Leopold Friedrich Günther von Göckingk
Lieder zweier Liebenden
Leopold Friedrich Günther von Göckingk

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Als sie Amarant auf der Reise vermutete

        Mit Geschrei, verirrter Pilgrim, schweben
Wilde Gänse auf des Adlers Bahn,
Alle Fenster, alle Türen beben
In den Hespen, und der Wetterhahn

Drehet kreischend auf des Giebels Spitze
Sich in kurzen Kreisen, und der Sturm
Stört hervor, aus tiefer Mauerritze,
Eul und Käuzchen auf dem Kirchenturm.

In die Wette mit einander wehen
Alle Winde; Schneegestöber füllt
Erd und Himmel, wie die Leichen stehen
Türm und Meilenzeiger eingehüllt.

Bläst der Sturm nicht an der Himmelshöhe
Selbst das Licht von allen Sternen aus?
Wehe, meinem armen Freunde, wehe,
Trieb ihn heute seine Lieb heraus!

Werdet still, ihr Winde! Nimm die Hülle,
Lieber Mond, von deinem Antlitz ab!
Aber horch! was trappelt? – Stille! stille! –
Horch! – O Himmel! seines Rappen Trab!

 


 


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