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DIE LERCHEN

Die Ferne schlägt ihr blaues Auge auf,
an dessen Wimper seidne Wölkchen zittern.
Hinter des Bodennebels grauen Gittern
erglüht und leuchtet eines Kirchturms Knauf.
Die Felder liegen tief im Schweigen,
tauüberfunkelt ruht das Tal;
doch jubilierende Lerchen steigen allüberall.
Sie durchschneiden den Äther in flachem Kreise
und schrauben sich hoch hinauf ins Blau
und ihre himmeljauchzende Weise
träufelt herab, erst laut, dann leise
auf die schlafenden Felder, das Tal, den Tau:
»Pflügerinnen sind wir der blauesten Triften,
wie sie die mütterliche Erde nicht kennt;
unsere Töne gehören den wehenden Lüften,
dem Morgen, der Sonne, dem schimmernden Firmament.
Unscheinbar unser Kleid, grau das Gefieder,
aber selig unter den Kindern der Welt
sehen wir, wie der Tag unsere silbernen Lieder
in den strahlendurchfluteten Händen hält.
Pflügerinnen sind wir, die niemals ernten:
Lied unser Saatkorn, das in die Furchen gestreut,
Sehnsucht nach den großen und ewig entfernten
Gipfeln des Lebens erweckt und immer erneut.«


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