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Schlußwort

Nicht selten kann man die Meinung hören, daß Brehms Forschungsergebnisse, die ja nun schon 5-8 Jahrzehnte zurückliegen, heute im Zeitalter des Kraftwagens und des Kurbelkastens längst überholt und veraltet seien. Freilich braucht heute der Forscher, dem alle die großartigen Hilfsmittel neuzeitlicher Technik zur Verfügung stehen, zur Ausführung solcher Reisen, wie Brehm sie machte, höchstens so viel Monate, vielleicht sogar nur Wochen wie dieser Jahre, und er bringt nicht nur abgebalgte Tiere, sondern auch mehr oder minder schöne und ehrliche Filmaufnahmen zurück, die dann im Vortragssaale wieder lebendig werden, von solchen Dingen konnte Brehm natürlich noch keine Ahnung haben, aber dafür verstand er mit Wort und Feder besser und anschaulicher zu malen als der photographische Apparat mit seinen lichtempfindlichen Platten. Die mit allen Hilfsmitteln der Gegenwart ausgerüsteten Expeditionen bringen größere Ausbeuten heim, aber in einer Beziehung stehen sie doch vielfach hinter den Brehmschen zurück: in der liebevollen, eingehenden und sorgfältigen Beobachtung der in fremden Ländern angetroffenen Tierwelt.

Gewiß sind seit Brehms Zeiten ungeheure Fortschritte auf den Teilgebieten der Systematik und Tiergeographie, der Anatomie und Entwicklungsgeschichte erzielt worden, aber wenn wir ehrlich sein wollen, müssen wir zugeben, daß dies bezüglich der Kunde vom Tier leben keineswegs der Fall ist, daß wir vielmehr in all den zwischenliegenden Jahrzehnten über Brehm doch eigentlich herzlich wenig hinausgekommen sind. Gerade die neueste Zeit hat uns Bücher beschert, die wunderbar bebildert und unterhaltsam zu lesen sind, aber wenn wir sie ihres Schmuckes entkleiden und nach den nackten Tatsachen fragen, so werden mir bald bemerken, daß sie eigentlich nur wenig über Brehm hinausreichen.


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