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Illustration: Theophile Schuler

VIII

Am Nachmittag begab Kobus sich in die Schenke zum Großen Hirschen und fand dort seine alten Kumpane Friedrich Schulz, Hahn und die anderen wieder, die gerade eine Partie Jucker spielten wie jeden Tag von Neujahr bis Sylvester zwischen ein und zwei Uhr.

Natürlich brachen sie alle in den Ruf aus: »Hallo, Kobus... Kobus ist da!«

Jeder machte ihm eifrig Platz, während er lachend und juchzend links und rechts Hände schüttelte. Schließlich setzte er sich ans Tischende bei den Fenstern, und Lottchen mit der weißen, vor dem roten Rock ausgebreiteten Schürze setzte ihm ein Bier vor. Er nahm das Glas, hielt es ernst vor das Licht, bewunderte die schöne Bernsteinfarbe, blies den Schaum vom Rand und trank hingegeben und mit halb geschlossenen Augen. Dann rief er »es schmeckt!« und beugte sich über die Schulter des langen Friedrich, um ihm in die Karten zu kiebitzen, die er eben aufgenommen hatte.

So einfach kam er auf seine alten Gewohnheiten zurück.

»Treff! Karo! Stecht das As!« rief Schulz.

»Ich gebe«, sagte Hahn und sammelte die Karten ein.

Die Gläser klangen, die Flaschen klirrten, und Fritz dachte bald an das Meisental nicht mehr als an den Großtürken. Es war, als ob er Hüneburg nie verlassen hätte.

Um zwei Uhr trat Herr Professor Speck ein, über dessen großen, eckigen Schuhen an den langen mageren Beinen und dem langen kastanienbraunen Rock eine Himmelfahrtsnase ragte. Feierlich zog er den Hut und sprach:

»Ich habe die Ehre, dieser Gesellschaft zu vermelden, dass die Störche eingetroffen sind.«

Sofort klang es aus jeder Ecke der Schenke zurück: »Die Störche sind da! Die Störche sind gekommen!«

In einem wilden Durcheinander ließ alles die halbleeren Schoppen stehen, um die Störche zu sehen, und in weniger als einer Minute steckten mehr als hundert Leute vor dem Großen Hirschen die Nasen in die Luft.

Hoch oben auf der Kirche stand ein Storchenweibchen auf einem Bein. Es hatte die schwarzen Flügel über dem weißen Schwanz zusammengefaltet, den großen roten Schnabel wie traurig geneigt und ließ sich von der ganzen Stadt bewundern. Das Männchen flog im Kreis umher und versuchte, sich auf das Rad zu stellen, an dem noch ein paar Halme Stroh hingen.

Soeben kam auch der Rebbe David, schob den alten Hut in den Nacken, schaute hinauf und rief:

»Sie kommen von Jerusalem!... Sie haben auf den Pyramiden von Ägypten gerastet... Sie sind übers Meer gezogen.«

Die Straße entlang und vor der Markthalle sah man nur Hausfrauen, alte Papas und Kinder mit begeistert zurückgelegtem Kopf. Einige Alte wischten sich die Augen und sagten: »Wir haben sie noch einmal gesehen.«

Kobus besah sich die braven Leute und die begeisterten Mienen und dachte: »Ist doch lustig, wie wenig es braucht, um die Menschen zu erheitern.«

Vor allem das frohe Gesicht des alten Rabbiners versetzte ihn in Laune.

»Na, Rebbe«, sagte er zu ihm, »das findet du wohl hübsch?«

Dieser senkte die Augen, sah ihn lachen und rief:

»Hast du denn kein Herz? Siehst du überall nur Ziele für deinen Spott? Hast du kein Gefühl?«

»Schrei nicht so laut, Schaute, alle Leute schauen auf uns.«

»Ich schreie, wie's mir beliebt! Dir kann man nur so die Wahrheit sagen! Und wenn's mir passt ...«

Zum Glück hatten sich die Störche bereits ausgeruht und flogen soeben wieder ab, um die Stadt zu besehen und die Wolken über Hüneburg in Besitz zu nehmen. Überall auf dem Platz, wo man vor Begeisterung hingerissen war, erhob sich ein bewundernder Ruf.

Als ob sie diesen Gruß erwidern wollten, klapperten die beiden Vögel im Flug mit den Schnäbeln. Eine Horde Kinder folgte ihnen durch die Kapuzinerstraße und rief: »Trariro, der Sommer kommt wieder! Juh, juh, juh, der Sommer kommt wieder!«

Kobus ging mit den anderen in die Schenke zurück, und bis sieben Uhr gab es dort kein anderes Thema als die Rückkehr der Störche und den Schutz, den sie über den Städten ausbreiten, wo sie nisten; ganz zu schweigen von den besonderen Diensten, die sie Hüneburg durch die Vernichtung der Kröten, Nattern und Eidechsen leisteten. Ohne die Störche würde es von diesen Kriechtieren in den alten Stadtgräben nur so wimmeln, und nicht nur dort, sondern auch auf beiden Ufern der Lauter, wenn der Himmel nicht diese Vögel gesandt hätte, um das Ungeziefer auf der Flur auszurotten.

Nachdem auch David Sichel eingetreten war, wollte Fritz ihn reizen und behauptete daher, die Juden hätten die Gewohnheit gehabt, die Störche zu töten und sie zum Passahfest zusammen mit dem Osterlamm zu verspeisen. Diese Gewohnheit habe damals die große Plage in Ägypten ausgelöst, wo es Frösche Die ägyptische Froschplage ist in Ex 8, 1-10 beschrieben, aber ohne die von Fritz dargestellten grotesken Einzelheiten. in derart großer Zahl gegeben habe, dass sie durch die Fenster hereingekommen und sogar aus den Kaminen gefallen seien. Schließlich hätten die Pharaonen sich keinen anderen Rat gewusst, um sich vor dieser Geißel zu retten, als die Söhne Abrahams aus dem Lande zu jagen.

Diese Darstellung brachte den alten Rebbe derart in Wut Seit dem Mittelalter haben Christen immer wieder böswillig den Juden vorgeworfen, sie hätten anstatt des Passahlamms Christenkinder geschlachtet und verzehrt. Der Anklang an diese antisemitische Hetzgeschichte erklärt wohl den Zorn des Rabbi, wenn Fritz' Storch-Variante auch witziger und weniger herausfordernd erscheinen mag., dass er erklärte, Kobus gehöre gehängt.

Da fühlte sich Fritz wegen der Fabel von dem Esel und den Disteln gerächt, und Tränchen liefen ihm über die Wangen. Dann erhöhten der lange Friedrich Schulz, Hahn und Professor Speck seinen Triumph und riefen, dass der Frieden wiederhergestellt werden müsse. Zwei alte Freunde wie David und Kobus dürften nicht wegen der Störche zerstritten bleiben.

Sie schlugen Fritz vor, seine Behauptung zurückzunehmen, und David solle ihn dafür umarmen. Fritz stimmte zu, die beiden fielen sich gerührt in die Arme, und der alte Rebbe schluchzte: »Wenn er nicht den Fehler hätte, so kreuz und quer zu lachen, dann wäre Kobus der beste Mensch auf der Welt«.

Man kann sich denken, dass Fritz diese Geschichte erheiterte. Er hörte erst gegen Mitternacht auf, darüber zu lachen, und sogar viel später schmunzelte er noch, wenn er sich gelegentlich daran erinnerte.

»Man müsste sehr weit gehen«, dachte er, »um so herzliche Menschen wie in Hüneburg zu finden. Der arme Rebbe David ist ja so ehrlich in seinem Glauben! Der lange Friedrich, der gute alte Pferdekopf, und Hahn, der so gicksen kann! Welch ein Glück, hier zu leben!«

Am nächsten Morgen schlief er noch um acht Uhr glückselig, aber dann weckte ihn ein grässliches Knirschen auf. Er horchte und erkannte, dass der Scherenschleifer Higenbeck Im Originaltext Higuebic. sich soeben wie jeden Freitag an der Hausecke aufgestellt hatte, um die Messer und Scheren der ganzen Stadt zu schärfen. Das störte Fritz sehr, denn er war noch müde.

Alle Augenblicke unterbrach das Schwatzen der Hausfrauen das Pfeifen des Schleifrades. Dann wieder knurrte der Pudel, der Esel schrie, jemand fing an, über den Schleiferlohn zu feilschen, oder es kam wieder etwas anderes.

»Hol ihn der Teufel!« dachte Kobus. »Sollte das nicht der Bürgermeister verbieten? Der letzte Bauer kann friedlich schlafen, aber gute Bürger werden um acht Uhr aufgeschreckt, weil die Behörde nicht aufpasst.«

Plötzlich fing Higenbeck an, mit näselnder Stimme zu rufen:

»Messer, Scheren schleifen!«

Da hielt Fritz es nicht mehr aus und stand wütend auf.

»Das muss ich melden«, brummte er vor sich hin, »ich bringe das vor den Amtsrichter. Sonst glaubt dieser Higenbeck am Ende noch, dass die Hausecke ihm gehört. Seit fünfundvierzig Jahren stört er uns alle nun schon, meinen Großvater und mich, aber jetzt reicht's, es wird Zeit, dass das aufhört!«

So grollte Kobus, während er sich anzog. Er war verwöhnt durch die Zeit auf dem Landgut, wo kein Geräusch außer dem Geraschel des Laubs den Schlaf gestört hatte. Doch nach dem Frühstück dachte er nicht mehr an die Belästigung. Ihm fiel ein, dass er zwei Fässer Rheinwein, die er im vorigen Herbst gekauft hatte, auf Flaschen ziehen könnte. Daher schickte er Katel nach dem Küfer und zog die dicke graue Wolljacke an, die er bei der Arbeit in seinem Weinkeller trug.

Der alte Schweyer kam in seiner Lederschürze, die ihm bis zu den Knien hinabreichte, mit dem Holzhammer im Gürtel und dem Bohrer unter dem Arm. Sein dickes Gesicht strahlte.

»Also, Herr Kobus«, sagte er, »dann fangen wir heute an?«

»Ja, Vater Schweyer, es ist Zeit. Der Markobrunner Zur Herkunft der Weine vgl. die Fußnoten zum III. Kapitel. lagert seit fünfzehn Monaten im Fass und der Steinberg seit sechs Jahren.«

»Gut... und die Flaschen?«

»Wurden vor drei Wochen gespült und trocknen seitdem.«

»Oh, wenn's darum geht, edlen Wein zu pflegen«, sagte Schweyer, »darauf versteht man sich bei Kobus, Vater und Sohn. Dann müssen wir ja nur noch hinuntersteigen?«

»Ja, gehen wir hinunter.«

Fritz zündete in der Küche eine Kerze an und nahm den einen Henkel des Flaschenkorbs. Schweyer ergriff den anderen, und sie gingen in den Keller hinab. Als sie unten angekommen waren, rief der alte Küfer:

»Welch ein Keller, wie trocken alles hier ist! Hm, hm, ein schöner heller Klang. Ach, Herr Kobus, ich habe hundertmal gesagt, dass Sie den besten Keller in der Stadt haben.«

Dann näherte er sich einem Fass und klopfte mit dem Finger daran:

»Das ist der Markobrunner, nicht wahr?«

»Ja, und dort ist der Steinberg

»Gut, gut, dann werden wir einmal ein Wörtlein mit ihm sprechen.«

Er bückte sich, stützte den Bohrer gegen seinen eingekrümmten Bauch, stach das Fass Markobrunner an und setzte geschickt den Zapfhahn in die Öffnung. Dann reichte Kobus ihm eine Flasche, die er füllte und verkorkte. Fritz zog eine blaue Kappe aus Wachs darüber, stempelte sie, und so wiederholte sich der Vorgang zur großen Zufriedenheit von Kobus und Schweyer.

»Hihihi«, ging es immer wieder, »wir machen Pause.«

»Und trinken einen Schluck«, sagte Fritz.

Sie nahmen den kleinen Becher vom Spundloch, erfrischten sich mit einem Schluck des ausgezeichneten Weins und nahmen ihre Arbeit wieder auf.

Bisher hatte Kobus jedes Mal nach zwei oder drei Gläsern angefangen, schrecklich laut alte Melodien zu singen, die ihm einfielen, etwa das Miserere Lateinisches Kirchenlied ( Miserere mei, Deus, secundum magnam misericordiam tuam...)., die Gambrinushymne Bei Ernst Challier: Großer Lieder-Katalog (Berlin 1885) sind zwei Lieder unter diesem Titel verzeichnet: Alle meine Pulse klopfen, tralala, bei dem Duft von Malz und Hopfen, tralala ... von A. Hopf (Text) und August Conradi (Melodie); ferner Stimmt an ein Lied zum Preis ... von Adolf Müller (Melodie); der Texter ist nicht bekannt. oder das Lied von den drei Husaren S. dazu Fußnote 46..

»Das hallt wie in einem Dom«, lachte er.

»Ja, Sie singen gut« sagte Schweyer. »Schade, dass Sie nicht in unserem großen Johannisbergchor mitgesungen haben. Man hätte nur noch Sie gehört.«

Dann begann er zu erzählen, dass es zu seiner Zeit bei den Küfern im Nassauer Land Gemeint ist vermutlich – der Hinweis auf den Großherzog weiter unten im Text ist unzutreffend – das Herzogtum Nassau, das durch den Wiener Kongreß errichtet wurde und den Rheingau mitsamt dem berühmten Johannisberg umfaßte. einen Musikverein Die hier beschriebenen Bräuche der Küfer sind zwar historisch nicht belegt, aber auch nicht unwahrscheinlich, denn es gab in den Küferzünften durchaus besondere Riten, z.B. den sogenannten Binderschlag oder den Küfertanz; auch der Gesang im Kreis der Handwerker wurde gepflegt (vgl. Waltraud Linder-Beroud: Von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit? Untersuchungen zur Interdependenz von Individualdichtung und Kollektivlied, in: Lutz Röhrich (Hrsg.): Artes Populares / Studia Ethnographica et Folkloristica, Band 18 (Frankfurt / Main 1989: Lang), S. 115 ff). gegeben und dass man in diesem Verein nur unter Begleitung von Fässern, Tönnchen und Kannen gesungen habe. Die Flaschen und die Kannen hätten die Altlage und die Fuder den Bass gegeben. Niemals habe man etwas derart Sanftes und Bewegendes gehört. Die Töchter der Küfermeister hätten den Besten Preise verliehen, und er, Schweyer, habe zwei Trauben und einen Pokal aus Silber erhalten, weil er so harmonisch auf ein Fass von dreiundfünfzig Maß S. Fußnote 56. klopfen konnte.

Er erzählte bewegt durch seine Erinnerungen, und Fritz musste sehr an sich halten, um nicht in Lachen auszubrechen.

Schweyer erzählte noch von vielen anderen merkwürdigen Dingen, vor allem vom Weinkeller des Großherzogs von Nassau, der nach seinen Worten »kostbaren Wein enthält, dessen Ursprungsjahre in grauer Vorzeit liegen.«

Auf diese Weise machte der alte Schweyer die Arbeit angenehm. Wegen des Frohsinns verlief die Abfüllung, Versiegelung und Ablage der Flaschen nicht etwa langsamer; im Gegenteil, es geschah mit umso mehr Maß und Schwung.

Kobus hatte die Gewohnheit, Schweyer zu ermuntern, wenn dessen Arbeitseifer nachließ. Mal sagte er ihm etwas Nettes, mal gab er ihm das Stichwort für eine neue Geschichte. An jenem Tag jedoch hatte der alte Küfer den Eindruck, dass Fritz anderen Gedanken nachging.

Zwei- oder dreimal setzte Fritz zum Singen an, brummte aber nur etwas, verstummte dann und schaute zu, wie eine Katze durch das Oberlicht entschlüpfte oder draußen ein Kind sich neugierig bückte, um zu sehen, was im Keller vor sich ging. Er horchte nach dem pfeifenden Wetzstein des Scherenschleifers, dem Gebell seines Pudels oder anderen Geräuschen.

Fritz war mit dem Geist nicht im Weinkeller, aber der zurückhaltende Schweyer wollte seine Gedankengänge nicht stören.

So ging es drei oder vier Tage lang weiter.

Jeden Abend spielte Fritz wie üblich einige Partien Jucker im Großen Hirschen. Auch seine Freunde dort bemerkten seine Geistesabwesenheit, denn Fritz vergaß zu spielen, wenn er an der Reihe war.

»Los, Kobus, los doch, du bist dran«, rief ihm der lange Friedrich zu.

Da warf Fritz irgendeine Karte hin, und natürlich verlor er.

»Ich habe kein Glück«, sagte er, als er heimging.

Schweyer hatte auch bei sich daheim zu tun und konnte nur für zwei oder drei Stunden am Tag kommen, morgens oder am Nachmittag. So zog sich die Arbeit dahin und fand schließlich ein merkwürdiges Ende.

Als der alte Küfer den Steinberg abzog, wartete er darauf, dass Fritz ihm wie gewohnt den Becher füllte und anbot. Der zerstreute Fritz vergaß diese wichtige Zeremonie jedoch, und das ärgerte Schweyer.

»Seinen Krätzer gönnt er mir«, sagte er zu sich, »aber seine feinste Sorte ist ihm wohl zu schade für mich.«

Dieser Gedanke verdarb Schweyer die Laune. Als Kobus ihm wenig später zwei Tropfen Wachs auf die Hände fallen ließ, während Schweyer sich bückte, platzte er wütend heraus.

»Herr Kobus«, sagte er und richtete sich auf, »ich glaube, Sie werden verrückt! Neulich haben Sie das Miserere gesungen, und dagegen wollte ich nichts sagen, obwohl's eine Herausforderung unseres Glaubens war, vor allem bei meinem vorgerückten Alter. Mir war, als ob Sie mir die Tür zum Grab öffnen wollten, und das war hässlich, wenn man bedenkt, dass ich Ihnen nichts angetan habe. Außerdem ist das Alter kein Verbrechen, denn jeder möchte alt werden. Sie werden vielleicht auch alt, Herr Kobus, und dann werden Sie Ihre Grobheit einsehen. Aber jetzt tropfen Sie mir auch noch hinterhältig Wachs auf die Hände.«

»Hinterhältig?« rief Fritz verdutzt.

»Ja, hinterhältig. Sie lachen doch über alles!... Sogar jetzt wollen Sie mich bestimmt auf den Arm nehmen, aber ich bin nicht Ihr Hanswurst, hören Sie? Das ist das letzte Mal, dass ich mit einem Schelm wie Ihnen gearbeitet habe.«

Mit diesen Worten zog Schweyer die Schürze ab, nahm seinen Bohrer und stieg die Treppe hinauf.

Der wahre Grund für seinen Zorn war aber weder das Miserere noch die Wachstropfen. Es war der vorenthaltene Steinberg.

Kobus, der nicht dumm war, bemerkte dies bald und bedauerte seine Unhöflichkeit und Nachlässigkeit gegenüber den alten Sitten sehr, denn alle Kellermeister der Welt haben ein Anrecht auf einen kräftigen Probeschluck von dem Wein, den sie auf Flaschen ziehen, und wenn der Hausherr dabei ist, hat er den Wein anzubieten.

»Wo zum Teufel habe ich seit einigen Tagen meinen Kopf?« sagte Fritz zu sich. »Ständig starre ich vor mich hin, gähne und langweile mich. Eigentlich fehlt mir nichts, aber ich bin geistesabwesend. Das ist doch merkwürdig... ich muss besser auf mich aufpassen.«

Es blieb aber dabei, dass Fritz den Küfer nicht zurückholen konnte, und daher musste er seinen Wein schließlich allein abfüllen.


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