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Der Gärtner, sein Sohn und der Esel.

Fabel.

Eines Tages ging ein alter Gärtner zu Fuße neben seinem Sohne, der auf einem Esel ritt, und begab sich nach seinem Garten; einige Leute, die ihm begegneten, riefen aus: »Sehet doch diesen alten Narren, der so töricht ist, zu Fuße zu gehen, während sein Sohn sich auf dem Esel spreizt.«

Der folgsame Greis ließ seinen Sohn absteigen und nahm dessen Platz ein.

Kurze Zeit darnach gingen andere Leute vorüber und sagten: »Dieser Mensch hat ohne Zweifel den Verstand verloren: welchen Grund kann er haben, allein auf seinem Esel zu sitzen?«

Der Gärtner nahm nun seinen Sohn hinter sich auf den Esel.

»Welche Ungeschicklichkeit,« riefen weiterhin einige Vorübergehende aus, »diesen jungen Menschen hinter dem Greise sitzen zu sehen!«

Der Vater und der Sohn hatten kaum die Plätze gewechselt, als sie wieder andern Leuten begegneten, welche ausriefen: »Dieser Mensch muß sehr unverschämt sein, diesen Jüngling so vor sich herzuführen.« So daß der arme Gärtner tun mochte, was er wollte, er konnte nimmer eine Stellung finden, welche aller Welt zu Danke gewesen wäre.

Ihr seht also, Herr,« fuhr Chansade fort, »daß niemand dem Urteile andrer entgehen kann, und daß es eine Torheit ist, sich nach jedem Rate richten zu wollen. Folget Eurem ersten Antriebe und bestrafet einen undankbaren und frevelhaften Sohn.«

Am folgenden Morgen bestieg der Kaiser von Persien den Thron, ließ den Scharfrichter kommen und befahl ihm, den Prinzen Nurgehan zu töten.

Da trat der zweite Wesir hervor und sprach: »Großer König! Hüte dich wohl, dich eines Verbrechens schuldig zu machen, indem du den Anklagen der Sultanin trauest. Du weißt wohl, wie vieler Täuschungen die Frauen sich schuldig gemacht haben; man erzählt mehr davon, als Sterne am Himmel stehen oder Wassertropfen im Meere sind: Euer Majestät erlaube mir, unter andern nur die Geschichte von dem Papagei zu erzählen.«

Der Sultan willigte ein, seinen Wesir anzuhören, welcher also begann:


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