Friedrich Baron de la Motte Fouqué
Aslauga's Ritter
Friedrich Baron de la Motte Fouqué

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Viertes Kapitel.

Es war dem edlen Frode nicht um den Schlaf zu thun, sondern er wollte nur ungestört ein recht kraftvolles Ringen mit sich selbst anheben, um, wenn es sein möchte, das furchtbar schöne Bildniß Hildegardens wieder aus seinem Sinne hinaus zu treiben. Aber es war, als sei die fremde Gewalt schon zu einem Theil seines eignen Lebens geworden, und endlich überdunkelte den Erschöpften wirklich ein unruhiger, traumvoller Schlaf. Ihm kam es vor, als kämpfe er mit vielen Rittern, und Hildegardis schaue lächelnd dazu von einer reichgeschmückten Brüstung, und wie er eben den Sieg zu erfassen denke, stöhne Edwald blutend unter den Hufen der Rosse herauf. Dann war es wieder, als stehe Hildegardis neben ihm in der Kirche und er solle mit ihr ehelich eingesegnet werden; er wußte wohl, das sei nicht recht, und dränge das Ja, welches er aussprechen sollte, mit angestrengter Kraft zurück in sein Herz, und darüber wurden seine Augen von heißen Thränen feucht. Aus noch wildern, verworrenern Gesichten weckte ihn endlich Edwalds Stimme. Er richtete sich auf, und sein junger Genoß sagte sehr freundlich gegen ein nahgelegnes Gebüsche hin: »kommt doch nur immer zurück, edle Maid. Ich helfe Euch sicherlich, wenn ich kann, und habe Euch auch gar nicht verscheuchen wollen; nur, daß Ihr mir meinen Waffenbruder nicht aus dem Schlummer wecken solltet.« – Ein schwindender Goldglanz funkelte durch die Zweige herüber.

»Um Gott, mein trauter Gesell,« fuhr Frode empor, »zu wem redest du, und wen hast du hier bei mir gesehen?«

»Ich kann es selbst nicht recht begreifen,« sagte Edwald. »Du warest kaum eingeschlafen, da kam eine Gestalt aus dem Walde hervor, in tiefe, dunkle Tücher vermummt; ich sah sie anfänglich für eine Bäuerin an. Die setzte sich dir zu Häupten nieder, und ob ich gleich nichts von ihrem Angesichte sehen konnte, merkte ich doch, daß sie sehr betrübt war, ja wohl gar Thränen vergoß. Ich winkte ihr, fortzugehen, damit sie dich nicht störe, und wollte ihr ein Goldstück hinreichen, vermeinend, die Armuth sei Schuld an ihrem tiefen Kummer. Aber mir ward die Hand wie gelähmt, und mir bebte ein Schauder durch alle Sinne, als hätte ich solch' einen Gedanken gegen eine Königin gefaßt. Zugleich wehten funkelnde Goldlocken hier und dort zwischen den umhüllenden Tüchern hervor, und der Hain begann fast in ihrem Wiederscheine zu glänzen.« – »Armer Knabe,« sagte sie darauf, »du liebst ja und kannst es ahnen, wie ein hohes Frauengemüth davon in schmerzlicher Wehmuth brennt, wenn ein edler Held, der sich uns zu eigen verhieß, sein Herze wendet und niedern Hoffnungen nachgezogen wird, wie ein schwacher Knecht.« – »Darauf erhub sie sich und verschwand seufzend in jenem Gebüsch. Fast war mir, Frode, als habe sie deinen Namen genannt.«

»Ja, den hat sie genannt,« erwiederte Frode, »und nicht vergebens hat sie es gethan. Aslauga, dein Ritter kommt und reitet in die Schranken und nur für dich und deinen Preis allein. Nebenher, mein Edchen, wollen wir dir auch deine stolze Braut gewinnen.« – Damit schwang er sich voll der alten, stolzen Freudigkeit wieder auf sein Roß, und wenn der Zauber von Hildegardens Schönheit blendend und verwirrend vor ihm emporsteigen wollte, sagte er lächelnd: »Aslauga!« und seine innere Liebessonne strahlte wieder nebelfrei und hell.

 


 << zurück weiter >>