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Der Schwimmversuch

Klaus war der erste, der die Sprache wiederfand. »Du willst uns wohl verkohlen«, sagte er. Als er aber Horsts bestürztes Gesicht sah, setzte er hinzu: »Ja, wie sollen wir denn dann wieder von der Insel wegkommen?«

»Ja, darum handelt es sich ja gerade.«

Klaus fuhr fort: »Selbst wenn in vierzehn Tagen einmal ein Mensch hierherkäme, so ist das eine lange Wartezeit für uns, da wir bloß für vier Tage Proviant haben, das heißt Proviant hatten

Horst schnellte auf. »Es ist ja eine Hütte auf der Insel, da könnt ihr euch doch denken, daß auch Leute hierherkommen, – wenn sie ihre Fischerhütte hier haben.«

Klaus saß da, mit dem Absatz ein Loch in die Erde stampfend, und sah Horst ernst an. »Weißt du, wann etwa zuletzt Leute hier in der Hütte waren?« fragte er.

»Nein, das weiß ich natürlich nicht.«

»Das war vor sechs Monaten, mein Junge.«

Horst staunte.

»Nee, nun hör mal –, du dichtest wohl«, sagte Gerd. Klaus war seiner poetischen Versuche wegen bekannt, ein bißchen verachtet und ein bißchen bewundert.

»Nein, diesmal nicht«, erwiderte Klaus. »Aber ich will euch sagen, woher ich es weiß. Die, die zuletzt in der Hütte waren, haben Brennholz gesammelt und unter den Ofen gelegt. Und zu dem Holz haben sie eine Zeitung bereitgelegt zum Anzünden. Und diese Zeitung trägt ein Datum, das sechs Monate zurückliegt.«

Jetzt war an Gerd die Reihe, zu staunen.

»Sherlock Holmes in neuer Auflage!« rief Horst verächtlich. »Die können aber auch irgendeine alte Zeitung mitgebracht haben. Oder es sind inzwischen Leute auf der Insel gewesen, die an einer anderen Stelle Feuer angemacht haben –«

Aber nachdenklich waren sie nun doch alle drei geworden; sie saßen da und sahen still vor sich nieder. Es lag eine summende, sonnenheiße Stille über dem Wasser und der Insel, ihnen zu Häupten tanzten die Mücken wie eine zitternde Wolke, kleine, bläuliche Schmetterlinge flatterten über das dünne Gras, und vom Lande her klang der einförmige Flötenton eines Vogels.

»Es dauert 'n bißchen lange, wenn wir jetzt ein halbes Jahr hier warten sollen, bis wir fortkommen«, bemerkte Gerd, einen Stein über das Wasser schleudernd.

»Hört mal«, rief Horst eifrig, »es gibt doch noch allerhand Möglichkeiten. Erstens« – er streckte einen Finger nach dem andern in die Höhe –, »erstens können doch Menschen zufällig hierher auf die Insel kommen, die Gegend ist doch bewohnt; zweitens kann jemand kommen, der hier im Wasser fischen will; drittens können wir Menschen am Ufer drüben sehen und diesen Zeichen geben. Und übrigens habe ich noch viele andere Pläne, von denen ich aber jetzt nicht sprechen will. Es kann leicht sein, daß wir übermorgen der Insel Lebewohl gesagt haben und auf dem Heimweg sind –«

»Weißt du denn überhaupt, wo wir sind?« fragte Klaus.

»Ja freilich. Kommt mit auf den Gipfel, da sollt ihr sehen, wie es hier aussieht, ich will euch erklären, wo wir sind. Los, folgt mir!«

Aber Gerd und Klaus hatten den richtigen Wagemut nicht. Es war zugleich spannend und unbehaglich, im Grunde eigentlich mehr unbehaglich. Sie folgten Horst still bergauf, und bald standen alle drei oben auf dem Gipfel und blickten sich um.

.

Sie sprachen nichts. Es war auch nicht viel zu sagen. Sie wurden so klein, so beklemmend klein, wie sie dastanden und sich die Gegend besahen. Eine Insel in einem großen See und auf dem Land einsame Bergweite, und – sie allein auf der Insel! Sie sperrten die Augen auf, reckten die Hälse, ließen die Blicke schweifen –, war denn nirgends ein Zeichen zu sehen, das auf die Nähe von Menschen schließen ließ? Aber nichts war zu entdecken, kein Rauch eines Holzstoßes, keine Fischerhütte, keine Viehweide, kein Boot am Ufer, kein Geläute einer Kuhglocke war zu sehen oder zu hören. Blauer Himmel, graugrüne Wildnis, ein graues Wasser und sie selbst auf dem höchsten Punkt einer Insel. Und um sie her eine wunderbare Stille. Eine weiße Wolke trieb wie ein einzelner Segler über den Himmel, ein Habicht kreiste in der Luft, trieb beständig nach Norden und entschwand zuletzt im Blau. Vom jenseitigen Ufer kamen in niedrigem Flug Wildenten herüber und platschten zwischen dem Schilf ins Wasser, Silbergefunkel hinter sich lassend. Vögel schwirrten über das Wasser.

Horst lag auf dem Bauche, die Karte vor sich, und verglich. »Na ja, es ist bestimmt der Sandsee – daran kann doch gar kein Zweifel sein.«

Gerd beugte sich über ihn. »Dann hast du uns wie ein Blinder geführt«, sagte er mit aller Aufrichtigkeit.

Horst schluckte die Grobheit hinunter.

Mit einem Stäbchen maßen sie auf der Karte den Sandsee, der ihrer Schätzung nach ungefähr zwei Kilometer lang war; sie sahen somit nur einen Teil des ganzen Wassers. Von dem jenseitigen Ufer bis zur Insel war es kaum die Hälfte. Im Süden sprang noch eine schmale Landzunge vor, die die Entfernung noch ein wenig abkürzte.

 

Diese Landzunge war es, die Horst nun beäugte. Er brummte vor sich hin und hatte Falten zwischen den Augen. War er nicht der Führer? Hatte er nicht die Kameraden in Gefahr gebracht? War es daher nicht seine Pflicht, helfend einzugreifen?

Inzwischen verfolgte Gerd mit den Augen das ganze Ufer im Westen. Ob dort nicht gutes Fischwasser war? Ob er nicht vom Lande aus angeln konnte? Da zunächst kein Boot da war, war das ja jetzt die allerwichtigste Frage für sie – solange sie Fische hatten, brauchten sie nicht Hungers zu sterben.

Klaus saß ganz zufrieden und unbekümmert auf dem Boden. Wie schön es hier war, wie herrlich hier zu leben! Warum sich Sorge machen? Waren sie auf die Insel gekommen, würden sie wohl auch wieder von ihr fort kommen. Konnten sie es etwa sonstwo besser haben, als sie es hier hatten? Beherrscher eines Eilandes mitten zwischen den Bergen! Er wollte ein Gedicht darüber schreiben. Oder ein großes Buch.

Da schlug Horst die Karte zusammen und sprang auf. »Es ist Zeit, daß ich etwas für euch tue«, sagte er wichtig: »denn das ist mir klar: kommen wir nicht durch eigene Hilfe hier fort, so müssen wir den Winter über hierbleiben. Darum habe ich beschlossen, euch zu helfen –«

»Na, tu nur nicht vorher so selbstbewußt!« brummte Gerd.

»Ich übertreibe gar nicht. Ich sage bloß, ich will euch helfen. Hört mal –«

Er setzte sich wieder; die Beine gekreuzt und die Arme über der Brust zusammengelegt.

»Auf der Karte ist eine Fischerhütte an der Mündung des Flusses eingezeichnet, und eine andere weiter nach links. Und längs des Flusses führt ein Pfad hin. Aber wenn es hier Fischerhütten und einen Weg gibt, so muß es wohl auch Leute geben, die fischen.«

»Ja – im Herbst, wenn sie ihre Netze auswerfen«, wandte Gerd ein. »Zum Angeln kommt wohl niemand hierher.«

»Möglich, daß du recht hast, obwohl dich niemand gefragt hat«, erwiderte Horst würdevoll. »Aber irgendwo muß dann doch ein Boot sein, entweder unten am Ende der Bucht ...«

»Das Boot haben wir kentern lassen.«

Gerd mußte immer dazwischen fahren.

»Den alten Kasten, na ja. Aber du kannst dir denken, daß sie noch ein anderes Boot haben. Und darum werde ich jetzt ans Land hinüberschwimmen ...«

»Hinüberschwimmen?« schrien die beiden anderen entsetzt.

Horst nickte. »Jawohl, über das Wasser schwimmen. Genau so, wie ich sage. Drüben suche ich ein Boot, komme damit zurück und hole euch. Und sollte kein Boot da sein ...« – er starrte nachdenklich in den See hinab –, »na, dann schwimme ich eben entweder zu euch zurück oder ...«

»Na, oder ...?«

»Oder ich folge dem Pfad am Fluß entlang landeinwärts, bis ich Menschen treffe.«

»Nackt?« Klaus starrte ihn verblüfft an. Gerd lachte höhnisch.

»Meint ihr, man stößt sich an so etwas, wenn die Lage so ernst ist? Nein, da muß einer eben durchhalten, auch wenn er ein bißchen friert. Jetzt los!« Er sprang mit einem Satz auf die Füße und lief nach der anderen Seite der Insel, die sie bis jetzt noch nicht betreten hatten.

Das Ufer fiel hier in nackten, kahlgewehten Felsen stufenförmig nach dem Wasser ab. Sie liefen hinunter wie über eine Treppe. Unterwegs flog ein brauner Habicht dicht vor ihren Füßen auf, lautlos schwang er sich empor und segelte über das Wasser hinaus; vielleicht hatte er hier seine Beute verzehrt. Aber jetzt war keine Zeit, danach zu forschen. Sie hüpften und sprangen weiter, bis sie eine Landspitze erreichten, einen nackten Fels, der sich hinausreckte in das klare tiefe Wasser. Von hier aus wollte Horst bis zu einer grasbewachsenen Landzunge am anderen Ufer schwimmen –, es war die kürzeste Entfernung zwischen Insel und Landufer, das sie sehen konnten.

Gerd, der überhaupt nicht schwimmen konnte, und Klaus, der nur ein mäßiger Schwimmer war, waren sprachlos, als sie die Entfernung bis dort hinüber sahen. Klaus hielt Horst fest und bettelte: »Du darfst es nicht, hör doch, laß es sein!« Und Gerd fügte hinzu: »Was soll es nützen, wenn du ertrinkst? Du bringst es nicht fertig.«

Aber Horst war schon daran, sich auszukleiden. Er hielt sich für einen guten Schwimmer, – aber jetzt kamen ihm doch Bedenken, als er über das Wasser sah. Es war doch weiter, als er geglaubt hatte. Na, nun mußte er es darauf ankommen lassen; jetzt konnte er nicht mehr zurück.

Er war bereit. Er trat hinaus auf einen Felsen an der Spitze der Landzunge, und da stand er und schüttelte sich. Das Wasser war tief und wunderbar glasklar. Er unterschied große Steine und einen schwarzen, verfaulten Baumstamm –, wie ein Schatten glitt ein großer Fisch längs des Stammes hin. Noch einmal schüttelte er sich, dann stürzte er sich ins Wasser.

Gerd und Klaus standen am Ufer und sahen, wie Horst hinausschwamm – ruhig und kräftig. »Du wirst sehen, er kommt hinüber«, flüsterte Klaus. Gerd antwortete nicht. Es war ganz still geworden auf dem Wasser, ein winziges Gekräusel blitzte draußen auf, glättete sich, blitzte wieder.

Horst war schon weit draußen, sie sahen seinen schwarzen Kopf auf und ab tanzen. Aber blickten sie weiter hinüber nach dem niedrigen, stillen Strand da drüben und schätzten die Entfernung, – dann war es noch so weit, so furchtbar weit bis dahin.

Jetzt legte sich Horst auf den Rücken und ruhte. Dann schwamm er wieder weiter; es ging nicht mehr so rasch. Nun sah er zurück, ruhte wieder.

Auch er schätzte die Entfernungen. Wie nah war immer noch die Insel, und wie weit war es noch bis zum Ziel! Viel, viel weiter, als er geglaubt hatte. Und dazu war das Wasser so eisig, die Haut schauerte ihm vor Kälte, eine Angst zerrte unaufhörlich an ihm. Und wie schwer das Schwimmen geworden war – er legte sich wieder auf den Rücken, um auszuruhen. Aber das Stilliegen machte ihn noch ängstlicher. Es war, als ziehe die Kälte ihn hinab.

Er schwamm wieder weiter, kam jedoch nur langsam vorwärts. All die Berichte über Leute, die in Gebirgsseen gebadet und dabei den Krampf bekommen hatten und ertrunken waren, kamen ihm ins Gedächtnis. Er wußte, das konnte ganz plötzlich kommen, ganz auf einmal, selbst bei einem guten Schwimmer. Begann da sein linkes Bein nicht schon steif zu werden?

Er sah sich um – die Insel war schon weit hinter ihm, und dennoch war er wohl noch nicht über die Hälfte der Strecke hinausgekommen – noch lange nicht. Vermochte er noch zurückzuschwimmen, wenn er jetzt umkehrte?

Ein lähmendes Angstgefühl packte ihn, daß er beinahe vergaß, zu schwimmen. Nur durch ein paar starke Stöße hielt er sich über Wasser. Du kommst niemals hinüber, dachte er, und auch niemals mehr zurück. Die Steifheit in dem linken Bein nahm zu, so schien es ihm wenigstens, und nun prickelte es auch so seltsam in dem anderen. Du kommst wohl nicht mehr lebendig davon, durchschauerte es ihn.

Die beiden auf der Insel sahen ihn umwenden und langsam zurückschwimmen. Klaus begann zu schreien: »Er packt es nicht! Er gibt es auf!« Aber Gerd faßte ihn am Arm und schüttelte ihn kräftig. »Halt's Maul!« brummte er und fing an, sich zu entkleiden.

»Was willst du tun?« jammerte Klaus. »Du kannst ja nicht schwimmen.«

»Das sind ja meine Sachen«, schnauzte ihn Gerd an.

.

Er behielt während des Auskleidens den schwarzen Kopf da draußen im Auge. – Horst ruhte wieder aus, es waren keine großen Strecken mehr, die er zwischen den Ruhepausen zurücklegte. Jetzt lief Gerd entkleidet längs des Ufers dahin, er suchte nach einer seichteren Stelle. Sein geübtes Auge hatte gesehen, daß das Wasser hier nicht so tief war wie dort, wo Horst hineingesprungen war. Etwa hundert Meter von der Landzunge entfernt fand er einen schlammigen, graubraunen Grund, der wie Kaffeesatz aussah. Er watete ins Wasser, es war ekelhaft, wie der Fuß bei jedem Schritt versank, solch ein Boden war ihm ein Greuel, aber er watete vorsichtig prüfend weiter. Das Wasser war verflucht kalt und wurde durch den aufgewühlten Grund so trüb, daß er nicht sehen konnte, wo er hintrat. Er tastete sich mühsam voran, es kroch ihm ein Schauder über den Rücken bis hinauf in die Nackenhaare; aber er verlor den schwarzen Kopf dort draußen nicht aus den Augen und watete weiter. Das Wasser brodelte kaffeebraun um ihn, jetzt ging es ihm bis zu den Schulterhöhlen, er hielt sich nur mühsam aufrecht, aber er war schon weit draußen.

Horst sah Gerd durch die Untiefe waten und begriff sofort, was er wollte. Er änderte gleich die Richtung. Oh, wie das belebte, den Kameraden nicht mehr so weit entfernt im Wasser stehen zu sehen. Dort war er gerettet, dort war es nicht mehr tief. Ja, Gerd war sehr klug, Gerd war gut, der beste Kamerad. Das ungewisse Gefühl in den Beinen ließ nach, vielleicht war es noch gar kein Krampf. Er beruhigte sich immer mehr, denn bis dahin, wo Gerd stand, kam er wohl sicher noch, – und bald hatte er es auch geschafft.

Er erhaschte Gerds Hand, stand aber nicht gleich fest, vergaß zu schwimmen, ging unter, riß Gerd mit um; beide kamen prustend wieder hoch und wateten dem Ufer zu, platschend, taumelnd – braunes Wasser um sich verbreitend. Bleich und verstört kamen sie näher, Horst von Gerd unterstützt. Das Wasser hinter ihnen war eine dicke, braune Lache. Sie erreichten das Ufer und krochen auf den Felsen hinauf. Horst ließ sich ganz erschöpft hinfallen und blieb unbeweglich liegen. Klaus aber hüpfte und sprang und schrie und juchzte und schluchzte dazwischen ein bißchen und begann zuletzt mit seiner eigenen Decke Horsts Rücken abzureiben. Gerd kleidete sich still an.

»Das Wasser war so kannibalisch kalt«, sagte Horst kleinlaut.

»Ja, und dann war es auch zu weit«, stellte Gerd fest. »Wie ich voraussagte ...«

Horst stand langsam auf, reckte sich in der Sonne und begann die Arme übereinanderzuschlagen, um sich warm zu machen.

»In solchen Gebirgsseen schwimmt man eben so verflixt schwer«, versuchte er zögernd den Mißerfolg zu erklären. »Wäre es Salzwasser gewesen, dann ...«

»Es war eben zu weit«, wiederholte Gerd, und Horst schwieg.

Mißmutig und in gedrückter Stimmung wanderten sie nun zum Lagerplatz zurück. Der Führer ließ den Kopf hängen. Die mißglückte Schwimmtour hatte sein Selbstbewußtsein merklich gedämpft. Es war nun feststehende Tatsache, an der nichts mehr zu ändern war, daß sie auf einer Insel waren und ohne fremde Hilfe nicht fort konnten. Sie hatten nur noch für einige Tage zu essen. Vielleicht fingen sie auch noch einige Fische. Aber kam nicht jemand zufällig hierher, und es fiel niemand ein, hier nach ihnen zu suchen – was dann? Wie lange würden sie hier bleiben müssen? Wie lange würden sie es in dieser Lage aushalten können?

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Niedergebeugt, finster und betrübt kamen sie im Gänsemarsch zur Hütte zurückgetrabt: Horst, Gerd und Klaus, eine traurige Rückkehr der so tatenfroh ausgezogenen Jungen. Dort lag die Hütte, klein, niedrig und grau – ihr Heim und ihre Zuflucht – auf wie lange Zeit? Alle ihre Habseligkeiten lagen hier noch verstreut umher. Sie blieben stehen und schauten sich um – hier also sollten sie weiterleben.

Das Wasser in der Bucht war klar und still. Die Sonne brannte auf die Steine, auf das Heidekraut, auf die grauen Flechten. Der Wind säuselte fast unmerkbar in den Föhren, wie ein leichtes, sommerliches Weben klang es. Und es duftete stark nach Birke, nach den spärlichen Blumen. Unsichtbare kleine Wesen summten im Grase und zwischen den Blättern. Eine Hummel brummte in schrägem Flug vorbei; es raschelte leise zwischen den Steinen, ein kleiner Busch bewegte die Zweige, irgendein Tier war erschrocken unter seine Blätter geschlüpft.

Da konnte Klaus das bedrückende, lähmende Schweigen nicht mehr länger ertragen. Er atmete tief ein, ballte die Faust, puffte Horst in den Rücken und rief: »Aber verflucht schön ist es doch hier, trotz allem!«

*


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