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»Vielleicht geht dieser Kelch doch noch an mir vorüber.«

Und dann sagte er plötzlich in einem ganz andern Ton – wäre Sophie nicht so unbefangen gewesen, hätte sie vielleicht finden können, in einem lauernden Ton: »Das Haus scheint sehr gut aufgezogen – da war so ein leiser Diener – einer von der patriarchalischen Sorte – aber abgedämpft – kein weißlockiger Lustspieldiener mit Vertraulichkeit und protegierendem Kopfnicken ...«

»Was?« fragte seine Mutter erstaunt, »Du hast Lurch bemerkt.«

»Mein phänomenaler Beobachterblick für Gesichter. Von Dir geerbt,« prahlte lustigen Tones Allert und dachte: Bin gerade so klug wie vorher. Wenn ich auch nun weiß, daß der Mann Lurch heißt, weiß ich damit doch noch nicht, ob es der mit den Paketen in der Jolle war.

Als er das Amstersche Haus betrat und seine Karte auf das silberne Brettchen legte, stutzte er. Dieser ältliche, bartlose Diener kam ihm irgendwie bekannt vor ... Und ihm schien, als ob durch dessen Auge auch ein leises Aufblitzen gehe. – Aber wie? Wo? Wann? Na, das hat man ja manchmal. Manchmal? Quälend oft. Man sieht ein Gesicht. Begrübelt es, könnte darauf schwören: das ist ein Bekannter. Ist besorgt, durch unterlassenen Gruß verletzt zu haben. Und schließlich war es vielleicht bloß jemand, der einem mal lange in der Bahn gegenübersaß, oder ein Kellner in Zivil oder ein Beamter aus irgendeinem Bureau. Aber diese bekannten Unbekannten strahlen eine unbestimmte Beunruhigung aus.

Als der Diener dann zurückkam und höflich sagte: »Herr Senator lassen bitten,« und ihm half, den Paletot ausziehen, da wußte Allert es dann doch ganz gewiß: Den kenn' ich – den sah ich schon mal wo ...

Und er dachte plötzlich an die Jolle und sah das schöne Mädchen unterhalb der Kaimauer auf der schmalen Brücke stehen und den Jollenführer bezahlen, während dieser Mann sich, noch im kleinen Nachen, nach den Paketen bückte. Wirklich dieser Mann? Es konnte eine täuschende Aehnlichkeit sein. Vielleicht noch nicht mal eine täuschende, sondern nur eine flüchtige. Ein Mensch im bürgerlichen, dicken Winterüberzieher, mit einem steifen Rundhut auf dem Kopf, ist eine andere Erscheinung wie ein Mensch, der einen famos sitzenden braunen Frack mit silbernen Knöpfen und Gamaschen trägt und seine kurzgeschorenen Haare unbedeckt zeigt. –

Seine Mutter hatte ihm nie genauer von Marieluis erzählt. Er wußte nicht einmal den Vornamen der Amsterschen Tochter, die seine Mutter malte. Er hatte auch nie darüber nachgedacht, weshalb sie so wenig davon sprach. Vielleicht war die junge Dame nicht sehr anziehend. Seine Mutter mußte ja die Aufträge nehmen, wie sie fielen. Sie hatte einmal eine in älteren Malerkreisen zirkulierende Strophe nachgesprochen:

»Maler von Stilleben
Kann nicht und will leben;
Landschaft, Historie,
Ganz wie der vorige;
Porträtmaler,
Portemonnaiemaler.«

Allert war gar nicht der Gedanke gekommen, daß seine Mutter aus Vorsicht von Marieluis schwieg. Sophie wußte genau: Erzähl' ich ihm, wie fesselnd und schön sie ist, so denkt er gleich, ich hoffe, daß sie eine Frau für ihn werden könnte, und dann setzt er nie seinen Zylinder auf und macht nie da Besuch. Das sollte er aber; denn ihr war klar, daß Allert von dieser Familie aus in die Gesellschaft hinein müsse.

Jetzt mit einemmal fand Allert es höchst auffallend, daß seine Mutter so wenig von der jungen Dame sprach.

Wie gern hätte er gefragt – aber er konnte nicht. Das wollte nicht unbefangen über die Lippen. Irgendeine Angst tat seinem raschen Munde Zwang an und machte ihn stumm.

Dieser Lurch beunruhigte ihn sehr.

Wenn das der Mann mit den Paketen war, mußte oder konnte die junge Dame die Tochter des Hauses sein.

Diese Möglichkeit machte ihn traurig. Sie niemals wiederzusehen – das war fast seine Hoffnung geworden, sein Wunsch. – Es war sehr schön, an sie zu denken – wie an einen Traum – wie an eine Gegend, die man von fern bewundert – vielleicht ist sie in der Nähe sehr nüchtern. Fernduft ist bezaubernd. –

Am liebsten wär's mir, die Leute lüden mich nicht ein. Vielleicht hab' ich auf den Senator auch bloß als Schwadroneur gewirkt, hoffte er.

Er war entschlossen: »Ich sage ab.« Aber das ging ja nicht wegen seiner Mutter.

Am andern Morgen lag die Einladungskarte auf seinem Tisch. Er besah sie lange. Ein Gefühl von Unbehagen, ja fast von Furcht bedrückte ihn.


Allert war eigentlich wütend. Drei Jahre hatte er in Frieden gelebt. Das heißt, völlig unabhängig wie ein Stier gearbeitet – einen neu zu bestellenden Acker für künftige Ernten vorzubereiten getrachtet. Nun zog sich ein Gewölk von Verpflichtungen über seinem Haupte zusammen. Die Sonntage gehörten ja zum Teil der Mutter. Und das war schön, war ausruhend, anspornend. Aber jetzt gab es auch eine Frau Julia Dorne für ihn in der Welt. Daran mußte er nun wohl oder übel denken und auf sie schon ihres Mannes wegen Rücksicht nehmen.

Es war fabelhaft, was für Anliegen sie immer hatte. Allert hätte eitel werden können, weil er ihr unentbehrlich schien. Allein er dachte nur: Ich bin der einzige, den sie kennt! Sie muß schleunigst einen Kreis bekommen. Auswahl, damit sie einen andern vor ihren Wagen spannen kann. Das tut not.

Ein eiliges Briefchen flehte ihn an, jedenfalls nach Kontorschluß zu ihr zu kommen. Es war dicht vor dem Amsterschen Fest. Dr. Dorne war tief in seine Experimente versunken und verließ bis in die Nacht hinein sein Laboratorium nicht, wo es nach scharfen Säuren und Salzen schweflig und teerig roch.

Die reizende Julia konnte Briefe voll seltener Anmut schreiben. Ihre kleinen, regelmäßigen Buchstaben tauchte sie in lila Tinte. Und sie formte Sätze, in denen Inhalt war. Allert dachte: Schließlich arbeitet der Mann für mich ja mit – wenn Dorne die Entdeckung glückt, der er auf der Spur zu sein glaubt! Ja, das konnte was bringen! Donnerwetter! Na also, da mußte man sich für die Frau, die ja wirklich viel allein saß, schon mal die Viertel- und Halbstündchen stehlen.

»In einer wichtigen Sache möchte ich Sie heute abend sprechen. Wichtigkeit ist ein relativer Begriff – was mir eine ist, braucht Ihnen keine zu sein. Aber ich denke doch, der Ritterlichkeit eines Mannes ist das Anliegen einer etwas vereinsamten Frau immer wichtig. Sie wissen, zurzeit ist mein Gatte, dessen Arbeit ich bewundere, einer neuen chemischen Entdeckung auf der Spur, und dann geht es ihm wie den Heineschen Grenadieren: ›Was schiert mich Weib, was schiert mich Kind.‹«

So schrieb sie, und ihre Anrede lautete: »Lieber Freund!«

Bin ich das schon? Das geht ja flink, dachte Allert.

Die Dornesche Wohnung, eine geräumige zweite Etage am Alsterufer, war seit kurzem fertig eingerichtet. Alle Wohnräume wurden aber tags wie abends in Halbbeleuchtung gehalten. Die Sonne kam durch dünne seidene rosa Stores, das elektrische Licht war immer rotgelb umschleiert. In dieser Beleuchtung erschien Frau Julia in ihrer Anmut und mit ihren dunklen Feueraugen von mädchenhafter Jugendlichkeit. Und Allert bewunderte ganz objektiv die Kunst dieser Frau, sich zu dekorieren.

Auch an diesem Abend verführte ein mildes, warmes Licht Augen und Nerven. Man war sofort in eine Sphäre vollkommener Weltabgeschlossenheit versetzt. Und im leisen rötlichen Schein bewegte sich Frau Julia. Ihr fast unwahrscheinlich dünnes Chiffongewand hatte einen Saum von dicken, graugelben Spitzen. Hals und Arme schimmerten durch den dünnen Stoff. Allert sah sonst keine Frauenkleidung. Er verstehe nichts davon, behauptete er. Aber dies hier fiel ihm durch die Schönheit und das Raffinement doch auf. Und in ihm wollte sich der kleine Spott rühren, den Männer haben können, wenn sie kalten Sinnes dringliche Bemühungen bemerken.

»Sie haben befohlen, meine gnädigste Frau, hier bin ich.«

»Ja. Ich habe das Gefühl, Ihrer Billigung zu bedürfen zu einem Schritt, den ich getan habe,« sagte sie, sich malerisch, schmächtig, schmiegsam in einen Sessel drückend.

»Was Sie tun und lassen, hat doch nur Ihr Mann zu billigen, und da es sich um etwas schon Geschehenes handelt, käme es auch nur auf eine nachträgliche Billigung hinaus wie beim Reichstag nach Etatsüberschreitungen.«

»Nein, nein. Es geht schon ein wenig Sie an. Oder Ihre Mutter. Es könnte so aussehen, als wollte ich mich mit Vorsatz gerade da in die Hamburger Gesellschaft hineinlancieren, wo auch Ihre Mutter offene Türen fand. Ich wünschte Ihnen zu erklären, daß es Zufall ist.«

»Ich verstehe kein Wort,« versicherte Allert, der bemerkte, daß Frau Julia hellgrüne Seidenstrümpfe in ebensolchen Schuhen trug. – Fabelhaft geschmackvoll, dachte Allert, und fabelhafte Vergeudung – falls dies für mich ist.

Frau Julia erzählte in ihrer stockenden, die Satzbildung bedenkenden Weise:

»Mein Mann sowohl als auch ich haben einige Beziehungen zu hier wohnenden Menschen oder könnten Beziehungen schaffen. Aber Sie wissen: jede Umwelt hat ihre besonderen Matadore, und wer in X. eine maßgebende Persönlichkeit ist, wird eine unbrauchbare Nebenfigur, wenn er nach Z. zieht. Und ich habe festgestellt, daß die Personen und Familien, an die wir hier geraten könnten, nicht zur allerersten Gesellschaft gehören. Geradezu bei den Spitzen Besuche zu machen, dazu ist hier der Rahmen zu groß. Wir haben noch kein eigenes Haus, kein Auto. Mein Mann, dessen Klugheit ich bewundere, sagt, man muß den Gang der Geschäfte abwarten. Da dachte ich denn, auf irgendeine andere Weise anzuknüpfen. Es gibt ja so viele Wege. Zum Beispiel durch literarische, musikalische, wohltätige Vereine. In den letzteren findet man erfahrungsgemäß eher die Damen der ersten Gesellschaft als in den literarischen. Eine auswärtige Freundin riet mir, mich an den Verein der Senatorin Amster anzuschließen.«

»So, hat die einen Verein?« fragte er trocken. Aber er merkte scharf auf.

»Ja, zur Rettung gefährdeter Mädchen aus dem Volke, zum Schutz unehelicher Kinder und so dergleichen. Ich bin gestern zu ihr gefahren, ließ mich in Vereinssachen melden, wurde angenommen und gern als Mitglied akzeptiert. Wie kann man eine Vorsitzende besser bestricken, als wenn man Vereinsmitglied mit vierfachem Beitrag wird. Ich brachte ihr auch einen Gruß von meiner, ihr freilich weiter nicht bekannten Freundin, die ein gerettetes Mädchen vom Verein bezogen hatte, und es interessierte die Senatorin sehr, zu hören, daß jenes Mädchen doch gleich wieder weggelaufen sei. – Daß mein Mann Ihr Kompagnon ist, kam natürlich zur Sprache.–Ja – und nun werde ich im Verein tüchtig mitarbeiten – allmählich wird man bekannter – es werden sich gesellschaftliche Beziehungen daraus entwickeln lassen, wenn man es klug anfängt.« »Ich habe das Vertrauen, daß Sie alles klug anfangen,« sagte er, während er ganz benommen dachte: dann war es doch dieser Lurch – der mit den Paketen –

»Kluge Frauen sind bei Euch Männern nicht beliebt.« Es war eine jähe Wendung – mehr im Ausdruck und im Ton als in den Worten selbst. So ein gewisses Etwas, das sich herausspürte wie: die Vorrede ist erledigt.

»O doch. Wenn sie auch Gefühle haben. Bei den Dummen fürchtet man die Sentimentalität.«

»Sentimentalität ist schrecklich. Sie bedroht den Mann in der Liebe mit Szenen. Alle sentimentalen Frauen sind zäh und anklebend. Ich habe noch nie eine gesehen, die es verstand, sich in das Ende einer Liebe zu finden,« plauderte Julia.

»Das verstehen auch die Klugen nicht. Jede Frau denkt, sie ist die Eine, die Auserwählte, die Liebe ohne Ende erwecken kann.«

»Oh,« sagte sie mit funkelnden Augen, »es gibt auch Frauen, die die Poesie und die beglückende Schönheit eines Rausches begreifen – die nach dem Erwachen nicht klagen, sondern danken. Die das Wort Lebewohl ohne Bitterkeit sprechen. Die wissen, das Glück ist des Schmerzes wert. Die fühlen, durch Vorwürfe und Jammer entweiht man, was doch göttlich war« – – Sie schwieg. Eine lange Pause entstand.

Allert sah ihr in die Augen – eine Welt von Sinnlichkeit schwamm darin.

Er schwieg sehr lange. Nun schien sie das Gespräch ändern zu wollen – vielleicht, um es auf einem Umwege wieder zu schwülen Erörterungen zu bringen. Denn sie wußte wohl: es gibt keine bequemere Brücke als Redensarten über die Psychologie der Liebe.

»Ich bin sehr viel allein. Mehr eigentlich, als erlaubt ist. Aber ich bewundere den Fleiß meines Mannes.«

»Ja, er ist ein leidenschaftlicher Arbeiter.«

Seine Blicke wanderten umher – er fühlte sich nervös, unfähig zu einem vernünftig sich fortspinnenden Gespräch. Er fragte gedankenlos nach einer Büste, an der seine Blicke zufällig hängenblieben –

Julia stand auf – er mußte ihr folgen; denn sie lud ihn mit einer Handbewegung ein, das Kunstwerk in der Nähe zu besichtigen. Mit einigem guten Willen erriet man, daß es den Dr. Dorne vorstellte. Julia legte die Rechte an den Sockel; so neben der Säule mit dem Bildwerk nahm sie sich im rotgelben Licht sehr schön aus.

»Es ist von mir selbst. Ich modellierte eine Zeitlang eifrig. Knud Mohr war mein Lehrer. Er war auch mein Freund – er war es, der mein Talent entdeckte – aber so ohne Mitarbeiter, ohne gleichgestimmten Freund hat man keine Inspiration. – Ach, es war schön damals – ich denke so gern daran zurück!« –

Allert sah und hörte ja, was das alles war. Eine von den Frauen war sie, die immer ihre geistige Richtung vom Mann bestimmen lassen, mit dem sie ein Verhältnis haben, die sogar in ihrer Anpassungsfähigkeit, die ihnen die Begierde gibt, ein dem seinen verwandtes Talent in sich aufblühen sehen. – Er wußte, das war das Satyrspiel zu einem tiefen, großen Naturwillen.

Er sah ja auch, die Frau war auf der Suche.

Wenn sie nicht gerade seines Teilhabers Frau gewesen wäre. – Kein Mann spielt gern eine Stockfischrolle. – Und einen Augenblick kecken Genießens – bei solchen Frauen vorwurfsfrei mitzunehmen – warum nicht ...

»Inzwischen,« sprach sie halblaut weiter, »inzwischen habe ich auch begriffen, daß in unserer Zeit viel wichtigere Aufgaben im Vordergrund der Beschäftigung auch für die Frau stehen müssen. Ich versuche, mich mit den industriellen und merkantilen Fragen und der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage Deutschlands vertraut zu machen. Aber ich sehe schon, ich begreife nichts, alle Mühe wird verloren sein, wenn Sie mir nicht ein wenig dabei helfen.«

»Leider bin ich ja ein mit Arbeit überhäufter Mensch« –

»Aber wenn ich Sie, bitte? Und ist es nicht auch eine Arbeit, die sich lohnt, einer Frau, die sich weiterbilden will, zu helfen?«

Sie streckte ihm die Hand hin, die er nahm, um sie ausführlich zu küssen.

Er dachte nicht an eine schroffe Haltung und an ein plump beschämendes Ablehnen. Gerade hier mußte das ja mit einer gewissen Grazie gemacht werden.

In diesem Augenblick hörte man deutlich draußen vor der Tür den kurzen Gewohnheitshusten des Doktors Dorne. Und ganz unwillkürlich änderten Allert und Julia ihre Stellung.

»Mein Mann!« sagte sie grenzenlos und sehr ärgerlich erstaunt.

Und dann kam er auch schon herein und reichte Allert nebenbei die Hand und hatte einen hastigen Ausdruck in seinen hellen Augen und erzählte etwas zu ausführlich, daß er sich doch noch entschlossen habe, seine Arbeit für eine Stunde zu unterbrechen, um zu Hause zu Abend zu essen. Er lud Allert ein, mitzuspeisen. Der aber lehnte ab und ging. »Nimmst Du Herrn von Hellbingsdorf nicht etwas zu oft in Anspruch?« fragte der Mann ängstlich.

Er sah, wie schön seine Frau geschmückt war, und das beunruhigte ihn immer.

»Aber nein. Er ist doch scharmant. Ich mußte ihm loyalerweise das mit der Amster sagen. – Und dann – er braucht ein wenig der zarten, letzten Abschliffe durch Frauenhand – Du weißt, ich erziehe gern ...«

Er war verwundert: gerade Allerts Formen hatte er so sicher und angenehm gefunden, und die Mutter war so fein – Menschen aus guten Kinderstuben. – Aber Julia sagte:

»Schließlich ist die Mutter doch Berufsfrau. Und die Art Frauen haben weder Zeit noch Blick, ihren Söhnen die letzte Modellierung des Wesens zu geben. Das bleibt dann die Aufgabe, die uns ganz weiblichen Frauen zufällt. Und weißt Du – ich denke – zwar ist Ingeborg erst fünfzehn - aber Allert von Hellbingsdorf wäre doch mal eine Partie für sie« –

Der Ehemann streichelte ihr ganz sacht die durchsichtig bekleidete Schulter. Ja, so war nun seine Frau – voller mütterlicher Instinkte, wo sie sah, daß sie lenken und veredeln konnte. – Er begriff selbst nicht mehr, was ihn so hergejagt hatte – – und nicht diese qualvolle Nervosität, die ihn immer antrieb, draußen zu husten. –


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