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Die zweite Schlacht von Ypern im Süden und Südosten.

Als der 1. Nov. anbrach, währte der Straßenkampf in Messines noch lange fort; endlich warfen die braven Schwaben die Engländer über den Westrand der Höhenwand hinab. Letztere müssen dabei schwer durch Verfolgungsfeuer der 6. bay. Art. gelitten haben und buddelten sich erst in die Senke des Wambeckebaches wieder ein. Es war darüber Abend geworden. Dichter Morgennebel hatte, als das Dunkel wich, die beiderseitige Kanonade erschwert, doch sahen unsere Beobachter von Süden her ein und so eröffneten die Württemberger Artillerieregimenter wirksam ihr Feuer. Die 51. Inf. Brig. soll sich immer südwärts verschoben haben, ziemlich unwahrscheinlich, da sie früher zuerst die nordöstlichen Höhenwellen bei Messines erstieg. Vielmehr durften südwärts gerade die Heilbronner Füsiliere, welche die G. St. Schr. nach Norden versetzt, anfangs ein Verbindungsstück zur Heereskavallerie gebildet haben, der es jetzt am Plogsteetwald etwas besser glückte. Richthofen nahm man übrigens bald die Gardejäger ab und versetzte sie zum Korps Carlowitz. Die Heilbronner, von denen die Schrift schwärmt, verloren im Oktober bei Messines Null und blieben in Reserve. Da also das angebliche Flankenfeuer dort gar keinen Einfluß übte, wird damals auch der ansehnlichere Verlust der Olgagrenadiere wohl daher rühren, daß sie am Ortskampf teilnahmen, und sie werden nicht davon erbaut sein zu lesen, daß sie Gewehr bei Fuß standen. Jedenfalls kann vorher nur 121., nicht 122., gleichsam als Belagerungsdeckung nördlich (heißt besser nordöstlich) Messines gestanden haben; jetzt erst schob sich 122. vor und sah sich heut einem Angriff ausgesetzt, der seine Linke nach Messines wegdrückte. Erst bei vollem Dunkelwerden ward angeblich der Höhenrücken nordwestlich Messines besetzt, wenig wahrscheinlich, so lange Messines nicht fiel. Wohin nahmen die Engländer sonst ihren Rückzug? Hier zwischen 51. und 52. Brigade zu unterscheiden ist nicht angebracht, denn 119., 121., 122., 125. hatten gemeinsam in nächsten Tagen Verluste (kaum 550, wobei die Heilbronner erst jetzt einen mäßigen Blutzoll entrichteten), bis sie von L. W. Brigade Schulenburg abgelöst wurden und dem Schlachtfeld Lebewohl sagten, um auf ein ebenso großes nach Osten zu rollen. Ihr Gefecht ging noch einige Zeit erfolglos fort und verdient keine besondere Beachtung, da sie hier nur noch als Lückenbüßer figurierten. Der Herzog von Urach brauchte sich durchaus nicht anzustrengen, denn die Höhenchaussee zwischen Messines und Wytschaete, die er angeblich besetzen sollte, hielten schon die Pommern des Generals du Trossel. Der nächtliche Angriff der 6. b. R. Div. beruht vielleicht auf Verwechslung mit einem ähnlichen Pommernversuch. In seiner Begeisterung für die Kriegsfreiwilligen seiner eigenen Division läßt der Verfasser der G. St. Schr. sie auch am 1. Nov. mittags aus Süd und Ost auf Wytschaete losstürmen und den Ostrand nehmen, ihn aber um fünf Uhr wieder fahren lassen, wegen Flankenfeuer vom Kanal und Gegenstoß zwei (?) feindlicher Divisionen (welcher Nationalität?) Da das franz. 22. K. erst am 3. eintraf und das 16. K. höchstens eine Div. noch hier hatte, die wahrscheinlich auch schon im Abmarsch nach Zwartelen begriffen, so bedeutet Obiges eine Übertreibung, die alles verdächtig macht. Zwar steht fest, daß die Bayern dort einen Häuserkampf hatten, doch gewiß nicht allein. Wer soll glauben, daß die Pommern müßig zusahen, wenn derlei vorfiel! Vermutlich würde ein Pommer, der die Sache beschriebe, genau das Umgekehrte erzählen. Das von der amtlichen Schrift hervorgehobene Gefecht des Herzogs von Urach war völlig bedeutungslos; auch litten die Württemberger, 13. F. und R. F. Art. nebst 14. Straßburger F. Art., hier jene früher bei Messines feuernde andere Würt. Art. ablösend, so wenig, daß die Kemmelbatterien, sonst das ganze Gelände zwischen Wytschaete und Hollebeke mit ihrem Feuerregen übergießend, nach dem Messiner Höhenrücken wenig Aufmerken gerichtet haben dürften. Dagegen erfährt man aus den Listen, daß schon wieder bei Warneton gekämpft wurde, also das 3. engl. K. und Allenby wieder Eroberungsversuche machten. Sie blieben erfolglos, doch Reiterei, Gardejäger, sowie 4. J. jetzt hier, III/20. und die märkische L. W. Brig. nebst dem hier gelandeten III/134., verloren in diesen Gefechten zwischen Plogsteertwald und Messines 1400; bis 5. focht man dort hitzig, dann ließ der Feind nach. Doch flackerte auch südlich der Lys der früher dort so große Schlachtbrand noch etwas nach; 88., 116. Inf., 63. Art. schlugen einen Vorstoß ab und so eng wurde schon die Verbindung des Leipziger Korps mit der Ypernschlacht, daß II/134. bei Warneton mitfocht und dann ins Bereich der Deimling-Gruppe nördlich übertrat. Bei Wytschaete tobte am 1. wohl nur Artilleriekampf, außer irgendeinem mißglückten Sturmversuch. Bayr. 11. Art., 1. F. sandten Batterien dorthin, während sie sonst bei Hollebeke wirkten, 6. bay. kam von Messines, wo sie bisher feuerte, erst später dorthin, ebenso pflanzte Pommersche und später Darmstädter Artillerie sich auf, schwere Magdeburger Haubitzen stellten sich ein. (Monatsverlust dieser Teile 246). Dagegen standen die bayerischen 2., 5., 11., 12. Art., 1. F. in Masse bei Hollebeke, dazwischen die 38. pommersche bei Osttaverne. Die deutsche schwere Artillerie hielt sich gut gegen die Kemmelbatterien, deren Wirkung man entschieden überschätzt, denn die Verluste auf der ganzen Linie Hollebeke–Messines hielten sich zumeist in ziemlich bescheidenen Grenzen bis Monatsmitte. Bei 4. b. D. blieb anscheinend laut Chronologie der V. L. noch ihr 9. Rgt. aus, dagegen traf die ganze 3. Div. heut ein und erstürmte jetzt wirklich Dorf und Schloß Hollebeke, 17er voraus, denen 18., 22. folgten. Das 23. stieß mit dem 34. pommerschen bei Kapellerie zusammen; wir haben jedoch den Eindruck, als ob selbst Osttaverne, wo sich seltsamerweise auch ein Teil 6. schlesische Jäger meldeten, heut noch nicht in deutsche Hände fiel. Hier standen mehrere Tage bayrische 16., 17., 20. R. in heftigem Kampf, 17. R. war von Messines-Straße hergekommen, focht also zeitweilig mit den Württembergern am Höhenrücken. Alles, was die G. St. Schr. vom Fortschreiten der Bayern erzählt, muß immer um einen Tag nachdatiert werden, so weit es überhaupt richtig ist. Am 2., 3. hatte der Gegner hier das indische Korps und zwei französische Divisionen zur Stelle und begann einen starken Gegenstoß. Es ist durchaus möglich, daß Hollebeke und Osttaverne wieder verloren gingen, zuletzt aber behaupteten 17., 18. b. Inf. mit opferwilliger Kraft beide Punkte und in den folgenden Tagen säuberten sie das Waldstück westlich Hollebeke, den sogenannten Sternwald nordwestlich Osttaverne, wo die Inder von rückwärts ihre Messer schleuderten und so die Bayern zu wilder Erbitterung reizten, vielleicht verdoppelt durch Entrüstung über unlautern Mitbewerb, da die Bayern sich bisher für die bewährtesten Messerhelden hielten. (Die G. St. Schr. erzählt dies für das Gebüsch westlich Osttaverne, dort fochten aber gegen die 6. R. D. schwerlich Inder.) Pardon ward nicht viel gegeben, die Gurkas und die Braunen von Lahore werden sich wohl lange der Bayern erinnern; Osttaverne ward vom 16., 20. R. besetzt und wir genießen die angenehme Überraschung, daß das angeblich allgegenwärtige 16. R. den allergeringsten Verlust aller hiesigen Regimenter hatte. (Wie es damit bei Kruisecke, Gheluvelt und Osttaverne vornean fechten konnte, bleibt das Geheimnis ihres Anpreisers und des bayr. Kr. Ar., das natürlich auch Wytschaete durch die Bayern erobern läßt; ein Ungläubiger schließt nur daraus, daß diese Truppe teils gar nicht, teils sehr mäßig mitwirkte.) Dagegen berannte Brigade Kiefhaber sehr tapfer den Abhang der Wytschaetehöhen. Ihre Kriegsfreiwilligen entfalteten löbliche Hingebung, als sie am 2. seit Tagesanbruch sich vorbewegten. An welchem Tag Wytschaete wenigstens teilweise genommen wurde, läßt sich nicht erkennen, am 2. sicher nicht, da damals die feindliche Offensive auf der ganzen Linie einsetzte. Daß die Pommern die 6. R. D. in ihrer Stellung ablösen sollten, bedeutet wohl, daß letztere nach hartem Kampf in Unordnung war, doch ließen die Eifrigen sich nicht halten, sofort wieder mitzumachen, als die Pommern losbrachen. Ihre Linke erstieg über den Steenebekebach weg den Höhenzug südwestlich Wytschaete und nahm dort ein feuerspeiendes Gehöft. Das waren die 2. Grenadiere. Dann zogen sie sich rechts, um den Anlauf gegen das wichtige Höhendorf zu beginnen. Nicht die Württemb. 52. Brig. (G. St. Schr.), sondern die Hessen schlossen hier an, da sie, wie die Listen lehren, schon damals einigen Verlust hatten und eine Brigade nicht genügte, die lange Lücke bis Messines abwärts über Wambeke zu füllen. Es ist richtig, daß am 2. seit 7 Uhr früh schreckliche Kanonade auf beiden Seiten raste, wobei, wie wir hinzufügen, die bayrische Artillerie ihr altes Ansehen behauptete. Es ist auch wohl richtig, daß Brigade Kiefhaber in das brennende Dorf eindrang, obwohl beim 17. R. ganze Reihen sanken. Dagegen zweifeln wir, daß eine entgegenkommende englisch-französische Angriffswelle sie an der Windmühle vor dem Ostrand nicht aufhielt, ebenso daß General du Trossel erst um 3 Uhr nachmittags den Bayern Luft machte, d.h. mit dem Angriff zauderte, was nicht preußische Art und hier unverzeihlich gewesen wäre. Der gewaltige Verlust seiner 2. Grenadiere deutet viel eher darauf hin, daß er südwestlich Wytschaete sich umsonst abmühte und der Angriff der 9er scheiterte. Wenn er gelang, so wird es am 3. geschehen sein, wo Stettiner und Kolberger sich bis zum Westrand durchwürgten. Abends vor 6 Uhr war Wytschaete unser, wo alles brannte und rauchte von der Kirche bis zur Windmühle. Daß die im Rückhalt harrenden 42er nicht mehr gebraucht wurden, ist richtig, nur muß man nicht glauben, daß sie nicht später in die Feuerlinie traten und Verluste hatten. Wahrscheinlich nur II/42. hier, ähnlich wie es wohl bei der Bromberger D. stand, die allem Anschein nach viele Teile bei Crapaumesnil zurückließ und bei Ypern keineswegs vollzählig focht. Inzwischen wehrten die Pfälzer starke französische Angriffe ab, ohne jedoch vom Fleck zu kommen. Westlich Hollebeke können sie unmöglich vorgedrungen sein, so lange Wytschaete nicht endgültig fiel, was nicht mal jetzt ganz der Fall war. Denn der Feind bewahrte den dortigen Park, eine mit allen Listen und Kniffen der Verteidigungskunst bereicherte Stellung unmittelbar am Westrand des niederbrennenden Dorfes. Wenn nach der Heftigkeit der beiden ersten Kampftage eine gewisse Beruhigung des Schlachtorkans eintrat, weil die gewaltige verbündete Gegenoffensive ihre Kraft verausgabt hatte, so darf man dies nicht als Pause auffassen, als ob das tosende bayrische Feldgeschrei in Ruhe erstorben und infolgedessen die erste Ypernschlacht durch diesen Einschnitt bis 2. abends zu rechnen sei. Nicht nur wäre dann jede korrekte Monatsverlustrechnung unmöglich, sondern es ziemt sich, den Oktober einheitlich als die Zeit zu behandeln, wo die Deutschen noch in arger Minderzahl waren. Dies als Abschnitt und Schlacht für sich war nun beendet, im Gegenteil hatten wir hier jetzt volle fünf Divisionen gegen wahrscheinlich nur vier feindliche auszuspielen, da die fehlende Brigade des 4. b. D. durch Ankunft vom 5., 8. b. R. ersetzt wurde. 8. R. wandte sich neben 22. J. gegen Kapellerie, das somit nicht von 4 D. laut Kr. Arch. genommen wurde.

In der folgenden Woche verfloß unsere Vorwärtsbewegung in sehr verlangsamtem Tempo. Die Bayern streckten ihre Rechte (jetzt 9. Rgt.) bis östlich des Kanals Comines–Ypern und traten dort später in enge Verbindung mit den Elsässern, ihre Linke mag jetzt das Wäldchen westlich Hollebeke erworben haben, Schloß Hollebeke hatten sie wohl am 2. abends nicht fahren lassen, obwohl nach Ententebericht feindliche Massen das Dorf überfluteten. Auch bei Wytschaete zeigte sich der Feind nicht gesonnen, die Deutschen in unbehelligten Besitz zu lassen. Seine schwere Artillerie rächte sich durch ständige Beunruhigung der Besatzung dafür, daß er das Dorf nicht mehr berühren durfte, nachdem er am 3., 4. es beinahe wiedernahm, um aber zuletzt Hals über Kopf verjagt zu werden! Dafür bewahrte er das am Nordausgang vorgelagerte Hospizkloster (Kapellerie), von dessen Dach Maschinengewehre den Talgrund bestrichen, und nordwestlich den Park, dessen Wälle, Gräben, Drahtzäune noch lange trotzten, als am 6. die 34er (vielleicht unter Beihilfe von 22. b., doch gewiß nicht »4. D.«) endlich das Hospiz erstürmten. Aus dichten Büschen sprühte Feuer nach Süden gegen die Pommern, nach Osten und Norden gegen die Bayern. Die Hessen (nicht Württemberger) richteten gegen die Ostseite des Kemmel so wenig aus, daß sie zur Sappenwühlung griffen, um sich am Westrand des Wytschaeter Höhenzuges durch den Bachgrund vorzubereiten. Die 11. und die pommerschen Pioniere verloren hier über 200 Mann, die bayrischen vor St. Eloi sehr viel weniger, was die Verschiedenheit des Geländes kennzeichnet. Die Pfälzer (laut b.Kr. Arch. auch die Würzburger) Regimenter des 2. b.K., im Norden voraus, entfächerten sich jetzt von Groene Linde bis Kanal in breiter Front. Wo der Kanal ein Knie bildet, setzte sich der Feind, an dieser Krümmung nordöstlich vom Schloß Hollebeke südlich Kl. Zillebeke floß noch viel Blut. Doch der Feind mußte rückwärts hinüberspringen und die Bayern vermischten sich auf der Ostseite mit der Elsässer Linken, von der sogar ein Regiment (136) aufs Westufer nach Hollebeke übertrat, während ein Bataillon 5. b. Rgt. nach Zandvorde geriet. Merkwürdigerweise, denn die zwei andern Bataillone dieses Regiments waren es, die am äußersten linken Flügel die »beilförmige« Waldung (»Bayernwald« getauft) am Schnittpunkt der drei Wege von Warneton, Messines, Comines nach Ypern mit Sturm nahmen. Dies bestätigt unsere Meinung, daß es sich Ende Oktober nur um ein Einzelbataillon 5er bei Houthem handelte, während die von ihm getrennten zwei andern Bataillone beim Aufmarsch eine nordwestlichere Richtung einschlugen. Die 4. b. D. verschob sich nach links im Platzwechsel, während 5. B. (22., 23.) die Höhen von St. Eloi nahm. Die allerdings nur teilweise Wegnahme von St. Eloi gelang der 5. Brig. am 9., nachdem sich hier schon am 8. nicht weniger als 1000 Franzosen mit 3 Masch. G. ergaben. French wollte den Bestürmer so nahe bei Ypern nicht dulden und unternahm dort schon seit 8. unablässige Gegenstöße, anscheinend mit unzureichenden Kräften. Seine Massenbatterie am Kemmel verwendete sogar schwerste Marinekaliber, ihre Beobachter lenkten von den Yperntürmen das Feuer. Man mußte sie mit Granaten dort oben herunterholen, es ging nicht anders, wodurch die herrliche alte Kirche und das Rathaus ihren Untergang fanden. Durfte man bei der hochgelegenen Häusergruppe von St. Eloi festen Fuß fassen und Geschütz hinaufschaffen, so besaß man von dort überschauenden Rundblick auf den weiten Ring verbündeter Batterien östlich von Ypern. Es mußte dem Gegner alles daran liegen nicht zuzulassen, daß man von dort seine Oststellungen artilleristisch im Rücken fasse. Er sparte daher nicht mit Angriffen und es ist wunderbar, daß die Bayern dort oben beharren konnten, da sie den Feind bei Voumerzeele westlich und bei Schloß St. Eloi nördlich der Höhe am Kemmel nordwärts sich gegenüber hatten, während der Besitz von Schloß Hollebeke rechts rückwärts der Höhe nicht immer gesichert blieb. Wie 6. R. D. die Eckhöfe östlich Eloi und doch am 15. die Holländsche Schurfarm nordwestlich Wytschaete erstürmen konnte, mag b. Kr. Arch. vertreten.

Nichtsdestoweniger dehnte der bayrische Angriff sich weiter aus, wobei nochmals 200 Franzosen in die deutsche Linie wanderten, dagegen auf der übrigen Schlachtfront im Osten und Norden zunächst nur 500 buntscheckig gemischte Verbündete. Die französische Kampflust schien schon so geschmälert, daß sich bei Warneton 600 Überläufer meldete: »Sind wir da, uns für die Engländer totschießen zu lassen?« Bei Warneton wich Allenby um so schleuniger, als am 2. das 1. Kav. K. in Fußgefecht den Gegner vom Pachthof Douve westlich Messines vertrieb. Am 4. trat diese rührige Reiterei vom Schauplatz ihrer Taten ab, an ihre Stelle traten die 3., 7. Kav. Div., während die 2. zur Fabeckgruppe übertrat und die bayerische Reiterei sich hinter den Elsässern aufstellte. Die Gardejäger nahm man weg zur 54. R. D., auch ging III/20. nach Poel ab. Von Lille versetzte man den Kommandierenden 24. R. K., Gerock, nach Wytschaete, er übernahm die Leitung der ganzen Gefechtsgruppe. Dort rückte das stehende Gefecht nicht von der Stelle, der Verlust war bei den Hessen sehr gering, die also hinter dem Höhenzug Deckung fanden, bei den bayrischen Reserven unerheblich außer bei 17. R., dagegen größer bei den Pommern, als bei den Pfälzern, obschon deren 17. und besonders 18. Rgt. bedeutend litten. Am wenigsten das siegreiche 5., man muß also nicht glauben, daß es allein den Sieg am »Bayernwald« errang, derlei fällt oft in den Schoß, nachdem andere die Hauptarbeit getan. Im ganzen war der Erfolg befriedigend, man befand sich nach Norden nur einige Kilometer von Ypern, und wenn erst der Park von Wytschaete fiel, konnte man die drei Divisionen, die bisher Front nach West und Nordwest hatten, größtenteils nach Norden herumwerfen, da die Südflanke genügend gesichert. Leider scheint nichts davon geschehen, und wenn die Pfälzer allein blieben, konnte man nicht erwarten, daß die Stellung Voumerzeele-Dickebusch je genommen wurde. Hier, hier allein lag die Entscheidung, alle Verstärkungen mußten hierher geworfen werden. Von dem allem trat das Gegenteil ein, man schwächte obendrein die Front um die Hälfte (von 24 Regimentern zogen 12 ab, Württemberger eingerechnet, was durch 20., 35. L. W. gewiß nicht vollwertig ersetzt wurde). Hier saß der Keim des Übels, daß aus allen Hoffnungen nichts wurde. St. Eloi blieb fortan für endlose Monate und Jahre der Brennpunkt, und was dann (nicht jetzt) die Bayern, auf sich allein gestellt, hier geleistet haben, ist jeglichem Lobe zu groß. Doch bei so zerfahrener Oberleitung mußte ihnen der Endsieg versagt bleiben. Statt gerade dort 3., 26. D., 25. R. D. wegzunehmen hätte man lieber Garde, 9. R. D. und D. Hofmann nach Rußland schicken sollen, statt sie unnütz östlich Ypern zu vergeuden.

Deimlings Angriffe, aufdringlich in den Vordergrund geschoben, als sei hier allein eine Entscheidung zu holen gewesen, hatten nur dadurch indirekte Bedeutung, daß er mit den Bayern auf gleiche Höhe kam und so deren Rechte vor Flankierung schützte. An und für sich konnte sein eigener Stoß niemals sich auswirken, weil vorherzusehen, daß die Hauptstellung Gr. Zillebeke–Hooge nie von dieser Seite zu brechen war, selbst wenn frische ausgewählte Kräfte und günstige Umstände den Ansturm ermöglichten. Sein wirklicher Erfolg blieb daher dürftig trotz aller Tiraden über die tatsächlich prächtige Haltung seiner Elsässer. Von ihnen sagt die G. St. Schr. bezeichnenderweise gar nichts für 1. November, weil nämlich noch um das angeblich eroberte Gheluvelt gekämpft wurde. Deimling, der verwundet das Kommando weiterführte, griff mit Div. Kathen längs der Straße Ypern–Zandvorde an, ohne viel Erfolg, während Div. Hohenborn sich im Vollbesitz von Gheluvelt zu setzen suchte. Auch jetzt noch scheinen beiden Divisionen 132., 126. gefehlt zu haben. In der Tat gingen nach unserer Auffassung jetzt die Zaberner 99er energisch aus Süden vor, 105., 143. aus Südosten, 245. R. aus Osten, 242. aus Norden, seinen gestrigen halben Erfolg vervollständigend. Haigh konnte Rawlinson keine Unterstützung mehr gewähren, weil er gleichzeitig in Richtung Veldhoek vom 246. Württ. R. aufs heftigste angegriffen wurde und 241., 243. R. nebst den von Deimlings Bezirk abmarschierenden 25., 26. R. Jg. im Reutelwald vordrückten, hinter welchen 247. R. sich bereitmachte, längs der Straße Gheluvelt–Bezelaere nordwärts auf Zonebeke vorzugehen. Dem neuen Druck vermochte Rawlinson nicht zu entgehen, er wich unter neuem schweren Verlust in den Herenthagewald. Daß Hohenborn sich schon an dessen Nordostzipfel eingenistet habe, ist eine Gedankenlosigkeit der G. St. Schr., da das 143. noch nicht mal Veldhoek nordöstlich davon hatte. Div. Kathen umfaßte die Waldparzelle nördlich Zandvorde und erwischte manche Versprengte in den Büschen, wobei man erfuhr, daß Briten sich gradeso ergaben wie andere Leute, denen ihr Leben lieb ist. Deimling wollte sich zwischen Zwartelen und Gheluvelt den Weg nach Gr. Zillebeke bahnen, fand aber im Waldgebiet östlich Zwartelen eine harte Nuß zu knacken. Und nun tritt plötzlich beredtes Schweigen ein, überbrückt mit dem Geständnis, daß man seit 2. November nicht vorwärts kam, weil – man höre – der Gegner sich auf zähe Verteidigung beschränkte. Das ist nun wirklich ein starkes Stück, denn kein Wort wird davon gesagt, daß eben am 2. eine allgemeine Offensive von Bixschoote bis Messines tobte, wie sie Joffre persönlich befohlen und angeordnet hatte, gestützt auf neue Verstärkungen, und daß diese noch manche Wellen in folgenden Tagen schlug. Gleichsam nach dem Satze, daß auf einen groben Klotz ein grober Keil gehört, begegneten sich beide Stöße inmitten des am letzten Oktobertag verlorenen oder gewonnenen vielumstrittenen Geländes, denn deutscherseits sollte ja mit Fabecks Eintritt in die Schlachtzone ein entscheidender Angriff beginnen. Es muß aber leider gesagt werden, daß der deutsche Sturmbock sich jetzt nicht als der stärkere erwies, beide Stoßhörner sozusagen aneinander absplitterten. Wir sahen ein Hervorbrechen des Feindes aus Wytschaete auf Osttaverne, vom Kanal gegen Hollebeke, auf der ganzen Front trat am 2. das Nämliche ein. Und wie am 3. und noch in der folgenden Nacht in Wytschaete der Dorfkampf forttobte, so war es auch anderswo und nirgends dauerte die Gefahr länger als bei Delmling.

Wer vielleicht zweifeln sollte, ob eine amtliche Schrift fähig sei, so wichtige Dinge zu unterschlagen, den erinnern wir an das literarische Herausnehmen des gar nichts besonderes leistenden 16. R. durch phantasievolle Seitenattacke. Man stelle sich vor, daß ein Regiment in zwei schweren Gefechten sich auszeichnet, sogar als Retter in der Not erscheint, dann in einer Hauptschlacht mitwirkt und bei dem allem 230 Mann verliert! Einen so billigen Preis für so viel Anwesenheiten auf dem Felde der Ehre pflegt man nicht zu bezahlen und wir müssen geradezu als Ehrenrettung des später sehr verdienten Regiments vermuten, daß die Schrift und auch die des bayr. Kr. Arch., das überall Bayern im Vordertreffen als Hauptsieger sieht, einfach aufschneidet. Denn da es bei Gheluvelt allein mindestens so viel verloren haben müßte, könnte man nur folgern, daß es bei Osttaverne ausriß oder Gewehr bei Fuß stand. Das stimmt natürlich nicht, es nahm eben seinen sehr bescheidenen Anteil am Kampfe, ohne auf verflossene Heldentaten zurückblicken zu können. Dagegen vergossen die Pommern ihr Blut in Strömen, besonders die Stettiner Grenadiere, ganz wie es den wahren Gefechtsverhältnissen entspricht, aber darüber schweigt die Schrift. Desgleichen macht sie große Worte über die Gruppe Urach am Höhenzug bis Wanbeke ohne die geringste Ursache, deren geringer Verlust verrät aber auch, daß die englische Kanonade nicht allzu grausam wirkte. Der unter bayrischen Regimentern hier einzig dastehende Verlust vom 17. R., wie der vom 2., 168. und nächstdem vom 18. bayr., 35. pomm. rührte durchaus von Infanteriegefecht und Nahkampf her. Nun läßt die Schrift schon am 30. Fabecks schwere Artillerie bei Deimling auffahren mit der durchsichtigen Absicht, rechtzeitiges Ankommen und Anschließen Fabecks vorzutäuschen. Warum nicht! Wenn man unwahrerweise Pfälzer und Elsässer schon früh vollzählig da sein läßt, dann auch die begleitenden Haubitzen. Doch das eine ist so unwahr wie das andere. Die Klagen der Elsässer, ihre Artillerie sei anfangs nicht ordentlich dagewesen, beweisen genügend, daß schon deshalb Gheluvelt nicht im Oktober fiel und erst am 1. November ein Bombardement der feindlichen Stellung möglich war. Aber die Listen verraten uns nicht nur, daß die Fußartillerie erst im November feuerte, sondern auch daß kein Teil von ihr Deimling begleitete. Sie fuhr fast insgesamt auf innerhalb der mächtigen Batteriegruppe bei Hollebeke, Teile bei Wytschaete und die Straßburger Festungsartillerie südlich am Messiner Höhenrücken. Bei Deimling langte nur seine 80. Art. und noch ausstehende Teile der 51. an, die jedoch sich von ihm trennten und ins deutsche Zentrum abgingen. Die 80. Art zeichnete sich jetzt in der Tat aus, doch bei einer Veranlassung, welche die G. St. Schr. wohlweislich nicht Wort haben will, nämlich beim Zurückwerfen Deimlings bis Zandvorde.

Nicht am Abend des 31. Oktober, wie die Schrift behaglich vordatiert, doch am 2. November früh war die Lage der Verbündeten mißlich. In der Zwischengegend zwischen Lys und Messines bildete die Brandenb. L. W. Brig. ein festes Bindeglied, der Ausfall gegen Warneton erlahmte schon, wo übrigens auch bayrische Reiterei nebst 6. Art. mitwirkte, die Verschiebung der Reiterkorps zeigt, daß Marrwitz völlig freie Hand hatte. Wytschaete war zwar schwerlich schon in deutschen Händen, doch schwer bedroht, die Pfälzer machten große Fortschritte, auf der sonstigen Gesamtfront hatten die Deutschen überall Gelände gewonnen. Dafür kamen aber jetzt bedeutende Verstärkungen an. Ob die im Westen neu fechtenden Franzosen zum 16. oder 22. K. gehörten, daraus kann man nicht klug werden, obschon die G. St. Schr. ohne weiteres sechs Regimenter 16. K. bei Wytschaete fechten läßt. Dies Korps muß unbedingt schon Anfang November seine Hälfte bei Zwartelen gehabt haben, das 22. kam erst am 3. an die Front. Vielleicht teilten sich beide Korps in Hälften, die teils gegen die Elsässer, teils bei Wytschaete-Voumerzeele aufmarschierten. Wenn das 3. engl. K. schon jetzt Teile nach Norden in die Ypernschlacht verschob, so muß es auf Umweg hintenherum am Kemmel geschehen sein. Denn die früher erwähnten Novemberverluste für Messines-Warneton deuten an, daß dort in heftigem Gefecht ein Riegel vorgeschoben wurde. Anscheinend muß auch neue englische Kavallerie angelangt sein, denn die bei Zwartelen erwähnte Gardebrigade wird doch wohl Allenby nicht geschickt haben, der noch zwischen St. Yoo und Douve mit Marrwitz im Kampfe lag. Jedenfalls sehen wir auch den neuen Angriff gegen die deutsche Linke von frischen Kräften getragen. Die starken Massen, mit indischen Brigaden untermischt, im Südwesten hatten jedoch nicht den geringsten Erfolg bei ihrem Ansturm, mögen sie auch mal wieder durch Wytschaete und auf Hollebeke vorgedrungen sein. Am 6. spätestens waren sie zurückgeflutet und ließen den ganzen Wytschaete-Höhenrücken in deutschen Händen, nur der berühmte Park hielt sich unerschüttert. Auch dort freilich läßt sich die feindliche Offensive deutlich erkennen, die eroberte Stellung wurde von uns keineswegs in einem Zuge ohne Rückschläge, sondern stückweise genommen. Die verschiedenen Kämpfe schieden sich nicht so klar, wie die amtliche Darstellung die Sachen übers Knie bricht, die immer nur beliebige Glanzmomente herausgreift und sie auf beliebige frühe Tage verlegt. Immerhin blieb hier der Erfolg unbestritten bis zum Ende. Nicht so an andern Stellen der Front, besonders nicht bei Deimling. Die G. St. Schr. behilft sich hier mit Allgemeinheiten, doch in einer papiernen Welt, wo ein bayrisches Regiment in Ost und West gleichzeitig herumspukt, muß der Forscher jeder Einzelheit nachgehen und werden wir da noch viel Verwunderliches entdecken.

Haigh, von den Sachsen zurückgeworfen, hatte an sie noch Gelände zwischen Poezelhoek und dem Ostrand des Herenthagewaldes verloren unter beiderseitigem schweren Verlust, wie denn beim jetzigen Ringen um Gheluvelt weniger die Elsässer als diesmal 245. R. blutete. Je enger der Kreis sich zog, desto mehr schrumpfte die Front ein, die aber bald wieder 20 km umspannte. Daß Deimling allein 6 km davon beherrschte, ist eine vertrauensselige Behauptung, die wieder willkürlich vor- oder nachdatiert. Da die amtliche Darstellung sich mit fester Besitzergreifung Gheluvelts im Oktober vergaloppierte, weiß sie eben nichts mehr von Kämpfen Deimling bis 6. zu berichten, dessen Rührigkeit doch gewiß weiter vorgekommen wäre, wenn nicht allerlei dazwischen kam. Sie schützt vor, das bewaldete Gebiet östlich Zwartelen habe der Div. Kathen allerlei Hindernisse entgegengestellt, was zwar richtig ist, doch erst recht nicht erklärt, warum trotzdem am 6. hier Erfolg plötzlich eintrat. Die Entfernung zwischen Zandvorde und KI. Zillebeke ist so gering, daß letzterer Punkt längst gefallen sein müßte von Süden her, wenn nicht aus Osten (Zwarteler Wald). Der unerquicklich lange Strauß bei Veldhoek wäre natürlich auch abgekürzt worden, wenn Gheluvelt früher fiel. Doch damit haperte es eben. Leider sind die Ententeberichte hier zuverlässiger und man schwärme nicht von Wahrheitsliebe deutscher Amtlichkeit, wenn wir das Vertuschen und Schönfärben noch weiter fortgesetzt finden. Nachdem erfunden, Gheluvelt sei längst gefallen, stellt man sich an, als sei es nie mehr angetastet worden und Deimling überhaupt in stetigem Fortschreiten geblieben. Nichts davon ist wahr. Gheluvelt, am 1. endlich erstürmt, ward am 2. wieder verloren, von Haigh zurückgeholt, dann von diesem erneut abgetreten; doch noch lange der Westeingang behauptet. Erstürmt und verloren, verloren und erstürmt, so ging es hin und her. Hier war es die 54. Div., d. h. endlich ihre Württemberger, deren Artillerie die Engländer so bearbeitete und deren Fußvolk so kräftig auf Veldhoek drückte, bis es dem Korps Haigh und der auf seiner Front verteilten »Spezialreserven«, einer seit 2. angelangten Reservedivision Frenchs, so ungemütlich wurde, daß man Veldhoek und auch die Umgegend von Gheluvelt bis 9. völlig räumte und sich in den Herenthagewald zurückzog. Mittlerweile war aber bis dahin noch manches geschehen, was nicht erbaulich für den deutschen Angriff aussah. Die 53. R. Div. hatte sich nördlich verschoben, um der ganzen 54. Platz zu machen, die zwischen Poezelhoek und Reutelwald aufmarschierte. Erstere sah sich seit 2. in ihrer alten Stellung Kaiberg–Becelaere in schwersten Kampf verwickelt; letztere hatte gegen den Polygonwald keinen Erfolg. Nicht nur aber blieb Deimlings Rechte zwischen Gheluvelt und Veldhoek gefesselt, sondern seine Linke wurde gänzlich zurückgeworfen. Das 16. K. (französischer Bericht nennt ausdrücklich dies Korps) deckte am 1. Rawlinsons Abzug auf Zwartelen und stellte das Gefecht wieder her, zu welchem Behuf aber General de Moussy, Kommandierender des 9. K., seine Reservebrigade abgeben mußte, wodurch seine eigene Front nach Osten sich schwächte. (Deshalb stockte jede Offensive auf Poel und westlich Langemark wurde eine gewisse Erschütterung wahrnehmbar, wie wir folgern.) Indessen bleibt es grober Schwindel, daß die amtliche deutsche Schrift den großen Gegenstoß verschweigt, der am 2. anhob und zwischen Frezenberg (westlich Zonebeke nordwestlich Polygonwald) bis St. Eloi die verbündete Schlachtordnung wieder mächtig vorwärts trug. Am 1. abends scheint sich unsere Kampfreihe wirklich über Zone-, Kl. Zille-, Hollebeke hingespannt zu haben, obwohl die flüchtige Schrift nichts von zeitweiliger Besitznahme von Zonebeke sagt, um dafür andere imaginäre Erfolge vorzutäuschen. Am 2. aber drang Moussy vor bis Zandvorde! Da wir uns von keiner Seite etwas vorreden lassen, so könnten wir daran zweifeln, wenn nicht die Listen eine beredte Sprache führten: »Zandvorde« im November für 8. Jg., 80. Art. und die dorthin von der Lys verschlagenen 22. sächs. Pioniere, die hier schanzten. Daß der Stoß sich keineswegs schnell brach, zeigt der Verlust aller Teile, die ihn auffingen. Die Bedrängnis stieg so, daß man Beihilfe eines bayrischen Bataillons erbat, das gleichfalls »Zandvorde« in der Liste führt.

Erst am 6. konnte sich Kathen wieder ruckweise vorschieben um endlich über Kl. Zillebeke bei Zwartelen zu landen. Die Verbündeten fochten hier mit Energie und Elan, wir sind nicht sicher, ob nicht auch Div. Hohenborn zeitweilig bis Gheluve zurückflutete, um freilich gleich wieder vorzugehen, weil von der 54. R. Div. nördlich bei Veldhoek so kräftig unterstützt. Offenbar verlor Moussys und Haighs Offensive ihre Spannkraft, weil aus der Ost- und Nordfront zuletzt der Erfolg ausblieb. Am 6. trat ein günstiger Umschwung ein. In prachtvoller Ordnung stürmte Div. Kathen Kl. Zillebeke, wo 400 Franzosen sich ergaben und warf sich gegen Zwartelen. Die Elsässer stritten mit so frohem Mute, daß ihre Regimentskapellen ihnen beim Sturm vaterländische Weisen vorspielten, 172. vorauf. Man holte die zerschlagene Div. Copper wieder vor, was ihren völligen Untergang besiegelte, und englische Gardereiterei attakierte. Dieser Todesritt wischte das Dasein der 1., 2. Life Guards weg; Roß und Reiter bedeckten in Haufen das Blachfeld. Am 7., 8. hatte ein mit Zuaven verstärkter Gegenstoß zwischen Zwartelen und Veldhoek nur bei Veldhoek vorübergehenden Erfolg. Hier hatte 143. den Westrand inne, bei Abwehr seiner Umrennung, wobei sein Kommandeur fiel, soll »Landwehr der 54. Div.« mitgewirkt haben? Was sind das wieder für Scherze? Sie hatten keine L. W., höchstens könnte hannoversche gemeint sein, die ganz wo anders focht. Dagegen ist diesmal richtig, daß »Württemberger« entschlossen eingriffen, deren Kampf bei »Veldhoek« die Listen klar machen (nie bei Gheluvelt). Vermutlich nahm aber auch 245. hier entscheidenden Anteil. Indessen schont Veldhoek doch zeitweilig in feindlichen Besitz geraten, infolgedessen die 54. Div. ihren Angriff am Polygonwald wohl bis 10. verschob, nachdem endlich ihre Linke und Div. Hohenborn bei Valdhoek Meister wurden. 248. R. hat übrigens laut Novemberlisten nicht mitgewirkt, es verlor überhaupt viel weniger als die zwei anderen Regimenter. Übrigens litt 143., von dessen besonderer Gefahr phantasiert wird, bis 11. sehr wenig, erst nachher bis Monatsende sehr viel, beim 99. steht es kaum anders. Denn es ist Verdrehung der Tatsachen, als ob nach dem großen deutschen Gegenangriff am 10. die Schlacht mehr oder minder eingeschlafen sei. So macht man sich die Sache bequem, damit man sich um historische Genauigkeit herumdrücken kann. Bei Div. Kathen blieb der Verlust überhaupt gering, nur 172. blutete etwas mehr; das Waldgefecht war also mehr anspannend als aufreibend. Auf Wiesen und Waldwegen fuhr die Straßburger Artillerie in vorderste Reihe, weil häufig Morgennebel das Zielen erschwerte. 15., 19. Pioniere verloren manchen Braven bei ihrer Waldarbeit sollte man denken, doch die Listen wissen es anders! 18. P. waren ins Zentrum entsendet. Im ganzen ging es aber jetzt flotter vorwärts an den vereinzelten stark verschanzten Gehöften von Zwartelen, deren Besatzung nur teilweise entwischte. Div. Kathen wechselte jetzt insofern den Platz mit Div. Hohenborn, als letztere sich um sie herumschob und später die Linke bildete. Ihr 136. war angelangt und bildete die äußerste linke Flanke, indem es sich in schwerem Gefecht an die Bayern östlich des Kanals anreihte. Der Grund dieser Verschiebung ist augenfällig: zwei neue deutsche Divisionen rückten zwischen Deimling und 54. Div. ein, man mußte für ihren Aufmarsch Raum schaffen. Im allgemeinen blieb das Endergebnis nicht ungünstig: Gheluvelt, Veldhoek, Kl. Zillebeke und die Umgegend von Zwartelen waren in unsern Händen. Doch ließ sich dies nicht mit den Hoffnungen vergleichen, mit denen man Deimlings Eingreifen begleitet hatte. Erst nach achttägigem Kampfe näherte er sich Zillebeke und entlastete die Pfälzer. Der errungene Vorteil im Südwesten war ungleich ausgedehnter: Messines, Wytschaete, Hollebeke und jetzt noch St. Eloi.


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