Max Dreyer
Die Siedler von Hohenmoor
Max Dreyer

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Heimweh

Horst brachte Lona den Kirchenschlüssel. Sie hatte die Erlaubnis, morgen Montag zu einer ihr genehmen Stunde auf der Moordorfer Orgel zu spielen.

Sein Lohn wurde ihm zugesichert, er sollte, wenn sein Tagewerk beendet wäre, am späten Nachmittag – diese Stunde wählte sie – ihr zuhören.

Horst war hinterm Pfluge gegangen. Er hatte Furchen gezogen durch deutsche Erde, der Duft der umbrochenen Schollen hing ihm im Haar, lebte noch in seinen Lungen und stählte ihm das Herz. Er fühlte 181 sich sicher und reich. Wie ein Gebender erschien er sich, nicht als einer, der suchte und beschenkt werden sollte, da er den Weg zur Moordorfer Kirche antrat.

Die Luft prickelte und schäumte wie Wein von den Kräften und Säften des Frühlings. Dann und wann – wie ein Mädchenlachen, keck und spröde zugleich, zitterte es stoßend und kurz, höhnend und befeuernd durch den schweren seidenen Glanz des sinkenden Nachmittags.

Er dachte an Lonas Lippen, die vollen, farbigen, denen die schmerzverbissenen Kiefer so schwer zu schaffen machten, die so bitter in weher Ironie sich spannten. Hatte er jemals ein Lächeln, ein weiches, vergessenes Lächeln um diesen Mund gesehen? Und war doch der rote, blühende, lebensheiße Mund eines jungen Weibes.

Er warf die Arme. Ist es nicht aller Weisheit Anfang und Ende, nicht die Erlösung aus allen Nöten: die Sprache Mund auf Mund – gibt es eine andere zwischen Mann und Weib? Durch seine Sinne rieselte es. Was gehen ihre Gedanken mich an, ihre Dogmatik, ihr Geistesleben, ihr politisches Toben!

Vom Verstehen habe ich immer gesprochen, in so schönen Worten theoretischer Gesinnung. Was schwatz ich mich so herum um die einzige Verständnismöglichkeit, die gegebene, die gebotene, die notwendige? Die einzig wahrhaftige, von der all die verlogenen Mätzchen wie weggeblasen werden! Gibt es Waffenstillstand für uns, warum sollen diese Stunden sich nicht füllen mit allen Gaben der guten Lebensgeister? Die gut sind, weil sie nur fühlen, nicht denken. Macht nicht das Denken erst böse?

Und er summte und träumte im Frühlingsrausch.

Wie er sie beim Torfmeister fand, war sie anders als das Bild seiner Wünsche. Auf ihrem Gesicht eine krankhafte Blässe, sie sprach wieder von schlafloser Nacht, und daß sie das Moor nicht vertrage. 182

Dem Torfmeister ging es besser, morgen wollte sie in die Stadt zurück.

Nun wanderten die zwei zum Dorf. Eine Befangenheit war um sie. Beide empfanden sie stärker als je das Ungewöhnliche ihres Beisammenseins. Eine Heimlichkeit vor den Freunden – und auch eine Heimlichkeit vor ihnen selbst, vor ihrem eigenen Wollen, ihren Kämpfen, ihren Lebenszielen. Wie ein Verbotenes, wie eine Schuld. Und wieder mit allen Reizen des Heimlichen und Schuldhaften.

So suchten und mieden sich verstohlene Blicke und Wünsche in wachsender Scheu. Kaum, daß sie ein Wort miteinander sprachen.

An der Kirchentür erwartete sie ein halbtauber Junge, der die Bälge treten sollte. Nun gingen sie in das Gotteshaus, darin schon die Abendschatten geisterten. Die rostige Stimme der Uhr mahnte sie mürrisch: es ist schon sechs! Der geduckte, karge Raum mit seinen gedrungenen Säulen und der düsteren Täflung gab den Eindruck einer trotzigen verbissenen Frömmigkeit.

Horst setzte sich in einen der schweren Stühle, Lona ging die Treppe zur Orgel hinauf – es war ein Instrument mit freistehendem Spieltisch – und machte sich bereit. Die Windladen füllten sich. Liebevoll legten sich die dankbaren Finger auf die Tasten.

Leise, im Hauch spielte Lona ein paar Passagen – die Töne waren ungleich, viele grau, alt und quäkend. In trockener, starrer, linearer Kühle fügte sich Ton an Ton – dürr klang es, mechanisch, wie wenn Letter an Letter gesetzt wird zu einem mühsam dürftigen Wortgebilde. Jetzt aber fand sie es, die Orgel hatte doch Seele, sie konnte lebendig werden, konnte sprechen und Zeugnis geben.

Um Horst aber schauerte die Andacht seiner Sehnsucht.

Und es begann. Ein dumpfes Rauschen begann es, aus weiter Ferne, gebändigt von Nacht und Finsternis. 183 Wolken schoben sich, ballten sich, formten sich gespenstisch. Ein Chaos wie von sich selber träumend, kaum seiner selbst sich bewußt. Und es wird ein Schein – ein Wollen, eine Kraft, ein Licht. Und das Licht schafft sich Schatten, die ihm dienen müssen – die vor ihm fliehen wollen – die sich auflehnen im Kampf – die Feuerodem dem Lichte entreißen – und mit ihm sich beseelen. Körper, Wesen, Lebende, Leidende, aus Licht und Finsternis geworden. Menschen. Da sie leben wollten, sind sie dem Tode verfallen. In den Wolken, auf schwarzen Fittichen rüttelnd, steht der Würgengel. Unter ihm die Kreatur, sie verkriecht sich in Klüften, sie winselt, sie schreit. Und auf wen der Würgengel stößt, in dem erlischt das Licht, er wird wieder zum Schatten. Nun aber, da er gelebt, ist er schuldbeladen – und des Schattens wartet das letzte Gericht, furchtbarer noch als der düstere Todesengel. Von Grauen gepeitscht sind die Seelen – Gewitterstürme donnern hernieder über das Weltmeer – Blitze zerreißen die Finsternisse der Himmel – an die Ränder der Wolken klammern sich die gehetzten Schatten – es gibt einen Tod noch über dem Tod – und was ist das Leben – was ist sein Sinn – was ist es mit dem guten Sinn des Lebens? Ein Hohngelächter in tausendfachem Echo gellt von den irdischen Abgründen zu den zerklüfteten Wolken – entsetzte Seelenschatten flattern durch den erbarmungslosen Raum –

Horst erfror vor dem erhabenen Grauen dieser trostlos verzweifelten Visionen. Sie alle getaucht in die schreienden Tinten ihrer neuen Kunst. Kosmisches Urweltgestammel über allem. Und doch ein gewaltiges Ringen in und zur Wahrhaftigkeit, ein Sichselbstzerwühlen nach den letzten Offenbarungen des Ich.

Findet sie keinen Trost, keinen Ausblick, keine Helle? Wo ist das Licht, das doch sein muß, damit die Schatten sein können! 184

Jetzt – fügte sich, baute sich, wölbte sich nicht etwas in ihren Tönen? Über den weichenden Wolken? Die große Kuppel, das Firmament, der Himmelsdom. Und Sterne gebiert die Nacht – sie leuchten, sie künden, sie loben.

Wie ein Ausruhen ging es jetzt durch ihr Spiel, wie ein Aufatmen, ein Erinnern. Regten sie sich, die Klänge des Heimwehs? Wollte die Kindheit lebendig werden – und der Kindheit gläubige Traumwelt?

Ein Gebetlallen in stammelnder Torheit, gedankenlos verloren, glückhaft versunken – und dann die wachsende Klarheit, wie ein Sonnenaufgang der Zuversicht –

Tiefe Klänge aus Bachschen Messen und Kantaten, die eine leuchtende Lichtspur ziehen – und schon jauchzt es auf in dem atemlos gebannten Horst: sie findet sich – sie findet zurück – sie findet heim –

Plötzlich aber – was züngelt in die Himmelsklarheit der Töne? Ein Überdruß – ein Spott – ein Hohn –?

Und Horst stöhnt auf. Fängt sie nicht an, Bach zu travestieren? Ihm das Käppchen der Selbstgefälligkeit aufzusetzen? Verzerrt sie nicht die Frömmigkeit zur Frömmelei, die Herzenseinfalt in ein kokett bigottes Schmachten? Läßt sie die pausbäckigen Engelsjungen sich nicht sich selber verlachen und Koboldsfratzen schneiden –

Und dann ein Schluchzen – ein wildes Weinen – die Verzweiflung des Zweifels – ich kann nicht – ich komm nicht auf – ich muß wieder versinken – ich bleib in der Tiefe. Und ein Trotz – eine wilde Bitterkeit – und wieder das Schluchzen.

Und plötzlich das tonlose Verhauchen – das Ersterben in Nichts – das Verstummen. Das Schweigen.

Horst kauert im Gestühl, niedergezwungen von seiner Erschütterung. Langsam löst er sich – er wartet auf Lona – sie kommt nicht – da geht er, wie tastend 185 erst, die Treppe zur Orgel hinauf – sie ist über die Klaviatur hingesunken und liegt in Ohnmacht.

»Lona« – flüstert er an ihrem Ohr, er nimmt ihre Schulter, er richtet sie auf – da kommt sie langsam zu sich. Ein Blick seltsam trauriger Hingebung bricht aus ihrem Auge – dann aber aus seiner Verlorenheit findet er die alte feste Richtung seines Ausdrucks. Und nun preßt sie ihre Schläfen, sie schüttelt den Kopf und stellt sich auf die Füße.

»Es spielt sich so schwer – das Pedal bringt einen um – ich bin einfach müde zusammengeklappt.« Unwahres sprach sie. Horst aber rührte nicht an ihre Zerrissenheit.

Es war ein Anfang – und alles in allem, ein Schein ist aufgegangen. In qualvollem Ringen. Ein Frühschein soll es sein – es soll, es soll! Nur diesem mühsam glimmenden Licht nicht zu nahe kommen. Daß die zarteste Hoffnung nicht erlischt. Und heute nur daran denken, mit welcher Macht die Kunst in ihr braust! Dankbar daran denken!

Wie hat es ihn geworfen zwischen Himmel und Hölle! Welch eine Windsbraut hat ihn als Weltenwanderer getragen, entführt, gewirbelt, ihm die Fittiche gesträubt, das Hirn ihm betäubt. Daß Schwindel und Ohnmacht ihn selber packten!

Und er griff ihre Hand. »Was können Sie spielen! Ich selbst bin umhergeworfen – von einem Weltenrausch –«

Er suchte nach Worten. Sie versagten sich ihm. Schweigend packte er noch einmal ihre Hand, in zügellos heftigem Druck.

Er hatte sie zum Torfmeister heimgebracht. Nun taumelte er durch den Abend.

Dies, Kunz und Dankwart, konnte die Baracke nun nicht mir geben! Wißt Ihr, daß dies zu mir gehört, daß dies mir gehören muß, für mein Leben, mein 186 Schaffen, mein Ziel! Ihr habt die Augen starr auf den einen Punkt gerichtet. Bewußt, stier und stur. Ich tadele euch nicht darum! Ihr seid gut für unser Land, ihr seid notwendig. Ich aber muß um mich blicken können, frei und weit. Und mit gestärkten, geschärften, vertieften Blicken suche ich dann wieder das Ziel, das meines wie euer, das unser ist! Ich muß mich umtun können im deutschen Land, im deutschen Geist, in allen Registern der deutschen Not und Qual. Und wenn ihr meint, ich erweiche mich so – ich sage euch, eben so werde ich fest zu meinem Beruf.

Und wenn die, deren tiefsten Erschütterungen ich gelauscht habe, die um die Wahrheit ringt und an ihrer Wahrhaftigkeit leidet, mir das Herz bewegt – um so kräftiger schlägt dieses Herz für unseres Lebens Sinn. Für des deutschen Lebens Inbegriff und Inbrunst. Alles, alles muß dem einen zum besten dienen.

So zog Horst ohne Scheu die Gehetzte, Gepeinigte, Zerwühlte, auch Verfehmte und Geschmähte an sich. Immer blieb ihr Auge bei ihm, wie es aus der Ohnmacht zu ihm erwachte, die erschrockene Zärtlichkeit, die schmerzliche Innigkeit – wie lebte es davon in seinem Blut!

Er sah die Lichter des Moorhofer Gutshauses. Da lag sein Gisbert noch immer in Pflege. In diesen Tagen, morgen, übermorgen sollte er in die Baracke heimkehren. Es zog Horst zu dem Jungen. In dessen weiter Seele fand er den Widerhall, den die planmäßig verwahrte Enge von Dankwart und Kunz ihm versagte. Und das, was in ihm wuchs und ward, es mußte sich ausschwingen – ohne Worte, nur in dem Beisammensein.

Gisbert saß mit Frau Tilde. Sie hatte als Gutsherrin schwer gearbeitet, nun lehnte sie müde im Sessel. Horst wurde herzlich begrüßt. 187

Sie sprach von dem Wiederaufbau der niedergebrannten Stallungen. Einen größeren Posten Balken und Bauholz habe sie bei Gelegenheit gekauft. Davon werde etwas übrig bleiben, das sollte die Siedlung bekommen für ihr erstes Haus.

Welch eine seltene Frau! Diese überirdischen Augen, die Zeugen ihres fernen, hohen Fluges – und dabei doch die feste zugreifende Hand, und in ihrer überströmenden Güte die kluge Sorge für den Tag.

»Je eher sie an ein eigenes Haus die Hand legen, um so mehr frohe Sicherheit ist bei ihnen.«

Der Diener brachte eine Depesche. Sie öffnete sie, nach leiser Überwindung, mit zagender Hand. Um ihre Augen zog ein schwerer Schatten. Dann legte sie das Blatt beiseite.

Sie sprach weiter über den Bau, und wie die Seßhaftigkeit der Herren ihr ein Trost sei, deren Nachbarschaft ihr eine Hilfe und Freude. Dann zuckte es in ihrer Hand.

»Und da wir in einer Gemeinschaft stehen – da wir mehr oder weniger aufeinander angewiesen sind, soll auch volle Offenheit zwischen uns sein. Dies hier« – ihre Finger griffen wieder nach dem Telegramm – »gehört so zu meinem Leben und zu meiner Tätigkeit, ich muß mit Ihnen darüber reden.«

Sie gab die Drahtnachricht an Horst. Er las: »Bin Amateur-Boxmeister von Deutschland. Gegner mit großer Technik, gutem Auge und ausgezeichnetem Linken landete mehrfach hart, wurde aber schließlich durch rechten Kinnhaken zu Boden gestreckt. Kampfdauer drei Minuten vierundvierzig Sekunden. Achim.«

Horst gab auf ihre Bitte an Gisbert die Nachricht weiter. Dann sagte sie: »Es ist eine Eitelkeit in uns, die mit unserem Unglück Versteck spielt. Ich will mich ganz frei von ihr machen. Sie wissen ja ohnehin, daß ich meinen Mann schwer erkrankt aus dem Felde 188 zurückbekommen habe. Man hofft immer wieder auf eine Wendung. Und immer geringer wird die Hoffnung.«

»Gnädige Frau,« sagte Gisbert, und seine Worte leuchteten wie seine Augen, »lassen Sie erst wieder mehr Sonne in Deutschland sein – sie kommt auch zu ihm und erlöst auch ihn.«

»Mehr Sonne, Gisbert?« entgegnete sie, schmerzlich spannte sich ein Lächeln um ihren Mund. »Wir werden noch sehr viel mehr Finsternis in Deutschland haben. Und – auch die Sonne kann Zerstörtes nicht wieder lebendigmachen.«

Gisbert und auch Horst suchten nach Zuspruch. Mit weher Klarheit fuhr sie fort. »Es ist nun mal alles Empfindungsleben in ihm zunichte geworden. Und – was das Schlimmste ist – man darf selbst auch nicht mit irgendeiner Empfindung ihm nahe kommen – als ob sie Ansprüche auf einen Widerhall erhöbe, den es nun einmal nicht geben kann. Die erschreckten, gequälten, kranken Augen dann – das Herz steht einem still. Und so ist er nun rettungslos versunken – in diese rohe Spielbetäubung des Gladiatorentums.«

Ihre Hände nahmen wieder das Telegramm. »Dies ist nun eine Siegesnachricht. Ich soll an ihr teilhaben – und darf doch auch wieder keinerlei Freude zeigen. Er weiß ja, daß sie nicht echt sein kann, und würde noch mißtrauischer werden. Und wenn ich ganz mich zurückhalte – man sucht doch schließlich immer noch nach einem Rettungsfaden! Und wir gehören doch zusammen.« Unhörbar fast klang es aus.

Eine Freundschaft schloß das Leid dieser Frau um die drei. Daß sie aus ihrer leisesten Innigkeit sich so ihnen offenbarte, wie eine unsägliche Kostbarkeit empfanden die beiden Männer so viel Zuneigung und Vertrauen. In Gisberts blassem Gesicht fluteten die Blutwellen. Das Fieber seiner Augen hob und löste sich in der Verklärung eines unerhörten Glücks. 189

Mit ihrer stillen Tapferkeit war Frau Tilde schon wieder bei der Gutswirtschaft, sprach davon, daß sie den Siedlern noch eine Milchkuh überlassen könnte, und bat Gisbert, der in den letzten Tagen ihr als eine Art Privatsekretär bescheidene Dienste geleistet hatte, in den Büchern festzustellen, wie viel Thomasschlacke für das Siedlungsland übrig sei. Sie redete dann fachmännisch mit Horst über die Bestellung und versprach ihm, sie wolle sich selbst bald einmal nach der Ödlandkultur umsehen.

Dankbar nahm Horst von ihr Abschied. Welch ein Schicksal! dachte er. Wie klagt das deutsche Leid in immer neuen Weisen, an immer mehr versteckte deutsche Gräber stößt unser Fuß.

Und seine Gedanken gehen zu Lona. Kann hier der Schmerz dem Schmerz nicht helfen, würden diese beiden Frauen, die ungleichsten der Welt, sich nichts zu geben haben, beide so reich an seelischem Gut und beide so bedürftig! Würden sie den Weg nicht zueinander finden – über den Abgrund, den das Leben zwischen ihnen aufgerissen hat?

Wenn ich Lona zu ihr führe! Dieser Gedanke, so kühn und doch so natürlich, so notwendig, läßt ihn nicht los. Ihr beide – eben weil ihr aus verschiedenen Welten seid, um so mehr habt ihr euch zu offenbaren, und je tiefer ihr grabt, euch zu verstehen, um so mehr Schätze werdet ihr ans Licht heben. Ihr werdet euch verstehen und werdet mithelfen an der großen deutschen Versöhnung! Ihr aus den feindlichen Heerlagern – und doch zwei deutsche Frauen!

Und Dich Lona – aus Deiner Einsamkeit gilt es, Dich zu befreien, aus Deiner Abgeschiedenheit von dem, darin Dein Leben seine Wurzeln hatte. Möchtest Du nicht selbst zurück? Schluchzte nicht leise die Sehnsucht auf in Deinem sturmgewaltigen Orgelspiel, das Heimweh? Mächtiger wird es über Dich werden! 190 Und zwischen uns beiden, wird nicht bald mehr zwischen uns sein als dieser mühsame Waffenstillstand? Lona, Du rätselhaft liebe Du!

Er bebte in der Zärtlichkeit seines Blutes. Und es zogen durch ihn die Schatten, die das Schicksal wirft.

Zu Frau Tilde, zu Gisbert wollten seine Gedanken zurückkehren. Die Augen des Freundes lebten vor ihm auf, in ihrer unbegrenzten verlorenen Glückseligkeit. Auch hier zogen die Schatten –

 


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