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Die Kunst und der Handwerker

Die Bruchstücke, aus welchen diese Vorlesung besteht, sind durchweg den erst kürzlich entdeckten Originalhandschriften entnommen. Es ist weder sicher, daß sie alle derselben Vorlesung angehören, noch daß sie alle zur gleichen Zeit geschrieben worden sind. Einige Abschnitte sind zu Philadelphia im Jahre 1882 geschrieben worden.

 

Man äußert sich oft so, als ob zwischen dem Schönen und dem Nützlichen ein Gegensatz bestände. Tatsächlich jedoch steht nur die Häßlichkeit in Gegensatz zur Schönheit: alle Dinge sind entweder schön oder häßlich, und der Nutzen wird stets auf der Seite des Schönen sein, weil die schöne Ausschmückung immer auf der Seite des Schönen ist, weil die schöne Ausschmückung immer ein Ausdruck der Art ist, wie man etwas benutzt, und des Wertes, welchen man ihm beimißt. Kein Arbeiter wird schlechte Arbeit in schöner Weise verzieren, noch kann man ohne schöne Entwürfe gute Handwerker oder Arbeiter bekommen. Dessen sollte man ganz gewiß sein! Wenn die Entwürfe in einem Handwerk oder Gewerbe dürftig und wertlos sind, wird man nur dürftige und wertlose Arbeiter dafür bekommen, aber in dem Augenblick, wo man vornehme und schöne Entwürfe hat, da bekommt man auch Männer von Können, von Verständnis und von Gefühl dafür. Gute Aufgaben sichern einem Handwerker, die nicht bloß mit den Händen, sondern auch mit Herz und Kopf arbeiten; im anderen Falle wird man nur den Dummkopf oder den Müßiggänger für seine Arbeit bereitfinden.

Daß die Schönheit im Leben etwas ist, das nicht ins Gewicht fällt, werden wohl nur wenige Leute zu behaupten wagen. Und doch handeln die meisten gebildeten Leute so, als ob es so wäre. Dadurch benachteiligen sie sowohl sich selbst als auch ihre Nachkommen. Denn die Schönheit, welche die Kunst fordert, ist keine bloße Beigabe des menschlichen Lebens, welche man nach Belieben wählen oder aufgeben kann, sondern eine positive Lebensnotwendigkeit, wenn wir unser Leben so führen sollen, wie es die Natur bestimmt hat, d. h. wenn wir nicht damit zufrieden sein wollen, unter die Würde des Menschen herabzusinken.

Glauben Sie nicht, daß der Handelsgeist, welcher die Grundlage Ihres Lebens und Ihrer Städte hier bildet, der Kunst zuwiderlaufe! Wer hat denn die schönen Städte der Welt erbaut, wenn nicht Männer des Handels, und zwar ausschließlich solche? Genua ist von seinen Handelsherren erbaut worden, Florenz von seinen Bankiers, und die Stadt Venedig, die lieblichste von allen, durch ihre vornehmen und ehrenhaften Kaufleute.

Ich möchte nicht etwa, wohlgemerkt, daß Sie ein neues Pisa erbauen oder das künstlerische Leben des dreizehnten Jahrhunderts wieder erstehen lassen. Die Lebensbedingungen, mit denen Sie Ihre Handwerker umgeben müssen, sind die des modernen amerikanischen Lebens, weil die Aufgaben, die Sie jetzt von Ihren Handwerkern verlangen müssen, so beschaffen sind, daß sie das moderne amerikanische Leben schön gestalten sollen. Die Kunst, die wir brauchen, muß auf allen Erfindungen der modernen Zivilisation aufgebaut und allen Lebensbedürfnissen des neunzehnten Jahrhunderts angepaßt sein.

Glauben Sie etwa z. B., daß wir uns dem Maschinenwesen feindlich stellen? Ich versichere Ihnen, daß wir es hochachten; wir achten es durchaus, wenn es seine eigentliche Aufgabe erfüllt, wenn es den Menschen von unwürdiger und seelenloser Arbeit befreit, nicht aber, wenn es das verrichten will, was nur dann von Wert ist, wenn Hand und Herz des Menschen es geschaffen haben. Aller mechanisch hergestellte Zierat sei verpönt! Er ist durchweg schlecht, wertlos und häßlich. Und verwechseln wir nicht das Mittel der Zivilisation mit dem Ziele der Zivilisation! Die Dampfmaschine, das Telephon und dergleichen sind alles wunderbare Einrichtungen, aber man bedenke stets, daß der Wert derselben völlig von dem edlen Gebrauche abhängt, den wir davon machen, von dem edlen Geiste, in welchem wir sie uns nutzbar machen, und nicht in den Dingen selbst liegt.

Es ist ohne Zweifel ein großer Vorteil, zu einem Menschen bei den Antipoden durchs Telephon plaudern zu können; der Vorteil davon hängt jedoch gänzlich von dem Werte dessen ab, was die beiden Leute einander zu sagen haben. Wenn der eine bloß Klatsch durch die Leitung kreischt und der andere dummes Zeug in den Apparat hineinflüstert, so glaube man nicht, daß irgend jemand von der Erfindung wesentlichen Vorteil habe.

Der Zug, der einen gewöhnlichen Engländer mit einer Geschwindigkeit von vierzig Meilen die Stunde durch Italien wirbelt und ihn schließlich nach Hause entsendet ohne irgendeine andere Erinnerung an das schöne Land, als daß er von einem Reiseführer in Rom geprellt worden ist oder daß er in Verona schlecht zu Mittag gespeist hat, leistet weder ihm noch der Zivilisation große Dienste.

Aber jene schnelle Schar von feuerfüßigen Maschinen, welche den brennenden Ruinen Chikagos die mildtätige Hilfe und die großmütigen Geldmittel der Welt brachte, war ebenso edel und schön wie jede Engelschar, welche je in alter Zeit die Hungrigen gespeist und die Nackten bekleidet hat! Ja, ebenso schön; alle Maschinerie kann schön sein, sogar ohne besonderen Schmuck. Man suche sie nicht zu verzieren! Alle gute Maschinerie stellen wir uns notgedrungen auch anmutig vor, schon weil die Linie der Kraft und die Linie der Schönheit eins sind.

Geben Sie daher, wie ich bereits bemerkt habe, Ihren heutigen Arbeitern die freundliche und vornehme Umgebung, die Sie selbst schaffen können! Stattliche und einfache Bauweise für Ihre Städte, freudige und einfache Kleidung für Mann und Frau: das sind die Vorbedingungen für einen wirklichen künstlerischen Aufschwung! Denn der Künstler hat es ursprünglich nicht mit irgendwelcher Lebensanschauung, sondern mit dem Leben selbst zu tun, mit der Freude und Lieblichkeit, welche täglich von einer schönen äußeren Welt in Aug, und Ohr dringen sollten.

Aber die Einfachheit darf nicht Leere und die freudige Farbe nicht prunkhaft sein! Denn alle wahrhaft schönen Farben sind abgestufte Farben, Farben, die ineinander überzugehen scheinen – Farbe ohne Abtönung ist wie Musik ohne Harmonie, bloßer Mißklang. Die dürftige Bauweise, die vulgären und schreienden Anzeigen, die nicht nur Ihre Städte, sondern sogar jeden Fels und Fluß, den ich in Amerika bis jetzt zu Gesicht bekommen habe, verunzieren, all das ist gänzlich unzureichend. Auch eine Kunstschule brauchen wir in jeder Stadt. Es sollte ein stattliches und vornehmes Gebäude sein und die besten Muster der besten Kunst der Welt enthalten. Überdies dürfen Sie Ihre Zeichner nicht in ein kahles, weißgetünchtes Zimmer setzen und ihnen zumuten, in solch einer niederdrückenden und farblosen Umgebung, wie ich sie in vielen der amerikanischen Zeichenschulen angetroffen habe, zu arbeiten. Sondern geben Sie ihnen eine schöne Umgebung! Weil Sie in Ihrem Künstler eine ständige Richtschnur und ein Muster des Geschmacks großziehen wollen, muß er stets neben und vor sich Muster der besten dekorativen Kunst der Welt haben, so daß Sie zu ihm sagen können: »Dies ist gute Arbeit! Ein Grieche, ein Italiener oder ein Japaner hat sie vor so und so vielen Jahren geschaffen, aber sie ist ewig jung, weil ewig schön. Wirken Sie in diesem Geiste und Sie werden dann sicherlich das Richtige treffen! Kopieren Sie dieselbe nicht etwa, sondern arbeiten Sie nur mit derselben Liebe, derselben Ehrfurcht und demselben Fluge der Phantasie!« Sie müssen ihn Farbengebung und Zeichnung lehren, ihn lehren, wie alle schönen Farben abgestufte Farben sind und schreiende Farben das eigentliche Wesen des Vulgären ausmachen. Weisen Sie ihn auf die Eigenart eines beliebigen schönen Naturgegenstandes hin, wie z. B. einer Rose, oder eines beliebigen schönen Kunstgegenstandes, wie z. B. eines orientalischen Teppichs – diese liegt nur in der richtigen Farbenabstufung, bei der ein Ton dem anderen entspricht, wie die entsprechenden Akkorde einer Symphonie. Lehren Sie ihn, wie der wahre Künstler nicht etwa erst die Zeichnung entwirft und sie dann koloriert, sondern wie er gleich in Farbe zeichnet, in Farbe schafft und auch in Farbe denkt! Zeigen Sie ihm, wie die prächtigsten bunten Glasfenster in Europa einen Untergrund aus weißem Glase haben und die prächtigsten orientalischen Teppiche einen solchen von abgetönten Farben, so daß die Grundfarben in das weiße Glas und die Tonfarben wie glänzende Juwelen in düsteres Gold eingefaßt sind. Und dann zeigen Sie ihm hinsichtlich der Zeichnung, wie der wahre Zeichner zuerst einen gegebenen begrenzten Raum ins Auge fassen wird, eine kleine Scheibe aus Silber vielleicht wie eine griechische Münze oder den ausgedehnten Raum einer mit Schnitzwerk verzierten Decke oder eine gewaltige Wand, wie sie Tintoretto in Venedig gewählt hat – einerlei welchen Raum – und diesem begrenzten Raume wird er, da die erste Bedingung der Ausschmückung die Begrenzung der Größe des erforderten Materials ist, die Wirkung verleihen, als ob er völlig von der Ausschmückung erfüllt wäre, so von ihr erfüllt wie ein goldener Becher von Wein, so vollständig, daß man nichts hinwegnehmen oder hinzufügen könnte. Denn von einer guten Zeichenarbeit kann man weder etwas fortnehmen, noch etwas zu ihr hinzufügen, da jedes winzige Teilchen der Zeichnung ebenso absolut notwendig und lebenswichtig für die Wirkung des Ganzen ist wie eine Note oder ein musikalischer Akkord für eine Beethovensche Sonate.

Aber ich sprach von der Wirkung dieser vollständigen Erfüllung, weil dies wiederum für eine gute Zeichnung wesentlich ist. Mit einem einfachen Gezweige und einem fliegenden Vogel wird ein japanischer Künstler den Eindruck zu erwecken verstehen, daß er den Rohrfächer oder das lackierte Kästchen, an welchem er gerade arbeitet, vollkommen mit anmutiger Zeichnung bedeckt hat, nur weil er genau weiß, wo er sie anzubringen hat. Alle gute Zeichnung hängt von der Beschaffenheit des benutzten Werkzeuges ab und dem Gebrauch, den man davon machen will. Zu dem Ersten, was ich in einer amerikanischen Zeichenschule gesehen habe, gehörte, daß eine junge Dame eine romantische Mondscheinlandschaft auf eine große runde Schüssel malte und daß eine andere junge Dame einen Satz Teller mit einer Reihe von Sonnenuntergängen in den merkwürdigsten Farben versah. Lassen Sie Ihre Damen getrost Mondscheinlandschaften und Sonnenuntergänge malen, aber nicht auf Teller oder Schüsseln. Sie mögen zu solcher Arbeit vielmehr Leinwand oder Papier nehmen, aber nicht Ton oder Porzellan! Sie malen sonst nur verkehrte Gegenstände auf verkehrtes Material, weiter nichts. Man hat sie nicht gelehrt, daß jedes Material und jedes Gefüge gewisse eigentümliche Eigenschaften hat. Die für das eine Material passende Zeichnung ist ganz und gar ungeeignet für das andere, genau so wie die Zeichnung, die Sie auf einer flachen Tischdecke anbringen würden, ganz verschieden sein müßte von der auf einem Vorhang, denn jene wird immer glatt, dieser in Falten gelegt sein; und auch die Verwendung eines Gegenstandes sollte einen bei der Wahl der Zeichnung leiten. Man möchte seine Schildkröten nicht aus einem romantischen Mondschein noch seine Muscheln aus einem herzzerreißenden Sonnenuntergang genießen. Die Herrlichkeiten der Sonne und des Mondes sollen unsere Landschaftsmaler für uns darstellen, und zwar auf den Wänden unserer Zimmer, um uns an die unvergängliche Schönheit der Sonnenuntergänge zu erinnern, welche verblassen und dahinschwinden, aber nicht wollen wir aus ihnen unsere Suppe essen und sie zweimal täglich zur Küche senden, damit das Dienstmädchen sie abwäscht und scheuert.

All dies ist einfach genug und wird dennoch fast stets übersehen. Ihre Kunstschule hier wird Ihre Mädchen und Knaben unterweisen, Ihre zukünftigen Handwerker (denn alle Ihre Kunstschulen sollten lokale Schulen sein, Schulen für besondere Städte). Wir sprechen wohl von der italienischen Malerschule, aber es gibt eigentlich keine italienische Schule; es gab bloß Schulen für jede Stadt. Jede Stadt in Italien, von Venedig, der Königin der See, bis zu der kleinen Bergfestung Perugia hatte ihre eigene Kunstschule, jede verschieden und doch alle schön.

So kümmern Sie sich nicht darum, was für eine Kunst Philadelphia oder Neuyork hat, sondern schaffen Sie durch die Hände Ihrer eigenen Bürger schöne Kunst zur Freude Ihrer eigenen Bürger, denn Sie haben hier die Grundlagen für einen großen künstlerischen Aufschwung.

Denn, glauben Sie mir, die Grundbedingungen der Kunst sind viel einfacher als man meinen möchte. Für die edelste Kunst verlangt man eine klare, gesunde Atmosphäre, welche nicht, wie die unserer englischen Städte, durch Qualm und Ruß und alle Scheußlichkeiten verunreinigt ist, die aus offenen Essen und Fabrikschornsteinen herrühren. Sie müssen auf starke und gesunde Körper bei Mann und Frau halten. Kränkliche, müßige oder melancholische Menschen können nicht viel in der Kunst leisten. Und schließlich ist ein gewisser individualistischer Zug bei jedem Manne und bei jeder Frau erforderlich, denn das macht das Wesen der Kunst aus – ein Verlangen von seiten der Menschen, sich selbst auf die edelste Weise zum Ausdruck zu bringen. Und dies ist auch der Grund dafür, daß die erhabenste Kunst der Welt stets aus einer Republik stammt: Athen, Venedig und Florenz – es gab da keine Könige, und daher war ihre Kunst ebenso edel und schlicht wie aufrichtig. Aber wenn Sie erfahren möchten, welche Art der Kunst die Torheit eines Königs einem Lande aufbürdet, so betrachten Sie nur die dekorative Kunst Frankreichs unter dem » grand monarque«, Ludwig XIV., die prunkenden vergoldeten Möbel, welche sich unter dem Gefühl ihrer eigenen Abscheulichkeit und Häßlichkeit krümmen, während eine Nymphe an jeder Ecke geziert lächelt und ein Drache an jedem Tischbein das Maul aufreißt. Unwahre und ungeheuerliche Kunst ist dies und nur für solche gespreizten Perückenträger passend, wie es der Adel von Frankreich zu jener Zeit war, aber gänzlich unpassend für Sie oder für uns. Wir wollen nicht, daß der Reiche mehr schöne Dinge besitze, sondern daß der Arme mehr schöne Dinge schaffe; denn jeder ist arm, der nicht schaffen kann. Auch soll die Kunst, welche Sie und wir brauchen, nicht bloß ein Purpurgewand sein, das ein Sklave gewebt hat und das man dem blutleeren Körper eines aussätzigen Königs umwirft, um die Sünde seiner Ausschweifungen zu schmücken oder zu verbergen, sondern sie soll vielmehr der edle und schöne Ausdruck des edlen und schönen Lebens eines Volkes sein. Die Kunst soll wiederum der glorreichste von allen Klängen sein, durch welche der Geist einer großen Nation seinen edelsten Ausdruck findet.

Überall um Sie herum, habe ich gesagt, liegen die Bedingungen für einen großen künstlerischen Aufschwung in jeder großen Kunst. Denken wir z. B. an den Bildhauer!

Wenn ein moderner Bildhauer sagen wollte: »Alles gut und schön, aber wo kann man Gegenstände für Bildhauerei finden bei Menschen, die Gehröcke und Zylinderhüte tragen so würde ich ihm sagen, er solle zu den Docks einer großen Stadt gehen und die Männer beobachten, wie sie die stattlichen Schiffe volladen oder ausladen, wie sie am Rad oder an der Hebewinde arbeiten, am Seil oder Fallreep hantieren. Ich habe noch nie einen Menschen etwas Nützliches verrichten sehen, der nicht in gewissen Augenblicken seiner Arbeit anmutig gewesen wäre: nur der Nichtstuer und der Pflastertreter sind für den Künstler ebenso unnütz und uninteressant wie für sich selbst. Ich würde sodann den Bildhauer bitten, mit mir zu einer beliebigen von Ihren Schulen oder Universitäten zu gehen, zum Wettrennplatz und zum Turnplatz, um die jungen Leute zu einem Wettlauf starten zu sehen, zu sehen, wie sie den Diskus schleudern oder die Keule, wie sie niederknien, um sich die Schuhe vor dem Sprung zuzubinden, wie sie aus dem Boot heraustreten oder sich zum Ruder bücken, und sie zu meißeln; und wenn er der Städte überdrüssig sein sollte, würde ich ihn veranlassen, mit mir auf Ihre Felder und Wiesen zu kommen, um den Schnitter mit seiner Sichel und den Viehtreiber mit erhobenem Lasso zu beobachten. Denn wenn jemand nicht die edelsten Motive zu seiner Kunst in solchen schlichten, alltäglichen Dingen finden kann, wie z. B. einer Frau, welche Wasser vom Brunnen holt, oder einem Manne, der sich an seine Sense lehnt, so wird er sie überhaupt nirgendwo finden. Götter und Göttinnen formte der Grieche, weil er sie liebte; Heilige und Könige der Gote, weil er an sie glaubte. Aber Sie Ihrerseits kümmern sich nicht mehr viel um griechische Götter und Göttinnen, und Sie sind damit vollkommen und durchaus im Recht; auch von Königen halten Sie ebenso wenig, und damit haben Sie auch recht. Aber was Sie wirklich lieben, sind Ihre Männer und Frauen, Ihre Blumen und Felder, Ihre Hügel und Berge, und das sollte Ihre Kunst Ihnen darstellen!

Bei uns ist zuerst die Bewegung entstanden, welche den Handwerker und den Künstler zusammengeführt hat, denn bedenken Sie, daß Sie beide zugrunde richten, wenn Sie den einen vom anderen trennen; Sie nehmen dem einen alle geistige Triebkraft und Freude der Erfindung und dem anderen die Möglichkeit aller wirklichen technischen Vollendung. Die beiden größten Kunstschulen in der Welt, die Bildhauerschule zu Athen und die Malerschule zu Venedig, hatten ihren Ursprung lediglich in einer langen Aufeinanderfolge von einfachen und ernsten Handwerkern. Es war der griechische Töpfer, welcher den Bildhauer jenes Maßhalten im Entwurf lehrte, welches den Ruhm des Parthenon ausmachte; es war der italienische Verzierer von Truhen und Haushaltsgeräten, welcher der venetianischen Malerei für immer ihren ursprünglichen Charakter edler Farbengebung bewahrte. Denn wir sollten dessen eingedenk sein, daß alle Künste schöne Künste und zugleich dekorative Künste sind. Der größte Triumph italienischer Malerei war die Ausschmückung einer päpstlichen Kapelle in Rom und der Wand eines Zimmers in Venedig. Michel Angelo schuf die eine, und Tintoretto, eines Färbers Sohn, die andere. Und die kleine »holländische Landschaft, welche Sie heute über Ihrem Anrichtetisch aufhängen und morgen zwischen den Fenstern, ist in nicht geringerem Maße ein erhabenes Kunstwerk als die ausgedehnte Feld- und Waldlandschaft, mit welcher Benozzo den einst so düsteren Bogengang des Campo Santo zu Pisa in grünen Tönen schön bemalt hat«, wie Ruskin sagt.

Ahmen Sie nicht die Werke irgendeiner Nation nach, sei es der griechischen oder japanischen, der italienischen oder englischen, aber ihren künstlerischen Sinn für Zeichnung und ihre heutige künstlerische Haltung, ihre Welt also, sollten Sie in sich aufnehmen, aber nie nachahmen oder kopieren! Wenn Sie nicht einen ebenso schönen Entwurf in Porzellanmalerei oder auf einem bestickten Schirm oder in gehämmerter Bronze aus Ihrem amerikanischen Truthahn herstellen können wie der Japaner aus seinem grauen silberbeschwingten Storch, werden Sie nie etwas leisten. Möge der Grieche seine Löwen und der Gote seine Drachen bilden: Ihre Sache ist es, den Büffel und das Hochwild darzustellen.

Goldrute, Aster, Rose und alle Blumen, welche Ihre Täler im Frühling bedecken und Ihre Hügel im Herbst, sollen auch die Blumen für Ihre künstlerische Darstellung sein. Nicht nur hat die Natur Ihnen die edelsten Motive für eine neue Schule der Dekorationskunst dargereicht, sondern Ihnen vor allen anderen Ländern hat sie die Materialien zur Kunst dargeboten.

Sie haben Marmorbrüche, welche reichhaltiger sind als der Pentelikon, mannigfaltiger als Paros, aber bauen Sie ja nicht ein großes, weißes, quadratisches Haus aus Marmor und halten Sie das für schön oder denken, daß Sie den Marmor so in vornehmer Weise verwenden! Wenn Sie in Marmor bilden, so müssen Sie ihn entweder zu heiterer Ausschmückung verarbeiten, wie z. B. der Darstellung tanzender Kinder, wie sie die Marmorschlösser der Loire schmücken, oder Sie müssen ihn zu schönen Skulpturen, Friesen und Giebeln formen, wie die Griechen, oder ihn mit andersfarbigem Marmor auslegen, wie in Venedig. Sonst bauen Sie lieber in einfachen roten Ziegelsteinen, wie Ihre puritanischen Vorfahren, anspruchslos und mit einiger Schönheit! Behandeln Sie Ihren Marmor ja nicht, als ob er ein gewöhnliches Gestein wäre, und bauen Sie kein Haus bloß aus Marmorblöcken! Denn er ist wahrlich ein kostbarer Stein, Ihr Marmor, und nur Künstler von Adel der Erfindung und Feinheit der Hand sollten ihn überhaupt berühren, ihn zu edlen Bildsäulen oder zu schönen Dekorationen verarbeiten oder ihn mit andersfarbigem Marmor auslegen dürfen: denn die wahren Farben der Baukunst sind die natürlichen des Gesteins, und ich möchte, daß diese durchaus vorteilhaft benutzt würden. Jede Spielart findet sich hier, von blassem Gelb bis zum Purpurrot durch Orange, Rot und Braun hindurch, völlig zu Ihrer Verfügung; auch nahezu jede Art von Grün und Grau ist erreichbar, und welche Harmonie können Sie nicht mit diesen Farben und mit reinem Weiß zustandebringen! Von geflecktem und buntfarbigem Gestein sind unbegrenzte Mengen vorhanden, der Arten unzählige. Falls glänzendere Farben erforderlich sind, so mögen Sie Glas und Gold, in Glas eingefaßt, zu Mosaik verarbeiten, eine ebenso dauerhafte Art der Verarbeitung wie die aus festem Gestein, ohne je ihren Glanz im Laufe der Zeit einzubüßen. Und behalten Sie die Arbeit des Malers für die schattige Loggia und die Innenräume vor!

»Dies ist die wahre und ehrliche Bauweise. Wo das nicht möglich ist, kann der Kunstgriff äußerer Bemalung in der Tat ohne Unehre zur Anwendung gelangen – aber es darf dabei die warnende Erwägung nicht unterbleiben, daß eine Zeit kommen wird, wo solche Hilfsmittel verschwinden werden, und daß dann das Gebäude in seiner Nacktheit beurteilt werden wird. Das weniger glänzende, aber dauerhaftere Gefüge ist vorzuziehen. Die durchscheinenden Alabasterarbeiten von San Miniato und die Mosaiks von San Marco werden jedesmal am Morgen und Abend mit größerer Wärme erfüllt und von größerem Glanze durchstrahlt, während die Farben der gotischen Kathedralen wie der Regenbogen aus der Wolke verschwunden sind und die Tempel, deren Azur und Purpurglanz einst über dem griechischen Vorgebirge erstrahlte, jetzt in ihrem verblichenen, weißlichen Schimmer dastehen wie Schneemassen, welche der Sonnenuntergang nicht mehr erwärmt.« – Ruskin, »Die sieben Lampen der Baukunst« (II).

Ich kenne nichts so völlig Alltägliches hinsichtlich des Entwurfs wie fast alle moderne Juwelierkunst. Wie leicht können Sie dem abhelfen und Goldschmiedearbeit hervorbringen, welche uns allen Freude bereiten würde! Das Gold ist in unerschöpflichen Schätzen für Sie verfügbar, in den Bergschluchten angehäuft oder im Flußsand verstreut und ist Ihnen sicherlich nicht bloß zu unfruchtbarer Spekulation geschenkt worden. Es sollte eine bessere Erinnerung daran in der Geschichte zurückbleiben als die Panik des Kaufmanns und vernichtetes Familienglück. Wir vergegenwärtigen uns nicht oft genug, wie ständig die Geschichte einer großen Nation in seiner Kunst und durch dieselbe fortlebt. Nur vereinzelte dünne Blumengewinde aus gehämmertem Gold sind geblieben, um uns von dem stolzen Reiche Etrurien zu berichten; und während aus den Straßen von Florenz der vornehme Ritter und der hochmütige Herzog lange schon verschwunden sind, hüten noch die Tore, welche der schlichte Goldschmied Gilberti zu ihrer Freude erschuf, ihr liebliches Taufgebäude, noch des Lobes des Michel Angelo würdig, der sie für würdig erklärte, die Tore des Paradieses zu sein.

Gründen Sie daher Ihre Kunstschule, suchen Sie Ihre Handwerker aus, und wenn Sie einen finden, der eine feine Hand und jene wunderbare Erfindungskraft besitzt, welche für Goldschmiedearbeit nötig ist, so lassen Sie ihn sich nicht in der Verborgenheit und Unehre abmühen, einen großen, blendenden Laden haben und zwei große blendende Ladenburschen (nicht etwa, um Ihre Aufträge entgegenzunehmen, denn das tun sie nie, sondern um Sie zu zwingen, etwas zu kaufen, das Sie überhaupt nicht verlangen). Wenn Sie etwas in Gold Gearbeitetes, einen Becher oder einen Schild zu einer Festlichkeit, einen Halsschmuck oder einen Ring für Frauen wünschen, so sagen Sie ihm, was Sie am liebsten in bezug auf Verzierung haben, eine Blume oder einen Kranz, einen fliegenden Vogel oder einen Hund auf der Jagd, das Bild der Geliebten oder des Freundes, den Sie ehren wollen. Beobachten Sie ihn, wie er das Gold zu jenen dünnen Platten aushämmert, welche so fein sind wie die Blumenblätter einer gelben Rose, oder sie zu langen Drähten auszieht, die durcheinander laufenden Sonnenstrahlen in der Dämmerung gleichen. Wer auch immer dieser Handwerker sei, unterstützen Sie ihn, lieben Sie ihn, und Sie werden so gefällige Arbeit von seiner Hand bekommen, daß es allezeit eine Freude für Sie sein wird.

Dies ist der Geist unserer Bewegung in England, und dies ist der Geist, in welchem wir wünschten, daß auch Sie arbeiteten, indem Sie durch Ihre Kunst alles Edle an Ihren Männern und Frauen, alles Prächtige an Ihren Seen und Gebirgen, alles Schöne an Ihren Blumen und an Ihrer Natur verewigen. Wir möchten sehen, daß Sie nichts in Ihren Häusern haben, was dem Urheber nicht Freude bereitet hat und nicht allen, die es gebrauchen, eine Freude ist. Wir möchten Sie eine Kunst erschaffen sehen, welche von der Hand des Volkes hervorgerufen ist, um auch den Herzen des Volkes zu gefallen. Gefällt Ihnen dieser Geist oder nicht? Halten Sie ihn für einfach und stark, vornehm in seinen Zielen und schön in seinem Endergebnis? Das scheint mir gewiß.

Torheit und Verleumdung können wohl eine Zeitlang herrschen, aber nur für kurze Zeit. Sie kennen nun unsere Ziele. Sie werden jetzt das richtig einschätzen können, was über uns gesagt wird – seinen Wert und seine Motive.

Es sollte jeder gewöhnlichen Zeitung gesetzlich verboten sein, über Kunst zu schreiben. Den Schaden, den die Zeitungen durch ihr närrisches und willkürliches Geschreibe anrichten, kann man unmöglich überschätzen – nicht bei dem Künstler, sondern beim Publikum, indem sie dieses gegen alles blind machen, ohne daß sie doch den Künstler überhaupt schädigen können. Ohne sie würden wir einen Mann lediglich nach seinem Werk beurteilen; aber gegenwärtig wollen die Zeitungen das Publikum durchaus veranlassen, einen Bildhauer z. B. nie nach seinen Bildwerken, sondern danach zu beurteilen, wie er seine Frau behandelt, einen Maler nach der Höhe seines Einkommens und einen Dichter nach der Farbe seiner Krawatte. Ich habe gesagt, es sollte ein Gesetz darüber geben, aber eigentlich ist kein neues Gesetz darüber nötig; nichts könnte leichter sein als den gewöhnlichen Kritiker unter die Rubrik der Verbrecher zu bringen. Aber verlassen wir ein so unkünstlerisches Thema und kehren wir zu schönen und hübschen Dingen zurück, indem wir uns vor Augen halten, daß eine Kunst, welche den Geist des modernen Zeitungswesens widerspiegeln wollte, genau die Kunst sein müßte, welche Sie und ich vermeiden wollen – eine groteske Kunst, deren Bosheit aus jedem Torweg heraus Sie verspottet, deren Verleumdung Sie aus jedem Winkel verhöhnt.

Vielleicht überrascht Sie meine Plauderei über die Arbeit und den Handwerker. Sie haben von mir, wie ich befürchte, durch das Medium Ihrer etwas phantasievollen Zeitungen als, wenn nicht von einem »japanischen jungen Manne«, so doch von einem jungen Manne sprechen hören, welchem das Rasen, das Getöse, das Wesen der modernen Welt zuwider sind und dessen größte Schwierigkeit im Leben die gewesen ist, sein Leben in Übereinstimmung zu bringen mit seinem blauen Porzellan – ein Paradoxon, von welchem England sich bisher nicht erholt hat.

Nun will ich Ihnen erzählen, wie ich überhaupt zuerst dazu gekommen bin, eine künstlerische Bewegung in England hervorzurufen, eine Bewegung, welche den Reichen zeigen sollte, was für schöne Dinge sie genießen, und den Armen, was für schöne Dinge sie sich schaffen könnten.

An einem Sommernachmittage in Oxford – »jener lieblichen Stadt mit ihren träumenden Kirchtürmen«, in ihrem Glanze so lieblich wie Venedig, in ihrer Wissenschaft Rom vergleichbar, hinunter die lange High Street, welche sich von Turm zu Turm windet, an stillen Klöstern und stattlichen Torwegen vorbei, bis sie jene lange graue siebenbogige Brücke erreicht, welche Sankt Maria bisher behütete (bisher, sage ich, denn jetzt wird sie abgerissen, um eine Straßenbahn zu bauen und eine leichte gußeiserne Brücke an ihre Stelle, wodurch die anmutigste Stadt in England entweiht wird) – also kamen wir die Straße hinunter – eine Schar junger Leute, darunter einige wie ich erst neunzehn Jahre alt, welche teils zum Flusse, teils zum Tennisplatz oder Kricketplatz gehen wollte – als uns Ruskin begegnete, der gerade in Barett und Talar zur Vorlesung gehen wollte. Er schien zerstreut und bat uns, mit ihm zu seiner Vorlesung zurückzugehen, was einige von uns auch taten, und dort sprach er zu uns, diesmal nicht über Kunst, sondern über das Leben; er sagte, es schiene ihm verkehrt, daß all die erlesene Körperkultur und Stärke der jungen Leute in England ziellos auf dem Kricketplatz oder beim Rudern vergeudet würde, ohne überhaupt ein anderes Ergebnis zu zeitigen, als daß ein guter Ruderer einen Zinnkrug und jemand, der im Kricket gewonnen habe, ein Schlagholz mit Rohrgriff erhielte. Seiner Meinung nach, sagte er, sollten wir an etwas arbeiten, das anderen Menschen von Nutzen wäre, an etwas, wodurch wir zeigen könnten, daß in jeder Arbeit etwas Edles stecke. Wir waren ziemlich bewegt durch seine Worte und sagten, wir wollten alles tun, was er wünsche. So ging er denn um Oxford herum und stieß auf zwei Dörfer, Ober- und Nieder-Hinksey; zwischen diesen lag ein großer Sumpf, so daß die Dorfbewohner nicht von einem zum anderen Dorfe gehen konnten, ohne einen Umweg von vielen Meilen zu machen. Und als wir im Winter zurückkehrten, bat er uns um unsere Hilfe bei der Herstellung eines Weges quer durch das Sumpfland für die Dorfbewohner. So zogen wir nun hinaus. Tag für Tag, und lernten, wie man planiert, Steine zertrümmert und Schiebkarren eine Planke entlang rollt – was übrigens gar nicht so leicht ist. Und Ruskin arbeitete mit uns in dem Nebel, Regen und Schlamm eines Oxforder Winters, und Freund und Feind kamen hinaus und verspotteten uns vom Rande aus. Wir haben uns damals nicht viel darum gekümmert und nachher überhaupt nicht mehr, sondern arbeiteten zwei Monate hindurch weiter an unserem Wege. Und was wurde aus dem Wege? Nun, wie eine schlechte Vorlesung endete die Sache jäh – mitten im Sumpf. Ruskin ging nach Venedig, und als wir zum nächsten Semester zurückkehrten, fehlte der Führer, und die »Schipper«, wie man uns nannte, gingen auseinander. Und ich empfand, daß, wenn der richtige Geist unter den jungen Leuten wäre, um zu solcher Arbeit, wie Wegebau, hinauszuziehen, um eines edlen Lebensideales willen, so konnte ich auch mit ihrer Hilfe eine künstlerische Bewegung ins Leben rufen, welche das Aussehen Englands – wie es auch tatsächlich der Fall gewesen ist – umgestalten könnte. So suchte ich sie aus – sie bezeichneten mich nun einmal als Führer –, aber es fehlte eigentlich ein Führer: wir waren alle nur Sucher, und was uns zusammenschloß, war edle Freundschaft und edle Kunst. Niemand von uns war müßig: die meisten von uns waren Dichter, so ehrgeizig waren wir nun einmal; einige malten oder arbeiteten in Metall oder modellierten, wir kamen überein, schöne Arbeit zu schaffen zu versuchen für uns selbst, auch für den Handwerker, für diejenigen, welche uns lieben, Gedichte und Gemälde, für diejenigen, welche uns nicht lieben, Epigramme, Paradoxa und Spott.

Nun, wir haben einiges in England vollbracht, und wir werden noch einiges mehr fertigbringen. Nun will ich nicht etwa, seien Sie darüber ganz beruhigt, Ihre stattlichen jungen Männer und Ihre schönen jungen Mädchen auffordern, hinauszuziehen und einen Weg über einen Sumpf für irgendwelches Dorf in Amerika anzulegen, aber ich bin der Meinung, daß wohl jeder von Ihnen irgendeine Kunst ausüben könnte.

Wir müssen, wie Emerson gesagt hat, eine Handfertigkeit für unsere Kultur gewinnen, eine Grundlage für unsere höheren Fertigkeiten in dem Werk unserer Hände – denn die Nutzlosigkeit der Hände der meisten Menschen scheint mir eine der unpraktischsten Einrichtungen. »Jede Trennung von Arbeit ist für den erkennenden Menschen mit Verlust an Kraft oder Wahrheit verbunden«, sagt wiederum Emerson. Der Heroismus, welcher auf uns den Eindruck eines Epaminondas machen sollte, muß der eines Helden auf häuslichem Gebiet sein. Der Held der Zukunft ist derjenige, welcher tapfer und ruhmvoll dieses Gorgonenhaupt der Mode und der Konvention bezwingt.

Wenn Sie nun einmal Ihre Rolle gewählt haben, so beharren Sie dabei und versuchen Sie dann nicht in schwächlicher Weise, sich mit der Welt auszusöhnen! Das Heroische kann nicht das Gemeine, noch das Gemeine das Heroische sein. Wünschen Sie sich selbst Glück, wenn Sie etwas Eigenartiges und Außerordentliches vollbracht und die Eintönigkeit eines konventionellen Zeitalters durchbrochen haben!

Und seien wir schließlich dessen eingedenk, daß die Kunst das einzige ist, dem der Tod nichts anhaben kann! Das kleine Haus zu Concord mag verlassen sein, aber die Weisheit des Plato von Neu-England ist nicht verstummt, noch der Glanz jenes attischen Genius verdüstert: Longfellows Lippen tönen noch für uns, wenn auch sein Staub sich in die von ihm so geliebten Blumen verwandelt hat: und was von den größeren Künstlern, dem Dichter, dem Philosophen und auch dem Sänger gilt, das möge auch von Ihnen gelten!


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