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Drittes Kapitel: Utopische Volkswirtschaft

I

Diese modernen Utopier mit den überall herrschenden guten Manieren, der allgemeinen Bildung, den edlen Freiheiten, die wir ihnen beilegen werden, ihrer weltumfassenden Einigkeit, Sprache und Wanderlust, der unbeschränkten Freiheit der Ein- und Ausfuhr bleiben bloße Traumgestalten und selbst im Zwielicht unglaubhaft, bis wir bewiesen haben, daß ein Gemeinwesen auf solcher Grundlage sich gar wohl erhalten kann. Jedenfalls ist die allgemeine Freiheit der Utopier nicht auszudehnen auf eine allgemeine Freiheit, untätig zu sein. Wäre der Betrieb eines Gemeinwesens aufs vollkommenste eingerichtet, so bliebe immer noch die Tatsache zu bedenken, daß im Staate alle Ordnung und Sicherheit nur auf der Gewißheit beruht, daß Arbeit geleistet wird. Wie wird auf diesem Planeten Arbeit geleistet werden? Wie wird die Volkswirtschaft einer modernen Utopie beschaffen sein?

In erster Linie bedarf ein so ausgedehnter und kunstvoll eingerichteter Staat wie unsere Weltutopie mit ihrer Wanderbevölkerung eines handlichen Wertzeichens, um die Löhne und Waren zu verrechnen. Fast sicher wird man Geld haben müssen. Da sie nun Geld haben, so ist es nicht undenkbar, daß unser Botaniker trotz all seiner sorgenvollen Gedanken mit seiner geschulten Beobachtung, seiner Gewohnheit, nach kleinen Dingen am Boden auszusehen, derjenige wäre, der die aus der Tasche eines Wanderers gefallene Münze sieht und aufhebt. (Und zwar gleich in der ersten Stunde, ehe wir den Gasthof im Urseren Tal erreichen.) Man stelle sich vor, wie wir auf der hohen Gotthardstraße die Köpfe zusammenstecken über der kleinen Scheibe, die uns so viel von dieser fremden Welt zu erzählen vermag.

Ich denke sie mir aus Gold, und es ist ein glücklicher Zufall, wenn sie ausreicht, uns auf etwa einen Tag zahlungsfähig zu machen, bis wir das Wirtschaftssystem, in das wir gekommen sind, ein wenig besser kennen. Auch ist sie von handlicher Runde, und die Inschrift nennt sie einen »Löwen«, gleich »zwölfzig« Bronzekreuzen. Wenn nicht der Metallwert hier ein ganz anderer ist, so muß dies letztere eine Münzenmarke sein und also nur für einen kleinen Betrag gesetzlichen Zahlungswertes gelten. (Das würde Herrn Wordsworth Donisthorpe Schmerz und Vergnügen bereiten, wenn er uns zufällig träfe, denn er hat einmal ein utopisches Münzsystem entworfen, Ein Maßsystem von Wordsworth Donisthorpe. und die Worte »Löwe« und »Kreuz« stammen von ihm. Aber Münzmarken und »gesetzliches Zahlungsmittel« kann er nicht ausstehen. Da fängt er an zu streiten.) Und da wir in Utopien sind, so bringt uns jenes ungewohnte »zwölfzig« sofort auf den Gedanken, daß wir das Allerutopistische nun angetroffen haben: ein duodezimales Zahlensystem.

Hier kommt mir mein Vorrecht als Verfasser, Anmerkungen zu machen, sehr zu statten. Dieser Löwe ist unzweifelhaft eine schöne, wundervoll geprägte Münze, ihr Wert ist in feinen, deutlichen Buchstaben im Kreis um die Vorderseite geschrieben, auf der man einen Kopf sieht – den Newtons, wahrhaftig! Hier merkt man amerikanischen Einfluß. Jedes Jahr feiert, wie wir finden werden, die Prägung von Münzen ein Zentenar. Die Rückseite zeigt die allgemeine utopische Münzengöttin – den Frieden als eine schöne Frau, die mit einem Kinde in einem großen Buch liest. Hinter ihnen sehen wir Sterne und ein halbausgelaufenes Stundenglas. Sehr menschlich sind diese Utopier doch noch, und in ihren Symbolen keineswegs über das Handgreifliche hinaus.

So hören wir zum erstenmal Bestimmtes vom Weltstaat, und wir erhalten den ersten deutlichen Fingerzeig, daß es mit den Königen aus ist. Aber unsere Münze regt noch andere Fragen an. Es scheint, dies Utopien hat keine einfache Gütergemeinschaft, auf jeden Fall gibt es Einschränkungen dessen, was man nehmen darf, es ist ein Bedürfnis vorhanden, gleiche Werte nachzuweisen, und es besteht für den menschlichen Kredit eine Grenze.

Dies, wie so vieles andere, tritt in unserer Utopie zum erstenmal auf. Die früheren Utopisten waren heftig gegen das Gold eingenommen. Man wird sich erinnern, welch unwürdigen Gebrauch man nach Thomas More davon machen sollte, und daß es in Platos Republik überhaupt kein Geld gab, in dem späteren Gemeinwesen, für das er seine »Gesetze« schrieb, nur eine Eisenmünze von strengem Aussehen und zweifelhafter Brauchbarkeit. Vielleicht waren diese großen Herren einer verwickelten Schwierigkeit gegenüber ein wenig vorschnell und gegen ein höchst achtbares Element reichlich ungerecht.

Das Geld wird geschmäht als Beförderer unehrenhafter Handlungen, und es wird aus der idealen Gesellschaft verbannt, als wäre es die Ursache, nicht bloß das Werkzeug menschlicher Niedrigkeit, aber in Wirklichkeit steckt im Golde kein Arg. Das Gold als Beförderer der Unehrlichkeit aus dem Staate verbannen, heißt das Beil bestrafen für das Verbrechen des Mörders. Das Geld ist, wenn man es nur recht gebraucht, etwas Notwendiges und Gutes im Leben des zivilisierten Menschen, es ist in seinen Zwecken ebenso mannigfach und hat sich ebenso natürlich gebildet wie die Knochen im Handgelenk des Menschen. Ich kann mir nicht denken, wie man ohne Geld von einer Zivilisation überhaupt sprechen kann. Es ist das Wasser des sozialen Körpers: es teilt aus und nimmt auf und macht Wachstum, Assimilation, Bewegung und Erholung erst möglich. Es ist die Aussöhnung zwischen menschlicher Abhängigkeit und Freiheit. Was könnte man sonst ersinnen, das dem Menschen zugleich so große Freiheit und einen so kräftigen Antrieb zur Arbeit gäbe? Die Wirtschaftsgeschichte der Welt besteht, wo sie nicht die Geschichte der Eigentumstheorie ist, in weitem Umfange aus der Darstellung des Mißbrauches nicht sowohl des Geldes als der zum Ersatz des Geldes, zur Erweiterung seines Bereiches erfundenen Zahlungsmittel. Keines dieser Mittel, weder Arbeitskredite, Ed. Bellamy, Rückblick, Kap. IX. noch freier Warenbezug von einer Zentralstelle, More, Utopia und Cabet, Icaria. noch dergleichen mehr ist je vorgeschlagen worden, das nicht jener im Menschen unvermeidlichen moralischen Schlacke, mit der man in jeder vernünftigen und denkbaren Utopie rechnen muß, tausendmal mehr Raum gäbe; der Himmel weiß, wohin der Fortschritt noch führen kann, aber der sich entwickelnde Staat, in den wir beide geraten sind, diese Utopie des zwanzigsten Jahrhunderts, ist jedenfalls noch nicht über das Geld und den Gebrauch von Münzen hinausgekommen.

II

Wenn nun unsere utopische Welt dem gegenwärtigen Denken in einem gewissen Grade parallel laufen soll, so muß sie sich mit vielen ungelösten Kursproblemen und mit allem, was sich auf die Feststellung eines Wertmaßstabes bezieht, schon befaßt haben oder noch befassen. Das Geld eignet sich vielleicht am besten von allen Stoffen zu Wertzwecken, aber trotzdem bleibt es weit zurück hinter einem denkbaren Ideal. Es erleidet durch Neuentdeckungen von Gold stoßweise und unregelmäßige Preisstürze, und jederzeit kann es durch die Erfindung einer Methode, geringere Metalle umzuwandeln, eine weitgehende, plötzliche und verhängnisvolle Entwertung erfahren. Diese Möglichkeiten tragen ein unerwünschtes spekulatives Element in die Beziehungen zwischen Gläubiger und Schuldner. Wenn einerseits die verfügbaren Geldvorräte einige Zeit nicht mehr wachsen, oder ein Aufschwung der auf soziale Zwecke gerichteten Kräfte oder auch eine Störung der öffentlichen Sicherheit eintritt, die den freien Kreditaustausch hemmt und eine häufigere Zahlung in wirklichem Golde nötig macht, so steigt das Geld im Vergleich zu der allgemeinen Lebenshaltung ungebührlich im Wert und drückt von selbst den einfachen Bürger im Verhältnis zur Gläubigerklasse in Verarmung hinab. Der kleine Mann verfällt der Schuldsklaverei. Andererseits müßte ein unerwarteter Goldstrom, die Entdeckung eines einzigen Klumpens von der Größe etwa der Londoner Paulskirche eine Art von Amnestie der Schuldner und ein finanzielles Erdbeben im Gefolge haben.

Ein geistreicher Kopf hat auf die Möglichkeit hingewiesen, als Maßstab des Geldwerts überhaupt keinen Stoff zu benutzen, sondern Kraft, und diesen Wert nach Energieeinheiten zu bemessen. Das ist, wenigstens in der Theorie, eine ausgezeichnete Entwicklung der allgemeinen Idee von einem modernen, fortschreitenden und nicht mehr fest verankerten Staat, es stellt die alte und die neue Vorstellung von der sozialen Ordnung in den schärfsten Gegensatz. Die alte Ordnung stellt sich dar als ein System von Einrichtungen und Klassen, das von Männern des Besitzes regiert wird, die neue als ein solches von Unternehmungen und Interessen, angeführt von Männern der Kraft.

Nun werfe ich auf all dies nur einen beiläufigen Blick, wie man etwa in einer populären Zeitschrift die Darlegung eines Spezialisten überfliegt. Man stelle sich also vor, wie ich zufällig in unserm Gasthofe aus einer Zeitschrift den utopischen Doppelgänger jenes geistreichen Kopfes als einen hervorragenden Führer des Denkens kennen lerne und darüber erstaune, dies nicht vorausgeahnt zu haben. Er beschäftigt sich damit, alles zu ordnen, was über die gegenwärtig zur Besprechung stehende Frage der Kursschwankungen in Utopien erörtert worden ist. Seine Arbeit enthält, wie ich sehe, eine vollständige und klare, wenn auch gelegentlich ziemlich technisch gehaltene Darstellung seiner neuesten Vorschläge. Sie sind anscheinend zum Zweck der allgemeinen Kritik veröffentlicht, und man errät, daß im modernen Utopien die Verwaltung von jeder beabsichtigten Änderung an Gesetzen oder Sitten eine bis ins kleinste ausgearbeitete Übersicht gibt und zwar einige Zeit, bevor noch irgendeine Maßregel zu deren Ausführung ergriffen wird. Da werden die Möglichkeiten jedes einzelnen Gegenstandes scharfsinnig erörtert, Schwächen nachgewiesen, Nebenfragen angeregt, und das Ganze wird von den Kritikern eines gesamten Planeten bis ins kleinste erprobt und abgeklärt, bevor die wirkliche Gesetzgebung in Tätigkeit tritt.

Dies alles veranlaßt uns, auf die örtliche Verwaltung einer modernen Utopie einen vorläufigen Blick zu werfen. Ein jeder, der die Entwicklung der technischen Wissenschaften während etwa des letzten Jahrzehnts verfolgt hat, wird dem Gedanken nicht widerstreben, daß der allgemeine Zusammenschluß einer großen Zahl öffentlicher Dienste über beträchtliche Flächen hin gegenwärtig nicht nur durchführbar, sondern sogar sehr wünschenswert ist. Binnen kurzem wird die Heizung und Beleuchtung und die Kraftzufuhr für häusliche und gewerbliche Zwecke und den Verkehr sowohl in als zwischen den Städten von gemeinsamen Erzeugungsstationen aus durch Elektrizität besorgt werden. Und die Richtung unserer politischen und sozialen Ziele deutet entschieden auf eine Entwicklung hin, welche der örtlichen Behörde genau wie die Kanalisation und die Wasserversorgung so auch die elektrische Kraftzufuhr überträgt, sobald diese das Stadium der Versuche überwunden hat. Ferner wird die Ortsbehörde die allgemeine Landeigentümerin sein. Darin war ein so entschiedener Individualist wie Herbert Spencer mit den Sozialisten einig. Wir schließen daraus, daß in Utopien, was für eine Art von Eigentum es auch noch geben mag, alle natürlichen Kraftquellen und gewiß alle reinen Naturprodukte wie Kohlen, Wasserkräfte und dergleichen, unveräußerlich den Ortsbehörden gehören (welche, um die größtmögliche Erleichterung und Wirksamkeit der Verwaltung zu sichern, manchmal Flächen von vielleicht der halben Größe Englands verwalten). Sie erzeugen Elektrizität aus Wasserkraft, Dampf, Wind, Meeresflut oder irgendeiner andern nutzbaren Naturkraft, und diese Elektrizität wird teils für die der örtlichen Behörde zustehende Beleuchtung und andere öffentliche Arbeiten, teils als Zuschuß an die Verwaltung des Weltstaats abgegeben, welche die Landstraßen, die großen Eisenbahnen, die Gasthäuser und was sonst zum Weltverkehr gehört, zu beaufsichtigen hat; der Rest wird an einzelne Private oder Verschleiße zu einem einheitlichen, festen Preise überlassen für die häusliche Beleuchtung und Heizung, den Maschinenbetrieb und gewerbliche Zwecke aller Art. Diese Ordnung der Dinge verlangt notwendig eine umfangreiche Buchführung zwischen den verschiedenen Behörden, der Weltstaatregierung und den Abnehmern, und diese Buchführung wird natürlich am bequemsten nach Einheiten physikalischer Energie erfolgen.

Es ist ganz glaubhaft, daß die Abgabe der verschiedenen örtlichen Verwaltungen an die zentrale Weltregierung schon auf Grund des Voranschlags der zeitweilig in jeder Ortschaft verfügbaren Summe von Energie berechnet, in den entsprechenden physikalischen Einheiten gebucht und benannt würde. Abrechnungen zwischen der örtlichen und Zentralregierung würden sich dieser Bezeichnungen bedienen. Ferner kann man sich vorstellen, daß utopische Lokalbehörden Verträge abschließen, in denen die Zahlung nicht mehr in Geld der Goldwährung, sondern in Wechseln festgesetzt ist, die auf so und so viele Tausend oder Millionen Energieeinheiten auf diese oder jene Erzeugungsstation lauten.

Nun werden die Probleme der Wirtschaftstheorie schon eine ungeheure Klärung erfahren haben, wenn sie nach eben diesem Maßstabe der Energieeinheiten erörtert werden können, anstatt nach schwankenden Geldwerten, wenn man also die Handelsidee völlig ausschalten könnte. In meiner Utopie ist dies jedenfalls geschehen. Die Erzeugung und Verbreitung der gewöhnlichen Waren wird als eine Frage der Kraftumsetzung behandelt, und der Plan, den Utopien eben besprach, betraf die Anwendung dieser Idee der Energie als Maßstab für das ganze utopische Münzsystem. Jeder der riesigen Lokalbehörden sollte es freistehen, gegen die Sicherheit ihres Überschusses an verkäuflicher verfügbarer Energie Kraftwechsel auszugeben und allen ihren Zahlungsverpflichtungen mit solchen Wechseln nachzukommen bis zu einem gewissen Höchstbetrag, der durch die im Vorjahr am Ort erzeugte und vergebene Kraftmenge begrenzt wird. Diese Ausgabevollmacht sollte genau in dem Maße erneuert werden dürfen, wie die Wechsel zur Einlösung einliefen. In einer Welt ohne Grenzen und mit einer sehr wanderlustigen und an keinen Ort gebundenen Bevölkerung würde der Kurs der Energiewechsel all der verschiedenen örtlichen Körperschaften beständig zur Gleichförmigkeit neigen, denn die Nachfrage zöge immer in jene Gebiete, wo die Kraft billig wäre. Demgemäß müßte der Preis von so und so viel Millionen Energieeinheiten, ausgedrückt in Münzen der Goldwährung, durch die ganze Welt in jedem Augenblick annähernd gleich sein. Man schlug vor, einen bestimmten Tag auszuwählen, an dem die wirtschaftliche Atmosphäre besonders im Gleichgewicht ist, und da ein festes Verhältnis zwischen der Goldwährung und den Energiewechseln anzusetzen, so daß jeder Goldlöwe und jeder Kreditlöwe genau die Anzahl Energieeinheiten darstellte, die man an diesem Tage für ihn kaufen könnte. Die alte Goldmünze sollte als Zahlungsmittel über bestimmte feste Grenzen hinaus ausgehoben und nur noch an die Zentralregierung gegeben werden, die sie nach Einlauf nicht wieder ausgeben würde. Sie sollte ein zeitweiliges Münzzeichen werden, das jedenfalls am Tage der Umrechnung, wenn nicht auch noch unter der neuen Energiewährung, vollen Wert behielte und im Laufe der Zeit durch eine gewöhnliche Münzmarke ersetzt würde. Die alte Rechnung nach Löwen und nach den Werten der Scheidemünze des täglichen Lebens sollte also keinerlei Störung erleiden.

Die Nationalökonomen Utopiens hatten, so wie ich sie verstand, eine andre Methode und ein ganz andres Lehrsystem als alles, was ich auf Erden gelesen habe, und dies erschwert meine Darlegung bedeutend. Jener Aufsatz, der meinem Bericht zugrunde liegt, schwamm in einer Ausdrucksweise vor mir, die mir ungewohnt, verwirrend und wie ein Gebilde des Traumes erschien. Und doch trug ich den Eindruck davon, daß hier eine Richtigkeit herrsche, die irdische Nationalökonomen nicht hatten erreichen können. Wenige derselben sind imstande gewesen, sich von Patriotismus und Politik frei zu machen, und stets ist der internationale Handel ihre fixe Idee gewesen. Diesen zieht ihnen der Weltstaat hier in Utopien unter den Füßen weg: außer Meteorsteinen wird nichts importiert, und exportiert wird überhaupt nichts. Der Handel ist des irdischen Nationalökonomen erster Begriff, und er geht aus von verwirrenden und unlösbaren Rätseln über den Tauschwert, unlösbar, weil im Grunde jeder Handel auf individuellen Neigungen beruht, die unberechenbar und einzig sind. Nirgends, scheint es, hat er wirklich feststehende Maßstäbe in der Hand, jede neue wirtschaftliche Abhandlung und Erörterung erinnert einen immer mehr an das Krocketspiel, das »Alice im Wunderland« spielte, wo die Schlegel Flamingos waren, die Kugeln Igel, die wegkrochen und die Reifen Soldaten, die fortwährend aufstanden und umhergingen. Die utopische Nationalökonomie aber, scheint mir, darf keine auf schlechter Psychologie fußende Handelstheorie, sondern muß Physik sein, angewandt auf Fragen aus der Soziologie. Die allgemeinste Aufgabe der utopischen Wirtschaftskunde heißt: wie kann die stetig wachsende Menge physikalischer Energie, die der wissenschaftliche Fortschritt dem Dienste des Menschen zur Verfügung stellt, am wirksamsten für die allgemeinen Bedürfnisse der Menschheit verwendet werden? Die menschliche Arbeit und die vorhandenen Stoffe werden nur in Hinsicht auf diesen Punkt behandelt. Handel und relativer Wohlstand werden in einem solchen Ganzen nur beiläufig eine Rolle spielen. Die Hauptgesichtspunkte des Aufsatzes waren nach meiner Auffassung folgende: ein Münzsystem, welches sich auf dem verhältnismäßig geringen Goldvorrat aufbaut, der bisher den Geschäften der ganzen Welt als Grundlage diente, schwankt in unvernünftiger Weise und bietet keinen wirklichen Maßstab des Wohlstandes; die Nennwerte der Dinge und Unternehmungen standen nicht in einfachem, klaren Verhältnis zum wirklichen, physikalischen Wohlstand des Gemeinwesens; der Nominalreichtum desselben, in Millionen Pfund, Dollars oder Löwen ausgedrückt, bezeichnet nur die Menge der in der Luft schwebenden Hoffnung: steigt die Zuversicht, so schwillt der Kredit an, sinkt sie, so zerfließt diese Vorspiegelung des Besitzes. Die neuen Maßstäbe, so führte der Anwalt dieser Sache aus, sollten all das ändern, und mir schien, als habe er recht.

Ich habe versucht, den Gang dieser bemerkenswerten Ausführungen anzudeuten. Sie enthielten einen sorgfältig durchgearbeiteten Reichtum scharfsinniger und maßvoller Erörterungen. Auf die Einzelheiten derselben will ich jetzt nicht eingehen, zweifle auch, ob ich die verwickelte Frage nach ihren vielen Seiten ganz genau darzustellen imstande wäre. Ich las das Ganze in einer Ruhestunde nach dem Essen – es war am zweiten oder dritten Tag meines Aufenthalts in Utopien – als wir in einem kleinen Gasthaus am Ende des Urisees saßen. Wir waren dort geblieben, und ich hatte infolge eines Regengusses zu lesen begonnen. Doch sowie ich den Vorschlag las, überraschte er mich durch seine Einfachheit und seinen Reiz, und seine Darlegung eröffnete mir zum ersten Male in klarem, vollständigem Umriß die allgemeine Idee der wirtschaftlichen Natur des utopischen Staates.

Der Unterschied zwischen der sozialen und nationalökonomischen Wissenschaft in unserer Welt Vgl. aber Giddings Prinzipien der Soziologie, ein modernes und sehr anregendes amerikanisches Werk, das die englischen Gelehrten nicht genügend würdigen. Vgl. ferner Walter Bagehots Ökonomische Studien. und in Utopien verdient vielleicht noch einige Worte. Ich befleißige mich der äußersten Zurückhaltung, denn auf der Erde ist die Volkswirtschaftslehre durch den Fleiß ihrer Professoren auf eine bedeutende Höhe verschlungener Abstraktion gebracht worden, und ich kann für mich nicht den Anspruch erheben, daß ich mich mit ihren Erzeugnissen in geduldigem Studium vertraut gemacht, noch auch – was schlimmer ist – mehr als eine ganz allgemeine Kenntnis dessen erworben habe, was ihre utopischen Kollegen geleistet haben. Die grundlegende Bedeutung wirtschaftlicher Fragen für eine Utopie macht jedoch einen Versuch der Auseinandersetzung zwischen beiden notwendig.

In Utopien gibt es keine eigene und selbständige Volkswirtschaftslehre. Vieles, was wir ihr zuweisen würden, fällt in den Bereich der utopischen Psychologie. Meine Utopier kennen zwei Abteilungen der psychologischen Wissenschaft: einmal die allgemeine Psychologie der Einzelwesen, eine Art geistiger Physiologie, die durch keine bestimmte Grenzlinie von der eigentlichen Physiologie getrennt ist; sodann die Psychologie der Beziehungen zwischen den Einzelwesen. Diese zweite ist eine erschöpfende Untersuchung der Gegenwirkungen der Menschen unter einander und aller möglichen Beziehungen. Es ist eine Wissenschaft des menschlichen Herdenwesens: sämtlicher Familiengruppierungen, der Nachbarn und Nachbarschaften, der Genossenschaften, Verbindungen, Vereinigungen, geheimen und öffentlichen Gesellschaften, religiösen Verbände, gemeinsamer Ziele und Bestrebungen und der hierzu einzuschlagenden gemeinsamen Wege und Entschließungen, wodurch menschliche Gruppen zusammengeschlossen werden, endlich auch der Regierung und des Staates. Die Beleuchtung wirtschaftlicher Beziehungen sieht man als dieser allgemeinen Wissenschaft der Soziologie unter- und eingeordnet an, da sie von der Voraussetzung der gesellschaftlichen Ordnung abhängen, die jeweils in Wirksamkeit ist. Die Staatswissenschaft und Wirtschaftslehre bestehen in unserer heutigen Welt aus einem hoffnungslosen Wirrsal sozialer Anmaßungen und widersinniger Psychologie und aus ein paar geographischen und Physikalischen Verallgemeinerungen. Ihre Bestandteile werden in der utopischen Wissenschaft geordnet und weit auseinandergebracht werden. Auf der einen Seite finden wir dann die Untersuchung der physikalischen Wirtschaftslehre, die darauf hinausläuft, die Gesellschaft zu kennzeichnen als eine Einrichtung, alle in der Natur verfügbare Energie für die materiellen Zwecke der Menschheit auszubeuten – einer physikalischen Soziologie, die in ihrer praktischen Entwicklung so weit vorgeschritten sein wird, daß sie der Welt jenes Münzmarkensystem gibt, das Energien darstellt – und auf der andern Seite untersucht die Wirtschaftslehre die Fragen der Arbeitsteilung mit Rücksicht auf eine gesellschaftliche Ordnung, deren Hauptziel Fortpflanzung und Erziehung in einer Atmosphäre persönlicher Freiheit ist. Diese beiden Untersuchungen, unabhängig voneinander durchgeführt, werden dem praktischen Staatsverwalter fortwährend neue, taugliche Folgerungen liefern.

Auf keinem Gebiete geistiger Tätigkeit wird die Voraussetzung, daß wir uns von aller Überlieferung lossagen, wertvoller sein für den Entwurf einer Utopie als gerade auf diesem. Die irdischen Wirtschaftsstudien waren von Anfang an unfruchtbar und unbehilflich, da sie auf einer Fülle unentwickelter, nur dunkel geahnter Voraussetzungen beruhen. Man übersah die Tatsachen, daß der Handel nur eine Nebenerscheinung, nicht ein wesentlicher Faktor des sozialen Lebens, daß das Eigentum eine dehnbare und schwankende Konvention, daß der Wert nur im Falle der allgemeinsten Bedürfnisse einer unpersönlichen Behandlung fähig ist. Den Reichtum maß man nach Börsenbegriffen. Die Gesellschaft sah man an als eine praktisch unbegrenzte Zahl habgieriger Erwachsener, unfähig, sich im einzelnen zu andern Zwecken zusammenzuschließen als zur Geschäftsgemeinschaft, und die Quellen des Wettbewerbs galten für unerschöpflich. Auf solchem Triebsand erhob sich ein Gebäude, das die Sicherheit der exakten Wissenschaften nachäffte, einen technischen Jargon entwickelte und sich den Anschein gab, »Gesetze« zu entdecken. Unsere Befreiung von diesen Vorurteilen durch die Beredsamkeit eines Carlyle oder Ruskin und die Tätigkeit der Sozialisten ist mehr scheinbar als wirklich. Noch lastet der alte Bau auf uns, nur ausgebessert und abgeändert durch mittelmäßige Baumeister, stellenweise gestützt und ein wenig anders benannt. »Nationalökonomie« strich man aus, und statt dessen lesen wir »Wirtschaftslehre« – in ganz neuer Behandlung. Die moderne Wirtschaftslehre unterscheidet sich von der alten Nationalökonomie hauptsächlich dadurch, daß sie keinen Adam Smith hervorgebracht hat. Die alte Nationalökonomie stellte gewisse Verallgemeinerungen auf, und meist waren sie falsch; die neue Wirtschaftslehre vermeidet Verallgemeinerungen, und es scheint ihr an geistiger Kraft zu fehlen, solche aufzustellen. Die Wissenschaft hängt wie ein immer dichter werdender Nebel im Tal, wie ein Nebel, der nirgends beginnt und nirgends hingeht, wie eine zufällige, sinnlose Belästigung für den Wanderer. Ihre ausgeprägtesten Vertreter zeigen die Neigung, Verallgemeinerungen ganz abzuschwören, als Sachverständige Ansehen zu beanspruchen und den bewilligten Anspruch sofort politisch zu verwerten. Nun trieben Newton, Darwin und Adam Smith nie diesen »Sachverständigen-Hokuspokus«, der sich für einen Friseur oder einen Arzt, der gerade Mode ist, ziemen mag, der aber einem Philosophen oder Mann der Wissenschaft nicht wohl ansteht. In diesem Zustande ohnmächtiger Sachverständigkeit oder in einem andern ungesunden Zustande muß jedoch die Wirtschaftslehre weiterringen – als eine Wissenschaft, die keine Wissenschaft ist, als ein durch den Schlamm der Statistik sich abzappelndes und watendes Wissen – bis entweder das Studium der materiellen Produktionsordnung als einer Entwicklung der Physik und der Geographie, oder das Studium des sozialen Zusammenschlusses dauernde Grundlagen gewinnen läßt.

IV [Nr. III fehlt]

Die älteren Utopien waren alle verhältnismäßig kleine Staaten; Platos Republik, zum Beispiel, sollte kleiner sein als ein durchschnittlicher Wahlkreis, und zwischen Familie, Lokalregierung und Staat bestand kein Unterschied. Plato und Campanella – obgleich der letztere ein christlicher Priester war – trieben den Kommunismus auf die Spitze und ordneten sogar eine Gemeinschaft der Männer und Frauen an, welcher Gedanke schließlich in der Oneida-Gemeinde des Staates New Jork praktisch erprobt wurde (1848-1879). Dieses Gemeinwesen überlebte seinen Gründer nicht lange, wenigstens als eigentlicher Kommunismus, da sich in den kräftigen Nachkommen der Individualismus zu sehr geltend machte. Auch More wollte nichts von Privateigentum wissen, er verordnete absolute Gütergemeinschaft, und gleich ihm, unter den Utopisten Viktorianischer Zeit, auch Cabet. Dessen Kommunismus war ein solcher der »freien Warenlager«, und die Waren gehörten einem erst, nachdem man sie durch rechtsgültige Forderung erworben hatte. Ebenso scheint es in Morris' »Nirgendwo« zu sein. Im Vergleich mit den älteren Utopisten haben Bellamy und Morris eine lebhafte Empfindung für individuelle Trennung, und sie weichen von der alten Gleichförmigkeit deutlich genug ab, um den Zweifel zu rechtfertigen, ob es je wieder Utopien geben kann, die durch und durch kommunistisch sind.

Eine Utopie wie die vorliegende, geschrieben zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, nach den erschöpfendsten – fast ein Jahrhundert langen – Erörterungen zwischen kommunistischen und sozialistischen Ideen einerseits und dem Individualismus andrerseits kommt zu einer Art Abschluß dieses Streites. Die beiden Parteien haben ihre ursprünglichen Behauptungen so abgeschliffen und ausgebessert, daß es zwischen den beiden, abgesehen von den Schildern, die noch an den Beteiligten hängen, fast nichts mehr auszuwählen gibt. Beide Seiten haben eine Menge von Sätzen aufgestellt, und wir ziehen aus allen Nutzen. Wir Späteren können ganz deutlich sehen, daß die Hitze und der Eifer in diesem Streit zum größten Teil aus der Verwechslung einer quantitativen mit einer qualitativen Frage hervorging. Dem Zuschauer müssen beide, sowohl der Individualismus als der Sozialismus, in ihrer reinen Form als sinnlos erscheinen. Der eine würde die Menschen zu Sklaven der Gewalttätigen oder Reichen, der andre zu Sklaven der Staatsbeamten machen, und der Weg der Vernunft läuft, vielleicht gewunden, im Tal zwischen beiden hin. Zum Glück begräbt die tote Vergangenheit ihre Toten und es ist nicht unseres Amtes, zu beurteilen, auf wessen Seite sich der Sieg neigt. Gerade in unseren Tagen, wo unsere Politische und soziale Ordnung stetig mehr sozialistisch wird, neigt das Ideal des gegenseitigen Verkehrs immer mehr dazu, die Ansprüche des Individualismus anzuerkennen. Der Staat muß fortschrittlich sein, nicht in fester Ruhe, und dies ändert von Grund aus die allgemeine Voraussetzung des utopischen Problems; wir müssen Anordnungen treffen nicht nur für Nahrung und Kleidung, für Ordnung und Gesundheit, sondern auch für den Fortschritt. Der Faktor, der den Weltstaat von einem Abschnitt der Entwicklung zum andern vorwärtsführt, ist das Gegenspiel der Individualitäten; um teleologisch zu sprechen: die Welt ist da um des Fortschritts willen, und Individualität ist die Methode des Fortschritts. In dem Maße, wie die Individualität eines Menschen ausgeprägt ist, bricht er die Gesetze des Dagewesenen, überschreitet die allgemeine Formel und sucht seinerseits der Lebenskraft eine neue Richtung zu geben. Es ist daher für den Staat, der alle darstellt und sich mit dem Durchschnitt befaßt, unmöglich, wirksame Versuche anzustellen, den Weg der Neuerungen zu bezeichnen und so den wesentlichen Inhalt des Lebens zu liefern. Dem Individuum gegenüber stellt der Staat die Gattung dar, im Falle des utopischen Weltstaats stellt er die Gattung insgesamt dar. Das Individuum taucht aus der Gattung hervor, führt seinen Versuch aus und bleibt erfolglos, stirbt und verschwindet, oder hat Erfolg und prägt sich der Welt in Nachkommenschaft, in Folgen und Erfolgen, geistigen, materiellen und sittlichen auf.

Biologisch aufgefaßt, ist die Gattung die Gesamtheit alles dessen, was all ihre Individuen von Anfang an erfolgreich versucht haben, und der Weltstaat des modernen Utopisten muß in wirtschaftlicher Hinsicht die Gesamtdarstellung der vorhandenen wirtschaftlichen Erfahrung sein, an der der einzelne seine Versuche fortführt, entweder ohne Erfolg und bleibende Spur oder mit Erfolg, der dann in den unsterblichen Organismus des Weltstaates übergeht. Dieser Organismus ist die umfassende Regel, die allgemeine Beschränkung, die sich stets hebende Bühne, auf der die Individualitäten stehen.

In dieser idealen Auffassung stellt sich der Weltstaat dar als der einzige Landbesitzer der Erde, und die großen örtlichen Regierungen, die ich schon angedeutet habe, die Lokalbehörden, sind gleichsam als Gutsherren von ihm belehnt. Der Staat oder diese nachgeordneten Behörden verfügen über alle Energiequellen und verbreiten sie entweder selbst oder durch ihre Abnehmer, Pächter und Geschäftsführer und machen sie so für die Arbeit des Lebens nutzbar. Er oder seine Stellvertreter produzieren Nahrung, also menschliche Energie, auch die Gewinnung der Kohle und der elektrischen Kraft, der Kräfte des Windes und des Wassers wird ihnen zustehen. Der Staat gießt diese Energie durch Überweisung, Pacht, stillschweigende Zustimmung und dergleichen über die einzelnen Bürger aus. Er unterhält die Ordnung, die Straßen, eine billige und wirksame Verwaltung der Rechtspflege, einen billigen und schnellen Verkehr; er ist der einzige Unternehmer des Planeten, überträgt und verteilt Arbeit, beaufsichtigt, vermietet oder verwaltet alle Naturprodukte, sorgt für gesunde Geburten und bestreitet die Kosten dafür, sorgt also für ein kräftiges neues Geschlecht, erhält die öffentliche Gesundheit, prägt Münzen und stellt die Maßordnungen auf, unterstützt die Forschung und belohnt Unternehmungen, die geschäftlich keinen genügenden Ertrag abwerfen, aber dem öffentlichen Wohle zugute kommen, unterstützt, wenn nötig, Kritiker, Dichter und Veröffentlichungen, sammelt und verbreitet Aufklärung aller Art. Die vom Staate entwickelte Energie und gebotene Arbeitsgelegenheit wird niederfallen wie Wasser, das die Sonne aus dem Meere gesogen hat, um es auf einen Gebirgshang zu gießen, und schließlich wird es wieder zum Meer zurückkehren, mündend als Bodenrente, Abgabe- und Konzessionsgebühr, als die Gebühr der Reisenden und als Gewinn am Transport, der Münze und dergleichen mehr, als Todessteuer, Übertragungsabgabe, Vermächtnis und an den Staat fallendes Gut. Zwischen den Wolken und dem Meere wird es wie ein Flußsystem hinlaufen durch ein weites Gebiet persönlicher Unternehmungen, deren Freiheit es unterhält. In jenem Zwischengebiet, das die Höhen und Tiefen verbindet, erheben sich jene Anfänge und Verheißungen, welche die eigentliche Bedeutung, das wahre Wesen des Lebens enthalten. Von unserm menschlichen Standpunkt aus sind die Gebirge und Meere für das bewohnbare Land bestimmt, das dazwischen liegt. Ähnlich ist der Staat der Individualitäten wegen da. Der Staat ist für die einzelnen, das Gesetz ist für die Freiheiten, die Welt ist für den Versuch, die Erfahrung, den Wechsel bestimmt: dies sind die grundlegenden Glaubenssätze, auf die eine moderne Utopie sich stützen muß.

V

Wie wird bei dieser Ordnung der Dinge, die den Staat zur Quelle aller Energie und zum schließlichen Erben macht, die Art des Besitzes sein, den ein Mensch innehaben darf? Unter modernen Verhältnissen – ja, unter allen Verhältnissen – ist ein Mensch ohne verkäuflichen Besitz ein Mensch ohne Freiheit, und meist ergibt die Ausdehnung seines Besitzes auch das Maß seiner Freiheit. Ohne Eigentum, ohne Obdach und Nahrung ist der Mensch gezwungen, sich nach diesen Dingen umzusehen, er ist ein Knecht seiner Bedürfnisse, bis er sich Eigentum verschafft hat, sie zu befriedigen. Aber schon mit einem gewissen beschränkten Besitz kann sich der Mensch manches gestatten: er kann zum Beispiel nach Belieben vierzehn Tage Urlaub nehmen und diese oder jene Abschweifung von seiner Arbeit versuchen; mit so und soviel mehr kann er sich ein ganzes Jahr Freiheit gönnen und bis an die Grenzen der Erde reisen; mit so und soviel mehr kann er sich sorgfältig gearbeitete Hilfsmittel verschaffen und merkwürdige neue Dinge versuchen, kann sich Häuser bauen und Gärten anlegen, Geschäfte gründen und in großem Maßstab Versuche anstellen. Unter irdischen Verhältnissen kann der Besitz eines Menschen sehr rasch einen solchen Umfang annehmen, daß seine Freiheit die anderer unterdrückt. Hier erhebt sich wieder eine quantitative Frage, nämlich die nach einem Ausgleich sich widerstrebender Freiheiten, eine quantitative Frage, aus der nur zu viele hartnäckig eine qualitative machen wollen.

Das in Utopien geltende Gesetzbuch der Eigentumsrechte müßte dasselbe Ziel im Auge haben, aus das die ganze utopische Staatseinrichtung ausgeht, nämlich in allen Dingen einen Höchstbetrag persönlicher Freiheit. Welche weitreichenden Unternehmungen der Staat, reiche Leute oder private Körperschaften auch ausführen, was sich nie ergeben darf, ist der Hunger durch verwirrte Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt, ist unfreiwilliger Abschub und die Vernichtung jedes anderen Auswegs als knechtischer Unterwerfung. Darüber hinaus muß das Ziel der utopischen Staatskunst sein, dem Menschen die Freiheit zu sichern, die ihm sein ganzer rechtmäßiger Besitz verleiht, unter dem wir alle von seiner Arbeit, Geschicklichkeit, Umsicht, seinem Mute geschaffenen Werte verstehen. Was einer geschaffen hat, das zu behalten hat er ein ganz handgreifliches Recht; da er aber auch das Recht des Verkaufs und Tausches hat, so muß die Frage nach dem Eigentum so gestellt werden: was kann der Mensch in Utopien kaufen?

Der moderne Utopier muß ganz ohne Zweifel ein praktisch unbegrenztes Eigentumsrecht auf all das haben, was durch den Besitz gleichsam zur Erweiterung und zum Ausdruck seiner Persönlichkeit wird, auf seine Kleidung, seine Juwelen, seine Werkzeuge, seine Bücher, die Kunstwerke, die er erworben oder geschaffen hat, seine persönlichen Waffen (wenn der Utopier solche Dinge nötig hat), seine Ehrenzeichen und so weiter. Alle Dinge dieser Art, die er mit seinem Gelde gekauft oder sonst erworben hat, werden – vorausgesetzt, daß er nicht gewerbsmäßig oder aus Gewohnheit mit ihnen handelt – unveräußerlich sein Eigentum bleiben, das er verschenken, verleihen oder behalten kann, das selbst steuerfrei ist. Diese Art des Eigentums ist so persönlich, daß Utopien gewiß dem Besitzer letztwillige Rechte darüber zugestehen wird – so daß er es gegen höchstens eine kleine Steuer einem Nachfolger übertragen kann. Vielleicht würden die Utopier es auch für angezeigt erachten, in manchen Gegenden ein Pferd, oder ein Rad, oder irgendein mechanisches Fuhrwerk zu persönlichem Gebrauch unter diese Art des Besitzes zu rechnen. Ohne Zweifel wird auch das Haus und Heim, das jemand zu eigen und innegehabt hat und sogar die Einrichtung des Haushalts als Eigentum ebenso oder fast ebenso hoch eingeschätzt, ebenso gering besteuert und unter einer nur wenig höheren Abgabe übertragen werden können, vorausgesetzt, daß er diese Dinge nicht vermietet oder sonstwie der eigenen Person entfremdet hat. Ein strenger Sozialdemokrat möchte hier zweifellos einwerfen, daß, wenn die Utopier diese Dinge auf die bezeichnete Weise zu einer besonders freien Art des Eigentums machen, die Menschen weit mehr darauf verwenden, als sie es sonst täten, aber gerade das wäre vortrefflich. Wir lassen uns zu leicht von der bedürftigen Atmosphäre unserer eigenen, schlecht eingerichteten Welt irre leiten. In Utopien wird niemand zu hungern brauchen, weil einzelne die Üppigkeit bereiten, bereiten lassen, hegen und pflegen. Wenn man dem einzelnen so weit Eigentumsrechte zugesteht, so wird das zur Folge haben, daß die Kleidung, die Ausschmückung, die Geräte, Bücher und alle Künste feiner und schöner werden, weil man sich durch den Ankauf solcher Dinge ein unveräußerliches Eigentum sichern kann – außer im Fall des Bankrotts – nicht nur sich selbst, sondern auch den Eigenen. Ferner darf man während seines Lebens Summen beiseite legen, die den eigenen und fremden unmündigen Kindern besondere Vorteile der Erziehung und besondere Fürsorge sichern und also auch in dieser Beziehung eine letztwillige Verfügung treffen. Aber ein Gesetz der Toten Hand wird der Fortdauer solche Wohltaten eine bestimmte Zeitgrenze ziehen. Die zeitweilige Revision aller Stiftungen ist ein notwendiges Merkmal jeder modernen Utopie.

Vor jeder andern Art des Eigentums werden die Utopier weniger Achtung haben; selbst Geld, das jemand nicht ausgegeben hat, oder das man ihm zinslos schuldet, wird bei seinem Tode geringer geschätzt werden als diese Dinge. Was er nicht als etwas ihm persönlich Zugehöriges erworben oder für die besondere Erziehung seiner Kinder bestimmt hat, davon wird der Staat dem Erben oder Legataren gegenüber den Löwenanteil wegnehmen.

Dies bezieht sich zum Beispiel auf den Besitz, den jemand durch Geschäftsunternehmungen schafft oder erwirbt, die vermutlich um des Gewinnes willen und mehr als Mittel zum Leben als ihrer selbst wegen unternommen werden. Alle neuen Maschinen, alle neuen Methoden, alle unsicheren, wandelbaren und nicht für die Gesamtheit bestimmten Unternehmungen gehen den Staat nichts an. Sie beginnen stets als Versuche von unerprobtem Wert, und nächst der Erfindung des Geldes hat noch keine Erfindung die Freiheit und den Fortschritt so sehr gefördert wie die der Gesellschaft mit beschränkter Haftung, welcher diese Arbeit des Versuches und Abenteuers zufällt. Mit den Mißbräuchen, mit den bei uns notwendigen Verbesserungen der Gesetze über die Gesellschaften haben wir es hier nicht zu tun und begnügen uns mit dem Hinweis, daß in einer modernen Utopie solche Gesetze so vollkommen gedacht werden müssen, als man menschliche Gesetze nur schaffen kann. Ein Caveat vendor wird in dem schön kodifizierten utopischen Gesetz ein vernünftiges Gegenstück zu dem Caveat emptor abgeben. Man darf bezweifeln, ob die utopische Gesellschaft eine Art von Aktien einer andern vorziehen oder Anteilscheine ausgeben darf, ob überhaupt Wucher, das heißt Geldleihung zu bestimmten Zinssätzen erlaubt sein wird. Aber welche Aktien auch jemand besitzen kann, nach seinem Tode werden alle verkauft werden, und was er nicht ausdrücklich für besondere Erziehungszwecke bestimmt hat, wird – vielleicht nach Abzug einer kleinen Überweisung an überlebende nahe Verwandte – dem Staat zufließen. Die »sichere Anlage«, jener dauernde, nie erlöschende Anspruch an das Gemeinwesen, ist ein Unding, das Utopien hintertreiben wird, das aber auch bei der Entwicklung der Zivilisation durch das Sinken des Zinsfußes von selbst abnimmt. Wie wir später sehen werden, wird der Staat die Kinder eines jeden Bürgers und alle Personen, die gesetzmäßig von diesem abhängen, gegen dessen Tod versichern; er wird auch in demselben Fall alle vernünftigen weiteren Bestimmungen ausführen, die für die Hinterbliebenen getroffen wurden und eine Versicherung gegen Alter und Invalidität einführen. Die utopische Wirtschaftspolitik wird darauf ausgehen, jedermann zu veranlassen, daß er sein überschüssiges Geld zur Hebung seiner gesamten Umgebung verwendet, indem er entweder wirtschaftliche Wagnisse und Versuche unternimmt, die Verlust oder große Gewinne bringen können, oder die Schönheit, den Genuß, die Fülle und die Aussichten des Lebens vermehrt.

Außer streng persönlichem Besitz und Anteil an Geschäftsunternehmungen wird Utopien ohne Zweifel Verbänden seiner Bürger gestatten, daß sie Eigentum besitzen in allerlei Verträgen und Überlassungen, zum Beispiel in Pacht von Ackerland oder anderem Grund und Boden, in Häusern, die sie erbaut, in Fabriken und Maschinen, die sie eingerichtet haben, und dergleichen. Und wenn ein Bürger lieber für sich allein Unternehmungen wagen will, so soll er hiezu alle einer Gesellschaft zustehenden Freiheiten genießen; in Geschäftsangelegenheiten bildet er eine Gesellschaft von nur einem Mitglied, und sein einziger Anteil wird bei seinem Tode behandelt werden wie eben sonst Anteile ... Soviel von der zweiten Art des Eigentums. Und diese beiden Arten mögen vielleicht alles darstellen, was ein Utopier an Eigentum überhaupt besitzen darf.

Die ganze Richtung des modernen Denkens wendet sich entschieden gegen Privateigentum an Land, Naturdingen oder -produkten, und in Utopien werden diese Sachen das unveräußerliche Eigentum des Weltstaats sein. Den Rechten der Bewegungsfreiheit unterworfen, wird das Land an Gesellschaften oder einzelne verpachtet, aber – im Hinblick auf die unbekannten Notwendigkeiten der Zukunft – nie auf längere Zeit als beiläufig fünfzig Jahre.

Das Eigentumsrecht eines Vaters an seinen Kindern und eines Mannes an seiner Frau scheint schon in der heutigen Welt stetig zunehmenden Einschränkungen unterworfen zu sein, aber den utopischen Stand dieser Dinge wollen wir besser erst dann besprechen, wenn von der Ehe die Rede sein wird. Es sei hier nur bemerkt, daß eine vermehrte Aufsicht des Staates über die Wohlfahrt des Kindes und seine Erziehung, daß die wachsende Neigung, Erbschaften einzuschränken und zu besteuern Nebenerscheinungen des allgemeinen Bestrebens sind, das Wohlergehen und das freie Zusammenwirken zukünftiger Geschlechter nicht mehr nur als Angelegenheit der Eltern oder anderer fürsorgender Einzelpersonen anzusehen, sondern als die Hauptaufgabe der Staatskunst, als die Pflicht und die sittliche Bedeutung der Weltgemeinde als eines Ganzen.

VI

Aus der Auffassung mechanischer Kraft als eines Beitrags der Natur zum Dienste des Menschen, einer Auffassung, die durch den utopischen Vorschlag eines auf Energieeinheiten aufgebauten Münzsystems betont wird, ergeben sich tiefe Gegensätze zwischen den modernen und den klassischen Utopien. Abgesehen von einer mageren Ausnützung der Wasserkraft in Mühlen und des Windes beim Segeln – im letztern Falle war sie so gering, daß die klassische Welt nie darauf verfiel, den Galeerensklaven entbehrlich zu machen – und einer beschränkten Hilfe des Ochsen beim Pflügen sowie des Pferdes für die Fortbewegung, entnahm man alle Kraft, die den altmodischen Staat aufrecht erhielt, der Muskelanstrengung arbeitender Menschen. Sie trieben ihre Welt mit der Hand. Beständige körperliche Arbeit war eine Bedingung des Daseins in der Gesellschaft. Erst durch die Kohle, die reichliche Verwendung von Eisen und Stahl und die Entwicklung der technischen Wissenschaften ist dies anders geworden. Wenn man heute die Gesamtsumme der Arbeit, auf die England oder die Vereinigten Staaten ihren sozialen Betrieb stellen, in Energieeinheiten ausdrücken könnte, so würde sich ergeben, daß ein weit überwiegender Bruchteil aus nichtmenschlichen Quellen stammt, von der Kohle, flüssigem Brennmaterial, Explosivstoffen, dem Wind, dem Wasser. Alles deutet darauf hin, daß dieser Anteil der mechanischen Energie stetig wachsen, die Befreiung des Menschen vom Zwang physischer Arbeit stetig fortschreiten wird. Dem Vordringen der Maschine im Leben scheint keine Grenze gesetzt zu sein.

Nun scheint dies erst in den letzten dreihundert Jahren überhaupt geahnt worden zu sein. Es reizt die Einbildungskraft, die Tatsache zu beachten, wie gänzlich es als eine umwandelnde Ursache der menschlichen Entwicklung übersehen wurde. Es ist bemerkenswert, wie wenig selbst Bacon in seiner Neuen Atlantis davon zu sehen scheint.

Plato hatte bestimmt keine Vorstellung von Maschinen als einer die soziale Organisation beeinflussenden Kraft. Nichts in seiner Umgebung konnte ihn darauf bringen. Ich vermute, daß während seines ganzen Lebens keine Erfindung, keine neue mechanische Einrichtung oder ein neues Verfahren von der geringsten sozialen Bedeutung sich erhob. Er dachte nie an einen Staat, der sich für die nötige Kraft nicht auf die menschlichen Muskeln verließe, gerade so, wie er nie an einen Staat dachte, der nicht von vornherein für einen Krieg Mann gegen Mann eingerichtet wäre. Von politischen und moralischen Neuerungen sah er genug und übergenug, und deshalb kann er in dieser Hinsicht die Phantasie noch heute anregen. Aber im Hinblick auf alle materiellen Möglichkeiten stumpft er eher ab, als daß er anregt. Die verlorene Utopie des Hippodames sah Belohnungen vor für Erfinder, aber wenn Aristoteles ihn nicht falsch verstand – und es ist gewiß das Schicksal aller Utopien, mißdeutet zu werden –, so dachte er nur an neue politische Maßnahmen. Eine Unmenge von Unsinn über die Griechen wäre nie geschrieben worden, wenn man sich den ausgesprochenen geistigen und künstlerischen Charakter der Zeit Platos vor Augen gestellt hätte, deren außerordentlich klare Bestimmung gewisser materieller Verhältnisse als durchaus bleibender, sowie deren politisch-soziale Unbeständigkeit. Die Nahrung der griechischen Einbildungskraft war das genaue Gegenteil der unsrigen. Unsere Verhältnisse lehren uns, keine Umwälzung in den Mitteln und der Einrichtung unserer Volkswirtschaft für unglaublich zu halten; unser Geist spielt frei mit Möglichkeiten, die den Akademikern als ausschweifender Wahnsinn erschienen wären, und nur in Beziehung auf die Wege des politisch-sozialen Fortschrittes versagt unsere Phantasie. Sparta ist uns trotz aller Zeugnisse der Geschichte kaum glaubhafter, als dem Sokrates ein über die Agora ratterndes Automobil gewesen wäre.

Aus bloßer Unkenntnis also begann Plato die Reihe der Utopien ohne Maschinen, welchem Vorbild noch Morris in seinen Nachrichten aus Nirgendwo getreulich folgt, abgesehen von ein paar mechanischen Booten und ähnlichen Spielzeugen. Einige Andeutungen mechanischer Möglichkeiten finden sich in der Neuen Atlantis, aber erst im neunzehnten Jahrhundert tauchten Utopien auf, in denen die Tatsache klar erkannt ist, daß der soziale Betrieb nicht mehr auf der menschlichen Arbeit beruhen kann. Ich glaube, Cabet Cabet, Voyage en Icarie, 1848. war der erste, der in einem utopischen Werk betonte, der Mensch müsse durch Anwendung von Maschinen sich von der härtesten Arbeit befreien. Er ist der große Primitive unter den modernen Utopisten, und Bellamy ist seine amerikanische Entsprechung. Bisher hatte man entweder Sklavenarbeit angenommen (Phaleas) Aristoteles, Politik, Buch II, Kap. VIII. oder wenigstens einen Klassenunterschied, wobei den untern Klassen die unvermeidliche Arbeit zufiel – wie Plato tat und Bacon in der Neuen Atlantis wahrscheinlich tun wollte (More gab seinen Utopiern ohne weiteres Knechte für ihre unangenehmste Arbeit); oder man will kühn glauben machen – wie Morris und die Zur-Natur-zurück-Utopisten –, alle Arbeit lasse sich in ein Vergnügen verwandeln und so könne man die ganze Gesellschaft auf einen gemeinsamen Boden der gleichmäßigen Teilnahme an der Arbeit stellen. Dies aber widerspricht allem, was man im Verhalten der Menschen beobachten kann. Nur die olympische Weltfremdheit des unverantwortlichen Reichen vom Schlage eines Aktionärs, nur das Lebensgetändel eines Ruskin oder Morris konnte auf so etwas verfallen. Der Straßenbau war unter Ruskins Aufsicht zu Oxford zweifellos ein Vergnügen und eine Auszeichnung und bleibt immer noch eine Auszeichnung: diese Art des Verfahrens erweist sich als die am wenigsten ansteckende. Und Hawthorne fand zu Brook Farm in körperlicher Arbeit nichts anderes als den Fluch, der sie nach den Worten der Bibel ist. Das Blythedale Experiment, vgl. auch seine »Anmerkungen«.

Wenn harte Arbeit ein Segen ist, so war noch nie ein Segen so wirksam verkleidet, und sogar jene Leute, die es behaupten, wagen kaum, mehr zu versprechen als eine schöne Behaglichkeit auf immer und ewig im Himmel. Ein bestimmtes Maß körperlicher oder geistiger Bewegung, und sogar ein bedeutendes Maß von Arbeit, wenn sie der freien Phantasie folgen darf, ist etwas ganz andres. Das künstlerische Schaffen, zum Beispiel, in seiner besten Art, wenn man nur frei sich selbst gehorcht und sich nicht um den Beifall anderer zu bemühen braucht, ist wahrhaftig überhaupt keine harte Arbeit. Es ist ein großer Unterschied, ob man Kartoffeln ausgrabe, wie die Knaben sagen »zum Spaß«, oder sie ausgrabe, weil man sonst Hungers stürbe, einen Tag um den andern unter dem Druck stumpfer, unausweichlicher Notwendigkeit. Diese Notwendigkeit ist das Wesentliche an der harten Arbeit und die Tatsache, daß die Aufmerksamkeit sich an die gegebene Arbeit klammern muß – daß sie Freiheit ausschließt, nicht daß sie Ermüdung einschließt. Solange als mit der Arbeit eine niedere Lebensstufe verbunden war, konnte man von den Menschen nichts andres erwarten, als daß sie möglichst viel von diesem Segen den andern zuzuschieben sich bemühten. Jetzt aber, da die durch die Naturwissenschaften gegebenen neuen Bedingungen nicht nur den Menschen als Energiequelle entbehrlich machen, sondern die Hoffnung erwecken, daß sich alle mechanische Arbeit automatisch ausführen läßt, wird es denkbar, daß bald niemand mehr gewohnheitsmäßig zu arbeiten braucht, daß eine Arbeiterklasse – das heißt eine Klasse von Arbeitern ohne persönliche Initiative – in der Welt der Menschen unnötig wird.

Die klare Botschaft, welche die Physik der Welt bringt, heißt: Wären unsere politischen, sozialen und moralischen Einrichtungen ihren Zielen so gut angepaßt wie eine Webmaschine, ein antiseptisches Operationswerkzeug oder ein elektrischer Straßenbahnwagen, so brauchte es schon heute keine nennenswerte Arbeit mehr zu geben in der Welt, und nur den kleinsten Bruchteil der Qual, der Angst, der Sorgen, die nun den Wert des menschlichen Lebens so zweifelhaft machen. Es ist mehr als genug vorhanden für jeden Lebenden. Die Wissenschaft steht als ein nur zu sachverständiger Diener hinter ihren zankenden, schlecht erzogenen Herrn und bietet Hilfsquellen, Erfindungen und Heilmittel, die zu benutzen sie zu stumpfsinnig sind. Vgl. das überaus anregende, kleine Buch Erfindungen des zwanzigsten Jahrhunderts von George Sutherland. Und nach ihrer materiellen Seite muß eine moderne Utopie diese Gaben notwendig als angenommen sich denken und eine Welt zeigen, die wirklich die Notwendigkeit der Arbeit aufhebt und damit den letzten niedrigen Grund für irgendeines Menschen Knechtschaft oder Minderwertigkeit.

VII

Die tatsächliche Aufhebung einer Arbeits- und Dienstklasse wird sich fühlbar machen in jeder Einzelheit des Gasthofs, der uns beherbergt, der Schlafzimmer, die wir innehaben. Man stelle sich vor, wie ich am Morgen nach unserer Ankunft in all diese Dinge hinein erwache. Da liege ich ungefähr eine Minute lang in sanftem, angenehmem Erwachen, meine Nase blickt unter der Decke hervor und ein unbestimmter Alpdruck vergeht: ich saß im Traum mit einem unvermeidlichen Straßenkehrer in Grün und Gold – er hieß Boffin Vgl. William Morris Nachrichten aus Nirgendwo. – zusammen an einem Tisch. Nun fahre ich auf. Man denke sich, wie ich überrascht, erschreckt im Zimmer umhersehe. »Wo bin ich?« – diese klassische Frage kehrt wieder. Dann merke ich ganz deutlich, ich liege in Utopien zu Bette.

Utopien! Das Wort genügt, um jeden aus dem Bett und ans nächste Fenster zu treiben, aber von dort aus sehe ich nicht mehr als die große Bergmasse hinter dem Gasthof, eine sehr irdisch aussehende Bergmasse. Ich kehre zu den Einrichtungen rings um mich zurück und nehme während des Anziehens meine Untersuchung vor; ein Kleidungsstück in der Hand, halte ich bald bei diesem, bald bei jenem inne, was mein Interesse anzieht.

Das Zimmer ist natürlich sehr hell und sauber und einfach, keineswegs billig, aber doch so ausgestattet, daß die Arbeit des Aufräumens und Ausbesserns soviel als möglich erspart wird. Es ist von schönen Verhältnissen und offenbar niedriger als die meisten Zimmer, die ich auf Erden kenne. Ein Kamin ist nicht vorhanden, worüber ich erstaunt bin, bis ich an der Wand ein Thermometer neben sechs Hebeln finde. Über der Tafel mit den Hebeln hängt eine Anweisung: ein Hebel erwärmt den Boden, der nicht mit einem Teppich, sondern einem Stoff wie etwa weiches Wachstuch belegt ist, einer erwärmt die Matratze (die aus Metall ist mit hin- und herlaufenden Widerstandsdrähten), und die übrigen erwärmen die Wände in verschiedenem Grade; jeder Hebel leitet den Strom durch ein besonderes System von Widerständen. Das Fenster läßt sich nicht öffnen, aber oben, in der Höhe der Decke, pumpt ein geräuschloser, schneller Ventilator die Luft aus dem Zimmer. Neue Luft tritt durch einen Tobin-Schacht ein. Ein Ankleidezimmer ist abgeteilt; es enthält das Bad und alles, was man für die Toilette braucht. Man sieht, daß das Wasser auf Wunsch durch eine elektrisch erhitzte Rohrspirale warm gemacht werden kann. Ein Stück Seife fällt beim Drehen einer Kurbel aus einem Behälter, und wenn man es gebraucht hat, so läßt man es ebenso wie die benutzten Handtücher und das übrige, das einem gleichfalls durch Automaten gereicht wird, in eine Deckelöffnung fallen, wo sie sofort einen glatten Schacht hinuntergehen. Ein kleines Schild nennt den Preis des Zimmers und sagt, daß derselbe verdoppelt wird, wenn man die Toilette nicht so verläßt, wie man sie vorfand. Neben dem Bett befindet sich, in die Wand eingelassen, eine kleine Uhr, die man nachts mit Hilfe eines Hebels über dem Kopfkissen beleuchten kann. Das Zimmer hat keine Ecken, in denen sich Staub sammelt, die Wand geht mit sanfter Rundung in den Boden über, und der Raum könnte durch einige Striche eines mechanischen Besens ausreichend gefegt werden. Die Tür- und Fensterrahmen sind aus Metall, abgerundet und für Zug undurchlässig. Man wird höflich ersucht, ehe man das Zimmer verläßt, eine Kurbel am Fuße des Bettes zu drehen, und sogleich richtet der Bettrahmen sich senkrecht auf, und die Bettstücke hängen zum Lüften. Man steht an der Tür und sieht, daß für niemanden mehr eine Minute Arbeit bleibt. Erinnerungen an die schmutzige Unordnung manches irdischen Schlafzimmers nach einer Nacht des Gebrauches fliegen mir durch den Sinn.

Und man darf sich nicht vorstellen, dieser staublose, fleckenlose, frische Wohnraum sei unschön. Natürlich macht er einen etwas ungewohnten Eindruck, aber der ganze Wirrwarr staubsammelnder Vorhänge und sinnloser Ausschmückung, der irdische Schlafzimmer füllt, ist weg: die Bettdraperien und die Gardinen, die die Zugluft der schlecht schließenden hölzernen Fensterrahmen abhalten sollen, die wertlosen, sinnlosen Bilder, die meist ein wenig schief hängen, die staubigen Teppiche und all der Plunder um den schmutzigen, geschwärzten Ofen fehlt. Aber die mattgetönten Wände sind mit einer einzigen hellfarbigen Linie umrahmt, die an ihrer Stelle so schön wirkt wie die Glieder eines griechischen Kapitäls. Die Türgriffe, die Fugelinien der Tür, die beiden Stühle, der Bettrahmen, der Schreibtisch – all das zeigt jene schließlich erreichte Einfachheit und jene köstliche Vollendung der Umrißlinien, die das Ergebnis unablässiger künstlerischer Bestrebungen sind. Jedes der fein geformten Fenster umrahmt ein Bild – da sie zugfrei sind, bedeuten die Fenstersitze nicht nur wie die auf der Erde einen Hohn – und auf dem Gesims steht als das einzige, was im Zimmer der Pflege bedarf, eine kleine Vase mit blauen Alpenblumen.

Die gleiche wundervolle Einfachheit treffen wir unten.

Unser Wirt setzt sich einen Augenblick zu uns an den Tisch, und da er sieht, daß wir den elektrisch geheizten Kaffeetopf vor uns nicht verstehen, zeigt er uns, wie wir es angehen müssen. Wir bekommen nach kontinentaler Sitte Kaffee mit Milch und ausgezeichnete Semmel und Butter.

Unser Wirt ist ein kleiner, dunkler Mann. Abends zuvor hatten wir ihn um andere Gäste beschäftigt gesehen. Wir sind aber nach utopischen Begriffen entweder zu spät oder zu früh aufgestanden – welches von beiden wissen wir nicht – und heute morgen hat er uns für sich. Sein Benehmen ist freundlich und nicht lästig, aber die ihn plagende Neugierde kann er nicht verhehlen. Sein Auge begegnet dem unseren stumm forschend, und als wir uns bedienen, merken wir, wie er unsre Manschetten, unsre Kleider, unsre Stiefel, unsre Gesichter und unser Verfahren bei Tisch prüfend beobachtet. Er fragt zunächst nichts, sondern sagt etwas von unserer Nachtruhe und über das heutige Wetter, was gewohnheitsmäßig klingt. Dann folgt ein Schweigen, in dem eine Frage liegt.

»Ausgezeichneter Kaffee,« sagte ich, um die Lücke zu füllen.

»Und ausgezeichnete Semmel,« sagt mein Botaniker.

Der Wirt deutet an, daß er unsern Beifall würdigt.

Der Eintritt eines elfenzöpfigen kleinen Mädchens verursacht eine augenblickliche Ablenkung. Sie sieht uns mit glänzenden schwarzen Augen halb keck und halb scheu an, zögert, als der Botaniker unbeholfen lächelt und nickt, kommt dann zu ihrem Vater heran und beobachtet uns beharrlich.

»Sie kommen weit her?« wagt sich unser Wirt heraus, indem er seiner Tochter die Schulter streichelt.

Ich werfe einen Blick auf den Botaniker. »O ja,« sage ich.

Ich gehe weiter. »Wir kommen so weit her, daß uns Ihr Land wirklich sehr sonderbar erscheint.«

»Die Berge?«

»Nicht nur die Berge.«

»Sie kommen aus dem Tal des Tessin?«

»Nein, nicht von dort.«

»Über die Oberalp?«

»Nein.«

»Die Furka?«

»Nein.«

»Nicht vom See herauf?«

»Nein.«

Er sieht verlegen drein.

»Wir kommen,« sage ich, »aus einer andern Welt.«

Es scheint, er versucht zu begreifen. Dann kommt ihm ein Gedanke, und er schickt sein Töchterchen mit einem unnötigen Auftrag zu ihrer Mutter.

»Ah!« sagt er. »Aus einer andern Welt – ah? und das heißt ...?«

»Aus einer andern Welt, weit in den Tiefen des Raums.«

Dann kann man aus seinem Gesichtsausdruck schließen, daß das moderne Utopien seine intelligenteren Bürger wahrscheinlich für bessere Zwecke aufsparen wird, als für die Führung von Hotels. Er ist für den Gedanken, den wir ihm vorlegen wollen, offenbar unzugänglich. Er starrt uns einen Augenblick an und bemerkt: »Hier ist das Buch zur Unterschrift.«

Wir sehen uns einem Buch gegenüber, das den bekannten Fremdenbüchern irdischer Hotels etwas ähnlich ist. Er legt es uns vor und stellt Tinte, Feder und eine frisch mit Schwärze bestrichene Platte daneben.

»Daumenabdruck,« sagt mein wissenschaftlicher Freund flüchtig in unserer Sprache.

»Zeigen Sie mir, wie es gemacht wird,« sagte ich ebenso rasch.

Er schreibt zuerst, und ich sehe ihm über die Schulter.

Er entfaltet mehr Gewandtheit, als ich erwartet hätte. Das Buch ist mit breiten Querstrichen liniiert und hat drei Spalten: für Namen, Nummer und Daumenabdruck. Er legt den Daumen auf die Platte und macht zuerst den Daumenabdruck mit der äußersten Überlegung. Unterdessen besieht er sich die beiden anderen Spalten. Die »Nummern« der letzten Gäste darüber sind ein unentwirrbares Gemenge von Buchstaben und Ziffern. Er schreibt seinen Namen, dann trägt er mit ruhiger Sicherheit seine Nummer ein: A. M. a. 1607. 2. α β +. Ich bin vernichtet von augenblicklicher Bewunderung.

Seinem Beispiel folgend, konstruiere ich eine ebenso würdevolle Unterschrift. Wir halten uns für sehr gescheit. Der Wirt reicht Fingerschalen für unsere Daumen, und sein Auge schweift ein wenig neugierig über unsere Einträge hin.

Ich erkläre es für rätlich, zu bezahlen und zu gehen, ehe eine Erörterung über unsere Formeln anhebt.

Wie wir in den Gang und dann in die Morgensonne der utopischen Welt hinaustreten, bemerke ich, daß der Wirt sich über das Buch beugt.

»Kommen Sie,« sage ich. »Das langweiligste auf der Welt sind Erklärungen, und ich sehe, wenn wir nicht gleich gehen, sind sie unvermeidlich.«

Ich blicke mich um, sehe den Wirt und eine anmutig gekleidete Frau vor dem in seiner utopischen Einfachheit so hübschen Gasthofe stehen und uns voll Zweifel nachblicken.

»Kommen Sie,« sage ich nochmals.

VIII

Wir gehen auf die Schöllenenschlucht zu, und unterwegs nehmen unsre frischen Morgensinne tausend neue Dinge auf, die von einer zivilisierteren Welt eindrucksvolles Zeugnis ablegen. Ein modernes Utopien ist fertig mit dem Gekläffe um Nationalitäten, und deshalb fehlen die häßlichen Befestigungen, die Kasernen und militärischen Deckungen des irdischen Urseren Tales. Statt dessen findet man eine große Menge kleiner, anmutiger Häuser, die sich in Gruppen, und zwar zweifellos um ihre gemeinsamen Küchen und Hallen, die Talhänge hinauf und hinunter drängen. Auch gibt es viel mehr Bäume und darunter eine große Verschiedenheit der Arten – man wird die ganze Welt um ihre Winterkoniferen geplündert haben. Trotz der Höhenlage des Tales ist die Straße von einer doppelten Allee eingefaßt. Die Landstraße und ihre Trambahn wenden sich mit uns die Schlucht hinab, und wir zögern, ob wir es wagen dürfen, den Zug zu nehmen. Aber die Erinnerung an den neugierigen Blick unseres Wirtes kommt uns, und wir entschließen uns endlich, die Gefahr der Aufklärungen, die ein solches Unternehmen beschleunigen könnte, hinauszuschieben.

Wir gehen eine Zeitlang die große Straße entlang und nehmen da einiges wahr von dem Unterschied zwischen utopischer und irdischer Technik.

Die Trambahn, die Geleisespur, die Abzugskanäle und Brücken, der Urnerloch-Tunnel, in den die Straße hinabtaucht, all das ist schön ausgeführt.

Es besteht kein Grund, warum Maschinen, Werften, Eisenbahnen, Eisenbrücken und andre technische Bauten häßlich sein müßten. Häßlichkeit ist das Maß der Unvollkommenheit; was Menschen schaffen, ist meistens genau in dem Verhältnis häßlich, wie der Schöpfer arm ist an konstruktiven Gedanken und unfähig, den Zweck des Werkes zu erfassen. Alles, worauf man fortwährend eine überlegende Aufmerksamkeit richtet, was man in derselben Richtung immer wieder formt und umformt, und zwar mit dem beständigen Wunsch, es so gut zu machen, als man kann, muß notwendigerweise schön werden. Was die Menschen unter modernen Verhältnissen machen, ist häßlich, in erster Linie, weil unsre soziale Organisation häßlich ist, weil wir in einer Atmosphäre der Überstürzung und Unsicherheit leben und alles auf eine unfertige, rastlose Art tun. Dies ist das Unglück unserer Technik, nicht ihre Schuld. Die Kunst lebt, wie eine schöne Pflanze, von ihrer Atmosphäre, und wenn diese gut ist, kann sie überall gedeihen, wenn sie schlecht ist, nirgends. Wenn wir alle Maschinen, alle Hochöfen und Fabriken der Welt zertrümmerten und begrüben und uns ohne weiteres an Hausindustrie machten, an Handarbeit, Spatenwirtschaft, Schafehüten und Schweinezucht, so täten wir doch noch alles mit derselben Hast und brächten nichts zustande als Schmutz, Unbehagen, schlechte Luft und ein neues armseliges und rohes Spiegelbild unserer intellektuellen und moralischen Unordnung. Gebessert wäre damit nichts.

Wer aber in Utopien eine Trambahnstraße entwirft, wird ein Mann mit vollkommener Bildung, wird Künstler und Techniker zugleich sein; er wird wie ein guter Schriftsteller oder Maler jene Einfachheit zu erreichen sich bemühen, die zugleich die Vollkommenheit selbst ist. Er wird seine Balken und Schienen und Glieder ebenso anmutig schaffen wie jener erste Ingenieur, die Natur, die Stämme der Pflanzen, die Gelenke und Bewegungen der Tiere. Ihn gleichsam für das Gegenteil eines Künstlers zu halten, jeden, der etwas frei aus sich schafft, unter die Künstler zu zählen, den aber, der Maschinen benutzt, unter die Handwerker, das ist nichts als eine vorübergehende Erscheinungsweise menschlicher Beschränktheit. Die Trambahnstraße neben uns wird ein Triumph schöner Anpassung sein. Der Gedanke ist uns so ungewohnt, daß wir eine Zeitlang gar nicht darauf kommen, daß hier das Ganze als eine schöne Einheit geschaffen ist. Wir werden die erfinderische Anpassung an die Bedürfnisse einer Gegend bewundern, die das halbe Jahr unter Schnee begraben liegt: das harte Bett unten, gekrümmt und mit Rinnen versehen, damit es sich selbst reinigt, die großen, gewölbten Balkenmassen, durch welche die Schienen wohl zwei Meter über den Boden gehoben werden, die leichten, einfachen Pfeiler und Isolatoren. Da wird uns allmählich ein Licht aufgehen: »Aber, bei Gott! das nenne ich schöne Anpassung!« Ja, das Ganze wird so ausgedacht sein.

Später treffen wir vielleicht in einer Kunstschule Schüler an, die in einem Wettbewerb eine elektrische Trambahn zu entwerfen haben, und diese Schüler wissen etwas von moderner Metallurgie und auch etwas von Elektrotechnik. Wir sehen dann auch, daß man einem Signalhäuschen oder einer eisernen Brücke gegenüber ebenso scharf kritisch verfährt wie auf Erden gegen ...! Himmel, gegen was ist man denn kritisch auf der Erde?

Gegen Stoff und Farbe einer Frackkrawatte!

Wir würden zweifellos ein paar unpatriotische Vergleiche mit unsrem eigenen Planeten anstellen.


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