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Zehntes Kapitel

Wieder war ein Jahr vergangen, da standen eines schönen Tages zwei glückselige Eltern und ein stolzer Großvater im Haus Eschweiler an einer Wiege, in welcher der Erbe lag und quietschvergnügt an seinem winzigen Daumen lutschte. Großpapa Wettenhausen aber schüttelte ein ums andere Mal mit dem Kopf, bis seine Tochter teils empört, teils geknickt sagte:

»Seit Papa in Italien war, wo ihm nach seiner eigenen Behauptung erst ein Seifensieder darüber aufging, was ›Schönheit‹ ist, läßt er nichts mehr dafür gelten. Sollte man es für möglich halten, daß dieser Rabengroßvater unser entzückendes Kind – häßlich findet?«

»Wann und wo hätte ich mich eines solchen Verbrechens und so weiter schuldig gemacht?« schmunzelte der alte Herr mit hochgehobenem Zeigefinger, an dem ein fabelhaft dicker Siegelring prangte. »Als ob ein Enkel von mir, dem Inbegriff männlicher Schönheit, häßlich sein könnte! Ausgeschlossen und so weiter! Ich wundere mich ja bloß, wo der Wurm seine Nase her hat. Meine Nase hat er nicht, deine auch nicht, Spatz, und Johannes seine ist's schon lange nicht. Das ist überhaupt keine Nase, sondern ein rosa Knopf mit zwei unverhältnismäßig großen Löchern zum Annähen und so weiter. Gut, die Nase soll sich erst auswachsen, aber ich bestreite, daß jemals eine Adlernase daraus werden kann, höchstens eine Frühkartoffel. Wer in unserer Familie hat denn aber solch eine Nase? Ich doch wahrhaftig nicht, oder doch? Ha, ich hab's! Der Junge hat eine, na, um's zart auszudrücken, eine atavistische Nase und so weiter.

Damit ward auch diese wichtige Frage im Haus Eschweiler zur allseitigen Befriedigung gelöst.

*

Die Perle, die meergeborene Perle des Unheils fand von ihrem Pfade des Verderbens eine Ruhestätte in einem Kronschatz. Dort schmückte sie ein kaiserliches Diadem, und dieses zerschmetterte der Sturm, der Kronen und Szepter wegfegte und Throne umwarf.

Wenn man also abergläubisch sein wollte – –

– Ende. –