Felix Dahn
Sigwalt und Sigridh
Felix Dahn

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VII.

Denn – seltsam zu sagen! – trotz seines durch all' Nordland schnell wachsenden Ruhmes –, trotz aller Siege – auch jene Dänenflotte war in der folgenden Nacht, dank der gelungenen Erspähung, durch Überfall auf kleinen Booten mit Feuer und Schwert vernichtet worden, bevor die Drachen ihre arge Brut hatten an Land werfen können: es war ein großer, stolzer Sieg! – Sigwalt, in der Blüte der Jugendkraft, war nicht fröhlich: traurig war er wieder, wie einst an der Küste von Kent: ja noch viel trauriger. Ein träumerisches Wünschen, ein schmerzliches Sehnen schien geheim an ihm zu zehren. Nicht öfter, nicht länger als die Königspflicht der Wirtlichkeit gebot, weilte er in der Äl-Halle an den Gastabenden: früh suchte er sein Lager, das er mehr, als sonst kraftstrotzende Jugend, zu lieben schien. Sein einsam Lager! Denn vergebens mahnten, ja drängten ihn Arn und die andern Hallgenossen, nun, nachdem seine Herrschaft gefestigt, dem Königshaus die Königin zu geben.

Eines Abends sprach der Alte zu ihm – abseit der andern: »Leer steht der Platz zur Linken neben deinem Hochsitz. Das soll nicht sein. Deiner reichgeschmückten Halle fehlt der schönste Schmuck: die Hall-Herrin. Und wohlgetan wär' es auch, durch Verschwägerung einen der Nachbarkönige eng uns zu verbinden. Keiner sagt dir nein. Und noch weniger eine ihrer Töchter! Nicht Thorgerd von Throndheim, nicht Alfheid von Upsala, nicht Rauthild von Raumariki. Schön sind sie alle drei und reinen Herzens. Oder« – fügte er zögernd, mit prüfendem Blicke, hinzu – »darf ich ein Eilschiff rüsten als Brautschiff, Mast und Rahe bekränzen und, – ein grauer Freiwerber – treten in König Hengists Saal? Sei gewiß: nicht allein komm' ich zurück! Schön Guntfrid . . .«

»Ist meine treue Schwester. Und bleibt es. Gute Nacht, Alter. Du meinst es gut. Aber laß mich schlafen, . . . träumen!« Und er hob die letzte Hall-Fackel aus der Pfeiler-Öse und ging langsamen Schrittes, leise seufzend, in sein Schlafhaus. Dort angelangt löschte er das Licht, warf sich auf das aus gehäuften Wildfellen hoch geschichtete Lager, schloß die Augen und griff mit beiden Armen in die dunkle leere Luft: »O komm, komm, Schlaf, und bringe den Traum, den holden: zeige mir wieder die schlanke Gestalt, die einzige Sehnsuchtbeschwichtigerin, das einzige Glück meines Lebens: ach ein Traumglück! Aber nur dieser Traum ist mein Leben!« Und bald entschlief er; und ein seliges Lächeln spielte um seine Lippen.



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