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Die Hautpflege.

Von Fr. von Hohenhausen.

Der französischen Sprache haben wir das Wort »der Teint« entlehnt und es gänzlich uns zu eigen gemacht; wir sprechen es nicht mehr französisch, aber auch nicht eigentlich deutsch aus.

Die wenigsten Menschen haben einen richtigen Begriff von ihrer Haut, diesem wichtigsten Körperteile; Sie denken sich einen Stoff darunter, den man nach Belieben bearbeiten, verändern, wohl gar weiß bleichen oder blau und rot färben könnte, wie die Tierhäute, welche gegerbt werden.

Die menschliche Haut steht im innigsten Zusammenhange mit dem ganzen Körper, um eine sichtbare Wirkung auf ihr hervorzubringen, müssen durch seinen Organismus erst alle Mittel verarbeitet werden.

Drei verschiedene Hautschichten bilden den Teint, nämlich die Fetthaut, die bei Kindern und Frauen am meisten ausgebildet ist, dann folgt die Lederhaut, auf welcher die Schweißdrüsen und die Talgdrüsen liegen. Letztere zeigen sich beim Transpirieren durch eine Glänzenfeuchtigkeit an, welche keineswegs schön zu nennen ist. Dann das Oberhäutchen, eine sehr zarte Hornschicht, durch welche mittelst seiner Oeffnungen, Poren, die Ausdünstung erfolgt. Dieses dünne Oberhäutchen ist es, welches durch äußere Einwirkungen leiden kann, namentlich durch scharfe Luft oder sehr kaltes Wasser rauh wird, und durch Sommerhitze schnell gelb oder rot wird. Es giebt beinahe keine Mittel um diese Einwirkungen wieder zu beseitigen, daher es notwendig ist, dieselben so viel wie möglich zu vermeiden. Die scharfen Mittel, welche dagegen oft angepriesen werden, bringen der zarten Oberhaut Gefahr, ohne auf die Sommerflecke und den Sonnenbrand einzuwirken. Dies könnte nur damit möglich werden, wenn man das Oberhäutchen zerstörte. Dies zu versuchen wäre aber eine frevelhafte Thorheit, denn daraus können schlimme entstellende Hautausschläge und sogar Todesfälle entstehen.

Eine Dame ließ sich dazu verleiten sich die Sommerflecken durch eine giftige Einreibung zu vertreiben. Es trat Eiterung ein, die ganze Oberhaut fiel in Schuppen vom Gesicht ab. Als sie nach schweren Leiden endlich wieder gesund wurde, zeigte es sich, daß die Sommerflecke sämtlich noch vorhanden waren. Dies ging ganz natürlich zu, die Sommerflecken befanden sich auf der zweiten Hautschicht, Es war ein Glück, daß diese nicht zerstört wurde, denn ihr Tod würde dadurch herbeigerufen sein. Die Menschen, welche an Brandwunden sterben, verdanken dies nur der mangelnden Ausdünstung, wie die zerstörte zweite Hautschicht es mit sich bringt.

Um weiße und rote Rosen in den Teint zu zaubern, ist die äußere Einwirkung auf die Haut gänzlich unwirksam. Dazu ist die innere Pflege des Körpers notwendig, denn eine gesunde Blutmischung ist ein wesentlicher Vorzug und Untergrund der Schönheit.

Nächstdem sollten kleine Mädchen sorgfältig vor Sonnenbrand gehütet werden und junge Damen dürfen im Sommer keine schwarzen Schleier tragen, auch nicht stundenlang sich auf schattenlosen Wegen der Sonne aussetzen.

Da die Meinungen über Schönheit so sehr verschiedenartig sind, so ist es eine große Streitfrage geblieben, ob rote oder bleiche Wangen den Preis erhalten. Gewiß ist es, daß jedes Gesicht in seiner Art schön sein kann, gleichviel ob es an rote ober weiße Rosen erinnert.

Der schönste Teint ist unstreitig derjenige, der so sein und durchsichtig erscheint, daß ein steter Wechsel der Farben stattfinden kann. Es giebt nichts Holderes als ein zartes Weiß, das an Marmor oder Wachs erinnert und das bei der Bewegung in frischer Luft von einem Rosenschimmer verklärt wird oder bei einem fröhlichen Tanz seinen Karmin auf Wangen und Kinn erblicken läßt. Wer einen solchen Teint besitzt, suche denselben sich zu erhalten, er ist leider nicht sehr dauerhaft und entsteht meistens bei Damen, welche an der Bleichsucht leiden

Frische, rote Wangen hoben ja auch viel Reiz, aber sie sind oft von Röte auf der Stirn oder wohl gar auf der Nase begleitet, auch geben sie dem Gesicht leicht etwas regungsloses, welches an einen Puppenkopf erinnern könnte. Der wechselnde Ausdruck ist der Hauptreiz in einen schönen Gesicht. Aus diesem Grunde ist es auch als eine unsinnige Fabel zu betrachten, daß es in Paris und London unter den vornehmen Damen Gebrauch sei, sich das Gesicht mit großer Kunst lackieren zu lassen, wofür sie große Summen Geldes anwendeten. Wenn es wirklich solche Thörinnen geben, sollte, so würden sie doch gewiß nicht ihren Zweck erreichen, schön zu sein, eine Maske wäre nicht so teuer, nicht so unbequem, und auch wohl nicht häßlicher als dieses Anstreichen von Lack und Firnis.

Einige unschuldige, doch wirksame Mittel zur Verschönerung der Haut, sollen hier mitgeteilt werden.

Schon die Römerinnen der alten Welt, fanden es sehr heilsam, sich mit Milch zu waschen, namentlich wenn dieselbe von einer Eselin oder einer Ziege entnommen war. Die Kaiserin Josephine bediente sich zum Waschen auch der Milch, sie ließ eine Menge frisch gepflückte Veilchen oder auch Rosenblätter darin durchkochen, wodurch ihre Haut einen zarten Wohlgeruch annahm. Als noch wirksamer ist Mandelmilch zu empfehlen, welche man sich selbst sehr leicht bereiten kann. Zwölf süße und zwei bittere Mandeln legt man einige Zeit in heißes Wasser, zieht dann die braune Schale ab und stößt sie nach und nach mit einigen Eßlöffeln voll Wasser so lange, bis sie breiig und milchig werben, dann gießt man die Flüssigkeit durch ein feines Sieb und wäscht sich das Gesicht damit, macht auch von einem Leinen Läppchen, getränkt mit dieser Mandelmilch und legt sie auf die Stellen, welche durch Sonnenbrand gerötet erscheinen, namentlich auf die Stirne und die Nase. Frisches Petersilienwasser, auch Scheiben von frischen Gurken wirken heilsam. Bei Sonnenbrand ist auch Puder de riz zu empfehlen, nur wasche man ihn mit Milch wieder ab. In das tägliche Waschwasser etwas Rosenwasser, ein Theelöffel voll Borax und einige Tropfen Benzoetinktur wirken ebenfalls gut auf die Haut.

Wer an Erhitzung leidet und davon kleine Pusteln bekommt kann alle diese Mittel sorglos anwenden, aber es ist gut auch innerlich Abkühlungsversuche zu machen, nämlich im Sommer viel saure Milch zu trinken und zuweilen Cremor tartari in einem Glase Wasser einzunehmen, auch viel Obst zu essen, aber niemals Essig zu trinken, wodurch die Magenwände leiden.

Ein sehr häßliches, entstellendes Hautübel sind die sogenannten Mitesser; es sind nicht etwa kleine Würmer, wie manche Menschen sich einbilden, sondern erweiterte Schweißdrüschen, auf welche sich wie ein schwarzes Köpfchen etwas Staub festgesetzt hat. Man muß sie mit einer seinen Haarnadel vorsichtig ausdrücken und dann die Stelle mit kaltem Wasser betupfen, auch dieselbe oft mit Seife waschen, wodurch sich die Drüschen wieder schließen. Das Waschen mit kaltem Wasser und Seife ist auch empfehlenswert gegen die Hauptfeinde der älteren Damen, gegen Runzeln; am Halse und auf der Stirn erscheinen sie zuerst. Eine leinene Binde, welche mit weißem Wachs bestrichen ist, wirft heilsam, wenn sie die Nacht über getragen wird, sowohl auf der Stirn wie um den Hals. Auch ist es wohlthätig für die Haut, wenn Damen um letzteren ein Tuch tragen, welches frisch mit Saffran gefärbt, aber wieder getrocknet wurde. Manche junge Personen haben auf der Stirn oder auch auf anderen Gesichtsteilen rote Knötchen, die sich oft mit Eiter füllen und ebenso widerlich wie entstellend sind. Man muß hierbei mit großer Vorsicht verfahren, weil sonst leicht wirkliche Geschwüre daraus entstehen können. Den Eiter entferne man mittelst eines Stiches, aber nur mit einer gewöhnlichen Stecknadel, keiner schwarzen, und auch keiner Nähnadel, alsdann lege man ein leinenes Läppchen mit kaltem Wasser auf die Stelle, auch gute Seife darf darüber gestrichen werden, wodurch der Heilungsprozeß schneller von statten geht. Sollten sich diese Erscheinungen von Unreinlichkeit der Haut vermehren und vielleicht von Verdauungsstörungen begleitet sein, so ist es ratsam, einen guten Arzt zu konsultieren oder ein Bad zu besuchen wie Landeck in Schlesien, und Schlangenbad im Taunusgebirge. Als Trost sei hier bemerkt, daß dies Übel meistens mit der Jugend verschwindet.

Als wohlthätiges Waschwasser kann auch Kornblumenwasser gelten, welches in jeder Apotheke billig zu haben ist; es schützt gegen Runzeln und stärkt die Augennerven.

Durch schlechte Angewohnheiten wird die Schönheit eines Gesichtes oft geschädigt, nämlich durch Grimassen. Es giebt viele Menschen, welche die Stirn kraus ziehen und die Augenbraunen verschieben, wenn sie lebhaft reden, oder eine mühsame Arbeit vornehmen. Kurzsichtige kneifen die Augen zu oder schielen; man hüte sich vor solchen selbstverschuldeten Uebelständen. Noch mehr warnen müssen wir vor Nachtwachen, diese sind für den Teint immer nachteilig, besonders wenn sie mit Erhitzung vereinigt sind, wie auf Bällen oder Abendgesellschaften. Sich schnell abzukühlen ist natürlicher Weise ebenfalls schädlich; es ist ratsam mit einem feinen, leinenen Tuch in Mandelmilch getaucht oder auch in destilliertes Rosenwasser, das Gesicht und den Hals sanft abzureiben. Kaltes Wasser, so wohlthätig es sonst ist, darf nie am Abend angewendet werden, es verscheucht den Schlaf und veranlaßt Erkältung. Dagegen ist es in der Morgenfrühe sehr gesund.

finis

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