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XX.

Es war gegen Ende des Winters, als an einem heitern Morgen ein großes Schiff, dem Aeußeren nach ein Wallfischfahrer, sichtbar wurde und sich unter vollen Segeln der Insel nahte.

Baker eilte sofort mit Buardo dem Strande zu, um die amerikanische Flagge dort auf dem hohen Stamme einer Palme aufzuziehen, den sie zu diesem Zwecke hergerichtet hatten. Bald war sie in dem Winde entfaltet und flatterte über die See hinaus, während Baker das Fernglas auf das Schiff gerichtet hielt, um zu sehen, ob man das Signal dort gewahre. Das Fahrzeug steuerte jetzt zu viel nördlich, um der Insel noch näher zu kommen und es war noch zu fern, als daß man von dessen Verdeck mit bloßem Auge die Flagge auf dem Strande hätte erkennen können. Schon gaben die beiden Männer die Hoffnung auf, das Schiff heranzurufen, als Baker wieder durch das Glas schaute und jubelnd verkündete, daß man ihnen auf dem Fahrzeuge durch Aufziehen der amerikanischen Flagge geantwortet habe. Jetzt änderte das Schiff auch seinen Lauf und steuerte der Insel zu. Baker und Buardo bestiegen nun eilig das Boot und segelten dem Fremden entgegen, in welchem sie bald wirklich einen Wallfischfahrer erkannten. Derselbe hatte Segel eingezogen und legte sich bei den Wind, um die unerwarteten Gaste an Bord zu nehmen. Schon von Weitem rief Baker dem Kapitain des Schiffes seinen Namen zu und theilte ihm mit, welches Schicksal ihn auf die Insel geführt habe. Er wurde mit Freuden an Bord empfangen und er stellte dem Kapitain, mit welchem er schon seit Jahren bekannt war, in Buardo seinen Retter, seinen Freund vor. Das Schiff hieß Salem, gehörte nach Boston und war mit voller Ladung auf seiner Heimreise begriffen. Sein Kapitain erbot sich sogleich, Baker an Bord zu nehmen, um ihn nach Boston zu führen, und erklärte sich bereit, auch Buardo freie Fahrt dorthin zu geben. Dieser lehnte höflich und dankend das Anerbieten ab, Baker aber bat um Zeit, nochmals die Insel besuchen zu können, um Buardo's Frau Lebewohl zu sagen und ihr für die Wohlthaten zu danken, die er von ihr empfangen habe.

Das Boot trug die beiden Männer nach der Insel zurück und sie hatten kaum den Strand erreicht, als Semona, mit einem großen, von ihr selbst verfertigten Korbe voll herrlicher Früchte auf dem Kopfe, ihnen entgegenkam, um sie Baker mitzugeben, da sie alles Geschehene von dem Hause aus überwacht und daraus geschlossen hatte, daß ihr Gast sie nun verlassen würde. Tief bewegt dankte der Kapitain jetzt seinen Rettern und Freunden für Alles, was sie an ihm gethan und versprach ihnen, sich durch die That dankbar zu zeigen, wenn er mit dem neuen Schiffe, welches er sofort nach seiner Rückkehr in die Heimath zu kaufen gedenke, dieses Meer wieder besuchen würde. Semona bestieg nun mit den beiden Männern das Boot, um den lieben Gast nach dem Schiffe zu geleiten; das Segel wurde abermals entfaltet und der Nachen strich schaukelnd durch die Wogen dem Wallfischfahrer zu, der seiner, auf der grünen Fluth treibend, harrte. Buardo ergriff das Tau, welches ihm von dem Verdeck der Salem aus zugeworfen wurde, um sein Boot an ihrer Seite zu halten, worauf Baker dessen Bord erklomm. Dieser, sowie der Kapitain des Schiffes, baten Buardo und Semona, gleichfalls an Bord zu kommen, sie lehnten es aber dankend ab und waren durch keine Bitte dazu zu bewegen, ihr Schiffchen zu verlassen. Diese Weigerung berührte Baker schmerzlich, obgleich sie ihm vollkommen gerechtfertigt erschien, und er bat seine Wohlthäter, nur noch kurze Zeit in der Nähe des Schiffes zu verweilen, da er den Freibrief für Semona ausstellen wolle. Bald nachdem er sich von dem Verdeck entfernt hatte, wurde Buardo von dem Steuermanne wieder an die Seite des Fahrzeuges gerufen und dieser reichte ihm nun im Auftrag des Kapitains eine große Menge Geschenke in das Boot hinab, die theils in Lebensmitteln, theils in Werkzeugen, Kochgeschirr, Kleidungsstücken, Baumwollen- und Wollenstoffen und Pulver und Blei bestanden. Nach Verlauf von einer halben Stunde erschienen die beiden Kapitains abermals auf dem Verdeck, Baker gab Buardo den ausgestellten Freibrief für Semona, reichte ihm noch . eine schöne Doppelflinte und ein paar Pistolen, und warf zuletzt noch einen Beutel mit taufend Dollar in das Boot. Dann rief er allen Segen des Himmels auf seine Retter herab, die Segel der Salem füllten sich und von dem oberen Verdeck des davoneilenden Schiffes winkte der dankbare frühere Herr Semona's ihr und ihrem Gatten noch lange Lebewohl zu.

Ein Jahr später warf ein prächtiges neues Schiff bei untergehender Sonne und ruhiger, spiegelglatter See seinen Anker gegenüber der Stelle aus, wo Baker die Flagge an der Palme aufgezogen hatte. Ein Boot, mit sechs Matrosen bemannt, stieß von dem Fahrzeuge ab und brachte den Kapitain desselben an das Ufer der Insel. Es war Kapitain Baker, der mit seinem neuen Schiffe dieses Meer abermals aufsuchte, um eine Ladung Thran zu gewinnen und der nun einige Tage bei seinen Freunden verleben wollte. Die Freude, die Ueberraschung war groß von jeder Seite, denn die beiden glücklichen Afrikaner hatten den Freund nicht so bald zurückerwartet und Kapitain Baker fand noch einen dritten Inselbewohner in dem Hause seiner Freunde vor, der in der Person eines kleinen Buardo bestand, womit Semona ihren geliebten Gatten vor Kurzem beschenkt hatte. Baker bat sogleich darum, den kräftigen Knaben aus der Taufe heben zu dürfen, welchen kirchlichen Akt er selbst nach einigen Tagen in Gegenwart seiner Steuerleute vollzog und wobei er dem Kinde neben dem Namen Buardo, noch den seinigen, Charles, ertheilte.

Alle die tausend vermißten Kleinigkeiten, die ihm und seinen liebevollen Wirthen während seines gezwungenen Aufenthalts auf der Insel wünschenswerth erschienen waren, hatte er sämmtlich an Bord und machte sie Semona mit noch vielen andern werthvollen Gegenständen zum Geschenk, während er für Buardo ein prächtiges Segelboot und schöne Waffen mitgebracht hatte. Sehr erwünscht war ihm seine Pathenschaft, da sie ihm nun neue Gelegenheit bot, seinem Dankgefühl durch Freigebigkeit Ausdruck zu verleihen. Den Haushalt Semona's bereicherte er außerdem noch durch eine Anzahl Federvieh verschiedener Art, und namentlich durch eine große Auswahl von Gartensämereien.

Während einer ganzen Woche schaukelte sich das mächtige Schiff auf den spielenden Wellen vor der in ewigem Frühling prangenden Insel, und mit schwerem Herzen und feuchtem Blicke trennte sich dann Kapitain Baker von Buardo und Semona, den beiden glücklichsten Menschen und den beiden treuesten Freunden.

Von jetzt an besuchten alle Wallfischfahrer die Buardo-Insel, wie man sie nannte, und versorgten sich dort mit Gemüsen, mit Obst, Federvieh und frischem Fleisch, und noch auf den heutigen Tag ist die zahlreiche Familie Buardo's und Semona's im alleinigen Besitze der Insel und jeder Kapitain sieht mit Freuden und mit einem Trostgefühl nach der schönen kleinen Welt hin, an deren Ufer so mancher Seefahrer Hülfe und Rettung gefunden hat.

 

Ende des dritten Bandes.

 

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Anmerkung des Bearbeiters:

Die Überschrift »Kapitel XI« und der Inhalt von Kapitel XI fehlen. Entweder liegt bei dieser Auslassung ein redaktioneller Fehler der Reihung und Einsetzung vor, oder der Autor beabsichtigte vielleicht, unter diesem Kapitel den Weg der Sklaven auf dem Atlantik von Afrika nach Amerika oder vom Schiff zu der Anpflanzung in Virginia noch detaillierter auszuführen, was dann aus unbekannten Gründen unterlassen wurde.


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