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Artistentragödie

Er hatte Mut, der Seiltänzer Benvenuto, oh, er war ein wahrer Held, wenn er in seinem silberglitzernden Staat hoch oben auf dem Drahtseil stand und der gaffenden Menge seine halsbrecherischen Kunststücke vorführte. Keinen Augenblick zitterte er vor dem gähnenden Abgrund da unten, die Lust am Handwerk ließ ihn jeder Gefahr vergessen, wie ein Feuer brannte in seiner Brust die künstlerische Besessenheit des Artisten, dessen Beruf es ist, lächelnd mit dem Tode ums Leben zu würfeln.

Für gewöhnlich aber, als Mansch, in seinem schäbigen, abgerissenen Alltagsanzug, da fehlte ihm so manches zum Heldentum. Da konnte er sogar kleinmütig werden und in Angst geraten, wenn seine Frau, die das Heft in der Hand hatte und die eigentliche Direktrice der wandernden Zirkusgesellschaft war, ihn mit ihren bösen Launen verfolgte, mit Eifersucht quälte, mit Vorwürfen überhäufte.

Darum erschrak er nicht wenig, als er, knapp vor Beginn der Vorstellung und bereits im Trikot, auf die Plattform des Wohnwagens hinausgerufen wurde und in einer Bauernmagd, die in der landesüblichen Tracht unten, an den Stufen des Wagens, auf ihn wartete, eine Bekanntschaft von alter Zeit her wiedererkannte.

»Du bist es – Anna?« staunte er, den Finger an den Lippen, um sie zu bedeuten, daß sie leise sprechen sollte. »Wie kommst du in diese Gegend?«

»Ist doch mein Dienstplatz hier, schon seit ein paar Jahren,« sagte sie. »Und jetzt sind Zettel angeschlagen, überall im Ort, da hab' ich deinen Namen gelesen: Grein. Aber es steht nicht Ferdinand dabei, Benvenuto heißt es auf den Zetteln. So komm' ich nachschaun, ob du es wirklich bist.«

»Es gibt nur eine Kunstseiltänzergruppe Grein. Benvenuto aber nenn' ich mich, weil es besser zieht als Ferdinand, die Leute wollen es einmal so, da muß man ihnen schon den Gefallen tun.«

»Und das achtjährige Wunderkind,« fragte sie gespannt, »der Cesarino, von dem es auf den Zetteln heißt, daß er die beste Nummer der ganzen Truppe sein soll?«

»Das ist natürlich der Karl. Ein Teufelsbub, sag' ich dir, aus dem wird noch einmal ein zweiter Blondin!«

»Ein zweiter – wie meinst du?«

»Der Blondin,« belehrte er sie, »das ist nämlich der großartigste Seiltänzer gewesen, den es je auf der Welt gegeben hat. Und eben so berühmt wie der hat auch der Karl alle Aussicht einmal zu werden, wenn er so fortmacht wie bisher.«

Ach, ein solcher Ruhm schien ihr nichts übermäßig Erstrebenswertes.

»Ist doch ein recht gefahrvolles Handwerk!« meinte sie, den Kopf schüttelnd. Und vorsichtig tastend wagte sie endlich die Bitte: »Darf ich ihn vielleicht sehn?«

»Den Karl? Hm, ich denke ...« Der Mann im Trikot zögerte, er suchte nach Ausflüchten: »Wir haben im Augenblick wenig Zeit, die Vorstellung soll bald beginnen.«

Aber sie flehte so inständig: »Nur ein Bussel geben, gleich geh' ich dann wieder.«

In sichtlicher Verlegenheit und unschlüssig überlegte Herr Grein, daß er sie vielleicht am schnellsten wieder loswürde, wenn er ihr den Wunsch erfüllte. Also winkte er schließlich mit hastiger Hand in den Gang des Wohnwagens hinein, und als ein kleiner Junge, der noch in den schlechten, schmutzigen Kleidern des fahrenden Volkes steckte, zum Vorschein kam, hob er ihn an beiden Händen hoch und ließ ihn auf die Treppenstufen zu ihr hinunter, indem er ihm zuflüsterte: »Das ist deine richtige Mutter!«

Leidenschaftlich schlang sie die Arme um das Kind, zog es an die Brust, und während es befremdet, doch wohlig berührt, sich willenlos den ungewohnten Liebkosungen überließ, bedeckte sie unter Tränen, die ihr über die Wange herabstürzten, seine Stirn, seine Lippen, seine Hände mit inbrünstigen Küssen.

Plötzlich fuhr aus dem auf die Plattform führenden Gang ein braunes Weib mit wildflatternden Haarsträhnen ums Gesicht wie eine Furie hervor, entriß den Knaben den Armen seiner Mutter und stieß ihn schimpfend, während sie ihn mit Ohrfeigen traktierte, ins Innere des Wohnwagens zurück. Aufkreischend taumelte der Bub hinein und blieb verschwunden, sein Brüllen mischte sich mit dem kläglichen Gewimmer greinender Kleinkinderstimmen, das aus den Fenstern drang. Das Weib aber, die Faust gegen ihren Mann geballt, fing wütend zu zetern an, ihn mit Vorwürfen und Drohungen überschüttend: Nun wisse sie, warum man in diesem elenden Neste Halt gemacht, wo die Einnahme der Mühe nicht lohne und die Truppe kaum auf ihre Kosten komme. Nun gehe ihr erst ein Licht darüber auf, daß sie wieder einmal hintergangen und betrogen werden solle, sie, gut genug zum Kinderwarten, Kochen, Scheuern und Schuften von früh bis spät, während dieses Bauernmensch, deren Bankert sie hatte aufziehen müssen, um sich täglich und stündlich mit ihm zu ärgern, vornehm unter den Zuschauern sitzen und ihr nebenher auch noch ihren Mann, den Vater ihrer Kinder, abspenstig machen wolle. Aber das lasse sie sich nicht bieten, das Maß sei voll, die Vorstellung müsse abgesagt werden und dürfe auf keinen Fall stattfinden, wenigstens nicht in Gegenwart dieser unverschämt sich aufdrängenden Person, die eilen möge, nur rasch das Weite zu suchen, sonst werde sie sich noch an ihr vergreifen!

Sie schrie so laut, daß es bis auf den nahegelegenen Rummelplatz hinüberhallte, wo ein Brettergerüste mit vielen Bänken aufgeschlagen und ein Seil von den hohen Silberpappeln, unter denen der Wohnwagen stand, bis zum Dach des nahen Hirschenwirtshauses durch die Luft gespannt war. Die schaulustige Menge, die sich bereits um die Sitzreihen drängte, wurde aufmerksam, die Leute reckten die Hälse und schienen sich über das Gekeife, das von der Plattform des Wagens herüberscholl, zu belustigen, was Herrn Grein peinlich berührte. Aber er wußte aus Erfahrung, daß Widerreden nur Öl ins Feuer gegossen hätten, er schwieg und beschränkte sich darauf, der Bauernmagd mit der Hand zu winken, sie möge sich lieber entfernen.

In dieser aber bäumte sich nun ebenfalls der Zorn. Ihre Eintrittskarte vorweisend, eiferte sie, sie hätte ihren Platz so gut wie jeder andre bezahlt, niemand könne ihr verwehren, der Vorstellung beizuwohnen, und für den Karl, der nun einmal ihr und keiner andern Kind sei, brauche niemand zu sorgen, dem er lästig falle. Sie werde schon selbst für ihn aufkommen und ihn was Ordentliches lernen lassen, man möge ihn nur herausgeben und ihr auf der Stelle ausliefern, so sei sie bereit, ihn gleich mitzunehmen und ihm eine bessere Mutter zu sein als diese Bißgurren von einem Weibsbild, die den armen Buben – sie habe es soeben selbst mitangesehn – wie einen Schuhhadern behandle.

Die Seiltänzersfrau, in höhnender Bereitwilligkeit, ihr den Wunsch zu erfüllen, machte Miene, den Kleinen wieder zu holen, da begriff der Mann, daß er der Sache nicht ihren Lauf lassen dürfe. Die Angst, sein Söhnchen, seinen Liebling, seinen Karl zu verlieren, gab ihm das rechte Wort ein, das einzige, das Aussicht hatte, am Ohr dieses erbosten Weibes nicht wirkungslos abzuprallen.

»So verlieren wir halt unsern Hauptschlager, unsre zugkräftigste Sensation – meinetwegen, mir ist schon alles egal,« sagte er mit scheinbarem Gleichmut, indem er sich eine Zigarette ansteckte. »Gib ihn nur her, den Cesarino, ganz wie es dir beliebt, ich hab' nichts dagegen.«

Da stutzte das Weib und kam zur Vernunft. Der Cesarino hatte der Truppe schon viel Geld eingetragen, man schnitt sich selbst ins Fleisch, wenn man die Hand dazu bot, daß wieder ein Karl aus ihm würde. Nein! Nicht sie, die andere sollte das Nachsehen haben! Und indem sie erklärte, dieses Kind, das längst ihr eigen geworden sei, nie und nimmer freiwillig herauszugeben, stürmte sie unter unflätigen Schimpfworten, die sie noch gegen die Gegnerin schleuderte, ins Innere des Wagens zurück, um nicht wieder zum Vorschein zu kommen.

»So geh' ich halt aufs Gericht!« rief die Bauernmagd ihr nach; »dort wird sich's schon weisen, ob ich ein Recht auf den Buben habe oder nicht.«

Beschämt vor sich hinstierend blies der Seiltänzer in hastigen Zügen den Zigarettenrauch durch die Lungen.

»Da siehst du einmal, wie es mir gehl,« lamentierte er kleinlaut ... »Keine gute Stunde hab' ich mehr auf Erden!«

»Und der Karl aber auch nicht!« erwiderte sie, noch immer aufgebracht. »Den muß sie mir ausliefern, ob sie will oder nicht, ich fecht' es durch! Malträtieren laß ich mein Kind nicht!«

Da verlegte Herr Grein sich aufs Bitten. Nein, den Buben müsse sie ihm schon lassen, den dürfe sie ihm nicht wegnehmen, sei er doch das einzige, was ihn noch am Leben halte. Hätte er ihn nicht, so bliebe ihm nichts übrig, als ins Wasser zu gehn. Und auch der Karl seinerseits hänge an ihm, seinem Vater, das wisse er bestimmt. Und was für eine Freude der Bub an seinem Beruf hätte, in dem er von Tag zu Tag Fortschritte mache! Es wäre jammerschade, ihm die glänzende Laufbahn, die ihm winke, mutwillig zu verschütten. Denn es stecke wirklich ein Genie in ihm, wie man es selten unter den Artisten antreffe.

»Wenn wir miteinander arbeiten, er und ich,« sagte er, »dann vergessen wir beide unser Elend und bilden uns ein, wir wären im siebenten Himmel. Und schmieden Pläne, wie wir uns von dem Weib, das das Geld in der Hand hat, freimachen und unser eigenes Unternehmen gründen werden, wenn der Karl seine Ausbildung einmal vollendet hat. Das alles würdest du uns zerstören, Anna, unsre ganze Zukunft wäre beim Teufel, wenn du mir den Buben wegnimmst. Könntest du das wirklich übers Herz bringen?«

Ein Seufzer entrang sich dem Busen der bekümmert dreinsehenden Frau. Sie fühlte sich entwaffnet.

»Wie Gott will,« sagte sie endlich; »so soll der Bub halt bei dir bleiben. Ich bedank' mich, daß ich ihn wenigstens hab' sehen dürfen. Leb wohl, Ferdinand!«

»Und du ebenfalls, Anna, leb wohl! Und tausend Dank auch, daß er bei mir bleiben darf!«

Das Weib des Seiltänzers spähte aus dem Fensterchen des Wohnwagens der vermeintlichen Rivalin nach. Als der Mann eintrat und dem Karl half, das Trikot anzulegen, stellte sie empört fest: »Die ausg'schamte Krot hat sich richtig mitten unter die Zuschauer gesetzt.«

Vom Schauplatz her waren schon seit einiger Zeit die Klänge eines Orchestrions vernehmbar. Die Vorstellung hatte ihren Anfang genommen. Ein Kraftmensch stemmte Gewichte und Lasten. Die vorwiegend bäuerlichen Zuschauer wußten gestählte Muskeln zu schätzen, Beifall schallte herüber. Das Klatschen elektrisierte den Seiltänzer. Was würden die Leute erst sagen, wenn er selbst, Benvenuto, mit seinen Schlagern auftrat, und wenn er ihnen gar den schlanken Cesarino vorführte, der, kühn und behend wie ein Panther, dabei schön wie ein halbwüchsiger Engel war. Mit Händen, die von der durchgemachten Gemütserregung noch bebten, war er dem Knaben behilflich, das von Silberflitter blinkende Höschen auszuziehn, das sie erst nach langem Suchen, unter allerhand Gerümpel vergraben auffanden. Das Weib, in ihrer Verbissenheit, hatte es versteckt.

»Vor so einer werdet ihr euch doch nicht produzieren wollen!« fing sie jetzt neuerdings an aufzubegehren.

Von Wut übermannt, schrie Grein sie an: »Schweig! Oder bist du verrückt? Zum Absagen ist es jetzt zu spät, aber auch wenn's möglich wäre, fiel's mir nicht ein. Im Gegenteil, Festvorstellung ist heut', daß du's nur weißt, alberne Gans, eifersüchtige!«

Wie eine getretene Schlange wand sie sich aus der Tür. Von blinder Leidenschaft besessen, glitt sie die Stufen des Wohnwagens hinunter und lauernd unter den Kronen der Silberpappeln hin. Vom Dach des Hirschenwirtshauses war das Drahtseil mitten über den Platz auf einen hohen Leitermast gespannt und sein Ende in den Zweigen eines dieser Bäume verankert. Man brauchte nur die an der Verankerung angebrachte Klemme zu lockern, so mußte es bei jeder erheblichen Belastung herausschlüpfen und zu Boden schnellen. Knirschend vor Eifersucht stand das Weib jetzt still, sie lehnte sich an den mächtigen Stamm einer Silberpappel, sie zögerte, ihr Herz tobte ... Höhnisch gellte es ihr in den Ohren: »Festvorstellung ist heut'! ...«

Inzwischen bemerkte der Seiltänzer, während er an sich und sein Söhnchen die letzte Hand fürs Auftreten legte, daß Karls Backe arg geschwollen war. Besorgt erkundigte er sich, ob der Kleine sich sonst ganz wohlfühle und frei im Kopf. Vollkommen wohl, beteuerte der, nur ein bissel duselig noch, von den Ohrfeigen her, aber das gehe vorüber, es habe nichts zu bedeuten.

Der Seiltänzer überlegte, schwankte, entschloß sich. Nein, unter solchen Umständen durfte er es nicht zugeben, daß sein Liebling sich einer Gefahr aussetzte. Wie leicht konnte ihm ein Unfall zustoßen! Lieber sollte die Megäre ihren Willen durchgesetzt haben.

»Ich erlaub' es nicht, hörst du, Karl! Heute bleibst du mir hübsch im Wagen!«

»Zum Absagen ist es zu spät, das war soeben noch deine eigene Meinung.«

»Ich will den Leuten dafür den großen Salto vormachen.«

»Das aber dulde wieder ich nicht, Vater!« rief Karl, ihn ängstlich am Arm fassend. »Ich spüre, wie du noch zitterst, weil das Weib« – er brachte es nicht über sich, sie wie gewöhnlich »Mutter« zu nennen – »so unsinnig loslegte. Wenn einer von uns absagt, so mußt du es sein.«

Wieder tönte Klatschen von außen her. Der Seiltänzer sprang auf und eilte, seinem Söhnchen mit entschlossener Handbewegung das Zurückbleiben anbefehlend, dem Ausgang zu. Der Clown hatte sein dressiertes Ferkel vorgeführt, nun folgte die Glanznummer, Benvenutos Auftreten.

Mit der Leichtigkeit einer Tänzerin eilte er über den freien Platz dahin und stieg im nächsten Augenblick, ohne sich anzuhalten, den Leitermast empor. Er schwang sich aufs Seil und stand frei in der Luft, hoch oben, mit ausgebreiteten Armen nach rechts und links grüßend. Da bemerkte er erst, daß Karl ihm gegen seinen ausdrücklichen Befehl gefolgt war und plötzlich, Kußhände ins Publikum werfend, knapp neben ihm auftauchte.

Zu spät, Einspruch zu erheben, er dachte auch nicht mehr daran. Die Lust an der Meisterschaft schlug ihn in Bann, die Leidenschaft des Siegens und Bezwingens, Freude und Stolz durchrieselten ihn. Nun würde er den Leuten da unten zeigen, vor allem der Mutter des tapferen Knaben an seiner Seite, die mitten unter den Leuten saß, was sie gemeinsam vermöchten, er und sein Prachtjunge.

Die Musik setzte aus, zum Zeichen, daß es nun gelte, den Atem anzuhalten.

Scheinbar spielend, mit jedem Schritt durch einen Reifen springend, den man ihm von unten zugeworfen, bewegte Benvenuto sich das locker gespannte Drahtseil entlang, Cesarino, mit fünf Kugeln in der Luft jonglierend, folgte ihm auf dem Fuße. Ein Sturm des Beifalls erhob sich, als sie sich so, knapp hintereinander herschreitend, dem Dachgiebel des Hirschenwirtshauses näherten.

Auch Anna, die Bauernmagd, die kaum da hinaufzublicken wagte, wo der einst geliebte Mann und das eben wiedergefundene Kind ihr Leben aufs Spiel setzten, versuchte das heftige Pochen ihres Herzens zu entlasten, indem sie leidenschaftlich in die Hände klatschte. Sie lechzte nach dem Augenblick, wo die beiden ihr nahverbundenen Menschen das Dach erreicht haben würden und wieder in Sicherheit wären. Plötzlich aber war's ihr, als schwänden ihr die Sinne, denn nichts mehr als Luft sah sie dort in der Höhe, nur das Blau des Himmels.

Ein einziger Schrei des Entsetzens hatte aus der vielköpfigen Menge zu diesem Himmelsblau emporgegellt. Der Leitermast war umgerissen worden, das Seil, aus der Verankerung geglitten, peitschte den Boden. Wie der Blitz hatte Benvenuto sich umgewendet und mit bewundernswerter Geistesgegenwart den Knaben in seine Arme gerissen. Rücklings sauste er herunter, seinen eigenen Körper, der mit dumpfen Falle auf die Erde schlug, gleichsam als Puffer für das ihm teure Leben darbietend.

Ein paar Atemzüge lang verharrte alles in starrer Lähmung. Dann stand unversehens eine bäuerlich gekleidete Frau, aus einer der Bankreihen herbeigestürzt, neben den Verunglückten. Cesarino, der junge Blondin, von einer unförmlich blutigen Masse sich losringend, flog ihr weinend in die Arme.

»Das Kind ist unverletzt geblieben!« lief es aufatmend durch die entsetzten Zuschauer.

Der Kreisarzt aber, der sich zufällig im Publikum befunden hatte, kniete untersuchend neben dem fürchterlich Zerschmetterten auf der Erde. Neugierige, die sich scheu genähert hatten, standen erschüttert still, die abgenommenen Hüte in den Händen. Zirkusleute eilten herbei, sie zurückzudrängen.


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