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Statistik, allgemeiner Überblick.

I.

Als Amphibien im Wasser zu kämpfen, brachten die Brandenburger nicht fertig, doch das Angstmittel der Überschwemmung beraubte auch den Gegner der Bewegungssicherheit. Gleichwohl ging das nutzlose Ringen im Norden fort und erst recht im Osten. Nur tiefe Unkenntnis zeitigt Blüten wie die der G. St. Schr., daß 4. A. bald zum Sappenkrieg überging. Auch ist kindisch, bei der durchaus nebensächlichen Rolle der 26. D. nach Wegnahme Messines zu verweilen und dafür nichts von großartigen Heldenkämpfen des 26., 27. R. K. auch im November zu wissen. Sie nebst ihnen zugeteilten Ers. und L. W. Brigaden verloren allein 16 800 (5 ½ D.), die Nordgruppe (6 D.) 10 200, die Süd- und Südostgruppe 22 500 (11 ½), auf viel weiterer Strecke, prozentual viel weniger. Daher ist unwürdig, die andern Gruppen in der Darstellung zu bevorzugen, und als Bagatelle nebenher zu behandeln, was jedem Ententeberichterstatter als Hauptkampf im Gedächtnis lebt. Kein Erfolg an anderer Stelle war möglich, wenn die heldenmütigen Zentrumtruppen nicht die Feindesklinge an ihrem Schild splitterig abgenutzt hätten.

   

Daß im November die ganze Herbheit des Ringens sich bei Ypern zusammendrängte, veranschaulicht die hier anzuhängende Monatstabelle. Nirgendwo hatte man sonst den Willen schwächere Punkte mehr als abzutasten. Im Elsaß bloße Scharmützel bei Thannach usw., wobei viel L. St. (800), vor Nancy und Toul das übliche Getümmel von 6. b. D. bei Mihiel, 5. am Bois Brulé, b. Ers. D. bei Ailly, 10. Ers. D. bei Apremont (2 600). Heftiger rüttelte Dubail bei Combres gegen die Metzer Bayernbrigade auf den am 25. Sept. von den Posenern leicht genug erstürmten Höhen, die Magdeburger L. W. fing den Querstoß über Pont à Mousson auf. Hier tauchte 219. R. Bielefeld auf, um bald nach Galizien zu verschwinden. Von der Maas bis zur Servon ziemliche Windstille. Im ganzen 5 400. In Champagne (224. R. 500, dann nach Rußland) und Reims 4 900. Die Katze läßt das Mausen nicht. Langle und Esperet versuchten Feuerüberfälle, da sie wohl inne wurden, daß rheinische und hannoversche Regimenter nach Ypern abgingen. An der Aisne ging es hoch her; am 1. glänzender Sieg bei Soupir, doch mit herbem Verlust der Brandenburger (ein Bataillon verlor 680). Außerdem Sachsen und 4. bayr. L. W. bei Ville au Bois, 7. R. K. und L. W. am Mittelplateau, Summa 3 950. Der Feind suchte umsonst aus Entfernung Deimlings Nutzen zu ziehen. Bei Roye Div. Frankfurt (außer 88.), beide Altonaer Korps, anscheinend noch I/II/14., I/III/49. (nicht klar, ob sie später nach Ypern abrückten), Summa 3 000. Maunoury, der den Kirchhof von Trach le Val als Eckpfeiler festhielt und ihn reichlich mit Blut begoß, soll einen kräftigen Ausfall gemacht haben, was den erheblichen Verlust der vier Bromberger Bataillone erklären würde. Ebenso habe laut französischer Meldung Castelnau das Dorf Quesnoy zurückerobert und seine sonstige Stellung unnachgiebig bewahrt. Deutsche Meldung schweigt darüber, wie über das meiste Unangenehme, ganz nach französischem Muster; die V. L. bestätigen, daß er 17., 137., 174. hart anfaßte. 3 460 inkl. noch hier verbliebener hessischer Bataillone, bayr. Leibregiment bei Curlu, 39. R. bei Bray, 14. R. K. bei Thiepval, (dabei neu 6. G.), Magdeburger bei Monchy, Garde bei Gommecourt, dazu 217. R. Halberstadt (bald Galizien), 75. R. (bald Elsaß), Summe südlich Arras 2 800. Maudhuy gewann es über sich, eine zweite Schlacht anzuzetteln, Petain stürzte sich in die Vorstadt St. Laurent und hißte erneut die Trikolore am Rathaus, doch sie sank nieder vor B. 1., 12. R., eine Woche lang zog sich der Straßenkampf hin, dann aber brüllte der Bayernlöwe so patzig, daß der gallische Kampfhahn verstummte. Lange ruhten hier die Waffen. Im Norden ging die Oktoberkrise glatt vorüber; Kampfwille der Briten fiel nur in die ersten neun Tage, milderte sich zusehends. Als die 6. A. das Lysufer übersprang, folgte ihr die Bewegung des nordwärts verschobenen K. Poultenay teilweise. Doch dessen Einschieben bei Wytschaete konnte nur auf Umweg geschehen, und daß K. Dorien hinter ihm aufrückte und seinen Platz einnahm, ist erfunden; denn es hatte genug mit Westfalen und Badensern zu tun. Verlust bei Arras 2200, (10., 13. R. bei Ecurie 850, 35. L. W. immer noch treulich auf ihrem alten Posten). Vor Loretto war es noch ziemlich still; 14., 30., 76. bad. Art. verloren zusammen nur 39, das zeigt die Abdämpfung des Artilleriekampfes. Die Badenser sicherten Besitz von Loos und Lens in Gefechten bei Hollegarde und Mouchin, am meisten litt 114., das mit 113. ins Westfalengebiet bei Festubert übertrat. Summa 3400 inkl. 118. Hessen bei Loos. Das Westfalengefecht hatte schon mehr zu sagen; 13., 56. verloren 1900 bei N. Chapelle, bei Richbourg neben 16. J., 7. P. die tapferen 11. Hessenjäger, die hier Monat auf Monat, Jahr an Jahr aushielten, diesmal besonders opfervoll (485). Bei Aubers 57. im Anschluß an jene Brigade des überallhin verstreuten 24. R. K. Gerock, das nun bald vereint nach Osten abdampfte. Hier auch noch O. R. Jg. Bückeburg. Im ganzen 4900 (3800 Westfalen inkl. des bei ihnen bis 8. hospitierenden II/19. P.). Die Sachsen bei Epinette und P. Rouge hatten 106., 134. bei Wulverghem, II/134. und Teile 22. P. bei Deimling. Vor Lille 87. L. W. bei Le Quesnoye neu 88. J., 63. Art. Zusammen 2550. Total vor Arras bis Wulverghem 13100, ganze Westfront 19350, weniger als Mittel- und Südfront (20550). Nur bei Laffert Raumgewinn, der dem 3. engl. K. nachdrängte, da French sich immer näher nach Ypern einschob. 2. engl. K. nebst Indern der Div. Merut und neuen Territorials suchte umsonst die westfälischen Eichen zu knicken. Was 7. K. seit Mitte September leistete, ist jeglichem Lobe zu groß, und der Gipfel war noch nicht erreicht; der erwuchs erst im Frühjahr. Westfalen und Niederrheinländer brauchten nicht zu verkünden, daß sie zu Preußens allerbesten Kriegern zählten, aber schön ist's doch, daß alle Regimenter von Mars la Tour und Beaune la Rolande ihre Ruhmannalen im Weltkrieg verdreifachten.

Jetzt entrollen wir ein blutiges Bild der großen Ypernschlacht, wobei wir am Südende beginnen. 1., 2. Kav. K. bei Warneton–Douve, zu denen sich noch 2. Schles. Ul. und 6. Bayr. Res. Kav. gesellten, verloren nur 84, Gardejäger am 3. schon 220, ein Teil der kombinierten Gardediv. Winkler beigefügt. Bei L. W. Schulenburg erschien III/20. Inf. später 35. L. W. aus Athis. Das Gefecht in Ablösung der Württemberger war erheblich. Schulenburg verlor 1000, Allenby und Poultenay schienen zum Angriff übergegangen; die am 1. Nov. einsetzende große Offensive Joffres schlug bis hierher ihre Wellen. Offenbar wurde die deutsche Front von Messines auf Warneton eingedrückt. II/134. erschien zuerst dort (100), rückte dann zu Deimling ab. Württemberger 51. Brig. – 9. (250), 52. – 13. (220). Wytschaete: 25 R. D. mit I/II/11. P. 2100, wovon 1065 der 168. Inf. sehr dem Verlauf entspricht. Verlust – 12. sogar ganz mäßig, sogar bei 168. nur 100, dies zerstört von vornherein den Irrtum, die Schlacht habe wesentlich am 10. oder 14. geendet. 3. D. gleichfalls – 13. nur 800 von 9., 34., II/42. 183 v. 2. P., dagegen nochmals später 708 von 2. P., 34., 9., 1260 – 18., inkl. 38. Art. zusammen 3000. Oosttavarne: 6 B. R. D. 2450, hier focht 17. R. (1175) blutiger in der zweiten Monatshälfte. Ferner – 14. die nirgend erwähnten 5., 8. R. am linken Flügel der Pfälzer. Summa inkl. 6. bayr. Art. für die ganze linke Seite der Südgruppe 10 000. Bei Hollebeke 2. B. K., 2. Jg., 5., 11., 12. Art. nebst 1 F. (von südlich Arras her, zusammen 174), 1., 2. P. (156), zusammen 3750. Hier fochten 18. Rgt. – 23. (1130), 22. bis 30. Dazu 58 Reiterei, 100 von 13. F., 13. R. F. Straßburg, 1. G. F., 4. Feld Art. 25 G. P, (außerdem 136. Elsäßer). Summe nur 3955. Schon hierdurch ausgeschlossen, daß die Pfälzer auch noch am 30., 31. Okt. schweren Kampf hatten. Total der Südgruppe rund 13 900 für 81 fechtende Bataillone, 5 Pionierbatl. 13 Art. Regimenter.

Südost: 15. K. 4045 inkl. 130. Lothringer (175, wohl nur ein Bataillon), 4 Pionierbatl. und 136., das sich am linken Flügel bis Hollebeke durchrang. 143. (1280), das – 11. noch bei Veldhoek focht, erst dann seinen ganzen Hauptverlust – 30. hatte. 8. Jäger – 18. Zandvorde (420), 80., 84., 51. Art. verloren 213, und dazu II/134., zwei Komp. 22. P., 2. Hess. L. W. Komp., 6., 10., 4. Jg. Summe 4850. Später 10. bis 26. Hannov. 77., 78. (1100), 73., 74. R. (200). 4. D. verlor nur 285 von II/14. I/49. 140.; 149. Null. Das harmoniert zueinander, sodaß der große Verlust jener 4 Batl. bei Crapaumesnil nicht hierher paßt, dagegen sehr wohl der geringe der Gardegrenadiere Augusta (75) als einziges Gardergt. der südlichen Menin-Chaussee. Also Total 6500. Die Garde gehört zur Ostgruppe, sie focht frontal nördlich der Chaussee, angeblich nur 1., 4. Brig., doch 2. G. litt unverhältnismäßig mehr als die Gardegruppe im Sommetal und wird wohl eher bei Ypern gewirkt haben. Franzer 670 – 19., 1. G. 950 – 29. auch 1., 2., 3. Art. – 29. inkl. 2. G. zusammen – 2100. Gegen Polygonwald (246), Zonnebeke (247. bis 28.), bei Gheluvelt (R. Art. – 10. dort, verlor 105) 4250 der 54. R. D. Bei Kaiberg und Broodseinde (25. R. Jg. gegen Zonnebeke 400) 3700 der 53. R. D. (93 P., 71 Art.). Dazu bei Bezelaere Masch. G. K. Gardejäger, 9. Jg., 78. L. W., 2. Ers. Rgt. I/73. bei Kaiberg, vier bayr. L. W. P. Komp. bei Broodseinde. Ferner 3. Ers. Flensburg – 26. 4. Ers. 74. L. W., zusammen 3160. Total inkl. 26. R. F. Art. rund 11 100. Bei Morslede (24. R. Jg. – 10.), Paschendaele bis Zonnebeke (238., 239.), Kersclaere-Langemark (237.) 3450 der 52. R. D. inkl. 16. F. Art. Mühlheim. Bei Poel viel Geschützkampf der R. Art. Kassel usw. bis 29., hier 1850 der 51. R. D., dazu 26. R. Jg. nach Poel abmarschiert, zwischen 52., 53. R. D. Teile 26. Art., 26. R. Art. (208). Summa der Linie Morslede–Poel 5700. Total der ganzen Ostfront 18 900, wovon 16 800 allein für 68 Batl., 10 P. Komp., 8 Art. Rgt., also prozentual viel mehr als für 110 Batl., 29 P. Komp., 16 Art. Rgt. der Süd-Südostgruppe. Dazu noch 590 an 35. R. bei Paschendaele entsendet. Den Rekord schlug 54. R. D. mit 4430 inkl. 26. R. Jg. bei Poel für nur 10 fechtende Bataillone, denn allem Anschein nach griff 248. R. erst im Dezember ein, ebenso auch 235. R. Koblenz erst dann. Denn 240. R. verlor auch diesmal – 30. nur 90, also blieben überall Teile in Reserve. Den größten Monatsverlust hatten 246. (1800), 244. R. (1880).

Nordgruppe: nordwestlich Langemark 3. R. K. 2000 inkl. 24., 25. P. (298) bei Mangclaere, hauptsächlich 26. R. nebst Ers. Batl. und 20. J. sowie I/35. I. bei Ostnieukerke – 21. Anwesend 13 Batl. inkl. 35. R. bei Paschendaele. Ferner 9. R. D. bis 12. hier 700. Westlich Langemark bis Bixschoote 46. R. D. 3050 inkl. 9. L. St. P. Komp. (135 Art., 1000 von 215. R. Osnabrück, 214., 216. fochten – 26). Bixschoote bis Merkem 45. R. D. 1870 (39 Art., 1205 von 211. Stargard – 17.). Dazu bei Bixschoote 12., I/II/8. R. hier 930 – 16. Ferner 9. R. D. hier rund 1000 – 25. inkl. reitende Abt. 6. Art. Summa der 9. R. D. 1700 (des 3. R. K. an drei verschiedenen Punkten 3450, des 23. R. K. 4900), 5. P. verloren 161, 6. R. 975 an zwei Punkten. Bei Merkem und Dreisbank 205., 207. R., 16. R. Jg. nur 365. In Reserve 25., 29., 161. Rheinische nur 350. Total der Nordgruppe 10 750.

Yserfront vor Nieuport: Marine 500, neu L. W. Rgt. Weber und Rosen, nebst 77., 78. L. W. 455. Bei Schorbeke 12. Ers. 20., 48., III/8. R. nebst 7. R. F. Art. bei Middelkerke 700. Dixmuiden: 43. R. D. 1250 (201. R. 780 – 16., 204. nur 50). Dazu 208. R. 1060 – 14., 44. R. Art. 14. Dazu 14. Ers. Batl. nur 27, dagegen 52. R., 3. R. Jg. – 16. nebst II/35. I. »an der Yser« 1465, nebst Teilen 24. P. (97), 25. P. (75). Also noch 12 Batl. Beselers an der Yser. Total bei Dixmuiden rund 4000, ganze Yserfront 5650. Summa der ganzen Flandernschlacht 58 300, Monatsverlust der Heeresfront 98 200.

Vierzehn Regimenter verloren bei Ypern 33 bis 66 Prozent, im ganzen aber die stürmende Infanterie schwerlich mehr als 15 Prozent, nicht allzuviel für einen ganzen Monat erbitterten Ringens, denn unsere Tabelle zeigt ja durch bestimmte Zeitdaten, daß die Schlacht nicht am 14. endete, sondern bis Monatsende weiterging. Diese Statistik ist beschämend für Londoner Redaktionsstuben, die sich gegenseitig aus Kopenhagen telefonierten, sich manchmal drollig widersprechend, wobei auch Additionsfehler als geistige Lähmung auftraten. Die 50 Prozent Verluste, die ihre hoffnungsreichen Phantasie allemal für uns voraussetzte, sind wertvolles Eingeständnis, nämlich aus eigener bitterer Erfahrung gepflückt.

Ententemären über schauriges deutsches Wassergrab an der Yser verbreiteten Unruhe in der belgischen Bevölkerung, was Unsicherheit im Rücken schuf, zwar überfielen nicht länger wallonische Freischützen die Sanitätskolonnen, um ihr Mütchen zu kühlen, durch schwere Vergeltung gewitzigt. Doch die ursprünglich deutschfreundlichen Vlamen reizte jetzt auch die notgedrungene teilweise Einäscherung von Termonde. Generalgouvernement Brüssel, jetzt vom ehrwürdigen Goltz, später vom schneidigen Bissing geleitet, besaß meist nur Landsturm, um Ordnung zu schaffen. Ausgedehnte Spionage half der alliierten Artillerie, deutsche Stellungen ausfindig zu machen, so wie im September auffallend genaues Schießen belgischer Geschütze durch Signale mit einem Schloßuhrzeiger bei Elewith gelenkt wurde. Im November brauchten wir die Yser nicht mehr stark zu besetzen, doch erfolgte Heranziehen Beselers und Falkenhayns ins Yperngebiet nicht entfernt so stark wie G. St. Schr. annimmt, die auch nichts von Yserfront-Einrücken zwei funkelnagelneuer L. W. Ers. Regimenter weiß. Daß man dem Frieden nicht traute, zeigt Entsendung der Garde Kav. D. zur Yser, wo überhaupt jetzt inkl. Marine noch 64 Batl. blieben. Das war wohl des Guten zu viel, denn die Belgier ließen sich durch Erhitzung von Ersaufungsmärchen aus ihrer Lethargie kaum aufpeitschen; allerdings scheinen jetzt neue Turko- und Territorialbrig. sie verstärkt zu haben. Wieviel Franzosen neu zuströmten, läßt sich nicht genau ermitteln. 31. K. wohl Verwechselung mit 31. D. Nach Joffres Aussage versendete er am 18. Oktober und November ununterbrochen Divisionen, leerte seinen Köcher unter Zerreißen aller Armeeverbände. French schickte anscheinend eine Div. »Spezialreserve«, zwei indische Brigaden, neue Teile 3 K., zu Allenby stieß. 9. fr. K. D. Erst im Dezember (nicht November) führte Mitry seine Geschwader zur Yser ab, wo er den Oberbefehl bekam. Mehr als eine volle Div. Poultenay darf man wohl bei Wytschaete nicht annehmen, da er bei Woulverghem und Sailly genug mit den Sachsen zu tun hatte, zwischen 3. und 8. kam das 22. Fr. K., eine Div. 16 K. bei Woumerzele ablösend, die im Vorbeizug den Bayern die Stirn zeigte, dann aber eiligst nach Zillebeke weiterzog. Im Norden schloß 42. D. mit dem jetzt vereinten 32. K. zusammen; 9. K. jetzt einheitlich bei Zonnebeke, möglichenfalls 20 K. bei Langemark.

Statt das Augenmerk auf Süden zu richten, wollte Foch der Einschnürung im Norden begegnen, man kam ihm deutscherseits bereitwillig entgegen, Himmel und Hölle in Bewegung setzend, um den Kanal ostwärts zu überschreiten. Man hätte aber dort und vor dem bastionartig aus der Nordwestfront vorspringenden Langemark richtiger den Flügel versagen und auch im Zentrum sich auf Abwehr bescheiden sollen, um nun mit ganzer Wucht im Süden aufzutreten. Auf lokale Vorteile versessen, verzichtete man selbst dann nicht auf Kanalumgehung über Merkem, als der Feind dazu schritt, auch dort die Landschaft unter Wasser zu setzen. Diese künstliche Wasserscheide schirmte vielmehr unsere Achillesferse nach Belgien, ein kläglicheres Zeugnis verzagter Schwäche gab noch keine Kriegführung zum Besten. Und umgekehrt das starre Festklammern an Ypern! Nur sich nicht geschlagen bekennen, ob auch das Heer darüber kaputt geht! Man fühlt sich in die alte Zeit versetzt, wo man sich um einen Fleck Erde schlug, weil »Ehre auf dem Spiele stand«. Hier paßt Soults naiv witziger Ausruf nach Albuera: »Die Engländer sind schlechte Soldaten, ich umging ihre Flügel, durchbrach ihr Zentrum, dennoch blieben sie stehen, als wäre nichts geschehen«. Eine düstere Bulldoggenart steckt in diesem Starrsinn: verbiß man sich, läßt man nicht wieder los, eher sterben. Und gestorben wurde unmäßig. Schon Mitte November beichtete die Londoner Presse, French habe bisher bei Ypern 50 000 verloren. Inder kamen in den Listen selten vor; Abschätzung »5500« für sie ist viel zu gering. Später hieß es, die Verbündeten verloren durchschnittlich 50 Prozent. Divisionen die Hälfte, drei Viertel, fünf Sechstel. Da die Franzosen gemäß ihrer Stärkezahl das 3- bis 4fache einbüßten, so betrug der alliierte Gesamtverlust in Flandern im Oktober und November anscheinend 200 000, dazu 40 000 Belgier gegenüber 85 000 deutschen Kriegsbeschädigten.

French sprach von seinen Stellungen südlich der Meninchaussee, als er schon keine mehr hatte, im Süden sei »wenig« gekämpft worden! Wieso? Weil er dort nichts tröstliches zu berichten hatte. Er gefiel sich im Wahn, »die Garde« sei dort gemetzelt worden, er spürte noch im Dezember ihr Fortleben, wobei diesmal Rgt. Augusta gehörig ins Zeug ging. Die künstliche Überschwemmung zwischen Ypern und Ypernkanal benahm beiderseitigen Angriffen dort jede Nachhaltigkeit, deckte ebenso die deutsche als verbündete Flanke. 22. R. K. wurde später für die Ypernkanal-Nordfront ganz verwertet, zwecklos genug, während die Bayern im Süden sich selbst überlassen blieben. Dort schlang sich immer noch eine Kette mächtiger Batterien vom Kemmel bis Poperinghe, die einem zu siegesgewissen Angreifer wohl Achtung einflößen mochten. Aus diesmal wenig übertriebener Ententeschätzung »100 0O0«, des deutschen Flandernverlusts bis 1. Dezember sprach gleichwohl schlechtes Gewissen, indem man den eigenen viel größeren Verlust nicht eingestand. Bald wagte sich aber sogar an französischer Seite die Schätzung vor »80 000 Engländer, 75 000 Franzosen, 60 000 Belgier«. Offenbar hierbei die Franzosen viel zu niedrig, die Belgier viel zu hoch gerechnet, obschon deren 1., 3. D. zu bestehen aufhörten und sie behaupteten an zwei Novembertagen 10 000 »Tote« verloren zu haben. Jedenfalls wird hiermit unser eigener Verlustsatz für die Alliierten bestätigt und zwar »seit 22. Oktober«, womit ganz in unserem Sinne der wahre Schlachtbeginn fixiert wird. Der englische Verlust wird dabei wohl etwas zu hoch taxiert, jedenfalls durfte man mit Umwandlung eines Friderizionischen Wortes sagen: »Bei Ypern fielen die Säulen der Englischen Infantrie«. Mehr als das, French gestand später, daß im ersten Halbjahr die ganze alte Home-Army mit Mann und Maus unterging, wobei natürlich auch alle übrigen Kämpfe inbegriffen.


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