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Der Schah von Persien

Bei der Etüde von Czerny, die Frau Österreicher der Generalin Winkler-Hohenbruck anläßlich ihres ersten Besuches in der Lindengasse seelenlos geläufig vorspielte, blieb es nicht. Durch ein Kopfnicken des illustren Gastes ermutigt, ließ sie noch zwei Stücke folgen: ein Salonfeuerwerk von Liszt, ihrem Abgott, und einen Walzer von Moszkowski, die verwegenste Neuheit in ihrer ganzen Sammlung, mit dem sie als Braut das Herz ihrer Schwiegermutter erobert hatte. Dann hielt sie hochaufatmend inne, ließ die wurstförmigen kurzen Arme herabhängen, schraubte den halslosen, großen Kopf, den die Haareinlage noch größer machte – Frau von Österreicher trug das Haar noch immer wie als Mädchen –, in die Luft und wartete mit einem zugleich stolz und flehend nach oben gerichteten Blick auf den Beifall.

Die geborene Hohenbruck applaudierte Künstlern grundsätzlich nicht; im Gegensatz zur Fürstin Albertine, die sich in jedem Konzert ein Paar weißer Glacéhandschuhe zerriß, hielt sie dafür, daß die Tatsache ihrer Anwesenheit höchste Anerkennung bedeute, wozu also auch noch klatschen. Doch machte sie diesmal eine halbe Ausnahme, weil Frau Österreicher nur eine Dilettantin und weil sie zudem mit ihr allein war. Also applaudierte sie zwar nicht, aber sie schlug doch mehrmals mit dem aufgeklappten Lorgnon, das sie in der Rechten hielt, auf die gespannte Innenfläche des stark nach Benzin duftenden linken Handschuhes, hierdurch ihre besondere Zufriedenheit zu erkennen gebend, und sie unterstrich diese noch durch die mündlich hinzugefügte Bemerkung: »Ich mache Ihnen mein Kompliment, meine gute Frau von Österreicher. Sie spielen wirklich bewundernswert geläufig.« Wobei sie, wie alle Hohenbrucks, die aus Böhmen stammen, »béhwundernswert« und »géhläufig« aussprach.

Einmal angeknüpft, spann die Beziehung zwischen den Häusern Winkler und Österreicher sich folgerichtig weiter. Schon beim nächsten Kirchenbesuch, in dessen Verlauf Frau Karoline die Hohenbruck ebenso brünstig unverwandt wie diese das Allerheiligste anstarrte, erwähnte die Generalin, daß sie für die kaiserliche Familie sammle; ob Frau von Österreicher sich an der Kollekte mit dem vorgeschriebenen kleinen Betrag zu beteiligen wünsche. Es war in der Tat ein winzig geringfügiges Geldopfer, das dem sparsamen Ehepaar zugemutet wurde; doch war seine Darbringung an die Bedingung geknüpft, daß derjenige, der seinen Namen in die aufgelegte Liste eintrug – man durfte sich eintragen –, zugleich vier weitere Persönlichkeiten nannte, die dazu erbötig waren. Offenbar wollte man nicht so sehr Geld aufbringen, als einen Überblick über die Partei gewinnen.

Frau Karoline Österreicher nannte nicht vier, sondern zehn zuverlässige Personen, darunter auch ihre ehrgeizige Schwägerin, Frau Daisy Hanfstängl, die ihrerseits zwanzig nannte. Hierauf wurde zwar nicht diese, wohl aber sie selbst mit ihrem Gatten zum Tee in die Kölblgasse eingeladen.

Bei diesem Tee-Empfang lernte das strebsame Ehepaar Österreicher unter anderen betitelten Leuten auch den sonnigen Generaldirektor der »Devabank«, Herrn Frank-Luschmann, kennen, der, als ein weltläufiger Mann, bereits am nächsten Tag in der Lindengasse Karten abwarf. Der Rittmeister erwiderte, wie es sich gehört; und zwei Wochen später erhielt er eine gedruckte Einladung zu dem Propagandasouper, das zu veranstalten der Verwaltungsrat der »Devabank« in seiner letzten Sitzung mit allen gegen eine Stimme beschlossen hatte.

Die eine Stimme war die des Generals Winkler.

 

Dieses Propagandaessen verfolgte einen doppelten Zweck. Erstlich sollte es den »christlichen Mittelstand« auf das Vorhandensein der »Devabank« nachdrücklich aufmerksam machen, mit anderen Worten, dieser neue Bareinlagen zuführen, deren sie dringend benötigte. Denn, in Nostrospekulationen und willkürliche Kapitalserhöhungen bereits tief verstrickt, mußte sie alles daransetzen, den Geldstand zu erhöhen, was Herr Frank-Luschmann dadurch zu erzwingen suchte, daß er noch höhere Zinsen bezahlte, als sie den wucherischen Gepflogenheiten des Zeitalters entsprachen. Der andere Zweck der festlichen Zusammenkunft war ein vergleichsweise moralischer; sie sollte das Zusammengehörigkeitsgefühl im Direktionsrat stärken, das unter dem Eindruck gewisser kostspieliger Willkürlichkeiten des selbstherrlichen Generaldirektors in jüngster Zeit bedenklich zu wanken begann. Die alten Kämpen der Monarchie, die Frank-Luschmann um den grünen Tisch des üppig eingerichteten, mahagoniroten Sitzungszimmers ein- bis zweimal im Monat zu scharen pflegte, schüttelten mehr als bedenklich die Köpfe, wenn ihnen über die immer offen stehenden Zigarrenkistchen hinweg vom Vorsitzenden mit lächelnder Bestimmtheit mitgeteilt wurde, er hätte einen Teil des Effektendepots der Bank verpfändet oder das Aktienkapital neuerlich »aufgewertet«. Diente diese Aufwertung immerhin mehr Verschönerungszwecken, so strömten doch durch die Weiterverpfändung der anvertrauten Aktienpakete, zumal im Anfang, der Bank beträchtliche Mittel zu, die Frank-Luschmann teils für sich selbst – er war immer im Vorschuß –, teils für die Finanzierung zweifelhafter Geschäfte verwendete, an denen die gefügigen Vorstandsmitglieder nach Maßgabe ihrer Gefügigkeit beteiligt wurden. Überhaupt war das Geschäftsprinzip des Herrn Frank-Luschmann das altbewährte »Leben und leben lassen«. Auch die Zigarrenschachteln waren am Schluß der Sitzung regelmäßig leer.

Um diese Zeit gewöhnte sich General Winkler das Rauchen ab. Er brachte dadurch auf geziemende Weise die oppositionelle Gesinnung gegen die Geschäftsführung des Vorsitzenden zum Ausdruck, mit der er, ohne ihr im einzelnen folgen zu können, im ganzen immer weniger einverstanden war. Frank-Luschmann gab sich hierüber keiner Täuschung hin; und wenn er, während einer Sitzung, im Rauch der Gratiszigarren, der pulverdampfartig die Gesichter der Aufsichtsräte verhüllte, die Augen des Generals starr und kalt auf seine Brust gerichtet sah, blieb dem mundfertigen Schwadroneur oft genug das Wort im Halse stecken. Zwischen den beiden Männern entwickelte sich eine Art stummer Feindschaft, die auch dadurch zum Ausdruck kam, daß Winkler seit Neujahr seinen Platz im Konferenzzimmer immer ganz nahe der Türe, am anderen Ende des von Herrn Frank-Luschmann beherrschten Tisches wählte, so zwar, daß er, nach Schluß der Sitzung, sich jeweils als der erste empfehlen konnte. Man sah ihm deutlich an, daß er, mit der Geschäftsgebarung der »Devabank« keineswegs einverstanden, nur auf eine Gelegenheit wartete, um »Kehrt euch!« zu machen.

Trotzdem nahm er an dem Propagandaessen teil. Er tat es, um nicht fahnenflüchtig zu werden und vielleicht auch aus einer kleinen Schwäche, die er sich selbst nicht eingestand. Frank-Luschmann nämlich, der seine Leute kannte, hatte die Losung ausgegeben, daß bei dem festlichen Bankschmaus – er fand im feinsten Wiener Hotel statt – jeder Gast mit allen seinen Orden zu erscheinen habe. »Damit sich die Sozi giften!« sagte er in seiner heiteren Weise und lachte übermütig und sonor.

General Winkler war in seiner schwachbeheizten Vorstadtwohnung gewiß nicht übermütig. Dennoch konnte auch er der Versuchung nicht widerstehen, den »Leopoldsorden« wieder einmal an seine entfärbte Zivilistenbrust zu heften. Er kramte das Ehrenzeichen hervor, das in einem Zigarrenkistchen in einer Seitenlade des Schreibtisches seines verewigten Bruders verwahrt lag. Dabei fiel ihm ein kleines, eirundes Bildnis in die Hände.

Es stellte einen älteren, bärtigen Herrn mit schlaffen, geblähten Gesichtszügen und schläfrigen Fettaugen dar, der eine blumentopfartige Kopfbedeckung trug. Das Rähmchen war mit Brillanten besetzt; sie waren nicht groß, aber zahlreich.

Der General erinnerte sich des Besuches, den der Schah von Persien vor bald zwanzig Jahren in Schönbrunn gemacht, bei welcher Gelegenheit sein Bruder für die Bequartierung des hohen Herrn zu sorgen hatte … Lang hielt er das verblaßte Lichtbild in seiner vor Kälte blauen Hand, betrachtete den Namenszug, betrachtete den glitzernden Rahmen und legte es schließlich mit einem Seufzer wieder in das Kistchen. Dieses aber schloß er in der mittleren Schreibtischlade ein, wo er seine Banksachen verwahrte – so, als wünschte er es näher bei der Hand zu haben.

 

Dem Propagandaessen saß Prinz Waldperg vor. Zu seiner Rechten hatte der Pater Pankraz seinen Platz, dessen Vermittlung die »Devabank« die hohe Einlage der Erzherzogin zu danken hatte, zur Linken des Prinzen thronte der allmächtige Generaldirektor. Die übrigen Funktionäre der Bank waren nach Würdigkeit und Gefügigkeit gereiht. General Winkler saß ganz unten, zwischen Weidenau und Rittmeister Österreicher, der, in Ermanglung eines höheren Ordens, die Kaiser-Jubiläums-Medaille angelegt hatte. Sichtlich geehrt, bemühte er sich, den General zu unterhalten, der, von der Nachbarschaft des Drückebergers und Maulhelden keineswegs entzückt, ihm nur halbe und ungnädige Antworten gab. Winkler wußte nicht, daß er damit nur den Berechnungen und schlauen Absichten des gefinkelten Generaldirektors diente, der gerade durch die stadtbekannte Rauhbeinigkeit des Generals das Vertrauen des Herrn von Österreicher in die »Devabank« zu stärken hoffte. Das aber war notwendig; denn, wie Frank-Luschmann, der die Augen offen hielt, von Mira wußte, hatten die Österreicherischen soeben das Hofdamenhaus an ihre Schwägersleute verkauft und wußten nun wahrscheinlich nicht, wohin mit dem vielen Gelde. Frank-Luschmann wußte es.

Er stand auf und schlug beherzt ans Glas. Breitschultrig, männlich anmutig, stand er da in seiner behaglichen Leibesfülle, die das Frackhemd straffte, die weiße Weste spannte, und meisterte, Redeblumen flechtend, das Wort, wie er alles im Leben meisterte. »Wenn ich«, sagte er, »um mich blicke in dieser hochansehnlichen Versammlung und den Glanz der Orden auf mich wirken lasse, der mir von allen Seiten entgegenfunkelt, so ist mir, als sähe ich, nach langer trüber Zeit, zum erstenmal wieder den gestirnten Himmel. Noch ist es Nacht, aber bald wird die Sonne, im Osten aufsteigend (eine Anspielung auf das Nachbarland), ihren belebenden Glanz …« So ging es weiter, immer in der gleichen blümeranten Weise. Frank-Luschmann begrüßte die Anwesenden, dankte den Erschienenen; er umschrieb die Mission der Bank; und zum Schlusse, da er auf geschäftliche Erfolge nicht hinweisen konnte, verhieß er mit einer bezaubernden Wendung die Wiederkehr der Monarchie.

Begeisterter Beifall folgte den beredten Ausführungen. Der Prinz stieß als der erste, sich halb erhebend, mit seinem Generaldirektor an, und auch der geistliche Herr stand auf, kam mit dem gefüllten Weinglas an ihn heran und sagte, den Zeigefinger seiner Linken zum Himmel emporgestreckt, mit gesenktem Kinn und aufwärtsgerolltem Auge: bene dixisti! – was Herr Frank-Luschmann zwar nicht verstand, aber worin er, nicht ohne Grund, ein Kompliment erblickte.

Weidenau, der, wie immer in Herrengesellschaft, nichts mit sich anzufangen wußte, machte Beobachtungen. Er schaute den General von der Seite an, der inmitten des allgemeinen Trinkspruchjubels hartnäckig sitzenblieb und das unberührte Weinglas anstarrte. Was ging mit dem Alten vor? Hielt er sich innerlich an das Wort seines ehemaligen Korpskommandanten, der, kaisertreu, aber nicht gerade auf Kommando, einmal unbedacht geäußert hatte: »Die Volkshymne sing' ich am liebsten allein!« – und deshalb pensioniert worden war? Oder verleideten ihm die Parteigänger die Partei? Oder wußte er etwas mehr als die andern von der Geschäftsführung der Bank? Es machte fast den Eindruck. Denn als der Rittmeister Österreicher sich gleich darauf, angeregt von der schönen Rede und einigen Gläsern Wein, mit der sachlichen Frage an Winkler wendete, wieviel Prozente die Bank für ausgeliehene Taggelder zahle, sagte der General ziemlich unwirsch: »Zweiundzwanzig«, obwohl, wie er als Verwaltungsrat wissen mußte, bereits fünfundzwanzig gezahlt wurden. Offenbar wollte er nicht daran schuld sein, daß der Rittmeister den Kaufschilling des Hofdamenhauses der »Devabank« anvertraute.

Indessen war dieser nicht mehr zu halten. Von jener plötzlichen Urteilslähmung ergriffen, wie sie in Geld- und Liebessachen gerade die Vorsichtigen zeitweise befällt und zum Abgrund reißt, hatte Herr von Österreicher bereits beschlossen, die Hälfte des Kaufschillings, das war ein Betrag von beinahe 20 000 Schweizer Franken, der »Devabank« zur Verwaltung zu übergeben. In dieser Absicht verfügte er sich am Tage nach dem Propagandasouper in die klubmäßig eingerichteten Räume der Bank, fragte den hochherrschaftlich auf und ab wandelnden, gemessen Auskunft gebenden Portier nach dem General und ließ sich, nachdem er erfahren hatte, daß sich Seine Exzellenz soeben in der Buchhaltung aufhielte, zunächst bei Winkler melden.

Seine Exzellenz nahm die Mitteilung des Herrn von Österreicher, er wünsche eine größere Einlage zu machen, mit einer Miene zu Kenntnis, als handle es sich um ein unsauberes, seiner Ehre abträgliches Anerbieten. »Damit hab' ich nichts zu tun«, sagte er kurz und grob und führte ihn zum Generaldirektor. Nachdem er diesem in Gegenwart des Rittmeisters mit drohender Miene gesagt hatte, worum es sich handle, ließ er die beiden allein und begab sich in die Buchhaltung zurück, wo er dann noch über eine Stunde blieb. Man hörte ihn durch die Türe schreiend sprechen und Worte wie »unverantwortlich« und »skandalös« gebrauchen. Die Bankjünglinge, die in der anstoßenden Korrespondenzabteilung zigarettenrauchend beisammensaßen, spitzten neugierig die Ohren. Doch verstand man die andere Stimme, die bedeutend leiser sprach, nicht recht; und erst als der General zorngeröteten Gesichts die Buchhaltung verließ, hörte man den ihn hinausbegleitenden Oberbuchhalter im Vorzimmer etwas von »Berufsgeheimnis« und »Schweigepflicht« reden. Worauf Seine Exzellenz nicht mehr als »Habe die Ehre!«, das aber sehr laut, erwiderte.

Am Nachmittag zwischen vier und fünf wollte Herr von Österreicher das Geld erlegen. Eine halbe Stunde vorher rief der General bei ihm an, doch war der Rittmeister bereits im Kaffeehaus, bei seiner täglichen Karambolpartie. »Ob es etwas Wichtiges wäre?« fragte, an seiner Statt, Frau Karoline, die, wie zu allem im Leben, auch zu der Telefonmuschel nicht ganz hinaufreichte. »Nein – Ja –« stotterte der General und brach das Gespräch gleich darauf ab. Nie im Leben hatte irgend jemand den geübten Befehlshaber »Nein – Ja« sagen gehört. Frau Karoline war die einzige.

Eine Stunde später trat Winkler in das Büro des Generaldirektors. »Die Bank ist passiv!« sagte er, ohne weitere Einleitung.

Der Generaldirektor wies ihm mit ironischer Gebärde einen Platz an. »Eben war der Rittmeister Österreicher da. – Wir sind aktiv!« sagte er, die Brust wölbend.

»Das bestreit' ich!« erwiderte der General. »Und außerdem haben Sie gewußt, daß wir passiv sind. – Sie waren daher nicht berechtigt, Einlagen noch in Empfang zu nehmen.«

»Das ist meine Sache, Herr General!« bemerkte Herr Frank-Luschmann, der bei diesem Anlaß zum erstenmal den General einfach einen General nannte. Er erhob sich hinter seinem Schreibtisch, der ein napoleonisches Format hatte; General Winkler richtete sich gleichfalls auf; und ein paar Atemzüge lang schauten die beiden Männer einander in die Augen.

»Gut«, sagte der General schließlich. »Bitte! – Aber dann nehmen Sie gefälligst zur Kenntnis, daß ich meinen sofortigen Austritt aus dem Verwaltungsrat anmelde.«

»Ein sofortiger Austritt aus dem Verwaltungsrat ist nicht üblich«, versetzte der Generaldirektor eisig. »Ich könnte Ihnen einen solchen nur gegen Rückerstattung der bereits bezogenen Verwaltungsratstantiemen gewähren. Die Bank bezahlt ihre Feinde nicht.«

Er sagte in der Tat »gewähren« und »Feinde«. Er hatte Mut; übrigens wußte er, daß der General arm war.

Dieser riß sich zusammen. »Ihr Wunsch, Herr Generaldirektor, begegnet dem meinen«, sagte er und ging, ohne zu grüßen.

Tags darauf, um neun Uhr früh, stand er an der Spitze einer kleinen Heerschar bettelhaft aussehender Frontkämpfer des Elends im Versatzamt und reichte dem diensthabenden Beamten den in Seidenpapier eingeschlagenen Schah von Persien durchs Gitter. Der Beamte klemmte die Lupe ein, untersuchte die Steine des Rahmens, löste mit geübter Hand das völlig wertlos gewordene Bild heraus, gab es dem aufrecht wartenden alten Mann mit einem verstehenden Blick zurück und überließ den Rahmen zur weiteren Behandlung seinem Untergebenen.

»Silberrahmen mit 32 Brillanten. Schätzwert …«, sagte er und schrieb die Ziffer auf ein Streifchen Papier.

Sie war nicht hoch, aber hoch genug, um dem General den sofortigen Austritt aus der Bank zu ermöglichen. Er ging mit reinen, wenn auch leeren Händen nach Hause.


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