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Illustration: Theophile Schuler

VI

Fritz war von dem Einfall mit dem Fischteich so begeistert, dass er den Heimweg nach Hüneburg bereits gegen ein Uhr antrat, kaum dass das Mittagessen beendet war. Am nächsten Tag kam er mit einem Wagen voll Hacken, Schaufeln und Schubkarren, einigen Handwerkern vom Dreibrunner Im Original Trois Fontaines. Ein Ort dieses Namens findet sich ca. 10 km südwestlich von Phalsbourg. Steinbruch und dem Architekten Lang wieder, der den Bauplan entwerfen sollte.

Sofort wurde das Gelände am Fluss untersucht. Lang nahm mit dem Zollstock in der Hand Maß und besprach das Vorhaben mit Vater Christel. Kobus setzte eigenhändig die Markierungspflöcke. Als man sich endlich über Gewerk und Vergütung geeinigt hatte, begannen die Handwerker mit der Arbeit.

Langs Hauptvorhaben für dieses Jahr war die Steinbrücke über die Lauter zwischen Hüneburg und Biewerkirch Der Ortsname taucht im XVII. Kapitel in anderer Schreibweise wieder auf. Biberkirch ist ein Ortsteil von Trois Fontaines (s. vorige Fußnote)., und daher konnte er die Arbeiten nicht beaufsichtigen. Das übernahm Fritz, der das Gästezimmer des Mennoniten bezogen hatte.

Da seine zwei Fenster im Dach der Scheune lagen, musste er nicht einmal aufstehen, um nach dem Werk zu sehen, denn von seinem Bett aus überschaute er mit einem Blick den Fluss, den Obstgarten gegenüber und den Hang darüber. Alles war wie für ihn eingerichtet.

Wenn der Hahn frühmorgens seinen Ruf im noch nachtgrauen Tal erhob und weit, weit weg das Echo vom Bichelberg Ein Ort namens Buechelberg liegt ca. 1 km nördlich von Phalsbourg, auf dem Weg in das Tal der Zinsel (vgl. Fußnote 51). durch die Stille antwortete; wenn Mopsel in seine Ecke zurückkehrte, nachdem er zwei- oder dreimal gebellt hatte; wenn die Drossel von oben herab ihr erstes Lied in den widerhallenden Wald rief; wenn dann einige Sekunden lang alles wieder ruhig war und die Blätter zu rascheln begannen – ohne dass man gewusst hätte, weshalb, und als ob auch sie die Mutter des Lichts und des Lebens begrüßen wollten –, und wenn ein bleiches Licht sich auf dem Himmel ausbreitete, dann erwachte Kobus. Er hatte mit geschlossenen Augen zugehört und schaute nun hin.

Um ihn herum war noch alles dunkel, aber unten auf der Diele ging der Knecht mit schweren Schritten zur Scheune und öffnete die Luke des Heubodens, um die Tiere zu füttern. Die Ketten klirrten, die Ochsen muhten leise wie im Schlaf, und Holzschuhe liefen hin und her.

Bald danach stieg Mutter Orschel in die Küche hinunter. Während Fritz lauschte, wie die Gute Feuer machte und in den Kochtöpfen rührte, zog er die Vorhänge beiseite und sah die grauen Fensterchen, die sich schwarz umrissen vor dem bleichen Hintergrund abzeichneten.

Manchmal stand eine Wolke als leichtes, purpurrotes Flöckchen zwischen den beiden Hügeln gegenüber und kündigte den Sonnenaufgang in zehn Minuten oder einer Viertelstunde an.

Das Landgut war bereits voller Lärm. Im Hof lief alles, Hahn, Hühner und Hund, gackernd und bellend hin und her. In der Küche klapperten die Kochtöpfe, das Feuer knisterte, die Türen gingen. Außen an der Scheune ging eine Laterne entlang, und in der Ferne hörte man die Handwerker vom Bichelberg kommen.

Dann wurde es plötzlich hell. Sie war es... die Sonne, die sich endlich zeigte. Fritz sah sie rotgoldglänzend zwischen den beiden Hügeln aufgehen und dachte dabei: »Gott ist groß.« Während er dann den Handwerkern zuschaute, wie sie gruben und die Schubkarren zogen, sagte er leise zu sich: »Es geht voran.«

Er hörte auch Suselchen, die wie ein Rebhühnchen die Treppe hinauf- und hinunterlief und seine gewichsten Schuhe vor die Tür stellte. Das tat sie ganz leise, um Fritz nicht zu wecken. Er lächelte vor sich hin, umso mehr als der Hund Mopsel im Hof zu bellen begann und das Mädchen mit gedämpfter Stimme rief: »Pst! Pst! Oh du Schlingel, du weckst uns noch Herrn Kobus auf!«

»Erstaunlich, wie das Mädchen sich um mich kümmert«, dachte er. »Sie errät alles, was ich mag. Als ich von den vielen Dampfnudeln genug hatte und lieber Eier wollte, hat sie mir welche gekocht, ohne dass ich etwas gesagt hätte. Dann mochte ich die Eier nicht mehr, und sie briet mir Kräuterkoteletts... Ein hellwaches, erstaunliches Kind, dieses Suselchen.«

Mit diesen Gedanken zog er sich an und ging hinunter. Das Gesinde war eben mit dem Frühstück fertig, spannte den Karren an und fuhr davon.

Das Tischende war mit einem weißen Tuch gedeckt, und darauf standen das Weinkrüglein und die dicke Wasserkaraffe, auf der Tröpfchen funkelten. Die Fenster zum Tal waren offen, und stoßweise trieben die herben Walddüfte herein.

Wenn Vater Christel kam, war er manchmal schon am Hang gewesen. Dann war sein Hemd von Tau durchtränkt und das Schuhwerk mit gelbem Lehm bedeckt.

»Nun, Herr Kobus«, rief der brave Mann, »wie geht's Ihnen heute morgen?«

»Sehr gut, Vater Christel. Mir gefällt's hier immer mehr. Ich lebe wie die Made im Speck, denn Ihr Suselchen lässt's mir an nichts fehlen.«

Wenn Susel dabei war, errötete sie und lief gleich davon. Der alte Mennonit sagte dann:

»Sie loben das Kind zu sehr, Herr Kobus, davon wird sie noch eingebildet.«

»Ach was, man muss sie doch ermuntern, zum Teufel. Sie ist ein ausgezeichnetes Hausfrauchen und wird das Glück Ihrer alten Tage sein, Vater Christel.«

»Wenn Gott es will, Herr Kobus, wenn Gott es will, zu ihrem und unserem Glück.«

Sie frühstückten zusammen und gingen dann das Werk besehen, das gut vorankam und rasch Gestalt annahm. Danach kehrte der Bauer auf den Acker zurück, und Fritz ging auf sein Zimmer, um eine gute Pfeife zu rauchen. Mit den Ellenbogen auf dem Fensterbrett unter dem Vordach beobachtete er die Handwerker beim Bau und das Gesinde, wie es kam und ging, das Vieh zum Fluss führte oder im Garten jätete. Er sah Mutter Orschel, die Erbsen säte, und Susel, die morgens gegen sieben und abends nach dem Essen gegen acht Uhr mit einem sauberen Eimer aus Tannenholz in den Stall ging, um die Kühe zu melken.

Oft stieg Fritz dann hinunter, um dieses Schauspiel zu genießen, denn er hatte allmählich an der Viehwirtschaft Geschmack gewonnen und amüsierte sich, wenn er sah, dass die guten, ruhigen, friedlichen Kühe ihre rosigen oder bläulichen Mäuler Susel zuwandten und im Chor zur Begrüßung muhten, sobald sie kam.

»Na los, Schwarz, auf, Horni... dreht euch um... lasst mich durch!« rief ihnen Susel zu und stieß sie mit ihrer kleinen drallen Hand an.

Die Kühe mochten sie so sehr, dass sie Susel nicht aus den Augen ließen. Wenn sie auf dem dreibeinigen hölzernen Schemel saß und zu melken begann, drehte sich die große Weiß oder Röselchen ihr immer wieder zu, um sie zu belecken, was Susel unsagbar ärgerte.

»So werde ich doch nie fertig, hört jetzt auf!« rief sie.

Fritz, der durch die Bodenluke zusah, lachte aus vollem Hals.

Manchmal band er nachmittags den Nachen los und fuhr zu den grauen Felsen beim Birkenwald hinunter. Er warf über dem sandigen Flughund das Netz aus, fing aber nur selten etwas und dachte jedes Mal, während er stromaufwärts zum Landgut zurückruderte:

»Gut, dass wir den Fischteich anlegen. Mit einem einzigen Wurf des Netzes kann ich dort mehr Fisch fangen als ich in zwei Wochen aus dem Fluss holen könnte.«

So ging die Zeit auf dem Hof vorüber, und Kobus staunte, wie wenig er seinen Weinkeller, seine Küche, die alte Katel und das Bier im Großen Hirschen vermisste, die er fünfzehn Jahre lang gewohnt gewesen war.

»Ich denke so wenig daran, als ob das alles nie gewesen wäre«, sagte er manchmal abends vor sich hin. »Gewiss würde ich gern den alten Rebbe David, den langen Friedrich Schulz und den Steuereinnehmer Hahn sehen und abends eine Partie Jucker mit ihnen spielen. Ich komme aber auch ohne aus und meine sogar, dass es mir hier besser geht, denn meine Beine werden kräftiger und ich habe besseren Appetit. Das kommt von der guten Luft. Ich werde frisch, rosig und pausbäckig wie eine Stiftsdame heimkommen, und meine Augen werden nicht mehr zu sehen sein, so dick werde ich hier, hahaha!«

Eines Tages kam Susel auf die Idee, in der Stadt eine fette Kalbsbrust zu kaufen, sie mit kleingehackten Frühlingszwiebeln und Eigelb zu füllen und zu diesem Gericht eigenartige, mit Zimt und Zucker bestreute Krapfen zu servieren. Fritz fand dies gelungen, und als er hörte, dass Susel die Leckerbissen ganz allein zubereitet hatte, konnte er sich nicht zurückhalten und sprach nach dem Essen zum Mennoniten:

»Hören Sie, Christel, Ihr Kind ist ja außerordentlich fleißig und klug. Wo zum Teufel kann Susel das nur gelernt haben? Sie ist bestimmt ein Naturtalent.«

»Ja, Herr Kobus, das ist sie«, sagte der alte Bauer. »Die einen werden mit Talenten geboren, und andere haben zu ihrem Unglück keine. Mein Hund Mopsel zum Beispiel kann gut Leute verbellen, aber wenn ihn jemand zum Jagdhund erziehen wollte, das würde ihn verderben. Unser Kind ist zur Hausfrau geboren, Herr Kobus, denn sie kann Hanf rösten, spinnen, waschen, Butter schlagen, Quark pressen und genauso gut kochen wie meine Frau. Nie muss man ihr sagen, ›Susel, das musst du so machen‹, denn sie tut's von allein, und deshalb nenne ich sie eine richtige Hausfrau – allerdings, ganz so weit wird sie wohl doch erst in zwei oder drei Jahren sein, denn jetzt ist sie noch nicht kräftig genug für die wirklich harte Arbeit. Aus ihr wird einmal eine gute Hausfrau, denn sie hat die Gaben des Herrn und tut alles gern.

Wenn man seinen Jagdhund zur Jagd tragen muss, sagte der alte Jagdhüter Frölig, dann stimmt etwas nicht, denn die echten Jagdhunde laufen von allein hin. Man muss ihnen nicht erst sagen, was ein Spatz oder eine Wachtel oder ein Rebhuhn ist, und sie bleiben vor einem Erdhaufen nicht stehen, als ob's ein Hase wäre. Mopsel wird den Unterschied nie kennen, aber über Susel wage ich zu sagen, dass sie für die gesamte Hauswirtschaft geschaffen ist.«

»Das ist klar«, sagte Fritz. »Dennoch ist das Talent für die Küche ein besonderer Segen. Man kann mit den Armen, den Beinen und mit gutem Willen Hanf rösten, spinnen, oder waschen – alles, was Sie wollen. Doch zwei Soßen unterscheiden und sie beide passend verwenden zu können, das ist selten. Daher setze ich diese Krapfen über alles, und ich bleibe dabei, dass man, um sie so gut zu machen, tausendmal mehr Talent braucht als zum Spinnen oder um fünfzig Ellen Tuch zu bleichen.«

»Das kann sein, Herr Kobus, Sie kennen sich in diesen Kapiteln besser aus als ich.«

»Ja, Christel, ich mag diese Krapfen so sehr, dass ich gern wüsste, wie Susel sie zubereitet hat.«

»Wir brauchen sie doch nur zu rufen«, sagte der alte Bauer, »und sie wird's uns erklären. Susel! Susel!«

Susel schlug gerade Butter in der Küche und hatte dazu hinter Rücken und Nacken eine weiße Latzschürze geschnürt, die vom unteren Ende des blauen Wollröckchens bis zu Susels hübschem rosigen Kinn hinaufreichte. Hunderte weißer Fleckchen besprenkelten ihre Wangen und kräftigen Arme, und einige Flecken waren sogar in ihrem Haar, so eifrig arbeitete sie. Ganz erhitzt trat sie ein und fragte: »Was ist denn, Vater?«

Fritz sah sie so jung und lächelnd, mit den großen blauen, etwas naiv geweiteten Augen und dem kleinen, halb geöffneten Mund, der die hübschen weißen Zähne erkennen ließ, und konnte den Gedanken nicht zurückdrängen, dass sie appetitlich war wie ein Teller voll Erdbeeren mit Sahne.

»Was ist denn, Vater?« fragte sie mit ihrem munteren Stimmchen, »hast du gerufen?«

»Ja, Herr Kobus findet deine Krapfen so gut, dass er gern das Rezept hätte.«

Susel wurde rot vor Stolz.

»Herr Kobus will mich bloß auslachen.«

»Nein, Susel, die Krapfen sind köstlich. Sag doch, wie du sie gemacht hast.«

»Ach, Herr Kobus, es ist nicht schwer, ich habe... aber wenn Sie wollen, werde ich's aufschreiben... sonst vergessen Sie's wieder.«

»Bitte? Sie kann schreiben, Vater Christel?«

»Seit zehn Jahren führt sie auf diesem Hof die Bücher«, sagte der alte Mennonit.

»Teufel... Teufel... schau an... eine richtige Hausfrau... ich werde sie bald nicht mehr duzen dürfen... Also gut, Susel, abgemacht, schreib mir bitte das Rezept auf.«

Da ging Susel glücklich wie eine kleine Königin in die Küche zurück, und Kobus zündete seine Pfeife an, während der Kaffee kam.

Am folgenden Nachmittag gegen fünf Uhr wurde der Fischteich fertig. Er war dreißig Meter lang, zwanzig breit und mit einer festen Mauer gefasst. Bevor man allerdings die Gitter einsetzen konnte, die im Klingental bestellt worden waren, musste erst das Mauerwerk gut durchtrocknen.

Die Handwerker zogen mit geschulterten Hacken und Schaufeln ab, und Fritz erklärte am selben Abend bei Tisch, dass er morgen nach Hüneburg zurückkehren werde. Diese Entscheidung stimmte alle traurig.

»Sie gehen zur schönsten Jahreszeit«, sagte der Mennonit. »In zwei oder drei Tagen werden die Haselnusssträucher Blütenkätzchen und der Holunder und der Flieder Blütenbüschel tragen. Dann blühen alle Ginsterbüsche am Hang, und im Schatten der Hecken wird's lauter Veilchen geben.«

»Susel wollte Ihnen schon bald Radieschen vorsetzen«, sagte Mutter Orschel.

»Mir tut's auch leid« antwortete Fritz, »denn ich könnte mir nichts Schöneres wünschen als zu bleiben, aber ich muss Geld einnehmen und Quittungen schreiben. Vielleicht warten einige Briefe auf mich. Übrigens bin ich in zwei Wochen wieder hier, wenn die Gitter eingesetzt werden, und dann kann ich mir alles anschauen, was Sie erwähnt haben.«

»Wenn's sein muss«, sagte der Bauer, »dann wollen wir nicht mehr davon sprechen, obwohl's schade ist.«

»Sicher, Christel, ich bedauer's auch.«

Susel sagte nichts, sah aber sehr traurig aus, und als Kobus an diesem Abend wie üblich vor dem Zubettgehen an seinem Fenster Pfeife rauchte, hörte er sie nicht wie sonst beim Abwaschen mit ihrer hübschen Grasmückenstimme singen.

Rechts, auf Hüneburg zu, war der Himmel glutrot, während die Hänge am anderen Ende des Horizonts von blauen Tönen in ein dumpfes Violett übergingen und schließlich im Dunkel verschwanden. Der Fluss im Talgrund flimmerte wie Goldstaub, und vor diesem lichten Hintergrund zeichneten sich als grobe schwarze Schraffur die Trauerweiden mit den langen herabhängenden Blättern ab, das Schilf mit den spitzen Halmen und die Korbweiden und Espen, die im leisen Wind raschelten. Ein Sumpfvogel, wohl ein Eisvogel, warf alle Augenblicke seinen fremdartigen Ruf in die Stille. Dann wurde alles still, und Fritz legte sich schlafen.

Am nächsten Morgen gegen acht Uhr stand er gefrühstückt mit dem Gehstock in der Hand vor dem Landgut bei dem alten Mennoniten und Mutter Orschel und wollte gehen.

»Wo ist Susel denn?« rief er, »ich habe sie heute morgen noch nicht gesehen.«

»Sie muss im Stall oder im Hof sein«, sagte die Bäuerin.

»Bitte holen Sie sie. Ich kann doch das Meisental nicht verlassen, ohne ihr auf Wiedersehen gesagt zu haben.«

Orschel ging ins Haus, und einige Augenblicke später kam Susel mit rotem Gesicht heraus.

»He, Susel, komm doch bitte her«, rief Kobus ihr zu, »ich muss mich bei dir bedanken, denn ich bin mit dir sehr zufrieden, weil du mich so gut umsorgt hast. Hier, nimm als Zeichen meiner Zufriedenheit einen Gulden, du kannst damit tun, was du möchtest.«

Anstatt über das Geschenk froh zu sein, blickte Susel völlig verwirrt drein.

»Danke, Herr Kobus«, sagte sie.

Als Fritz darauf bestand und sprach: »Nimm doch, Susel, du hast ihn dir wirklich verdient«, wandte sie den Kopf ab und zerfloss in Tränen.

»Was hat das zu bedeuten?« sagte jetzt Vater Christel, »warum weinst du?«

»Ich weiß nicht, Vater«, schluchzte sie.

Kobus dachte bei sich: »Susel ist stolz; sie fühlt sich als Magd behandelt, und das tut ihr weh.«

Er steckte den Gulden in seine Tasche zurück und sagte:

»Hör zu, Susel, ich werde dir selbst etwas kaufen, das bedeutet dir mehr. Doch du musst mir die Hand geben, denn sonst glaube ich, dass du mir böse bist.«

Da gab ihm Susel die Hand, verbarg aber ihr hübsches Gesicht in der Schürze und verdrehte den Kopf zur Schulter. Als Fritz ihre Hand gedrückt hatte, lief sie in den Hausgang zurück.

»Die Kinder haben lauter Flausen im Kopf«, sagte der Mennonit. »Sie glaubt wohl, dass Sie mit Geld bezahlen wollten, was sie aus gutem Herzen getan hat.«

»Ja«, sagte Kobus, »es tut mir leid, dass ich sie verletzt habe.«

»Ach was«, rief Mutter Orschel, »sie ist bloß eingebildet. Das Mädchen wird uns noch große Scherereien machen.«

»Nur ruhig, Mutter Orschel«, sagte Fritz lachend, »lieber ein wenig zu stolz als zu wenig, glauben Sie mir, das gilt vor allem für die Mädchen. Jetzt auf Wiedersehen!«

Christel begleitete ihn bis zum Hang. Bei den Felsen trennten sie sich, und Kobus nahm mit gutem Schritt den Weg nach Hüneburg.


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