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Überwindung der Angst

Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Johannes 16, 33

 

23. November 1745

Ich glaube ganz gern, daß das Wort Welt eine gewisse Art Menschen auch bedeuten kann, die kleine Teufel sind und daß der Gott dieser Welt, der sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens, gewisse Günstlinge hat, die ihm wirklich so mit Temperament dienen, und die, wenn der Heiland einen Prozeß oder Streit hat, sich so um ihren Feldherrn, den Satan, herum machen und sich seiner Sache so heftig annehmen, daß der Streitwagen des Vaters, wenn er so unter den Teufeln herumrasselt, sie ins Rad hineinzieht, und insofern wird das Wort überwinden, hier im buchstäblichen Sinne gebraucht. Die Welt überhaupt aber ist das menschliche Geschlecht, und die Oberwindung des Heilandes besteht darin: Laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Das hängt mit der Rede des Heilandes zusammen: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Ich bin in der Welt gewesen, und ich habe mich durchgebracht, ich bin mit Annehmlichkeit in der Welt gewesen, ich habe mir die Leute zu guten Freunden gemacht, sie haben mich lieb gekriegt, ich bin von jedermann gepreiset worden, sie haben mich gern gesehen, sie sind mir nachgelaufen, bis meine Stunde kam, daß ich aus der Welt zum Vater gehen sollte, ich habe sie mit so viel Wohltaten überhäuft, ich habe endlich (welches das Größte ist), die Welt mit meinem Blut, das ich für sie vergossen zur Vergebung der Sünden, so überwunden, daß, wer das glauben kann, daß ich mein Blut für ihn vergossen habe, der kann mir nicht mehr feind sein, der muß mich lieb haben, der läuft mir nach, um den ist's geschehen, ich habe durch meinen Tod die Feindschaft weggenommen, und den Zaun, der zwischen dem menschlichen Geschlechte und Gott war, abgebrochen, und die Kluft ist zusammengestürzt, wir sind einander nahe geworden, die Welt ist kirre geworden, sie kann ihren Gott lieb haben, wenn sie an seines Sohnes bittern Tod gedenkt, wenn sie an ihren Schöpfer denkt und an das Blut, das er so milde für sie vergossen hat. Daraus folgt, daß sie nicht verloren sind, wer an den Sohn glaubt, kann nicht verloren werden, wer an die Sache glaubt, wem sein Tod gewiß ist, wer nicht daran zweifelt, daß Jesus der Heiland der Welt ist.

Das ist nun noch so, der Glaube ist der Sieg, die Methode, damit wir siegen. Wenn wir den Leuten den Glauben ins Herz reden, ihnen denselben so lang vorhalten können, bis der gekreuzigte Heiland in den Seelen steht, da haben wir die Seelen gleich überwunden, gleich gewonnen, so daß der Bär zum Lamme wird, der Löwe zu einem Kinde. Und dann ist es angenehm und lustig leben, dann kommt man zurecht.


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