Friedrich Baron de la Motte Fouqué
Aslauga's Ritter
Friedrich Baron de la Motte Fouqué

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Achtes Kapitel.

Frode hielt erst nach Rittersitte eine Zeitlang regungslos still, als warte er, ob ihm noch Jemand den Sieg zu bestreiten denke, und war auf seinem gepanzerten Rosse fast wie eine hohe, erzene Bildsäule anzusehen; rings blieb das Volk in blöder Ueberraschung still. Wie es nun aber endlich in Jubelruf ausbrach, winkte er ernst mit der Hand, und Alles schwieg von neuem. Dann war er leichten Schwunges aus dem Sattel und eilte dahin, wo der gestürzte Edwald sich aufrichtete. Er drückte ihn fest an sein Herz, führte ihm den Schimmel vor und ließ nicht eher ab, bis der Jüngling es vergönnen mußte, daß er ihm beim Aufsitzen den Bügel hielt. Dann stieg auch er wieder zu Roß und ritt an Edwalds Seite gegen Hildegardens Goldlaube vor, wo er gesenkten Speeres und aufgeschlagenen Visieres also sprach:

»Schönste unter allen lebenden Frauen, ich bringe Euch hier Edwald, Euern ritterlichen Bräutigam, vor dessen Lanze und Schwert alle Helden dieses Turniers erlegen sind, mich ausgenommen, der auf das herrlichste Kleinod des Sieges keinen Anspruch machen darf, da ich, wie das Bild auf meinem Brustharnisch zeigt, schon einer andern Herrin diene.«

Der Herzog machte sich fertig, den beiden Kämpfern entgegen zu gehen, um sie nach der Goldlaube herauf zu führen, aber Hildegardens verneinender Wink hielt ihn zurück, und sie sagte darauf mit zornglühenden Wangen:

»So dient Ihr, mein Dänenritter, Herr Frode, Eurer Dame schlecht, denn nur eben noch habt Ihr mich öffentlich die Schönste der lebenden Frauen genannt.«

»Das that ich,« entgegnete Frode mit sittigem Neigen, »weil meine schöne Herrin zu den Todten gehört.«

Ein leiser Schauer zog mit diesen Worten durch die Versammlung und auch durch Hildegardens Herz, aber bald flammte der Zorn der Jungfrau wieder auf, um so mehr, da der herrlichste und wunderbarste Ritter, den sie kannte, sie um einer Gestorbenen willen verschmähte.

»Ich thue Allen kund,« rief sie mit feierlichem Ernst, »daß nach dem rechten Willen meines kaiserlichen Oheims diese Hand sicherlich keinem Besiegten angehören darf, möge er auch sonst noch so edel und rühmlich erscheinen. Da nun der Sieger des heutigen Turnieres durch anderweitigen Dienst gebunden ist, gilt dieser Kampf für mich so gut als keiner, und schreite ich von hinnen, wie ich kam: als eine freie, unverlobte Magd.«

Der Herzog schien etwas einwenden zu wollen, aber sie wandte sich stolz von ihm ab und verließ die Goldlaube. Ein unversehener wilder Luftzug riß dabei an den grünen Kränzen und Gewinden und warf sie ihr verworren und raschelnd nach, worin das Volk, mit Hildegardens Hochmuth mißvergnügt, ein strafendes Vorzeichen zu sehen glaubte und sich unter einem höhnisch beifälligen Gemurmel auseinander begab.

 


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