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Vorwort.

Die erste Anlage zu dem vorliegenden Buche hatte den Stoff zu einem Vortrage abgegeben, welchen ich in der Berliner Gesellschaft für Natur- und Heilkunde im März 1892 hielt. Der für die fertiggestellte Abhandlung gewählte Titel möge aber nicht in dem Leser die Erwartung hervorrufen, dass ihm hier etwas geboten werden solle, was den überreichen Stoff vollkommen erschöpft. Bei der Zersplitterung des Materiales, das in Sitzungsberichten, in Zeitschriften und in Reisebeschreibungen der gesammten civilisirten Welt sich findet, ist es selbstverständlich eine Unmöglichkeit, allen einschlägigen Angaben nachspüren zu können. Es ist auch nicht in allen Fällen möglich gewesen, auf die Originalveröffentlichungen zurückzugehen, da sie in vielen Fällen nicht zu erlangen waren; und namentlich von den Indianer-Stämmen des westlichen Amerika ist Vieles nach den ausführlichen und ausgezeichneten Citaten von Hubert Howe Bancroft gegeben worden. Soweit es aber irgend auszuführen war, bin ich stets auf die ursprünglichen Quellen zurückgegangen.

Es unterliegt für mich gar keinem Zweifel, dass manches Reisewerk etc. von mir übersehen sein wird, in welchem sich vielleicht die eine oder die andere recht brauchbare Angabe über unseren Gegenstand befinden mag. Besonders wird dieses bei der Literatur vergangener Jahrhunderte der Fall gewesen sein. Der zur Zeit verarbeitete Stoff erstreckt sich aber schon über die ganze bewohnte Erde, und er dürfte wohl schon hinreichend sein, um nichts Wesentliches von den Anschauungen der Naturvölker auf medicinischem Gebiete übergangen zu haben.

Es liegt nicht in der Absicht dieser Schrift, die Krankheitsarten zu besprechen, welchen die Naturvölker unterworfen sind, und wie dieselben bei ihnen verlaufen. Solche Untersuchungen gehören in die Werke über medicinische Geographie. Hier soll wesentlich nur erörtert werden, was für medicinische Anschauungen unter niederen Culturverhältnissen herrschen und was für Mittel und Wege die Naturvölker benutzen, um sich mit den Krankheiten abzufinden.

Eine erhebliche Förderung meiner Bestrebungen gewährte mir die freundliche Erlaubniss des Herrn Geheimen Regierungsraths Professor Dr. Adolf Bastian, die Schätze des königlichen Museums für Völkerkunde in Berlin für meine Zwecke benutzen zu dürfen. Ich spreche ihm meinen besten Dank dafür aus, sowie auch seinen Assistenten, den Herren Professoren Grünwedel und Grube und den Herren Doctoren von Luschan, Müller und Seler.

Auch dem Herrn Custos Franz Heger vom k. k. Naturhistorischen Hofmuseum in Wien, sowie dem Herrn Naturalienhändler Umlauff in Hamburg bin ich zu grossem Danke verpflichtet, dem Letzteren, dass er es mir freundlichst gestattete, interessante ethnographische Gegenstände seines Besitzes photographisch aufzunehmen, wobei mir Herr Capitän Adrian Jacobsen in liebenswürdigster Weise behülflich war.

Einen ganz besonderen Dank habe ich noch Fräulein Julie Schlemm auszusprechen, deren kunstgeübte Hand mir unermüdlich geholfen hat, das in Betracht kommende Material in Malereien und Zeichnungen festzulegen, so dass es mir neben meinen photographischen Aufnahmen stets bei der Arbeit zur bequemen Verfügung stand.

Eine grosse Anzahl der benutzten Veröffentlichungen ist in englischer, holländischer oder italienischer Sprache geschrieben. Da dieselben nicht Jeglichem geläufig sein mögen, so habe ich zur grösseren Bequemlichkeit der Leser die zahlreichen Citate aus ausländischen Schriften durchgängig in deutscher Übersetzung gegeben, auch der besseren Gleichmässigkeit wegen die in französischer Sprache veröffentlichten. Um endlose Wiederholungen zu vermeiden und den Text nicht unnütz schwerfällig zu machen, sind ihm die Namen der benutzten Autoren für gewöhnlich nicht eingefügt. Im Anhang III aber kann man leicht bei dem Namen des betreffenden Volkes auch denjenigen des Berichterstatters finden, so dass keinem der Autoren sein Recht geschmälert werden soll. Im Anhang II sind ihre Schriften in alphabetischer Ordnung aufgeführt.

Der bildlichen Ausstattung des Buches ist eine ganz besondere Sorgfalt gewidmet, und viele der ethnographischen Gegenstände werden hier zum ersten Mal in der Abbildung vorgeführt. Dem entsprechend ist auch die Figurenerklärung mit grosser Genauigkeit ausgearbeitet. Einzelne von den Illustrationen sind aber auch anderen Veröffentlichungen entnommen. Selbstverständlich findet sich dann stets die Ursprungsstelle ausführlich bemerkt.

Die Durchmusterung und die Ordnung und die monographische Verarbeitung der weit zerstreuten Einzelangaben, wie das vorliegende Buch sie bietet, bildet ein vollkommen neues und bisher noch unverwerthetes Capitel aus dem grossen Bereiche der Geschichte der Medicin, welches zwischen der Geschichte der medicinischen Wissenschaften und der Geschichte der Volksmedicin das vermittelnde Zwischenglied bildet. Als ein erster Einen ersten Vorstoss bildet die kleine Schrift von A. Bouchinet: Les Etats primitifs de La Médecine. 88 Seiten. 8º. Paris 1891. Dieselbe ist mir erst nach Drucklegung dieses Buches bekannt geworden. Schritt auf diesem bisher noch unbebauten Gebiete muss dieser Abhandlung noch Vieles an Vollständigkeit und sicherer Abrundung fehlen. Möge sie trotz dieser Mängel dem Leser eine willkommene Gabe sein.

Berlin, 21. Juli 1893.
Dr. Max Bartels.


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