Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Prinz Proxymus und Lympida
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen

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DER ZWEITE THEIL.

BAsilia hatte sich nunmehr bey 18. Jahren in der Hapsæ Diensten so wol verhalten / vnd in allen ihren Geschäfften solchen ohnaußsetzlichen eyferigen Fleiß erzeigt / das es nit mehr bedorffte ihre Trew zu Probirn: sonder vilmehr vonnöten war solche ehrlich zubelohnen! weßwegen sie dan nicht mehr in des Myrologi Hauß als ein dienente frembdte Persohn: sonder als ein innheimischer Hausgenoß gehalten vnd tractirt wurde / dannenhero wurden vor ihro weder die Heimlichkeiten des Hauses verborgen / noch sie außgeschlossen / wan wegen anderer Sachen diß oder jehnes geredet wurde; dahero kams / das sie auch darbey war / als Myrologus seiner liebsten in Gegenwardt seiner Fräwlin Tochter der Tugent vollen Lympidæ, alles was sich mit Proximo begeben / zu dessen höchsten Rhum vnd deß anwesenden Frawen Zimmers Verwunderung in einem Garten erzehlt: es ist nicht zuglauben / wie diß Frawen Volck die Ohren spitzte / mit was vor erstaunen vnd Auffmercksambkeit sie auffhorchten / vnd was vor eine grosse Begirde ihr von Natur eingepflantzter Fürwitz in ihnen erweckte; disen so hochbelobten / Edlen vnd Rhumwürdigen Jüngling auch selbst zusehen; als aber die schlawe Basilia im Ende des discurses vernam / daß der junge Heros von dem bißhero Myrologus nicht wundere genug erzehlen könden des Modesti Sohn Proximus seye / sagte sie: hin! wie ist dan durch eine Daube ein Adler geborn vnd außgehäckt / vnd auß einem Lämlin ein Löw worden? Weiß doch Modestus von sonst nichts als Gott zulieben vnd kan sonst nichts anders als ihme zudienen! Wie ist dan nun sein Sohn zum fechten: vnd vom Rosenkrantz zu den Waffen geraten? der Jüngling! sage ich! der von Jugent auff zum Gebett angewisen vnd erzogen worden; Wo kombts ihm her das er das Hertz genommen grosse Kriegs-Fürsten vnd berühmbte Männer feindlich anzugreiffen / Todt zuschlagen / vnd so alles erworbene Lob ihnen abzurauben? dessen Vatter doch alle vnd jede auß den geringsten Bettlern beim Leben zuerhalten vnd zu Ehren zubringen sich je vnd allweg beflissen! von mir zwar / weiß ich wol / hat ers nicht gesogen / so hat er auch sonst keiner weiblichen Brüste genossen! Und von seiner seeligen Fraw Mutter wirts ihm schwerlich auffgeerbt vnd angeboren sein / gesunde Leüthe zuverwunden vnd zutödten / als deren Art vnd Gewohnheit geweßen / den Krancken ihre Wunden zuverbinden / vmb sie dardurch beim Leben zuerhalten; es sey dan Sach das Gott gefallen / durch ihres Sohns sighaffte Waffen eben so vil Menschen zum Grab zuschicken / als die Miltigkeit ihrer heilsamen vnd barmhertzigen Hände ehemahlen beim Leben erhalten!

Myrologus / seine Gemahlin Hapsa vnd ihre Fräwlin Tochter Lympida verwunderten sich über dise nachdenckliche Wort der Basiliæ weil sie noch nicht wusten / daß sie in Modesti Ellend seine Haußwürtin: Und in seinem Wittibstand seines Sohns Seügam gewesen war; was habt ihr für seltzame Sprüch sagte Hapsa zu ihr / ist euch dan Proximus vnd sein Vatter so wol bekandt / das ihr beyden die Nativitet so wol zustellen undernemmet? gewißlich gnädige Fraw / antwort Basilia / ich kenne sie besser: Und weiß dannenhero auch besser von ihnen zureden / als einiger Mensch auff dem gantzen Erdboden / und wan jemand wissen oder hören solte wie wir beysamen gelebt haben / vnd wie Modestus seinen Sohn Proximum erzogen / so würde er sich nit vnbillich mit mir verwundern / das auß disem allein zur Tugent vnd Gottseeligkeit aufferzogenen Jüngling ein solcher kühner Soldat vnd ohnerschrockener Blutvergiesser worden sey.

Es muste eben Myrologus seiner Geschäfften wegen anderwerdts-hin / als Basilia auff der Hapsæ Begehren anfieng zuerzehlen / was sie vom Modesto wuste; zu des Kaysers Mauritij Zeiten / sagte sie / als Modestus noch in zimlicher Jugent vnd allerhöchsten Ansehen war / lebte mein Schwiger Mutter wegen jhren vilen Kindern mehrentheils von deme was ihr blos einer Haußarmen Frawen von Barmherzigen Leüthen vmb Gottes willen gestewret wurde / es übertraffe aber keiner auß ihren Guthätern den Modestum mit Mildigkeit / dan sie empfieng nicht allein zum öfftern das H. Allmoßen auß seinen Händen / sonder er schickte ihr auch mehrmahlen Essen vnd Trincken nach Hauß vnd speysete sie vnd ihre Kinder die meiste Zeit von seiner Taffel; Wan er aber jährlich auff die österliche Zeit zwölff Weibsmenschen die Füße seiner Gewonheit nach heimlich wusche / sie hernach speyßete vnd newkleidete / so waren gemeinlich meine Schwiger mit ihren Kindern vnder solchen 24 Persohnen; zuletzt liesse er den jenigen Knaben auß ihren Söhnen / der endlich mein Mann worden / das Haffner Handwerck lehrnen / vnd thäte bey ihm nit weniger als er hette thun sollen / wan er sein leiblicher Vatter gewesen wäre / als derselbige nun die Lehr-Jahr überstanden vnd auff der Wanderschafft völlig erlehrnet vnd begriffen hatte / was zu seinem Handwerck gehöret / verfertigte er 12. irrdine Blumen-Scherben vnd einen ewiglauffenden Brunnen / so schön vnd künstlich als er immer konde / vnd præsentirte solche Modesto zur Bezeügung der Erkandtnuß seiner schuldigen Danckbarkeit / welches ihme so wol gefiele / daß er ihn fürohin mit mehrern Gutthaten überhäuffte / mich mit ihm verehelichte / vnd vns mit zweymahl so viel Brautschatz außsteurete / als sonst seine Gewonheit zusein pflegte.

Dann er hatte den Gebrauch alle Jahr auff den Tag daran er selbst sein hochzeitlich Ehrenfest vnd Beylager gehalten / eine arme Jungfraw vnd einen armen Gesellen außzusteuren / vnd einem jeden / sie heuratheten gleich zusammen oder an andere / 36. Ducaten zum Heurahtgut mitzugeben / welche Kösten er gemeinlich auff die jenige verwendet / denen er zugetrawet / daß sie fromb / eines ehrlichen Wandels vnd dessen bedörfftig seyen / vnd schätzte ers vornemblich vor ein groß Glück / wann er irgends eine junge verliebte Person erfuhr / die auß Armuht vnd mangel Gelts zum erwünschten Heuraht nicht gelangen könden; weil dan mein Man seel. auch in demselben Spital kranck lag / als der mich hertzlich liebte / vnd ich ihn hinwiderumb / meine geitzige Vormünder aber wegen seiner Armut den Paß verlegten zusamen zukommen; sihe / so kam die milde Hand Modesti ins Mittel vnd machte vns alle Berg eben! gleich wie er aber vns zu zimlicher Narung gebracht / also hette er auch zuvor meine Schwiger nach ihrem tödtlichen Hintrit auff seinen Kosten begraben lassen vnd ihre übrige Kinder zimlicher massen versorget.

Solche Gutthat ist aber nicht nur allein mir / meinem Mann seel. und den seinigen von ihm begegnet / sonder noch vnzahlbaren vilen andern mehr / ich sage billich unzahlbar vilen andern / dan sie seind nicht zuzehlen die seiner Miltigkeit genossen / weil er alles so heimlich thät / als wan er sich darbey geförchtet also das in summa ohnmöglich zuwissen / zwar hat etwan mein Mann seel: vermeint / er hette seiner Gemahlin Schwester Eudoxiam die nochlebende Thessalische Marggrävin von Larissa geschewet / als welche sein Erb gewesen wäre / dafern anders Proximus nicht geboren worden / dann sie ihm underschidlich mahl verwisen haben soll / das er das seinig mit liderlichem Bettlers Gesinde auch liderlich verschwende / welches ich aber schwerlich glaube / weil er eben dise manir an sich gehabt / als er in seinem Ellend arm vnd ohnerkandt war / vnd genante Fürstin gar nicht zuförchten hette als welche damahls nicht wuste wo er war; solcher gestalten nun bin ich anfänglich mit Modesto bekandt worden / welcher sich gar nicht geschewet / auch mit den aller ellendesten vnd bedürfftigen vmbzugehen / mit ihnen freündlich zu conversirn / ihr gebrechen / sie zutrösten vnd ihnen auß ihren Nöthen zuhelffen zuvernemmen / wan er nur wuste / das solches nach Möglichkeit heimlich geschahe vnd im verborgenen verblibe; ich übergehe hier was er bey Krancken / Gefangnen vnd sonst Betrübten gethan / weil solches nicht sonderlich zu meiner History taugt vnd zuerzehlen vonnöten.

Demnach aber das Geschrey erschollen / das Phocas seinen Herren den Kayser Mauritium hingerichtet / vnd Modestus nicht unbillich besorgte / er möchte auch ihn als des Kaysers liebsten Freünd und Favoriten erwürgen lassen / hat er sambt seiner Gemahlin Honoria seinen prächtigen Pallast seine Hab vnd Güter heimlich verlassen / vnd sich mit ihr bey Nacht in vnsere arme Hütte rettirirt; sie kamen beyde in schlechten Kleidern / wie sie zugehn pflegten / wan sie etwan ohnerkandtlicher weiß Krancke oder Gefangne besuchten denselben mit Hilff und Trost zubegegnen; massen mein Mann und ich nicht anders vermeinten / als er wäre jetzmahls auch in dergleichen Geschäfften ausgewesen / aber nach dem er vns sein Anligen eröffnete / vnd vns damit zuvernemmen gabe das er sich zu meinem Mann und mir keinen andern Vrsachen halber begeben hette / als zu vns Zuflucht zusuchen vnd vnserer Redlichkeit sein vnd seiner Gemahlin Leben zuvertrawen / fiengen wir beyde an zuweinen / ohnangesehen ihm selbsten vnd seiner Liebsten deswegen kein Aug übergienge! er tröstet vns / da wir doch billich ihn hetten trösten sollen; vnd als wir vns mit Schrecken vnd Becreützigung mittleydenlich verwunderten / das wie ein solcher vornemmer Mann seinen Fürstl: Pallast verlassen: Und vns in vnserm schlechten Häußlin vmb Hörberg bitten sehen solten; Danckten er vnd seine Gemahlin hingegen Gott / das er ihnen dermahlen eins Gelegenheit verlihen hette ihre Gedult zu probiren vnd zu üben; etwas zu schwer wars ihm meines bedunckens das er seine Gemahlin in disem seinem Ellend schwanger wuste / hingegen aber pflegte sie offtermahl zusagen / es bette Niemand kein schwer Creütz / wan es ihn nicht auch ein wenig truckte; sie anbelangent / seye sie noch wol content / sie getrawte wan es Gottes gnädigster Will sein solte / noch wol ein schwerers zutragen.

Also empfiengen wir den jenigen in vnsern Schutz / der ehemahl selbsten gantze Stätt vnd Länder beschützet / wir namen denselben zur Hörberg auff in ein geringes Hauß / der selbst nicht nur einen Pallast: nit nur ein Schlos vermochte sondern auch noch vilen andern neben vnd gleich vns zur ihren Hörbergen verholfen: Und die Mittel zu jren häußlichen Wohnung gegeben hatte; wir vnderstunden sich den jenigen zudienen / die doch ihre mänge Diener vnd Dienerin verlassen / vnd wolten die selbige mit vnserer Hände Arbeit ernähren / die vns zu vnserer Hantierung vnd Narung befürderet hatten.

Jn dem wir vns nun besorgten / wir würden so hohe Standts- vnd in aller Zärtlichkeit erzogene Leüth nicht accommodirn noch vnserer Schuldigkeit nach recht bedienen können / sihe da fanden wir im Werck das sie kommen waren / mehr vns zudienen als sich von vns bedienen zulassen; seine güldene Haar wie sie die Fürsten jetziger Zeit auff Griechische Art tragen / liesse Modestus auff den Boden hinweg schneiden vnd ihm hingegen einen Bauren Bart wachsen; an Statt deren mit Golt gestickten Kleyder trug er hinfort täglich ein par zwilchner Werckhossen / in denen er meinem Mann die Haffner-Erde schneiden vnd zubereiten halffe / gleichsamb als ob er vnser Knecht oder Lehrjung gewesen wäre; Ja er setzte sich auch hinder die Scheibe / vnd begriff meines Manns Handtwerck in solcher bälde / arbeitete auch so beständig / als wan er sich so wol damahls als seine künfftige Lebens Zeit damit hette ernähren wollen; gleich wie aber Modestus niemahlen müssig war / also sasse seine Gemahlin continuirlich über dem spinnen / würcken / nähen / sticken vnd stricken.

Wir hatten zwar in vnserem kleinen Häußlin noch so vil Raums / das wir ihnen beyden ein besonder Zimmerlin eingeben konden / aber niemahl brauchten sie selbigs vor sich allein als zum betten vnd schlaffen / warmit sie außer ihrer gewohnlichen Arbeit etwan die halbe Nacht vnd etliche Stunde des Tags zubrachten; die andere Zeit aber liessen sie der Arbeit gewidtmet sein / deren sie zwar gar nit auß Noth vnd Armut oblagen / sich darmit zuernähren: sonder allein den Müssigang zuflihen / abzuwarten pflegten; sintemahl sie so vil Gellt vnd Gelts wert zuverzehren bey sich / das Modestus noch darvon mehr übrig gehabt / als er widerumb in seinen vorigen Stand gesetzt wurde / da nun sie in ihres Lebens Auffenthalt wehrenden ihren Ellend verbraucht; über das kan ich nit sagen / ob er oder die Arme von solchen ihrem Vorrath das meiste genossen haben.

Dann er pflegte alle Tag einen Armen zuspeysen so gut als ers selber hatte / welchen er dan jedesmahl zwischen sich vnd seine Gemahlin setzte / vnd ihme so trewhertzig zusprach als wan er einen von seinen besten Freünden oder sonst jemand Vornembs bey sich gehabt; ja er liesse keinen Tag vorbey gehen / an welchen er solches nit thät / auch keinen daran er vnd sie nicht wenigst eine Meß höreten: vernemmet nur was sich einsmahl zutrug: als es den gantzen Tag vnder einander regnete vnd schneyete / so das schier kein Mensch auß dem Schutz des Tachs sich hervor begab / die eüsserste Notturfft hette dan einen darzu gezwungen / dann es war so ellend Wetter / das man (wie man zusagen pflegt) keinen Hund hinauß hette jagen sollen; weswegen auch kein armer Mensch auff der Gasse wandelte das Almoßen zusuchen / welchen diß unvergleichlich barmhertzige par Ehevolck seiner Gewonheit nach zu sich ruffen vnd bewürten mögen; da es aber schon so Nacht worden / das man bereits Lichter auffgestelt hatte / vnd jetzt zum Nachtimbs sitzen wolte / bejammerten Modestus vnd sein Liebste / das sie denselben Tag keinen Armen gespeyset / höreten aber indessen in der ferne etwas durch den Koth watten vnd sich beklagen als ein ellender Mensch der nit wol fortkommen kan / weßwegen Modestus alsobald in völligen Regen mit Frewden hinauß sprang / zusehen ob er dem zuhelffen vermöchte der ohne zweiffel Hilff bedorffte / kam auch bald wider / vnd brachte den vermeinten Krancken vnd halbnackenden Menschen auff dem Buckel daher / welcher vom Gassen-Koth vnd Regen überal besudlet: Und allem ansehen nach vor Kälte halber erstarret war; ich wolte eben die Speysen anrichten vnd Honoria sasse auff ihrem Sessel beym Fewr am Kamin mir zusehend; die damahl so gar auff der neige gieng das sie kein Stund mehr vor ihrer Niderkunfft versichert war / mein Man aber befande sich eben über Feldt / weßwegen ich mich dann auch in demselben Zimmer befande / mit Modesto zunacht zuessen; als Modestus nun seinen Last abgeladen / vnd Honoria dessen übele Beschaffenheit sahe / stunde sie auff / vnd liesse ihren Gemahl den Krancken an ihre stell setzen ach / sagte sie / als sie dessen kotige Füß ansahe / mich deüchte dem guten Menschen thue nötiger die Füse zuwäschen als zuessen; Nam darauff sobald warm vnd kalt Wasser vndereinander / vnd fieng ihm an die Füße zuwäschen / wiewol sie so grosses Leibs war / das sie sich kaum zubucken vermögte / der Arme liesse es geschehen / ich aber sahe zu vnd hielte ihn deswegen vor grob vnd ohnhöfflich das er solches waschen geschehen liesse / wolte auch der Honoria in ihr Arbeit stehen / welches sie mir aber nicht zugabe / sonder als sie balt fertig war / mich ansprach ihr eine Windel von denen zulangen / die sie auff ihre Kindbeth zum Vorrath fertig gemacht / als ich ihr solche gegeben / trücknete sie dem armen die Füsse darmit / vnd sagte zu Modesto / ach schawet vmb Gottes Willen / der arme Mensch hat ein par Löcher in den Füssen wie vnser Heylandt am Creütz! damit erinnerte sie sich deß Leydens Christi so inbrünstig / das sie die Wunde / als sie den Fuß in Händen hielte / vnd sie Modesto zeigte / herzlich küßte! der Arme aber verschwand alsobald vor vnsern Augen / vnd hinderliesse einen solchen lieblichen Geruch bey vns / das ich nicht glauben kan / das ein grösserer Wolust als dessen Empfindung gewesen / auff Erden von den Menschen genossen werden mag! es hat auch nachgehents noch etliche Tage nach diser Begebnus in vnserm Hauße so wol gerochen / biß nemblich Honoria ihres Sohns Proximi genäsen / welches Kind entweder auß allzuhefftiger Einbildung seiner Mutter oder villeicht auß sonderbaren Gnaden vnd Vorsehung Gottes auff seinen Füssen 2 rothe Mähler auff die Welt gebracht / die er meines darvor haltens noch haben wirt.

Hapsa fragte hierauff die Basiliam / ob sie nit erschrocken wäre / als der vermeinte Arme so gähling verschwunden? freylich ja / antwortet sie / aber es war ein frewdenreicher frölicher Schrecken / der vns überfiele! Modestus knihete alsobald neben seine Gemahlin / als welche noch dort neben dem Fußwasser auff den Knihen sasse / gleichsamb als wan sie verzuckt gewesen wäre / vnd danckte Gott das er sie so gnädiglich in ihrem Ellend heim zusuchen gewürdigt hette: ich aber stunde dort vnd wuste vor Schrecken vnd Verwunderung selbst nicht wie mir war biß ich mich endlich besonne / das Christus sich selbsten vor disem gottseeligen par Ehevolck in eines armen Bettlers Gestalt habe bewürten lassen wollen / damit anzuzeigen wie wol ihme ihre tragende Barmhertzigkeit gegen den Armen vnd was sie denselben vmb Gottes Willen vor guts erwißen / gefalle; ich lasse mirs auch nicht außreden / sonder glaube festiglich / das der vermeinte Bettler / es mag nun Christus selbst oder ein Engel gewesen sein / nit verschwunden wäre / sonder sich mit zu Tisch gesetzt hette / wan ich vnwürdige mich nicht in dem Zimmer befunden.

Diß nun ist zwar ein grosses Wunder vnd eine sonst seltene Gnad von Gott / das wir in vnserm schlechten Häußlin wegen Modesti vnd seiner Gemahlin solcher Gestalt heimgesucht vnd das ich zusehen gewürdigt worden / was vil wünschen möchten vnd nicht erlangen; aber gegen dem ists schwerlich zuvergleichen / das beydes ich vnd mein Man Seel. auß ihrer Beywohnung vnd Gegenwardt so geschwind andere Sitten an vns genommen! er wiße vns niemahl nichts! er beredet nichts! er corrigirt vns nit! er vermahnet: lehret vnd predigt vns nichts / vnd dennoch verändert sich vnser Handel vnd Wandel in eine augenscheinliche Besserung vnsers gantzen Lebens! er war noch nicht 14. Tag bey vns gewesen / als man von vns kein vnnutzes: geschweige ein haderhafftigs oder zancksüchtigs Wort mehr hörete! ich! zwar als ein Weib / will dannoch versichern / das wir auch die Glider vnd Geberden vnsers Leibs nicht mehr in ihrer der beyden Eheleüthe gegenwardt bewögten / es hette es dan entweders die höchste Notturfft: oder die Ehr Gottes außtrüglich erfordert! mein Man / welchen Modestus auch zur Schulen gehalten / ehe er ihn zum Handtwerck gethan / sagte offt der alte Römische Cato wäre wider in Modesto aufferstanden / vnd agire jetzt der Christlichen Religion gemeß / was er etwan hiebevor als ein Haid nach der Tugent vnd Vernunfft zu üben vorgehabt! Honoria aber erinnerte mich an das Leben der Mutter Gottes / wan man von ihr liset auff was weiß sie sich zu Haltung der zehen Gebott Gottes geschickt! in summa dise zwey Leüthe wisen vns ohne Wortlehr oder mündliche Vnderrichtung allein durch exemplarischen Vorgang (der ohne Außweichung weder zur lincken noch rechten immerhin wie das Primum Jmmobile seinen richtigen Weg forttrabt) vilmehr als der güldene Mund eines Christlichen Predigers thun mögen! dan ihr Thun vnd Lassen war so gnadenreich vnsere Sinne ich weiß nit durch was vor einen himlischen Zwang nach sich zuziehen / daß wir ihnen gleichsamb musten nachähmen!

Ein einziges Exempel will ich erzehlen darauß die gute zucht vnd Christliche Lebens Art die Modestus gepflantzet abzunemmen; als mein Man seel. gestorben vnd mich mit meinem Söhnlin Modesto (welchen der gedachte Modestus kurtz vor Mauritij Todt auß der Tauffe gehaben / vnd ihm seinen Namen geben) als eine verlassene Wittib vnd das Kind als ein armes ohnerzogenes Waißlin hinderliesse / versprach ihm Modestus bey seines Kindts Aufferziehung das beste zuthun vnd mich samt ihme nach möglichkeit zuversorgen; gleich wie aber bald hierauff Honoria mit ihrem Sohn Proximo nider kam vnd dise Welt seeliglich segnete / ehe sie ihrem Newgebornen Kind ihre Mütterliche Brüste reichen mögen / also muste ich des Proximi Seügmutter sein / wie sich dessen Vatter zu meines Sohns Pflegvatter angeben vnd obligirt hatte / solcher gestalt lebten Modestus vnd ich beysamen wie zwey Eheleüthe / ohne das keins das ander berührte? er war Hauß Vatter vnd ich die Hauß Mutter wir zogen vnsere beyde Kinder auff als wan sie Brüder von Vatter vnd Mutter gewesen waren / Modestus versahe meines Mans Werckstatt vnd tribe sein Handtwerck durch Gesind / schaffte auch ins Hauß was vonnöten war / ich aber thät was eine Haußwürtin thun solte / vnd gedachte immerhin so fortzuhausen / mich nit mehr zuverheüraten / sonder dem Tugent Spiegel Modesto in seinem schlechten Stand außzuwarten / vnd also vnsere beyde Kinder auffziehen zuhelffen: wir waren aber nicht über anderhalb Jahr dergestalt beysamen gewesen / als mich die jetzige Kayserin mit Proximo (den ich auff dem Arm trug) sahe vnd das Decklachen kandte darin ich in gewickelt; dan es war Damascenische Arbeit die sonst Niemand so wol machen konde als die seel. Honoria vnd die Kayserin selbsten; geschwind liesse sie heimlich nach mir schicken vnd fragte mich woher mir das Decklachen zustünde vnd demnach ich als eine die bey Modesto wohnete / zuliegen gar nicht gewohnet war / sagte ich ihr die Warheit deß gantzen Handels / welches der edlen Fürstin so zu Hertzen gieng / das sie sich des weinens gar nicht enthalten konde / sie begabte mich mit einer guten Verehrung / vnd befahl mir bey Leib vnd Lebens Verlust die Sach heimlich zuhalten / vnd das Kind Proximum mir wol befohlen sein zulassen: bin auch hernachgehents vnderschidlich mahl zu ihr kommen / vnd dannenhero damahls so bekandt mit ihr worden / das sie mich Ewer Gnaden als sie mit gegenwertiger ihrer Frewlin Lympidæ nider kam / zu einer Seügammen vorschlug; es kame mich zwar schwer an / den Modestum wegen seiner Tugent (bey dem ich allbereit ein Nonnenleben mir angewöhnet) vnd vnsere beyde Kinder wegen der Liebe die ich zu ihnen trug / zuverlassen; jedoch überwande ich meine affecten weil mir Modestus selbst darzu riethe / vnd überkam ihm ein par frommes Ehevolck des Haffner Handtwercks / die sich vmb einen ehrlichen Lohn zu ihm begaben: dise versahen ihm seine gar geringe Haußhaltung vnd giengen ihm an die Hand in dem was seines vnd beyder Kinder Leibs Notturfft erfordert / er aber liesse sie hingegen begreiffen vnd lehrnete sie leben was zu ihrer Seelen Heyl nötig war; vnder vnd neben disen beyden par Eheleüten nun wurden vnsere gedachte beyde Söhne der edle Proximus vnd Modestus dergestalt gottseelig erzogen vnd durch vorleüchtente Exempel Christlich angeführt das sie von nichts anders als der Tugent vnd göttlichen Dingen wusten: Wie dan auß folgender Geschichte so ich zuerzehlen versprochen / ohnschwer abzunemmen; ja es schine auß allem ihrem Thun vnd Lassen / als wan sie insonderheit Proximus nichts böses thun könden! worüber sich Phalangus / Heraclij damahliger Leibquardi-Haubtman / der beyden Knaben zugesehen vnd zugehöret / mir auch nachgehendts alles erzehlet / nicht genugsamb verwundern können.

Dann diser Phalangus wurde von Heraclio gesendet / Modesto außzukündigen / beydes den Todt Phocæ: Und das er Heraclius / an dessen Statt Kayser worden / zu notificirn / wie auch / das er derohalben gesinnet seye / auß Kayserlichem Gewalt ihme Modesto alle seine Haab vnd Güter / die Phocas zu sich gezogen vnd bißhero ohnrechtmäßig besessen / widerumben einraumen zulassen / zu welchem Ende er dan Modestum gleich vor Heraclium bringen solte / als welchen er dermahl eins widerumb zusehen hertzlich verlangte: alß nun Phalangus vor meine Behaußung kam / seinen habenden Befelch auszurichten / die Thür aber beschlossen sahe / gleichwol aber im Höfflin darneben jemand hörete / da schawet er durch den Riß vnd wirt beyder Knaben (die damahls auß dem sibenden in das achte Jahr ihres Alters geschritten) gewar: er horchte ob er villeicht auß ihren Reden vernemmen könde / wo sich Modestus befinden möchte (dan er sorgte wan derselbe innen werden solte / das der Kayser nach ihm schickte / so dörffte er villeicht in die Forcht gerathen / Heraclius wäre gegen ihm gesinnet wie etwan Phocas gewesen / vnd möchte sich als dan auff die Flucht begeben) da hörete er das mein Modest zum Proximo sagte; mein Bruder (dan beyde Knaben wusten nit anders als das sie leibliche Gebrüder: Und beyde eines Haffners nemblich des Modesti Söhne wären) mein Bruder / sagte er / du hörest täglich daß sich die Leüthe hin vnd wider miteinander zancken; grosse Herren zancken sich vmbs Kayserthumb! Umb Land vnd Leüth! Umb Ehr vnd Hochheit / andere vmb Hab vnd Gut / vnd andere vmb so geringe Sachen / wie wir offt an vnsern Nachbaren hören / das es nit der Mühe lohnet / darumb auff den Boden zugreiffen / muß derohalben ein gewaltiger Spaß darbey sein? Dan sonst wären die Leüthe ja so hart nicht darauff verbicht! vermeine derowegen wan wir beyde auch vor die lange Weil einen Hader miteinander anfiengen! Wir haben ohne das jetzt eine Stundt platz vnd Erlaubnus den Stein zustossen oder zukeglen / dieweil vnser Vatter Bettet und die Großältern zu Marck sein: Bruder / antwortet Proximus / ich wiste nicht wo wir Vrsach zum zancken hernemmen solten? so wäre mirs auch laidt wann wir beyde vneinig miteinander würden; eben so mehr wollen wirs gar bleiben lassen. Nein antwortet mein Modest / wir wollen drumb nit ohneins werden / wir wollen sich nur so stellen / damit wir beyzeiten das zancken lehrnen / vnd / wan wir groß sein vnd von andern zum Zanck gemüssigt werden / dasselbig auch wie andere Leüth rechtschaffen können; sintemahl man vorm hadern niemahl versichert ist / weil Niemand länger Frid halten kan als sein Nachbar will; Proximus sagte hierauff / wan ich gleich gern zancken wolte / so wiste ich doch nicht wie ichs machen müste; so hab ich ja auch wie gemelt / kein Vrsach darzu; Modest antwortet Bruder du wirst dir einmahl belieben lassen / mit mir zuzancken / Sihe! ich will disen Stecken in die Hand nemmen / vnd will sagen diser Stecken ist mein / so antworte ich dir hinwider vnd du mir dargegen / so gibt ein Wort das ander biß wir endlich in die Sprüng kommen vnd beiderseits empfinden was vor Wolust / Frewd vnd Nutz hinder dem Zancken steckt! Proximus antwortet / wan du mich dan je des Haderns nicht überhoben sein lassen wilst / so fange dann in Gottes Namen an / so wollen wir sehen was wir können; darauff nam mein Modest den Stab vnd sagte zum Proximo / sihe Bruder diser Stecke ist mein! Proximus antwortet / wan er dein ist so behalt ihn / ich hab kein Anspruch daran. Dises gefiele Phalango dem Kays: Quardi Haubtman so wol / das er sich des Lachens nicht enthalten konde / sonder damit beyde Knaben in ihrem Kinderspil zerstörte / an die Thür stiesse / vnd weil eben beyde alte Haußleüthe / welche Modestus bey sich hatte / wider von Marckt nach Hauß kamen / nach deren Haußherren fragte / bey welchen er seinen Befelch außrichtete vnd ihn mit sich nach Hoff zum Kayser führte.

Solche vnd dergleichen Stücke hette ich noch ohnzahlbar vil zuerzehlen / warauß abzunemmen wäre / wie wir in vnserm Häußlin beieinander gelebt / vnd wie vnsere Kinder mit einander aufferzogen worden; meinen Mann seel: habe ich zwar gar nicht lang gehabt / vnd die Zeit ist mir so kurtz bey ihm gewesen / als wann ich nur ein vierter Jahr bey ihm gelebt; Gleichwol aber ist er ehemaligen mit Modesto gehabter Kundtschafft so redlich / auffrichtig vnd aller Tugend vnd Gottseeligkeit dermassen ergeben gewesen / daß man dem gemeinen Sprichwort nach auff sein stähte Trew vnd Beständigkeit kömlich ein Schloß bawen mögen; vernehmet nur was er thät / als Phocas Modesto nachstellet / vnd neben andern Käyserl. Gnaden auch 1 000. Ducaten dem jenigen anbotte / der ihme denselben verrahten: vnd auff die Fleischbanck liffern wurde? als er eben so grausamme Marter demselben trohete der ihn wißte vnd nicht angebe? Er wußte daß vns damahl die Armuht truckte / Er wußte daß vnser Weiblich Geschlecht geziehen wurde / was massen es der Hoffart: dem Geitz / der Untrew / der Schwetzhafftigkeit / der Leichtfertig: vnd Unbeständigkeit seinen gleichsam eignen Lastern ergeben wäre; er trawte mir zwar nichts böses zu / aber gleichwol quälte er sich mit einer ängstlichen Sorg / weil er mich / was hinder mir stecken möchte / noch nicht auff die Prob gesetzt; mit einem Wort / er sorgte halt / ich möchte entweder als ein schwaches Weibsbilde mich das holde Golt verblenden: oder die erschreckliche Betrohungen erschrecken lassen vnd den jenigen angeben / der vns sein Leben vertrawt / er kam trawrig nach Hauß / vnd seüffzete so wol wan er mich: als wan er Modestum vnd seine Liebste ansahe: welches mich befrembtete vnd aller dings versicherte / das sein Gemüt zerrüttet vnd mit einer schweren ohngewöhnlichen Sorg verwirret vnd belästget sein müste / derowegen sprach ich ihm tröstlich zu / vmb die Vrsach seiner Schwermütigkeit zuvernemmen / vnd als ers vor ein Notturfft achtete / mir solche zueröffnen / sagte er / ach mein von Hertzen geliebte Haußfraw nunmehr hab ich erlebt / daß der getrewe Gott dem Satane verhängt vns beden doppelte Stricke zulegen / damit / wan wir denselben ritterlich enttrinnen / er vns in seiner Seeligkeit auch dopelt bekrönen möge. Sihe jetzt locket der böse Geist mit grossen Gaben vnd Goltbelohnung vnd trohet zugleich mit Marter vnd Todt! beydes darumb / damit er vns zu sich in den höllischen Schlund ziehen möge! er beüt zeitliche Reichtumb an / damit er vns der ewigen beraube / er trohet mit zergänglicher Marter vnd zeitlichem sterben / damit er vns in immerwerende Qual: vnd in den ewigen Todt stürtze? Er reitzet die Leiber der gerechten hie Zeitlich zutöden / vmb die Seelen der Thöter dort ewiglich zuwürgen? dise Rede beschlosse er mit einem schweren Seüffzen den er auß dem vndersten Theil seines Hertzens herauff holete. Jch aber antwortet / wie schwetzet mein Hertz? bey nahe wie ein Man der kein Kopff hat; ( id est, wie einer dem es am Hirn vnd Verstand manglet) sagt mir ewer Anligen vnd was eüch widerfahren sey / damit ich als ewer von Gott zugeordneter Gehülffe eüch an ewerm Creütz möge tragen helffen; so schwach bin ich nicht meinem Geschlecht nach / so starckmütig vnd tapffer werde ich meinen gebührenden antheil von ewerm Last auff mich nemmen eüch die Bürde zuerleichtern? nur getrost hergesagt / damit ich beyzeiten wisse / was eüch hingegen zum Widertrost gedeyen vnd womit ich eüch helffen vnd dienen möge; der liebe Gott hat vns bißhero noch niemahl keine Gelegenheit an die Hand gegeben / darin eins dem andern von vns beyden seine Trewe vnd Bestendigkeit / wie ein Freünd dem andern in der Not / bezeügen können / darumb laßt mich jetz ewer Anligen hören / damit ihr hingegen sehen köndet / wen ihr bißhero an ewer Basilia gehabt? wir hatten noch vnderschidliche dergleichen Reden vnder vns / ehe ich von ihme erfuhr wo ihn der Schu trückte / vnd wan ich die Warheit bekennen muß / so frewte mich von Grund meines Hertzens / als ich vernam / das ich so einen auffrichtigen / fromen vnd getrewen Man zum Ehegemahl hatte; es wäre manche Haber Närrin gewesen die einen Vertruß geschöpfft / wan ihr der Man nicht alle seine Heimlichkeiten gleich so warm auff die Naße gebunden / oder wan sie verspürt / das er einig Mißtrawen in sie gesetzt hette; aber mir wars nicht so? mir gefiele vil mehr an meinem Mann daß er vorsichtig handelte / vnd mit seinen vernünfftigen Gründen der gewöhnlichen weiblichen Leichtsinnigkeit / dafern anders einige bey mir gewohnet / beyzeiten vorbawete / vnd sie mit betrohenlichen Gewissensängsten vmbschrenckte; dan er brachte di Sach so manierlich vor / vnd wuste mir alles so ardtlich daherzumahlen / daß ich wider in mich selbst: vnd zuruck gangen wäre / wan ich gleich schon eigentlich bey mir beschlossen gehabt die 1 000. Ducaten zuverdienen vnd meinem aignen Todt zwar Phocas deß Modesti verhölern angetrohet / zuentgehen.

Meine Antwort war / es wäre besser mit dem frommen vnd unschuldigen Modesto vnd seiner Gemahlin hier zusterben vnd dort ewig zuleben / als hier mit Phocæ auff dem Kayserlichen Thron / vnd dort in der Höllen vnder den verdammten zusitzen / er solte meinetwegen gantz ohnbekümert leben / die Basilia würde ehender tausendt Todt leiden als im geringsten etwas begehen das ihr vnd ihrem Mann zu Schand: geschweige gar zur Verdambnus gereiche; mit diser Versicherung richtet ich meines Mans zerschlagenes Gemüt wider auf / daß er zwar seine vorige Frölichkeit wider an sich nam / aber gleichwol mit nichten aufhörete vor seinen Modestum vnd dessen Gemahlin zusorgen er möchte villeicht durch andere außgekundtschafft vnd verraten werden / vnd ich dörffte auch schier glauben das solche seine grosse Sorg vnd Angst die ihn immer quälete / kein kleine Befürderung zu seinem frühezeitigem Todt gewesen. Jch bin aber mit Erinnerung meines Mans Seel. schir auß dem Glaiß meiner Erzehlung kommen die sich aber ohne das auch nicht weiters erstreckt / als das Modestus mit meiner Einwilligung den gedachten beyden bey sich gehabten Eheleüten mein Hauß sambt seiner zugehörte schenckte / hingegen aber mir vor meinen Sohn ein bessers vnd wol gelegeners gabe / ermelten meinen Sohn zu sich nam vnd neben seinem Proximo aufferzohe / massen sich derselbe noch bey ihm befindet / vnd durch wolverhalten den Namen einsen seiner getrewsten Diener erworben / der ihm auch noch biß auff den heütigen Tag in seiner langwürigen Kranckeit niemahl von der Seiten kombt; so liebet ihn Modestus auch beynahe so sehr als seinen aignen Sohn Proximum / also daß ich wol Vrsach habe Gott zudancken / beydes daß er mir so einen vornemmen Pflegvatter vnd aufferzieher zu meinem Kind bescheret / vnd das mein Sohn dessen Zucht vnd Tugenden so begirig angenommen.

Hiemit beschlosse Basilia ihren Discurs / obwol Hapsa vnd Lympida ein grosse Begird hatten / ein mehrers zuhören.


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