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Die Liebe der Agnes Edelberg

Aus Kurt Münzer: Der Ladenprinz. Roman. Georg Müller Verlag München.

Von Kurt Münzer

Agnes Edelberg hatte ihr Gastspiel abgebrochen und war Lucian nachgereist. Im ersten Hotel, darin sie vorsprach, fand sie ihn. Sie warf sich an seine Brust.

»Ich liebe Pelle Glahn,« rief sie schluchzend, »ich liebe Pelle Glahn, aber mich verlangt nach dir, so sehr, so sehr! Lucian, Lucian, mein Wunsch überwältigt meine Liebe. Du kannst mich nicht fortschicken. Wir müssen der Natur gehorchen, sie ist stärker als unser Herz!«

Der Zug rasselte aus der Berner Klause hinaus, sein Lärm verzog sich in das breite Tal unter Rivoli. In Ala legte Lucian die Schläferin sacht hin und ordnete mit der Zofe die Zollbesichtigung. In Mori erwachte die Sängerin.

»Wo sind wir, Lucian?«

»In Mori –«

»Gardasee«, flüsterte sie. »Tu das Fenster auf. Spürt man Veilchen und Mimosen?«

»Schnee ist draußen, Schnee –«

»Wohin, Lucian?«

»Nach dem Brenner, Agnes.«

Sie lächelte selig, drückte sich in seine Arme und schlief wieder. Wie auf ein törichtes Kind sah er auf sie hinab. Nicht Liebe, aber ein wenig Güte empfand er und mit Spott seine eigene Situation: von Arm zu Arm, vom Tod zum Leben, ein Ding der Frauenlust.

Die Lichter von Rovereto und Trient zogen vorbei; auf den Stationen war alles still, kurze Rufe nur, eine Glocke, ein Pfiff. Brücken rasselten unter den Rädern, das Rauschen der Etsch schwoll auf und ab. Und dann kam Bozen, gehüllt in eine Wolke lauen Dunstes.

Und wieder blieben Laternen und helle Fenster und Stimmen zurück. Die Bahn verließ das breite Tal der Reben und Kastanien und klomm den Weg hinauf ins Gebirge. Nun war es der Eisack, der draußen rauschte, von Frühlingsgewässern geschwellt. Die Maschinen begannen zu keuchen. Die Hunde heulten auf. Im Schlaf streckte Agnes suchend ihre Hände aus. Lucian ergriff sie. Sie lächelte im Traum.

Und da kam eine Art Glück über ihn. Das Glück der nächtlichen Liebesfahrt durchs Gebirge dem Liebesnest entgegen. Er ahnte, es würde seine letzte sein ... Die blau verhüllte Lampe, die Vorhänge an den Fenstern, die dunklen Polster, die weißen Kissen, alles schien von Zärtlichkeit und Mitgefühl erfüllt. Auch Lucian schloß die Augen und begann zu schlummern. In Franzensfeste schrak er auf.

»Da?« flüsterte Agnes, schlaftrunken.

»Bald mein Herz –«

Der Zug klomm immer langsamer an Sterzing und Gossensaß vorbei. Die Nacht begann sich aufzuhellen, Schnee leuchtete, Kälte strömte durch das halboffene Fenster. Lucian schloß es. Die Tunnels kamen mit Dröhnen und Rattern. Schelleberg und das einsame Brennerbad.

»Wach auf, Agnes.«

Er mußte ihr den Schleier binden, draußen stand schon die Zofe. In ihrem Körbchen miaute die weiße Katze. Der Schaffner kam zur Hilfeleistung herbei. Er brachte die ungebärdigen kläffenden Hunde. In den Nachbarabteilen erschollen unwillige Stimmen erweckter Schläfer. Agnes lachte übermütig. Ein Frohgefühl ergriff Lucian. Alte Zeiten kehrten wieder. Wie mit einem Staate reiste er.

»Station Brenner!«

Grauender Morgen, hoher Schnee, bereifte Bäume, Frost, Dampf in der Luft!

»Sechs Kleiderkoffer!« rief die Sängerin und eilte an den Gepäckwagen. »Drei Hutkoffer, ein Schuhkoffer, ein Schirmkoffer. Ist alles da? Hildur, sehen Sie nach! Lucian, wo bist du? Geben Sie mir die Katz', Hildur. Halt die Hunde, Liebling, ich bitt' dich. Ist dein Koffer da? Ja, dort die schwarze Tasche auch und diese lange dort, ja!«

Sie wandte sich um.

»Lucian! Lucian!«

Er ließ die Hunde am Brunnen trinken. Sie eilte hin.

»Bist du glücklich, Lucian?«

Der Zug fuhr weiter, hinab ins Tal nach Norden, ließ Rauchwolken zurück.

»Sieh, Lucian, es wird ein Sonnentag.«

Im Hotel zur Post gab es Lärm und Freude. Agnes Edelberg wurde mit Begeisterung erkannt und aufgenommen. Sie war angemeldet, aber so früh hatte man sie nicht erwartet.

»Also, das ist der Herr Bräutigam!« sagte die Wirtin, selig, daß sie eine feine Hochzeit ausrichten sollte. Agnes hatte geschrieben, es würde fürs ganze Dorf, für alle, die kämen, Freiessen und Freiwein geben und abends Tanz in der ausgeräumten Herrenstube. Seit langem übten die beiden Dorfmusikanten.

»Nein,« sagte die Sängerin, plötzlich still. »Mein Bräutigam? Noch nicht. Er kommt in acht Tagen. Ich telegraphierte ihm, ich wäre früher hier als geplant, er solle auch kommen. In einer Woche kann er hier sein. Gestern hatte er mein Telegramm.«

»Und die Zimmer sind noch nicht hergerichtet, wie die Gnädige wünschten!« riefen die Mädchen entsetzt.

»Kommt, wir machen es. Wir brauchen nicht viel. Essen wollen wir unten. Also nur ein kleines Wohnzimmer mit euren alten Tannenmöbeln, zwei Schlafzimmer, ein drittes für meinen Bräutigam, eines für mein Mädchen. Gehen wir.«

Ihre Koffer wurden herübergeschafft, sie flog die Treppe hinauf, und Lucian ging langsam hinter ihr her, der sich unter Hut und Schleier die Zöpfe lösten. Im Hause war es kalt und feucht, unten stapften Bauern herein und traten in das kleine Postbureau, das eben geöffnet wurde. Draußen erhellten sich die weißen Berge, und ein zaghaftes Blau überflog den Himmel. –

Es folgten Tage eines zwiespältigen Glückes.

So keusch, so begehrungslos Darja gewesen war, so lüstern, so leidenschaftlich, so unersättlich war Agnes Edelberg. Kaum wurde es still im Hause, so kam sie in ihrem langen weißen Nachtgewand durch das Wohnzimmer geschlichen und schlüpfte in Lucians Tür hinein. Sie löste seinen Kragen, knöpfte die Weste auf, und was sich entblößte, bedeckte sie alsbald mit ihren brennenden Küssen.

»Dein Hals,« flüsterte sie, »dein schöner Hals!«

Er trug schon wie eine Rubinenkette die Reihen ihrer Liebesmale.

Vom Bahnhof klangen Rufe und Räderrollen herauf, ausströmender Dampf, ein Pfiff. Agnes schlief nur ein, um zu neuer Lust zu erwachen. Jede Befriedigung schien nur ihr Verlangen anzustacheln, jede Erschlaffung ließ sie bacchantischer zu Kräften kommen. Und als Jungfrau hatte sie sich Lucian hingegeben.

Ihr Mädchenleib füllte sich unter seiner Liebe. Ihre kleinen Brüste schwollen, ihr Mund wurde üppig, ihre Glieder rundeten sich, jede Pore verlangte nach Lust. Sie war immer stumm in diesen Nächten. Lucian sollte schweigen. Sie weckte ihn, unersättlich, mit ungeduldigen Liebkosungen.

Wenn sie in Schlaf fiel, saß Lucian aufrecht. Der Atem der Liebenden stand dampfend um das Bett. Sie lagen in einer Wolke. Ihn fröstelte. Er haßte sie, die sein Blut entzündete, ihm zur Qual Lust entlockte. Sie verzehrte seine Kraft, eine ungeheure Leere entstand in ihm, die sich schnell füllte mit Gram, mit Traurigkeit, Sehnsucht. Wohin trieb er? Hub das alte Leben wieder an? Hieß es, den Weg der Abenteuer noch einmal zurückzulegen, noch einmal Diener der schweifenden Venus? Ja, er würde den ganzen Weg noch einmal gehen, führte er wieder zu ihr, zu ihr – – Rosanna! Rosanna!

Agnes erwachte. Mit ihren dünnen Armen zog sie ihn hinab. Bis in den Tag hinein schlief sie dann. In Lucians Bett. Die Katze lag zu ihren Füßen, die Hunde scharrten an der Tür. Zehnmal wurde die Schokolade kalt. Alle Frauen im Hotel und der einzige Mann, der Hausdiener, schüttelten die Köpfe, begriffen nichts, verstummten, erstarrten.

Mittags kam die Sängerin hinunter. In der Gaststube mit den gelben Holzwänden und den Tannenmöbeln waren sie die einzigen Fremden. Die Bauern saßen drüben in der Schwemme. Agnes lehnte in einem großen alten Sessel am eisernen Ofen, in dem ein Feuer prasselte. Die Sonne schien durch die kleinen Fenster.

»Du glaubst doch nicht, daß ich dich liebe!« sagte sie höhnisch. »Nein, nur Pelle Glahn ist es, den ich liebe. Dir gehört nur meine Lust, meine Begierde, mein Schmutz. Meine Reinheit ist Pelle Glahns. Ich hasse dich, Lucian, ich hasse dich. Die Geschlechter müssen sich hassen. Liebe ist ja Kampf zweier Feinde. Aber Pelle Glahn und ich sind jenseits der Geschlechter. Mein Herz ist sein, meine Seele ist sein. Was ist der Rest des Menschen? Unflat. Der ist dein!«

Er schob ihr eine Fußbank unter die Füße und lächelte.

»Die Suppe, mein Kind.«

»Iß! Iß du! Nähre deine Unreinheit, füttere sie, mach' sie satt. Sie kommt mir zugute. O Pelle Glahn, Geliebter! Ich habe nicht gewußt, wie ich ihn liebe! Du fürchtest dich doch wohl nicht vor ihm, mein Schatz? Nein, Lucian, fürchte dich nicht. Er wird nicht böse sein. Sein Wunsch ist ehrgeiziger. An meiner Lust liegt ihm nichts. Und dich wird er lieben. Er betet schöne Jünglinge an. Er wird ein Gedicht machen auf deinen Ephebenkörper, deine Wangen wird er besingen, deine Stirn bekränzen. Er wird ein Lied aus dir machen.«

Sie schrak auf.

»Ein Lied! Seit drei Tagen habe ich nicht gesungen! Wie? Wo ist meine Stimme? Ist sie verloren. Lucian? Ist die Kunst der Preis fürs Menschenglück? Bezahle ich dich mit meiner Stimme, Leben?«

Sie stürzte ans Klavier, das am Fenster stand, und warf den Deckel zurück.

»Tau auf Blumen – waren deine Küsse auf meinen Wangen – –«

Voll, jauchzend, bebend vor Kraft, stieg ihre Stimme auf und sprengte den Raum.

»Sie fielen nachts – und sind beim ersten Tagesstrahl zergangen.«

Sie jauchzte. Sie eilte zu Lucian, umarmte ihn, schüttete seine Suppe aus.

»Nein, Lucian, nein, die Kunst ist nicht der Preis.«

»Also das Leben!« sagte er hart, ohne zu wissen, was er sprach.

Sie ließ ihn los.

»Vielleicht«, sagte sie erblassend. »Vielleicht –«

Aber auch Jugendlust überkam sie. Sie liehen einen Schlitten, zogen ihn nach Brennerbad und fuhren da die Straße mit festem Schnee hinab nach Schelleberg, von da sausend und zischend den steilen Waldpfad nach Gossensaß und langsam weiter nach Sterzing. Durch die klare Luft funkelte der Pflerschgletscher. In Sterzing, den Schlitten hinter sich herziehend, fanden sie schon den Frühling. Der Schnee taute, gelbe Primeln blühten an den Wegrändern, im sonnigen Moose dunkelten Veilchen. Sie gingen die Hauptstraße des Örtchens hinab, alle Erkerscheiben und Giebeldächer blitzten in der Sonne. Um den Jöchelsturm flatterten Tauben, Kühle schauerte in den Bogengängen. In der Konditorei im Rathaus mußte Agnes Kuchen essen, sie kostete von jedem. Kinder kamen herein mit alten Hellern um Zuckerzeug; sie beschenkte alle. Das Gerücht davon ging um, und die kleine Konditorei füllte sich mit Sterzings Jugend. Selbst Backfische entblödeten sich nicht, lächelnd zu kommen und stumm und verstohlen, lüstern sich ein Tortenstück auszusuchen. Die fremde Dame ermunterte alle mit Händeklatschen. Die kleine dicke Verkaufsmadame war aus dem Häuschen; ihre Vorräte gingen hin; und wenn die Apothekerin kam! die Bürgermeisterin! Sie standen vor leeren Kuchenplatten. Lucian hatte eine Art Hotelrechnung zu bezahlen. Aber beglückt brach Agnes auf. Sie kaufte Schalen aus Sterzinger Marmor, Tiroler Silberarbeiten, Knöpfe, Gürtelschließen, Ringe.

»Für wen, Agnes?«

»So! Ist's nicht schön?«

Bei Antiquitätenhändlern entdeckte sie verbogene Kruzifixe, alte Töpfe, Kupferkessel. Mit Paketen beladen, fuhren sie mit der Bahn nach dem Brenner zurück. Es wurde Abend. Agnes war erregt. Sobald der Abend kam, befiel sie das Fieber der Lust. Sie drängte nach Haus in die kühlen, feuchten, kleinen Stuben. Am Tage selbst war sie begehrlich. Den Wald, die Wiesen, jeden Baumschatten, jede leere Hütte wollte sie zur Stätte ihrer Liebe machen. Einmal fuhren sie bis Bozen. Sonnenglut umfing sie da, Fremdenleben, Menschengetriebe. Alles blühte. Die Obstbaumwiesen waren weiße, rosig durchfurchte Meere. In der Luft wirbelten Obstblüten. Die Reben grünten, die Kastanien schlugen goldig aus, um die Maulbeerbäume war es wie grüne Gaze gespannt. Der Schatten der Lauben war erfrischend. Aber Agnes Freude verlor sich schnell. Sie wollte zurück, hinauf in die Liebesnächte am Brenner.

Sie verließen den Frühling und erreichten wieder ihren Winter, in dem die Orgien ihrer Lust lebten. In der Nacht kam Sturm, rasender Föhn. Gesammelt im Tal von Verona, raste er durch die Felsschluchten nach Norden, warf die Wälder um, wirbelte den Schnee auf, löste Lawinen, staute die Bäche. Er prallte an das Haus der Liebenden, er riß die Fensterladen aus ihren Haken und warf sie an die Mauer. Lucian wollte aufstehen. Agnes hielt ihn fest. Sie glühte wie eine Flamme.

»Nein«, flüsterte sie. »Laß. Brautmusik, Hochzeitslärm.«

Scheiben zersplitterten. Ein Pfeifen, Rollen, Dröhnen, Verhallen: eine Lawine war ins Tal gefahren.

»Da sterben welche«, flüsterte sie und sog Lucians Leben ein.

Auf den Geleisen war alles still. Kein Räderrollen, kein Signal. Die Züge waren im Schnee steckengeblieben. Sie waren allein, einzig auf der Welt. Ihre Lust triumphierte über dem allgemeinen Untergang. Auf höchstem Gipfel loderte das Feuer ihrer Liebe.

»Lösche,« stöhnte sie, »lösche. Ich brenne.«

Das Haus zitterte, der Wald krachte. Der Sturm schleuderte den Eisackfall im Sturz auf die Wiesen am Haus. Das Glöcklein der Kirche begann zu läuten.

»Hörst du, die Kirchenglocke? Wo ich Pelle Glahns Weib werden soll? Sie ruft ihn, sie schreit nach ihm. Oder läutet sie uns, die Kupplerin?«

Die Erde schien zu bersten. Dann verschwand der Sturm. Der Morgenhimmel war rein gefegt, die Wälder, die den Schnee verloren hatten, waren schwarz auf den Bergrücken. Die Wege tauten, alles funkelte und blitzte. Im Morgengrauen erwachte Lucian. Agnes lag mit weit offenen Augen da, vor Furcht bebend.

»Agnes?«

»Wenn er mich verstößt! wenn er es nicht begreift! Und ich liebe ihn doch, nur ihn, nur Pelle Glahn! Geh, geh, du Bestie! Was hast du aus mir gemacht? was hast du geweckt? Wie rein war ich! Und da seh' ich dich, begehre dich, entbrenne wie ein Tier im Frühling. Und ich war so ein reiner Mensch! Aber er muß es begreifen. Wenn ich es ihm sage! Er wird mich trösten. Liebe ich ihn denn nicht? Bis zum Tode! Aber ich wäre gestorben, wenn du mich nicht geküßt hättest, Lucian! Nein, es ist kein Rätsel, es ist so einfach, so einfach. Liebe und Lust sind zweierlei! Im Menschen ist Gott und Tier. Pelle Glahn meine Göttlichkeit, das ewige Feuer! Dir die Bestie, die flackernde Flamme! Lösche sie! lösche sie!«

Und Lucian trauerte über der Schlummernden. Abenteuermüde, angeekelt, sehnsüchtig nach Ruhe und bürgerlichem Gleichmaß, wartete er auf den nächsten Tag. Er mußte heimschreiben, sein Fortbleiben erklären. Wie, wenn er nach Hause kehrte und Angelikas, der Gekränkten, Ring lag auf seinem Tisch?

Er kleidete sich an und verließ das Haus. Der Morgen war kalt, der Nebel verzog sich, im Süden glänzte der Himmel auf. Er setzte sich auf eine nasse Bank, unter Goethes Bild, von Unrast zerwühlt und über sich den harmonischsten Menschen. Er sah flehend zu ihm auf, aber über ihm waren die Fenster der Liebeskammer. Er sprang auf und eilte zum Brennersee hinab. Er war gefroren, dunkelglänzend, ein stählerner Spiegel. Landleute kamen im Sonntagsstaat vorbei. Das Kirchlein läutete zum Gottesdienst. Lucian kehrte um. Er ging bis zu dem Madonnenbild, das in den Fels am Wege eingelassen ist. Er liebte es, er hätte gewünscht, zu ihm beten zu können. Es war kein unirdisches Weib. Sie stammte von der Erde, kannte die Erde und hatte wieder Sehnsucht zu ihr hinab. Was für eine sündige Mutter war sie!

Lucian stieg die kleinen Erdstufen hinan zum Felsen und stand vor ihr. Ihr zarter, blütenhafter Teint war vom Wetter zerstört, die Haut zerrissen, aussätzig, die Stirn wie von Pockennarben entstellt. Aber alles überstrahlte die Bläue ihrer Augen, Veilchen in Milch. Sie hatte den Mund einer Quatrocento-Venus, etwa von Botticelli, aber ohne scharfe Kontur. Ihr roter Mantel war gelb gefüttert, und gelb war ihr darüber fließendes weiches Haar. Traurig, gedankenlos neigte sie den Kopf und lehnte ihn an die Stirn ihres Kindes, das fragend zu ihr aufsah. Aber sie war weit weg ... Zwar hatte sie ihre schmale langfingerige Hand unter den Fuß des Kindes geschoben, aber schier bewußtlos schien sie es zu halten. Unmütterlich achtlos sah sie vom Kinde weg, aber auch am Beschauer vorbei. Sie suchte, sie suchte! In den Himmel gehoben, von der Erde verbannt, in ihren Stein geschmiedet, suchte sie sehnsüchtig ihren Erlöser aus ihrer Heiligkeit. Sie hatte den Wunsch zur Erde. Nein, sie konnte nicht für Himmel, Keuschheit und Entsagung geschaffen sein; sie hatte die leise, so süß gebogene Nase und die mandelförmigen Augen der Orientalin; und ihr Unglück war, daß sie dennoch blond und weiß war. Sie litt unter ihrem Widerspruch ...

Als Lucian ins Hotel zurückkehrte, war Agnes nicht da. Sie war in die Kirche zum Gottesdienst gegangen. Lucian setzte sich auf den Bahnhof. Der Schnee schmolz in der höher steigenden Sonne, von allen Bäumen und Dächern tropfte es, die Felsen glänzten, das dunkle Grün der Wälder erhellte sich. Lucian sah den Zügen nach, die vorüberfuhren, gefüllt mit glücklichen Menschen. Erstaunte Blicke trafen den eleganten jungen Mann, der da barhaupt und müßig auf einer Bahnhofsbank saß.

Agnes begrüßte ihn mit einem bösen Lächeln.

»Nun weiß ich's,« sagte sie, »du treibst den Teufel aus mir aus. Der Pfarrer hat von der Hölle gesprochen. Du bist mein Exorzist. Bald werde ich wieder rein sein, eine reinere Jungfrau als zuvor. Wenn Pelle Glahn kommt –«

Sie konnte Pelle Glahn nicht nennen, ohne sich zu verwandeln. Sprach sie diesen Namen, so war sie wieder das Mädchen mit den hängenden Zöpfen, unschuldsvoll und ahnungslos. Am Nachmittag, während es in der Bauernstube laut herging, setzte sie sich an das Klavier.

»Tau auf Blumen –
Waren deine Küsse auf meinen Wangen.
Sie fielen nachts
Und sind beim ersten Tagesstrahl zergangen.«

Sie sah sich nach Lucian um. Das Gesicht mit den Händen bedeckt, hörte er ihr zu.

»Im Kelch die Biene –
In meine Lippen lag dein Mund versunken.
Er hob sich fort,
Vom Geben du, vom Nehmen war ich trunken.«

Sie schwieg. Glut stieg in ihr auf. Sie schlich zu Lucian hinüber.

»Komm, Liebling, komm –«

»Geh!« sagte er, und stieß sie fort.

Sie hob die Hände, als wollte sie ihn schlagen.

»Was glaubst du, wer du bist? Mein Herr? O, mein Geschöpf, der Statist für meine Liebesszenen, das Phantom für meine Versuche! Ich sehe, was du brütest. Du hoffst, er wird mich schlagen, verachten, Pelle Glahn, den ich liebe. Aber er auch liebt mich. Und weißt du, was Liebe ist? Liebe ist Güte, Verstehen, Verzeihen. Liebe gönnt dem Geliebten alles, auch Untreue. Ja, sie leidet darunter. Aber Leiden sind die Nahrung der Liebe, Leiden machen die Liebe fett!«

Sie warf sich in einen Stuhl und flüsterte:

»Es fiel ein Stern –
Die Ewigkeit der Nacht hat ihn verschlungen.
Du löstest dich –
Dein Schritt ist in die Ewigkeit verklungen ...«

Sie sann den Versen nach. Dann sagte sie langsam:

»Ja, nun werfe ich die Gazelle dem Königstiger zu. Nein, sie wird beben und ihn anstarren, versteinert in Entsetzen, das so groß ist wie Seligkeit. Aber der Tiger? Sprich, Lucian! Wirst du sie zerreißen? oder bloß verachten, weil sie so schwach ist? Nein, lieben wirst du sie. Wer könnte der Sanftheit der Gazelle widerstehen, ihrer Güte, ihrer Schüchternheit, ihren großen nassen Augen?«

Lucian nahm ihre Hand.

»Gehen wir. Ich zeige dir etwas. Die Madonna im Stein.«

Sie lachte höhnisch.

»Ich kenne sie längst. Pelle Glahn hat sie vor dir geliebt. Nein, komm hinauf, ich will meinen Kopf an deine nackte Schulter legen. Nicht wahr? Komm.«

Sie stieß die Hunde aus ihrem Wege und sperrte die Katze aus.

In dieser Nacht aber sprach sie:

»Was flüstert draußen, Lucian?«

»Der Schnee schmilzt, er tropft vom Dach.«

»Sind es nicht Teufel, die um meine Seele feilschen?«

Er drückte sie an sich. Wie ein Kind duftete sie nach Mandelmilch, und wie ein Kind schmiegte sie sich an ihn.

»Findest du das Leben schön, Lucian?«

Aber sie wollte keine Antwort haben.

»Leben,« sagte sie, »süßes, angebetetes verfluchtes, geliebtes, gehaßtes, herrliches, schmutziges, erhabenes, niedriges Leben!« –

»Du kennst viele Frauen, Lucian. Sind wir einander alle gleich? Ja, ich glaube, die große einzige Liebe ist immer dieselbe bei allen.« –

»Es ist schlecht eingerichtet, Lucian, daß die zwei Geschlechter sich paaren müssen. Mann paßt wohl zum Mann, aber nicht der Mann zum Weibe.«

Sie umschlang ihn fest.

»Denn so ist es: Liebe bedeutet der Frau das Leben, dem Manne ein Zwischenspiel. Wenn Pelle Glahn stürbe, erstäche ich mich. Wenn ich sterbe, heiratet er nach zwei Jahren eine andere.«

Sie küßte Lucian.

»Wenn ich dich doch liebte, Lucian! Aber mein Herz ist so kalt, so kalt, kälter als deines. Ja, wir lieben, ihr liebelt.« –

»In dieser Woche kommt Pelle Glahn. Ganz ahnungslos ist er. Wie schön, daß ich es erlebe: Euch zwei einander gegenüber, der, den ich liebe, und der, den ich begehre! Lucian?«

Er hatte gelacht. Er fand endlich, es wäre dies seine einzige Rettung vor dem Fluch der Lächerlichkeit. Es mußte scheinen, als spielte er, als duldete er großmütig diese Kaprize der Frau, mit der sie sich vor ihm und sich selbst rechtfertigen wollte.

»Was denkst du von mir, Lucian? Verstehst du es denn nicht? Ja, wie solltest du auch! Du bist nur ein Männchen! Aber Pelle Glahn hat alle Geschlechter in sich. Hüte dich vor ihm, Lucian. Vor zwölf Tagen sang ich die Violetta und sah ich dich und verlor ich mich an eine Begierde, die vorher nicht da war, und die auch bald nicht mehr da sein wird. Ich begreife jetzt die Besessenheit der Hexen. Ich bin von dir besessen, Lucian, besessen!«

Draußen in der dunklen mondlosen Nacht tropfte es, es floß sacht, rieselte, rauschte, löste sich mit schwachem Fall. Frühlingsgesäusel, Südwind. Lucian nahm die Arme der Frau von seiner Brust; sie schlief fest. Er stand auf und öffnete das Fenster. Es war finster, die schwarzen Berge schieden sich nicht vom Himmel, durch die kahlen Bäume schimmerten die Bahnhofslaternen. Aber die Nacht war lau, sie war ganz Geriesel und Fließen, ein Wind, wie mit Narzissenduft, durchstrich sie. Oben von den Wäldern herab kam ein sanftes, einschläferndes Rauschen.

Die erhabene Einsamkeit der Stunde beschwerte nicht das Herz des Lauschers auf den Frühling, sie beglückte ihn. Sie bedeutete Wunschlosigkeit und völliges Genügen. Unter dem Fenster eingemauert stand das Goethebild.

»Ich fühle ihn«, dachte Lucian. »So mag sein Herz immer gewesen sein wie meines in diesem einzigen Augenblick. Nichts ist ihm fremd, aber allem ist es fern; von allem ergriffen, bleibt es doch unberührt, und das Gleichmaß seines Schlages vermag weder Glückes noch Leides Übermaß zu stören. Das Gleichgewicht des Alls ist auch in ihm. Es ist wie der ewig feste Mittelpunkt der Erde, die ewig bewegt, die ewig neu, ewig tätig ist.«

Im Morgenfrost verstummten die Lenzstimmen. Die Tropfen gefroren, der Wind legte sich.

Man klopfte an die Tür; es war ein Telegramm für Agnes. Aber Lucian vermochte sie nicht zu wecken. Er öffnete es.

Pelle Glahn war auf der Fahrt ins Gebirge. Am nächsten Morgen traf er ein ...

Mit hängenden Zöpfen, in einem kurzen Rock, wie ein sechzehnjähriges Mädchen, lächelnd, ausgeschlafen, kam Agnes Edelberg herunter. Sie las das Telegramm, wandte sich ab und ging hinaus.

Lucian wartete geduldig. Ein erhöhtes Leben erfüllte ihn. Endlich stand wieder eine Art Gefahr vor ihm, ein Kampf, eine Auseinandersetzung.

Nach mehr als einer Stunde kehrte Agnes zurück.

»Reise«, sagte sie heftig. »Du mußt fort. Es ist unmöglich: Ihr zwei! Ich ertrüge es nicht. Nein, denn ich weiß nicht mehr –«

»Und gestern,« sagte Lucian ruhig, »noch heute nacht? was war es, worauf du dich freutest?«

Die Harmonie der einsamen nächtlichen Stunde war noch in ihm. Er lächelte. Nun war er in Wahrheit allen Frauen überlegen, die je mit ihm gespielt hatten. Er war in seiner Würde ungekränkt.

Aber Agnes sagte heftig:

»Gilt heute, was ich gestern sagte? Sind unsere Gedanken und Wünsche nicht wie Wolken, die kommen und gehen und sich schon unterm Blick verwandeln? Du darfst ihn nicht treffen, Lucian! Ich kann euch nicht zusammen sehen. Fahre, fahre!«

Aber hätte es nicht wie Flucht, wie Feigheit ausgesehen, wenn er gegangen wäre? Er blieb.

Agnes umgab sich mit ihren Tieren, mit stummen flehenden Blicken verfolgte sie Lucian. Er traf sie über seinen Koffer gebückt, wie sie seine Sachen packte. Er stieß sie heftig fort. Sie taumelte bis an die Wand.

»Weißt du nicht, warum du gehen mußt, Lucian? Errätst du es denn nicht?«

Er sah sie finster an.

»Weil ich nicht weiß,« rief sie klagend, »weil ich nicht weiß, wen ich liebe! Pelle Glahn? Lucian Flamm? O, ich glaube, ich hasse dich nur, weil ich dich lieben muß. Und ich will nicht, ich will ja nicht. Wenn ich dich liebe, Lucian, wenn ich dich mehr liebe als Pelle Glahn! ... Ich weiß es nicht, und ich wüßte es, wenn ihr nebeneinander stündet. Deshalb dürft ihr nie nebeneinanderstehen, nie, nie, nie!«

Sie schrie auf, als Lucian sich ihr näherte. Aber er küßte ihre Hände, streichelte sie, nahm ihren Kopf und sagte leise:

»Adieu. Leb' wohl. Sei glücklich. Vergiß mich.«

In der Nacht ging sein Zug. Er hatte Agnes nicht mehr gesehen. Sie lag abgeschlossen in ihrer Stube. Als unten vom Bahnhof das Signal erklang, daß der Zug Schelleberg verlassen hatte und sich näherte, brach Lucian auf. Er öffnete die Tür – und fand auf der Schwelle zitternd, zuckend, Agnes Edelberg.

Sie ergriff den Saum seines Mantels.

»Ich kann nicht, Lucian. Bleibe, bleibe. Du darfst nicht gehen, du darfst nicht bleiben.«

Sie sah ihn mit irren Augen an.

»Ich liebe dich«, sagte sie, und aus ihren Lippen floß Blut ...

Es war ihre unbrünstigste Nacht, erfüllt von dem herzschlagenden Schweigen einer weltvergessenen Liebe. Aber am Morgen, als schon der Himmel eines schönen Tages sich blau zu färben begann, sagte sie und brach in Schluchzen aus:

»Nein, ich weiß es nicht, ich werde es nie wissen. Keiner von euch ist der Geliebte, erst ihr beiden zusammen – –«

Sie schauerte und löste sich von Lucian.

»Erst ihr beiden zusammen seid meine Liebe ...«

Er wußte nichts zu sagen ...

»Zwei Frauen könnten teilen«, sagte sie. »Aber zwei Männer müßten sich über die Frau hinweg hassen. Nein, das erträgt kein Mann. Kein Mann ist groß genug dazu.« –

In zwei Stunden kam Pelle Glahn.

»Führe ihn herauf«, sagte Agnes. »Ich erwarte euch hier.«

Lucian saß unten vor der Tür. Der Schnee zerfloß auf dem Wege, schon glänzten die nassen Steine hervor. Der Himmel hatte noch die tiefe Bläue des Südens, aus jener fernen Tiefe schien sie heraufzuströmen.

Noch wenige Minuten und Pelle Glahn trat drüben aus den Gebüschen und schritt auf das Haus zu. Schon hatten die Glocken den Zug gemeldet. Oben, über Lucian, stand Agnes im Fenster. Er sah sie nicht. Er horchte auf das hörbar werdende Keuchen der Lokomotiven, die sich heraufarbeiteten. Ein Brausen zog über die Bahnstrecke, eine Rauchwolke tauchte auf, es dröhnte herein und zischte.

Zwei Minuten später kam aus den Gebüschen hinter der Station fröhlich, schnell und lächelnd ein junger Mann heraus, mit suchenden Blicken. Da sah er Agnes im Fenster, blieb stehen, stieß einen jauchzenden Ruf aus und wollte hinüberstürzen. Lucian stand auf, da rauschte es über ihm, Mandelduft wehte ihn an, hart neben ihm geschah ein schwerer Fall ...

Agnes Edelberg hatte sich rückwärts aus dem Fenster gleiten lassen.

Lucian sah in dem Gesicht des Fremden eine gräßliche Verzerrung, dann erst blickte er zur Seite. Da lag Agnes, den Kopf furchtbar verdreht, auf den entblößten Steinen, die Augen aufgerissen, den Mund in stummem Schrei geöffnet.

Sie hatte sich das Genick gebrochen und war sofort tot. Oben am Fenster heulten die Hunde ...

Der Gepäckträger, der hinter Pelle Glahn herkam, hatte es deutlich gesehen: die Dame hatte sich vom Fenster abgewandt, wohl um dem Herrn entgegenzueilen, als sie plötzlich ein Schwindel zu befallen schien; denn sie schwankte, griff mit den Armen um sich und fiel rücklings, hintüber aus dem Fenster.

Kein Blut war geflossen. Schon am Nachmittag lag die Leiche in der kleinen Kirche aufgebahrt, von Kerzen umstellt, mit Tannenzweigen geschmückt. Von Zeit zu Zeit schlich lautlos ein Mädchen, eine Frau aus dem Dorf herein, betete, bekreuzte sich und die Tote und verschwand. Auf dem bloßen steinernen Boden kauerte Pelle Glahn, die Stirn an den Katafalk gelegt. Mandelduft mischte sich mit Tannenduft. Die Kerzen brannten still. Früher als draußen war es in der Kirche dunkel.

Lucian war nach Bozen um Blumen gefahren. Am späten Abend kam er zurück. Die Kirche war offen, er trat ein. Im Dunkel war der Katafalk mit seinen Kerzen eine lichte Insel. Agnes lag in ihrem weißen Kleid aus dem ersten Akt der Traviata da. Ihre Zöpfe waren über die Schultern gelegt und reichten bis an die Knie. Auf der Brust lagen ihre Hände übereinander. Alles an ihr war weiß. Nun die Augen und der blasse Mund geschlossen, war ihr Antlitz wie ein Häuflein Schnee, das der Wind gefurcht hat. Sie war ernst, unschuldig und jung.

Lucian entfernte die Tannenzweige und streute Blumen über sie. Es waren Narzissen und Veilchen, Maiglöckchen und weiße Levkoien, Anemonen, Mimosen und Ranunkeln. Und zuletzt legte er in ihren Schoß ein Bündel roter Rosen.

Pelle Glahn richtete sich auf den Knien auf. Er war ganz erstarrt.

»Ihre Stimme,« flüsterte er, »ihre Stimme.«

Er legte das Ohr aus ihre Brust.

»Verklungen – in Ewigkeit verklungen.«

Mit geschlossenen Augen griff er nach Lucian hinüber, der seine Hand faßte.

»Hat sie Sie sehr geliebt?«

»Nur Sie!« sagte Lucian.

Pelle Glahn sah ihn an.

»Aber Ihr Weib ist sie geworden?«

Lucian schwieg.

»Ich hätte sie gesegnet,« flüsterte Pelle Glahn, »gesegnet.«

Lucian legte Pelle Glahn seinen Mantel um die Schultern. Es war kalt in der Kirche. Wieder tropfte es draußen und taute. Die Levkoien begannen zu duften.

»Kommen Sie«, sagte Lucian. »Schlafen Sie. Wir können ja nichts mehr tun.«

»Ihre Stimme,« klagte Pelle Glahn, »ihre Stimme.«

Lucian zog ihn fort. Aber der andere hielt sich an einer Kirchenbank fest.

»Nein, ich will hier bleiben. Ich will warten. Vielleicht – – hat sie es Ihnen einmal gesungen: ›Tau auf Blumen – waren deine Küsse auf meinen Wangen. Sie fielen nachts und sind beim ersten Tagesstrahl zergangen – –‹ Zergangen!« rief er. »Zergangen! ›Es fiel ein Stern – die Ewigkeit der Nacht hat ihn verschlungen – – Du löstest dich – – du löstest dich – –‹«

Er zog Lucian neben sich auf die Bank, er zitterte vor Frost.

»Ich fühl's, sie liebte dich. Erzähle mir, erzähle mir.«

Er hob flehend seine braunen Augen auf. Sein langes helles Haar war verwirrt. Lucian strich es ihm aus der Stirn.

Pelle Glahn atmete tief, lehnte sich in Lucians Arm, flüsterte: »Auch ich liebe dich«, und schlief ein an der Schulter, an der zu liegen Agnes Edelberg ihr Leben geopfert hatte ...


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