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DIE WELLE

Unablässig spricht die Welle,
wenn dem Erdenschoß entrungen
sie in rieselndem Gefälle
wandert nach den Niederungen:
»Heimatgrund voll Seligkeiten,
Wälder hoch wie Säulenhallen,
ach, mich drängt's, die dämmerweiten
Zukunftsländer zu durchwallen!
Unabsehbar sind die Fernen,
die begierig nach mir fassen,
und ich muss zu neuen Sternen
und ich muss mich treiben lassen,
bis nach dem bewegten Leben
der Gedanken, Wünsche,
Taten sanfte Hände mich erheben,
dass ich falle auf die Saaten,
dass vom Himmel hingeregnet
ich im Tropfensturz vergehe
und mit Ewigkeit gesegnet
einst als Welle auferstehe.«

Unablässig spricht die Welle
und ich lausche dem Geflüster,
das wie Glanz von Morgenhelle
sickert durch das Tannendüster.
Sinn und Wesenheit des Lebens
steigen wie aus Nebelschleiern:
»Nichts verloren! Nichts vergebens
auf dem Wege zum Erneuern.
Viele sanfte Hände heben
das Geschaffne aus dem Gleiten
und das unscheinbarste Streben
wirkt in die Unendlichkeiten.
Einerlei, auf welchen Wegen
wir das Irdische durchwallen:
wenn wir nur als Sommerregen
auf der Menschheit Saaten fallen.«


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