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III. Bei Nancy. Statistik. Schlacht bei St. Dié.

Auch im Norden wurde Castelnau seiner Lage nicht froh. Am 26. kämpfte freilich General Fayolle (später Armeechef), der auf der Nordflanke sein Reservekorps leitete, ziemlich glücklich unterstützt von 114. und 115. J. der 18. D. Am Kirchhof von Erbviller und im Foulxholz floß viel Blut, die Kanonade war stark, 70 vereinte Geschütze fügten den Regensburgern und Erlangern sowie der 3. Art. Prinz Leopold ansehnlichen Verlust zu. Indessen prallte schon vormittags die 140. R. Brig. halbvernichtet rückwärts (»furchtbarer Verlust«), am 27. mußten 34. und 35. Brig. wieder Remanonville aufgeben, die Erlanger Artillerie sparte auch nicht mit ihrem Granatsegen. Weiter südlich schlug sich 39. D. um die Höhe von Maixe, das bei Serres eingerückte Offenbacher Ers. Batl. verlor hier den Major, drei Hauptleute, sieben Leutnants und fast die Hälfte der Mannschaft. General Falkenhausen leitete seine eintreffenden Ers. Brig. in Richtung Nancy ab. 5. b. Art. verscheuchte allmählich den Feind, während südlicher bayrische Reserven gegen die »eiserne Division« eisern standhielten. Die 4. Ch. warfen das Ers. Batl. Neuruppin aus Dombasle, hier und bei Einville beteiligten sich 3 Brandenb. und 1 Bromberger Ers. Batl. Am 28. entriß Ferrey auch wieder die Signalhöhe Friscati den 1. R. Jg., bei Faïnval lichtete Fochs Artillerie die bayrischen Linien, doch ihre Bedeckung (79. J., 42. und 43. Kol. Rgt., das 20. K. jetzt sechs Brig.) wankte gleichfalls unter schwerer Kanonade. Foch reiste ab, um eine neue Stelle als Chef einer Armee anzutreten. Sein Nachfolger Balfourier verabredete mit Fayolle neue Angriffe für Abend des 1. Sept., doch schon zuvor ward Fayolle näher an Nancy herangezwängt, seine 70. D. in den Champenouxwald geworfen, wobei Ers. Batl. 42 Mainz und 54. Würt. sich auszeichneten unter namhaften Verlust. Im Zentrum stand die Schlacht, im Norden war Nancy bedroht, im Süden die Mosel beinahe erreicht.

Niemand leugnet die herbe Einbuße der 6. A., doch Abschätzungen im französischen Tagesbefehl sind rein phantastisch. Wie wenig Kanonade im Norden ausgriff: bei Nomeny verlor 7. Chevaulegers Straubing nur 17! Bei Remanonville verloren »6 bayrische Bataillone« 3000? Die V. L. von 7. und 19. J. sind ein Spott auf solche Ziffer. 2500 Tote östlich Nancy? Bei wem? Soviel verloren kaum 2. und 3. b. K. zusammen im ganzen Monat! 4500 Leichen im Vitrimontbezirk auf 4  km Front? Man verschweigt weislich, ob dies deutsche oder französische Tote waren! Nach eigenem Geständnis handelt es sich doch gerade bei Vitrimont um riesige französische Verluste. Deutscher Monatsverlust im Norden bis zur Mortagne betrug nur 15 000, alles in allem. Eine andere Notiz überträgt Monatsverluste auf einen Tag (12 000 am 27. allein!), eine andere weiß, daß die Bayern 6000 bei Rezelieures verloren! Tagebuch eines Müncheners nennt den Verlust am 24. »enorm«, weil seine Kompagnie 30 Tote verlor, am 29. und 30. seien 1 Off. 8 Mann getötet? Jeder Kenner der Kriegsgeschichte lächelt zu so belanglosen und in ihrer Wertung ganz konfusen Angaben. Die Franzosen legen Wert auf »Dokumentierung«, verfahren gleichwohl nach dem Spruch: Exaktheit ist zwar eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr! Weil ihnen vor ihren eigenen Verlusten die Augen übergehen, saugen sie sich deutsche aus den Fingern und schwelgen in sauersüßen Hypothesen. Wir spenden ihnen mehr Dokumente als ihnen lieb ist. 70., 81., 122. L. W., 9. E. Brig., 8. E. D. (vier hannoversche und Holsteiner, gefolgt vom 44. der 10. E. D. waren erst im Anrücken) inkl. 45. Ers. Art. verloren rund 1900, die Bayern inkl. 5. L. W. und Pionieren, die tapfer am 27. Fort Manonviller (800 Gef.) zu Fall brachten, 27 000. Davon Xylander 9500, doch litten 2., 3. und 16. wenig, die Artillerie schwer (500). Sonst litten nur 5. Art. (240). 9. und 19. J., 7. R., 1. und 2. R. Jg. bedeutend, 10. mehr als alle (2000). Das 21. K. verlor 9300 exkl. 60. J. im Elsaß, dies und das Münchener Korps übertrafen also noch den Verlust des 13. K. bei Longwy, die Schlacht Luneville-Charmes war relativ blutiger als die bei Saarburg. Dazu 42 sächsische Reiter 300 der 7. K. D., also Summa 38 500. Wir gehen aber nicht fehl, den Verlust Castelnaus und der zum Befehlsbereich Dubails gehörenden Truppen bis Charmes auf 50 000 Tote und Verwundete zu schätzen. 8. und 15. K. verbluteten schier, auch 20. K. hatte übergroßen Verlust, so daß seine Spannkraft nachließ. Außerdem machte man 15 000 (nicht 50 000!) Gefangene und will 100 Kanonen erbeutet haben, wohinter wir ein Fragezeichen setzen. Die Lage der Franzosen hatte sich bis 1. Sept. nicht verbessert, sondern zusehends verschlimmert, umsomehr als die unmittelbar bei St. Benoit anschließende Schlacht Heeringens mit vollem Triumph der deutschen Waffen endete und Dubails Niederlage Castelnau strategisch entblößte.

Als der deutsche Eisenstrom sich über den Grenzkamm ergoß und sich im jenseitigen Talgrund zu einem verbreiterten Überschwemmungssee niedersetzte, verflog zwar Dubails Invasionstraum, doch wußte er sich ohne Nachteil aus der Rückzugsschlinge loszueisen. Man mußte ihm eine regelrechte Schlacht liefern, um ihn auf Epinal zu zwingen. Das auf dem Donon gesammelte 14. R. K. begann zuerst den Abstieg. Auch hier füllten Ers. Brig. ein. Es waren bei 6. und 7. A. im Anrücken 19. sächsische, 23. D., Ers. D. Trier, 58. Ers. Brig. Düsseldorf, 17. Ers. Brig. Bromberg, 7. und 8. Batl. Posen schlossen sich den Brandenburgern bei Dombasle an, 51., 52., 53. und 54. Würt., vier hessische, neun norddeutsche Batl., sieben badische. Die Hälfte davon kam Heeringen zugut. (Später vermehrte sich auch die L. W. im Elsaß durch Zuzug aus anderen Gauen, ihre Denkmäler sind Reichsacker- und Hartmannsweilerkopf.) Dubail hatte jetzt zwei Reservedivisionen, eine Alpenjägerdivision, die Korps Lyon und Epinal, 112 Bataillone zwischen Bonhommepaß und Senones, wozu später noch 44. D. und Hälfte der 1. Kol. D. Toulon, zuletzt 41. D. stießen. Im ganzen rund 150 Bataillone. Bei Heeringen kamen außer 14., 15. K., 14. R. K. und der Bayerngruppe bei Markirch und Col Marie nebst 71. L. W. neu hinzu 5 badische, 6 sächsische, 1 Würt., 1 hessisches und 1 rheinisches Ers. Batl., wenigstens waren nur diese im Feuer und hatten Verluste, die anderen rückten erst im September ein. Zu 60., 70. R. und 60. L. W. gesellte sich 60. J. des Saarbrücker Korps, dem 15. R. K. als Stütze beigegeben, wie 180. Würt. J. dem 14. R. K. Ferner machten 98. und 99. R. bei Deimling mit. (Der Begriff 13. R. K. täuscht hier, die andere Hälfte war als 33. R. D. Metz weit nördlich verwandt.) Im ganzen, da die Hauptkorps stark und vollzählig waren (14. K. 30, 15. K. 26, 14. R. K. 29 Bataillone) 155 Bataillone inkl. der Gruppe am Kaisersberg, mit etwa 15 Artillerieregimentern. Auch hier gabs nicht deutsche Übermacht, so krampfhaft der Gegner das Umgekehrte versichert. Der bayerischen Ers. D. fehlten anscheinend anfangs noch 3 Bataillone, dafür wurde sie verstärkt durch 4 von 4. R. (11. R. nur 2 Batl.). 14. und 15. R. litten ansehnlich in den schon erwähnten Gefechten, von 1. L. W. D. nur 12. L. W. erheblicher, die übrigen drei L. W. Brig. vor Manonweiler oder hinter der Front im Norden. Die Ersatzartillerieabteilungen waren nicht komplett außer Karlsruher Ers. Fußart. und der große Verlust der Reserve- und Elsässer Batterien scheint anzudeuten, daß sie überlegenen Geschützmassen gegenüberstanden, wie es Nähe der Festung Epinal mit sich brachte. Man häufte beiderseits auf so unbequemen Gelände zu viel Massen an, das numerische Übergewicht Dubails wird noch dadurch vermehrt, daß die Hälfte seines 13. K. vor Xylander abzog und sich den Badensern entgegenstellte, deren Kämpfe man für sich betrachten muß, da sie eigentlich mehr ins Angriffsgebiet der 6. A. schlugen. Allerdings langten 43. und 41. D. erst später an, so daß bei Beginn der Offensive Heeringens die Kräfte sich fast ausglichen.

Schon am 24. trafen 50., 80., 45. und 49. Ers. Batl. bei Deimling in Senones ein, der in voriger Nacht das erschüttert auf Celles zurückgegangene 21. K. aus dem Bett klopfte. Umsonst verteidigten 26. Brig., 20. und 60. Ch. den 0rt, 143. und 171. säuberten die Barrikaden, die 13. franz. D. wurde nochmals zersprengt, kreuzte sich südlich Raon l'Etape mit der 27. D. Lyon und schuf so ärgerliche Verwirrung. 17. Ch. opferten sich für den Rückzug. Am 25. befand sich 26. Würt. R. D. in seitwärtigem Vorgehen, während 40. R. Mannheim sich mit 136. J. und 84. Art. vereinte. General Legrand versuchte einen Gegenstoß, der sich im Sande verlief, denn Deimling stand nachher noch südlicher als zuvor über Rompatelize-St. Remy-Raon l'Etape hinaus. Der Kampf bei Raon war indessen blutig, 136. und 143. verloren 46 Off. 1635 Mann, bei nur sechs feuernden Batterien sanken 13 Off. 154 Kanoniere. An Deimlings rechten Flügel hatten 99. und 105. schon östlich Bacarat mit den Badensern zusammen gekämpft und drangen weiter auf die Rechte des Korps Allix ein. Die tapferen Sachsen des 105. verloren viel in einer Reihe von Gefechten, 99. weniger Mannschaft, doch viel mehr Off., beide 61 Off. 1700 Mann. Allix wollte dort die Badenser abhalten, sich dem 8. K. in die Flanke zu werfen, daraus entspannen sich längere Gefechte, sein Vorgehen endete kläglich. Ganz richtig fragt Oberst Hamon, wozu unnütze Opfer dienten, da die offene Celles-Ebene unhaltbar war. Um sich für dies Mißgeschick zu rächen, kam die gallische Muse wieder mit Greuel-Melodrama nieder. Wohlweislich wird verschwiegen, daß die Einwohner von Raon l'Etape aus Fenstern und Kellern schossen. Brand in einem von beiden Parteien umkämpften Ort läßt sich nicht vermeiden. Ein besonderes Steckenpferd des gallischen Pegasus »zur Bestrafung der Kriegsverbrecher« bot ein glatt erfundener, doch in Maschinenschrift überall verbreiteter und in jeder Kommune angeschlagener Befehl der Badischen 58. Brig. Stenger zu angeblicher Niedermachung von Verwundeten und Gefangenen. Jeder vernünftige Führer verpönt Entfesselung der Leidenschaften, was die Disziplin untergräbt.

Nur Narren erscheint glaubhaft, ein General werde sich durch Verletzung der Kriegsgesetze unmöglich machen. Hinterher stellte sich heraus, daß Stenger lediglich befahl, heimtückische Baumschützen abzuschießen, eine einfache Kampfhandlung, und daß ein in Geistesstörung verfallener Major Crusius anscheinend (bewiesen ist es nicht) 3 – sage und schreibe 3 – Gefangene füsilieren ließ. »Darum Räuber und Mörder!« Leute zu töten, die sich tot stellen und von hinten schießen, ist ehrlicher Kriegsbrauch, die englische Gardebrigade Methuen tat es bei Tel-el-Kabir in Masse. Man muß erhitzten Heimkriegern und politischen Kindern ihr Toben zugute halten, noch entehrender für die Menschheit dünkt uns die weihevolle Heuchelei, womit die frommen Angelsachsen jede gallische Aufhetzung für bare Münze nahmen, obschon die englische Regierung einmal ehrlich zugab, die Hunnengreuel in Belgien seien Hirngespinste hysterischer Weiber zweierlei Geschlechts, und sowohl die Herzogin v. Sutherland als Miß Hobhouse und sieben amerikanische Journalisten feierlich bestätigten, es handle sich um groteske Erfindung oder Übertreibung. Doch es brüllt der See und will sein Opfer haben. Umsonst ging man dem Kindchen mit den abgehackten Händchen von Ort zu Ort bis zur Küste nach, wo es sich in Dunst auflöste. Es glich den Gespenstern und der wahren Liebe: jeder hörte davon und niemand sah sie. Doch ein englischer Feldgeistlicher erkundigte sich händereibend jeden Tag, wieviel Hunnen heut getötet seien, und ein Newyorker Hetzpfaffe schäumte auf der Kanzel, man müsse das ganze deutsche Volk ausrotten. Bei den Franzosen gilt wenigstens die psychologische Entschuldigung des eigenen Leides, das sie doch freventlich heraufbeschworen. Bei Sättigung ihrer seit 44 Jahren gepredigten Revanche belehrten sie alle Sehenden, was von ihrer Humanität zu halten sei. Das Empörendste ist aber, daß sie wirklich deutsche Gefangene und Verwundete in Menge niederknallten, schamlose »Nettoyeurs« zu diesem Zweck anstellten, als gelte es eine Bartholomäusnacht, Septembriseurmetzelei, Dezemberputsch und ähnliche schöne Traditionen des Nationalcharakters. Die unmenschliche Behandlung aller deutschen Gefangenen schrie zum Himmel und wären sie in Deutschland eingebrochen, dann wehe den armen Einwohnern! Dann wären die anderen edelen Traditionen der Mordbrennerei Melacs und Soubises (siehe den verächtlichen Brief Friedrichs des Großen an den Duc de Richelieu) wieder aufgelebt. Daß sie ihre eigenen Städte bombardierten und dies nachher den Boches zur Last legten, geschah im Geiste der »Versailler«, deren Granaten die Tuilerien anzündeten und dafür die »Petroleusen« erfanden, Kommunegreuel für jedes Konversationslexikon erdichtend statt der eigenen namenlosen Abwürgerei unzähliger Unschuldiger. Selbst wenn hier und da die erbitterten Deutschen grimmig wirtschafteten – was bei und nach Versenkung des englischen Hospitalschiffes vorfiel, macht uns erröten, – so hätte Frankreich darüber den Mund halten sollen nach dem Satze: Wie du mir, so ich dir, wir sind quitt. Doch in reuelosem Bewußtsein der eigenen erwiesenen Schandtaten (wozu auch die englischen Dumdum-Geschosse zu rechnen) vom entwaffneten Deutschland schimpfliche Bestrafung oder gar Auslieferung der »Kriegsverbrecher« zu fordern, selbst wenn die Anklagen besser begründet wären, ist eine Heuchelei, bei der die Tinte errötet und die unnützlich im Mund geführten »Freiheit und Recht« (zur Beraubung und Mißhandlung einer großen Kulturnation) sich schaudernd abwenden. Nun, die Welt will belogen sein, nur Gott läßt sich nicht belügen, selbst wenn Foch täglich in die Messe läuft. –

Die 28. D. des Lyonkorps zog schon auf St. Dié ab, weil die Bayerngruppe am Bonhommepaß die 42. Brig. umging, südlich der Stadt stellte sich die frische 58. R. D. auf. Eine deutsche Spitze bei La Salle bedrohte schon Epinal, wohin die von den Bayern geschlagene 71. D. flüchtete. Bahr. 4. R. focht bei Wiesenbach, die L. W. bei Hoheneck, auch dort wich eiligst der Feind. 71. L. W. gliederte sich dem Vorgehen auf St. Dié an. Indessen war das Gefecht der Bayerngruppe nach wie vor blutig, 14. R. litt jetzt so sehr wie 15. R., die zur bayrischen Hauptmacht heimkehren wollte, doch unterwegs bei den Badensern Station machte. Ers. Batl. Passau und rheinische Jäger schossen sich bald bei Mandry herum. Am Kaisersberg und Ban de Rupt weiter südlich tobte ein langes zähes Gefecht zwischen Alpins und 60. I., die dort den Oberst und 800 Mann verlor. 60., 70. R. und 60. L. W. scheinen dagegen im Ferchtal fast völlig gefeiert zu haben. Dubail zog sich, so gut er konnte, aus der Schlinge, doch verleidete man ihm sogar den Aufenthalt an Gebirgsausläufen westlich der Mosel, wo R. K. Eberhardt immer näher an St. Dié herankam. An Dubails linkem Flügel war 43. D. auf Rambervillers zurückgeflutet, nachdem ihr im Glonvillewald und Mesnil Xylanders Angriff zuvorkam. (Nach Zeugnis des Pfarrers lagen dort »zahlreiche französische Tote und Verwundete« umher.) Sie vereinte sich jetzt mit der von Pau geschickten 44. D., unter deren Schutz sie sich wieder ordnete. Am 26. bog General Bonnet sein Lyonkorps rückwärts, weil links von ihm Allix nachgab und rechts von ihm 58. und 71. D. jede Stellung preisgaben, zu 63. Ch. flüchtend, die noch standhielten. Für Hanotaux' Bescheidenheit ist es schon »Sieg«, daß Dubail seine rechte Flanke nicht ganz durchbrechen ließ. Obwohl Bataille den 60ern zahlreiche Offiziere außer Gefecht versetzte, konnte er aber seinen Abzug nicht verschleiern, den er auf Epinal antreten mußte. Man kann darauf schwören, daß Dubail selber seine Lage nicht zuversichtlich beurteilte, denn auch seine linke Flanke schwebte in Gefahr durchbrochen zu werden. Die Badenser warfen Allix von St. Benoit auf St. Barbe und überwältigten bei Thiaville 157. I., 10. und 54. Ch., 6. Kol. Bisher hatten sie es ziemlich leicht, jetzt aber hatte Legrand sein Epinalkorps neu gesammelt und mit 44. D. verstärkt, so daß er am 27. gegen Menil (nicht zu verwechseln mit Mesnil bei Glonville im Norden) und St. Benoit stürmte. Gleichzeitig griff er Deimlings Rechte bei Laleuche an, wo das Kolmarer Rgt. ins Gedränge kam. Brig. Hamon eroberte mit 21. und 109. St. Benoit wieder, doch sicher nur vorübergehend, die Badenser blieben im Vorschreiten, ihr 109. warf das franz. Rgt. gleicher Nummer, der Mannschaftsverlust war hier lange nicht so groß wie vorher bei den Elsässern, obschon bei 110. (Oberst fiel) und 111. viel Offiziere sanken. 109. und 110. verloren zusammen 61, 1 650, wohl meist heut, denn die früheren Gefechte des badischen rechten Flügels östlich Badonweiler, Bacarat und weiter südlich können nicht groß gewesen sein. Härter war das Ringen gegen 44. D. bei Manil auch nicht, 113. Freiburg litt nicht übermäßig, 170. Donaueschingen noch weniger, nur 169. verlor unverhältnismäßig viel Mannschaft bei nur 12 Offizieren, darunter den Obersten. Zusammen 1 650 inkl. 14., 30. und 50. Art. bei Haybes, welche drei nicht mehr verloren als 84. und 51. Art. Deimlings, die noch tiefer im Kampfe waren. Der französische Angriff brach zusammen. 112., 114,, 142. und I/40, schlugen sich schon vor dem Chipotteberg bei St. Barbe am 28. machten sich 169., 111. und III/40. auf den Weg nach Nossoncourt. Hier kamen nun auch 16. und 20. Bayern im Hintertreffen an, so daß man dem Feind die Überraschung bereitete: gehörten die Bayern zu Heeringen oder die Badenser zu Rupprecht? Beide Armeen flossen dort harmonisch ineinander über, so daß man für die Gesamtfront wieder Zentrumstoß durchsetzte. Denn drangen Bayern und Badenser durch, so erweiterten sie breit die von den Saarbrückern gerissene Bresche und die beiden französischen Heere fielen gänzlich auseinander.

Allix fand seine Lage so »beunruhigend«, daß Legrand ihm die 44. D. unterstellte, alles flutete durch Ranbervillers a. d. Mosel rückwärts. Das Epinalkorps (auch als Elite geltend wie 6., 7. und 20. K.) ging zum zweiten Mal aus dem Feuer, vom Feinde losgelöst, besetzte die großen Steinbrüche und die Papierfabrik. Es sah nicht danach aus, als ob Ranbervillers gehalten werden könne. Fiel es, waren Moselufer und Weg nach Epinal frei. Am 29. und 30. warfen die Badenser die hergerufene 2. Kol. Brig. vom Chipotteberg und senkten sich ins Moseltal, um 21. und 14. K. ganz vom 13. und 8. zu trennen, ihre Haubitzen spielten 7 km weit. Da fast das ganze Clermontkorps gegen die Badenser focht, waren zuletzt rund 180 Batl. Dubails gegen 140 Heeringens inkl. 60. J. im Kampfe. Davon noch 126. abzuziehen, das zweifellos bei Mühlhausen blieb, während 132. nach St. Remy abrückte. Bezüglich Pau's Schlappe am 27. ist möglich, daß etwas Verlust des 126. dorthin entfällt, auch möglichenfalls Teile der Kaisersberggruppe 15. R. K. und einige Ers. Batl. dort mitwirkten. Es kommt ja nicht darauf an, ob man auch Gaedes Verlust am 19. dann geringer berechnen muß.

Bei St. Dié täuscht die Bezeichnung 26. R. D. als Eroberer des Ortes. Denn dort vergossen brüderlich gemeinsam ihr Blut auch drei sächsisch-rheinisch-hessische Ers. Batl., neben Elsässern in sehr gemischter Gruppe, später andere sächsische Schlachthaufen der 19. Ers. D. Tettenborn, vornehmlich zeichneten sich aus 51. Würt. Ers. Batl. und 32. Ers. Art. (Nach den B. L. ist nicht anzunehmen, daß Teile Tettenborns am 27. gegen Pau wirkten.) 28. R. Art. litt ungewöhnlich bei acht Batterien und einer L. Sturmbatterie. Schon am 29. zog General v. Knörzer in St. Dié ein, die Schlacht schien vorläufig beendet, doch westlich der Stadt leistete Dubail noch Widerstand und unternahm einen Gegenstoß in Verbindung mit schwerer Festungsartillerie. Seine Truppen, zu gründlich geschlagen, konnten nichts mehr durchführen. Tettenborns Sachsen drangen über Saale, die Bayerngruppe über Petite Fosse weiter. Die jetzt dort vereinte Alpindivision Soyer befand sich schon in übler Verfassung, ihr 81. Batl. schmolz auf 8 Unterleutnants 180 Jäger. Das diene als Maßstab für den ungefähren Verlust der länger und ärger als Soyer im Feuer befindlichen Teile vor Epinal. Zuletzt nahm Dubail auch noch 41. D. von Pau weg, dem Gaede fogar Furcht für Belfort einflößte. Am 30. schwoll der Kampf nochmals an, die Lyoner behaupteten La Salle und Bourgonce, 41. D. will am 31. einigen Erfolg gehabt haben, indessen wurden zwei Regimenter Lyon und Dauphins weiter südlich so gut wie vernichtet. Legrand hielt noch die Mortagnewälder vor Rambervillers. Den Chipottehügel wollen kernhafte Alpins wieder in Besitz gehabt haben, Allix beobachtete die Pucellehöhen, von wo Xylanders Feuerschlünde hinüberdonnerten, bei Nossoncourt entbrannte lebhafter Kampf, 98. und 99. R. auf dem Weg nach Mayen mischten sich hier ein, 99. litt beträchtlich. Unter gegenseitigem Eingraben schlief die Schlacht bis 4. Sept. auf Heeringens rechtem Flügel ein, sein linker konnte nicht daran denken, das Fortsystem Epinal durch Handstreich zu erobern. Wenn sich indessen die Franzosen beglückwünschen, daß bei Ranbervillers-Charmes noch kein Einbruch erfolgte, sollten sie ehrlich bekennen, daß dies nahe bevorstand. Wenn man diese große Unternehmung unter- und bald abbrach, so bedurfte es eben dazu aller Kräfte, die aber bald nicht mehr da waren und nacheinander in Masse ausschieden.

Heeringens Augustverlust war bedeutend. Bei St. Dié holten die Württemberger den Verlust ihrer badischen Waffenbrüder am Donon ein. 120. und 121. R. verloren 1400, am meisten 180. J. Tübingen, Oberst Lincke schwerverwundet, 23 Off. 985 Mann, besonders I. Batl. Dazu 51. Würt. Ers. Batl. (380). Von den sonstigen Ers. Batl. litt 61. sächsisches am meisten, die Ers. Art. verlor nahezu 200 Mann. Der zuletzt stehende Kampf von 14. und 15. R. bei Col Marie bis Fosse war andauernd blutig, bei 14. R. entsprach sein neuer Verlust nur zu sehr dem neuen von 15. R. (740), mit dem es so lange in gleicher Zone focht, beide verloren bloß seit 20. voll 2300 (15. R. im Monat 1200). Dagegen büßten b. L. W. und Ers. nur 1200 ein. Erheblicher litt 71. L. W., die den Stoß auf St. Dié mitmachte. Der Offiziersmaßstab war wie überall sehr verschieden. So 11:280 bei 14. R. J., 4:83 bei 14. P., dagegen 13:800 bei 99. R., 22:1500 bei 109. R. Bruchsal (7 Hauptleute). Dem 14. R. K. verdankte man den Haupterfolg am Donon und St. Dié, es verlor 7000, Deimling (Mühlhausen bis St. Dié) sogar 8900, dem stets hervorgehobenen 14. K. kommt kein besonderes Verdienst zu, Verlust 5500, alle übrigen gemischten Verbände (15. R. K., Ersatz, L. W., 14., 11., 4. und 15. b. R., im ganzen etwa 80 Batl. inkl. Oberelsaß) 11 000. Im ganzen 32 500. Die Vogesenschlachten kamen den Deutschen verhältnismäßig billiger zu stehen als die Schlacht im Norden im Vergleich des Stärkeansatzes (dort im Feuer etwa 170 Batl., wovon 92 aktive, hier 165, wovon 62 aktive), wovon 7000 inkl. 60. J. für Oberelsaß abzuziehen. Dubail exkl. 8. K. dürfte inkl. Gefangene 55 000 verloren haben, dazu 10 000 im Oberelsaß. Protestiert man französischerseits? Da die deutschen Korpsverluste nur Tote und Verwundete betreffen, »Vermißte« gab es fast gar keine, die französischen aber viel Gefangene enthalten, so wäre nicht mehr als billig, für jede der 15 franz. D. inkl. Alpins 5000 Verlust zu rechnen, wir bleiben also noch unter dieser Ziffer. Was von Einzelverlusten bekannt wurde, entspricht unserem Maßstab.

Jedenfalls darf man ruhig behaupten, daß 20., 15., 16., 8., 21., 13. und 14. K. um je 10 000 mehr oder weniger schmolzen, 7. K. (3 Divisionen) auch um 10 000, Alpenjäger und Koloniale um 5000, 18., 57., 58., 59., 64., 66., 68., 69., 70., 71., 73. D. um je 3000, 74. um 5000, Kavallerie ungerechnet, die auch beträchtlich litt. Das alles ist nicht hoch sondern niedrig. Wir haben uns gleichwohl mit 120 000 begnügt, denen 71 000 deutsche Tote und Verwundete gegenüberstehen. Während bei der 1. und 2. A. nur ein paar Regimentsverluste von 1000 erkennbar, bei 3. A. ein solcher nur bei 100. Grenadieren, bei 4. A. ähnlich für etwa vier Regimenter und für 115. bis 1300, bei 5. A. für 37., 119. und 125. sogar 13-1700, schlug bei 6. und 7. A. das 10. b. jeden Rekord mit 2000. Doch auch sonst verloren 174., 131., 126. J. und 109. R. sowie bayrische 1., 15. und Leibregiment bis zu 1600. Ferner 97. und 137. und bayr. 9. und 19. sowie 7., 14. und 15. R. bis zu 1200, dazu noch mehrere Elsässer Regimenter mit großer Einbuße. Also waren die Kämpfe der 6. A. stellenweise noch blutiger als die der 3. A., bei der 6. A. stritt sich Deimling mit Xylander und den Saarbrückern um den Vorrang im Monatskorpsverlust, nur daß 3800 seiner Einbuße vor 20. entfallen, das 14. R. K. litt gleichfalls bedeutend mehr als 5. und 6. R. K. des Kronprinzen, selbst wenn wir seine stärkere Formierung beachten. Der Ertrag für solche Opfer war erfreulich, dach keineswegs glänzend: Reinfegung des Elsaß, Zuschlagen der Tür zur Rheinebene, Besitz der Vogesenpässe.

Wie man aus diesen unverrückbaren Tatsachen einen französischen Enderfolg ableiten kann, bleibt urfranzösisches Geheimnis. Der Schlag in Lothringen saß doch so in den Knochen, daß die auserwählten Grenzkorps Belfort-Epinal-Toul später kaum mehr gleiches leisteten wie im August. Dagegen fochten die am meisten leidenden Regimenter des deutschen 21. und 15. und 1. b. K. mit ungebrochener Kampflust im September an anderer Stelle. Schon früh schlich die Verleumdung herum, man habe die Bayern stets ins Vordertreffen gestellt, sie hätten daher reichlicher geblutet als andere deutsche Stämme. Das ist durchweg unwahr, sie stritten weder hier noch bei Arras, Ypern, a. d. Somme opfervoller als andere Deutsche. Das Münchener Korps litt sogar später bis zur Sommeschlacht auffallend wenig. Der bayrische Augustverlust verteilte sich auf mindestens 12 Divisionen inkl. L. W. und betrug alles in allem inkl. der außer ihrem Verband fechtenden Metzer Brigade nur über 30 000 inkl. Munitionskolonnen, die ungewöhnlich litten. Die schlesischen 4 Divisionen, dazu Jäger und die schlesischen Bestandteile des Posener Korps, verloren fast 20 000, die Württemberger 10 Linien-, 4 Res.- und 6 L. W. Rgt. vertraten 5 Div. und verloren nahezu 15 000, also prozentual mehr als die Bayern. Und das ging so fort. 126. und 180. Inf. außerhalb des 13. K. litten andauernd ähnlich wie die anderen Regimenter, besonders werden wir dem heldenmütigen 126. noch in später Zeit vornean begegnen und die Opfer der Schwaben in Rußland, standen denen im Westen nicht nach. Badenser und Hessen litten bis zum bitteren Ende hart, doch die Süddeutschen übertrafen keineswegs den Blutzoll der Preußen und Sachsen, vielmehr stehen Preußen und Württemberger im Gesamtverlust prozentual obenan, außer den Schlesiern haben Westfalen, Rheinländer, Thüringer und neben der Garde das Berliner 22. R. K. im Weltkrieg am meisten geblutet. Man hat bayrische Einzelverluste wie die der Ingolstädter verallgemeinert. Ebenso übertrieb man die Bedeutung der Bayernerfolge am 20. und später, bemerkenswert und höchst lobenswert sind nur die Kämpfe des 3. K. im Norden, womit wir natürlich nicht der gleichmäßigen hohen Tapferkeit aller bayrischen Teile zu nahe treten. Wir betonen dies nur deshalb, weil wir nirgends dulden möchten, daß die Fama Personen oder Truppen auf Kosten anderer Verdienste erhöht. Entscheidend und großartig war nur die Haltung des Saarbrücker Korps. –

Indem Hanotaux den angeblichen großen Gegenstoß Castelnaus' um zwei Tage zu früh ansetzt, möchte er den Umfang der Niederlage am 20. beseitigen, doch Ort und Zeit widerlegen ihn. Manchmal ist man geneigt, ihm eine gewisse Offenheit zuzusprechen, doch er zerstört den günstigen Eindruck gleich wieder durch diplomatisches Verhüllen des Tatbestandes, den man doch bei ihm klar genug zwischen den Zeilen liest. Offensive in den Reichslanden kitzelte nur politisch die Eitelkeit, mußte aber ohnehin auf dem Glacis von Metz zum Stehen kommen und bei Mißlingen gefährlichem Rückzug über drei Flußlinien aussetzen. Je weiter man auf Metz losrannte, verbissen in blindwütiges Vorwärts, desto leichter schwächten sich die Flanken. Es war ein Glück für Castelnau, daß Prinz Rupprecht nicht schon am 21. auf der Nordflanke starke Kräfte versammeln konnte, sonst wäre der Rückzug Fochs viel schlimmer ausgefallen. Die Franzosen stritten tapfer, wie sich bei ihnen von selbst versteht, doch will man bemerkt haben, daß ihr Fußvolk sich sehr von Beihilfe der Artillerie abhängig zeigte. Ohne sie leerten sich die Schützengräben oft rasch, weil die Insassen es nicht gern auf Nahkampf ankommen ließen. Bayrische Rauflust bevorzugte das Handgemenge, als dessen Vorbote schon wilde Juchzer ein Grauen einflößten. Solcher Schneid flackerte nicht als verrauchendes Strohfeuer, sondern brannte als stetige Glut, deren Flamme vaterländischer Begeisterung nie verlosch. Fern sei es uns, die Taten des bayrischen Löwen zu bemängeln, der überall gewaltig seine Tatze eingrub. Nur trieb eben die Fama auch hier ihr Spiel, indem sie nur die Bayern gelten ließ, ohne die überragende Leistung des 21. K. zu beachten, das sich ja auch später im Osten erstrangig erwies. Der erstaunliche Verlust der bayrischen Artillerie (1400), größer als derjenige der Gesamtartillerie des Kronprinzen, zeigt doch wohl an, daß die französische stellenweise überwältigend wirkte. Sehr verrechnete man sich bei Nancy. Verschanzte Plätze sind nur gefährlich als Anlehnung der Kampffront. So half es später nichts, Fort Troyon a. d. Maas zu zerschießen, so lange die Umgegend vom Feind behauptet blieb. Bei Nancy ziehen sich beidseitig Höhen hin, im Rücken desgleichen südwärts überragend, nordöstlich der festungsmäßig ausgebaute Grand Mont, verstärkt mit zwei neuen Redouten, ein Frühjahrsgeschenk politischer Drahtzieher an den Kriegsgott. Daß Castelnau in diese furchtbare Schanzstellung zurückrannte, entsprach nur seiner Zerschlagenheit, nicht absichtlicher Falle. Als die schweren Kaliber der Panzertürme spielten, spürte man es auf 15 km Umkreis, gleichwohl traute Castelnau nicht bloßer Defensive, Einschnürung auf der Toulseite verbot passives Stillhalten, so stellte er sich in den Außenräumen vor und zwischen den Befestigungen und begann Ausfälle. Dies allein bedeutet sein sog. Flankenstoß. Nicht dort, nicht an Nancy–Toul erlahmte Rupprechts Vorgehen, sondern nach Süden zu in offener Feldschlacht längs der Mortagne. Wer sonst taktisch den Kürzeren zog, darüber streiten die Weisen nur, wenn sie französisch reden, denn die Tatsachen sprechen. Doch die 6. A. hatte jetzt eine Länge von 100 km, nachdem sie 60 km Durchmesser nach der Tiefe erreichte von Dieuze bis Moyen, ihr Keil fiel weit südlich unter Verdünnung der Rechten. Wohl lief Castelnau Gefahr, bei Charmes nach Norden abgesperrt zu werden, während Dubail nach Südwesten aufgerollt. Doch in der Vogesenlandschaft konnte Heeringen den Raumgewinn Rupprechts nicht in gleicher Höhe mitmachen und Offensive von solcher Tiefe war vielleicht etwas unbedacht und verfrüht, so lange das franz. 16. K. und 74. R. D. ein Vorrücken über die Mortagne erschwerten. Umfassung von Epinal war vorerst ausgeschlossen, doppelseitige Umfassung dort und bei Toul nach alt-moltkescher Schablone wäre nur bei numerischer Überlegenheit angängig gewesen; hier traf das Gegenteil zu. Selbst wenn es im September gelungen wäre, bei Charmes durchzubrechen, was im Bereich des Möglichen lag; wenn die Schlacht mit allen Kräften fortgesetzt wurde, wäre es richtiger gewesen, nicht diesem Traumbild nachzurennen, das insofern bald verflog, als der nötige rasche Einbruch sich nicht vollzog wegen viel zu spätem Vorwärtskommen Xylanders. Der wahrscheinlichste Erfolg winkte vielmehr im Norden, Zerschneiden einer Lebensader Castelnaus, nämlich der Wasserscheide Maas, die den Verbindungskanal zwischen Toul und Verdun bildete. Dessen spätere Verschüttung bei Mihiel isolierte beide Festungssysteme. Hätte Rupprecht von Anfang an solchen Druck geübt und statt eines südwestlichen Linksmarsches lieber einen nordwestlichen Rechtsmarsch ins Auge gefaßt, so wäre ein solides praktisches Ergebnis von großer strategischer Tragweite herausgekommen. Andererseits führte Heeringen zwar seinen Angriff vorzüglich aus, doch ließ sich voraussehen, daß Wegnahme von St. Dié strategisch nur ein Scheinerfolg sei. Es war mit Artillerie zu karg bestellt, während Dubail über das große Geschützreservoir Epinal verfügte. Nur fünf Ers. A. Abteilungen intonierten ins Vogesental, als zuerst Erf. Fußart. Karlsruhe ihre tiefe Baßstimme erhob. Damit war gegen Epinal nichts auszurichten. Statt überflüssig viel Infanterie, hätte man rechtzeitig Festungsgeschütze von Straßburg und Breisach heranschaffen sollen. Statt dessen traten Verhältnisse ein, die jedes Festhalten des Erworbenen in Frage stellten.

Beide Parteien legten plötzlich das Bekenntnis ab, daß sie unnütz und übermäßig Kräfte zwischen Nancy und Epinal anhäuften, und entzogen sie nun ebenso maßlos. Castelnau behielt noch 4 aktive und 6 R. D. und Hanotaux erlaubt sich hier den Scherz, plötzlich diese Stärke von ursprünglich nahezu 200 000 auf 136 000 zu schätzen, wonach also der Verlust (exkl. 15. K. und 18. D.) noch größer gewesen wäre als wir schätzten. Er meint aber offenbar die Oktoberstärke, nachdem Castelnau selber schon nach Westen enteilte und neuerdings 2 Divisionen mitnahm, auch seine Kavallerie abtrat. Mit diesem Quidproquo soll verschleiert werden, daß Mitte September nach Abzug von 3 Inf. und 1 Kav. D. noch sicher 166 000 gegen die 6. A. standen. Dubail, der nachher den Oberbefehl der Front Epinal–Toul übernahm, soll Mitte September nach Abmarsch von 9 Divisionen noch 165 000 gehabt haben? Das ist umgekehrt unmöglich; die restierenden 130 Batl. nebst Art. und Kav. hatten nicht mal solche Anfangsstärke vor dem Kampf. Hier soll der Verlust verschleiert werden, offenbar sind spätere Reserven (neue Alpenjäger, Koloniale, neue Reserven im Elsaß) mitgerechnet. Jedenfalls zählte er etwa am 10. Sept. schwerlich 100 000. Waren etwas mehr als 250 000 Franzosen der 1. und 2. A. danach angetan, die 6. 7. A. zu schleunigem »strategischem«, nicht irgendwie erzwungenem Rückzug zu bewegen? Nein, auch dann nicht, als schon 8 Divisionen (1. und 2. b., 15. und 21. K. inkl. 60. Inf. und 70. L. W.) nach Westen abrollten (nach 35 000 Verlust etwa noch 85 000), dazu 7. und bayr. Kav. D. Die restierende Stärke, zumal jetzt alle Ers. Brigaden und außerdem 33. R. D. und neue Landwehr mitfochten, genügte vollkommen, den Feind niederzuhalten. Als aber dann noch ferner 3 Divisionen (1. b. R. K. und 26. R. D.) den Zug nach dem Westen antraten, war Offensive ausgeschlossen und als Ende Sept. nochmals 3 D. (14. K. und 28. R. D.) abgingen, Defensive geboten. Doch trat man längst zuvor den Rückzug an ohne jede wirkliche Nötigung. Nach 1. Oktober hatte Dubail vom Sundgau bis Toul freilich große Übermacht, da höchstens noch 135 000 Deutsche in den Reichslanden blieben. Übrigens entschwand sein 8. K. nicht völlig seinem Gesichtskreis, sondern versetzte sich nur auf die linke Flanke an den Côtes Lorraines, wohin nördlich auch das d. 15. R. K. ins Woevre östlich Verdun sich verpflanzte, ebenso 4. und 15. b. R. Die Ausleerung der früheren Heeringenfront von Truppen war derartig, daß nur noch L. W. und Ers. Batl. die Linie Bacarat–Mühlhausen füllten. Im Norden ebenso, nur bot dort noch 3. bayr. K. einen festen Kern. Dies Kriegstheater sank immer mehr zu Bedeutungslosigkeit herab, fern dem Kreis großer Operationen. Obschon aber Dubail mit der ganzen 1. Kol. Div. und 2 Alpindivisionen und ferneren 10 Divisionen numerisch durchaus die Oberhand hatte, haben die Franzosen keinen Grund, ihre Lothringer September- und späteren Kämpfe zu verherrlichen, im Gegenteil. Deshalb verweilen sie so liebevoll beim dortigen Augustkampf, mit dem sie sich hochbefriedigt erklären, weil die Niederlage nicht so offenkundig zum Himmel schrie wie an der Oise und Maas. Zuletzt wurde aus dem allen ein harter Stellungskrieg, der kaum vom Flecke kam. Castelnau, auf den man zu viel Ehre häuft, blieb Anfang September noch in unruhiger Bewegung und rang seinen erschöpften Truppen einen mißglückten Gegenstoß ab, erstarb dann zu bloßer Abwehr.


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