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Elftes Kapitel.
Der Aasgeier

Unter den Zeugen des Kampfes zwischen Barry und Jerry Strann wäre einem aufmerksamen Beobachter ein Mann aufgefallen, der sich durch seine unglaubliche Länge ebenso auszeichnete wie durch seine Magerkeit. Er sah aus, als müsse jeder starke Wind die Knochen zum Rasseln bringen, aus denen allein sein merkwürdiges Körpergebäude zusammengesetzt schien. Über dem Ganzen saß ein langer, schmaler Schädel, eine Nase wie ein Schnabel, Augen, die dicht beieinander standen und wie polierte Knöpfe glänzten, und ein riesiger Adamsapfel, der seinen faltigen Hals verunzierte. Er war wie dazu geschaffen, in einem Mysterienspiel die Rolle des Hungers zu übernehmen. Aber hier oben in den Bergen war es zutreffender, ihn mit einem Aasgeier zu vergleichen. Dank seiner unglaublichen Häßlichkeit war »Haw-Haw« Langley weit und breit bekannt, und als »Haw-Haw« besser als unter dem Namen Langley. Denn bei gewissen besonderen Gelegenheiten pflegte Langley in ein Lachen auszubrechen, ein unbeschreibliches Geräusch, das etwa zwischen dem Schreien eines Esels und dem Krächzen einer Krähe die Mitte hielt. Freilich nur bei besonderen Gelegenheiten, denn in der Regel war »Haw-Haw« Langley ein schweigsamer Mensch. Er konnte durch Stunden in den Kneipen sitzen und nicht ein Wort von sich geben. Aber unaufhörlich verdrehte er den sonderbaren Kopf auf seinem faltigen Hals und nickte mit komischen pickenden Bewegungen, während er Gesicht nach Gesicht in der Runde musterte. Die ganze erbarmungslose Bitterkeit der öden Berge schien in »Haw-Haw« Langley verkörpert zu sein. Er sah nicht nur so aus, sondern hatte auch die Seele eines Aasgeiers, und so pflegte er Jerry Strann auf seinen Pfaden durch das Land zu folgen, indem er sich von den Brocken nährte, die Jerry übrigließ, und seine Seele mit den Gefahren und Abenteuern mästete, die Jerry Strann bestand.

»Haw-Haw« Langley hatte deshalb auch in der Kneipe gestanden, und sein scharfes, kleines Auge war bald zu Jerry Strann, bald zu Dan Barry hinübergewandert, bald von Dan Barry zurück zu Strann. Als der verhängnisvolle Schuß fiel, zerrte etwas wie ein Grinsen an seinen dünnen Lippen, und als Jerry Strann getroffen nach vorne taumelte und der scharlachrote Fleck auf seiner Brust aufglühte, da standen »Haw-Haws« Augen in Flammen, als ob ein allesverzehrendes Feuer sich darin widerspiegle. Als alles vorbei war, trieb er sich noch kurze Zeit im Zimmer herum, ohne auch nur den Versuch zu machen, dem Gefallenen zu helfen. Schließlich aber, nachdem er über die Schwere der Verwundung hinreichend informiert war und den blutigen Schaum gesehen hatte, der Jerry Strann in Blasen aus dem Munde trat, drehte er dem Verwundeten den Rücken zu und verließ mit langen Schritten die Kneipe. Seine Augen funkelten, und sein Inneres labte sich, bis zum Platzen gesättigt, an dem Genuß der Unglücksbotschaft, die er mit sich davontrug.

Vor der Tür hängte er sich in den Sattel eines zwerghaft kleinen Pferdes, wirbelte es mit einem Ruck der dürren Lenden herum und grub die Sporen tief in seine Weichen. Das arme Vieh schnaubte und schlug aus, aber Langleys lange Beine schlangen sich eisern um seine Rippen und zwangen es rasch genug wieder zum Gehorsam.

»Haw-Haws« Lächeln, das begonnen hatte, als in O'Briens Bar Dan Barrys Revolver geknallt hatte, verschwand nicht von seinen Lippen, ehe er viele Meilen hinter sich hatte und tief im Gebirge nach dem Kamm hinaufstrebte. Aber nach und nach, als er Bergsattel nach Bergsattel hinter sich ließ und schon hier und da die blauen Schatten des Abends in den Tälern sich zeigten, verschwand mit dem Tageslicht zugleich auch das Grinsen auf »Haw-Haws« Gesicht. Er achtete jetzt mit gespannter Aufmerksamkeit auf seinen Weg, bis er von neuem den Gipfel eines mächtigen Berges erklommen hatte und, die Zügel anziehend, in das Tal vor sich hinunterspähte.

Sein Ziel war eine Hütte, die selbst diesen Namen kaum verdiente. Es war eigentlich nur ein schräges Bretterdach, das gegen eine aufrechte Felsenwand gelehnt war. Ein Ofenrohr stand schief daraus empor. Hier angelangt, hielt »Haw-Haw« sein Pferd an und stieg ab. Im Innern der Hütte war alles dunkel, aber »Haw-Haw« schlich sich mit der Vorsicht eines Indianers näher und durchforschte zunächst von draußen aus mit seinen glitzernden Äuglein auch den düstersten Winkel. Das dauerte eine geraume Weile, aber selbst als er die Gewißheit hatte, daß niemand anwesend war, trat er noch nicht ein. Er machte ein paar Schritte rückwärts, und mit sichtlicher Beunruhigung glitt sein Blick über die Berghänge in der Runde. Er entdeckte nichts. Nur in einiger Entfernung von der Hütte stand ein Pferd angepflockt, das jetzt den Kopf von seinem armseligen Futter hob und ihn neugierig musterte. Das Tier war beinah doppelt so groß wie das Pferd, auf dem Langley hierher geritten war, und es besaß eine Muskulatur, die selbst bei einem so großen Tier übertrieben entwickelt war.

Nach einem letzten Rundblick auf die Landschaft, die allmählich in Finsternis ertrank, wandte sich »Haw-Haw« wieder der Hütte zu. Diesmal trat er ein und benahm sich von jetzt ab mit einer Selbstsicherheit, als befinde er sich auf seinem eigenen Grund und Boden. Er strich ein Zündholz an und entzündete eine Laterne, die dicht neben dem Eingang hing. Die Einrichtung, auf die sie ihr Licht warf, war von einer Primitivität, die jeder Beschreibung spottete. Von einem Stuhl war nicht die Rede. Ein ungeordneter Haufen von Decken auf dem nackten Boden diente als Bett. An der Wand war ein Sattel an einem der Steigbügel aufgehängt, und gegenüber lehnten ein paar Bretter, auf denen Felle von Baumkatzen, Luchsen und Coyoten zum Strecken und Trocknen aufgespannt waren. In einer Ecke standen eine Büchse und ein Jagdgewehr. In der anderen waren allerlei Vorräte aufgehäuft. Speck, Mehl, Salz und noch verschiedenes andere. Zum Kochen diente ein Erdloch mitten im Boden, um das ein paar rußgeschwärzte Steine zusammengeschoben waren. Dem Rauch schien es selbst überlassen, wie er seinen Weg durch das schmale Loch im Dach fand. Das Stück rostiges Ofenrohr, das man von draußen bemerkte, schien lediglich als Dekorationsstück angebracht, wie die Quaste an einem Fez.

Als »Haw-Haw« mit seiner Musterung so weit gekommen war, erreichte ein leises Wiehern des draußen angepflockten Pferdes sein scharfes Ohr. Er fuhr zusammen wie ein Ertappter und stürzte sich mit einem Sprung auf die Laterne. Dann aber schien er sich eines Besseren zu besinnen. Er begnügte sich damit, ihr Licht gegen die Wand zu kehren, kehrte an den Eingang zurück und spähte gespannt den Berghang hinauf.

Ein seltsames Wesen kam schwerfällig den Abhang hinuntergeklettert. Es schien ein riesenhaftes Geschöpf der Wildnis, ein Berglöwe oder ein gewaltiger Bär, obwohl es selbst dazu zu groß schien. Es schritt aufrecht, und die Tatzen waren wagerecht ausgestreckt, als wolle es jeden warnen, ihm in den Weg zu kommen. »Haw-Haw« wurde bleich und griff mechanisch nach seiner Büchse, die neben ihm an der Wand lehnte. Aber gleich darauf erkannte er, was es war. Es war ein Mann, der ein riesiges Bündel vom Berg herunterschleppte, und das Bündel war ein toter Bär. Der Mann hatte sich die Vordertatzen über die Schultern gelegt, und der Kopf des Raubtiers ragte über seinen eigenen Kopf hinweg. Als die beiden näherkamen, sank mit einemmal der Bärenkopf schlaff zur Seite, und die lange Zunge schlappte zwischen den Zähnen heraus. »Haw-Haw« Langley zog sich langsam, Schritt für Schritt, in das Innere der Hütte zurück, bis die Wand am anderen Ende ihm Halt gebot, und gleichzeitig betrat Mac Strann den Raum. Er schien »Haw-Haws« Anruf nicht zu hören, sondern warf, ohne sich um ihn zu kümmern, seine Beute auf den Boden, daß die Bretter des Baues erzitterten und das Fragment der Ofenröhre auf dem Dach laut rasselte. Mac Strann blieb stehen und betrachtete seine Beute, dann bückte er sich und zog die gewaltigen Kinnladen auseinander. Das Rot des Mauls war nicht so rot wie Mac Stranns blutige Hände, und die riesigen weißen Fangzähne wirkten nicht halb so erschreckend wie der Jäger selbst. Erst als Mac Strann seine Beute nach Herzenslust besichtigt hatte, wandte er sich langsam »Haw-Haw« Langley zu. Er zog die Augenbrauen zusammen und starrte ihn an. Jetzt zum erstenmal fiel das Licht voll auf sein Gesicht. »Haw-Haw« biß sich auf seine dünnen Lippen und riß seine kleinen Augen auf, bis sie beinah normal erschienen.

Denn Mac Stranns Häßlichkeit war von der schlimmsten Art. Sie rührte nicht von einer äußerlichen Entstellung her. Wenn man sein Gesicht genauer musterte, war kein einzelner Zug wirklich häßlich zu nennen. Aber der Mann war allzu stark. Sein Körperbau war nicht normal. Die Muskeln seiner Oberarme drohten die Hemdsärmel zu sprengen. Sein Rumpf wölbte sich in der Brust und in den Schultern wie der Bauch einer Tonne, und das gewaltige Gewicht dieses Oberkörpers schien selbst für Mac Stranns gewaltige Schenkel zu schwer zu sein. Seine Beine waren merkbar gebogen. Er hatte eine Eigenheit, die alle übermäßig starken Menschen auszeichnet: sie scheinen von ihren Armen belästigt zu sein und das Gewicht ihrer leer herabhängenden Fäuste wie eine Last nachzuschleppen.

Dieser Riese legte jetzt die Hand über die Augen und starrte »Haw-Haw« Langley lange und durchdringend an. Aber es dauerte nur eine Weile, dann fing sein Blick zu flackern an. Er wich aus und heftete sich auf die Wand, kam zurück und versuchte Langley von neuem aufs Korn zu nehmen. Er wurde unruhig wie ein Hund, dem man scharf und andauernd in die Augen sieht. Als »Haw-Haw« das wahrnahm, schlich sich ein freudiges Glitzern in seine Knopfaugen.

»Ihr seid Jerrys Mann«, sagte Mac Strann schließlich.

»Ich bin ein Freund von Jerry. Ich bin Langley.«

»Was ist mit Jerry?« fragte Mac Strann. »Will ihm einer nicht wohl? Wo steckt er denn?«

»Haw-Haw« Langley zog sich sachte zur Tür zurück, um sich für den Notfall einen Rückweg zu sichern.

»Jerry hat was abgekriegt«, sagte er.

Ein Ausdruck des Schmerzes huschte über Mac Stranns massives Gesicht.

»'nen Hufschlag abgekriegt? Was? Ist der Gaul auf ihn gefallen?«

»Sein Gaul hat nichts damit zu tun.«

»Was sonst? 'ne Kuh?«

»'ne Kuh war's nicht, 's war überhaupt kein Tier nicht.«

Mac Strann wandte sich voll seinem Besucher zu. Es schien ihm schwer zu fallen, zu sprechen. Seine Lippen öffneten sich, aber es dauerte lange, ehe ein Ton kam.

»Was war's dann?«

»Ein Mann.«

Langley drückte sich langsam der Tür zu.

»Mit was?«

»'nem Revolver.«

Haw-Haw Langley wußte, was im Anzug war, lang', ehe Mac Strann sich rührte. Mit einem schrillen Schreckensschrei warf er sich herum und suchte ins Freie zu entrinnen. Aber Mac Strann sprang ihm nach und griff nach ihm. Sein ganzer Körper schien sich zu dehnen wie Gummi, sein Arm zu wachsen, die Hand packte Langley im Nacken, hob ihn vom Boden und rammte ihn gegen die Wand. Haw-Haw sank wie ein Häufchen Elend auf dem Boden zusammen.

Er ächzte: »Ich war's doch nicht, Mann. Großer Gott! Ich war's doch nicht!«

Sein Gesicht bot ein sonderbares Schauspiel, es verriet winselnde Furcht und dabei doch eine Art gruseligen Genusses. Seine Augen weideten sich an Mac Stranns schweigendem Schmerz.

»Wo?« fragte Mac Strann.

»Mac,« winselte Haw-Haw, sich zu den Füßen Stranns windend, »gib mir dein Wort, daß du mir's nicht zum Bösen anrechnest.«

»Heraus mit der Sprache!« sagte Strann und klemmte des Aasgeiers Gesicht zwischen seine riesigen Hände. Er brauchte nur zu drücken, um die Knochen zum Krachen zu bringen und Haw-Haw Langley wußte es. Und doch konnte das Glitzern seiner Augen nur von trunkenstem Entzücken verursacht sein, wie das fürchterliche Zucken seiner Glieder nur von grausigster Furcht herrühren konnte.

»Wer hat von hinten auf ihn geschossen?« fragte der Riese.

»Nicht von hinten,« krächzte der Unheilsbote, »ihn hat's von vorne erwischt.«

»Du lügst mich an«, sagte Mac Strann langsam.

»So wahr mir Gott helfe!« schrie Langley.

»Wer war's?«

»So 'n Lausbub, nicht halb so groß wie ich, mit 'ner Stimme wie Kitty Jackson, die Schullehrerin, und mit Augen wie ein halb verhungerter junger Hund, just der hat's getan!«

Mac Strann entließ Haw-Haws Kopf aus seinen fürchterlichen Händen und langte nach dem Sattel. Langley wagte sich aufzurichten. Er schielte verstohlen nach Mac hinüber, als hätte er Angst, es könne ihm etwas entgehen.

»Ich weiß gar nicht, ob Jerry noch lebt«, meinte er.

Aber Mac Strann war bereits im Begriff, die Hütte zu verlassen.

Der Schweiß troff in dicken, weißen Flocken von ihren Pferden, als sie nach einem langen, rasenden Ritt am Ziel anlangten. Haw-Haw versteckte sich hinter Mac Stranns breiten Schultern, als sie die Stufen zum Eingang des Hotels hinaufgingen, und dann machten sie sich auf die Suche nach dem Zimmer, wo, wie ihnen gesagt wurde, Jerry liegen sollte.

»Da muß es sein«, flüsterte Haw-Haw, als sie die Treppe heraufgestiegen waren. »Die Tür ist offen. Wenn er schon tot wäre, denke ich, hätten sie sie zugemacht.«

Sie standen auf dem Vorplatz und blickten ins Zimmer. Sie sahen etwas Seltsames, denn im Bett lag Jerry Strann, merkwürdig hager und verfallen und über ihn beugte sich der Mann, der ihn niedergeschossen hatte.

Sie hörten, wie Barrys weiche Stimme fragte:

»Wie geht's jetzt, Nachbar?«

Seine Finger lagen auf Jerrys Puls.

»Ein ganzes Ende besser«, murmelte Jerry Strann. »Scheint, ich habe just noch 'ne Chance durchzukommen.«

»Es braucht just nichts anderes, als daß Ihr hübsch still liegt und keinen Unfug treibt in Euerm Bett. Braucht Euch keine grauen Haare wachsen zu lassen. Wenn Ihr kein Blut weiter verliert, werdet Ihr am Leben bleiben, und sorgt, daß auch im Hirnkasten bei Euch Ruhe ist. Habt just nichts anderes zu tun, als die Augen zuzumachen und zu atmen, und wenn Ihr denken müßt, nun so denkt, wie gelb die Sonne ist und solche Sachen, denkt an grünes Gras im Frühling und wie die weißen Sommerwolken sich im blauen Himmel breit machen. Das ist alles, woran Ihr jetzt denken müßt, Nachbar, bloß ruhig zu bleiben gilt's.«

»Denke, es wird mir leicht fallen, solang Ihr hier seid,« murmelte Jerry, »man könnt' meinen, Ihr habt eine besondere Kraft in Euren Fingerspitzen, Freund, und ... 'n mächtiger Narr war ich, mit Euch Streit anzufangen, Barry.«

»Das schlagt Euch aus dem Sinn, das laßt vergessen sein. Und redet nicht so laut, es schadet Euch. Ich hab' längst alles vergessen, Mann, dann könnt Ihr's auch vergessen. Es ist so gut, wie wenn's nicht gewesen wär'.«

Mac Strann zog die Brauen zusammen: »Was ist da los?« wisperte er Haw-Haw ins Ohr.

»Das ist er!« Haw-Haws Augen glitzerten wie metallene Knöpfe. »Das ist der, wo auf Jerry geschossen hat.«

»Kreuzelement!« knirschte Mac Strann und trat über die Schwelle.

Barry hörte den schweren Schritt. Sein Kopf fuhr herum. Im selben Augenblick stand er auf seinen Füßen. Noch eben war sein Gesicht sanft und tröstend gewesen, wie das einer Mutter, die ihr Kind betreut, aber ein Blick auf Mac Stranns unheilverkündende Stirn genügte, um sein Aussehen völlig zu verändern. In seinen Zügen wetterleuchtete es. Es war eine Antwort, die so deutlich war, wie wenn Stahl dem Stahl begegnet. Kein Wort war gefallen. Und doch mußte Jerry, der mit geschlossenen Augen dalag, wahrgenommen haben, daß die Stimmung verflogen war, die ihn eben noch tröstend eingelullt hatte. Er riß die Augen auf. Vor ihm stand sein Bruder.

Aber für Mac Strann schien im Augenblick niemand zu existieren als Dan Barry.

»Heraus mit der Sprache, Mann, seid Ihr der elende, dreckige, heimtückische Giftwurm, der das auf dem Gewissen hat?«

»Denke, Ihr habt's erfaßt«, war Dans kühle Antwort.

»So wahr ein Herrgott im Himmel lebt ...« brüllte Mac Strann.

Aber Jerry kämpfte sich verzweifelt aus seinen Kissen hoch.

»Mac!« rief er, »Mac!« Plötzlich erstickte seine Stimme. Ein gurgelndes, gräßliches Geräusch. »Um's Himmels willen, Mac!«

Er hatte sich hochgearbeitet, auf einen Arm gestützt, streckte er den anderen beschwörend nach seinem Bruder hin. Auf seinen Lippen bildete sich ein dicker, purpurner Schaum.

»Mac! Laß deine Pistole, wo sie ist. Ich war an allem schuld.«

Kraftlos fiel er aufs Bett zurück. Mac fing ihn in den Armen auf.

»Kopf hoch, Jerry!« ächzte er. »Sprich doch, Junge, was ist mit dir?«

Ein heiseres Flüstern antwortete: »Mac, du hast dem Ding den Rest gegeben!«

Mac hob den Kopf. Seine fürchterlichen Augen richteten sich auf Dan Barry. Sie sahen ein Gesicht, aus dem alles Mitleid gewichen war. Die erste Drohung hatte genügt, um ihn völlig zu verändern. Ein wilder, höhnischer Zug verzerrte die Lippen, das gelbe Flackern glimmte in seinen Augen, aus denen alle zarte Besorgnis wie weggewischt war. Geräuschlos wie eine Katze glitt er zur Tür und war verschwunden.


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