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Der Gallier erfaßte Hephästion an einem Fuße (S. 146).

XVI.
Der Sturm auf den Baalstempel

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Im gleichen Augenblick fingen alle Glocken Babylons auf einmal an zu läuten und erfüllten die Luft mit einem gewaltigen, tiefen, Trauer und Krieg verkündenden Getöse; es glich demjenigen, das die Götter hätten hervorbringen können, wenn sie hätten die Menschen zum Kampfe rufen oder das Fest des Todes feiern wollen.

Die Athener nun, welche alles zu wissen und gesehen zu haben glauben (in der That, nichts entgeht ihnen, was an den Ufern des großen Mittelländischen Meeres sich ereignet) werden vielleicht fragen, was es denn mit den Glocken von Babylon für eine Bewandtnis habe, denn wenige von ihnen haben die Ufer des Tigris und des Euphrat besucht und da auch der größte und wahrheitsliebendste der Geschichtschreiber, nämlich Herodot, mit keinem Wort die Glocken erwähnt hat, so wird man nicht leicht erraten, was ich sagen will. Vielleicht werden auch die pedantischen Kritiker, welche aus Mangel an bessern Eigenschaften ihr Leben damit zubringen, die Dichter und Historiker zu zerpflücken, aus Mitleid ihre gelehrten Achseln zucken, wenn sie die folgende Beschreibung lesen.

Aber ich, Sosikles, der Sohn des Meriones, aus dem Flecken Acharnä, der ich niemals gelogen habe und der ich bestrebt bin, was ich gesehen und gehört habe, zu erzählen, ich, der ich die Pedanten und Ignoranten verachte, ich, der ich an die Schwelle des Greisenalters gelangt bin und keinen andern Wunsch mehr kenne, als in die Augen der Jugend einige Strahlen der ewigen Weisheit, wie sie mein Auge erblickte, fallen zu lassen, ich will in wenigen Worten die Beschreibung der Glocken Babylons versuchen.

Es sind dies ungeheure eherne Kessel, die umgestürzt und an Ringen desselben Metalls am Dache des Tempels aufgehängt sind; im Innern derselben bewegt sich ein Schlägel, eine Art eiserner Arm oder Hammer, und schlägt an die Wände, sobald man den Kessel durch Taue von außerordentlicher Stärke in Bewegung setzt, deren Ende dreihundert Fuß weiter unten den Boden berührt.

Im Baalstempel waren drei solcher Glocken, die, wenn man sie in Schwingung versetzte, ihre Stimme in ganz Babylon und noch fünfzig Stunden weiter in der mesopotamischen Steppe erschallen ließen, so trocken und rein ist dort die Luft. Die größte, die auf Befehl der Semiramis bei ihrer Rückkehr aus Indien geschmiedet wurde, trug den Namen dieser großen Königin. Neunmal versuchte man vergebens, sie an die Höhe des Tempeldaches hinaufzuziehen, neunmal fiel sie herunter auf die Gefangenen, die man aus dem Innern Armeniens, Ägyptens und Baktriens hatte kommen lassen. Dreitausend dieser Unglücklichen wurden bei diesen fruchtlosen Versuchen zermalmt, aber die Königin erklärte, daß, sollte auch ganz Asien dabei zu Grunde gehen, die Glocke schließlich doch aufgehängt werden müsse. Und sie ward es, denn die Königin gehörte nicht zu denen, über welche man spottet, und die Menschen hatten für sie nicht mehr Wert als die Fliegen.

Die beiden andern Glocken hießen Assur und Nabopolossar. Die letztere wurde beim Aufgang und beim Untergang der Sonne geläutet, um die gläubigen Chaldäer zum Gebet zu rufen. Assur ertönte um Mittag, um diesen anzuzeigen, und Semiramis wurde aufgespart für Festtage, Feuersbrünste oder großes öffentliches Unglück, aber dann war es ein Schall, schrecklicher als alle Donner; die Paläste Babylons erzitterten dabei. Das ganze Volk, von Schrecken und heiliger Ehrfurcht durchbebt, glaubte die Stimme Baals zu vernehmen und erwartete das Ende der Welt kommen zu sehen.

Männer, Weiber, Kinder, alles warf sich auf die Kniee, legte die Stirn in den Staub, flehte den Gott um Mitleid an und betete, er möchte den rächenden Blitzstrahl auf das Haupt der Feinde lenken.

Als nun aber Assur und Nabopolossar ihren Glockenmund mit dem der Semiramis vereinigten, da war es, als hörte man, mitten im Geschrei und Gejammer des Volkes, eine Art von kriegerischem Hymnus, der die Stimme des Todes selber zu sein schien, des Todes, der alle Völker zu sich ruft und ihnen einen Platz in seinem Reiche verspricht.

Dieser schreckliche Ton erfüllte das Himmelsgewölbe und hallte durch ganz Babylonien wie eine Trompete, die von dem mächtigsten der Götter geblasen wird.

Bei dem Schall dieser drei furchtbaren Glocken, welche den Schrecken und den Tod in die Seelen aller, die sie hörten, hauchten, stürzte das ganze Volk von Babylon auf die Straßen und drängte sich um den Tempel Baals herum. Der Schrecken malte sich auf allen Mienen, ein Schrecken, gemischt mit dem Ingrimm über die Tempelschändung der Makedonier, welche die heilige Pforte zu sprengen versuchten.

Aber als Pendragon, dem ein gewaltiges Willkommen der Menge voranging, vor dem brennenden Stoß anlangte, da wich jedes andre Gefühl einem maßlosen Staunen.

Im gleichen Augenblick erkannten ihn alle, Freunde und Feinde, vor allen die schöne Drangiane, die Tochter Amaleks, die von der Höhe des Turmes aus den Brand mit Entsetzen betrachtete. Kaum hatte sie den Pendragon erblickt, als sie rief:

»Vater, da ist er! wir sind gerettet!«

Der Hohepriester, der überdies durch den Bewillkommnungsruf der Babylonier aufmerksam gemacht worden war, erriet leicht, wer derjenige war, den sie nicht nannte und der sie retten sollte. Er lehnte sich über die Zinnen, um ihn zu sehen.

»Öffnet, Amalek!« rief von unten Pendragon.

Dann wandte er sich gegen Hephästion:

»Du«, sprach er, »laß das Feuer löschen!«

Und zu den umstehenden Makedoniern und Chaldäern sagte er:

»Alexander will nicht, daß man seine Hauptstadt verbrenne!«

Wütend entgegnete Hephästion:

»Ergreift mir diesen Barbaren und tötet ihn, wenn er sich zur Wehr setzt!«

Einige Soldaten traten vor, um den Befehl auszuführen.

Zum Glück war der Kampfplatz eng und man konnte den Gallier nicht umzingeln.

Der erste der Angreifenden hatte nicht Zeit, Hand an ihn zu legen, denn mit einem einzigen Schwertstreich schlug ihm Pendragon den Kopf glatt von den Schultern, so leicht, wie man mit einem Stock den Kopf einer Distel abschlägt. Das Schwert war gut, aber die Hand, die es führte, noch besser.

Der zweite Krieger, dadurch etwas abgekühlt, wollte es mit einer Finte versuchen, und ihm einen Lanzenstich in die Flanke versetzen, während Pendragon nach einer andern Seite blickte; aber Nadjed, das gute Pferd, welches der Gallier nicht mit Unrecht seinen Bruder nannte, so sehr waren Mann und Pferd eins – Nadjed parierte mit einer Schwenkung den Stoß und der Makedonier stürzte auf das Pflaster und zerbrach sich einen Arm, einige Zähne und das rechte Schulterblatt.

Der dritte war Hephästion selber, der seinen Wurfspieß auf Pendragon schleuderte und ihn mit einem Wurf zu töten wähnte; aber der Gallier, der ebenso gewandt und listig als unerschrocken war, bückte sich über den Hals seines Pferdes, während der Wurfspieß über seinen Kopf wegflog und sich in den Boden einbohrte, schnellte empor wie ein Blitz, faßte den Hephästion an einem Fuß, riß ihn vom Sattel und schleuderte ihn mit übermenschlicher Anstrengung gegen das Thor des großen Tempelturmes. Dann setzte Nadjed und sein Reiter mit einem Sprung über ihn weg.

»Das ist kein Mensch, Namens Pendragon, das ist Baal selber«, riefen die Babylonier, welche diesem Wunder staunend zugesehen hatten.

Im gleichen Augenblick ließ Amalek das Thor des großen Turmes öffnen, und der Gallier trat mit seinem Gefangenen ein.

Das Thor schloß sich hinter ihnen.

Jetzt stieg Pendragon ab, ließ Nadjed frei, warf sich dem alten Amalek in die Arme und fragte, indem er auf Hephästion zeigte, der beschämt und wütend über seine Niederlage dastand:

»Mein Vater, was wollte dieser Räuber?«

Der Chaldäer antwortete in ernstem Tone:

»Baal allein kennt die Gedanken der Verbrecher und weiß ihre Anschläge zu nichte zu machen.«

Jetzt nahm Hephästion das Wort.

»Pendragon«, sagte er, »du wirst es bereuen, Hand gelegt zu haben an den Freund Alexanders!«

Der Gallier lachte.

»Ich würde«, entgegnete er, »an Alexander selber Hand anlegen, wenn er es wagte, meine Freunde anzutasten.«

– »Mit seinem Willen«, fuhr Hephästion fort, »bin ich in den Tempel Baals eingetreten ...«

Lachend unterbrach ihn Pendragon:

»Mit seinem Willen vielleicht«, sagte er, »aber hauptsächlich mit meiner Hilfe, denn Amalek würde dich nie in den Turm eingelassen haben, wenn ich dich nicht wie einen Klotz an den Eingang geworfen hätte.«

Bei dieser Erinnerung rief Hephästion:

»Du hast mich verräterisch und da ich wehrlos war, ergriffen, Gallier.«

– »Bei Teutates und zwanzigtausend andern Göttern«, erwiderte Pendragon, »willst du den Strauß noch einmal beginnen? Aber diesmal, ich schwör' es, werde ich deiner nicht schonen ...«

Und da der Makedonier schwieg, fuhr der Gallier fort:

»Höre, ich könnte ... ich sollte vielleicht dich kopfüber von der Höhe des Turmes herab aufs Pflaster werfen, aber ich bin gutmütig und will dich schonen ... ja, dich schonen, aber unter einer Bedingung ...«

Hephästion erhob stolz das Haupt.

»Eine Bedingung! mir? ...«

– »Ja, dir, und wenn du sie nicht annimmst, so sollst du, ich verspreche es dir, den Geiern zum Fraße dienen!« ...

Ein kurzes Schweigen trat ein. Hephästion, der sich in der Gewalt seines Feindes sah, wagte nichts zu erwidern.

»Du hast«, fuhr Pendragon fort, »diese ganze Schar herbeigeführt, um den Tempel des Baal zu stürmen, du sollst sie zurückschicken.«

Ein Lächeln, kürzer als der Blitz, glitt über die Züge des Makedoniers.

»Um sie zurückzuschicken«, sagte er, »ist die erste Bedingung die, daß ich selber von hier weggehe.«

– »Und, ohne Zweifel, in Freiheit gesetzt werdest?«

– »Gewiß«, antwortete der Makedonier.

– »Gut geplant«, entgegnete Pendragon, »und wenn du frei sein wirst, inmitten deiner Räuberbande, wirst du den Sturm von neuem beginnen ... Bei Teutates! du kennst mich wenig ... Geh mir voraus ... diese Treppe hinauf ...«

Als Hephästion zögerte, stach er ihn mit der Spitze seines Schwertes in die Schultern und führte ihn so bis auf den ersten Stock des großen Turms.

Dort befand sich ein weites Fenster. Pendragon zwang seinen Feind bis zu der klaffenden Öffnung vorzutreten, und als dieser zögerte, sagte er zu ihm:

»Wenn du nicht gehorchst, so fliegt dein Kopf aufs Pflaster.«

Der Makedonier, der auf seine Kosten erfahren hatte, was sein Gegner im stande war, gehorchte und fragte:

»Was soll ich meinen Leuten sagen?«

– »Du befiehlst ihnen, daß sie zu Alexander zurückkehren.«

»Und ich?«

– »Du bleibst hier als Geisel bis zur Ankunft des Königs.«

Hephästion überlegte; aber stets bedroht von der Schwertspitze, von seinen Soldaten getrennt, in der sichern Voraussicht des Todes, wenn er versuchte Widerstand zu leisten, fügte er sich.

Auf seinen Befehl kehrten die Soldaten in ihre Quartiere zurück.

»Ich wußte wohl«, sprach Pendragon lachend, »daß ich ihn zur Vernunft bringen würde.«

– »Ach!« erwiderte Amalek, der Vielerfahrene, »dies ist erst der Anfang des Kampfes.«

– »Und«, meinte der Gallier, »wir sind für den Augenblick Sieger.«

– »Und Ihr werdet es immer sein, mein Sohn!« rief Arachosia in begeistertem Tone.

Im gleichen Augenblick stieß Pendragon von der Höhe der Zinne ins Horn.

Bei diesem Tone liefen alle verlorenen Söhne herbei, stellten sich zwei Glieder hoch auf und warteten seiner Befehle, an ihrer Spitze die vier Brüder Bull, die soeben angekommen waren.

Pendragon befahl das große Thor zu öffnen, nachdem er Hephästion hatte in Ketten legen lassen und den chaldäischen Priestern zur Bewachung übergeben hatte. Dann ging er hinaus trotz des Rates Amaleks und der Bitten Drangianes.

»Man wird dich ermorden«, sagte der Greis.

– »Sie werden's nicht wagen«, erwiderte der Gallier. »Im übrigen schließt hinter mir das Thor!«

Das ist der Moment, wo ich selber ankam, nachdem ich, so gut es anging, mit meinem Landgaul den Brüdern Bull in scharfem Trabe gefolgt war, und ich wurde nun Zeuge der folgenden Ereignisse.

Der Gallier wurde von seiner Truppe mit Beifallsrufen empfangen. Alle diese aus allen Ecken der Welt zusammengelaufenen Banditen, die den rohesten Nationen angehörten, waren stolz auf ihren Anführer, den sie für den unerschrockensten der Menschen hielten. Nur sehr wenige waren Makedonier, und alle haßten Hephästion wegen seines hochfahrenden Benehmens und hauptsächlich wegen seiner Gunst bei Alexander. Pendragon dagegen war bei allen beliebt wegen seiner Großmut, seines Mutes, der im ganzen Heer nicht seinesgleichen hatte und vor allem wegen seiner natürlichen Munterkeit. Dazu hatten sich, durch meine und Amaleks, hauptsächlich aber durch Samuels Veranstaltung, der nie von sich selbst sprach, aber diejenigen, welche sprachen, bezahlte, seltsame und geheimnisvolle Gerüchte im Heer verbreitet. Man sprach von eigentümlichen Prophezeiungen, von einem blonden und tapfern Barbaren, dem die Herrschaft über Asien versprochen war; man erzählte sich merkwürdige Dinge über Pendragons Geburt (hier, glaube ich, berichtete Samuel eine Geschichte eigner Mache), man sagte ferner, er sei der Sohn einer großen Prinzessin, vielleicht sogar einer Göttin, er sei auf einem großen Flusse des Westens ausgesetzt, von den Wellen ans Ufer geworfen, von einem alten Schäfer aufgenommen und über seine Geburt und seine ruhmreiche Zukunft aufgeklärt worden durch Mittel, welche man nicht angab und die doch alle Welt zu erraten glaubte ...

Kurz, alles dieses hatte sich so schnell unter dem Volke und den Soldaten verbreitet, daß, wenn der Gallier auch ins Publikum hinausgerufen hätte: »Ihr irrt euch, meine Freunde, ich bin Pendragon, der Sohn Astaraks, und der tapferste der Männer, aber nicht der Sohn von Göttern und Göttinnen«, man es ihm nicht geglaubt hätte. Man hätte ihn gegen seinen Willen als Königssohn oder Sohn des Zeus ausgerufen.

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Pendragon zwang seinen Feind bis zur Öffnung vorzutreten (S. 147).

Was mich betrifft, wenn ich ihn hätte unterstützen und gestehen wollen, daß ich mit Samuel der Erfinder aller dieser Geschichten sei, so hätte man mir zuerst nicht geglaubt – und dann hätte man mich gesteinigt.

Deswegen hütete ich mich wohl etwas zu sagen und der öffentlichen Meinung zu widersprechen. Es war weder mein Interesse noch meine Neigung, und ich bin nicht als Bürger von Athen, im Flecken Acharnä, in der allergebildetsten Gegend von ganz Griechenland, nicht darum geboren, um mein Leben unnützerweise zu gunsten der Wahrheit in die Schanze zu schlagen.

Also Pendragon sprach folgendes:

»Freunde und Kameraden, kann ich auf euch zählen?«

– »Bis in den Tod!« riefen die Soldaten.

– »Selbst gegen Alexander? ...«

Sie zögerten einen Augenblick ... Gegen Alexander! War das kein Hochverrat?

Er begriff das und fügte hinzu:

»Ihr habt alle den Schimpf angesehen, den dieser unverschämte Hephästion mir zweimal versucht hat anzuthun?«

– »Ja, ja, nieder mit Hephästion«, schrieen die verlorenen Söhne ... »an den Galgen mit ihm!«

– »Zweimal«, fuhr der Gallier fort, »wollte er während meiner Abwesenheit die schöne Drangiane entführen. Zweimal bin ich noch zeitig genug gekommen, um sie zu retten. Ist es recht, daß dieser Stellvertreter Alexanders mir den Lohn meines Mutes streitig machen will?«

– »Nein! nein!«

– »Und wenn Alexander zu gunsten dieses stolzen Höflings entscheidet, soll ich Drangiane mir entreißen lassen?«

Die Soldaten schrieen:

»Nein! nein! und wir werden mit dir sein! Niemand, auch Alexander nicht, soll der Prinzessin auch nur ein Haar krümmen! Wir schwören es!«

Da öffnete sich das Thor des großen Turms und Drangiane erschien Hand in Hand mit ihrem Vater und begleitet von ihren Frauen und ihrer Amme Arachosia.

Sie lüftete, gegen die Sitte der chaldäischen Frauen, langsam, aber mit einer unbeschreiblichen Bescheidenheit und Sanftmut ihren Schleier und ließ eine so seltene, so majestätische und vollkommene Schönheit sehen, daß alle Soldaten geblendet wurden und riefen:

»Es lebe Drangiane! es lebe Pendragon! Drangiane und Pendragon für immer!«

Die vier Brüder Bull thaten sich hervor durch ihren Enthusiasmus und stießen eine Art Gebrüll aus, das alle Zuschauer erzittern machte.

Da trat der alte Amalek vor, legte vor allem Volk die Hände Drangianens und Pendragons ineinander und sagte feierlich:

»Pendragon, ich gebe dir meine Tochter zur Ehe; an dir ist es, sie zu schützen!«

Rufe des Beifalls erschallten zu Ehren der beiden Verlobten. Aber bevor noch Pendragon seine Freude bezeigen konnte, verkündete ein gewaltiges Brausen, das vom Felde herkam wie ein starker Wind und ohne Unterbrechung stärker wurde, die Ankunft des makedonischen Heeres und seines fürchterlichen Anführers, des unbezwingbaren und ungestümen Alexander.

Einer seiner Stellvertreter, Seleukos, der Führer der Reiterei – der nämliche, der später König von Syrien wurde und noch heute ist und dessen Hauptstadt Babylon ward – kam im Galopp zu Pendragon und sagte ihm mit wichtiger und geheimnisvoller Miene:

»Alexander will dich sprechen, folge mir.«

Der Gallier erwiderte, ohne zu erstaunen:

»Ich erwarte ihn hier. Meine Pflicht ist es, den Tempel Baals gegen Räuber zu schützen, welche ihn plündern und verbrennen wollten.«

Seleukos, über diese stolze Antwort erstaunt, fragte ihn leise:

»Was ist denn vorgefallen? Man versichert im Freundeskreise Alexanders, daß du in Babylon die Empörung anregst, daß du Hephästion angegriffen hast, daß ...«

Pendragon erwiderte:

»Die das sagen, haben gelogen.«

– »Nimm dich in acht, Gallier, vor dem Zorn Alexanders.«

Pendragon lachte verächtlich und sagte:

»Er mag sich vor dem meinigen in acht nehmen.«

Nach diesen Worten wendete Seleukos, der sah, daß er nichts mehr von dem Gallier erlangen würde, mit dem Pferde um und kehrte zu seinem Herrn zurück.

Der Gallier ließ hierauf Amalek und seine Tochter in das Heiligtum zurückgehen. Er stellte die verlorenen Söhne, deren er sicher war, auf die äußere Mauer und die Wälle des Baalstempel mit dem Befehl, ohne seine Erlaubnis das Thor niemandem, selbst dem Könige nicht, zu öffnen.

Er beruhigte die chaldäischen Priester und die Frauen, welche zitterten bei dem Gedanken, einen neuen und wütendern Sturm zu erleben; er versprach Drangianen und ihrem Vater, daß ihr Asyl geachtet werden sollte.

»Aber du«, sagte Drangiane, »lebe für deine Freunde; lebe für mich«, fügte sie hinzu.

– »Der Sohn Astaraks wird seinem Stamme Ehre machen«, antwortete der Gallier; »aber sein Leben liegt in Teutates' Hand, des mächtigsten aller Götter.«

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