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11

In diesem Willen, der alle Hindernisse leicht überwand, glitt er die Welle, als wäre sie eine gläserne Schrägung, hinaus, steil und steif, ohne die Füße zu rühren, und stand mühelos, durch denselben zornigen Willen getragen, über der wogenden See, deren Kämme an seine Füße spritzten. Der Knabe stand neben ihm zur Rechten, und neben dem Knaben der Bootsmann.

Sie sahen sich um und sahen die treibenden Gefährten und die Anna Hollmann eben unter Wasser. Dann aber schauten sie mit ihren ernsten Augen weithin über die wogende See, über der es von Osten her tagte, und wußten gleich, wohin die Fahrt ginge, und machten sich auf.

Da sie die Kälte durch die nassen Kleider fühlten, zogen sie die Jacken fester, und glitten nun so dahin, ohne Widerstand des Sturms oder der Luft, dicht über den Wellen, gradeaus, rasch, aus einer inneren freien, starken Kraft des Willens, heißen finstern Zorn im Herzen, wie ihn der Landmann auf Tiere hat, die ihm die Felder verwüsten, gegen die er auszieht, sie zu töten. Es war aber so, daß er diesen Willen zugleich für die beiden Gefährten mit in der wilden Brust trug. Darum waren sie auch immer ganz steif in einer Reihe mit ihm, wie wenn sie durch eine eiserne Stange mit einander verbunden waren. So glitten sie Meile nach Meile, in fliegender Fahrt, ohne Mühe, nach Westen zu, bis Land vor ihnen auf dem Meere stand.

Da mäßigten sie ihre Fahrt und schwankten wie eine Fahne, wenn der Wind nicht stetig ist, und sahen, so langsam näher kommend, bald die Hütte, mit breitem weißlichen Schilf gedeckt, und fuhren in schneidender Fahrt darauf zu, und standen im Husch unter dem mittleren der drei hohen Bäume, die breitästig und dichtbelaubt fast bis zur Hütte reichten. Keine dreißig Schritt vor ihnen, vor dem dunkeln Türloch der Hütte, hockten die beiden an einem kleinen Feuer nach Art der Wilden in den Knien, und aßen ihr Morgenbrot. Das Meer rauschte hundert Schritt zur Seite mit leiser Brandung an den sandigen Strand. Das ganze Bild hatte etwas, eben was ein Bild hat, so als wenn es plötzlich ausgelöscht werden könnte, oder als wenn es nur im Geist gemalt war, oder als wenn es ein Nebelbild oder Abschein dessen war, was vor einer Zeit hier an dieser Stelle gewesen war ... Doch wer kann über diese Dinge reden oder hören, ohne daß die Seele von bangem Grauen erfaßt wird und die Gedanken, die sich dennoch sammeln wollen, wie eine Herde Schafe auseinanderlaufen, über denen in der Nacht die Raben schreien.

Sie standen also nebeneinander, genau in Reih und Glied, unter dem Laubdach des mittleren Baumes. Und Kapitän Guldt und Heinrich Hollmann hockten mit weißem Haar und gelben verrunzelten Gesichtern, ausgemergelt von Sonne und Fieber, vor ihrem kleinen Holzfeuer. Auf ihren Stirnen, von denen sie die großen abgegriffenen Strohhüte zurückgeschoben hatten, stand eine eingebrannte gelbe Narbe in Form eines Rades mit vier Speichen.

»Wie lange sind wir nun hier, Guldt,« sagte Heinrich Hollmann mit weicher, müder Stimme.

Kapitän Guldt lachte hart und höhnisch auf: »Fragst du immer dasselbe? Meinst du, daß ich einmal anders antworten werde? Fünfzehn Jahre auf Fernando Noronha, und nun zehn Jahr in dieser Hütte.«

Heinrich Hollmann sah still vor sich in die kleine Flamme. Dann sagte er mit wehem, nagendem Schmerz weich und traurig: »Ich möchte die Alster und die Kirchtürme noch einmal sehen, ehe ich sterbe.«

»Das sagst du immer,« sagte Jan Guldt hart und zornig. »Was soll das? Du weißt doch, daß du nicht heim kannst, mit dem gelben Bleß auf der Stirn!? Willst du so bei Hollmann im Kontor, oder bei ihnen zu Hause im Gartenzimmer sitzen? Hältst du jetzt deinen Mund?«

Heinrich Hollmann duckte sich vor den harten Worten, und schwieg eine Weile, während er seine großen, furchtsamen Augen immer wieder nach dem andern warf. Dann sagte er zagend und leise: »Ich habe in jedem Jahr, nun schon zehnmal, einen Brief an das Haus an der Alster geschickt. Der Krämer im Dorf sagte mir immer, wenn ich ihn abschicken mußte, damit er zur rechten Zeit ankam.«

Kapitän Guldt nahm ein Scheit aus dem Feuer wie zum Hieb oder Wurf, und sagte mit zitternder Wut: »Wann sollte er denn ankommen?«

»Zu Weihnacht,« sagte Heinrich Hollmann kläglich und bückte sich zur Seite.

Kapitän Guldt aber traf ihn schon mit dem kantigen Holzstück hart an die Schulter und sagte zu dem Aufweinenden: »Habe ich dir nicht verboten, von uns nach Hause zu melden? Sollen sie an der Alster und in Blankenese über uns lachen: über unsre fünfzehn Jahr Fernando Noronha, über unsre dürren Fiebergesichter, und über das Rad auf unsrer Stirn? Sollen sie sagen: Seht, die haben vor fünfundzwanzig Jahren noch Menschen verkauft! Seht, das sind die letzten, die noch mit Menschen gehandelt haben! Seht, das wandelt noch unter den Lebendigen! Seht, das will noch das neue Jahrhundert sehn?! Hast du nicht soviel Ehre im Leibe, daß du schweigst und wartest, bis das verdammte Leben aus ist, und der verdammte Tod kommt?«

Der Geschlagene sagte mit leisem Jammern: »Ich habe immer spanisch geschrieben, und fast unleserlich, und auch ohne Namen, bloß daß etwas von mir, ein Stück Papier und ein paar Buchstaben, nach der Heimat kämen und in das Haus.

Ich sehe es ja nicht wieder.« Und er hob die Hände und sagte mit wildem Schmerz in dem verdorrten Gesicht: »Sag mir doch, Kaptän, warum muß ich so unsagbar leiden? Die entsetzlichen Jahre auf der furchtbaren Sandinsel, wo ich das schreckliche Spanisch lernte und die furchtbaren Gebetbücher auswendig konnte und die deutschen Bücher vergaß, die meine Seligkeit waren, so daß ich sie nun nicht mehr lesen kann; und nach deutschem Land und deutschen Büchern so wildes Heimweh bekam, daß ich in Trübsinn fiel! Und nun zehn Jahre in dieser elenden Hütte! Wenn du draußen im Kahn sitzst und Fische fängst, sitze ich und seh übers Wasser nach der Heimat. Ich kann sie mir nicht mehr vorstellen; ich weiß nichts mehr von ihr, als daß sie wunderbar frisch und schön ist.«

Er schlug die Hände gegen die Schläfen und raufte sich das dünne, eisgraue Haar und jammerte: »Sieh, du hast das Kommando über die Anna Hollmann freiwillig übernommen, du wolltest mit meinem Vater und Bruder zusammen reich werden, und beobachtetest, ein kalter, kluger Zuschauer des Menschentheaters, und lachtest unter Rauben und Schinden, ich aber, du weißt es, und Gott weiß es auch ... ich war mit dreißig Jahren noch ein lebensfremder Mensch. Ich wußte nicht, was ich tat, und was ihr tatet.«

Der Kapitän hatte das Holzscheit wieder ergriffen, das er ins Feuer zurückgeworfen hatte, und sagte mit wild funkelnden Augen: »Was schiert mich und Gott, ob du ein weiches Herz hattest und unschuldig warst? Meinst du, daß er danach fragt? Du bist hier, weil du mitgefangen worden bist. Und ich freue mich, daß du hier bist, daß ich einen von den verfluchten Hollmanns hier habe, an denen ich meine Wut auslassen kann, wenn ich an sie denke. Du! du!« Und er schlug ihn mit dem Holz.

Jan Guldt mit seinen beiden Gefährten unter dem Baum hörte und sah das alles, und dachte in wildem Zorn: ›Was ist nun Gott? Und wo ist er?‹ Und schrie nach ihm. Aber sein Zorn schrie nur innerlich in seinem Herzen; er konnte weder den Mund zum Schelten rühren, noch die Hand zum Schlagen. In ihrem Herzen wühlte und quälte grimmiger Zorn; aber sie standen stumm und gerade. ›Ich muß weitersehn,‹ dachte er mit knirschendem Herzen, ›ob es bei Hans Hollmann ebenso steht.‹

Da machten sie sich wieder auf.

Es wehte ihnen ein scharfer Wind schräge entgegen; aber sie durchschnitten ihn leicht und zogen genau in der Richtung der Heimat, von seinem starken, großen, zornigen Willen getragen, den er wie in der linken Hand trug, die er am steifen Arm mit wilder starrer Kraft geballt hielt. Zuweilen sahen sie Schiffe fahren, bald einen Segler, bald einen Dampfer; einmal war eine große Bark gerade in ihrem Weg; sie glitten an der Takelung vorbei, der eine hier, der andre da, dem Windhauch gleich, der sich auseinandertut und wieder zusammenfindet. Als sie die englische Küste vor sich sahen, zögerten sie eine Weile, wie Fahnentuch im unsteten Wind, ob sie sich ausschwingen und den Weg geradeaus über England, oder nördlich herum den Wasserweg nehmen sollten. Sie entschieden sich für den Wasserweg, weil er schierer und ihnen als Seeleuten bekannter war. Die Küste, im Morgendunst, wich zu ihrer Seite. Vorüber. Fern an den friesischen Inseln und an Helgoland stand die schneeweiße Brandung. Vorüber. Der silbergraue Sand von Scharhörn stob; aber ihre Füße glitten rascher. Wie Möwen, die am Morgen, wenn die Nebel weichen, ihres Weges ziehn, doch völlig in ihrer Menschengestalt, Schiffbrüchige, Ertrunkene, noch triefend von Wasser, die Jacken hochgeknöpft wegen der Morgenkühle, glitten sie die Elbe hinauf, hoben sich und glitten über Hamburg und ließen sich jenseits der Alster nieder. Sie glitten durch wohlgepflegte Gärten und dann geradenwegs in ein Haus hinein, das sich wie ein Tor vor ihnen auftat; und standen in einem behaglichen Zimmer, das nach dem Hintergarten führte.

Da saß Hans Hollmann mit seiner zierlichen Figur in der Ecke eines breiten Stuhls, die Zeitung in der Hand, an einem Tisch, und eine alte schöne Frau von siebzig Jahren, die im Hut und Mantel ihm gegenüber saß, redete mit ihm.

Sie sagte mit Tränen in den Augen und zuckendem Mund: »Ich bin ja nicht blutsverwandt mit euch Hollmanns, bin nur eine angeheiratete Verwandte; aber ich trage euren Namen. Und ich komme von seiner Mutter, die auf dem Fußboden liegt und die Erde mit ihren Händen schlägt. Dreizehn Jahr ist er alt geworden. Mit dreizehn Jahren in einen solch raschen jammervollen Tod.«

Hans Hollmann ließ seine Zigarre rauchen und sagte ernst und tadelnd: »Am einen Jungen soviel Aufsehn!«

Sie sagte in aufflammendem Zorn: »Es ist dir wohl recht, daß er dahin ist?«

Er sah wieder in seine Zeitung und sagte dann gleichmütig: »Ich habe nicht soviel Interesse an ihm, daß ich sagen könnte: es wäre mir recht oder nicht. Du kannst nicht leugnen, daß es sehr viele Menschen gibt, und daß viele jung sterben. Und nun gar zur See.«

Die alte Frau schüttelte den grauen Kopf, während sie die Hände rang, und faßte sich und sagte: »Wenn unsre Schiffe gut und stark wären, und es wäre eins, oder auch zwei, oder gar sechs untergegangen, so würde der ganze Hafen sagen: ›Schade! Es tut uns leid um die Menschen, und um das Schiff und die Reederei.‹ Aber nun es unsre Schiffe sind, sagt der ganze Hafen, alle Arbeiter, alle Matrosen, alle Kapitäne, alle Reeder: ›Natürlich die Hollmanns! Es mußte so kommen!‹ ... Wir Hollmanns sind von vielen Menschen, von sterbenden Seeleuten, Eltern, Müttern, Kindern verflucht, und werden es noch auf sechzig Jahre sein; denn die Kinder spüren unsre Untaten für alle Zeit ihres verstörten Lebens.«

Hans Hollmann strich die Asche von seiner Zigarre und sagte lächelnd: »Das alles klingt doch nach was Rechtem! Man bekommt so eine Empfindung, daß wir Hollmanns doch fixe Leute sind.«

Die Frau nickte stumm und bitter: »Wir tragen ein Brandmal wie dein Bruder Heinrich. Bekommt deine Schwester oder dein Halbbruder noch immer am Weihnachtsabend jene entsetzlichen Briefe mit den paar unleserlichen spanischen Zeilen? Weiß dein alter Vater davon, hat er sie gesehn, und hat ihn davor geschaudert?« Sie warf die Hände vors Gesicht und weinte heftig auf und sagte unter heißem Schluchzen und wildem rasenden Aufstöhnen: »Ich wollte, daß endlich ein großer Schlag gegen uns käme, der uns vernichtete, der uns die Ehre nehmen wollte; das Seeamt oder ein ehrbarer Kaufmann ...«

Hans Hollmann lachte laut auf, und schüttelte den Kopf und sagte: »Da sieht man, daß du wirklich nichts verstehst.« Und damit hob er seinen zierlichen Körper aus dem Stuhl, und sagte ernst: »Ich muß ins Geschäft. Du hast nun sechs Stunden Zeit – ich denke, du fährst heute noch nicht wieder aufs Land, sondern bleibst mein Gast – so kannst du dir überlegen, was du sonst noch an gepfefferten Gedanken hast.«

Die alte Frau war aufgestanden und sagte kurz und hart: »Ich war noch niemals wieder dein Gast, soviel ich weiß, seit damals, vor fünfundzwanzig Jahren, auf jener Fahrt, auf der meine junge Begleiterin über Bord ging, die mir tags vorher geklagt hatte, daß du sie mit deinen Anträgen verfolgtest ..« Sie sah ihn an, und ging hinaus.

Jan Guldt stand mit seinen Begleitern noch einen Augenblick, um zu sehen, wie Hans Hollmann sein würde, wenn er allein wäre. Er beobachtete aber nichts weiter, als daß er leise und völlig ruhig zu sich sagte: »Nett, daß der Bootsmann nun auf dem Grund der Biscaja liegt ... der alte Säufer ...« und dazu mit dem Finger knipste.

Da dachte Jan Guldt in rasendem Zorn: ›Was ist nun Gott? Und wo ist er? Und warum hört er nicht?‹ Und schrie nach ihm. Aber sein Zorn schrie nur innerlich in seinem Herzen; er konnte weder den Mund zum Schelten rühren, noch die Hand zum Schlagen. In ihrem Herzen wühlte und quälte der grimmigste Zorn; aber äußerlich standen sie stumm und steif da. ›Nun ist es Zeit und eilig.‹ dachte er in seinem innern bösen Wüten, ›daß ich Ihm Selbst meine Meinung ins Gesicht sage.‹

Damit wandten sie sich um, glitten wieder aus dem Hause, dessen Türen und Wände zurückwichen ...; und nun, von noch wilderem Willen und Zorn getragen, die Gesichter kalt und hochmütig emporgerichtet, flogen sie Pfeilen gleich, schräg hinauf, weit, weit, bis sie in blaue Nacht gerieten, die endlos sich weitete, und flogen durch sie hin, weit, weit, bis sie zuletzt vor hohe Mauern kamen, die in dem dunkeln Grau wie von hellerm grauen Stahl blinkten.

Jan Guldt klopfte da an, wo eine Tür schien. Er klopfte wild, kurz und hart, daß ihn die Hand schmerzte. Aber es klang doch nur, wie wenn im stillen Zimmer eine Fliege gegen einen Balken schlägt. Und es geschah nichts.

Da öffnete der Bootsmann den Mund und sagte: »Nun siehst du: was hast du nun von deinem unschuldigen Leben und deinem Glauben, daß alles schön sein und in Ordnung kommen muß? Du siehst, daß alles des Teufels ist und des Teufels bleibt. Wäre ich armer Mensch nur in meiner Kammer geblieben, wo ich war, als du mich fandest. Ich will wieder nach der Anna Hollmann zurück und will mich in meine Koje legen, so naß sie auch ist, bis Himmel und Erde in Stücke gehn.«

Da legte der kleine Hans Hollmann mit seiner weichen Bewegung seine Hand auf den Arm des Bootsmanns und sagte: »Geh nicht dahin! Dort hast du immer all die bösen Dinge um dich, die dich solange schon quälen. Komm mit mir: ich weiß oben in Sylt eine alte feste Kirche. Da sitzen in jeder Nacht viele Tote beieinander – es sind auch Seeleute darunter – und freuen sich, daß sie da im Schutz der starken Mauern sitzen, und sehn nach dem Altar, und glauben, daß Gott sie in fester, guter Hand hat.« So sagte er mit lieblicher Stimme; und langte mit seiner zarten Hand auch nach Jan Guldts, und sagte leise: »Komm du auch mit.«

Aber Jan Guldt riß seinen Arm los und lachte mit hellem Hohn und schrie mit großer Stimme gegen die eiserne Mauer, indem er die Dinge, die seine Seele zerrissen, aus seinem Munde stieß.

Da gingen die andern beiden von ihm fort, um nach Sylt zu gehn.

Er aber schrie mit großer Stimme: »Heinrich Hollmann! Kaptän Guldt! Die Auswanderer! Ihre Kinder! Die Neger! Das Mädchen! Die toten Kameraden! Mein Vater! Meine Mutter! Ich, der Steuermann Guldt ... Und du sagst nichts?! Du läßt es hingehn und immer wiederkommen tausend Jahr?« und schlug mit den Fäusten gegen die Tür. Aber es klang klein und kläglich.

Da raste er jäh und tobend auf; er vergaß Sinn und Vernunft. Er warf sich mit dumpfen Flüchen mit dem ganzen Körper gegen die Tür.

Von diesem Stoß wurde sein Geist betäubt, plötzlich, mit einem Schlag.

Er wußte wohl noch, wo er war; und hatte auch noch das dumpfe Gefühl, daß er Gott, vor dessen Tür er stand, verachtete, und spie noch zum Zeichen dafür gegen die Tür; aber der wilde rasende Zorn war weg. Seine Seele war voll von einer dumpfen, verächtlichen Gleichgültigkeit.

Völlig gleichgültig stand er da und überlegte, was er nun tun und beginnen sollte. Und da schien ihm nach einigem Nachdenken das Beste – wenn es denn so grau und sinnlos um die Welt stand –: er wollte als Seemann weiter dienen, aber auf einem kleinen einsamen Schiff, und so seinen Lebensfaden zu Ende spinnen. Und er wandte sich, und machte sich wieder auf, und kam so, in solchem dumpfen Zustand, zum Meere.

Als er das Meer sah, überlegte er sich weiter, wohin er sich wenden sollte, und meinte, es wäre das Beste, er ginge nach London, und suchte dort Dienst auf einem von den vielen großen Tramps, die alle Meere pflügen, die heimatlos und freudlos um den Erdball kriechen, wie grämliche Käfer um einen harten und sauren Apfel. Das wäre, schien ihm, das einsamste, gleichmütigste und gleichgültigste Leben. Ja, das wollte er tun.


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