Johann Philipp Lorenz Withof
Academische Gedichte
Johann Philipp Lorenz Withof

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Der große Königliche Friede zu Hubertusburg

Hamm, im März 1763

          Erquälter Friede, sei willkommen!
Du feyerwerthes Erdengut!
Du Funke, langsam angeglommen,
Auf einmal hohe Sonnenglut!
Du flohest in die weite Ferne,
Unsichtbar über alle Sterne.
Europa zagte, hoffte kaum:
Und hoffte nichts, als deinen Samen
Ins Land und in die Höhe kamen:
Noch gestern Sprosse, heute Baum.

Ich? – Wünsche lieber nie zu leben,
Als nicht von Dankbegierde vol.
Am Gaumen mag die Zunge kleben,
Wenn sie nicht heute reden soll.
Von arger Leute Sklavenketten
Ein Volk, dem Wahrheit schmeckte, retten
Für schläfrige Gleichgültigkeit?
Das wäre Gotte zuzumuthen?
Beredete Undank wo die Guten?
Und welcher Dank, der nicht erfreut?

Du, fliehe, Kaltsinn, unsre Mauren!
Und aller Harm erscheine klein!
Der Gutgesinnte dürfte trauren,
Nicht Opfer, Dank und Wonne sein?
Die wilder Meere Todtengrüften
Nur mit genauer Not entschifften,
Erstarre von allem Weh und Ach.
Bemerken schaudernd noch die Wellen,
Die sich zur Alpenhöhe schwellen:
So sehen wir dem Kriege nach.

Die Frieden müssen Jahre wären,
Bevor ihr ganzer Wert erfreut,
Den eilen Tage zu verheeren,
Sobald die Taktik Noth entbeut.
Die Werke von Olympiaden,
Das zeugen naß beweinte Schaden
Zerstörte manchmal eine Nacht.
Wie viele warf die kleinste Stunde,
Und das auf lebenslang zu Grunde:
Und Bitten wurden ausgelacht.

Verscheucht der Dank nicht alle Klagen?
Er schreite vorwärts, nie zurück!
Doch nein: das Maß für alte Plagen
Ist Maß auch für das neue Glück.
Das erste Heil für die Befreiten
Sind vorige Mühseligkeiten;
Und Wonne jauchzt um ihre Brust.
Sich schlängelnd geht der Weg zu Freuden;
Hier um den Kirchhof alter Leiden,
Dort um die Wiege junger Lust.

Nachgrade muß die Lust entstehen.
Auf einmal ist die Plage todt.
So bitter Freuden untergehen,
So lieblich schmeckt erlittne Noth.
Nicht wild den Frieden zu verpralen,
Ihn Heil und richtig auszumalen,
Sei Noth das reiche Gegenbild.
Entkräften Lust die Plaudereyen,
So macht die Wahrheit sie gedeien;
Und Segen flieht, wo Lüge gilt.

Es hatte schon so manche Nächte
Der Neid nur Elend ausgedacht.
Ihm nährten künftige Gefechte
Den Jammer, der ihm Freude macht.
Und durch abitophelsche Tücke,
Begriff er, wie man unterdrücke,
Und nahm auch gute Seelen ein.
Sein Antrag war zu fein erlogen,
Beweise trüglich abgewogen,
Und Zweifel müssten Sünde sein.

Die reich gekrönte, Kronenwerthe,
Geliebte, höchst verehrte Frau,
Die nie sich für den Haß erklärte,
Gesetzt und nur auf Güte schlau,
Gewann durch schön entlarvte Ränke,
Durch aufgestutzte Schulgezänke
Der allgemein beliebte Neid.
So wurden gegen süße Frieden
Nur für den bittern Krieg entschieden,
Und allen Gaumen schmeckte Streit.

Die Macht versteht Gewalt zu rächen.
Der Neid ist heimlich Ungemach.
Die Großen frei von ihm zu sprechen,
Dazu sind Burg und Heer zu schwach.
Den Untergang des Adlerfürsten,
Wie Füchse, ja so schlau zu dürften,
Das war die stille Raserei.
Sie hat den Koller ausgeblutet
Und uns nicht weiter abgemuthet
Zu glauben, dass sie Größe sei.

Die Freiheit gut und schön zu denken,
Das so Gedachte frei zu thun
Und, ohne sich um Banne kränken,
Bey reiner Wahrheit auszuruhn,
Die sollten uns die Feinde rauben
Und unter´s Joch vom Aberglauben
So frei gestreckte Hälse ziehn.
Wir fanden Rettung am Altare,
Den König Lorbeer um die Haare,
Und unser Treiber musste fliehn.

Die Kriege brechen in die Fluten,
Wenn Laster das Panier erhöhn;
Wenn allzu viele Kreaturen
Einander sich im Wege gehen;
Wenn große Weltveränderungen,
Durch Kriege mehrenteils erzwungen,
Noch scheu vor unserm Thore stehn;
Wenn Schläfer in die Länge jähnen,
Wenn Sitten sich zum Tausche sehnen:
Dann muß der Mensch zu Felde gehen.

So war der Welt die Fehde nötig.
Das Nötige bekommt sie baar:
Europa fand der Krieg erböthig,
Der nun ein Theil der Künste war.
Die Kunst, wie man die Leute drücke,
Besaß von Sforcia die Tücke,
Von Brachi dreisten Ungestüm.
Die Siege wurden abgemessen,
Des Königs Geist dabei vergessen:
Und Sieg und Ehre blieben ihm.

Dem Neide sand bewehrte Krieger
Wer nicht? und alle Hülfe nach.
Er war in seinem Hasse Sieger,
Indem nun Friedrich erlag.
Erlag? Er griff, zum Kampfe fertig,
Nur einzig nicht allgegenwärtig,
Ihn schnell, wie Gottes Wetter, an:
Des Königs Ruhm und ihre Schimpfe
Sind gleich und beide dargethan.

Die Dran, die Sau, die Donau setzten,
Wie Fluten, ihre Schaaren ab,
Die nur das Schwert zum Siege wetzten,
Das ihnen Muth und Treue gab.
Wie, wenn auf allen Apeninnen
Der Sonne Glut den Schnee zerschienen.
Ein einzig Meer die Weite deckt;
So sahen sich wie viel? Städte
Durch Flinten, Spieße, Bajonette,
Von fern ein Waffenheer erschreckt.

Der bessern Wahrheit tapfre Freunde,
Gustaver altem Ruhme treu,
Auch diese wurden arge Feinde
Und stritten gierig ohne scheu.
Und andre Fürsten in die Wette,
Dass nichts des Königs Sache rette
Empfanden eignes Beste kaum,
Entpressten froh sich ihre Leute,
Und wählten nie verdiente Beute;
Und Wahl und Beute waren Traum.

Wie lagen sie nicht angebunden?
Ihr Kerker war das offne Feld.
Da haben sie genug empfunden,
Wie Recht der Macht die Waage hält.
Sie wollten höhnisch Siege spielen:
Prinz Heinrich, ihren Muth zu kühlen,
Der Held, von Adlerblute voll,
Er trieb, wie klug, wie hoch erfahren?
Marcellisch trieb er sie zu Paaren:
Und fehlerfreies Lob erscholl.

Der Muntre, dem der Scherze Wonne,
Wie Sieg und Ehre wohlgefällt,
Dem leichte Pflege, milde Sonne
So sinnlich alle Triebe stellt,
Erkor die Lust am Opfertode
Der Preußen sich als eine Mode,
Die stets ihn, wie Gesetze, band.
In Eisen eingehüllte Reiter
Umblitzten leicht gesüßte Streiter,
Und alle jagte Ferdinand.

Sie flohen. Aber ihre Sorgen
Erstickten nahe Freude nie.
Zum längsten oft der dritte Morgen
Versah auf neue Kämpfe sie.
Sie sungen sich auf Ehrenwegen
Dem Helden, wolkengleich, entgegen:
Der war der andre Ferdinand!
Der Erbprinz kam sie vorzunehmen:
Sein Streiten war für sie Beschämen,
Ihr Loben war für sie Verstand.

Noch weiter von der Rha Gebieten,
Wo die Soldaten Felsen sind,
Erschien Bellonens Volk, die Scythen,
Unendlich tapfer, treu, geschwind.
Da gab es asiatische Schlachten,
Die Meilen Lands zum Grabe machten.
Der König siegte königlich;
Doch mehr, als scipionische Siege
Erneuerten ihm alle Kriege:
Besiegte flohen, Friede wich.

Verdientem Ruhme nie gewogen
Und arg, sobald ihn Ehre pries,
Hat nie die Lüge so gelogen
Als da der König Größe wies.
Der Neid, ihr Mäkler, hieß sie wagen,
Sein Lob erbittert zu benagen,
Sie, die nur Afterrede nährt.
Erlangten beide volle Gnüge,
Und das in Wahrheit ohne Lüge?
Der Neid ist nur der Lüge werth.

Was durfte wohl dem Hasse fehlen,
Das auch nur ferne Hülfe schien?
Den Zehnten kamen Mönche zählen
Und beteten mit Macht für ihn.
Der durch pontificale Segen
Behutsam eingeweihte Degen
Versprach gewiß am Ende Sieg.
Auch dieses Schwert ist abgekehret;
Dies, wenn es nichts bewiese, lehret:
Die Vorsicht Gottes führe Krieg.

Hier kann die florentinsche Lehre
Die klarste Meisterprobe sehn.
Hier fordern Glaube, Nutzen Ehre
Daß einem Alle widerstehn.
Wie die sich, als Thyrsie, haßten,
So traulich einen Neid umfassten?
Und alles atmete Tumult.
Gewiß die List war auserwählet;
So kläglich hat sie nie gefehlet:
Das sei der argen Zwecke Schuld.

Zu frech auf adriatschen Fluten,
Venedig traf dasselbe Los.
Da gingen manche Heere bluten
Umsonst so grimmig und so groß.
Es mussten vier, und welche? Kronen
Sich mit geheimer Reue lohnen
Und fern von ihrem Ruhme fliehn.
Hier stand die List der Macht entgegen:
Allein der friederichsche Degen?
Und segnend blickte Gott auf ihn.

In den geheimen Oberwelten,
Wo Beifall Tugenden erheischt,
Wo keine Staatssysteme gelten
Und nie Betrug die Waage täuscht,
Da lag ein Buch: des Königs Plagen:
Von seinem Engel aufgeschlagen,
Und Gott und Cherub sahn die Noth.
Mir, sagte Gott, ist Herrschen eigen!
Ein Engel musste niedersteigen,
Und sein Gefährte war der Tod.

Nun dachten die Cherubenschaaren,
Des Königs Ende wäre da.
Sie sahen tausende Gefahren,
Auch dunkle, die kein Mensch ersah.
Allein der Würgebote zeigte,
Als er die Menschenwelt erreichte,
Dem Tode Preußens Feindinn an.
Hier, sprach er, treffe, die so haßte!
Er schlug!: und Tomiris erblasste,
Und Berge wurden ebne Bahn.

Des Janus Tempel stand noch offen
Um ganzer sieben Jahre Weh.
Ach, alles heult herzugeloffen
Um Frieden und ermattete.
Wem mussten nicht die Kräfte mangeln
In die vom Roste trägen Angeln
Nur eine Türe beyzuziehn?
Da kommt er, sinnt was Ungemeines
Und heißt des schwersten Thoren eines
Auf seine Riegel anzufliehn:

Da kommt der größte Freund auf Erden,
Der große königliche Freund,
Den Feinden Zentnerlast zu werden,
Die noch die Noth nicht müde weint.
Er spricht, nur Recht gezieme Kronen,
Und spricht von Menschen zu verschonen
Und spricht, er sei der Sünde satt,
Und spricht und wird sofort Exempel
Und baut der Freundschaft Ehrentempel;
Und Schwindel macht die Rache matt.

Wie nun, der lauter Flüche hauchte,
Der grimme Haß sich so verlor?
Wo der Altar der Fehde rauchte,
Da stieg die Zärtlichkeit empor.
Das Unrecht wurde, lang umlogen,
Wie Klarheit auf die Regenbogen,
Nun frei, gesehen und erkannt,
Nun wurde große Lüge müde,
Die größre traf der edle Friede,
Der keinem Feinde Kränze wand.

Mir wurde, wenn du, Weheklagen!
Der mürben Zuversicht entsprangst,
In den so langen Elendstagen
Unendlich um den König bangst.
Dann wies mir eine stille Zähre
Hier Tag, als wenn es Hülfe wäre,
Da Mitternacht, wie Zweifelmuth.
Die Hoffnung auf den Gott der Erden
Begann, und oft, ein Tand zu werden,
Durchgängig Ebbe, keine Fluth.

Nicht offen für so finstre Grillen,
Und nie beklemmt und immer Er,
Anstatt in Gram sich einzuhüllen,
So zog Er auf den Feind einher.
Er, um und um im Angstgedränge,
Verfolgte richtig seine Gänge
Der ungebeugte Friederich.
Sein erster Freund beginnt zu wanken:
Er schickt ihm Kraft in die Gedanken,
Sich selber Muth und Stärke sich.

So sah man sonst die Sichelwagen
Mit Panzerhelden unverrückt
Zerschneidend in die Feine jagen
Und alle Pralerey zerstückt.
So fuhr er räumend in die Heere,
Nicht anderst Er, wie starke Speere,
In sie, wie schwache Hindernis.
So können Blitze durchgelangen,
So schnell er bergige Phalangen
Herkulisch aus einander riß.

Wer ist, der jeden Sieg entwerfe?
Doch drei verkennte die Natur:
Du, Zorndorf, sprich wie seine Schärfe
Durch dreißig tausend Köpfe fuhr.
Bey Rossbach schien das hellste Zeichen,
Als er die Kraft von zweien Reichen
So schnell, wie Hagel Früchte, schlug,
Und vierzigtausend tapfre Leute
Ergriff er, eine schnelle Beute,
als ihn sein Gaul nach Lissa trug.

Da! zeichnet! Nehmt euch alle Farben:
Nun schildert mir den König ab!
Das Thun, wie Helden Kraft erwarben,
Ist das nicht, was ihm Kräfte gab.
Nur Ihm allein erteilte Stärke
Bewehren ungemeine Werke,
Poeten dichten die so kühn.
Genug! Ihn hat sich Gott ersehen
Und hieß ihn fest wie Berge, stehen
Und schuf ihn groß und wirkt durch Ihn.

Noch war, so lange Reiche standen,
Beinahe nun sechstausend Jahr
Ein solcher König nie vorhanden,
Der so sich Kraft und Lehre war.
Er nahm die größten Eigenschaften,
Die nun zerstreut an Größe haften
Zusammen in sein Wesen ein.
Ich, wär ich fähig, ihn zu malen,
So müssten seine Werke Strahlen,
Er Sonne, wie entzückte sein.

Wir wollen Gottes Milde loben,
Der ihn der Bitte wiedergibt.
Bewehrt, befestigt, hoch erhoben,
So liebenswürdig, wie geliebt.
Die Heil und Ehre, Dir, o, König
Der größte Dank ist noch zu wenig:
Verstummt umschwebt die Treue dich.
Das Wort, so lieb im Adlerreiche,
Dass ihm kein Menschenname gleiche,
Ist Friederich, ist Friederich.

Nun steht das große Werk am Ende.
Es flieht der Krieg, der Friede siegt.
Du, Demuth, küsse seine Hände
So dankbegierig, wie vergnügt.
Auf! Lasst uns über sechzig Meilen
Mit Pflichten ihm entgegen eilen
Und in Gedanken um ihn sein.
Und wohl! Wenn immer Treue dächte:
Gefügt sind alle seine Rechte
Und seine Monarchie Gedeihn.

Dich wollen wir und Gott erhöhen,
Dass er dich schütze, Du verschonst,
Und Dich für mehrere Trophäen
Mit unserm Dank wie belohnst.
Du gibst der Welt die Ruhe wieder:
Dies Lob durchtönt der Seine Lieder,
Das Du zum Eigenthume hast.
Durch Siege stark und ihren Segen
Und allen Feinden überlegen,
Verdienst und schaffst Du gute Rast.

Wir leben auf für neue Kräfte,
Erlabt durch Frieden, Rechte, Muth;
Die thun für jegliche Geschäfte,
Was Sonn und Thau der Pflanze tut.
Nun blühn, durch ehrliche Gewinnste
Gedüngt, von neuem auf die Künste,
Da jetzt die Plagekunst entweicht.
Nun wird sie wohl durchaus zu Spotte
So manche prangerwerthe Rotte
In Reue, die der Hohn erreicht.

Wie vielen Unglückseligkeiten
Ist alle Tyrannie verrückt?
Nun brauchen sie nicht mehr zu streiten
Die Tapfern, die die Ruh erquickt.
Ich sah sie Frost und Hitze tragen:
Was könnt ich? Aengstlich sie beklagen?
Das könnt ich, mürb um ihre Pein.
Ich weihte manchem bange Triebe,
Für ihrer viele warme Liebe,
Und ihrer waren viele mein.

Wie stammelten nicht alle Rechte?
Und Wahrheit wurde Schulgeplerr,
Rechtschaffne Leute niedre Knechte
Und mancher Lotterbube Herr.
Auch Dumme, die Biljette schrieben,
Vermochten Edle zu betrüben,
Und Armer Noth war ihre Lust.
Wer nutzte schneller fremde Qualen?
Geschriebene Soldatenzahlen
Verglich ich Dolchen um die Brust.

Nicht mehr ein Spiel für harte Krieger,
Verkennen wir, Tyrannen, euch.
Aus Menschen macht die Fehde Tiger,
Die Tiger Menschen Friede gleich.
Bestürzung war die mehrste Wehre,
Wenn, lächerlich für seine Heere,
So herrisch oft der feige that,
Wenn sittenleere Corybanten
Nun weiter keine Rechte kannten:
Dem Uebel weiß der Friede Rath.

Sie fliegen hoch, die Lasterberge,
So sank der Tugenden Altar.
Er wurden Ehrenleute Zwerge
Und schlauer Geiz ein Riese gar.
Wie missen wir so viele Sitten?
Wie floh das Mitleid unsre Mitten?
Wo blieben Güte, Treue, Zucht?
Wie manche Circe, fett vom Schwerte?
Noch mehr ulyssische Gefährte;
Nun wird auch Tugend aufgesucht

Zwar Laster find an jedem Orte,
Und Tugend nirgends, ebne Bahn.
Das Volk der Rhone schminkt die Worte
Und preist den Tugendzucker an.
Doch seine Tugend hegt von innen
Das grundverderblichste Beginnen
Und ist nur in der Larve schön.
So lernten hurtig deutsche Nymhen,
Die Pflichten artig zu beschimpfen
Und fein dem Tande nachzugehn.

Man sah die Gottesdienste schlafen;
Der faule Wecker jähnte laut,
Als wäre mit der Rache Strafen
Der förmlichste Vergleich erbaut.
Im Tempel, wo wir Lehre priesen,
Drauf Krämerbude der Commisen,
Beliebt nun Wahrheit, auszuruhn,
So ruhig Würmcher, Paar bei Paaren
In Helmen, die voll Blute waren,
Der Freude was zu gute thun.

Nichtswürdige, die Spreu verschluckten,
Und Wasser war ihr Ehrenwein,
Um die Achseln Fromme zuckten,
Die wurden groß und Große klein.
Gewohnt, den Wolkenthau zu trinken,
Die höchste Zeder musste sinken,
Und Ysop wuchs, wie Zedern, an.
Verruchte gingen ohne Bande
Und manche redliche zuschande:
Auch diese Qual ist abgethan.

Nun stürmt das raue Weh vorüber
Der heißen Unzufriedenheit,
Das allerärgste Geisterfieber,
Dem Einsicht matte Hülfe leiht.
Wer zählt noch alle bangen Stunden?
O, Noth! Die Dumme nicht empfunden
Und tödtliche Schwache Leute traf.
Nun fliehn Harpylen gleiche Sorgen,
Erheitert tagen unsere Morgen
Und ruhig ist der leichte Schlaf.

Die Syphilis, die, Gold die Fülle,
Aus Westen nach Europa ging,
Von der die spansche Räubergrille
Für Mördereien Gift empfing,
Die Schnöde hat in unsre Fluren
Nur zwar geheim getretne Spuren,
Doch die vielfältig eingedrückt;
Hier wir, wie Bürger, eingenommen,
Begann sie schmeichelnd aufzukommen,
Vom Frieden ihre Kraft entrückt.

Wir sehn ihn, rasch auf sanfte Freuden,
Durch das sonst öde Zeltenland
Den Überrest der Herde weiden
Von ihren Ängsten abgespannt.
Was war vorher dem Eigner eigen,
Als Raub zu dulden und zu schweigen
Und beides sklavisch alsofort?
Nun dürfen reiche Leute sprechen:
Hier will ich selber Früchte brechen
Und lasse die für Arme dort.

Uns that durch ekle Schwätzereien
So mancher Krieger, und wie? weh.
Der alute Stolz! der konnte schreien!
So schreien Matrosen in der See.
Den Franzmann lockt die muntre Jugend
Noch wohl auf Kunst und kleine Tugend:
Er reift, nun schweigen beide still:
Dann will auch er und alle lehren,
Da muß man sich zur Schande hören:
Itzt höre Schwätzer, wer sie will.

Euch segne man, euch alle beide,
Entbundner Landmann und du Pferd!
So sehr um Nutzen, Ehre, Freude
Der allgemeine Güter werth.
Ich staunte sie, wie Fabelschlangen,
Wie Reben Ulmen, euch umfangen,
Die Sklaverey: du Marterblick!
Der Wonne feind, der Geiz den Armen,
Empfand ich Anmut im Erbarmen
Und itzt in euerm Glücke Glück.

Auch er bedarf nicht mehr zu heucheln
Der falsche Fromme, der entlief,
Als unsern Nachbarn nur um Eicheln,
Gen Himmel statt der Brodte rief.
Den speist, der sich Gewinn erschielte,
Sobald der Krieg das Feld umwühlte,
Nun kaum das sonst so volle Haus.
Uns geust dagegen auf die Felder,
auf noch nicht ganz entbäumte Wälder
Der Segen, welch ein Füllhorn, aus?

Der Angst für forschende Gedanken,
Die Scharten in Kopien ist,
Auch dieser setzt der Friede Schranken:
Ein Heil, das Einsicht nur ermisst.
Als Zeus uns donnerschwangre Drachen,
Die schrecklich den Olymp umwachen,
Vor zugesperrte Thore trieb,
Da musste Kraft und Schwäche leiden
Und Einfalt war wie zu beneiden
Und Schalkheit hatte Weine lieb.

Du warst, wie lieblich anzusehen?
Wie schön, o Conde, warst du nicht?
Doch deine lauten Feuerhöhen
Entmenschten uns dein Angesicht.
Das ist was höllisches auf Erden,
Wenn Menschen Höllenbrände werden,
Sich aller Menschheit unbewusst.
O, d´Auvet! Schrecklich nur zu nennen,
Bemüht, uns alle zu verbrennen,
Dir neide Nero deine Lust.

Doch weg, erlittne Grausamkeiten!
Der König unterstützt sie nicht,
Und hält, die Folgen abzuleiten,
Für eine königliche Pflicht.
Gebrauchen heißt nur, zu besitzen:
Uns lasst, ihm gleich, die Tage nützen;
Nur höchstens so der Ruhe werth.
Er brachte kaum den Bund zu Stande,
Da schon sein Geist durch alle Lande
Mit väterlicher Sorge führt.

O, lasst uns herzig, wie die Guten,
Ein hohes Alter ihm erflehn,
Und nicht noch ärgern Ahndungsruthen
Durch schnödes Thun im Wege gehen.
Was hat nicht Er, und wie gelitten
Um unsre lasterhaften Sitten?
Noch hatten wir´s vor ihm wie gut?
Der Atlas Er für unsre Zeiten,
Der eine Welt von Aengstlichkeiten
Auf seine Heldenschulter lud.

Die Feier soll ein Hymne schließen!
Dir, Gott und Herr in Ewigkeit,
Dir lege sich der Dank zu Füßen,
Da deine Huld und Ruhe beut,
Die Ruhe, die wir zu verdienen
Uns selber ohne Mühe schienen
Und wie so leer an Würde Dir?
Vom danke soll das Herz entglimmen
Und er die ganze Seele stimmen,
Uns künftig Ehre, Lehre hier.

Der Leichtsinn, der mit Hundezähnen
Anständige Gesetze nagt,
Verdamme das ihm eigne Jähnen,
Womit er allem Dank entsagt.
Altäre laß die frohen Erden
Und deine Priester fromme werden
Und Opfer weise Güter sein:
So wird sich Recht und Treue zeigen,
Die garstige Chicane schweigen
Und Priester Freude prophezeien.

Dem Könige bereite Wonne,
Vergelter, der Ihn überlud.
Ihm bleibt Schild, Ihm bleibe Sonne,
Ihm werde Lohn, Ihm bleibe Muth!
Entwaffne sorgend Ihm die Seuchen,
Die, wie die Pest, sein Heil umschleichen,
Und Anmuth decke seine Brust.
Er sei so, wie den besten allen,
Auch sich das hellste Wohlgefallen,
Der Erde Beispiel, deine Lust!

 


 


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