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Nicht die Schlechtesten sind es, die gerne » mehr« sein möchten, als sie vor ihren und anderen Augen gelten.
Dennoch aber schwebt den meisten dieser Unzufriedenen mit sich selbst, eine »Fatamorgana« vor, – dennoch läßt sich auch hier so mancher von dem Gespenst der Freiheit gerade dorthin verlocken, wo es keine echte Freiheit für ihn gibt, so daß er seine Erdentage in Verbitterung beendet, weil seine Mitmenschheit – nach seiner Meinung – ihm nicht zugestand, was ihm gebührte …
Der eine haßt die Stellung, die er ausfüllt um sich seinen Lebensunterhalt zu sichern, weil er sein Wissen und sein Können höher einschätzt als die Forderung, die seine Stellung an ihn stellt, – der Andere geht nur voll Überdruß an seine Arbeit, weil sie ihm nicht entlohnt erscheint, wie er sie selbst bewertet sehen möchte.
Einer hadert Tag für Tag mit seinem Schicksal, weil es ihm die Vorbildung versagte, deren Ausweis er besitzen müßte, wollte er den Wirkungskreis erobern, der allein ihm angemessen scheint, – ein anderer flucht aller Menschheit, weil ihm nicht die Erdengüter von Geburt an mitgegeben wurden, die er sich selber zuzusprechen wissen würde, hätte er die Macht dazu.
Jeder glaubt ein anderes Ziel für sich verloren, – einig aber fühlen alle sich in ihrer starken Überzeugung, daß sie » mehr« sein könnten, als sie sind, – und diese Überzeugung ist gewiß begründet, wenn auch in anderer Weise als die Überzeugten meinen!
Du willst » mehr« sein, als du bist?!
Demnach » bist« du zu wenig! –
Du fühlst, daß du » mehr«, aber wohl auch » weniger« sein kannst, als die Geltung ausmacht, die du vor dir selbst und anderen zu erlangen wußtest.
Du fühlst, daß eine Vielheit sich in dir empfindet, – daß diese Vielheit »größer« oder auch »geringer« werden kann. –
Willst du also »mehr« sein, als du bist, so werde mehr!
Lass' es nicht dabei, so »wenig« zu sein, wie du heute bist!
Begnüge dich nicht mit Wünschen, sondern werde »mehr«, weil du »mehr« sein willst!
Es ist noch viel mehr in dir als du auch nur zu ahnen wagen würdest!
Gar vieles ist aus Urzeittagen her auch heute noch in dir, was du gewiß nicht mehr zu sein verlangst, und du wirst ihm dein Sein sogar mit aller Macht entziehen müssen, willst du dich selbst nicht zerstören, indem du Andere zerstörst …
Unnennbar vieles aber ist zugleich in dir, was du bis heute noch nicht zu erlangen wußtest, und Vieles ist dabei, um das du auch in deinen kühnsten Träumen noch nicht weißt! – –
Zwischen dem, was du nun nicht mehr sein sollst, und diesem anderen, das du noch nicht bist, liegt jenes Wenige das heute dir mit Recht als » viel zu wenig« gilt um deine Selbstdarstellung zu bestimmen …
Es ist der Geistesfunke Gottes, der sich in deinem eigenen » Ich« erlebt, und wahrlich weiß, daß du viel »mehr« sein könntest, als du bisher bist!
Du nimmst nur in dein irdisches Bewußtsein auf, was in den innersten Bereichen deines Seins empfunden wird.
Dort aber dürstet dein Sein nach Erfüllung mit allem, was es noch nicht ist!
Darum willst du »mehr« sein in den Formen der Vergänglichkeit, – darum strebst du »mehr« zu werden in deinem Alltagsleben, allwo Notwendigkeit allein bestimmt, was dir erlangbar wird! –
Hier aber wirst du nur »mehr« werden können als du heute bist, wenn du in dir »mehr« aufzunehmen weißt in deinem Sein!
Du mußt mehr von dir verlangen, wenn du mehr erhalten willst!
Klaren, selbstsicheren Willens mußt du in dir selber das als Anspruch fordern, was du » sein« willst, – mit jenem Willen, den jeder Sportsmann kennt, wenn er von sich weiß, daß ihm sein Training ein gewisses Recht gibt, seine »Klasse« zu behaupten!
So, wie der Sportsmann, aber wirst du auch alles aufbieten müssen, um stets »bei Form« zu bleiben, – was dir wie ihm nur möglich ist, durch Verzicht auf so Manches, das zwar Anderen erlaubt sein kann, nicht aber dem, der »mehr« zu werden strebt, – selbst wenn er schon vieles ist! – –
Hinter dem Wunsche, »mehr« zu sein als » Andere«, versteckt sich nur der Antrieb, mehr zu sein, als du selber bist, denn noch bist du, gleichwie die Anderen: – nur zum geringsten Teil, was du zu sein vermagst! –
Es handelt sich um den Gebrauch von Kräften, die allen Menschen dieser Erde, ausnahmslos, in Freiheit stets erlangbar sind.
Diese » Seelenkräfte« aber kann kein Mensch »gebrauchen«, solange er noch nicht: sie seinem eigenen Sein zu einen wußte.
Man muß selbst zu der Seelenkraft werden, die man gebrauchen, und durch die man seine Selbstdarstellung bestimmt sein lassen will!
Auch über niedere Kräfte in dir kannst du nur dann verfügen, wenn sie dein Sein erfüllen und dadurch mit dir identisch wurden.
Nur was du selber » bist«, ist dir hörig: – es » gehört« zu dir und » hört« auf deinen Willen!
So wenig du zu Gott gelangen kannst, es sei denn, Er habe sich selbst deinem eigenen Sein geeint, – so wenig kannst du auch aus einer Seelenkraft wirken, die du aus dir selbst nicht geeinigt hast in deinem Sein! – –
Doch darfst du hier gewiß nicht etwa schematisch verfahren wollen, indem du die Seelenkräfte gleichsam einzeln aufzurufen beginnst, die fortan dein Sein erfüllen sollen!
Du darfst die auslösende Macht nicht unterschätzen, die stets in dir zur Auswirkung erwacht, wenn du vor einem bloß Erahnten stehst! – –
Achte in dir auch das, was sich dir noch verhüllt! –
Es ist nichts anderes dir vonnöten, willst du hohe Seelenkräfte, die noch nicht in deinem Sein lebendig wurden: – die du demnach noch nicht » bist« – dir dereinst einen, als daß du deine allgemeine Zielrichtung zu wahren weißt!
Auch unter Verbrechern gibt es solche, die »mehr« als andere sind, – aber ihr Zielen geht nach der Abgrundstiefe tierhaften Vormenschentums auf dieser Erde, während dein hohes Ziel der ewige Geistmensch ist, in dem du dich dereinst, nach dieses Erdenlebens stetem Ringen mit dir selbst, geeinigt allen Geistgeborenen, wiederfinden willst! –
Hältst du dein Ziel stets im Auge, dann kannst du sicher vorwärts schreiten, ohne Besorgnis und ohne Ängstlichkeit!
Du wirst dir während deines Erdenlebens dann immer mehr der Seelenkräfte einen, deren du zu deinem höchsten Aufstieg einst bedarfst!
Je mehr du aber selbst in deinem Sein dich zu erfüllen weißt mit hohen Seelenkräften, desto leichter wird es dir gelingen, zu erkennen, daß du dich in allen Geltungsstufen dieses Erdenlebens frei zur Selbstdarstellung bringen kannst!
Kein menschlicher Beruf ist so gering, als daß er eines Menschen der sich viel zu einen wußte, wirkungsweite Selbstdarstellung nicht ertragen würde!
In jeglichem Beruf, – in jeder Stellung, die Notwendigkeit zur Zeit dir darzubieten hat, – kannst du weit »mehr« sein, als du scheinen magst!
Du wirst dich aber auch nicht wundern dürfen, wenn du bald bemerkst, daß auch die Anderen dein reiches Sein erkennen, und dich dann allein nach seiner Fülle Strahlgewalt bewerten, wie immer auch der Geltungswert der Stellung, die du hier auf Erden einnimmst, sich bemessen lassen mag! – –
Du bist dann wirklich »mehr« geworden als die Andern, und wirst Anderen zum Antrieb dienen, »mehr« zu werden, als sie vorerst sind, – so wie ein Mensch, der auszog, Gold zu graben, und reich zurückkam, Anderen den Willen wecken wird, ein Gleiches zu beginnen.
Irrend, weil du deine Unzufriedenheit allein im Äußeren begründet glaubtest, hast du bisher nur stets Vergebliches versucht um deinem Triebe, »mehr« zu sein als was du bist, Befriedigung zu schaffen.
Sie bleibt dir aber keinesfalls versagt, wenn du nunmehr dein Streben in dein Inneres verlegst!
Hier, wo du selber eine Vielheit darstellst, die sich mehren oder mindern kann, – hier wird dir keine äußere Macht die Freiheit schmälern, – und bist du wirklich »mehr« geworden, als du bis zu diesem Tage werden konntest, dann wird auch deine Selbstdarstellung in der Außenwelt dich nur mit Glücksgefühl und innerer Zufriedenheit erfüllen!
Erst wenn du alles darzustellen weißt, was du verborgen in dir trägst damit es sich in dir vollende, – erst dann hast du dich selbst erreicht und bist wahrhaftig nun zu dir gekommen! –
In deiner Selbstdarstellung schaffst du dir die ewig währende Bewußtseinsform, die du in deinen heimlichsten und innerlichsten Bitten an dein Schicksal dir ersehnst …
Nur du allein jedoch bist Bildner deines Schicksals, – und wie du hier auf Erden auszukosten hast, was du dir vor dem Fall ins irdische Bewußtsein zubestimmtest, so wirst du auch nach deinem letzten Atemzuge dich nur in der von dir selbst gewirkten Form des Selbstbewußtseins: – deiner Selbstdarstellung, – dereinst wiederfinden. – –