Ernst Willkomm
Reeder und Matrose
Ernst Willkomm

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Wiederum vergoldete die Sonne die Zinnen der alten hochgegiebelten Häuser, zahlreiche Seeschiffe blähten die halbgerefften Segel im Hafen, und das ganze volle Leben einer großen Handelsstadt setzte Tausende und Abertausende in lebhafte Spannung. Auch im Hause des Reeders Thomas Peter Heidenfrei, das, wie alle großen Kaufmannshäuser mit keiner gemahlten Firma prahlte, herrschte die gewohnte alte Tätigkeit, obwohl es daselbst weniger lebhaft als früher zuging. Die Zahl der Hausbewohner hatte sich bedeutend vermindert. Beide Söhne waren auf Reisen, der Älteste auf ungewisse Zeit im Süden Amerikas, der zweite, Ferdinand, erst seit anderthalb Monaten. Auch die einzige Tochter des Hauses, früher die belebende Seele in allen Gesellschaften, welche der Reeder gab, war am gleichen Tage mit ihrem jüngeren Bruder verreist; denn beide Geschwister hatten, wie sie gleichzeitig verlobt worden waren, auch an ein und demselben Tage Hochzeit gehalten.

Ferdinand und Ulrike wandten sich nordwärts, besuchten zuerst die dänische Königsstadt, erfreuten sich der dortigen Kunstschätze, der idyllischen Umgebung, der traulichen Buchenhaine des feenhaften Seeland, und wendeten sich später, den Sund überschreitend, der grotesken Felsennatur Norwegens zu. Ulrike liebte in der Natur mehr das Erhabene als das Zarte, Elegische. Deshalb zog es sie mit unwiderstehlicher Gewalt nach dem Kjölengebirge, dessen Fjällen und Fjorde sie mit sich immer steigerndem Erstaunen und Entzücken besuchte. Erst oberhalb Tornea, hoch in Lappland, beschlich sie ein Gefühl des Heimwehs. Sie bat Ferdinand, umzukehren, sie bewunderten das ergreifende Schauspiel der Mitternachtssonne, schifften sich dann nach Stockholm ein, und Ulrike drang hier so lange in ihren Mann, bis dieser sich entschloß, der jungen wißbegierigen Frau, die ihn als sanft Bittende gänzlich bezauberte, auch die Hauptstadt des Zarenreiches, das viel gepriesene und viel verlästerte St. Petersburg zu zeigen.

Darüber verging der ganze Sommer, und als das glückliche Paar wieder heimkehrte, rollten die vor den Reisewagen gespannten Rosse schon Haufen rauschender Blätter vor sich her und mancher der schönen, großen Kastanienbäume streckte die gänzlich entblätterten Äste in die kühle Herbstluft.

Elisabeth hatte nicht umsonst großen Fleiß auf die Erlernung der Sprache Calderons gewandt. Sie wollte Spanien und Portugal kennen lernen, dem ihre Gedanken mit eigentümlicher Vorliebe zugewandt blieben. Anton machte deshalb keine Einwendung, als sie mit bezaubernder Bestimmtheit entschied, daß sie das Glück ihrer Flitterwochen auf der pyrenäischen Halbinsel genießen wollten. Anfang Juni schon betraten die Reisenden den Boden Spaniens und am Johannistage erblickten sie, wie ein schwärmerischer Brief Elisabeths an ihre Eltern meldete, die Zinnen der wunderbaren Alhambra.

Von den drei jungen Ehepaaren waren nur Miguel und Christine daheim geblieben. Einige wunderten sich darüber, weil sie nicht erwartet hatten, daß ein so lebhafter Geist, wie Miguel, sich leicht in die Einfachheit eines streng geordneten Lebens gewöhnen könne. Diese vergaßen, daß Miguel im Hause des Reeders zum ersten Male in seinem unruhvollen Leben eine Heimat gefunden hatte, daß er, des fortwährenden Umherirrens müde, sein tieferes Leben erst jetzt sammeln konnte, sich nun erst über das, was ihm dienen und andere fördern könne, klar zu werden vermochte. Und ein milderer, gewandterer und kenntnisreicherer Lehrer als der alte Heidenfrei hätte ihm auf dem neu betretenen Lebenspfade nicht geboten werden können.

Ganz wider seinen Willen, aber doch völlig absichtslos, fand Miguel unter Heidenfreis Anleitung mehr und mehr Gefallen an den kaufmännischen Geschäften. Anfangs trat er freiwillig als Gehilfe ein, da er aber schnell faßte und bald einer bestimmten Branche des so sehr verzweigten Geschäftes vollkommen vorstehen konnte, übertrug ihm Heidenfrei diese ganz. Die Lust am Seewesen verlor sich dadurch begreiflicherweise mehr und mehr, und als der Sommer sich dem Ende zuneigte und die glückliche Christine einen lustigen Schreihals auf den Knien wiegte, fühlte der junge Vater durchaus kein Bedürfnis mehr, zur See zu gehen.

Gerade um diese Zeit traf zum dritten Mal ein längerer Brief Eduards aus dem Innern Brasiliens ein, der seinem ganzen dunkel verhüllten Inhalt nach die Familie Heidenfrei in Unruhe versetzte.

Wenige Tage nach Miguels Vermählung mit Christine waren Augustin Hohenfels und Eduard nach dem Süden Amerikas abgereist. Eduard mußte sich sogar noch aufs Bitten legen, um den Oheim so lange zu halten, bis die Pate seiner jungen Kusine, die greise Silberweiß, deren plötzliches und kampfloses Hinscheiden niemand geahnt hatte, bestattet worden war. Die Überfahrt verlief schnell und glücklich, der erste Empfang auf brasilianischem Boden war ein viel versprechender, ja die Berichte des Oheims wie des Neffen lauteten anfangs so hoffnungsvoll, so verführerisch, daß nur die ruhige Haltung des älteren Heidenfrei und die Bitten Christines den leicht erregbaren Miguel abhalten konnten, den bezaubernden Lockungen zu folgen, die ihm aus dem Lande, wo er geboren war, in dessen Erde seine von ihm nie gekannte Mutter schlief, mit Sirenenstimmen zum Kommen einluden.

Das zweite Schreiben lautete schon kühler. Es rührte von Eduard allein, Augustin ließ sich entschuldigen, da eine Menge unerquicklicher Geschäfte und eine ungewöhnliche Nervenreizbarkeit ihm Schonung zur Pflicht machten.

Heidenfrei schüttelte zu diesem Schreiben, das kurz vor der Doppelhochzeit einlief, den Kopf, und äußerte des Abends im Familienzirkel, die Pläne seines Schwagers seien zu groß entworfen, was von jeher seine Ansicht gewesen wäre, und gerade an dieser ungemessenen Größe würden sie wahrscheinlich auch scheitern.

»Es ist das wie bei allen Spekulationen, die über die vorhandenen Mittel hinausgehen«, schloß der erfahrene Reeder seine Bemerkung. »Ein einziger Fehlschlag wirft alles über den Haufen, zerstört selbst die solideste Grundlage, und es mag dann ein Geist noch so groß und willensstark, eine Idee noch so superbe sein, sie ist entweder garnicht durchzuführen, oder doch nur mit unverhältnismäßig großen Opfern und äußerst langsam.

Der Oktober war allerseits als der Zeitpunkt festgesetzt worden, wo die einzelnen Familienglieder sich im väterlichen Hause wieder sammeln sollten. Diese Zeit hielten beide jungen Ehepaare ein. Noch vor dem 18. Oktober, den man damals noch mit großen Festlichkeiten beging, saßen Elisabeth und Ulrike wieder neben Christine am großen Familientisch, während Ferdinand und Anton sich im Kontor möglichst rasch zu orientieren suchten.

Die Herbststürme machten sich fühlbar, schon zweimal weckte und erschreckte des Nachts der Donner der Lärmkanonen die Bewohner der Keller. Da kam ein viertes Schreiben aus Rio an, das nicht an die Firma Peter Thomas Heidenfrei & Söhne, wie die früheren Briefe, sondern speziell und ausdrücklich an Ferdinand und Miguel Hohenfels-Saldanha gerichtet war. Dieses Schreiben brachte von neuem Unruhe und Trauer über viele. Es lautete wie folgt:

 

Liebster Bruder und Vetter!

Wenn ein General das Unglück gehabt hat, eine entscheidende Schlacht zu verlieren, pflegt er den einzureichenden offiziellen Bericht in Worten abzufassen, die den erlittenen Verlust verhüllen, in dieser Verhüllung aber gerade die nackte Blöße recht deutlich erkennen lassen. Ich befinde mich heute leider in der Lage eines solchen Generals. Verhüllen aber, entschuldigen, beschönigen mag und will ich nichts, weil mir der reelle Gewinn eines solchen Verfahrens nicht einleuchtet.

Unser Kolonisationsplan ist – mit zuckendem Herzen schreibe ich es nieder – total gescheitert, und wir, wir allein, unser Eigensinn oder, wenn Ihr wollt, unsere Nationalität trägt die Schuld dieses Mißlingens. Onkel Augustin, dem hier fast alle mit offenen Armen entgegenkamen, würde Wunder gewirkt haben, wäre er nur ein wenig biegsamer gewesen. Daß er in nichts nachgab, sich keinem Vorschlag fügte, zuletzt bei gesteigerter Reizbarkeit sogar ungerecht gegen andere und uns Wohlwollende werden konnte, brach dem ganzen Unternehmen die Spitze ab und ihm, dem edlen, großen, aber zu hartnäckig einseitigen Manne das Herz. Die Kolonie Hohenfelsland existiert dem Namen nach. Sie ist abgegrenzt, sie bildet ein eigenes, schönes, kulturfähiges Territorium, das Raum genug hält, um ein paar Millionen betriebsamer Menschen zu ernähren und allen zu Wohlstand zu verhelfen, aber sie ist zur Zeit nur noch ein Stück Land, des Nachts von einem wunderbaren Sternenhimmel matt beleuchtet, des Tages im Goldrauch heißer Sonnenglut eine unglaubliche Fruchtbarkeit entfaltend. Häuser, Ansiedelungen gibt es nicht, Straßen bezeichnet nur die kleine Karawane von Schlachtvieh, die ihre Spuren in den Savannen zurückläßt. Die Flüsse tragen noch keine Schiffe, die Wälder sind nicht gelichtet, aber an der reizendsten Stelle des Landes, das uns von der Regierung überlassen ist, wenn wir uns entschließen wollen, ihr einige Konzessionen zu machen, ist der Grundriß einer Stadt abgesteckt und mit Spatenstichen der Umfang angegeben, den sie vorläufig einnehmen soll. Es war die letzte, glückliche Arbeit des unglücklichen, schon damals kranken Oheims. Ach, der gute Oheim war leider schon krank, als wir zu Schiff gingen! Damals vermutete ich freilich nur, was später nur zu unverkennbar ans Tageslicht kommen sollte! Eine große fixe Idee beherrschte ihn ganz, verließ ihn nie wieder, und darum konnte die Größe dieser Idee nicht lebendig werden unter den Menschen! Für mich persönlich mag dies ein Gewinn genannt werden. Ich war nahe daran, auf ähnliche Abwege zu geraten. Auch mir galt schon seit geraumer Zeit die Idee, der befruchtende Gedanke alles, die Materie, diese Erde, in welcher der Gedanke doch Keime treiben muß, um Wurzeln zu schlagen, achtete ich nicht nur gering, ich verachtete sie beinahe. Das aber ist ein Fehler, der sich immer rächt. Augustin Hohenfels kam mir vor wie ein Gott, der aus Nichts Welten schaffen will, dem der Wille alles, Materie, Geist und Frucht ist; der da nur zu sagen braucht: sei! und es ist! Das kann und darf der Schöpfer, der sich aus sich selbst geboren hat, nicht aber der Mensch, der nur ein winziger Sprößling des Schöpfers, selbst bei größter innerer Gedankenzeugungskraft, ist.

So verwundete sich denn der treffliche Mann an den scharfen Narben, welche der Weltschöpfer seinem Gebilde eingedrückt hat und verblutete sich still an diesen selbst geschlagenen Wunden. Als er seinen Irrtum erkannte, war ihm die Kraft des Geistes ausgeflossen. Auf dem Sockel des Gemeindehauses, das Gerichts- und Thingstätte des neuen Staates sein sollte, den er der Zukunft eines der alten Heimat überdrüssig gewordenen Geschlechtes zu gründen unternahm, saß er Stunden und Tage lang. Da hauchte er eines Abends, als der ferne Urwald im Purpurbrand der Sonne aufloderte, als ob Gott selbst über die Erde wandelte und seine Boten ihm die Wege ebnen wollten, seine große Seele aus. An der Stelle, wo der seltene Mann zuerst die Axt einschlug, daneben sich niederwarf und still zu Gott betete, daß er Segen gebe seinem Werke, und es dereinst, wenn auch erst spät, gelingen lasse, habe ich ihn in die Erde gebettet. Glocken läuteten nicht über seinem Grabe, kein Priester hat ihn gesegnet, nur der Urwald rauscht früh und spät um die stille, gefeite Gruft des Edlen und Millionen Vogelkehlen singen dem Sohne der Natur, dem Verehrer des Geistes der Natur Tag und Nacht die versöhnendsten Seelen- und Totenmessen.

Ich habe mir eine Hütte erbaut, um bessere Tage hier abzuwarten. Noch glaube ich an die Verwirklichung der Pläne unseres großen Toten, nur müssen wir noch einige Zeit warten. Dir, Miguel, lege ich ans Herz, deine Muttererde zu besuchen, sobald du kannst. Auf dem Grabe deines Vaters wird der Geist über dich kommen, der ihn beseelte. Grüßt die Eltern, gedenkt des Strebenden, des Toten, und haltet immerdar fest an dem Gedanken, der ihn durchdrang: die Kultur ist der einzig wahre, der einzig unsterbliche Träger des Gottesgeistes auf Erden. Brecht ihr Bahn, weitet ihr Wege und Stege, und das tausendjährige Reich, das Reich des ewigen Friedens, das Gottesreich auf Erden hat begonnen! Der Eurige

Eduard Heidenfrei.

 

Dieser Brief wurde Anlaß zu einer gänzlichen Umgestaltung aller Verhältnisse. Miguel beschlich ein Gefühl der Reue, er gedachte der Mahnungsworte des nunmehr schon verewigten Vaters bei seiner Hochzeit, und die Sehnsucht, am Grabe des Toten zu beten, erfüllte bald seine ganze Seele. Bestärkt in seinem Vornehmen wurde der junge Mann durch Treufreund, der sich von Stund an völlig schwarz kleidete. »Die Sonne ist für mich untergegangen«, sagte er, »mir bricht jetzt kein Tag mehr an, ich vegetiere nur noch in Nacht und Dämmerung.«

Geräuschlos, aber energisch traf Miguel Vorbereitungen zur Reise nach Brasilien. Das nächste Frühjahr wurde dazu festgesetzt. Heidenfrei, der anfangs Gegenvorstellungen machte, weil er fest überzeugt war, Miguel werde nirgends ein sichereres Glück als in seinem Hause finden, ließ sich durch die Zureden der drei jungen Frauen, die ganz die Partie Miguels ergriffen, umstimmen. Ehe aber die Reise noch begonnen werden konnte, brachte ein abermaliges Schreiben Eduards viel beruhigendere Nachrichten. Diesem zufolge hatte er in richtiger Würdigung der Verhältnisse und durch genaue Abschätzung der Mittel den ursprünglichen Plan, welcher zu sehr ins Unbegrenzte ging, aufgegeben, und war zu den Andeutungen zurückgekehrt, welche sich in den ›Aufzeichnungen‹ des verstorbenen Oheims vorfanden. Diese ›Aufzeichnungen‹ wurden von jetzt an für den praktischen Eduard wichtige Leitsterne. An ihnen entzündete sich seine Strebelust. Er fand darin stets neue und große Anregungen, und so gründete der junge Reeder im Verein mit Gleichdenkenden zwar nicht große Kolonien, wohl aber senkte er Wurzelfasern in die brasilianische Erde, die vielversprechend aufsproßten und welche gleich jenem wunderbaren Baume der neuen Welt, dessen Zweige, die Erde berührend, sich von selbst wieder in Wurzeln verwandeln und weite Strecken bedecken, dereinst zu schattigen Wäldern sich vergrößern können, in deren Schutz eingewanderte Deutsche dem deutschen Geiste Tempel der Kultur errichten werden. Was der prophetische Blick Augustins in Momenten geistiger Verzückung vorahnend erkannte, das wuchs und gedieh langsam, aber sicher, unter der sorgenden Pflege seines Geistesverwandten und dessen Freunden. Als Miguel acht Monate später, von Christine begleitet, die neue Niederlassung betrat, fand er sie in bestem Gedeihen. Der Fluß, welcher das Land durchströmte, war schiffbar und verband die bereits angelegten Faktoreien mit dem Meere und der europäischen Welt. Das Grab seines Vaters lag in einem prächtigen Garten. Eduard hatte dem Andenken des Verstorbenen eine Marmorplatte gewidmet, welche außer dem Namen, dem Geburts- und Todestage Augustins nur noch die Worte trug:

»Dem Märtyrer für eine große Idee!«

Nach einem mehrmonatlichen Aufenthalte in Hohenfelsland reiste Miguel nach Kuba. Er hatte von Rio aus schon an Don Alonso Gomez geschrieben und diesem seine Ankunft gemeldet. Die Antwort des Mexikaners lautete befriedigend, schlug einen heitern, fast übermütigen Ton an und enthielt die für alle Freunde überraschende Mitteilung von des flatterhaften Mannes Vermählung mit einer jungen, reichen Kreolin. Das Zusammentreffen der alten Bekannten auf Kuba wurde dadurch eine viel ungenierteres. Don Gomez schwamm in einem Meer von Glück, denn er konnte mit vollem Recht behaupten, das schönste Mädchen der ganzen Insel als Gattin heimgeführt zu haben. Später freilich blieb dies Glück nicht ungetrübt, denn beide Gatten plagten einander gegenseitig durch eifersüchtige Grillen und gaben leider auch zu solchen Vermutungen beiderseits Veranlassung.

Erst nach drei Jahren kehrte Miguel wieder zurück in seine neue Heimat. Er fand den Freund seines Vaters auf dem Krankenlager, hoffnungslos, aber heiter.

»Nun ist's gut, nun habe ich ihn doch noch einmal gesehen«, sprach der redliche Mann, als er Miguel die Hand drückte. »Aus dem Morgenrot ist ein mildes Abendrot geworden. Es kann jetzt der Dämmerung weichen, ich bin zufrieden.«

Und es wich der Dämmerung. Acht Tage später begrub man Treufreund. Ein unabsehbarer Zug begleitete den Sarg des uneigennützigsten Freundes und treuesten Dieners zum Friedhof.

Heidenfrei übergab nach Miguels Rückkehr das Geschäft seinem Sohn und Schwiegersohn, ohne die Firma zu ändern. Er zog sich zurück auf sein Landhaus und verfolgte hier mit großem Interesse die außerordentlichen Entdeckungen der Naturwissenschaft, die Vervollkommnungen der Dampfmaschinen. Mit seinem Sohne Eduard blieb er in lebhafter Korrespondenz, was den letzten Jahren seines Lebens einen neuen, immer frisch bleibenden Reiz verlieh.

Die Niederlassung auf Hohenfelsland erhielt immer mehr Ausdehnung und hatte schon nach zehn Jahren eine solche Bedeutung gewonnen, daß verschiedene Handelsstaaten daselbst Konsuln hielten, und man ihre Handelsgeschäfte nach Millionen zählte.

Deutsche Reeder waren ihre Gründer, deutsche Matrosen führten ihr Lebenselemente zu, und die geistigen Schätze, welche sie von dem Mutterlande eintauschte gegen die Erzeugnisse des Bodens, befruchtet vom Tau tropischer Nächte, leben und wirken noch fort und fort und lassen das Wort Hohenfels' zur Wahrheit werden:

»Glück ist nichts, der Wille, das Urteil, die richtige Anwendung unserer Kräfte und Anlagen, also die weiseste Ausbeutung des Talents vermögen alles!«

 

Ende.


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