer Zagheit / das er lieber ein Kranckenwärter als ein ansehenlicher Kriegs Obrister sein wolte; sie vermeinten beynahe / er wäre nicht der jenige / der die von ihm so hochberümbte vnd schir unglaubliche Heldenthaten begangen; aber der Kayser lobte seine kindliche Trew / vnd wolte zugleich mit Erkantnuß vnd Belohnung deß Sohns Tapfferkeit den krancken Vatter trösten vnd gleichsamb erquicken / gleich wie ihn der Sohn mit rechter Pfleg versehen wissen wolte; derowegen sagte er zu ihm / du vnd deine Nachkömlige sollen hinfort den Schilt vnd das Wappen deß Persischen Fürsten Artapherne führen / als welchen du ritterlich erobert hast / damit aber mit nichten der Signatur deines angebornen Wappens verlustigt sein / sonder von den dreyen Pentalpes die du geführt hast / auff disen Persischen gewonnenen Schilt dem Meerfisch Pristis einen: Vnd von den übrigen beden jeder Schlange / welche den Meerfisch vmbwicklen / auch einen in Mund geben; Also das du zugleich dein angebornen vnd den eroberten Schilt gebrauchest / so soll auch hinfort mein Leib-Regiment zu Fuß / Propugnator genant / weil du ein Pentecontarchus vnder demselbigen gewesen / zu deinem ruhmwürdigen ewigen Gedächtnuß in seinem Fahnen ein Pentalpa führen / der inwendig vmb der Hoffnung willen die man in allen occasionen zu selbiger Legion trägt / das sie das beste thun werde / mit grüner Farb außgefült: außerhalb aber gantz Purpurfarb vmbgeben sein soll / dieweil vnder der selbigen auff einem Tag du viermahl ritterlich gefochten / vnd das fünfftemahl dich außerhalbe derselbigen mit der Feinde Blut roth geferbet hast.

Proximus bedanckte sich nachmahlen diser Kayserlichen hohen Gnad auffs allerdemütigst / vnd rühmbte / das ihm mehr Ehr widerfahren / als er würdig seye / mit allervnderthänigster Versicherung / was er noch nicht verdienet / daß er solches vermittelst Göttlicher Gnaden noch ins künfftig zuthun sich allergetrewlichst befleissen wolte; Warauff er vom Kayser entlassen / vnnd mit einer Gesellschafft viler ansehnlichen Officier zu seinem Vatter begleitet wurde; von denen der Alte erfrewlich vernam / in was vor eine ästime sein Sohn beym Kayser vnd allem Volck durch sein Wolverhalten geraten / dardurch er dann in seiner beschwer: vnd langwürigen Kranckheit nit wenig erfrewet vnd getröstet wurde; vornemblich aber beherzigte er / das Proximus die angebottene Hochheit vnd grosse Ehr nur damit er ihme seinem Vatter in seiner Kranckheit außwarten möchte / allerdings in Wind geschlagen; er gedachte bey sich selbsten / dieweil er dise schöne Tugent Blust hervor bringt / so wirt er auch verhoffentlich die Früchte der Gottseeligen tragen vnd ins kunfftig mit den gerechten einernden / Warumben er dann Gott getrewlich bat / vnd vmb Erlangung seines Sohns Bestendigkeit seüfftzete.


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