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Das verschwundene Schriftstück

Von Wilkie Collins

Initial Eines Tages sitze ich auf meinem Bureau,« begann der alte Advokat, »da stürmt, dem Schreiber voraus, der ihn anmelden sollte, ein junger Mensch herein.«

»Kann ich Sie einen Augenblick unter vier Augen sprechen, Herr Doktor?« beginnt er in der größten Aufregung, ohne zu bemerken, daß mein Schreiber sich schon wieder verzogen hat. »Es ist eine Sache von der größten Wichtigkeit, es handelt sich um meine ganze Existenz – – –«

»Entschuldigen Sie, mein Herr, wenn ich Sie unterbreche,« bemerkte ich erstaunt. »Aber es wird sich doch empfehlen, von vorne anzufangen. Darf ich Sie aus diesem Grunde um Ihren werten Namen bitten?«

Der junge Mann war in sichtlicher Verlegenheit. Er tat mir leid; aber ich kann nun einmal die Leute nicht so aufgeregt sehen! Ich finde, daß man nichts dabei gewinnt, wenn man sich überhastet, und daß der Verstand sich nur in der Ruhe richtig betätigt.

Der junge Mann, ein hübscher Kerl mit ehrlichen Augen, entschuldigt sich freimütig und beginnt:

»Mein Name ist Frank. Ich bin Unterbeamter im Kriegsministerium. Gestern abend wurde mir ein Schriftstück zur Anfertigung einer Kopie übergeben. Da ich damit nicht fertig wurde, schloß ich beide in meinem Schranke ein, das Original und die Kopie. Als ich nun heute morgen die Arbeit vollenden wollte und den Schrank aufschloß, lag die Kopie noch an ihrem Platze, das Schriftstück selbst aber war verschwunden.«

»Ein wichtiges Dokument?« fragte ich.

»O nein, es hat keine große Bedeutung. Aber die Geschichte ist mir trotzdem außerordentlich unangenehm.«

»Natürlich,« nickte ich, »das ist immerhin fatal!«

»Meine ganze Karriere«, platzte er wieder in voller Aufregung los, »kann dadurch ruiniert sein.«

»Sie haben keine Ahnung, wer das Schriftstück gestohlen hat? Denn von selbst wird es wohl nicht durch das Schlüsselloch gekrochen sein? Das ist –«

»Heute morgen nun erhielt ich mit der zweiten Post einen eingeschriebenen Brief, der ins Ministerium selbst adressiert war,« fuhr er wieder ein wenig gefaßter fort. Er hatte, während er das sagte, seiner Brieftasche ein Papier entnommen, das er mir übergab.

Es lautete:

Sie werden ohne Zweifel bemerken, daß ein Schriftstück Ihren Schrank verlassen hat. Wie es das fertiggebracht hat, wird Sie vielleicht interessieren. Aber da die Art und Weise, wie diese merkwürdige Luftveränderung zustande kam, nicht zur Sache gehört, brauchen wir nicht näher darauf einzugehen. Ich begreife indes, daß Sie eine ausgesprochene Sehnsucht nach dem bewußten Papier empfinden, und schätze mich daher glücklich, Ihnen wieder dazu verhelfen zu können. Sie sind ein Mann von vernünftigen Ansichten und stimmen ohne Zweifel mit mir darin überein, daß ein Dienst den anderen wert ist; ich denke daher nicht unbescheiden zu sein, wenn ich fünfhundert Pfund als Gegendienst in Anschlag bringe. Da mir die Londoner Luft nicht gut bekommt, bin ich im Hotel Brighton in der Vorstadt Lee abgestiegen, wo ich zu sprechen bin.

Ihr aufrichtiger Freund
Alfred Davager.

Nachschrift: Für den Fall, daß Sie nicht geneigt wären, mit mir zu verkehren, würde ich mich genötigt sehen, nächsten Dienstag nachmittag an Ihren Vorgesetzten eine kleine Mitteilung abzusenden.

»Donnerwetter,« sagte ich, »der Kerl hat Humor.« – Nur das unglückliche Gesicht des jungen Mannes hatte mich davon abgehalten, laut aufzulachen.

Dann aber fuhr ich fort: »Die Sache ist ja riesig einfach! Ich bin dem Davager bereits auf der Spur; der Name ist mir bekannt. Der Mann lebt von Erpressungen. Nur hat man den Gauner nie fassen können. Aber diesmal hat er sich verrechnet. Ich lasse ihn sofort verhaften!«

»Aber, Herr Doktor, nur das nicht, um Gottes willen!« ruft Frank ganz entsetzt. »Deswegen komme ich gerade zu Ihnen!«

Ich war natürlich sehr überrascht und bemerkte: »Das ist doch der einfachste Weg, um wieder in den Besitz des Schriftstücks zu gelangen. Selbst ein Millionär nimmt etwas lieber umsonst als für fünfhundert Pfund. Und dann gehört dieser unverschämte Spitzbube unbedingt ins Loch!«

»Ich will es Ihnen zu erklären versuchen,« erwiderte Frank. »Wenn mein Vorgesetzter erfährt, daß das Schriftstück verschwunden ist, ist meine Karriere vernichtet. Mein Vorgesetzter ist mir nicht sehr gewogen, und er würde glauben, es sei kein Verlaß auf mich. Es gibt nämlich nur eine Möglichkeit, wie das Papier verschwinden konnte: Ein Kollege von mir hat denselben Schlüssel an seinem Schranke wie ich. Dieser nun ist mir spinnefeind und sucht mir zu schaden, wo er nur kann. Er ist der ausgesprochene Liebling unseres gemeinsamen Vorgesetzten, und im Falle einer Untersuchung, die eine Verhaftung des schurkischen Davager veranlassen würde, ließe der Chef nie den Schatten eines Verdachts auf meinen Kollegen fallen. Es hieße einfach, ich habe das Schriftstück nicht ordentlich verwahrt, und meine Zukunft wäre dadurch besiegelt. Gerade deshalb kam ich ja zu Ihnen, um, wenn es irgendwie möglich ist, eine Untersuchung zu verhindern

»Das heißt also«, sage ich, »mit anderen Worten: Sie sind bereit, die fünfhundert Pfund zu opfern und den Erpresser laufen zu lassen?«

»Jawohl, das bin ich, falls sich nicht ein anderer Weg bietet. Nur bin ich mir völlig im unklaren darüber, wie ich das Geld aufbringen soll. Ich selbst bin ohne Mittel. O, mein Gott, wie soll die Geschichte enden?« brach er wieder in voller Verzweiflung aus und ließ sich erschöpft in einen Stuhl fallen.

»Ist die Kopie eine sehr eilige Arbeit? Müssen Sie das Schriftstück bald wieder zurück haben?«

»Einige Tage kann ich sein Verschwinden leicht verheimlichen. Das ist nicht so schlimm.«

Meine heitere Ruhe schien ihn endlich ein wenig angesteckt zu haben; er rückte schließlich mit der Frage heraus:

»Halten Sie es für möglich, daß sich ein Weg finden läßt, die unverschämte Summe nicht zu bezahlen?«

»Ich weiß nicht,« erwiderte ich. »Glauben Sie übrigens, daß Davager sich im klaren darüber befindet, wie peinlich und wie bedeutungsvoll für Sie der Verlust des Schriftstücks ist?«

»Sicherlich,« meinte er bestimmt. »Sonst wäre er nicht so unverschämt! Er fühlt sich ja völlig sicher!«

Darin hatte Frank recht.

»Ich werde sehen,« schloß ich, »was sich in der Angelegenheit tun läßt, und werde Sie benachrichtigen.«

Der junge Mann drückte mir warm die Hand und verließ mich ein wenig getröstet. –

Das allererste für mich war natürlich, mir meinen Gegner anzusehen.

Daher schrieb ich Herrn Davager, ich sei beauftragt worden, das kleine Geschäft zwischen ihm und »dem andern« – ich führte keinen Namen an – zu beiderseitiger Zufriedenheit in Ordnung zu bringen. Zum Schluß bat ich ihn, sich, sobald es ihm angenehm sei, zu mir bemühen zu wollen. Er antwortete mir, es sei ihm erst zwischen sechs und sieben Uhr abends am folgenden Tage angenehm, sich zu mir zu bemühen. Auf diese Weise zwang er mich, wie Sie sehen, verschiedene wertvolle Stunden zu verlieren, und zwar zu einer Zeit, wo Minuten von der größten Wichtigkeit waren. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich zu gedulden und inzwischen meinem Bureaujungen namens Tom gewisse Winke zu geben.

Solch einen pfiffigen Kerl von vierzehn Jahren, wie diesen Tom, hat noch niemand gesehen und wird auch niemand mehr sehen, das sage ich Ihnen! Ein Spion zur Beaufsichtigung des Herrn Davager war selbstredend eine Persönlichkeit von der größten Wichtigkeit in diesem Falle. Tom war der kleinste, flinkste, kaltblütigste, durchtriebenste, schlaueste Spitzbube, der je einem Herrn auf Schritt und Tritt nachgegangen, ohne daß die Augen desselben Herrn auch nur einen Blick auf ihn hätten werfen können. Ich machte also mit dem Burschen aus, daß er sich keinesfalls zeigen dürfe, wenn Herr Davager läutete; und wenn Herr Davager sich empfehle, solle er genau auf mein Glockenzeichen achtgeben: wenn ich zweimal läute, solle er den Herrn hinausbegleiten; wenn ich einmal läute, solle er sich nicht sehen lassen, aber ihm dafür folgen, wohin er auch gehen möge, bis er wieder in seinem Hotel gelandet sei. Dies waren die einzigen Vorbereitungen, mit denen ich beginnen konnte, da ich wohl oder übel abwarten mußte und meine Verhaltungsmaßregeln erst der Besprechung mit Herrn Davager entnehmen konnte.

Es mochte ein Viertel vor sieben Uhr sein, da erschien mein sehnlich erwarteter Besuch.

In meinem Berufe als Advokat kommt man oft in merkwürdig nahe Berührung mit widerwärtigem, gemeinem und ekelhaftem Volk. Aber weitaus der widerwärtigste, gemeinste Schmutzfink, der mir je im Leben vorgekommen ist, war dieser Herr Alfred Davager. Er hatte schmierige, weiße Haare, ein verlebtes Gesicht, eine niedere Stirne, einen dicken Bauch, eine heisere Stimme und krumme Beine. Seine Augen waren mit blutigen Äderchen durchsetzt, und außerdem schielte er noch. Ein Geruch von Branntwein ging von ihm aus. Im Mund hatte er einen Zahnstocher stecken, den beim Eintritt herauszunehmen er sich nicht herabließ.

»Na, wie geht's?« begann er. »Ich komme gerade vom Essen.«

Mit diesen Worten brennt er sich eine Zigarre an, setzt sich auf den nächsten Stuhl, schlägt die Beine übereinander und winkt mir mit der Hand zu.

Erst dachte ich, ihn durch eine kollegiale, vertrauliche Behandlung überrumpeln zu können; doch kam ich nicht weit damit. Ich fragte ihn, humoristisch lächelnd, wie zum Teufel er es denn fertiggebracht habe, das Schriftstück an sich zu bringen. Er antwortete mir nur in kaltem Tone, daß er seit seiner Jugend berühmt dafür sei, seine eigenen Interessen auf das vorteilhafteste im Auge zu haben. Dafür machte ich ihm einige Komplimente, die ihn aber offenbar kalt ließen. Dann versuchte ich, seinen Gleichmut zu erschüttern; aber der Kerl ließ sich nicht aus seiner Ruhe bringen. Und so zwang er mich schließlich zu meinem letzten Hilfsmittel: ich versuchte es, ihn einzuschüchtern.

»Bevor wir überhaupt unnütze Worte wegen des Geldes verschwenden,« begann ich, »will ich Ihnen die Sachlage rasch klar machen, Herr Davager. Sie besitzen ja allerdings die Möglichkeit, Herrn Franks Karriere zu ruinieren. Aber setzen Sie zum Beispiel den Fall, ich habe in meiner Tasche einen Haftbefehl gegen Sie! Nehmen Sie an, im Nebenzimmer warte ein Beamter, um dem Befehl gemäß zu handeln! Nehmen Sie an, wir verhaften Sie, nehmen Ihnen das Schriftstück ab –«

»Einen Augenblick, wenn ich bitten darf,« unterbricht mich Herr Davager. »Nehmen Sie an, ich sei nicht der grünste Junge, der je in seinen Kleidern steckte. Nehmen Sie an, ich sei nicht so blödsinnig, das Schriftstück bei mir herumzutragen! Nehmen Sie an, ich hätte ein gewisses Kuvert einem gewissen Freund an einem gewissen Ort in dieser Stadt übergeben! Nehmen Sie an, daß dieses Kuvert einmal jenes Schriftstück nebst einem Brief an das Kriegsministerium enthalte, und dann die Erzählung der ganzen Geschichte – nebst den nötigen Beweisstücken – für den »Expreß«, der mit Freuden diese Gelegenheit ergreifen wird, seinem politischen Gegner, Herrn Frank, eins auszuwischen! Nehmen Sie an, mein Freund sei angewiesen, das Kuvert aufzubrechen und die zwei Briefe an das Kriegsministerium, beziehungsweise die Redaktion des »Expreß« eingeschrieben zu übermitteln, im Falle, daß ich heute abend nicht erscheine, um sie zurückzufordern! Kurzum, mein verehrter Herr, nehmen Sie an, Sie seien erst gestern geboren und ich sei schon bedeutend älter!«

Mit diesen Worten winkte mir Herr Davager wieder gemütlich lächelnd zu.

Natürlich war ich nicht im geringsten überrascht von seiner Eröffnung; es war mir nicht eingefallen, anzunehmen, daß er das Schriftstück bei sich herumtrug. Aber ich stellte mich, als fühle ich mich durch seine Schlauheit völlig geschlagen, und tat, als unterwerfe ich mich bedingungslos. Und so brachten wir unser Geschäft über die Auslieferung des Papiers und Auszahlung des Geldes ins reine. Ich wollte jedoch erst noch ein Schriftstück aufsetzen, das er unterzeichnen sollte. Er wußte, daß dieses Schriftstück Schwindel und Unsinn war, ganz genau so, wie ich dies wußte. Daher sagte er mir auch sofort, ich schlage es nur aus dem Grunde vor, meinem Klienten eine möglichst gesalzene Rechnung vorsetzen zu können. So schlau er war, hierin täuschte er sich. Das Schriftstück hatte nicht den Zweck, Herrn Frank Geld abzuschröpfen, sondern ich wollte Zeit gewinnen, und zwar von Herrn Davager selbst. Auf diese Weise hatte ich eine Entschuldigung, die Aushändigung der fünfhundert Pfund bis Dienstag nachmittag drei Uhr hinauszuschieben. Den Dienstag morgen wollte Herr Davager, wie er sagte, dem Vergnügen widmen. Er fragte mich, ob Lee eine interessante Umgebung besitze, und als ich ihm darüber Auskunft gegeben, warf er seinen Zigarrenstummel in meinen Kamin, gähnte und schob ab.

Ich drückte einmal auf die Klingel, wartete, bis ich ihn hatte am Fenster vorübergehen sehen, und sah mich dann nach Tom um. Da stand dieses Juwel eines Jungen auf der anderen Seite der Straße und spielte vergnügt mit seinem Kreisel! Davager bummelte die Straße entlang, in der Richtung zum Marktplatz. Und Tom trieb seinen Kreisel langsam auf dem Trottoir die Straße entlang, ebenfalls dem Markte zu.

Eine Viertelstunde später kam er zurück und teilte mir seine Beobachtungen in einem hübsch logischen, zusammenhängenden Bericht mit. Davager hatte sich zu einem Wirtshause begeben, das etwas außerhalb des Städtchens lag, an einem Fußweg, der zur Landstraße führte. In einer Laube vor dem Wirtshause saß ein Mann und rauchte. Der fragte nur: »Klappt's?« und übergab Davager einen Brief, worauf dieser bemerkte: »Es klappt!« und sich wieder auf den Rückweg zum Hotel machte. In der Halle bestellte er heißes Wasser und Rum, Zigarren und Pantoffeln und gab dem Portier den Auftrag, in seinem Zimmer Feuer machen zu lassen. Dann ging er die Treppe hinauf, und Tom kam nach Hause zurück.

Nunmehr sah ich den Weg deutlich vor mir, den ich einschlagen mußte, nicht sehr weit zwar, aber doch sehr klar. Ich war ziemlich stark überzeugt davon, daß das Schriftstück für diese Nacht wenigstens im Hotel Windsor zu suchen sei. Ich läutete Tom. Als er erschien, gab ich ihm den Auftrag, sich in der Nähe des Hotels herumzutreiben und mit seinem Kreisel zu spielen. Wenn er müde sei, solle er sich bei dem Konditor auf der anderen Seite der Straße mit Süßigkeiten erfrischen, solange er wolle, unter der Bedingung, daß er die ganze Zeit über hinüberschaue und den Hoteleingang nicht aus den Augen lasse. Sobald Davager das Haus verlasse oder sein Freund aus dem Wirtshausgarten ihn besuchen würde, sollte Tom mich benachrichtigen. Auch ließ ich ihn ein kleines Billett der Weißzeugverwalterin im Hotel überbringen, die eine alte Freundin von mir war. Ich bat sie, sich wegen einer geschäftlichen Angelegenheit in mein Bureau zu bemühen, sobald ihre Arbeit für heute abend erledigt sei. Als ich diese Geschichten in Ordnung gebracht hatte, führte ich mir einige Male leibliche Erfrischungen zu Gemüte und setzte mich ein halbes Stündchen vor den Kamin; ich fühlte mich verhältnismäßig ganz zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Sache.

Als die Weißzeugverwalterin erschien, stellte es sich heraus, daß Herr Davager ihre Aufmerksamkeit schon ganz besonders auf sich gezogen hatte, indem er ihr als Zeichen seiner besonderen Hochachtung einen Kuß zu geben geruht hatte. Das war entschieden glücklich für den weiteren Verlauf meiner Angelegenheit. Ich ließ sie ruhig ihrer Entrüstung über diesen Zwischenfall Ausdruck geben, wodurch sie sich in eine ziemlich starke Erregung hineinarbeitete. Dann ging ich so nebenbei auf meine eigene Sache über und erzählte ihr, daß derselbe Herr Davager, der sich eine derartige Unverschämtheit ihr gegenüber gestattet habe, den liebenswürdigsten und hübschesten jungen Mann auf der Welt auf die niederträchtigste und nichtswürdigste Weise betrogen habe. Ich selbst sei mit der Verteidigung der Interessen besagten jungen Mannes beauftragt worden und bitte sie nun um ihre Unterstützung, von der überhaupt alles abhinge. Das Mädchen erklärte sich sofort mit Freuden bereit, für mich alles zu tun, was irgendwie in ihrer Macht stehe und was sich mit ihrer Stellung als Weißzeugverwalterin sowie als in ihrer Ehre gekränkte Jungfrau vereinigen lasse. Kurzum: ich entdeckte, daß der Hausknecht den Auftrag hatte, Herrn Davager am nächsten Morgen um acht Uhr zu wecken und seine Kleider wie üblich zu reinigen. Wenn Davager nun seine Taschen zufällig nicht geleert hätte, sollte der Hausknecht die Kleider herunterbringen, wie er sie erhalten, ohne Davager darauf aufmerksam zu machen. Falls er sie jedoch geleert hätte, dann müßten wir unsere Untersuchung auf Davagers Zimmer ausdehnen. Auf jeden Fall konnte ich mich auf das Mädchen, und das Mädchen konnte sich wiederum auf jeden Fall auf den Hausknecht verlassen.

Ich wartete, bis Tom zurückkehrte. Er sah ziemlich blaß und überanstrengt aus; aber seine geistige Verfassung machte mir den Eindruck, als sei sie mehr als auf der Höhe; sein Bericht war ungewöhnlich kurz, genau und angenehm. Das Hotel sei geschlossen; Herr Davager sei in ziemlich betrunkenen Zustande zu Bett gegangen, und sein Freund habe sich überhaupt nicht blicken lassen. Ich wies Tom an, unseren Freund den ganzen nächsten Morgen nicht aus den Augen zu lassen, und sandte ihn dann in sein Zimmer. Es war augenscheinlich höchste Zeit dazu. Aber selbst die besterzogenen Jungen, die in aufgeregter Verfassung zu viel Törtchen gegessen haben, können nichts dafür, wenn sie ihr Magen zu überwältigen droht.

Um halb sieben Uhr am nächsten Morgen gelangte ich unbemerkt in das Kämmerchen, wo der Hausknecht die Stätte seiner Wirksamkeit aufgeschlagen hatte.

Eben brachte er die Kleider und Schuhe herunter, die seiner Bürsten harrten. Ich war zwar kein solcher Narr, anzunehmen, Davager habe das Schriftstück in der Tasche vergessen. Aber ich wollte zunächst sehen, ob ich hier etwas fände. Dann wollte ich wissen, was Davager für den Morgen unternehmen wollte. Ich hatte mich nämlich entschlossen, sein Zimmer einer näheren Untersuchung zu unterziehen. Freilich, wenn das zu nichts führte, war mir der fernere Weg noch nicht klar.

»Nun, ist Herr Davager schon wach?« fragte ich den Hausknecht.

»O bewahre!« grinste dieser. »Er schnarcht wie ein Nilpferd!«

»Gut!« nickte ich und machte mich an die Untersuchung der Kleider.

Nichts in den Beinkleidern. Westentaschen alle leer. Endlich im Rock verschiedene Gegenstände: Halstuch, Schlüsselbund, Zigarrenetui, Notizbuch. Ich bildete mir natürlich nicht ein, darin das Schriftstück zu finden. Aber immerhin sah ich mir das Taschenbuch näher an.

In den zwei Täschchen steckten ein paar Zeitungsausschnitte, eine Rechnung sowie die Abschrift einiger Witze, die nicht den Anschein hatten, in eine Gesellschaft zu passen, die nicht den äußersten Anforderungen in bezug auf Ungeniertheit entsprach. Im Notizbuch selbst standen einige Adressen, sodann Bemerkungen über Wetten, alles in roter Tinte. Auf einer Seite allein fand ich eine Bleistiftnotiz, die ich nicht verstand. Gerade aus diesem Grunde notierte ich sie mir. Sie lautete:

» 5 lang, 4 quer

Ich wartete noch, bis der Hausknecht, der die Kleider gereinigt hatte und wieder zurückbrachte, herunterkam.

»Jetzt ist er aufgewacht,« rief er mir schon an der Tür zu.

»Hat er etwas gesagt?«

»Er hat gefragt, was es für Wetter sei. Als ich ihm antwortete, es sei schön, bestellte er sein Frühstück auf neun Uhr und auf zehn Uhr ein Reitpferd, um nach der Grimwith-Abtei zu reiten.« –

Ich hatte ihm den Abend zuvor davon gesprochen. –

»Um halb elf Uhr komme ich zurück,« sage ich zur Weißzeugverwalterin. »Durch die Hintertür.«

»Zu welchem Zweck?« meint sie.

»Um dabei zu sein, wenn heute Herrn Davagers Zimmer gemacht wird,« sage ich.

»Sonst noch etwas?« fragt sie.

»Jawohl,« sage ich. »Ich möchte für heute morgen den Sam haben. Schreiben Sie es ins Merkbuch; man soll ihn um zehn Uhr zu mir bringen.« –

Für den Fall, daß Sie glauben, Sam sei ein Mensch gewesen, so täuschen Sie sich. Ich muß Ihnen nämlich verraten, daß Sam ein Pony war. Ich hatte eingesehen, daß es für Toms Gesundheit – nach all den vielen Törtchen – ratsam sei, wenn er zur völligen Wiederherstellung seines Wohlbefindens einen belebenden kleinen Ritt in der Richtung nach der Grimwith-Abtei unternähme. –

»Befehlen Sie noch etwas?« fragt die Weißzeugverwalterin.

»Noch eine kleine Vergünstigung,« sage ich. »Würde Ihnen mein Junge Tom sehr im Wege stehen, wenn er jetzt bis um zehn Uhr käme, Ihnen ein wenig in Ihrer Arbeit zu helfen, und sich dabei nahe an das Fenster stellte, das von hier aus auf das Treppenhaus geht?«

»Nicht im geringsten,« sagt das Mädchen.

»Danke schön,« sage ich darauf und gehe geradenwegs in mein Bureau zurück. –

Als ich Tom zur Hilfe der Weißzeugverwalterin abkommandiert hatte, überlegte ich mir in aller Ruhe, wie der Fall jetzt stehe.

Davager konnte dreierlei mit dem Schriftstück anfangen. Er konnte es wieder, vor zehn Uhr, seinem Freunde übergeben, in welchem Fall Tom sicherlich besagten Freund auf der Treppe sehen würde. Er konnte es selbst diesem oder einem anderen Freund nach zehn Uhr überbringen – in welchem Fall ihm Tom auf dem Pony Sam folgen würde. Und schließlich konnte er es irgendwo in seinem Zimmer verstecken – in diesem Falle war ich mit einem Befehl zur Haussuchung aus meiner höchsteigenen Machtvollkommenheit bereit, unter der speziellen Protektion meiner Freundin, der Weißzeugverwalterin. Daß er das Schriftstück nicht bei sich tragen würde, so viel Schlauheit traute ich ihm schon zu. Er wußte ganz genau, daß ich mit Leichtigkeit einige handfeste Kerle finden würde, die ihn auf seinem friedlichen Ritt anhalten und durchsuchen konnten. Das einzige, was mir fortwährend im Kopf herumging, war die rätselhafte Notiz in seinem Notizbuch. Alle anderen waren mit Tinte eingeschrieben, diese eine, auf der letzten Seite, mit Bleistift. Aber sie konnte ja alles mögliche bedeuten: zum Beispiel das Maß zu einem Kleidungsstück. Aber wie konnte das stimmen? » 5 lang.« Zentimeter? Nein. Meter? Nein. Höchstens, wenn er das Seil bereits um den Leib geschlungen trug, an dem er sicher eines Tages baumeln würde. Also wohl nichts an ihm selbst. Bezog es sich vielleicht auf das Schriftstück? Oder auf irgend etwas in seinem Zimmer? Ich konnte nicht klug daraus werden. Vielleicht hatte die Notiz gar nichts zu bedeuten. Und doch konnte ich sie nicht aus dem Kopf bringen. Es geht uns ja immer so mit Dingen, die wir nicht verstehen.

Tom kehrte zurück, strahlend vor Freude über den Ritt, der ihm bevorstand. Der Freund war nicht erschienen. Ich entließ ihn, gehörig instruiert, und hatte selbst mein Vergnügen daran, wie aufrecht er auf dem Pony davongaloppierte. Dann schrieb ich Herrn Frank ein Briefchen, er solle den Mut nicht verlieren, und schließlich schlüpfte ich durch die Hintertür des Hotels, einige Minuten vor halb elf Uhr. Die Weißzeugverwalterin gab mir ein Zeichen, daß der Weg frei sei. Sie hatte dem Zimmermädchen mitgeteilt, sie wolle das Zimmer des Herrn Davager selbst machen. Ich schlich mich in das Zimmer, ohne daß es jemand außer ihr bemerkte, und schloß sofort die Tür ab.

Bis zu einem gewissen Grad war die Sache jetzt einfacher geworden. Davager hatte offenbar das Schriftstück nicht irgend jemand überbracht, da er, wie ich erfuhr, geradenwegs in der Richtung nach der Abtei weggeritten und Tom nicht zurückgekommen war. Also hatte er entweder den Brief bei sich oder in seinem Zimmer. Ersteres war mir von vornherein sehr unwahrscheinlich. Ich wenigstens hätte es an seiner Stelle niemals getan. Und eine andere Tatsache bestärkte mich in der Annahme, daß er das Schreiben in seinem Zimmer hatte; Sie werden nicht darauf verfallen, da Ihnen diese Tatsache in Verbindung mit meiner Schlußfolgerung vielleicht etwas sonderbar vorkommen wird: seinen Schrank, seine Kommode, seinen Koffer – alles das hatte er offen stehen gelassen. Da ich aber mit meinem Kunden bekannt war, fiel mir gerade diese Nachlässigkeit auf und kam mir verdächtig vor.

Davager hatte eines der besten Zimmer im Hotel genommen: Parkettboden, ein prächtiger Fußteppich, moderne Tapeten, Kronleuchter und Möbel erster Güte. Erst suchte ich überall auf die übliche Weise, wo irgend etwas hätte versteckt werden können. Ich fand – nichts. Dann griff ich zu meinem Meterstab, den ich vorsorglicherweise mitgebracht hatte. War da im Zimmer irgend etwas » 5 lang« und » 4 quer«? Was konnte übrigens das » quer« bedeuten? Er meinte wohl » 4 breit«? Mit Zentimetern klappte nichts. Mit Dezimetern vielleicht? Ich suchte lange und fand nichts. Mit Metern dasselbe. Also hatte die Notiz keine Bedeutung. Ich steckte den Meterstab wieder ein.

Es ist eigentümlich, wie ich mich in die Idee verbohrt hatte, das Schriftstück müsse in dem Zimmer sein. Jedenfalls aus purem Widerspruchsgeist, weil ich nicht das geringste entdeckte. Und ebenso eigensinnig beharrte die Notiz in meinem Kopf: »5 lang, 4 quer«. Wo konnte man im Zimmer überhaupt 5 und 4 zählen? Die Tapete war neu, einfarbig. Der Teppich geblümt, ein wirres Durcheinander, wo es überhaupt kein »lang und quer« gab. Stühle waren gar nicht so viele im Zimmer. Ich war nahe daran, 5 und 4 an meinen eigenen Rockknöpfen abzuzählen, so schwirrte mir die Notiz im Ohr. Ich begann bereits, sie in einem gewissen Rhythmus fortwährend vor mich hinzumurmeln. Endlich bemerkte ich die Fransen, die das Sofa zierten. Da waren allerdings mehr als 5 der Länge nach, mehr als 4 »quer« dazu, – der Gauner meinte wohl »im rechten Winkel dazu« – angebracht. Ich zog an ihnen, rechnete, von allen Ecken beginnend, kratzte mit den Nägeln an dem Möbel, riß beinahe die unglückseligen Fransen aus: es nützte nichts! Keine Spur von dem Schreiben, und die Zeit ging vorwärts – heiliger Gott! Wie die Zeit an jenem Morgen im Zimmer des ehrenwerten Herrn Davager verfloß!

Ich setzte mich aufs Bett, um ein wenig nachzudenken, und starrte auf den Teppich. Das erste in meiner Untersuchung war gewesen, unter dem Teppich nachzusehen, der fast den ganzen Boden bedeckte und nicht einmal befestigt war. An der Tür war der Parkettboden sichtbar.

Plötzlich schoß mir ein Gedanke durch den Kopf. Im ganzen Zimmer hatte ich gesucht, aber dem Boden hatte ich noch nicht die geringste Aufmerksamkeit geschenkt. Rasch rollte ich, bei der Tür beginnend, neben der auch das Bett stand, den Teppich auf. Hier konnte ich ja wieder abzählen, bis mir der Kopf schwirrte! Diesesmal wollte ich systematischer vorgehen.

Links stand also das Bett. Hier konnte er die fünf ersten Holztafeln gar nicht abzählen. Also wandte ich mich auf die rechte Seite, von der Tür aus gesehen. Was bedeutete nun » lang«? Wohl parallel mit der längeren Wand des Zimmers; die Tür befand sich in der Schmalwand. Ich begann an der Längswand rechts fünf Täfelchen abzuzählen. Was bedeutete nun » quer, 4 quer«? Die Tafeln gingen unter einem stumpfen Winkel ins Zimmer hinein, immer von der Tür aus betrachtet. Senkrecht zu jedem der langen Holzvierecke stand ein anderes, das wieder der Tür zulief, darauf senkrecht in der entgegengesetzten Richtung ein weiteres und so fort, so daß von der Wand aus parallel der Schmalwand eine schmale, von den länglichen Holzvierecken zusammengesetzte, zusammenhängende Fläche ins Zimmer lief. Ich hatte in meinem Leben noch nie einen Parkettboden so genau betrachtet. Wie das im Zickzack, kreuz und quer – Halt! rief ich freudig erstaunt aus, als ich an das Kreuz- und Querlaufen der Täfelchen dachte. Heureka! Ich hab's! Daher »4 quer«!

In der größten Aufregung zählte ich nochmals meine fünf Längstafeln ab. Die fünfte traf an ihrem Ende eine zweite, diese ebenso eine dritte –

Da klopfte es an der Tür.

Rasch fuhr ich auf und fragte leise durchs Schlüsselloch, wer da sei. Es war die Weißzeugverwalterin.

»Sind Sie noch nicht fertig?« flüsterte sie.

»Nur noch zwei Minuten,« sagte ich, »lassen Sie ja niemand in die Nähe, und wenn Davager selbst kommt, so halten Sie ihn um Gottes willen auf.«

zwei, drei, vier! Da war die vierte Tafel. Die Parketttäfelchen schlossen nicht ganz dicht aneinander. In fieberhafter Aufregung versuchte ich die Klinge meines Messers in den Spalt zwischen meiner Tafel und ihren Nachbarinnen hineinzusenken und sie auf diese Weise herauszuheben. Die Klinge ging gut hinein, aber das Täfelchen wankte nicht. Zufällig aber stützte ich mich mit der linken Hand auf das eine Ende der Holztafel, da schwippte sie, samt meinem Taschenmesser, heraus, und ich erkannte, daß sich darunter ein schmaler Hohlraum befand. Und richtig! Da links war der Rand eines Papiers sichtbar. Ich zog vorsichtig daran – und hatte das gestohlene Schriftstück in der Hand.

Es war das Original selbst, keine Kopie. Das sah ich an der Tinte. Das Schreiben war fünfhundert Pfund wert! Das war mein erster Gedanke, als ich wie ein Verrückter im Zimmer herumzutanzen begann. Dann mußte ich mich einen Augenblick niedersetzen; so stark klopfte mir das Herz. Erschöpft wischte ich mir den Schweiß von der Stirne. Dann aber hatte ich meine Ruhe wieder.

Sie denken wohl, ich sei jetzt wie ein Narr hinausgestürzt, ohne daran zu denken, das leicht bewegliche Holztäfelchen wieder an seine Stelle einzusetzen und den Teppich darüber zu ziehen? Da kennen Sie mich schlecht!

Ich blieb ganz gemütlich in meinem Stuhle sitzen, nachdem ich das kostbare Schriftstück in der Brusttasche versorgt hatte, und überlegte mir in aller Ruhe, wie ich am besten dem Ehrenmann mitteilen könnte, daß trotz seiner überlegenen Verachtung, mit der er den naiven Vorstadtadvokaten behandelte, dieser ihn zum Schlusse doch überlistet hatte.

Da kam mir ein ganz niedlicher Gedanke. Ich riß aus meinem Notizbuch ein weißes Blatt, schrieb darauf die Worte: » Wechsel auf fünfhundert Pfund«, faltete das Papier hübsch zusammen, steckte es in den Hohlraum, so daß eine Ecke aus diesem herausblickte, fügte die Holztafel wieder ein, zog den Teppich wieder darüber, wie zuvor, schloß die Tür auf, drückte meiner Freundin die Hand und fuhr mit dem nächsten Zug zur Stadt.

Der gute Herr Frank war durch die Geschichte ganz abgemagert und heruntergekommen; er konnte sich beinahe nicht fassen vor Freude, als er das Papier wieder in Händen hatte, und rundete mir meine Rechnung stark nach oben auf. Er sagt mir noch heute – bilden Sie sich nur nicht ein, er heiße Frank; ich bin nicht so dumm, ihn hinterher zu verraten, nachdem ich ihn – nun, er sagt mir noch heute, daß er mir allein seine Karriere verdanke, er ist nämlich längst über jenen mißgünstigen Kollegen avanciert, der damals sehr wahrscheinlich das Schriftstück entwendet hat.

Was meinen Freund Davager anbelangt, so ist nicht viel mehr über ihn zu bemerken. Mein unschätzbarer Junge Tom wurde zweimal von seinem Pony aus dem Sattel geschleudert, aber er ließ die Zügel nicht aus den Händen und seinen Mann nicht aus den Augen. Er erzählte mir, daß Herr Davager unterwegs in einen Feldweg abgeschwenkt und zu jenem Wirtshaus geritten sei, wo er seinem Freund einen Zettel ausgehändigt habe, ohne ein Wort dazu zu bemerken. Zweifellos enthielt dieser die Bezeichnung der Stelle, wo das Schriftstück versteckt war, für den Fall, daß ihm selbst etwas zustoßen sollte. Sonst aber war Davager über Land geritten wie ein gewöhnlicher Tourist, der sich für die schöne Gegend interessiert. Etwa um zwei Uhr war er wieder ins Hotel zurückgekehrt. Um halb drei Uhr schloß ich mein Bureau ab, heftete eine Karte an die Tür mit der Aufschrift: »Verreist bis morgen«, und besuchte für den Rest des Tages einen Freund, der einen Kilometer außerhalb des Städtchens wohnt.

Davager verließ, wie mir die Weißzeugverwalterin einmal mitteilte, in derselben Nacht das Hotel, die besten Kleider unter dem Arm und alle seine Toilettensachen, die irgendwelchen Wert besaßen, in der Tasche. Seine Rechnung hat er nie bezahlt, und die Gegenstände, die er in seinem Zimmer zurückließ, waren völlig wertlos.

Ich selbst habe ihn seit damals nicht mehr getroffen. Sie werden zugeben, daß das eher ein Glück für mich war.

 

(Aus dem im Verlage Robert Lutz in Stuttgart erschienenen Bande »Die Amerikanerin« von Wilkie Collins)


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