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Dreizehntes Kapitel.

Professor Feldern saß im traulichen Freundeskreise. Alexandra hatte anläßlich seines Geburtstages ein kleines Familienfest veranstaltet, an dem auch Kurt teilnahm.

Mit dem Oberförster war, seitdem er von seinem Besuche bei Magdalene zurückgekehrt war, eine auffallende Veränderung vorgegangen. Hatte er bis dahin mit Vorliebe die Einsamkeit seines Waldes aufgesucht, war sein Wesen herb und verschlossen gewesen, so weilte er jetzt gern in der Gesellschaft der Freunde und beteiligte sich lebhaft an ihren kleinen, harmlosen Freuden.

Auch in seinem Aeußeren kam das zum Ausdruck. Der müde, schmerzliche Zug war aus seinem Gesicht gewichen, die Augen blickten wieder so froh und frei wie ehedem, und sein ganzes Wesen atmete Gesundheit und Spannkraft.

Worauf diese Wandlung seines Wesens zurückzuführen war, das konnte einem aufmerksamen Beobachter nicht verborgen bleiben. Kurt machte nicht das geringste Hehl daraus, daß Leonore der Sonnenstrahl, der in seines Herzens Nacht gefallen war. Aber wenn auch die Neigung zu dem lieblichen jungen Mädchen mit jedem Tage fester in ihm Wurzel griff, so hatte die furchtbare Enttäuschung, die ihm Magdalene vor Jahren bereitet, doch zu sehr auf ihn eingewirkt, als daß er es gewagt hätte, sich sein Glück zu sichern. Er kam sich so alt vor, als läge die Zeit der Wünsche endlos weit hinter ihm.

Auch heute ruhte sein Blick mit unverhohlener Bewunderung auf der schlanken Mädchengestalt. Dem Professor entging es nicht, und entschlossen, dem Freunde den Weg zum Glück zu ebnen, sagte er:

»Nicht wahr, ein liebes, prächtiges Mädchen, meine Schwägerin?«

»In der That!« erwiderte Kurt, den Blick zu Boden senkend. »Major von Hillern besitzt einen seltenen Schatz in seinen beiden Töchtern.«

»Das weiß niemand besser zu würdigen als ich. Alexandra ist der Schutzengel meines Hauses. Sieh' dir nur die Kinder an – ist es nicht, als wäre ein ganz anderer Geist über sie gekommen?«

»Ja, sie haben nichts von ihrem Frohsinn eingebüßt, und doch erkennt man den wilden Max und sein manchmal recht ausgelassenes, um nicht zu sagen ungezogenes Schwesterchen gar nicht wieder.«

»Das verdanke ich meinem feinsinnigen, warmherzigen Weibe. Die gleichmäßige Ruhe ihres Wesens, die unerschöpfliche Fülle von Liebe, die aus ihrem Herzen quillt, konnten ja auch nicht spurlos an den Kindern vorübergehen.«

»Du bist ein glücklicher Mann, Theo!«

»Ich bin's – und du könntest es gleichfalls sein, wenn du nur wolltest.«

»Dazu ist es zu spät. Ich gehöre zu denen, die, wie man zu sagen pflegt, den Anschluß verpaßt haben.«

»Das ist Einbildung! Ich war ja bedeutend älter, als ich mich mit Alexandra verlobte!«

»Das ist etwas ganz anderes. Du hattest dir ein junges Herz bewahrt – ich bin vor der Zeit alt geworden, von innen heraus.«

»Wenn du so sprichst, komme ich mir vor wie ein Schuldbeladener.«

Der Oberförster erhob sich und legte seine Hand auf des Freundes Arm.

»Sprich nicht davon!« sagte er leise, aber ruhig, »das ist überwunden.«

Da trat Alexandra an ihren Gatten heran und fragte ihn, ob er nicht von Magdalene ein Glückwunschschreiben erhalten habe.

Felderns eben noch so klare Stirn umdüsterte sich.

»Nein,« sagte er, »sie schickte mir keine Zeile. Immer denke ich ihrer in Liebe und Sehnsucht, sie aber scheint mich völlig vergessen zu haben. Mein einziger Trost ist der Gedanke, daß sie glücklich ist.«

»Meinst du wirklich, daß sie glücklich ist?« warf der Oberförster ein.

»Ich hoffe es wenigstens. Seit meinem ersten und einzigen Besuche habe ich sie freilich nicht mehr gesehen, und ihre Briefe sind meist so kurz und treffen so spärlich ein, daß man aus ihnen auch nichts erfahren kann. Aber ich glaube trotzdem, daß sie glücklich ist!«

Kurt schwieg. Er wußte es besser, wie es um Magdalene stand, aber er dachte daran, daß er ihr versprochen hatte, ihrem Vater von ihrem Elend nichts zu erzählen. Wozu auch sollte er in Felderns heitere Seele die Schatten der Sorge senken? Helfen konnte der Armen doch niemand, sie mußte mit dem, was ein herbes Schicksal ihr auferlegt, allein fertig zu werden suchen.

Die alte Christine trat ein. Sie hielt ein Telegramm in der Hand, das für den Professor bestimmt war. Alexandra nahm es ihr ab und rief, nachdem sie einen flüchtigen Blick darauf geworfen, lebhaft aus:

»Von Magdalene, Theo! Siehst du, auch die größte Freude soll dir nicht fehlen.«

Voller Ungeduld öffnete Feldern das Telegramm. Aber kaum hatte er es gelesen, als fahle Blässe sich über sein Gesicht verbreitete. Ein Stöhnen rang sich qualvoll aus seiner Brust, und die zuckende Hand griff nach dem Herzen.

»Um des Himmels willen, was ist geschehen?« rief Alexandra. Wortlos reichte ihr der Professor das Telegramm, und mit bebenden Lippen las sie:

»Hänschen im Waldteich ertrunken, Magdalene todkrank. Kommt, wenn möglich, sofort! Harald.«

Wäre plötzlich ein Blitzstrahl in den kleinen Freundeskreis gefahren, er hätte nicht niederschmetternder wirken können, als diese Nachricht. Stumm, tief erschüttert blickten alle auf den Professor, der so schwer mit seinem Schmerze rang. Erst als Kurt ihm in tiefster Bewegung die Hand drückte, wich das starre Entsetzen, das ihn gepackt hatte.

»Tot,« klagte er, »der liebe kleine Hans tot, und Magdalene ist ihm wohl auch schon nachgefolgt!«

Kurt wollte ihn trösten. Aber eine furchtbare Ahnung dämmerte plötzlich in ihm auf und verschloß ihm den Mund. Wenn Magdalene, unfähig, ihr trauriges Los noch länger zu ertragen, mit dem Kinde freiwillig in den Tod gegangen wäre?

Wie ein scharfer Pfeil bohrte sich der Gedanke in sein Herz, daß er nichts gethan hatte, um die unselige Verbindung Haralds mit Magdalene zu verhindern. Wenn Magdalene ihr und ihres Kindes Leben beendet hatte, trug er selbst dann nicht die Verantwortung dafür? Er mußte klar sehen, die Ungewißheit drohte ihn zu ersticken.

»Du kannst noch den Nachtzug nach H. benutzen,« wandte er sich an Feldern, »und findest dort hoffentlich gleich Anschluß. Ich lasse sofort anspannen.«

»Ich begleite dich natürlich,« sagte Alexandra zu ihrem Gatten, der noch immer fassungslos dastand. »Leonore mag inzwischen hier bleiben und auf die Kinder achten.«

Während sie noch die notwendigsten Anordnungen für die Reise traf, kam Kurt zurück, um zu melden, daß der Wagen vor der Thür stände. Da stahl sich plötzlich ein weiches Händchen in seine Rechte, und sich zur Seite wendend, gewahrte er Leonore.

»Mir ist so bang um die Schwester und den Schwager,« sagte sie. »Bitte, Herr Oberförster, bleiben Sie ihnen zur Seite!«

Tiefbewegt zog er die Hand des jungen Mädchens an seine Lippen. Dann warf er einige Zeilen auf ein Blatt Papier und gab es Leonore.

»Ich fahre mit, Fräulein Lorchen. Wollen Sie dafür sorgen, daß dieser Zettel in Babettens Hände gelangt?«

Unter Thränen nickte sie. Im selben Augenblick trat Alexandra herein, und eine Minute später rollte der Wagen dem Bahnhofe zu.

In der Frühe des folgenden Tages langten die Reisenden auf der kleinen Bahnstation an. Harald, der von ihrer Ankunft telegraphisch benachrichtigt worden war, erwartete sie am Bahnhof. Er sah blaß und sorgenvoll aus, und sein Mund zuckte, als er dem Professor die Hand zum Gruße reichte.

»Wie steht es mit Magdalene?« fragte Feldern angstvoll. Die Sorge um seine Tochter und der Kummer um sein so plötzlich aus dem Leben gerissenes Enkelkind hatten den stattlichen Mann um Jahre gealtert.

»Sie lebt,« erwiderte Harald, »schwebt aber in großer Gefahr.«

»Wie ist das alles geschehen?« fragte Alexandra angstvoll.

»Das weiß ich selbst nicht! Mich rief ja ebenfalls ein Telegramm hierher. Zwei Holzfäller, die zur Abendstunde in der Nähe des Waldteichs durch das Gehölz gingen, hörten plötzlich einen gellenden Schrei. Als sie der Stimme nachgingen, sahen sie gerade noch das helle Kleid einer untersinkenden Frau und unweit von ihr das noch einmal auftauchende blonde Köpfchen eines Kindes. Es gelang ihnen, beide ans Ufer zu bringen, Magdalene bewußtlos, den Kleinen schon tot. Weitere Auskunft konnten sie nicht geben. Die Einzige, die das Rätsel lösen kann, ist Magdalene selbst. Aber sie hat bisher die Besinnung nicht wiedererlangt.«

Schweigend, jeder mit seinen eigenen qualvollen Gedanken beschäftigt, setzten die Vier ihren Weg zur Mühle fort. Einmal richtete der Oberförster seinen Blick auf den Bruder, forschend, fast drohend. Aber Harald bemerkte es nicht. Seine Augen starrten ins Leere. Erst als sie die Mühle erreicht hatten und die Müllerin herbeikam, wich die Starrheit von ihm.

»Wie steht es mit der Kranken?« fragte Alexandra.

»Ach, es bleibt immer das Gleiche. Sie liegt so still da, wie eine Tote.«

So fand Feldern seine Tochter. Sie erkannte niemand. Das schwache, matt flackernde Lebensflämmchen schien zu erlöschen.

In des Müllers bester Stube ruhte Hänschen in seinem kleinen weißen, reich mit Blumen und Tannengrün geschmückten Sarg. Das unschuldige Gesichtchen lächelte friedlich.

Sinnend stand Kurt neben den Freunden an Magdalenens Lager. Dann sagte er tief bewegt:

»Die Pflicht ruft mich zurück. Ich muß fort, komme aber sobald wie möglich zurück. Laßt die Hoffnung nicht sinken!«

Alexandra drückte ihm stumm die Hand. Feldern saß völlig gebrochen da und hörte kaum, was um ihn vorging. Von Zeit zu Zeit drang ein leises Stöhnen aus seiner Brust.

Harald konnte sich dem Gebot der Höflichkeit, den Bruder ein Stück Weges zu begleiten, nicht entziehen.

Wortlos schritten beide nebeneinander her. Endlich sagte Harald, dem dieses Schweigen fast noch peinlicher war als die Gegenwart des Bruders:

»Ich danke dir, daß du gekommen bist.«

»Du hast keine Veranlassung, mir zu danken!« lautete die kalte Erwiderung. »Ich bin wahrlich nicht deinetwegen gekommen!«

Dann schritten sie wortlos, ein jeder mit seinen Gedanken beschäftigt, nebeneinander her.

Plötzlich brach Harald das düstere Schweigen. »Ich bin im Begriff, Europa zu verlassen.«

»Du? Jetzt? Unter den gegenwärtigen Umständen?« fiel Kurt ihm entrüstet ins Wort.

»Ich darf unmöglich ein Angebot ausschlagen, von dem meine ganze Zukunft abhängt.«

Des Oberförsters Augen flammten. Er mußte an sich halten, um seine Empörung zu bemeistern.

Plötzlich blieb er stehen und umfaßte krampfhaft Haralds Arm. Jene eiserne Energie sprach aus seinen Augen, die der Bruder kannte und fürchtete.

»Du bleibst!« donnerte er Harald entgegen. »Sollte Magdalene, was der Himmel verhüten möge, sterben, so magst du gehen. Unser deutsches Vaterland verliert an einem Manne wie du wahrlich nichts. Aber so lange noch ein Atemzug die Brust deines armen Weibes hebt, so lange bleibst du hier! Glaube nicht, mich täuschen zu können. Magdalene, die ich auf den Händen getragen hätte, führte an deiner Seite ein unglückliches Leben. – Still! Ich weiß, daß es so war. – Als Einsame, als Verlassene soll sie nicht aus der Welt gehen. Wenn ihr brechendes Auge dich sucht, so soll es nicht vergebens sein. Und nun genug! Ich finde meinen Weg allein.«

War es die ihm von Kindheit an eingepflanzte Gewohnheit, dem älteren Bruder zu gehorchen, oder regte sich in seinem Innern etwas wie Scham und Reue? Genug, Harald sandte an Mr. White ein zweites Telegramm, in dem er sein Eintreffen nochmals zusagte, eines plötzlich eingetretenen Trauerfalles wegen aber um Aufschub bat.

Auf Felderns ausdrücklichen Wunsch wurden mehrere berühmte Aerzte zu Rate gezogen. Wochenlang schwebte Magdalene zwischen Leben und Tod, und als die Aerzte endlich Feldern mitteilen konnten, daß eine Gefahr für ihr Leben nicht mehr vorhanden, mußten sie ihn gleichzeitig davon in Kenntnis setzen, daß der Geist der Unglücklichen gelitten hatte. Magdalene beschuldigte sich in ihren Wahnvorstellungen unausgesetzt, den Tod des Kindes verschuldet zu haben. Des Lebens überdrüssig, habe sie sich mit Hänschen in den Teich gestürzt.

Alle Versuche, ihr diesen furchtbaren Gedanken auszureden, blieben erfolglos. Sie fuhr fort, sich in Ausbrüchen der ärgsten Verzweiflung anzuklagen, und war für alle Versuche, sie zu beruhigen und zu trösten, unzugänglich.

Auch in ihrem Verhältnis zu Harald ging eine auffallende Veränderung vor. War er früher der Gegenstand ihrer beständigen Sehnsucht gewesen, so schrak sie jetzt vor ihm zurück und bat, ihn fernzuhalten. Voll Entsetzen schrie sie laut auf, wenn er in ihre Nähe kam, und erklärte, sie könne ihn nicht sehen, da nur seine Herzenshärte sie zu der furchtbaren That der Verzweiflung, der ihr Söhnchen zum Opfer gefallen, getrieben habe.

Feldern traute seinen Ohren nicht. Er hatte seine Tochter an der Seite ihres Gatten glücklich gewähnt und mußte jetzt hören, daß sie so namenlos unglücklich gewesen war.

»Wie bitter bereue ich es jetzt,« rief er, »daß ich das Glück meines Kindes in Ihre Hände gelegt habe! Ebenso ehrlos wie gegen Ihren Bruder haben Sie auch gegen Ihr Weib gehandelt.«

»Magdalene ist nicht für das verantwortlich zu machen, was sie spricht,« erwiderte Harald ruhig. »Ich muß Sie warnen, mir die schwere Verantwortung aufzubürden für den traurigen Geisteszustand, der allmählich in ihr sich entwickelt hat.«

Er hielt inne, als erwarte er eine Antwort. Als der Professor aber kein Wort der Erwiderung für ihn hatte, fuhr er fort:

»Mit diesem Geisteszustand muß man rechnen. Und da meine Anwesenheit hier mehr schaden als nützen kann, so wird es das beste sein, wenn ich meinen schon seit Monaten erwogenen Plan zur Ausführung bringe und meine Uebersiedelung nach New-York bewirke.«

»Wenn Ihr Gewissen Ihnen das erlaubt,« meinte Feldern kalt, »so gehen Sie. Ich hoffe zu Gott, daß Magdalene Sie nicht vermissen wird.«

»Mein Gewissen spricht mich frei von jedem Vorwurf. Meine Ehe war ein verhängnisvoller Mißgriff, an dem ich die geringere Schuld trage.«

*

Am Abend vor seiner Abreise nach New-York betrat Harald in H. ein Hotel, wo er sich von seinen Freunden verabschieden wollte.

Plötzlich zuckte er zusammen. Er hatte, wenige Tische nur von ihm getrennt, seinen Bruder bemerkt, der zufällig auf der Durchreise in dasselbe Hotel gekommen war. Haralds erster Gedanke war, den Saal möglichst unauffällig zu verlassen. Aber Kurt hatte ihn bereits gesehen, und ein geflissentliches Ausweichen würde einer Flucht geglichen haben. Diesem Verdacht mochte sich Harald nicht aussetzen. Er trat deshalb, die Not zur Pflicht machend, an Kurt heran und sagte, nachdem er ihn nachlässig begrüßt hatte:

»Es ist mir lieb, daß ich dich noch einmal treffe, bevor ich Europa verlasse.«

Der Oberförster maß ihn mit einem kalten Blick, so daß Harald unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.

»Wir beide haben uns nichts mehr zu sagen! Zwischen dir und mir giebt es fortan keine Gemeinschaft mehr!« –

Wenige Stunden später bestieg Harald den nach Hamburg gehenden Zug, der ihn einem neuen Leben zuführen sollte. Leuchtend stieg im Osten die Sonne auf, er aber senkte sein Auge – geblendet von ihren Strahlen.

Magdalene wurde von dem Gebirgsdörfchen fort nach der Nervenklinik eines bekannten Professors gebracht, der eine völlige Heilung in Aussicht stellen zu können glaubte.

Alexandra suchte die Anstalt wöchentlich auf, verlangte aber nicht, bei der Stieftochter vorgelassen zu werden, da sie diese durch ihren Anblick aufzuregen fürchtete. Als Monate verstrichen waren, brachte sie gute Nachrichten heim.

Frau von Kroneck sei viel ruhiger geworden, hieß es, und könne gefaßter von dem Tode ihres Kindes sprechen, wenn sie sich auch nach wie vor anklage, ihn verschuldet zu haben. Von dieser Zwangsidee werde sie wohl kaum zu befreien sein. Im übrigen stehe dem Verlassen der Anstalt kein Bedenken im Wege.

Feldern suchte nun selbst die Tochter auf.

»Komme zu uns,« sagte er liebevoll. »Wir öffnen dir mit Freuden die Arme.«

Lange schwieg Magdalene und fragte dann leise:

»Zu euch? – Ja, zürnt mir denn Alexandra nicht?«

»Nein! Sie ist deine wahre, aufrichtigste Freundin, wie sie es immer war.«

Die junge Frau versank in minutenlanges Nachsinnen und erklärte dann: »Nein, nein! Nicht nach Hause! Ich bringe Unglück, wohin ich komme. Laßt mich allein!«

Der Professor wagte nicht, auf seinem Vorschlag zu bestehen.

Es handelte sich jetzt darum, der völlig Gebrochenen ein stilles Heim zu gründen.

Dazu bot Kurt die Hand. Er stellte sein einsames Landhäuschen zur Verfügung.

Magdalene sollte es mit der alten, treuen Christine beziehen. Sie brauchte ja nicht zu wissen, daß das kleine, trauliche Nest ihm gehörte.

Dieses freundschaftliche Anerbieten wurde dankend angenommen.


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