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XXXIII

TOD DES HONORIUS · VALENTINIAN III. KAISER DES WESTENS · SEINE MUTTER PLACIDIA · AËTIUS UND BONIFATIUS · EROBERUNG AFRIKAS DURCH DIE VANDALEN

 

TOD DES HONORIUS - 27. AUGUST 423

Während seiner langen und inhaltsleeren Regierung von achtundzwanzig langen Jahren hatte Honorius, der Kaiser des Westens, sich von allen freundschaftlichen Gefühlen für seinen Bruder und später auch für seinen Neffen, den beiden Herrschern des Ostens, freigehalten; und Konstantinopel sah mit sichtbarem Gleichmut und kaum verhohlener Freude auf Roms Notlage. Placidias ausgefallener Lebenslauf [c.XXXI] indessen erneuerte und festigte das Bündnis zwischen beiden Reichen. Diese Tochter Theodosius' des Großen war Gefangene und zugleich Königin der Goten gewesen; sie hatte einen Gatten verloren, der ihr in Liebe zugetan war; dessen zynischer Mörder hatte sie in Banden geführt; sie hatte genussreich Rache genommen, und sie war in einem Friedensvertrag gegen sechshunderttausend Maß Weizen eingelöst worden. Nachdem sie aus Spanien nach Italien zurückgekehrt war, durchlebte Placidia im Schoße der eigenen Familie eine neue Art von Verfolgung. Sie sträubte sich gegen eine Hochzeit, die man gegen ihren Willen arrangiert hatte; und der brave Constantius erhielt als Belohnung für seine Siege über verschiedene Feinde aus der Hand des Honorius höchstpersönlich die Witwe des Athaulf, die sich aber durchaus abgeneigt und widersetzlich erzeigte. Doch ihr Widerstand versandete schließlich mit der üppigen Hochzeitsfeier; auch weigerte Placidia sich nicht, die Mutter von Honoria und Valentinian III. zu werden, die absolute Herrschaft über das Gemüt ihres Gatten zu gewinnen und auch zu exekutieren.

Diese schlichte Soldatennatur, die sich bis dahin nur in Geselligkeiten und im Militärdienst geübt hatte, lernte neue Lektionen über Habgier und Ehrgeiz; ränkekundig gewann er sich den Augustustitel; und der Knecht des Honorius hatte Teil an der Herrschaft über den Westen. Der Tod des Constantius im siebten Monat seiner Regentschaft schien die Macht der Placidia sogar noch zu vermehren anstelle ihr Abbruch zu tun; und ihres Bruders unschickliche Vertraulichkeit, [Ü.a.d.Griech.: Die dauernden Küsse auf den Mund] heißt es bei Olympiodoros bei Photios, p. 197, der wohl die gleichen Liebkosungen beschreiben will, die Mohamed seiner Tochter Fatima gewährte. »Quando,« sagt der Prophet selbst, »quando subit mihi desiderium Paradisi, osculor eam, et ingero linguam meam in os eius.« [Wenn mich die paradiesische Lust überkommt, küsse ich die und führe meine Zunge in ihren Mund]. Aber diese sinnliche Zärtelei war durch Wunder und Mysterium gerechtfertigt. Die Anekdote ist von Pater Marracci in seiner Übersetzung und Widerlegung des Korans öffentlich gemacht worden, Band 1, p. 32. bei der es sich vermutlich nur um Symptome einer kindlichen Zuneigung handelte, wurde allgemein einer inzestuösen Liebe zugeschrieben. Unversehens jedoch wurde infolge der niederträchtigen Intrige eines Kammerdieners und eines Kindermädchens aus dieser Zuneigung ein unheilbares Zerwürfnis; die Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und seiner Schwester hielten sich nur für kurze Zeit innerhalb der Palastmauern; und da die gotischen Söldner Anhänglichkeit an ihre Königin bewahrten, kam es in Ravenna schon bald zu blutigen Unruhen, die nur durch den erzwungenen oder freiwilligen Rücktritt der Placidia und ihrer Kinder beigelegt werden konnte. Die königlichen Flüchtlinge landeten - kurz nach Theodosius' Hochzeit - in Konstantinopel, wo man den Sieg über die Perser feierte. Man behandelte sie freundlich und mit allem Pomp; aber da man dem Kaiser Constantius am Hof des Ostens Statuen verweigert hatte, konnte man seiner Witwe schlechterdings nicht den Titel der Augusta zugestehen. Einige Monate nach Ankunft der Placidia brachte ein Eilbote Nachricht, dass Honorius an der Wassersucht gestorben sei; aber das wichtige Staatsgeheimnis ward nicht publik gemacht, als bis ein beachtliches Truppenkontingent an die dalmatinische Küste in Marsch gesetzt worden war. Sieben Tage lang blieben in Konstantinopel Läden und Tore geschlossen; und der Heimgang eines ausländischen Herrschers, über den man weder Freude noch Trauer empfand, wurde mit ebenso unüberhörbaren und wie erheuchelten offiziellen Respekts- und Betroffenheits-Bezeigungen beweint.

 

DER USURPATOR JOHANNES · AUFSTIEG UND FALL · A.D. 423-425

Während die Minister Konstantinopels noch in Nachdenken versunken waren, riss der Ehrgeiz eines Fremden den verwaisten Thron des Honorius an sich. Der Name des Rebellen war Johannes; er hatte die Vertrauensstellung eines Primicerius oder Ersten Sekretärs inne; und die Geschichte hat ihm mehr Tugenden zugeschrieben, als man sie ihm aufgrund der Verletzung solch heiliger Pflichten zubilligen möchte. Optimistisch erhoben durch Italiens Unterwerfung und durch die Hoffnung auf ein Bündnis mit den Hunnen brachte Johannes es sogar fertig, die Majestät des Ost-Kaisers mit einer Gesandtschaft zu kränken; als er indessen erfahren musste, dass seine Bevollmächtigten verurteilt, eingesperrt und schließlich mit Schimpf und Schande davongejagt worden waren, schickte er sich an, seine angemaßten Ansprüche mit Waffengewalt zu behaupten.

Bei einer solchen Gelegenheit hätte der Enkel des großen Theodosius höchstpersönlich ins Feld ziehen müssen; aber sein Arzt brachten den jungen Herrscher leicht von einem so unbedachten und gefahrvollem Vorhaben ab; und so übertrug er den Feldzug nach Italien klugbedacht dem Ardaburius und dessen Sohn Aspar, die sich bereits gegen die Perser bewährt hatten. Ardaburius sollte sich, so ward beschlossen, zusammen mit der Infanterie einschiffen; während Aspar an der Spitze der Reiterei Placidia und ihren Sohn Valentinian entlang der Adriaküste begleiten sollte. Der Zug der Kavallerie wurde mit soviel Umsicht durchgeführt, dass sie ohne Widerstand die wichtige Stadt Aquileia überrumpeln konnten; als plötzlich die Hoffnungen des Aspar einen Dämpfer erhielten durch die Unglückspost, dass ein Sturm die kaiserliche Flotte zerschlagen habe; und dass sein Vater, dem nur zwei Galeeren geblieben waren, im Hafen von Ravenna gefangen in Ketten liege.

Aber dieser Zwischenfall, so unglücklich er zunächst zu sein schien, erleichterte am Ende die Eroberung Italiens. Ardaburius ge- oder besser missbrauchte die ihm zugestandene Freiheit und belebte den gesunkenen Mut seiner Truppen aufs Neue; und sobald die Sache zur Entscheidung gereift war, drängte er Aspar durch vertrauliche Boten zum Eingreifen. Ein Schäfer, den der populäre Aberglauben zu einem Engel gemacht hatte, leitete die Kavallerie des Ostens auf einem geheimen und, wie allgemein angenommen wurde, unpassierbarem Weg durch die Schlickwüsten des Po. Die Tore Ravennas öffneten sich nach kurzem Gefecht; und der schutz- und hilflose Usurpator wurde der Gnade oder besser: der Grausamkeit der Sieger ausgeliefert. Zunächst einmal schlug man ihm die rechte Hand ab; und nachdem man ihm auf Eselsrücken der öffentlichen Spottlust ausgesetzt hatte, wurde er im Zirkus von Aquileja enthauptet. Als bei Kaiser Theodosius die Zeitung des Sieges einlief, ließ er das Pferderennen abbrechen; und indem er auf dem Zuge durch die Straßen einen passenden Psalm vernehmen ließ, führte er sein Volk von der Rennbahn zum Gotteshaus, wo er den verbleibenden Tag in dankbarer Anbetung zubrachte. Zu diesen Umwälzungen im Occident siehe: Olympiodoros, bei Photios, p. 192,193,196,197 und 200; Sozomenos, 9,16; Socrates, 7, 23, 24; Philostorgios, 12,10 und 1l und Gothofredus, Dissertationes,p. 486; Prokopios, de Bello Vandalico 1,3; Theophanes, in Chronographia p. 72f. und die Chroniken.

 

VALENTINIAN III WIRD KAISER DES WESTENS · A.D. 425-455

Für eine Monarchie, die sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Vorgeschichten als Wahl- oder auch Erbkönigtum ansehen lässt, können die verschlungenen Ansprüche der weiblichen oder Nebenlinien Grotius, de iure belli et pacis 2,7. Er hat mit viel vergeblicher Mühe versucht, ein stimmiges Rechtssystem für die verschiedenen Arten der königlichen Thronfolge auszuarbeiten, die sich infolge von Betrug, Gewalt, Gewohnheit oder Zufall etabliert hatten. unmöglich mit Genauigkeit festgelegt werden; und Theodosius hätte mit dem Recht des Blutsverwandten oder des Siegers die Herrschaft über das ganze Römische Reich antreten können. Für einen Augenblick war er von dieser Aussicht auf die Unendlichkeit geblendet; dann aber fügte sich sein gemäßigtes Gemüt dem Diktat der politischen Vernunft. Er begnügte sich mit der Herrschaft über den Osten; und sorgfältig erwog er die Risiken, einen mühsamen und blutigen Krieg gegen die fernen Barbaren jenseits der Alpen zu wagen; oder etwa den Gehorsam der Italiener und der Afrikaner wieder herzustellen, die sich durch unüberbrückbare Gegensätze ihrer Sprache und ihrer Interessen entfremdet hatten.

So hörte Theodosius also nicht auf die Stimme des Ehrgeizes, sondern nahm sich die Zurückhaltung seines Großvaters zum Vorbild und beschloss, seinen Vetter Valentinian mit dem Thron des Westreiches zu belehnen. Der königliche Knabe erhielt noch in Konstantinopel den Titel eines Nobilissimus; er wurde noch vor seiner Abreise aus Thessaloniki in den Rang und die Würde eines Caesar erhoben; und nach der Eroberung Italiens begrüßte der Patrizier Helion im Auftrage des Theodosius und in Gegenwart des Senates Valentinian, den dritten Träger dieses Namens, als Augustus und investierte ihn feierlich mit Diadem und Königspurpur. Die zeitgenössischen Autoren sind uneins (Muratori, Annali d'Italia, Band 4, p. 139), ob Valentinian das Königsdiadem in Ravenna oder in Rom erhalten habe; angesichts dieser Unsicherheit möchte ich annehmen, dass dem Senat die Ehre gegeben wurde.

Die drei Damen, die die römische Welt tatsächlich beherrschten, einigten sich dahin, den Sohn der Placidia mit Eudoxia zu verloben, der Tochter des Theodosius und der Athenais; und sobald der Liebhaber und seine Braut die Pubertät erreicht hatten, wurde dieses Bündnis feierlich vollzogen. Zur gleichen Zeit wurde, vielleicht als Ausgleich für die Kriegskosten, das westliche Illyrien aus den italienschen Gebieten herausgetrennt und dem Thron von Konstantinopel zugeschlagen. Der Count de Buat (Histoire des peuples d'Europe, Band 7, p. 292 – 300) hat die Wahrheit dieser merkwürdigen Landabtrennung erwiesen, die Gründe dafür erläutert und die Folgen ermittelt. Der Herrscher des Ostens erhielt so die vorteilhafte Herrschaft über die reiche dalmatinische Seeprovinz und zugleich den heiklen Besitz von Noricum und Pannonicum, welche über zwanzig Jahre lang von den Massen der Hunnen, Ostgoten, Vandalen und Bavarier bedrängt worden waren. Theodosius und Valentinian fuhren fort, die Verpflichtungen einzuhalten, die sich aus ihrer privaten und staatlichen Allianz ergaben; aber die Einheit der römischen Regierung war endgültig aufgelöst. Durch einen eindeutigen Erlass wurde die Gültigkeit aller zukünftigen Gesetze auf den Herrschaftsbereich ihrer jeweiligen Urheber beschränkt; er hielt es denn für angemessen, sie von eigener Hand zu unterfertigen und seinem unabhängigen Kollegen zur Billigung vorzulegen. Siehe hierzu das Erste Nachtragsgesetz des Theodosius, durch das er (A.D. 438) den Codex Theodosianus unterzeichnet und in Kraft setzt. Etwa vierzig Jahre zuvor hatte sich die Einheit der Gesetzgebung durch eine Ausnahme erwiesen. Die Juden, zahlreich in den Städten Kalabriens und Apuliens, brachten im Osten ein Gesetz zuwege, um ihr Fernbleiben von öffentlichen Ämtern zu legitimieren (Codex Theodosianus 16,8,13); und der Herrscher des Westens musste durch ein besonderes Edikt das Gesetz für ungültig erklären, (»quam constat meis partibus esse damnosam.«[...das in meinem Reichsteil als ungültig angehen wird]) Codex Theodosianus 12,1,158.

 

VALENTINIANS MUTTER PLACIDIA · A.D. 425-450

Als Valentinian den Augustustitel erhielt, war er nicht älter als sechs Jahre; seine langjährige Minderjährigkeit stand unter dem Schirm seiner Mutter, die das Recht der weiblichen Linie an der Herrschaft über den Westen für sich reklamieren mochte. Placidia blickte mit Neide auf das Ansehen und die Tugenden des Weibes und der Schwester des Theodosius, konnte ihnen aber nichts entgegen setzen: dem anmutigen Genius der Eudocia und der klugbedachten und erfolgreichen Politik der Pulcheria. Mit Missgunst sah die Mutter des Valentinian auf die Macht, an der sie keinen Teil haben konnte; Cassiodor (Variae 11, Epistulae 1) hat die Regierungen der Placidia und der Amalasuntha miteinander verglichen. Er tadelt die Schwäche von Valentinians Mutter und rühmt die Vorzüge der königlichen Hoheit. Allerdings scheint bei dieser Gelegenheit die Schmeichelei die Wahrheit gesprochen zu haben. fünfundzwanzig Jahre lang regierte sie im Namen ihres Sohnes; und die Charakterzüge dieses unwürdigen und unfähigen Herrschers gaben dem Verdacht Nahrung, dass Placidia seine Jugendstärke durch eine wüste Erziehung geschwächt und seine Aufmerksamkeit vorsätzlich von allen männlichen und ehrenhaften Vorhaben abgelenkt habe.

 

IHRE FELDHERREN AETIUS UND BONIFATIUS

Inmitten des allgemeinen Niederganges des kriegerischen Geistes ließ sie ihre Armeen von zwei Generälen kommandieren, Aëtius Philostorgios, 12,10 und Gothofred, Dissertationes, p. 493ff.; und Renatus Frigeridus, bei Gregor Tours. 2,8, Band 2, p.163. Der Vater des Aëtius war Gaudentius, ein angesehener Bürger der Provinz Skythien und Heermeister der Kavallerie; seine Mutter war eine reiche Italienerin von Adel. Seit seiner frühesten Jugend hatte Aëtius als Soldat oder als Geisel Umgang mit den Barbaren gehabt. und Bonifatius, Zur Persönlichkeit des Bonifatius siehe Olympiodoros, bei Photios, p. 196 und Augustinus, bei Tillemont, Mémoires ecclesiastiques, Band 13, p. 712 – 715 und 886. Der Bischof von Hippo hatte Anlass, den Fall seines Freundes zu beweinen, da er nach feierlichem Keuschheitsgelübde die zweite Frau aus der Sekte der Arianer geheiratet hatte und darüberhinaus noch im Verdacht stand, in seinem Hause diverse Beischläferinnen zu beherbergen. die sich die Ehrenbezeichnung der Letzten Römer verdient hatten. Vereint hätten sie dem sinkenden Imperium noch Hilfe bringen können; ihre Zwietracht war der letzte, entscheidende Anlass für den Verlust von Afrika. Der Sieg über Attila hat den Ruhm des Aëtius unsterblich gemacht; und wenngleich die Zeit den Namen des Bonifatius verdunkelt hat, so hat doch die Verteidigung von Marseille und die Befreiung Afrikas seine militärische Begabung deutlich erwiesen. Auf dem Schlachtfeld, bei zahlreichen Kommandounternehmen, in vielen Einzelgefechten blieb er der Schrecken der Barbaren; die Klerisei und insonders sein Freund Augustinus zeigten sich höchlich erbaut über die christliche Frömmigkeit, die ihn voreinst vermocht hatte, sich von der Welt zurückzuziehen; das Volk war von seiner fleckenlosen Lauterkeit entzückt; die Armee fürchtet seine strikte und unnachsichtige Gerechtigkeit, für die hier ein einzigartiges Beispiel gegeben werden soll: Ein Bauer, der sich über die ehebrecherische Beziehung zwischen seinem Weib und einem Goten beklagt hatte, erhielt Weisung, sich anderen Tages bei Gericht einzufinden; noch am Abend bestieg der comes sein Pferd, nachdem er sich über Zeit und Ort des Stelldicheins genau erkundigt hatte, ritt zehn Meilen landeinwärts, erwischte das schuldige Paar in flagranti, erschlug den Soldaten auf der Stelle und brachte den klageführenden Ehegatten zum Schweigen, indem er ihm am nächsten Morgen den Kopf des Ehebrechers präsentierte.

 

BONIFATIUS UND DIE VANDALEN

Man hätte die Befähigung des Aëtius und Bonifatius auf getrennten Kommandostellen mit Vorteil gegen einen ausländischen Feind einsetzen können; aber ihre jüngsten Erfahrungen haben Kaiserin Placidias Entschlüsse gesteuert. In der Trübsal und Einsamkeit ihres Exils hatte allein Bonifatius in unerschütterter Treue zu ihr gestanden; und die Armee und Geldmittel Afrikas hatten wesentlich zur Niederwerfung der Rebellion beigetragen. Dieselbe Rebellion hatte Aëtius in seinem Ehrgeiz und seiner Umtriebigkeit befeuert, indem er sechstausend Hunnen von der Donau an die italienische Grenze führte, dem Thronräuber Johannes zur freien Verwendung. Dessen vorzeitiges Ende nötigte Aëtius, einen durchaus vorteilhaften Frieden zu schließen; aber er wurde nicht müde, er, der Untertan und Krieger des Valentinian, eine geheime und vermutlich hochverräterische Beziehung mit den barbarischen Alliierten zu unterhalten, deren Rückzug man mit großzügigen Geldgeschenken und noch großzügigeren Versprechungen erkauft hatte. Indessen hatte Aëtius einen unbezahlbaren Vorteil in diesem Weiberregiment: er war stets zugegen; mit kunstgerechter und unermüdeter Schmeichelei belagerte er den Palast von Ravenna; verbarg seine schwarzen Entwürfe hinter der Maske des ergebenen Freundes; und betrog endlich seine Herrin und seinen fernen Rivalen mit einer Kabale, die zu durchschauen einer schwachen Frau und einem arglosen Mann wohl schwer fallen mochten.

 

AUFSTAND DES BONIFATIUS IN AFRIKA A.D. 427

Heimlich überredete er Placidia Prokopios (De bello Vandalico 1,3f) erzählt den Betrug des Aëtius, die Gegenwehr des Bonifatius und den Verlust Afrikas. Diese von einigen weiteren Zeugen bestätigte Geschichte (siehe Ruinart, Historiaa persecutionis Vandalicae, p. 420f.) passt durchaus zu den Gepflogenheiten antiker und gegenwärtiger Höfe und mochte naturgemäß durch die Reue des Bonifatius entdeckt werden., Bonifatius aus seinem Regierungsamt in Afrika abzuberufen; heimlich gab er Bonifatius den Rat, der kaiserlichen Verfügung nicht zu gehorsamen: dem einen stellte er den Marschbefehl als Todesurteil dar; der anderen wusste er die Weigerung als Signal zum Aufstand auszulegen; und als der nichtsahnende und leichtgläubige comes die Provinz zu seiner Verteidigung unter Waffen gestellt hatte, beglückwünschte sich Aëtius zu seinem Scharfsinn, eine Rebellion vorhergesehen zu haben, die er mit seiner Niedertracht überhaupt erst ins Leben gerufen hatte. Eine gut geführte Untersuchung hätte die wahren Beweggründe des Bonifatius an den Tag gebracht und dem Staat einen treuen Diener zurückgegeben; aber die Anschläge des Aëtius zeigten nach wie vor ihre Wirkung, und so griff der comes in seiner bedrängten Lage zu den allerbedenklichsten Auskunftsmitteln. Er hatte die ersten Angriffe mit Erfolg zurückgeworfen, aber er gab sich nicht der leeren Hoffnung hin, er könne an der Spitze von einem Haufen ungeordneter Afrikaner den regulären Streitkräften Paroli bieten, zumal sie unter dem Kommando eines Gegners standen, dessen militärische Kompetenz er nichts weniger als gering schätzen durfte. Nach einigem Zögern, dem letzten Ringen zwischen Vernunft und Treue, schickte Bonifatius einen zuverlässigen Freund an den Hof, oder besser: in das Heerlager von Gunderich, des Vandalenkönigs, mit dem Vorschlag für eine unbedingte Allianz und dem Angebot zu einem günstigen und dauernden Siedlungsrecht.

 

BONIFATIUS RUFT DIE VANDALEN · A.D. 428

Nach dem Rückzug der Goten aus Spanien hatte sich die Autorität des Honorius vorübergehend erneuert; ausgenommen war nur Galizien, wo die Sueben und Vandalen ihre Heerlager wegen ihres gegenseitigen Misstrauens und ihrer neidvoll beobachteten Unabhängigkeit aufgebaut und befestigt hatten. Die Vandalen behielten die Oberhand; ihre Feinde wurden in dem Nervasischen Hügelland zwischen Leon und Oviedo belagert, bis der herannahende comes Asterius die siegreichen Barbaren veranlasste, den Kriegsschauplatz zu verlassen und die Baetische Ebene aufzusuchen. Der rasche Vormarsch der Vandalen machte schon bald ein entschiedeneres Entgegentreten erforderlich; und so zog ihnen der Heermeister Castinus mit einer großen Armee aus Römern und Goten entgegen. Jedoch: Castinus ward in dem Kampf gegen einen schwächeren Gegner besiegt und entfloh in Schande nach Tarragona; und seine unvergessene Niederlage wurde schon bald als die Strafe für seinen Dünkel angesehen, war aber wohl nur dessen Folge. Siehe die Chroniken des Prosper Tiro und Hydatius. Salvianus (de gubernatione Dei 7) schrieb den Sieg der Vandalen ihrer größeren Frömmigkeit zu. Sie fasteten, beteten und trugen dem Heere eine Bibel voran, vermutlich in der Absicht, die Bösartigkeit und Gotteslästerlichkeit ihrer Feinde zu beschämen. Sevilla und Carthagena gab es für die stürmischen Sieger zur Belohnung oder besser wohl: zur Beute, und die Schiffe, die sie im Hafen von Carthagena vorfanden, mochte sie wohl leicht nach Mallorca oder Minorca bringen, wo die spanischen Flüchtlinge etwas naiv ihre Familien und ihr Vermögen zu verbergen gehofft hatten. Diese Erfahrungen mit der Seefahrt und die Aussicht auf Afrika ermutigten die Vandalen indessen, die Einladung anzunehmen, die ihnen der comes Bonifatius hatte zukommen lassen; und der Tod des Gunderich beschleunigte und befeuerte nur dieses kühne Projekt.

 

GEISERICH, KÖNIG DER VANDALEN

Nach einem Herrscher, der keiner überdurchschnittlichen geistigen oder körperlichen Begabungen verdächtig war, erhielten sie nun seinen Halbbruder, den fürchterlichen Geiserich; ›Gizericus‹ (sein Name hat verschiedene Schreibarten) statura mediocris et equi casu claudicans, animo profundus, sermone rarus, luxuriae contemptor, ira turbidus, habendi cupidus, ad solicitandas gentes providentissimus, semina contentionum jacere, odia miscere paratus. [Gizericus, mittelmäßig von Statur und seit einem Reitunfall hinkend, abgründigen Gemütes, wortkarg, Verächter des Luxus, im Zorn furchtbar, habgierig, den Hilfe Suchenden fürsorglich, bereit, Zwietracht zu säen und Hass zu schüren]. Jornadnes, de Rebus Geticis, c.33, p. 675. Diese kunstvoll gezeichnete und lebensnahe Portraitskizze ist wohl der Gotischen Geschichte des Cassiodor entlehnt.; welcher Name sich im Zusammenhang mit dem Untergang des Römischen Reiches den gleichen schrecklichen Klang erworben hat wie Alarich oder Attila. Der Vandalenkönig war, wie wir lesen, von mittelgroßer Statur und schleppte den einen Fuß nach, den er sich bei einem Reitunfall verletzt hatte. Sein langsamer und abwägender Sprachduktus enthüllte nur selten die eigentlichen Absichten seiner Seele: er verschmähte es, den Luxus der Besiegten nachzuäffen; aber dafür gönnte er sich bedenklichere Leidenschaften, Zorn und Rache.

Geiserichs Ehrgeiz kannte kein Ziel und keine Skrupel; und der Krieger verstand sich auf die finsteren Machenschaften der täuschend geübten Verstellung, um etwa den Verbündeten zu schmeicheln, die ihm bei seinen Unternehmungen nützlich sein mochten, oder um unter seinen Feinden tändelnd Missgunst und Zwietracht zu säen. Im Augenblick seiner Abfahrt hörte er davon, dass der Suebenkönig Hermanrich sich erkühnt hatte, die spanischen Länder zu plündern, die er – Geiserich – zu verlassen im Begriffe stand. Aufgebracht über diese Kränkung, verfolgte Geiserich die fliehenden Sueben bis nach Meridia; jagte den König und seine Armee in den Anas-Fluss und kehrte zufrieden an die Küste zurück, um seine siegreichen Truppen einzuschiffen. Die Boote, mit denen er die Vandalen über die heutige Straße von Gibraltar nach Afrika führte, stellten die Spanier zur Verfügung, die seine Abreise dringend herbeisehnten, sowie der afrikanische General, der sich diesen grässlichen Verbündeten ins Land gerufen hatte. Siehe die Chronik des Hydatius. Dieser spanische Bischof und Zeitgenosse verlegt die Überfahrt der Vandalen in den Mai des Jahres 2444 nach Abraham (welches im Oktober beginnt). Dieses Datum, das A.D. 429 entspricht, wird auch von Isidor bestätigt, einem anderen spanischen Bischof, und es sollte ihm der Vorzug gegeben vor der Auffassung jener Autoren, welche eines der vorangegangenen Jahre für dieses Ereignis angenommen haben. Siehe Pagi, Critica, Band 2, p. 205ff.

 

GEISERICH HÄLT HEERSCHAU A.D. 429

Unsere Phantasie, die sich schon lange an die gewaltigen kriegerischen Schwärme gewöhnt hat, die aus dem Norden herabgezogen kamen, wird vielleicht überrascht sein, wenn sie von der Größe des Heeres hört, die Geiserich an der Küste Mauretaniens musterte. Die Vandalen, die innerhalb von zwanzig Jahren von der Elbe zum Atlasgebirge vordrangen, waren unter dem Kommando ihres kriegserprobten Häuptlings vereint; und mit gleicher Autorität befehligte er auch über die Alanen, die innerhalb einer Generation von der Kälte Skythiens in die Gluthitze Afrikas gezogen waren. Die Aussichten, die dieses kühne Unternehmen in sich barg, hatten so manchen wackeren Goten belebt; und viele verzweifelte Provinzialen fühlten sich versucht, sich ihren Besitz auf die gleiche Weise zurück zu holen, auf die sie ihn verloren hatten. Aber diese buntscheckige Masse stellte nur knapp fünfzigtausend wehrfähige Männer; und wenn Geiserich auch seine zählbare Stärke künstlich vergrößerte, indem er achtzig chiliarchen oder Kommandeure über Tausend ernannte, konnte auch das trügerische Zählen von Alten, Kindern oder Sklaven die Zahl kaum auf achtzigtausend aufblähen. Vergleiche Prokopios, de bello Vandalico 1,5 und Victor Vitensis, de persecutione Vandalico 1,1. Hydatius versichert uns, dass Geiserich Spanien verließ »cum Vandalis omnibus eorumque familiis.« [mit allen Vandalen und ihren Familien]. Possidius (in der Vita Augustini 28,bei Ruinart, Historia, p. 427) schildert sein Heer als »magnus ingens immanium gentium Vandalorum et Alanorum, commixtam secum habens Gothorum gentem, aliarumque diversarum personas.« [gewaltig groß, aus den unmessbar großen Völkern der Vandalen und Alanen, untermischt mit Gothen und verschiedenem anderen Volk]. Aber seine Geschicklichkeit und die Streitigkeiten in Afrika mehrten die Stärke der Vandalen durch Zuzug zahlreicher waffenfähiger Verbündeter. Der Teil Mauretaniens, der an die Große Wüste und den Atlantik grenzt, war von einer halbwilden und unbezwingbaren Menschenrasse bewohnt, deren kühner Mut durch die Bedrohung durch Roms Waffen eher aufgebracht als bezähmt worden war.

 

DIE MAUREN

Als sich die nomadischen Mauren Über die Sitten der Mauren siehe Prokopios (De bello Vandalico 2,6), über Gestalt und Hautfarbe Herr Buffon (Histoire naturelle, Band 3, p. 430). Prokopios sagt ganz allgemein, dass die Mauren sich den Vandalen anschlossen, noch bevor Valentinian gestorben war (De bello Vandalico 1,5); auch ist es wahrscheinlich, dass diese unabhängigen Stämme sich keinerlei politischen System unterwarfen. allmählich der Küste und dem Lager der Vandalen näherten, müssen sie nicht ohne Erschrecken und Erstaunen die Trachten, die Bewaffnung, den kriegerischen Stolz und die Waffentüchtigkeit der unbekannten Fremden wahrgenommen haben, die da an ihrer Küste gelandet waren; und die anmutige Gesichtsbildung der blauäugigen Germanenkrieger bildete einen auffälligen Kontrast mit dem schwärzlichen oder olivfarbigen Aussehen, das die Nachbarschaft zu der heißen Zone nun einmal mit sich bringt. Nachdem die ersten Probleme in gewissem Umfang behoben waren, die sich etwa aus der Unkenntnis der jeweils anderen Sprache ergaben, gingen die Mauren, unbekümmert um etwaige künftige Folgen, mit den Feinden Roms ein Bündnis ein; und eine Masse nackter Wilder eilte aus den Wäldern und Tälern des Atlasgebirges herzu, um Rache zu nehmen an den geleckten Tyrannen, die sie der naturgewollten Herrschaft über ihr eigenes Land beraubt hatten.

 

VERFOLGUNG DER DONATISTEN

Die Verfolgung der Donatisten Siehe Tillemont, Mémoires ecclesiastiques, Band 13, p. 516 – 558; und in den Originaldokumenten, veröffentlicht von Dupin im Anhang seiner Optatus-Ausgabe, p. 323.515, den ganzen Verlauf der Verfolgung. war ein Ereignis, das den Plänen Geiserichs ebenfalls förderlich war. Siebzehn Jahre vor seiner Landung in Afrika hatte auf Anordnung des Magistrates in Karthago eine Konferenz stattgefunden. Die Katholiken waren davon überzeugt, dass die Halsstarrigkeit der Schismatiker nach den von ihnen vorgetragenen, unwiderlegbaren Gründen nunmehr unentschuldbar und vorsätzlich war, und der Kaiser Honorius fand sich bereit, die schwersten Strafen über eine Faktion zu verhängen, die so lange seine Geduld und Milde missbraucht hatte. So wurden denn dreihundert Bischöfe Auf der Konferenz von Karthago waren 279 donatistische Bischöfe anwesend; und sie versicherten, dass es ihrer nicht weniger als vierhundert seien. Die Katholiken kamen auf 286 anwesende, und 120 abwesende Bischöfe sowie vierundsechzig verwaisten Diözesen. und viele Tausend vom niederen Klerus aus ihrer Kirche verstoßen, bei gleichzeitiger Beschlagnahme des Kirchenbesitzes auf Inseln verbannt und die Proskription angedroht, falls es ihnen einfallen sollte, sich in Afrika verborgen zu halten. Ihren zahlreichen Anhängern wurden in Stadt und Land die Bürgerrechte aberkannt und die Religionsausübung untersagt. Ein regelrechter Strafgeld-Katalog von zehn bis zweihundert Pfund Silber wurde mit Genauigkeit aufgezeichnet, um je nach Rang und Besitz das Verbrechen zu bestrafen, das die Anwesenheit auf einem schismatischen Konventikel darstellte; und war auch die fünfmalige Verhängung des Bußgeldes ungeeignet, die Widersetzlichkeit des Gesetzesbrechers zu beugen, wurde die Sache an den Kaiserhof weitergereicht. Der 5. Titel des 16. Buches des Codex Theodosianus enthält eine Reihe von kaiserlichen Gesetzen gegen die Donatisten aus den Jahren 400 bis 428. Von diesen ist das 54. Gesetz, das Honorius A.D. 514 promulgierte, das strengste und wirkmächtigste.

Durch dieses strenge Vorgehen, das übrigens den wärmsten Beifall von St. Augustinus St. Augustin änderte allerdings seine Auffassung bezüglich der angemessenen Behandlung von Häretikern. Seine leidenschaftliche Beschwörung von Mitleid und Nachsicht für die Manichaeer hat Herr Locke (Band 3, p. 469) als Musterbeispiel in seine Sammlung gelehrter Auszüge aufgenommen. Ein anderer Philosoph, der berühmte Bayle (Band 2, p. 445 - 469), hat mit überbordendem Scharfsinn und Witz die Argumente zerpflückt, mit denen der Bischof von Hippo in seinen alten Tagen die Verfolgung der Donatisten zu rechtfertigen suchte. fand, wurden sehr viele Donatisten der katholischen Kirche wieder zugeführt; aber die Fanatiker, die bei ihrem Irrtum verharrten, wurden in den Wahnsinn und zur Verzweiflung getrieben; Aufruhr und Blutvergießen im Lande ringsum; die bewaffneten Circumcellionen gingen mit äußerster Brutalität abwechselnd gegen sich selbst oder gegen die Feind vor; und der Märtyrerkalender ward auf beiden Seiten immer umfänglicher. Siehe Tillemont, Mémoires ecclésiastiques, Band 13, p. 586 – 592, 806. Die Donatisten rühmten sich tausender solcher freiwilligen Märtyrer. Augustinus behauptet, vermutlich mit Recht, das diese Zahlen gewaltig übertrieben seien; aber er beharrt mit Nachdruck darauf, dass es besser sei, wenn ›einige‹ sich auf dieser Welt selbst verbrannten, als dass ›alle‹ in den Flammen der Hölle verbrennen sollten. Unter diesen Bedingungen nun erwies sich Geiserich, ein Christ zwar, aber ein Feind der Orthodoxie, den Donatisten in ihrer Bedrängnis als hochwillkommener Verbündeter, von dem sie zu Recht eine Aufhebung der verhassten und bedrückenden kaiserlichen Edikte Nach Augustinus und Theodoretos neigten die Donatisten den Grundsätzen oder doch wenigstens der Partei der Arianer zu, die auch Geiserich unterstützten. Tillemont, Mémoires ecclésiastiques, Band 6, p. 68. erwarten durften. Jedenfalls wurde die Eroberung Afrikas durch die offene Glaubensbegeisterung oder durch heimliche Begünstigung der Donatisten erleichtert; die willkürlichen Übergriffe auf Kirche und Klerus, die man gerne den Vandalen anhängt, gingen wohl überwiegend auf das Konto des Fanatismus ihrer Verbündeten; und der Geist der Intoleranz, der den Sieg des Christentums verdunkelt hatte, leistete auch einen wesentlichen Beitrag zum Verlust dieser wichtigsten Provinz des Westens. Baronius, Annales ecclesiastici, A.D. 428, Nr. 7 und A.D. 439, Nr. 35. Der Kardinal, der die Ursachen für historische Ereignisse eher im Himmel als hienieden zu suchen geneigt ist, hat gleichwohl die enge Beziehung zwischen Donatisten und Vandalen wahrgenommen. Unter der Barbarenherrschaft erfreute sich das afrikanische Schisma jedenfalls einer hundertjährigen Ruhezeit; an dessen Ende wir dann wieder im Lichte kaiserlicher Verfolgung seine Spur aufnehmen werden. Tillemont, Mémoires ecclésiastiques, Band 6, p. 192.

 

BONIFATIUS' SPÄTE REUE

Mit Erstaunen nahmen der Hof und die Öffentlichkeit zur Kenntnis, dass ein so verdienstvoller, getreuer Held plötzlich seine Gefolgschaft aufgekündigt und die Barbaren schlechterdings eingeladen hatte, die seinem Kommando anvertraute Provinz zu zerstören. Die Freunde des Bonifatius, die immer noch glaubten, dass sein kriminelles Verhalten durch irgendwelche achtbaren Motive zu entschuldigen seien, baten während der Abwesenheit des Aëtius um die Möglichkeit zu einem Gespräch mit dem comes von Afrika, und Darius, ein allgemein angesehener General, wurde für diese wichtige Mission bestimmt. In einem persönlichen Brief ermahnte St. Augustinus, ohne nach den Hintergründen des Streites zu fragen, mit frommen Worten den comes Bonifatius, seine Pflicht als Christenmensch und Untertan zu erfüllen; sich ohne Verzug seiner heiklen und schuldbeladenen Stellung zu begeben, und, das Einverständnis seines Weibes vorausgesetzt, ein Leben in Ehelosigkeit und Buße zu führen. Tillemont, Mémoires ecclésiastiques, Band 13, p. 890. Der Bischof war ein enger Freund von Darius, dem Unterhändler des Friedens. Beim ersten Treffen in Karthago wurden die angeblichen gegenseitigen Provokationen untersucht; man zeigte und verglich die Briefe des Aëtius; das Lügengebäude fiel zusammen.

Placidia und Bonifatius beweinten ihren verhängnisvollen Irrtum; und der comes besaß genug Größe, der Milde seiner Herrin zu vertrauen oder ihrem künftigen Zorn seinen Kopf darzubieten. Seine Reue war heftig und aufrichtig; aber schon bald gewahrte er, dass es nicht mehr in seiner Macht lag, das Gebäude zu stützen, an dessen Grundfesten er gerüttelt hatte. Karthago und die römischen Garnisonen kehrten unter Valentinians Kommando zurück; aber das übrige Afrika wurde weiterhin von Krieg und Bürgerkrieg heimgesucht; und der felsenharte König der Vandalen wies alle Friedensangebote zurück und weigerte sich mit Nachdruck, die Beute, die er nun einmal gemacht hatte, herauszugeben. Die Veteranen des Bonifatius und die hastig ausgehobenen Provinzialtruppen wurden aufgerieben; siegreich plünderten die Barbaren das offene Land: Karthago, Cirta und Hippo Regius waren die einzigen Städte, die diese allgemeine Sturmflut noch nicht verschlungen hatte.

 

AFRIKA VERWÜSTET

In dem langgestreckten, schmalen Küstenstreifen Afrikas fanden sich ungezählte Monumente römischer Kunstfertigkeit und Größe; und das Ausmaß der Verfeinerung lässt sich mit Genauigkeit an der Entfernung von Karthago und der Mittelmeerküste ablesen. Eine einfache Überlegung wird jeden, der denken will, eine deutliche Vorstellung von der Fruchtbarkeit und Kultur jenes Landstriches vermitteln: die Provinz war äußerst dicht besiedelt; die Einwohner behielten zu ihre eigenem Gebrauch ansehnliche Vorräte zurück; und doch waren die jährlichen Getreidelieferungen, namentlich der Weizenexport, derart zuverlässig und üppig, dass Afrika die Kornkammer Roms und der Menschheit genannt wurde. Und nun wurden die sieben fruchtbaren Provinzen von Tanger bis nach Tripolis von den Vandalen in einem Sturmlauf überrannt, deren Zerstörungswut vielleicht von der populären Abneigung, von religiösem Eifer und Hetzreden übertrieben dargestellt wurde. Auch in seiner erträglichsten Form ist Krieg eine beständige Schändung von Humanität und Recht; und die Feindseligkeit der Barbaren wurden noch gesteigert durch die Bereitschaft zu Gewalt und Gesetzlosigkeit, die sie in ihrer Heimat immer wieder erfahren und immer wieder geübt hatten.

Wo die Vandalen Widerstand erfuhren, wurde Quartier nur selten gegeben; und der Tod ihrer Landsleute ließ sich nur durch den Untergang der Städte rächen, vor deren Mauern sie gefallen waren. Ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht oder Stellung wandten sie jede Art von Druck und Folter aus, um von den Gefangenen die Verstecke ihrer Schätze zu erpressen. Die brutale Politik des Geiserich rechtfertigte diese häufigen Verheerungen: weder war er der Herr seiner eigenen Leidenschaften noch der seiner Gefolgsleute; und zusätzlich wurden die Nöte der Krieges verschärft durch die Bösartigkeit der Mauren und den Fanatismus der Donatisten. Aber nur schwer kann ich mich davon überzeugen, dass es geübte Praxis bei den Vandalen gewesen sein soll, die Oliven- und andere fruchttragende Bäume auszureißen in einem Lande, dass sie zu besiedeln vorhatten; auch mag ich es nicht glauben, dass es ein übliches Vorgehen war, Massen von Gefangenen vor den Mauern belagerter Städte hinzuschlachten zu dem einzigen Zweck, die Luft mit Pestilenz zu vergiften, deren erstes Opfer doch notwendig sie selbst gewesen wären. Zeitgenössische Klagen über die Not Afrikas findet man: 1: In einem Brief von Capreolus, dem Bischof von Karthago, um sein Fernbleiben vom Konzil zu Ephesus zu entschuldigen (Ruinart, Historia persecutionis Vandalicae, p. 429). 2: In der Lebensbeschreibung des Augustinus von seinem Freund Possidius (Ruinart, p. 429). 3: In der Geschichte der Verfolgung duch die Vandalen von Victor Vitensis (1,1-3). Dieses zuletzt gezeichnete Gemälde, das 60 Jahre nach dem Ereignis entstand, besticht eher durch des Verfassers Leidenschaft als durch Wahrheit.

 

BELAGERUNG VON HIPPO REGIUS · MAI 430

Des comes Bonifatius große Seele konnte sich nun entsetzen beim Anblick der Verheerungen, zu denen er Anlass gegeben hatte und deren raschem Vordringen zu wehren er mittlerweile außerstande war. Nach der verlorenen Schlacht floh er nach Hippo Regius; wo er übergangslos von einem Feinde belagert wurde, der in ihm das eigentliche Bollwerk Afrikas sah. Die Pflanzstadt Hippo, Siehe Cellarius, Geographia Antiqua, Band 2, Teil 2, p. 112. Leo Africanus in Ramusio, Navigationi, Band1, Blatt 70; L'Afrique de Marmol, Band 2, p. 434 und 437. Shaw, Travels, p. 46-47. Das alte Hippo Regius wurde im VII Jh. von den Arabern zerstört; aber in einer Entfernung von zwei Meilen wurde aus den Trümmergestein eine neue Stadt errichtet, und im XVI Jh. lebten in ihr etwa dreihundert fleißige, wenngleich streitlüsterne Handwerkerfamilien. Die umliegende Landschaft wird gerühmt wegen ihrer gesunden Luft, ihres fruchtbaren Bodens und ihrem Überfluss an delikaten Obstsorten. etwa zweihundert Meilen westlich von Karthago, hatte in früheren Zeiten das ehrende Epitheton Regius erhalten, da hier die numidischen Könige residierten; und einige Spuren von früherer Bevölkerungsgröße und von Reichtum finden sich auch in der modernen Stadt, welche in Europa unter dem verderbten Namen Bona bekannt ist. Die militärischen Anstrengungen und sorgenvollen Grübeleien wurden durch die erbaulichen Gespräche mit seinem Freunde St. Augustinus Tillemonts Lebensbeschreibung von St. Augustinus füllt eine Quartband (den 13.) von mehr als eintausend Seiten; der Forschungseifer dieses gelehrten Jansenisten bewährte sich an diesem Gegenstand, als er mit Parteilichkeit und Glaubenseifer dem Stifter seiner Sekte ein Denkmal setzte. entlastet; bis dann dieser Bischof, Zierde und Stützpfeiler der katholischen Kirche, im dritten Monat der Belagerung und im sechsundsiebzigsten Lebensjahre von der gegenwärtigen und künftigen Notlage seines Landes sanft erlöst wurde.

 

TOD DES AUGUSTINUS · 28. AUGUST 430

Die Jugend des Augustinus wurde von den Verfehlungen und Irrtümern überdunkelt, zu welchen er sich so ausführlich bekennt; aber von dem Augenblick seiner Bekehrung bis zu seinem Tode waren die Aufführungen des Bischofs von Hippo rein und lauter; und die auffälligste unter seinen Tugenden war sein glühender Eifer gegen Häretiker jedweder Richtung: die Manichäer, die Donatisten und die Pelagianer, gegen die er in beständiger Fehde lag. Als die Stadt ein paar Monate nach seinem Tode von den Vandalen angezündet wurde, blieb die Bibliothek mit seinem gewaltigen schriftlichen Nachlass glücklicherweise verschont: zweihundertundzweiunddreißig verschiedene Bücher zu theologischen Gegenständen, dazu eine vollständige Auslegung der Evangelien und der Psalter sowie eine vielumfassende Sammlung von Predigttexten und Briefen Dies zumindest ist die Schätzung von Victor Vitensis, de persecutio Vandalico 1,3; während Gennadius Zweifel äußert, ob irgend ein Mensch alle Schriften des Augustinus gelesen oder wenigstens gesammelt habe (siehe Hieronymus, de viris illustribus. Opera, Band 1, p. 319). Wiederholt wurden sie verlegt; und Dupin (Bibliotheque ecclésiastique, Band 3, p. 158-257) hat uns eine große und zufrieden stellende Epitome von ihnen geschenkt, die sich an der letzten Ausgabe der Benediktiner orientiert. Meine persönliche Bekanntschaft mit dem Bischof von Hippo geht nicht über die ›Bekenntnisse‹ und den ›Gottesstaat‹ hinaus.

Folgt man dem Urteil der meisten unparteiischen Gelehrten, dann beschränkte sich die stupende Gelehrsamkeit des Augustinus auf die lateinische Sprache; In seiner frühen Jugend (Confessiones 1,14) gefiel Augustinus das Studium des Griechischen nicht, und so vernachlässigte er es; er bekennt offen, dass er die Platoniker in einer lateinischen Übersetzung studiert habe. Einige gegenwärtige Gelehrte meinen, dass seine Unkenntnis des Griechischen ihn zur Auslegung der Heiligen Schriften disqualifiziere, und dass Cicero und Quintilian von einem Rhetorikprofessor die Kenntnis dieser Sprache würden gefordert haben. und sein Stil, den zuweilen eine Beredsamkeit beseelt, zu der nur die Leidenschaft fähig ist, wird durchgängig durch falsche und gekünstelte Rhetorik verdunkelt. Aber er besaß einen starken, weitgreifenden und streitbaren Verstand; kühn tauchte er in die dunklen Tiefen der Gnade, der Prädestination, der Willensfreiheit und der Erbsünde; und das feste Bauwerk des Christentums, das er errichtete oder erneuerte, Diese Fragen wurden in den Zeiten zwischen St. Paulus und St. Augustinus nur wenig diskutiert. Mir ist bekannt, dass die griechischen Kirchenväter die natürlichen Ansichten der Semi-Pelagianer beibehalten haben und die Orthodoxie eines St. Augustinus sich von der Schule der Manichäer herleitet. wurde mit öffentlichem Beifall Rom hat Augustinus kanonisiert und Calvin verdammt. Da aber der wahre Unterschied zwischen beiden selbst unter dem theologischen Mikroskop unsichtbar bleibt, werden die Molinisten von des Heiligen Autorität niedergebeugt, und die Jansenisten sind in Ungnade wegen ihrer Nähe zu den Ketzern. Mittlerweile stehen die protestantischen Arminianer abseits und spötteln der Ratlosigkeit der Disputanten. (Siehe den lesenswerten Überblick zu dieser Kontroverse bei Le Clerc, Bibliothèque universelle, Band 14, p. 144-398). Dafür möchte ein unabhängiger Geist sich seinerseits über die arminianischen Römerbrief-Kommentare mokieren. und heimlicher Ablehnung von der katholischen Kirche angenommen.

 

NIEDERLAGE DES BONIFATIUS A.D. 431

Dank der Tüchtigkeit des Bonifatius und wohl auch wegen der Dummheit der Vandalen zog sich die Belagerung von Hippo über vierzehn Monate in die Länge; die See war jederzeit zugänglich, und als das umliegende Land infolge der Raubzüge ausgeplündert war, nötigte der Hunger die Belagerer, ihr Unternehmen zu überdenken. Auch der Herrscher des Westens war sich der Bedeutung und der Gefahr Afrikas deutlich bewusst. Placidia erflehte die Hilfe ihrer östlichen Verbündeten; und die italienische Flotte und Armee wurde von Aspar verstärkt, der mit großer Truppenmacht aus Konstantinopel abgesegelt war. Sobald beider Reiche Macht vereint war, marschierte Bonifatius mutig den Vandalen entgegen; und die Niederlage in der zweiten Schlacht besiegelte Afrikas Schicksal endgültig. In jagender Verzweiflung begab er sich an Bord und überließ es dem Volk von Hippo, die Plätze der Soldaten einzunehmen, die zum größten Teile gefallen oder von den Vandalen gefangen gesetzt waren. Der comes, dessen fatale Leichtgläubigkeit die Republik ins Mark getroffen hatte, mochte den Palast von Ravenna mit einiger Beklemmung betreten haben, die aber durch Placidias Lächeln schon bald gegenstandslos wurden. Bonifatius nahm dankbar den Rang eines patricius und die Würde eines Heermeisters der römischen Armee an; aber ganz gewiss errötete er über dem Anblick einer Medaille, auf der er mit dem Namen und den Attributen des Sieges dargestellt wurde. Du Cange, Familiae Byzantinae p. 67. Auf der einen Seite der Kopf von Valentinian; auf der Rückseite Bonifatius auf dem Triumphwagen und von vier Pferden gezogen (auf einer anderen Medaille von vier Edelhirschen), mit der Peitsche in einer und einem Palmzweig in der anderen Hand: was für ein Fehlgriff! Ich bezweifle, ob es noch ein Beispiel dafür gibt, dass der Kopf eines Untertanen auf der Rückseite einer kaiserlichen Medaille abgebildet wird. Siehe Pater Jobert, Science des medailles, Band 1, p. 132-150.

Die Entdeckung des an ihm geübten Betruges, das Missvergnügen der Kaiserin und der steile Karrieresprung seines Rivalen schreckten die hochfahrende und treulose Seele des Aëtius auf. Mit einem Anhang oder besser: einer Armee ausländischer Gefolgsleute kehrte er in Eile aus Gallien nach Italien zurück; und derart schwach und erbärmlich war die Regierung, dass die beiden Generäle ihren privaten Streit in einer blutigen Schlacht austragen konnten. Bonifatius obsiegte; aber er empfing in dem Gefecht eine Wunde von einem gegnerischen Speer, der er nach einigen Tagen erlag; in solch christlicher und versöhnlicher Stimmung übrigens, dass er seinem Weibe, einer reichen spanischen Erbin anempfahl, Aëtius als zweiten Gatten anzunehmen. Aber Aëtius war außerstande, aus der Generosität seines sterbenden Gegners den nahe liegenden Vorteil zu schlagen; Placidias Gerechtigkeit erklärte ihn zum Rebellen, und obgleich er versuchte, einige starke Festungen auf seinen väterlichen Erblanden zu verteidigen, nötigte ihn die kaiserliche Macht, sich nach Pannonien in das Gezelte der treuen Hunnen zurück zu ziehen. Infolge ihrer gegenseitigen Abneigung sah sich die Republik der Dienste ihrer beiden besten Feldherren beraubt. Prokopios (De bello Vandalico 1,3) verfolgt das Schicksal des Bonifatius nicht weiter als bis zu seiner Rückkehr nach Italien. Sein Tod wird bei Prosper und Marcellus erwähnt; die Bemerkung des Letzteren, dass Aëtius sich am Tage zuvor mit einem längeren Speer versehen habe, legt den Gedanken an so etwas wie ein regelrechtes Duell nahe.

 

WEITERES VORRÜCKEN DER VANDALEN IN AFRIKA · A.D. 431-439

Man könnte nun erwarten, dass nach Bonifatius' Rückzug aus Afrika die Vandalen ohne weiteren Verzug oder Widerstand die Eroberung Afrikas abschließen würden. Indessen: von der Räumung Hippos bis zur Eroberung Karthagos vergingen noch acht Jahre. In dieser Zeit handelte der ehrgeizige Geiserich, der sich auf dem Zenit seiner Macht befand, einen Friedensvertrag aus, der ihn sogar nötigte, seinen Sohn Hunnerich als Geisel zu stellen und der dem Kaiser des Westens die uneingeschränkte Herrschaft über die drei Mauretanien zusicherte. Prokopios, De bello Vandalico 1,4. Valentinian erließ einige menschenfreundliche Gesetze, um das Los seiner numidischen und maurischen Untertanen zu erleichtern; er erließ ihnen ihre Schulden, minderte ihre Steuern auf ein Achtel und gab ihnen Einspruchsrecht gegen Magistratsentscheidungen ihrer Provinz beim Präfekten Roms. Codex Theodosianus, Band 4, Novellae, p. 11f. Diese Bescheidenheit, die wir unmöglich seinem Gerechtigkeitsgefühl in Rechnung stellen können, ist vielmehr eine Frucht der Politik des Eroberers. Sein Thron war von Feinden umdrängt, die ihm seine niedere Herkunft übel anrechneten und die rechtmäßigen Ansprüche seiner Neffen, der Söhne Gonderichs betonten.

Diese Neffen indes opferte er seinem Sicherheitsbedürfnis; auch ihre Mutter, die Witwe des verstorbene Königs, wurde auf sein Geheiß in den Fluss Ampsaga geworfen. Aber die öffentliche Verdrossenheit schwelte weiter und führte zu häufigen und gefährlichen Verschwörungen; und dies wird dem kriegslüsternen Tyrannen nachgesagt: dass er mehr Vandalen-Blut durch Henkershand als auf dem Schlachtfeld vergossen habe. Victor Vitensis, de persecutione Vandalico 2,5. Die Grausamkeiten Geiserichs an seinen Untertanen sind in der Chronik Prosper Tiros, A.D. 442, eindrucksvoll beschrieben. Die Agonie Afrikas, das ihn zum Angriff geladen hatte, machte ihm die Etablierung eines festen Regimentes unmöglich, und die verschiedenen Erhebungen der Mauren und Germanen, der Donatisten und Katholiken erschütterten oder bedrohten in einem fort die wenig gefestigte Stellung des Siegers.

Als er auf Karthago marschierte, musste er seine Truppen aus den westlichen Provinzen abziehen: prompt sah die Küste sich den Landungsunternehmen der Römer aus Spanien und Italien ausgesetzt; und im Herzen Numidiens behauptete sich die wohlbefestigte Stadt in eigensinniger Unabhängigkeit. Possidius in seiner Vita Augustini 28, bei Ruinart, de persecutione Vandalico, p. 428. Diese Probleme wurden nach und nach durch Geiserichs Hartnäckigkeit und Grausamkeit niedergedrückt, indem er abwechselnd Kriegs- und diplomatische Künste zur Festigung seiner afrikanischen Herrschaft bemühte. Er unterzeichnete einen Vertrag in der Hoffnung, aus dessen Beobachtung Vorteile zu gewinnen wie aus dessen zeitlich passender Verletzung. Die Wachsamkeit seiner Feinde schläferte er ein durch Gesten der Freundschaft, mit denen er seine feindliche Beschleichung verbarg; und endlich wurde Karthago von den Vandalen überrascht, fünfhundertundfünfundachtzig Jahre nach der Zerstörung der Stadt durch den jüngeren Scipio. Siehe die Chroniken von Hydatius, Isidor, Prosper Tiro und Marcellinus. Sie nennen zwar dasselbe Jahr, aber unterschiedliche Tage für den Überfall auf Karthago.

 

KARTHAGO ÜBERRUMPELT · 9. OKTOBER 439

Eine neue Stadt war aus den Ruinen des alten Karthago entstanden, und wenn diese Kolonie auch an die königlichen Prärogative Konstantinopels, die Handelsmacht von Alexandria oder den Glanz Antiochias nicht heranreichte, galt sie doch als die zweitgrößte Stadt des Westens; als das Rom Afrikas (wenn wir denn einen Zeitgenössischen Vergleich aufgreifen dürfen). Die reiche und luxusträchtige Stadt Die Beschreibung Karthagos, wie es im IV und V Jh. blühte, beruht auf: Expositio totius Mundi, p. 17, 18; im 3. Band von Hudson, Minor Geographiae scriptores minores; Ausonius, de Claris Urbibus, p. 228, 229; und vornehmlich von Salvianus, de Gubernatione Dei 7, p. 257, 258. Mich erstaunt, dass die Notitia für Karthago weder eine Münzstätte noch ein Arsenal verzeichnet, sondern nur ein gynecaeum, ein Frauen-Arbeitshaus. gab sich, ob sie gleich abhängig war, das Ansehen eines blühenden Staatswesens. In Karthago versammelte sich der Gewerbefleiß, die militärische Macht und der Wohlstand der sechs Provinzen. Eine festgelegte Rangfolge bürgerlicher Ehrenstellen führte von Straßen- und Stadtviertel-Wart bis in den obersten Magistrat, welcher (versehen mit dem Titel eines Prokonsuls) den Rang und die Bedeutung eines Konsuls aus der Zeit der römischen Republik innehatte. Schulen und gymnasia standen zur Erziehung der heranwachsenden Jugend bereit, und die freien Künste, Grammatik, Rhetorik und Philosophie wurden in griechischer und lateinischer Sprache öffentlich gelehrt. Einzigartig waren die Gebäude Karthagos; inmitten der Stadt wurde ein schattiger Hain angelegt; der neue Hafen, ein sicherer und geräumiger Anlegeplatz, stand dem Unternehmungssinn der Bürger und der Fremden zur Verfügung; und die großartigen Circusspiele wurde wurden sozusagen in Sichtweite der Barbaren aufgeführt.

Das Ansehen Karthagos kam dem ihres Landes nicht gleich, und »punische Treue« war immer noch konstitutiv für ihren verschlagenen und treulosen Charakter. Der anonyme Autor der Expositio totius mundi vergleicht in seinem durchgängig barbarischen Latein Land und Leute; und fährt nach einem Tadel wegen ihrer mangelnden Treue unterkühlt fort (p. 18): »Difficile autem inter eos inventitur bonus, tamen in multis pauci boni esse possunt.« [Ist aber schwierig, dass unter ihnen ein Guter gefunden wird, trotzdem können unter Vielen ein paar Gute sein]. Die Gebräuche des Handels und der Luxus hatten sie korrumpiert; und so waren ihre höhnische Verachtung des Mönchswesens und die Schamlosigkeit, mit der sie widernatürliche Unzucht übten, die beiden Steine, an denen sich der fromme Eifer von Salvian, des Predigers jener Zeit, besonders heftig stieß. Er verkündet, dass die schlimmsten Laster eines jeden Landes sich in Karthago, dieser Senkgrube, vereinigt fänden. (De gubernatione 7,74). Die Pflege ihrer Laster sei für die Afrikaner vornehmlich ein Nachweis männlicher Tugend. » Et illi se magis virilis fortitudinis esse crederent, qui maxime viros feminei usus probrositate fregissent.« [Und jene glauben, sie seien im Besitze größerer Männlichkeit, da sie Männer überwältigten und sie schandbar als Frauen missbrauchten] (7,87). Die Straßen von Karthago seien von abartigen Lüstlingen verschmutzt, welche in aller Öffentlichkeit das Gebaren, die Kleidung und das Aussehen von Weibern annahmen. (7,83). Lasse sich ein Mönch in der Stadt blicken, dann setze man dem Heiligen mit » detestantibus ridentibus cachinnis.« [mit grölendem Hohngelächter] zu. (8,22). Der König der Vandalen kurierte alle diese Leiden des üppigen Volkes; und die alte, ehrwürdige, großartige Freiheit Karthagos (Victor benutzt diese Ausdrücke nicht ohne Feuer) wurde unter Geiserich zu einer elenden Knechtschaft. Nachdem er seinen beutelüsternen Truppen erlaubt hatte, sich an der Stadt Schadens zu erholen, führte er ein geordneteres Raub- und Unterdrückungssystem ein. Ein Erlass ging in die Welt, welcher alle Personen aufforderte, ohne Verzug und Trug alles Gold, Silber und alle Juwelen und Einrichtungen von Wert den königlichen Beamten abzuliefern; der Versuch, auch nur ein einziges Stück von ihrem Erbe zu verhehlen, sollte als ein Akt des Hochverrates gegen den Staat unnachsichtig mit Folter und Tod bestraft werden. Das Land dieser prokonsularischen Provinz, die den unmittelbaren Bezirk Karthagos bildete, wurde vermessen und unter die Barbaren aufgeteilt; und der Sieger sparte für seine höchsteigene Person die fruchtbaren Ländereien von Byzacium und die anliegenden Teile Numidiens und Gaetulias auf. Vergleiche Prokopios, de bello Vandalico 1,5 und Victor Vitensis, de persecutione Vandalico 1,4.

 

FLÜCHTLINGE UND GEFANGENE

Es war nur natürlich, dass Geiserich alle die hasste, denen er soviel Unrecht getan hatte; dem Adel und den Senatoren Karthagos widmete er seine ganze Missgunst und Verachtung; und alle, denen ihre Selbstachtung und religiöse Überzeugung verboten, sich auf diese demütigenden Bedingungen einzulassen, zwang der Tyrann mit der arianischen Gesinnung zu lebenslänglichem Exil. In Rom, Italien und den Provinzen drängten sich die Exilierten und Flüchtlinge, wo sie das Mitleid der Öffentlichkeit erflehten; und die Empfehlungsschreiben des Theodoret haben uns die Namen und das missgünstige Schicksal von Caelestian und Maria überliefert Ruinart. (Acta sincera, p. 444–457) hat aus Theodoretos und anderen Autoren die echten und die erdichteten Kalamitäten der Karthager zusammengetragen. Der syrische Bischof beklagt das Schicksal von Caelestian, der seine Stellung als wohlhabender und angesehener Senator Karthagos eingebüßt hatte und nunmehr genötigt sei, zusammen mit seinem Weib, seinen Kindern und seinen Sklaven sein Brot in fremdem Lande zu erbetteln. Zugleich aber lobt er die Unterwerfung unter dieses Exil und jene philosophische Gesinnung, welches aus solcher Notlage mehr wahre Glückseligkeit zu schöpfen imstande sei als aus dem üblichen Anteil an Wohlstand und Reichtum.

Die Geschichte von Maria, der Tochter des Eudaimon, ist einzigartig und von großem Interesse. Nach der Verwüstung Karthagos hatten einige syrische Kaufleute sie von den Vandalen erstanden und kurz darauf in ihrer Heimat als Sklavin verkauft. Eine weibliche Bedienstete, welche in demselben Schiffe fortgebracht und an dieselbe Familie verkauft wurde, fuhr fort, dieser Frau ihren Respekt zu erweisen, die das Schicksal in diese Sklaverei gestoßen hatte; und so empfing die Tochter des Eudaimon von dieser getreuen Seele aus Anhänglichkeit diejenigen Dienste, die sie ihr einst aus Gehorsam erwiesen hatte. Dieses Auftreten machte Marias Lage weniger drückend, bis sie endlich in Abwesenheit des Bischofs Cyrrhus durch die Großzügigkeit einiger Garnisonssoldaten aus der Sklaverei erlöst wurde. Theodoret sorgte für ein anständiges Auskommen, und zehn Monate war sie unter den Diakonissinen der Kirche; bis sie die unerwartete Nachricht erhielt, dass ihr Vater dem Untergang Karthagos entkommen sei und in einer der westlichen Provinzen ein ehrenhaftes Amt bekleide. Ihre Ungeduld als Tochter befeuerte der fromme Bischof; in einem – noch heute existierenden – Brief empfiehlt Theodoret Maria dem Bischof von Aegae, einer Küstenstadt Kilikiens, welche während der jährlichen Messe von zahlreichen Schiffen aus dem Westen aufgesucht wurde, und ermahnt den Kollegen dringend, er möge die Jungfrau mit der ihrer Geburt angemessenen Aufmerksamkeit behandeln und sie der Fürsorge solcher Kaufleute anvertrauen, deren Redlichkeit hinreichende Gewähr dafür biete, dass die Tochter, welche die menschliche Hoffnung bereits aufgegeben habe, ihren weinenden Eltern zurückgegeben werde.

 

DIE LEGENDE VON DEN SIEBEN SCHLÄFERN

Unter den mehrheitlich recht dürftigen Fabeln und Legenden der Kirchengeschichte würde ich an dieser Stelle gerne die erzählenswerte Legende von den Sieben Schläfern hervorheben, Eine Auswahl von fabulösen Begleitumstände hilft nicht weiter; ich für meine Person habe mich auf die Erzählung beschränkt, die Gregor von Tours aus dem Syrischen übertragen hat (De Gloria Martyrum 1,95, in der Maxima Bibliotheca patrum, Band 11, p. 856), auf die griechischen Prozessakten zu ihrem Martyrium (bei Photios p. 1400f) und auf die Annalen des Patriarchen Eutychius. (Band 1, p.391, 531f. und 535). deren fiktive Lebensdaten mit der Regierung von Theodosius dem Jüngeren zusammenfallen sowie mit der Eroberung Afrikas durch die Vandalen.

Als der Kaiser Decius die Christen verfolgte, nahmen sieben junge Männer von Adel in einer geräumigen Höhle des unfern von Ephesos liegenden Gebirges ihre Zuflucht; wo sie nach dem Willen des Tyrannen zugrunde gehen sollten und folglich die Anordnung gab, dass der Eingang mit einem Haufen von mächtigen Steine zugemauert werden sollte. Die Sieben fielen augenblicklich in einen tiefen Schlummer, der dann auf wunderbare Weise und ohne Rücksicht auf die Gesetze des Leben auf einhundertundsiebenundachtzig Jahre verlängert wurde.

Am Ende dieser Frist entfernten die Sklaven des Adolius, der inzwischen diesen Berg geerbt hatte, die Steine, da sie Material für irgendein ländliches Bauvorhaben benötigten; das Sonnenlicht fiel in die Höhle, und den Sieben wurde es gegeben zu erwachen. Nach einem, wie sie wohl meinten, Schlaf von ein paar Stunden meldete sich der Hunger; man beschloss, dass Jamblichus, einer der Ihren, sich heimlich in die Stadt begeben sollte, um für seine Gefährten Brot zu kaufen. Der junge Mann (wenn denn der Ausdruck hier angemessen ist) erkannte seine vertraute Heimatstadt nicht wieder; und sein Erstaunen wuchs, als er ein großes Kreuz gewahrte, das sich triumphierend über dem Haupttor von Ephesos erhob. Seine fremdartige Kleidung und seine schwer verständliche Sprache verwirrten den Bäcker, dem er eine Münze aus der Zeit des Decius als gängige Reichswährung anbot; da man ihn verdächtigte, einen Schatz gefunden zu haben, schleppte man Jamblichus vor den Richter. Durch gegenseitiges Befragen brachte man es an den Tag, dass nahezu zwei Jahrhunderte vergangen waren, seit Jamblichus und seine Freunde dem Wüten eines heidnischen Tyrannen entkommen waren. Der Bischof von Ephesos, der Klerus, der Magistrat, das Volk, ja sogar der Kaiser eilten, die Höhle der Sieben Schläfer zu schauen; welche sich gesegnet sahen, ihre Geschichte erzählten und in selbigen Augenblick friedlich von hinnen schieden. Zwei syrische Autoren verlegen, so wie sie von Asemanni zitiert werden (Bibliotheca Orientalis, Band 1, p. 336 und 338), die Wiederauferstehung der Sieben Schläfer in das 736 (A.D. 425) oder 748 (A.D.437) der seleukidischen Zeitrechnung. Ihre griechischen Akten, die Photius gelesen hat, bekräftigen als Datum das 39. Regierungsjahr des Theodosius, welches nun entweder mit A.D. 439 oder 446 zusammenfallen muss. Der Zeitraum seit der Verfolgungen des Decius lässt sich leicht ermitteln; und nichts Geringeres als die Unwissennheit des Mohammed oder der Legendenschreiber kann hier einen zeitlichen Abstand von drei- oder vierhundert Jahren vermuten.

Die Herkunft dieser Wundermär kann man nicht dem frommen Betrug oder der Leichtgläubigkeit der heutigen Griechen zuschreiben, da sich die Tradition bis zu einem halben Jahrhundert vor genanntem Wunder zurückverfolgen lässt. Jakob von Sarug, ein syrischer Bischof, der nur zwei Jahre nach dem Tode des jüngeren Theodosius geboren war, hat eine seiner zweihundertunddreißig Homilien dem Lobe der jungen Männer von Ephesos gewidmet. Jakob, einer der orthodoxen Väter der syrischen Kirche, wurde A.D. 452 geboren; er begann A.D. 474 mit der Abfassung seiner Predigten; A.D. 519 wurde er zum Bischof von Batnae im Bistrikt Barug ( Provinz Mesopotamien) geweiht, und A.D. 521 starb er (Asemanni, Bibliotheca Orientalis, Band 1,p.288). Zu seiner Homilie ›de pueris Ephesinis‹ a.a.O., p. 335-339 hätte ich mir gewünscht, dass Assemanni die Schriften des Jakob von Sarug übersetzt hätte, anstelle auf die Einwände des Baromius zu erwidern. Gregor von Tours übersetzte am Ende des VI Jahrhunderts die Legende aus der syrischen in die lateinische Sprache. Der Osten hält ihre Namen gleichermaßen in Ehren; und in den römischen, abessynischen und russischen Heiligenkalendern findet ihr Name einen Ehrenplatz. Siehe hierzu die Acta Sanctorum der Bollandisten. Dieser gigantische Heiligenkalender ist in 126 Jahren (1644-1770) auf 50 Foliobände angeschwollen und doch nur bis zum 7. Oktober gelangt. Das Verbot des Jesuitenordens hat höchstwahrscheinlich dieses Unternehmen aufgehalten, welches zusammen mit dem Medium der Fabel und des Aberglaubens auch viel historische und philosophische Belehrung überliefert hat. Auch beschränkt sich ihr Ansehen nicht allein auf die christliche Welt. Diese volkstümliche Erzählung, die Mohammed kennen gelernt haben mag, als er Kamele auf die syrischen Märkte trieb, hat als göttliche Offenbarung auch in den Koran Eingang gefunden. Siehe Maraccis Ausgabe des Alkoran, 18. Sure, Band 2, 420-427 und Band 1, Teil 4, p. 103. Versehen mit einem so weitreichenden Privileg, hat Mohammed wenig Geschmack oder Erfindungsgabe bewährt. So hat er den Hund (Al Rakim) der Sieben Schläfer hinzu erfunden; ferner die Hochachtung der Sonne, welche zweimal an diesem Tage ihren Lauf geändert hatte, um in die Höhle scheinen zu können; und endlich Gottes Fürsorge selbst, die ihre Körper vor Schaden bewahrte, indem er sie nach links und rechts umdrehte. Die Geschichte von den Sieben Schläfern ist von Bengali bis Afrika in die populäre Sagenwelt der Völker islamischen Bekenntnisses übernommen worden; Siehe d'Herbelot, Bibliothèque Orientale, p. 139 und Renaudot, Historia patriachrum lexandrinordum p. 39f. und selbst im fernen Skandinavien Paulus Diakonus von Aquileja (De gestis Langobardorum 1,4), der am Ende des VIII Jh. lebte, hat die Sieben Schläfer des Nordens in eine Felsenhöhle an der Küste des Atlantik verlegt; und ihre lange Ruhe wurde von den Barbaren respektiert. Ihre Kleidung wies sie als Römer aus; und die Konjektur des Diakons ging dahin, dass sie von der Vorsehung zu den künftigen Apostel jener glaubensfernen Länder bestimmt waren finden sich noch Spuren einer vergleichbaren Tradition.

Die universelle Verbreitung dieser schlichten Erzählung, die so kennzeichnend für die Gemütsverfassung der Menschheit ist, geht wohl auf Rechnung der Geschichte selbst. Unmerklich schreiten wir von der Jugend bis ins Alter voran, ohne die kleinen, aber unaufhörlichen Änderungen der menschlichen Angelegenheiten wahrzunehmen, und selbst mit unserer umfänglichen Erfahrung aus der Geschichte ist uns aufgrund der immerwährenden Kette von Ursache und Wirkung die Vorstellung nicht fremd, noch die entferntesten historischen Wendepunkte miteinander in Beziehung zu setzen. Wenn aber der zeitliche Abstand zwischen zwei bemerkenswerten Ereignissen mit einem Schlage aufgehoben werden kann; wenn es möglich wäre, nach einem Schlaf von fast zweihundert Jahren dem Auge des Betrachters die neue Welt vorzustellen, während er noch eine lebhafte Erinnerung an die alte in sich trägt; dann müssten seine Überraschung und seine Gedanken den Stoff für eine schöne Geschichte liefern.

Die Szene hätte man nicht vorteilhafter als in die zwei Jahrhunderte verlegen können, welche zwischen der Herrschaft des Decius und des jüngeren Theodosius lagen. Während dieser Zeit wurde der Regierungssitz des Reiches von Rom an die neue Stadt am thrakischen Bosporus verlegt; ein raffiniertes System der Bändigung und zeremoniellen Sklaverei hatte den Missbrauch des Militärs beendet. Der Thron des fanatischen Decius war durch eine Reihe christlicher und rechtgläubiger Herrscher besetzt gewesen, welche die Fabel-Gottheiten der Antike ausgerottet hatten; und die Bevölkerung jener Zeit zeigte sich begierig, an den Altären des Herkules und der Diana vor den Heiligen und Märtyrern der Katholischen Kirche anbetend in den Staub zu sinken. Die Einheit des Römischen Reiches befand sich in der Auflösung; sein Genius lag am Boden; und die Heerscharen unbekannter Barbarenstämme aus dem Norden hatten siegreich in den schönsten Provinzen Afrikas und Europas ihre Herrschaft errichtet.


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