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SONNENHYMNUS DER ERDE

Grau noch das All,
grau der schattende Morgen,
ohne Leben die Welt,
blutlos, lichtleer, erstarrt.
Aber am Himmel ein Streif rötlichen Schimmers,
Flocken, gestreut von unsichtbarer Hand,
und jetzt ein Kranz blühender Rosen im Grau.
Wolken gleich goldenen Dünen
umstehn den Horizont erwartungsvoll,
die weite Schöpfung hält den Atem an,
die goldnen Dünen fließen,
zerschmelzen jäh in feuerfarbne Flut --
und jetzt, o jubelt auf,
ihr nachtgebundnen Stimmen der Geschaffnen,
heb deine Schwinge, Freude, auf zum Flug:
Am dunklen Zackenrand des Horizonts
der Sonnenmutter erstgeborner Strahl.
Und dann sie selbst. Die glutgefüllte Schale
tritt Segen spendend aus dem halben Licht,
ein goldner Lotos auf dem Purpurmeere,
mit jedem Augenblick sich mehr entfaltend;
und jetzt, das stolze Angesicht enthüllt,
sprengt sie aufs düstre Land mit Liebesblicken
die heil'gen Tropfen rosenfarbnen Weins.
Das Dunkel weicht zurück in seine Gruft.
Geschöpfe, auf und jauchzt! Das Leben ruft!


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