Friedrich Baron de la Motte Fouqué
Aslauga's Ritter
Friedrich Baron de la Motte Fouqué

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Dreizehntes Kapitel.

Während daß Frode geheilt ward, ging Edwald bisweilen, wenn der Abend recht tief und still hernieder dämmerte, auf der blühenden Terrasse unter Hildegardens Fenster lustwandeln und sang anmuthige kleine Lieder. Unter andern folgendes:

    »Heilt, ihr Heldenwunden!
Ritter, wollst gesunden!
Lieber Ehrenstreit,
Sei nicht allzuweit!«

Das aber, welches ihm die Jungfrauen im Schloß am liebsten und öftersten nachsangen, hieß also:

    »Ich wollt', ich läg' am Boden,
Gestorben von Heldenschlag,
Ich wollt', ein Liebesodem
Hauchte mich wieder wach.
Ich wollt', ich wär' ein Kaiser
An Reichthum und Gewalt,
Ich wollt', ich suchte Reiser
Im wilden Wald.
Ich wollt', ich wär' ein Einsiedler,
Ich wollt', ich ritt' in König's Heer,
Ich wollt' in Ehren Jedwedes sein.
Wozu Feinsliebchen nicht sagte: Nein.«

Es war auch zugleich das längste Lied, welches Edwald vielleicht in seinem Leben gesungen hatte.

In dieser Zeit geschah es, daß ein Mann, welcher sich für sehr klug hielt und zugleich die Stelle eines Schreibers bei dem alten Herzoge, Hildegardens Pfleger, einnahm, zu den beiden ritterlichen Freunden gegangen kam, um ihnen, wie er es nannte, einen unmaßgeblichen Vorschlag zu thun.

Die Sache lief in Kurzem darauf hinaus: da doch Frode sich unmöglich etwas Rechtes aus dem Siege machen könne, möge er im bevorstehenden Turnier hübsch mit Fleiß vom Pferde fallen und auf diese Art seinem Genossen recht sicherlich zu der Braut verhelfen, zugleich auch kaiserlicher Majestät Willen ausrichten, wofür ihm gedankt werden solle auf mannigfache Art.

Da lachten zuerst die beiden Freunde recht herzlich miteinander, und alsdann trat Frode ernsthaft vor den Schreiber hin, sprechend: »dich Männlein würde hoffentlich, falls er um deinen Thorenspruch wüßte, der alte Herzog alsbald aus dem Dienst jagen, kaiserlicher Majestät gar nicht einmal zu gedenken. Aber das Eine Sprüchlein lerne dir auswendig:

Wo Rittersmann erst im Sattel saß.
Da war die Rede nicht mehr von Spaß;
Wo Ritter und Ritter zusammenprellt.
Da hilft für's Treffen nicht mehr die Welt.
Und wer dazwischen die Nase wagt,
Der hat von der Nase sich losgesagt.

Gute Nacht, lieber Herr. Und glaubt nur, daß Edwald und ich einander aus vollen, treuherzigen Kräften anreiten werden.«

Der Schreiber machte sich eiligst aus dem Zimmer und soll noch am andern Tage sehr blaß ausgesehen haben.

 


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