Friedrich Baron de la Motte Fouqué
Aslauga's Ritter
Friedrich Baron de la Motte Fouqué

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Fünfzehntes Kapitel.

Die Kerzen flammten hell in den gewölbten Sälen der Burg, Hildegardis hatte so eben den Arm ihres Lieblings verlassen, um einen Ehrentanz mit dem alten Herzoge zu beginnen, da winkte Edwald seinem Waffenbruder, und Beide schritten in den mondbeglänzten Schloßgarten hinaus.

»Ach Frode, mein hoher, herrlicher Held,« rief Edwald nach einigem Schweigen aus, »wärest du doch nur so glücklich, wie ich! Aber dein Auge haftet ernst und nachdenklich am Boden oder glüht fast ungeduldig himmelan. Es wäre doch entsetzlich, wenn du wirklich Hildegardens Besitz als einen heimlichen Wunsch im Herzen getragen hättest und ich thörichtes Kind wäre dir nun, auf eine so unbegreifliche Weise begünstigt, in den Weg getreten!«

»Sei ruhig, Edchen,« lächelte der Dänenheld. »Auf Ritterwort, mein Sinnen und Sehnen gilt deiner schönen Hildegardis nicht. Vielmehr funkelt mir Aslaugens Goldbild strahlender im Herzen als je. Aber höre zu, was ich dir erzählen will.«

»Eben als wir zusammentrafen auf der Bahn, o hätte ich Worte dir auszudrücken, wie es geschah! – umwallt, umfunkelt, geblendet ward ich von Aslaugens Goldlocken, in denen ich plötzlich schwebte, – auch mein edles Roß muß die Erscheinung gesehen haben, denn ich fühlte, wie es unter mir scheute und stieg, – dich sah ich nicht mehr, die Welt nicht mehr, nur noch Aslauga's Engelsantlitz ganz nahe vor mir, lächelnd, blühend wie eine Blume im Meere der Sonnenlichter, die es rings umschwammen, – die Sinne vergingen mir. Erst als du mich unter dem Pferde hervorhobst, ward ich mein selbst wieder gewahr und wußte nun auch in großen Freuden, daß ihr eigenes holdes Wollen mich zu Boden geblitzt hatte. Aber seltsam ermattet fühlte ich mich, weit mehr, als es mir der bloße Sturz hätte thun dürfen, und zugleich war mir, als müsse die Herrin mich durchaus sehr bald auf eine ferne Sendung hinausschicken. Ich eilte, um auszuruhen, in mein Gemach, und ein tiefer Schlaf umfing mich sogleich.«

»Da kam Aslauga im Traume zu mir, königlicher geschmückt als je, setzte sich an das Hauptende meines Lagers und sagte: eile, dich zu schmücken in aller Pracht deiner Silberwaffen, denn du bist nicht nur ein Hochzeitgast, du bist auch der –«

»Und ehe sie noch ausreden konnte, war wie fortgehaucht mein Traum, und ich empfand eine große Eil, ihrem holden Befehl zu genügen, und war sehr erfreut. Aber nun, in Mitten des Festes selbst komme ich mir so einsam vor, wie noch nie in meinem Leben, und kann gar nicht ablassen, darüber zu sinnen, was die abgebrochene Rede der Herrin eigentlich verkündigen wollte.« –

»Du bist viel höhern Gemüthes, Frode, als ich,« sagte Edwald nach einigem Schweigen, »und ich kann dir daher wohl in deinen Freuden nicht nachfliegen. Sage mir jedoch, ist dir nie ein tiefer Schmerz darüber aufgewacht, daß du einer so fernen Herrin dienest, ach einer Herrin, welche dir meist immer unsichtbar ist!«

»Nein, Edwald, das nicht;« erwiederte Frode mit selig funkelnden Blicken. »Weiß ich ja doch, daß sie meinen Dienst nicht verschmäht, werd' ich ja doch bisweilen gewürdigt, sie anzuschauen. O, ich bin ein überglücklicher Rittersmann und Sänger!« –

»Und dennoch dein Schweigen heute, dein trübes Sehnen?« –

»Trübe nicht, liebes Edchen, nur so recht innig, so recht tief aus dem Herzen herauf und so seltsam unverstanden dabei. Aber das, wie Alles, was ich habe, quillt ja eben aus den Worten und Geboten Aslauga's; wie könnte es denn nicht etwas Schönes sein und zu einem hochherrlichen Ziele führen?« –

Ein Knappe, der ihnen nachgeeilt war, meldete, man warte des herzoglichen Bräutigams mit dem Fackeltanz, und Edwald bat seinen Freund im Zurückgehen, er solle sich mit in den feierlichen Reihen begeben, gleich hinter ihn und Hildegarden. Frode sagte es mit einem freundlichen Kopfnicken zu.

 


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