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Dein Wort

Solches sage ich, auf daß ihr selig werdet.
Johannes 5, 34

 

24. Januar 1753

Alle Worte des Heilandes sind was Unschätzbares, und wenn wir dabei bleiben, so haben wir das Glück, daß wir ein ausgezeichnetes, seliges Christenvolk sind. Und das ist eins von den Dingen, darüber ich halte und wünsche, es käme unter uns recht ins Gleis, daß niemand sei, der sich nicht vorher besonnen hätte, ob er die Worte und Vorschriften des Heilandes für ein Vergnügen und »Segen für sein Herz halte«. Oder ob ihn der Gehorsam und die Aufmerksamkeit, die man drauf haben muß, zu viel kostet. Denn wen's viel kostet, dem macht's das Herz schwer und das macht danach keine gute Arbeit, es dünkt einem kein Segen, kein Friede, es macht vielmehr irre. Wenn man sich nicht dazu bekennt, sondern sich besser dabei befindet, daß man von einer anderen Art Menschen ist, als der Heiland da bezeichnet hat, wer hat was dagegen zu erinnern? Wenn man sich aber zu dem Christenvolk hält, das in besonderer Verbindung mit ihm steht und ihn lieb hat, und es ist einem, als ob man unter den Christen ruhiger und seliger lebte als in der ganzen Welt, so soll man es auch fein festhalten.

 

21. Januar 1754

Es ist nicht die Frage: Ob des Heilandes Gebote schwer oder leicht sind, denn das ist, als wenn der eine Lastträger sagt, das ist eine schwere Bürde, und der andere nimmt sie auf seinen Rücken und sagt: es wird sich schon tragen lassen. Der Heiland will sein Wort nicht als eine Bürde angesehen haben, da der am besten zurechtkommt, der die breitesten Schultern hat, sondern er traktiert alle seine Reden und Worte als einen Segen für uns, als unsere Freude und Erleichterung, allenfalls als eine Maschine, die wir gleichsam mit einem Finger regieren können. So wenig nun die Maschine, mit der man was aus dem Fluß herauswindet, die Last ist, die man heraushebt, so wenig sind des Heilands Gebote, Regeln und Ordnungen eine Last, über deren Leichtigkeit oder Schwere man zu reden hätte, sondern sie sind der Hebebaum, sie bringen Rat und Hilfe. Der Heiland hat's schon im Alten Testament sehr hart empfunden, wenn man die Befehle eine Last genannt hat. »Ihr sollt nicht sagen, Last des Herrn, mein Wort ist keine Last, sondern es ist eine Sache, durch welche der Mensch lebt, der sie hält.«

Wir halten es für einen wahren Segen und Gnade, daß uns der Heiland was hat sagen mögen und alles, was er gesprochen und gedacht, sind uns lauter Kostbarkeiten und Schätze. Desto mehr sind wir zu schelten, wenn wir nicht genau darauf aufmerken und nicht treu sind. Wir wissen nur von Gnade, es ist unser Privilegium und Sicherheit, daß wir nicht zurückverdammt werden zum Sündertum. Es ist also nur zu wünschen, daß er uns zum Gehorsamsein seinen heiligen Segen geben möge.

 

23. Januar 1755

Wir haben 1725 gesungen: »Kein andere Pein und Kummer ist, als wenn man seines Herrn vergißt.« Wir können hinzutun: es gibt keine Plage, als die wir uns selber machen. Alles, was wir ausgestanden haben, ist lauter Ausessen der Früchte des Ungehorsams gegen ihn. So viele Treuerfahrung und solche treue, weise und solide Leitung haben wir gehabt, wenn wir gefolgt haben. Das bißchen Gehorsam hat uns unaussprechlichen Segen gebracht, worüber wir jetzt dem Heiland danken. Das haben wir dem bißchen Hören auf seine Anweisung zu danken, wenn wir gehört haben wie Jünger und nicht ungehorsam gewesen, sondern seinen Willen gern getan haben. Denn seine Befehle sind lauter Versprechen.


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