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Aus dem Tagebuch des guten Heinrich von der Fuhrparkkolonne

»jetz fang i an zum schreiben, indem daß jeder gute Soldat ein dagebuch führn sol.

den 6. augußt hab i meiner alten bfiagod gsagg. es war mir recht arg indem daß mir gut zamghaust ham und die Leberknödl so kochen hat könen wie keine andere ehfrau.

den 7. augußt in freising eingwadirt beim furtnerbrai wo ich am Kirta 1912 den mordsrausch ghabt hab daß i in de Isarauen flagga blibm bin.

den 8. ist der Arzd kemen und hat nach meine feller gschaugt. hat aber nix gfunden und hat gsagg: zu der kolone daugst leicht!

den 9. hams mi der furbargkolone no: 4. zugeteilt, blumendrahd! die arbeit! 4 mann müssen 40 Rohß versegn. aber schat nix is halt Krig und der König is mein Krigsher und der Keiser der öberste.

den 10. sind mir auf Münga marschirt mit rohß und wagn. neben der kreizstrass ham mir abkocht, da ham d Leit gschaugt, das war ein krigerisches bild das hät meiner alten aa gfalln.

den 11. um 5 ur namitag gwatir beim Schwabinbingerbrai. is das ein glik, daß mir immer so nahend beim Bir san!

den 12. noch furasch faßen und dan ist es mit freiden dahingangen durch die haupstat Münga wo alle zifil uns mit Zigan und Zigaredn und glikswünsch beschenkt ham. und ville rosen fahlen über unserne Kepf wo die schena Maderl zum abschidsgrus auf ins hernider warfen. indem das mir lauder strame Kerl san wo schad is zum derschiassn.

den 13. in aller frua ½ 6 ur hats gschnagglt. da sama abdampft aus der teiren Heimad wos so liplich war so schen, aber heißts neie Städchen neie Mädchen wo mir hinkommen sand – überal schene Mädchen wo ins bewirtet ham und Freindlich angschaugg. aber mei alte derfs net wisen sonst gibts an Grach.

den 14. o Strassburch o Strassburch du wunderschene stat herschaftseitn da is's uns guat ganga. Wassa für d Rohß, zessen für d manschaft und Soldaten – Soldaten – meiner lebdag sich i nimer so vill Soldaten wie in Strassburch. aber es get wider weiter gegen das feindeslant frankreich zu.

den 15. ist ein ort kemen wo mir misdrauisch begrist wurden und gwatir. es war ein grosser Marsch von 60 killometer über ungemätes Gedraide, ville Weinberg große Bauernhöf wo recht dreki hergschaugg aber einwendig fein mit guate möbel eingricht.

den 16. hat mi dwach droffen. marsch ging weiter über Berg und dalh und keine rote Hosen gsegn wo es ins schon lang glusst darnach, auf dnacht wein und apfelmost. guat aber kein Bir. o mei alte! heit hab i zeidlang.

den 17. und 18. rastdag. ganz ein schens nest aber bewohner liber franzesisch als deitsch. menscher zutraulig, aber hilft eahna nixen indem daß mir die stollzen Baiern sand.

den 19. auf hohen felsen lauter ruinen. wies in den schenen lid heisst: ire mauern sind zerfahlen kihler wind streicht durch ire Hahlen, i wollt i sehat dfrauendürm nommall!

den 20. wache. piwakk in einer ruine. immer noch nix vom krig wo unser Herz sich darnach senhte.

den 21. jetzt glab i riaze was. gehts da auf dera Strass zua! soeben meinen gelipten herr Haupmann ein Hendl verhafft, nehmmen verbotten aber regwerirn erlaubt, hats aber nimer braucht indem daß is derschmihsen hab weils net auf zeiten is wiar i mit die rohss keman bin. die baierin haht gschrian modje aber i hab eam a neis Füfzgal gebm da wars pfriedn.

den 22. auwezwik dreitägigen kostabzug weil nix vorhanden is. macht nixen, fiselt ma halt seine fingernegel ab. – oha die franzhosen keman. – o je da ham die unsern 150 derwischt! ja blumendrath wie de ausschaugn! so zlumpt und verwogn, ja schaama dad i mi! wia der kare und der luke. und den Grand! und die Wuat! dene glühen die aüglein! aber nicht aus libe! alte, heit hab i famillenangaben machen mihsen, da hab is aa glei gsagg daß i in vier Wochen gliklicher vater von einen spreßling wer, kan sein auch zwei, kan sein auch grad ein weibliches gschlecht.

den 23. sturm und rehgen o graus. aber ich glaube es gibt noch menasch – god sei dank es hat was zessen gebn i hab net vill hunger ghabt! aber leider zwenig, von dem piglsteiner mecht i glei drei Borzionen.

den 24. in sturm und gihsen was von himel falln kann im freien mit meine arme Rohß geschlaffen. am morgen die erschten schlachtfelder gesehen. Bruada da vergeth dir die lusbarkeit. alles zamgschohsen. vor einem verbrunnenen Haus rent ein hund und weint und schreit um seine Leit. ein franzosenbübl sizt im Strassengrabn ganz gschdarre und wie ohne verschdand. red nixen sagg nixen. deit grad ein orts hintre auf ein trümmerhaufa: o mo mamme! den sei muata is gwiß dod oder wer woaß! i habs Bübl gfuatert und mitgnomen.

den 25. is a netts Bübl. der her Haupmann sagg i derfs ghalten, bis ma wem finden, wos nimmt. heut hab i den her feltwebel sibenmal weggen mühßen bis er aufgschdanden is. indem das ich im gestern so fil wein pracht habe, es geht weiter ohne weg ohne brucken, alles zerschossen. – jetz glaab i gibts a gfecht.

den 26. heit ham mir eine grose jagt gehallten auf die fillen Hasen wo herumhupfen, heißen jetz der karrabinerjagagluhb. o mei Kati in unsern Haisl is schee gwenn! den 27. hura die post is da. ein pakl ein brief. – jessas i hab an Buam! – i habs mein her Haupmann gsagg daß, i an Buam hab. hat er gsagg: so heinrich da wünsch ich glik! und die flaschen wein ghert dir daß des feiern kannst, i sags ja, mei Her Haupmann. – hura mir ham einen flieger runterpfeffert!

den 28. heite war rastdag. wenn nur die Rohß wo derschossen auf die felder liegen nicht so narisch richen däten.

den 29. heite is mein Hochzeidsdag, o Kati wenns du in frankreich wärst tätzt schaugn. gibt schene menscher hir aber falsch und ich bleib dir drei weil ich ein stollzer baier bin. heit hab ich mein Her Haupmann eine supenhenn gekauft wo man mich nicht auf deitsch verstanden hat. ich hab lang braucht, bis ich es ihnen auf franzhesisch hab sagen kinen indem daß ich ja keine hehere Schule nicht besucht habe oder auf dem gimmnasi war. aber es ist doch gangen; ich hab einen supenhafen halbert voll wasser gefühlt und hab gesagt: kikeriki gagagageis! habts koa henn oder an Goggel oder an kapauna oder an pularten duk duck duck gigagak kikeriki! und hab a Markstikl hinglegt am tisch, wui wui! hat sie gsagg und hat das schönste giggerl aus der hennasteigen gholt.

den 30. Alte, jetz brauch i dir keine prigl mehr zgebn zwegen der Eifersucht, mein kamerad den wost du so gern gsehng hast, der maxl, ist von einem schwarzhareten weibsbilt erschosen worn. er hat noch gsagg: Heinrich, du warst mei freind.

den 31. heit het ma gern a par rüreier fürn Her Haupmann gmachd weil er so schlecht beinand is. herschaft wen i nur besser franzhesisch kunt! heit hams mi gar net verschdanden! Nix kombrang, hams alleweil gsagg, nix kombrang. hab i gsagg: gagagagei d henna legt ein ei ga gei, – hab mi am bodn highockt und druckt wia wan i Eier legn wolt, da hat die baierin glacht, hat gsagt: o kombra! und führd mich hinters haus an das Hütterl beim misthaufen, das schaf Gotes, aber ich hab die Eier schon noch krigt indem ich mit dem bleischdift auf die tischblate eine Henne mit Eier gezeichnet hab. und hab ich dazu gschriebn: 5 zu die Eier, das hat sie schon verschdanden und der Her Haupmann hat seine rüreier krigt.

den 1. sepdember. scheislichs gewiter alle Rohß kehlkrank, grose schlacht in der nähe, der Bernlochner ist heit ganz nerfes und handirt imer mit den karabiner und sagt: wenn i nur a par sehat – alle sands hi di hundsfranzhosen!

den 2. schluss. der Bernlochner das rinpfich hat so lang umeinandgschustert in seiner nerföserei bis ihm ein schuhß auskema is. und mir grad an schedl und reisst mirs Ohrrwaschl weg. scheislich, i kannt eahm grad s hirn eischlagn. jetz muß i zruck ins Lazared und mei Her Haupmann hat gsagg: scheislich, jez hab i mein guten Heinrich nicht mehr!

aber i kum scho wider Her Haupmann, wanns wider keild is mei Ohrr.

schluss
farrer heinrich Koch.
furbargkolone no: 4.

 

mei Kahti hat noch drei Bakl fir mich auf das feld der äre geschihkd aber ich habe es nicht merr erhahlten indem daß es die Sauhunt selber gfrehßen ham. i sags ja. hab inen aleweil den debben gmacht und imer geheissen heinrich tu das guter heinrich tu das ge heinrich bring und heinrich spring, und hams mir doch meine Bakl nichd merr nachgschikt. i merk mirs schon.

furbargkolone no: 4.

notibeni weils gleich is laß ich mir auh gleich meine Zänn vom Zannarz richten, der Englender zaltz schon:

schluss
Heinrich Koch no: 4.


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