Friedrich Baron de la Motte Fouqué
Aslauga's Ritter
Friedrich Baron de la Motte Fouqué

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Zweites Kapitel.

Während dessen war der Winter hereingebrochen und vorübergezogen. In nordischen Ländern hat er es wohl immer an der Art, denen, die ihn verstehen und ihn zu lieben wissen, gar schöne und bedeutsame Bilder mitzubringen, daran sich manch ein Menschenkind, wo von Erdenglück die Rede ist, genügen lassen könnte für alle Erdenzeit. Als nun aber der Frühling hereinleuchtete mit aufgegangenen Knospen und strömenden Gewässern, kam auch aus dem deutschen Reiche gar eine blumige, sonnenhelle Botschaft nach Fühnen herüber.

Es gab nämlich an den reichen Ufern des Mains, da wo er durch das gesegnete Frankenland strömt, einen fast königlichen Burgbau, dessen verwaisete Erbin eine Anverwandte des römischen Kaisers war. Sie hieß Hildegardis und war weit und breit für die allerschönste Jungfrau bekannt. Da wollte nun ihr kaiserlicher Oheim, daß sie auch den allertapfersten Ritter, den man weit und breit anträfe, heirathen möchte, und keinen Andern. Deshalb that er nach dem Beispiele vieler edlen Herren in solchen Fällen und schrieb ein Turnier aus, worin der erste Preis die Hand der herrlichen Hildegardis war, dafern der Sieger nicht schon eine Ehefrau oder sonst eine Freundin im Herzen trage. Denn ausgeschlossen sollte kein wehrhafter und ebenbürtiger Rittersheld von dem Kampfe sein, damit sich ein desto reicherer Wettstreit des Muthes und der Kraft kund gebe. Nun schrieben auch dem ruhmvollen Frode seine deutschen Waffengenossen hiervon, und er rüstete sich, bei dem Feste zu erscheinen.

Vor allen Dingen schmiedete er sich eine herrliche Rüstung, wie er denn unter den Waffenschmieden des ganzen, auch deshalb weit berühmten Nordlandes der Trefflichste war. Den Helm wirkte er aus eitlem Golde und formte ihn dergestalt, daß er über und über wie lauter krause Locken anzusehen war, an Aslaugens goldiges Lockenhaar erinnernd. So auch fertigte er auf dem Bruststücke des mit Silberplatten überlegten Harnisches eine goldene, halberhobene Gestalt, welche Aslaugen darstellte in ihren Lockenschleiern, damit sich's gleich beim Anfang des Turniers kund gebe: dieser Ritter, das Bildniß einer Dame auf der Brust tragend, fechte nicht um die Hand der schönen Hildegardis, sondern nur um der Kampfesfreudigkeit willen und um ritterlichen Ruhm.

Alsdann zog er ein schönes dänisches Roß aus seinen Ställen, schiffte es gar sorgsam ein und segelte glücklich hinüber.

 


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