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Neue hohe Minne

(1210-1220?)

43,9-44,10

I. Ich höre euch so viel Vorzüge nachrühmen, daß ich euch fortan immer zu Diensten stehe. Hätte ich euch nicht kennen gelernt, so würde das meinen Wert mindern. Den will ich aber um so mehr erhöhen und bitte euch, Herrin, euch meiner anzunehmen. Gern lebte ich, wenn ich mich auf das rechte Leben verstände. Ich habe den besten Willen, aber ich bin noch unerfahren: so lehrt mich die Kunst, geziemend zu leben.

Ich hœre iu sô vil tugende jehen,
    daz iu mîn dienest iemer ist bereit.
enhæt ich iuwer niht gesehen,
    daz schâtte mir an mîner werdekeit.
nû wil ich deste tiurre sîn,
    und bite iuch, frouwe,
        daz ir iuch underwindet mîn.
    ich lebete gerne, kunde ich leben:
    mîn wille ist guot, nû bin ich tump:
        nû sult ir mir die mâze geben.

II. »Verständ ich mich so auf diese Kunst, wie ich mich nicht darauf verstehe, so wäre ich auf Erden glücklich zu preisen. Ihr benehmt euch wie ein echter Dichter, daß ihr mich so hoch erhebt. Ich bin zwar viel unerfahrener als ihr, aber was schadet das? Ich bin dennoch gesonnen, diese Streitfrage zu entscheiden. Seid also zunächst so freundlich und sagt mir, was die Männer denken und wollen. Dann unterrichte ich euch darüber, wie die Frauen geartet sind.«

›Kund ich die mâze als ich enkan,
    sô wære et ich zer welte ein sælic wîp.
ir tuot als ein wol redender man,
    daz ir sô hôhe tiuret mînen lîp.
ich bin vil tumber danne ir sît.
    waz dar umbe?
        doch wil ich scheiden disen strît.
    tuot allerêrst des ich iuch bite,
    und saget mir der manne muot:
        sô lêre ich iuch der wîbe site.‹

III. Wir Männer sind der Meinung, alle Vorzüge einer Frau würden gekrönt durch Beständigkeit. Versteht sie, mit Maß fröhlich zu sein, dann steht die Lilie schön neben der Rose. Achtet darauf, wie der Linde der Vogelsang ansteht und unten Blumen und Klee – noch schöner steht Frauen ein freundliches Entgegenkommen an: ihr lieblicher Plaudermund zwingt einen, ihn zu küssen.

Wir wellen daz diu stætekeit
    der wîbes güete gar ein krône sî.
kan si mit zühten sîn gemeit,
    sô stêt diu lilje wol der rôsen bî.
nu merket wie der linden stê
    der vogele singen,
        dar under bluomen unde klê:
    noch baz stêt wîben werder gruoz.
    ir minneclîcher redender munt
        der machet daz man küssen muoz.

IV. »Ich sage euch, wer uns gut gefällt. Wer Gut und Böse zu unterscheiden weiß und in seinen Liedern uns immer rühmt, dem sind wir gewogen, wenn er's aufrichtig meint. Versteht er, in der richtigen Weise fröhlich zu sein und für sich, sowie es ihm angemessen ist, Niederes und Hohes zu verlangen, der kann erreichen, wonach er begehrt. Welche Frau versagt ihm auch nur einen Faden? Guter Mann verdient gute Seide.«

 

(Die letzte Zeile nimmt also » vaden« wörtlich und damit den Liebenden als dienstman, der von seiner frouwe nur ein Gewand zu beanspruchen hat; vgl. Walther-Untersuchungen.)

›Ich sage iu wer uns wol behaget:
    der beide erkennet übel unde guot,
und ie daz beste von uns saget,
    dem sîn wir holt, ob erz mit triuwen tuot.
kan er ze rehte wesen frô
    und im gemuoten
        ze mâze nider unde hô,
    der mac erwerben des er gert:
    welch wîp verseit im einen vaden?
        guot man ist guoter sîden wert.‹

46,32-47,15

I. Alles inneren Wertes Schöpferin seid ihr wahrlich, Frau Mâze. Der ist ein glücklicher Mann, den ihr unterweist! Der braucht sich in seinem Herzen nirgend zu schämen, weder bei Hofe noch auf der Straße. Deshalb gehe ich euch, Herrin, um Rat an, daß ihr mich lehrt, in rechtem Ebenmaß zu werben. Denn ob ich nun nieder oder hoch werbe, immer komm ich zu Schaden. Durch zu niedere Liebe ging ich fast zugrunde; jetzt bin ich wieder (liebes-)krank, weil ich zu hoch werbe. Maßlosigkeit erspart mir keine Drangsal.

Aller werdekeit ein füegerinne,
    daz sît ir zewâre, frowe Mâze.
    er sælic man, der iuwer lêre hât!
der endarf sich iuwer niender inne
    weder ze hove schamen noch an der strâze.
    dur daz sô suoche ich, frouwe, iuwern rât,
daz ir mich ebene werben lêret.
    wirbe ich nidere, wirbe ich hôhe, ich bin versêret.
    ich was vil nâch ze nidere tôt,
    nû bin ich aber ze hôhe siech:
        unmâze enlât mich âne nôt.

II. Niedere Minne heißt diejenige, die so entwürdigt, daß der Leib nach gemeiner Lust hindrängt: diese Liebe bereitet unrühmliche Leiden. Hohe Minne befeuert und bewirkt, daß sich Wille und Geist aufschwingen, um hohen Wert zu erlangen; die winkt mir jetzt, sie zu begleiten. Nun aber wüßte ich gern, worauf Frau Mâze noch wartet. Kommt die Herzensneigung, dann bin ich doch wieder verführt. Meine Augen haben eine Frau erblickt – wie holdselig auch ihre Worte sind, es kann mir doch leicht Unheil durch sie kommen.

Nideriu minne heizet diu sô swachet
    daz der lîp nâch kranker liebe ringet:
    diu minne tuot unlobelîche wê.
hôhiu minne reizet unde machet
    daz der muot nâch hôher wirde ûf swinget:
    diu winket mir nû, daz ich mit ir gê.
mich wundert wes diu mâze beitet.
    kumet diu herzeliebe, ich bin iedoch verleitet:
    mîn ougen hânt ein wîp ersehen,
    swie minneclîch ir rede sî,
        mir mac wol schade von ir geschehen.

45,37-46,31

I. Wenn die Blumen aus dem Gras sprießen, als lachten sie der leuchtenden Sonne entgegen, an einem Maitag frühmorgens, und die kleinen Vöglein mit den besten Weisen, die sie wissen, schön singen – was für eine Wonne kann sich damit vergleichen? Es ist fast ein halbes Himmelreich. Sollen wir sagen, was dem gleichkommt, so nenne ich, was mir in meinen Augen oft noch wohltätiger, war, und es auch jetzt noch wäre, wenn ich's erblickte.

Sô die bluomen ûz dem grase dringent,
    same si lachen gegen der spilden sunnen,
    in einem meien an dem morgen fruo,
und diu kleinen vogellîn wol singent
    in ir besten wîse die si kunnen,
    waz wünne mac sich dâ gelîchen zuo?
ez ist wol halb ein himelrîche.
    suln wir sprechen waz sich deme gelîche,
    sô sage ich waz mir dicke baz
    in mînen ougen hât getân,
        und tæte ouch noch, gesæhe ich daz.

II. Wo nur immer eine schöne keusche Edeldame in prächtigem Gewand und mit prächtigem Kopfschmuck zur Unterhaltung in Gesellschaft geht, in höfischer Heiterkeit, begleitet von Gefolge, zuweilen ein wenig um sich blickend, gleich wie die Sonne den Sternen gegenübertritt, – der Mai bringe uns seine ganze Wunderfülle: was ist darunter so Wonnevolles wie ihre liebliche Gestalt? Wir lassen die Blumen alle und starren auf die herrliche Frau.

Swâ ein edeliu schœne frowe reine,
    wol gekleidet unde wol gebunden,
    dur kurzewîle zuo vil liuten gât,
hovelîchen hôhgemuot, niht eine,
    umbe sehende ein wênic under stunden,
    alsam der sunne gegen den sternen stât, –
der meie bringe uns al sîn wunder,
    waz ist dâ sô wünneclîches under,
    als ir vil minneclîcher lîp?
    wir lâzen alle bluomen stân,
        und kapfen an daz werde wîp.

III. Wohlan denn, wollt ihr die Bestätigung sehn! Laßt uns zu dem Freudenfest des Mai gehn! Der ist mit aller seiner Macht gekommen. Betrachtet ihn und betrachtet schöne Frauen, welches von beiden da das andere übertreffe: ob ich nicht das bessere Teil erwählt habe. O, wenn mich da einer vor die Wahl stellte, das eine um des andern willen fahren zu lassen, wie schleunig entschiede ich mich dann! Herr Mai, ihr müßtet lieber zum März werden als daß ich meine Herrin hergäbe.

Nû wol dan, welt ir die wâhrheit schouwen!
    gên wir zuo des meien hôhgezîte!
    der ist mit aller sîner krefte komen.
seht an in und seht an schœne frouwen,
    wederz dâ daz ander überstrîte:
    daz bezzer spil, ob ich daz hân genomen.
owê der mich dâ welen hieze,
    deich daz eine dur daz ander lieze,
    wie rehte schiere ich danne kür!
    hêr Meie, ir müeset merze sîn,
        ê ich mîn frowen dâ verlür.

88,9-90,14. Das Tagelied

I. In Liebe gesellt lag ein schmucker Ritter im Arm einer Dame. Er bemerkte das Morgenrot, als er es von ferne her durch die Wolken leuchten sah. Die Dame sagte betrübt: »Unheil treffe dich, Tag, daß du mich nicht länger bei dem Liebsten bleiben läßt. Was man da Liebe nennt, das ist nur Sehnsuchtsqual.«

Friuntlîchen lac
    ein rîter vil gemeit
    an einer frowen arme.
        er kôs den morgen lieht,
    do er in dur diu wolken
        sô verre schînen sach.
    diu frowe in leide sprach
    ›wê geschehe dir, tac,
    daz dû mich lâst bî liebe
        langer blîben nieht.
    daz si dâ heizent minne,
        deis niewan senede leit.‹

II. Meine Geliebte, hör auf zu trauern! Ich will von dir Abschied nehmen, das ist für uns beide nützlich. Der Morgenstern hat das Gemach hier erhellt. – »Geliebter, tu das nicht! Sprich nicht so, damit du mich nicht so sehr betrübst. Wohin eilst du gar so rasch? Das ist nicht schön von dir.«

›Friundinne mîn,
    dû solt dîn trûren lân.
    ich wil mich von dir scheiden:
        daz ist uns beiden guot.
    ez hât der morgensterne
        gemachet hinne lieht.‹
    ›min friunt, nû tuo des nieht,
    lâ die rede sîn,
    daz dû mir iht sô sêre
        beswærest mînen muot.
    war gâhest alsô balde?
        ez ist niht wol getân.‹

III. Meine Herrin, so sei es; ich will noch länger dableiben. Jetzt sag mir aber kurz alle deine Wünsche, damit wir unsere Aufpasser wieder wie früher täuschen. – »Mein Geliebter, das schmerzt mich: ehe ich wieder bei dir liege, werde ich leider allzuviel Kummer haben. Nur bleib mir nicht zu lange fern, das ist mir sehr lieb.«

›Frowe mîn, nû sî,
    ich wil belîben baz.
    nû rede in kurzen zîten
        allez daz dû wil,
    daz wir unser huote
        triegen aber als ê.‹
    ›mîn friunt, daz tuot mir wê,
    ê ich dir aber bî
    gelige, mîner swære
        derst leider alze vil.

IV. Das kann nur so geschehen, daß ich's garnicht ändern kann, wenn ich dir, Herrin, einen Tag lang ferne bleiben muß. Aber mein Herz verläßt dich doch niemals. – »Mein Geliebter, nun gehorche mir. Du mußt mich bald besuchen, wenn du mir ehrlich und unerschütterlich treu bist. Wehe über den Anblick! Jetzt nehme ich den Tag wahr.«

    nû mît mich niht ze lange:
        vil liep ist mir daz.‹
›Daz muoz alsô geschehen
    daz ich es niene mac,
    sol ich dich, frowe, mîden
        eines tages lanc:
    sô enkumt mîn herze
        doch niemer von dir.‹
    ›mîn friunt, nû volge mir.
    dû solt mich schiere sehen,
    ob dû mir sîst mit triuwen
        stæte sunder wanc.
    owê der ougenweide!
        nû kius ich den tac.‹

V. Was habe ich von den roten Blumen, da ich doch nun von hier weg muß? Liebste Freundin, die sind mir zuwider, gerade wie den Vöglein die kalte Winterzeit. – »Geliebter, das ist auch meine Klage und mein ewiger Jammer. Ich kann es wahrhaftig nicht absehn, wie lange ich ohne dich sein werde. Bleib doch nur noch eine Weile liegen: dann hast du nie Lieberes getan.«

›Waz helfent bluomen rôt,
    sît ich nû hinnen sol?
    vil liebiu friundinne,
        die sint unmære mir,
    reht als den vogellînen
        die winterkalten tage.‹
    ›friunt, dêst ouch mîn klage
        und mir ein wernde nôt.
    jon weiz ich niht ein ende,
        wie lange ich dîn enbir.
    nû lige eht eine wîle:
        son getæt dû nie sô wol.‹

VI. Herrin, es ist Zeit. Laß mich bitte Abschied nehmen. Wahrhaftig, ich will ja nur um deiner Ehre willen von hier weg. Der Wächter hat so laut das Tagelied begonnen. – »Geliebter, was ist da zu tun! Ich muß dir nachgeben. Wehe, daß ich dich ziehen lassen muß. Von dem ich das Leben habe, der möge dich behüten!«

›Frouwe, ez ist zît:
    gebiut mir, lâ mich varn.
    jâ tuon ichz dur dîn êre,
        daz ich von hinnen ger.
    der wahter diu tageliet
        sô lûte erhaben hât.‹
    ›friunt, wie wirt es rât?
    dâ lâze ich dir den strît.
    owê des urloubes,
        des ich dich hinnen wer!
    von dem ich habe die sêle,
        der müeze dich bewarn.‹

VII. Der Ritter schied von ihr. Da war er voller Sehnsucht und ließ die schöne edle Frau auch in vielen Tränen zurück. Doch dafür, daß sie sich ihm hingegeben hatte, lohnte er ihr durch Treue. Sie sagte:
»Wer einmal Tagelieder singen wird, der wird mir gegen Morgen das Herz schwer machen. Jetzt lieg ich ohne Liebsten ganz voll Sehnsucht.«

Der rîter dannen schiet:
    dô sente sich sîn lîp,
    und liez ouch sêre weinde
        die schœnen frowen guot.
    doch galt er ir mit triuwen
        dazs ime vil nâhe lac.
    si sprach ›swer ie gepflac
    ze singen tageliet
    der wil mir wider morgen
        beswæren mînen muot.
    nû lige ich liebes âne
        reht als ein senede wîp.‹

47,16-35. Reimspiel

Ich liebe, sinne, seit langem. Möge die Minne sich überlegen, wie sie mich für die Zeit meines Dienstes schön entlohne. Nun möge sie gut lohnen, das ist mein Begehren. Ich mag ihr ganz gleichgültig sein, niemals aber meine Klagesache; sondern sie mache das große Unrecht wieder gut, daß eine Frau, ohne sich selbst zu binden, mich ganz unverschuldet zugrunde richtet. Ihr Anblick wird mir fremd; wenn sie mir aber ihre Huld nicht vollständig entzogen hat, so werde ich nach der noch immer streben. Wenn Treue noch etwas gölte, so sollte sie doch gütigst manchmal auch mich anblicken, wenn anders ich mich genügend auf das verstehe, was sich schickt.

Ich minne,    sinne, lange zît:
    versinne Minne    sich,
    wie si schône    lône    mîner tage.
nû lône    schône: dêst mîn strît:
    vil kleine    meine    mich,
    niene meine    kleine    mîne klage,
unde rihte
    grôz unbilde
    daz ein ledic wîp
    mich verderbet
    gar âne schulde.
    zir gesihte
    wird ich wilde.
    mich enhabe ir lîp
    der enterbet,
    noch ger ich hulde.
    wære    mære    stæter man,
    sô solte,    wolte    si, mich an
    eteswenne    denne    ouch sehen,
    sô ich gnuoge    fuoge    kunde spehen.

59,37-60,33

I. Wie muß man dir aufwarten, Welt, wenn du dich in solcher Weise drehen willst? Glaubst du dich mir zu entziehen? Nein, auch ich verstehe mich darauf, mich zu drehn. So eilig du es auch hast, die Zeit ist noch sehr ferne, wo ich dich einmal gering schätzen werde.

Wie sol man gewarten dir,
    Welt, wilt alsô winden dich?
wænest dich entwinden mir?
    nein: ich kan ouch winden mich.
dû wilt sêre gâhen,
    und ist vil unnâhen
    daz ich dich noch sül versmâhen.

II. Du besitzest viele schöne Dinge, von denen mir doch wenigstens eins zuteil werden muß. Welt, wie will ich suchen mich dessen wert zu machen! Aber auch du überlege dir gut, ob ich jemals um Fußes Breite den Pfad der Treue verließ, seitdem du mich batest, dir zu dienen.

Dû hâst lieber dinge vil,
    der mir einez werden sol.
Welt, wiech daz verdienen wil!
    doch solt dû gedenken wol
obe ich ie getræte
    fuoz von mîner stæte,
    sît dû mich dir dienen bæte.

III. Welt, du darfst nicht böse sein, wenn ich an Lohn erinnere. Begegne mir ein wenig freundlicher, blick mich liebreich an. Freilich hast du auch die Macht, mich ganz zu berauben und mein Glück zu verscheuchen: das liegt, Herrin, in deinen Händen.

Welt, du ensolt niht umbe daz
    zürnen, ob ich lônes man.
grüeze mich ein wênic baz,
    sich mich minneclîchen an.
dû maht mich wol pfenden
    und mîn heil erwenden:
    daz stêt, frowe, in dînen henden.

IV. Ich weiß nicht, wie du gegen mich gesinnt bist. Ich habe allen guten Willen gegen dich. Was verlangst du, Welt, mehr von mir als freudige Stimmung? Verlangst du größere Herrlichkeit als daß man dich gerne froh sieht und dir dazu zu verhelfen weiß?

Ichn weiz wie dîn wille stê
    wider mich: der mîne ist guot
wider dich. was wil dus mê,
    Welt, von mir, wan hôhen muot?
wilt dû bezzer wünne,
    danne man dir günne
    fröide und der gehelfen künne?

V. Welt, erfülle mir noch eine Bitte, folge dem Vorbild erfahrenen Alters. Wenn du törichte Jugend lieben willst, so richtest du dich damit zugrunde. Bitte die alte Ehrbarkeit, zurückzukehren und wieder deine Diener zu unterweisen.

Welt, tuo mê des ich dich bite,
    volge wîser liute tugent.
dû verderbest dich dâ mite,
    wil dû minnen tôren jugent.
bite die alten êre,
    daz si wider kêre
    und ab dîn gesinde lêre.

57,23-58,20

I. Minne hat einen Brauch – möchte sie den doch lassen! das würde ihr besser anstehen. Damit betrübt sie manchen, den sie nicht betrüben sollte; ach wie darf sie das? Ihr sind nämlich vierundzwanzig Jahre weit lieber als vierzig, und sie gebärdet sich sehr böse, erblickt sie irgendwo ein graues Haar.

Minne diu hât einen site:
    daz si den vermîden wolde!
    daz gezæme ir baz.
dâ beswært si manegen mite,
    den si niht beswæren solde:
    wê wie zimt ir daz?
ir sint vier unt zwênzec jâr
    vil lieber danne ir vierzec sint,
        und stellet sich vil übel, sihts iender grâwez hâr.

II. Minne war so ganz meine Herrin, daß ich all ihre Heimlichkeiten genau kannte. Nun geht es mir so: kommt jetzt ein Jüngerer daher, dann werde ich mit schiefen Blicken scheel angesehen. Armseliges Weib, wozu die Aufregung! Sie gebraucht zwar Putzkünste und blendet damit Neulinge, aber, weiß Gott, sie ist doch viel älter als ich.

Minne was mîn frowe gar,
    deich wol wiste al ir tougen:
    nu ist mir sô geschehen,
kumt ein junger ieze dar,
    sô wird ich mit twerhen ougen
    schilhend an gesehen.
armez wîp, wes müet si sich?
    weizgot wan daz si liste pfliget
        und tôren triuget, sist doch elter vil dann ich.

III. Minne hat es sich angewöhnt, sich mit Narren herumzudrehen, hüpfend wie ein Backfisch. Wo hat sie ihren ganzen Verstand gelassen? Was hat die Törin im Sinn? Sie ist doch wahrhaftig gar zu blind. Gäbe sie es doch auf, so herumzurauschen, und benähme sich wie eine verständige Frau! Sie holt sich Beulen, daß mir's ans Herz greift.

Minne hât sich an genomen
    daz si gêt mit tôren umbe
    springende als ein kint.
war sint alle ir witze komen?
    wes gedenket si vil tumbe?
    sist joch gar ze blint.
dazs ir rûschen nienen lât,
    und füere als ein bescheiden wîp!
        si stôzet sich, daz ez mir an mîn herze gât.

IV. Minne darf mir das nicht übelnehmen, daß ich, während sie sich so plagt, mich hinsetze. Ich bin eben so hochgestimmt wie der, der hohe Sprünge macht; ach, was verlangt sie denn noch weiter? Sonst werde ich überall dort aufwarten, wo es mir möglich ist. Mag sie zusehen, wo die sechs Wochentage bleiben; von mir bekommt sie immer nur noch den siebenten Tag.

Minne sol daz nemen für guot,
    under wîlen sô si ringet,
    daz ich sitzen gê.
ich hân alsô hôhen muot
    als er der vil hôhe springet:
    wê waz wil sis mê?
anders diene ich swâ ich mac.
    si besuoche wâ die sehse sîn:
        von mir hâts in der wochen ie den sibenden tac.

116,33-117,28

I. Kein Mensch zeigt sich höflicher als ich, indem ich vor der Welt so tue, als hoffte ich zuversichtlich auf Freude; wenn mich nämlich Sehnsucht überfällt, dann stelle ich mich lustig an und stimme mich damit selbst zuversichtlich. Auf diese Weise hab ich mir selbst oft etwas vorgemacht und der Gesellschaft zuliebe mir manche Freude vorgelogen. Für solches Lügen verdiene ich aber Lob.

Bî den liuten nieman hât
    ze fröiden hovelîchern trôst denn ich:
sô mich sende nôt bestât,
    sô schîne ich geil und trœste selben mich.
alsô hân ich dicke mich betrogen
    unde durch die werlt mir manege fröide erlogen:
    daz liegen was ab lobelich.

II. Leider muß ich auf sehr viel Schönes verzichten lernen, das ich einstens mit Augen gesehen habe. Wonach soll sich auch einer sehnen, der nicht glaubt, wie es früher zuging? Der weiß ja gar nicht, was »Freudig-sein« bedeutet. Das besteht in liebendem Sinn und wünschender Pein; gepriesen sei solche Qual!

Leider ich muoz mich entwenen
    vil maneger wünne der mîn ouge an sach:
war nâch sol sich einer senen,
    der niht geloubet swaz hie vor geschach?
der weiz lützel waz daz sî, gemeit.
    daz ist senender muot mit gerender arebeit.
    viel sælic sî daz ungemach!

III. So bildet sich mancher, der mich sieht, ein, mein Herz schwebe wirklich immer hoch in Freuden. Von hoher Freude besitze ich gar nichts; sie wird mir auch nie wieder zuteil, außer auf folgende Weise: werden deutsche Menschen wieder edel und erheitert mich die, die mir Leid schafft, dann werde ich wieder froh wie früher.

Maneger wænet, der mich siht,
    mîn herze sî an fröiden iemer hô.
hôher fröide hân ich niht,
    und wirt mir niemer wider, wan alsô:
werdent tiusche liute wider guot,
    unde trœstet si mich, diu mir leide tuot,
    sô wirde ich aber wider frô.

IV. Ich habe der Welt sehr gedient und möchte ihr mit Freuden weiter dienen; nur liebt sie es, mit Undank zu lohnen, und bildet sich dabei ein, ich merke es nicht. Ich merke es sehr wohl an einem Gebaren: so oft ich um etwas bitte, wonach ich mit tausend Schmerzen verlange, dann gibt sie's lieber einem Schwachkopf.

Ich hân ir gedienet vil,
    der werlte, und wolte ir gerne dienen mê,
wan dazs übel danken wil,
    und wænet des daz ich mich niht verstê.
ich verstên michs wol an eime site:
    des ich aller sêrest ger, sô ich des bite,
    sô gît siz einem tôren ê.

V. Ich weiß also nicht, wie ich das durch Werben erlangen soll. Die heutzutage übliche Art war mir immer zuwider. Verfahre ich aber bei meinem Werben, wie man es früher machte, dann bringt mir das vielleicht Nachteil; somit weiß ich nicht, wie ich's anfangen soll. Dennoch hoffe ich auf das Gefühl für das Schickliche dort, so daß die Werbung der Ungesitteten anderwärts mehr Beifall findet als bei ihr.

Ichn weiz wiechz erwerben mac.
    des man dâ pfligt, daz widerstuont mir ie:
wirbe ab ich sô man ê pflac,
    daz schadet mir lîhte: sus enweiz ich wie.
doch verwæne ich mich der fuoge dâ,
    daz der ungefüegen werben anderswâ
    genæmer sî dan wider sie.

184,1-30

I. Ich will nun fernerhin in der Erwartung auf ihre Huld so froh sein, wie meine Liebesgedanken mir das nur immer möglich machen. Ich weiß nicht, ob es allen genau so geht: nach einem schönen Tag kommt mir ein so häßlicher, daß ich außerstande bin, mich zu freuen. Dann hilft es, sich Träumen zu überlassen – das tat ich von Kind auf lieber als irgend jemand. Es ist mir gleich, wer mich darob auslacht; wahrhaftig: Wünschen und Träumen hat mich sehr oft froh gemacht.

Ich wil nu mêr ûf ir genâde wesen frô
    sô verre als ich mit gedanken iemer mac.
ichn weiz ob allen liuten rehte sî alsô:
    nâch eime guoten kumt mir ein sô bœser tac
sô ich ze fröuden niht enkan:
    sô trœstet wænen: des pflac ich
        von kinde gerner denne ie man.
    in ruoche wer mîn dar umbe lachet:
    zewâre wünschen unde wænen
        hât mich vil dicke frô gemachet.

II. Ich wünsche es mir so herrlich, daß ich einmal noch so nahe bei ihr liege, daß ich mich in ihrem Auge erblicke, und ihr so ganz obsiege, daß sie mir dann alles bekennt, wonach ich sie frage. Dann sag ich: willst du, begnadete Frau, das noch einmal versuchen, mir wieder so weh zu tun? Dann lacht sie gar lieblich. – Wie nun: so oft ich mir so etwas vorstelle, bin ich dann nicht durch meine Wunschgedanken beglückt?

Ich wünsche mir sô werde daz ich noch gelige
    bî ir sô nahen deich mich in ir ouge ersehe
und ich ir alsô volleclîchen an gesige,
    swes ich si denne frâge, daz si mirs verjehe.
sô spriche ich ›wiltus iemer mê
    beginnen, du vil sælic wîp,
        daz dû mir aber tuost sô wê?‹
    sô lachet si vil minneclîche.
    wie nû, swenne ich mir sô gedenke,
        bin ich von wünschen niht der rîche?

III. Mein Leid, das ich durch sie erfahren habe, so oft ich so schmerzlich mit Sehnsucht und Kummer kämpfte, soll mir das bei ihr so wenig zustatten kommen, will sie mir für mein Trauern jeden Lohn und Dank versagen, dann werde ich mich künftig besser fassen. Vielleicht ist ihr der Frohsinn lieber als Trauern, das ist auch mein Wunsch. Und ist ihr beides gleichgültig, dann würde ich mich doch lieber mit dem einen Spiel vergnügen als mit jenem, das doch ganz vergeblich wäre.

Mîn ungemach, daz ich durch sie erliten hân
    swenn ich mit senenden sorgen alsô sêre ranc,
sol mich daz alsô kleine wider sie vervân,
    hân ich getrûret âne lôn und âne danc,
sô wil ich mich gehaben baz.
    waz ob ir fröude lieber ist
        dan trûren sî, ich wünsche ouch daz.
    und sint ir denne beide unmære,
    sô spilte ich doch des einen gerner
        dan jens daz gar verloren wære.

61,33-62,5   184,31-40*

I. Mir ist mein voriges Lied mitten entzwei gehauen worden; die eine Hälfte hat man mir ganz untersagt: so etwas dürfen nur unhöfische Leute in Ton und Wort fassen. Ich aber soll künftighin Anstand bewahren und mich schönen Maßes befleißigen. Für etwas, das sie Anstand nennen, unterlasse ich gar manches. Habe ich davon aber (bei Hofe) keinen größeren Gewinn und steht es draußen auf der Straße ebenso schlimm, so habe ich vor, meine Türe zuzumachen.

Mir ist mîn êrre rede enmitten zwei geslagen:
    daz eine halbe teil ist mir verboten gar:
daz müezen ander liute singen unde sagen.
    ich sol ab iemer mîner zühte nemen war
und wünneclîcher mâze pflegen.
    umb einez, daz si heizent zuht,
        lâz ich vil dinges under wegen:
    enmag ich des niht mê geniezen,
    stêt ez als übel ûf der strâze,
        sô wil ich mîne tür besliezen.

II. Ach, daß mich so mancher unglimpflich behandeln darf! Darüber will ich mich heute und immer bei der wahren höfischen Bildung beklagen. Es gibt doch keine Frau mit so schönem Kopfschmuck, daß er nicht auch ein tiefschmerzendes Herzeleid empfände, wenn er ferne von ihr anderswo wäre, als wohin ich mich wünsche. Das ist also der Kummer: er wäre auch gerne dort! Und dafür muß ich mir unglimpfliche Behandlung gefallen lassen! Dennoch: wer seinen Anstand zu wahren wüßte (wie ich), dem gebührte gerade jener Kopfschmuck aus Seide.

Owê daz mir sô maneger missebieten sol!
    daz klage ich hiute und iemer rehter hövescheit.
ir ist doch lützel den ir schapel stê sô wol,
    er enfünde im ouch ein harte swerendez herzeleit
und wære er von ir anderswâ
    wan dar ich gernde bin. daz ist
        der schade: er wære ouch gerne dâ.
    des muoz ich missebieten lîden.
    iedoch swer sîne zuht behielte,
        dem stüende ein schapel wol von sîden.

62,6-63,7

I. Wenn ich mich selber rühmen darf, so bin ich darin ein Mann von höfischer Bildung, daß ich mir so manche Unziemlichkeit gefallen lasse, in Anbetracht, daß ich die Macht hätte, sie zu ahnden. Ob wohl ein Klausner das aushielte? Ich glaube, sicher nicht! Hätte er die Gelegenheit wie ich, er würde, überkäme ihn dann auch nur ein kleiner Zorn, es unsanft heimzahlen; wie sanft lasse ich das doch auf diese Art hingehn! Das und selbst noch mehr ertrag ich dennoch, und zwar aus einem bestimmten Grund.

Ob ich mich selben rüemen sol,
    sô bin ich des ein hübescher man,
daz ich sô mange unfuoge dol
    sô wol als ichz gerechen kan.
ein klôsenære, ob erz vertrüege? ich wæne, er nein.
    hæt er die stat als ich si hân,
    bestüende in danne ein zörnelîn,
    ez wurde unsanfte widertân,
    swie sanfte ichz alsô lâze sîn.
    daz und ouch mê vertrage ich doch dur eteswaz.

II. Herrin, ihr habt mir nämlich Folgendes empfohlen: wenn mir jemand das Herz betrübe, den solle ich dagegen (durch Lieder) froh machen; dann schäme er sich vielleicht und werde gut. Ob dieser Rat aufrichtig ist, das mag sich an euch erweisen. Ich erfreue euch, ihr betrübt mich; dessen schämt euch, wenn ich so sagen darf. Straft euer Wort nicht Lügen, sondern werdet gut: dann habt ihr die Wahrheit gesagt. Sehr gut seid ihr ja; nur möchte ich von Gutem auch Gutes erhalten.

Frowe, ir habt mir geseit alsô,
    swer mir beswære mînen muot,
daz ich den mache wider frô:
    er schame sich lîhte und werde guot.
diu lêre, ob si mit triuwen sî, daz schîne an iu.
    ich fröwe iuch, ir beswæret mich:
    des schamt iuch, ob ichz reden getar,
    lât iuwer wort niht velschen sich,
    und werdet guot: sô habt ir wâr.
    vil guot sît ir, wan daz ich guot von guote wil.

III. Herrin, ihr seid schön und seid edel; zu diesen beiden Eigenschaften paßt es gut, huldreich zu sein. Was schadet es euch, wenn man euer begehrt? Gedanken sind ja doch frei. Träumen und Wünschen möchte ich herzlich gerne los werden, aber meine Empfindungen machen nun einmal dort den Hof. Was kann ich dazu, wenn sie mein Lied euch widmen? Vielleicht achtet ihr gar nicht darauf, aber ich werde dafür doch hoch belohnt: wenn mein Loblied euch bei Hofe bekannt macht, so ist das eine Ehre für mich.

Frowe, ir sît schœne und sît ouch wert:
    den zwein stêt wol genâde bî.
waz schadet iu daz man iuwer gert?
    joch sint iedoch gedanke frî.
wân unde wunsch daz wolde ich allez ledic lân:
    nû höveschent mîne sinne dar.
    waz mag ichs, gebents iu mînen sanc?
    des nement ir lîhte niender war:
    sô hân ichs doch vil hôhen danc.
    treit iuch mîn lop ze hove, daz ist mîn werdekeit.

IV. Herrin, ihr habt eine hochedle Hülle angelegt, den keuschen Leib. Wahrlich, niemals habe ich ein besseres Kleid gesehen: ihr seid eine schön bekleidete Frau. Geist und Glück sind schön hineingesteppt. Getragene Kleidung habe ich nie genommen, aber diese nähme ich für mein Leben gern. Selbst der Kaiser würde ihr Spielmann, erhielte er ein so wonnevolles Geschenk. Hier, Kaiser, spiel auf! Nein, Herr Kaiser, anderswo!

Frowe, ir habet ein vil werdez tach
    an iuch geslouft, den reinen lîp.
wan ich nie bezzer kleit gesach,
    ir sît ein wol bekleidet wîp.
sin unde sælde sint gesteppet wol dar in.
    getragene wât ich nie genan:
    wan dise næm ich als gerne ich lebe.
    der keiser wurde ir spileman
    umb alsô wünneclîche gebe.
    dâ keiser spil. nein, herre keiser, anderswâ!

63,8-31

I. Die an allem Guten verzweifelt sind, bilden sich ein, ich sei mit ihnen verzweifelt. Ich dagegen hoffe zuversichtlich, die, der ich mein Leid geklagt habe, werde mich noch erfreuen. Wenn die mich beglückt, so ist es mir gleichgültig, was ein schlechter Mensch äußert.

Die verzagten aller guoten dinge
    wænent daz ich mit in sî verzaget:
ich hân trôst daz mir noch fröide bringe
    der ich mînen kumber hân geklaget.
obe mir liep von der geschiht,
    sô enruoche ich wes ein bœser giht.

II. Beneiden will ich mich immer gerne lassen. Herrin, dazu mußt du mir verhelfen, daß sie Grund haben, mich zu beneiden, wenn mein Glück ihnen den größten Kummer macht. Sorge dafür, daß ich froh werde; dann ist mir wohl, und ihnen ist immer weh zumute.

Nît den wil ich iemer gerne lîden.
    frowe, dâ solt dû mir helfen zuo,
daz si mich von schulden müezen nîden,
    sô mîn liep in herzeleide tuo.
schaffe daz ich frô gestê:
    so ist mir wol, und ist in iemer wê.

III. Geliebte und Herrin in einem Kleid möchte ich gern in dir zugleich erblicken: würde mich das wohl so glücklich machen, wie mein Herz es mir versprochen hat? Geliebte ist ein holder Name, aber Herrin ehrt über alles.

Friundîn unde frowen in einer wæte
    wolte ich an dir einer gerne sehen,
ob ez mir sô rehte sanfte tæte
    alse mir mîn herze hât verjehen.
friundinne ist ein süezez wort:
    doch sô tiuret frowe unz an daz ort.

IV. Herrin, ich will mit heller Stimme tönen, schenkst du gern mir die zwei Namen. Laß dir dagegen auch zwei von mir zuteil werden, wie kein Kaiser sie dir geben könnte: Geliebter und Gefährte, die sind dein; so sei Geliebte und Herrin mein.

Frowe, ich wil mit hôhen liuten schallen,
    werdent diu zwei wort mit willen mir:
sô lâz ouch dir zwei von mir gevallen,
    dazs ein keiser kûme gæbe dir.
friunt und geselle diu sint dîn:
    sô sî friundîn unde frowe mîn.

97,34-99,5

I. Um so geziemend froh zu sein wie früher, dazu bedürften wir alle derselben Art von Glück. Statt dessen tötet ein Übelstand meine Freude: der Jugend tut die Freude geradezu weh. Was nutzt ihnen eigentlich ihr junger Leib, mit dem sie die Freude lieben müßten? Hei, hätten sie doch den Wunsch, ihre Gedanken auf Freude zu richten! Dazu aber, ihr jungen Männer, könnten euch nur die Frauen verhelfen.

Ez wær uns allen
    einer hande sælden nôt,
    daz man rehter fröide schöne pflæge als ê.
ein missevallen
    daz ist mîner fröiden tôt,
    daz dien jungen fröide tuot sô rehte wê.
war zuo sol ir junger lîp,
    dâ mit si fröide solten minnen?
    hei wolten si ze fröiden sinnen!
    junge man, des hulfen iu diu wîp.

II. Dennoch bin ich jetzt froh und muß es um der Geliebten willen bleiben, wie es mir dabei auch ergehe. Mein Leib weilt noch hier; mein Herz dagegen weilt bei ihr, so daß man mich oft für geistesabwesend hält. Hei, würden die zusammenkommen, mein Leib, die Herzen und Geister von uns beiden! Mögen die, welche mich oft der Freude beraubt haben, das nur nie merken!

Nû bin ich iedoch
    frô und muoz bî fröiden sîn
    durch die lieben, swiez dar under mir ergât.
mîn schîn ist hie noch:
    sô ist ir daz herze mîn
    bî daz man mich ofte sinnelôsen hât.
hei solten si zesamene komen,
    mîn lîp, diu herze, ir beider sinne!
    daz si des niene wurden inne,
    die mir dicke fröide hânt benomen.

III. Diese Aufpasser verhindern, daß einem jetzt etwas Liebes zuteil wird; denn ihre Aufsicht schlägt manches edle Herz in Fesseln. Das bedrückt auch mich: so oft ich sie aufsuchen wollte, die Begnadete, immer muß ich ihr ferne bleiben. Dennoch möge ich noch die Zeit erleben, daß sie mich gerne allein empfängt, so daß wir beide die Aufpasser loswerden; damit würde mir viele Freude geschenkt werden.

Vor den merkæren
    kan nû nieman liep geschehen:
    wan ir huote twinget manegen werden lîp.
daz muoz beswæren
    mich: swenn ich si solte sehen,
    sô muoz ich si mîden, si vil sælic wîp.
doch müeze ich noch die zît geleben,
    daz ich si willic eine vinde,
    sô daz diu huote uns beiden swinde;
    dâ mite mir wurde liebes vil gegeben.

IV. Gar viele fragen mich, wer die Liebe sei, der ich diene und bisher immer gedient habe. Wenn mir das langweilig wird, dann sag ich: »Derer, denen ich diene, sind drei, und auf die vierte mach ich mir Hoffnung.« Aber dieses Rätselwort versteht sie allein genau, die mich in solcher Weise ganz und gar als ihren Teil hingenommen hat. Die Herrliche, der allein ich mit Fug diene, verwundet, aber heilt auch.

Vil maneger frâget
    mich der lieben, wer si sî,
    der ich diene und alles her gedienet hân.
sô des betrâget
    mich, sô spriche ich ›ir sint drî,
    den ich diene: sô hab ich zer vierden wân.‹
doch weiz siz alleine wol,
    diu mich hât sus zuo zir geteilet.
    diu guote wundet unde heilet,
    der ich vor in allen dienen sol.

V. Jetzt, Frau Minne, ergreife sie liebreich, die mich bedrängt und in solcher Weise bezwungen hat. Laß sie erfahren, daß es der Liebe möglich ist zu bedrängen. Vielleicht ergreift liebreiche Freude auch sie. Dann würde sie es auch mir glauben, daß ich sie von ganzem Herzen liebe. Nun, Minne, beweise und zeige ihr's; damit ich dir immerdar mit Freuden diene.

Nû, frowe Minne,
    kum si minneclîchen an,
    diu mich twinget und alsô betwungen hât.
brinc si des inne,
    daz diu minne twingen kan.
    waz ob minneclîchiu liebe ouch sie bestât?
sô möhtes ouch gelouben mir
    daz ich si gar von herzen meine.
    nû, Minne, bewære irz und bescheine;
    daz ich iemer gerne diene dir.

44,11-34   171,1-24*

I. Meine Herrin ist – wie ich wohl wähnen darf – so gütig, daß sie manchmal (in Gedanken) hier weilt. Ich aber habe mich von ihr überhaupt noch nie getrennt. Wenn also – wie es heißt – eine Liebe die andere aufsucht, so schweift sie mit ihren Gedanken ebenso oft in die Ferne wie ich es tue. Mein Leib ist hier, aber mein Geist weilt bei ihr: der will nun einmal nicht von ihr weichen. Nun wollte ich nur, er würde ihr aufmerksam dienen (durch Lieder), ohne mich darüber zu vergessen. Was hilft es aber, dabei die Augen zu schließen? Sie schauen ja doch durch mein Herz zu ihr hin.

Min frowe ist underwîlent hie:
    sô guot ist si, als ich des wæne wol.
von ir geschiet ich mich noch nie:
    ist daz ein minne dandern suochen sol,
sô wirt si sô dicke ellende
    mit gedanken als ich bin.
    mîn lîp ist hie, sô wont bî ir mîn sin:
    der wil von ir niht, dêst ein ende.
    nû wolt ich, er tæte ir guote war
    und mîn dar umbe niht vergæze.
        waz hilfet, tuon ich dougen zuo?
            sô sehent si durch mîn herze dar.

II. Ich würde glücklich und ohne Anfechtung leben, ständen die Lügner nicht in solchem Ansehen. Der Kampf mit ihnen wird ewig dauern: denn was ihnen Freude macht, muß mir immer Herzleid bringen. Es schmerzt mich sehr, daß sie so ungehindert einhergehen und niemand Guten ungeschädigt lassen. Sie planen stets Unbeständigkeit, Schändliches, Sünde und Unehrenhaftes, wo immer man auf sie hört. Wehe, daß man ihnen nicht ausweicht! Das wird noch mancher Frau verhängnisvoll, und hat schon viele Herren erniedrigt.

Ich lepte wol und âne nît,
    wan durch der lügenære werdekeit.
daz wirt ein lange wernder strît:
    ir liep muoz iemer sîn mîn herzeleit.
ez erbarmet mich vil sêre,
    dazs als offenlîche gânt
    und niemen guoten unverworren lânt.
    unstæte, schande, sünde, unêre,
    die râtents iemer swâ mans hœren wil.
    owê daz man si niht vermîdet!
        daz wirt noch maneger frowen schade
            und hât verderbet hêrren vil.

III. Immer noch feindet man mich im Geheimen eines Wortes wegen an, das ich einst sprach. Aber was kann ich dafür, wenn sie darüber zürnen? Ich bleibe doch bei meinem Wort. Ich sang von der wahren Minne, sie sei frei von Fehl; der falschen Minne gedachte ich dabei auch, und mein Herz riet mir, sie »Unminne« zu nennen; das tat ich auch. Jetzt hassen mich die, die ihr fröhnen. Bei Gott, wenn ich vertrieben werde, ihr Frauen, so nehmt mich in euren Schutz.

Noch dulde ich tougenlîchen haz
    von einem Worte daz ich wîlent sprach.
waz mac ichs, zürnents umbe daz?
    ich wil nû jehen des ich ê dâ jach.
ich sanc von der rehten minne
    daz si wære sünden frî.
    der valschen der gedâhte ich ouch dâ bî
    und rieten mir die mîne sinne
    daz ich si hieze unminne, daz tet ich.
    nû vêhent mich ir undertâne.
        als helfe iu got, werde ich vertriben,
            ir frouwen, sô behaltet mich.

IV. Wenn jemand dadurch, daß er viele Zuhörer hat, um so gescheiter werden kann, so hat sich das bei mir nicht bewährt: fast die ganze Welt läßt sich von mir belehren, aber ich selbst weiß mir in diesem Fall nicht zu raten. Was einem anderen nutzt, das bringt mir offenbar Schaden. Drum will ich künftighin die Freunde genau ansehen, die ein richtiges Wort nicht ins Gegenteil verdrehen. Will aber irgendein Böswilliger mit mir sprechen – dann bedaure ich: ich habe Kopfschmerzen.

Mac ieman deste wîser sîn
    daz er an sîner rede vil liute hât,
daz ist an mir vil kleine schîn.
    ez gât diu werlt wol halbe an mînen rât
und bin doch sô verirret
    daz ich lützel hie zuo kan.
    ez mac wol helfen einem andern man:
    ich merke wol daz ez mir wirret.
    und wil die friunde erkennen iemer mê
    die guote mære niht verkêrent.
        wil ieman lôser mit mir reden,
            ichn mac: mir tuot daz houbet wê.

93,19-94,10*

I. Was hat die Welt Erfreulicheres zu geben, und was ein sehnendes Herz mehr beglücken kann, als eine Frau? Was erhöht mehr die Lebenslust als ihre Tugend und Schönheit? Ich kenne nichts, was zu jeder Freudigkeit mehr Kraft gäbe als wenn eine Frau den von Herzen liebt, der ihr zu Ehren ein schönes Leben führt. Da ist volle Zuversicht auf Freude gegründet: die Welt hat nichts, was darüber ginge.

Waz hât diu welt ze gebenne
    liebers danne ein wîp,
    daz ein sende herze baz gefröwen müge?
was stiuret baz ze lebenne
    danne ir werder lîp?
    in weiz niht daz ze allen fröiden hôher tüge,
swenne sô ein wîp von herzen meinet
    den der ir wol lebt ze lobe.
    dâ ist ganzer trôst mit fröiden underleinet:
    disen dingen hât diu welt niht dinges obe.

II. Meine Herrin, die ich liebe, ist doppelt abgeschlossen; dort abgesperrt, hier, wo ich bin, zu unnahbar gemacht. Dieses hat mich schon lange bekümmert; dagegen erregt jenes in mir schmerzliche Sehnsucht. Könnte ich doch die beiden Schlüssel verwahren, dort den zu ihrer Person, hier den zu ihrem Bild in mir – solcher Besitz würde mich von meiner Sehnsuchtsqual befreien, und ich empfinge von ihrer Schönheit immer neue Jugend.

Mîn frowe ist zwir beslozzen,
    der ich liebe trage,
    dort verklûset, hie verhêret dâ ich bin.
des einen hât verdrozzen
    mich nû manege tage:
    sô gît mir daz ander senelîchen sin.
solt ich pflegen der zweier slüzzel huote,
    dort ir lîbes, hie ir tugent,
    disiu wirtschaft næme mich ûz sendem muote,
    und næm iemer von ir schœne niuwe jugent.

III. Bilden sich die Aufpasser etwa ein, sie könnten mich von der Geliebten trennen, der ich mit unverbrüchlicher Treue bis jetzt zugetan bin? Das mögen sie nur aufgeben, mir so Erfreuliches zu verleiden: ich werde immer in der Hoffnung dienen, einmal Erhörung zu finden. Sind die Aufpasser in der Lage, mir ihren Leib zu entziehen, so bleibt mir doch ein Trost: niemals wird es ihnen möglich sein, mich von meiner Liebe zu ihr abzubringen. Wenn sie das eine (ihren Leib) in ihrem Zwange halten, so bleibt das andere (ihre Vorzüge) in Freiheit.

Wænet huote scheiden
    von der lieben mich,
    diech mit stæten triuwen her gemeinet hân?
solhe liebe leiden,
    des verzîhe sich:
    ich diene iemer ûf den minneclîchen wân.
mac diu huote mich ir lîbes pfenden,
    dâ habe ich ein trœsten bî:
    sin kan niemer von ir liebe mich gewenden.
    twinget si daz eine, so ist daz ander frî.

73,23-74,19

I. Die mich im Winter um Freude gebracht haben, ob Weib ob Mann, möge ihnen diese Sommerzeit besser bekommen! Ach, daß ich mich nicht aufs Fluchen verstehe! Leider kenne ich nur das böse Wort »verwünscht!« Aber nein! das wäre doch allzu kräftig.

Die mir in dem winter fröide hânt benommen,
    si heizen wîp, si heizen man,
disiu sumerzît diu müez in baz bekomen.
    ouwê daz ich niht fluochen kan!
leider ich enkan niht mêre
    wan daz übel wort ›unsælic‹. neinâ! daz wær alze sêre.

II. Zwei starke Flüche weiß auch ich; die lauten so, wie ich's wünsche: »Heuer sollen sie (statt meines Sanges) den Esel und den Kuckuck zu hören bekommen, und zwar nüchtern!« Wehe ihnen dann, den Unglückseligen! Wüßte ich aber, daß es ihnen noch leid täte, so würde ich mich um Gottes willen erweichen lassen.

Zwêne herzelîche flüeche kan ich ouch:
    die fluochent nâch dem willen mîn.
hiure müezens beide esel unde gouch
    gehœren ê si enbizzen sîn.
wê in denne, den vil armen!
    wess ich obe siz noch gerûwe, ich wolde mich dur got erbarmen.

III. Man soll gegen Unbill nachsichtig sein, das verdrießt die Schamlosen. Wenn die Schlechten einen ohne seine Schuld hassen, dann kommt das eben daher, daß er ein wackerer Mann ist. Gibt allein die Herrliche mir Hoffnung, die mir die schönste Hoffnung geben kann, so gäb ich nichts auf den Haß der andern.

Wan sol sîn gedultic wider ungedult:
    daz ist den schamelôsen leit.
swen die bœsen hazzent âne sîne schult,
    daz kumt von sîner frümekeit.
trœstet mich diu guote alleine,
    diu mich wol getrœsten mac, sô gæbe ich umbe ir nîden kleine.

IV. Ich will der ganzen Gesellschaft bei ihrem Leben zuschwören; auf den Eid muß sie ganz genau achtgeben: »Wäre mir jemand, Mädchen oder Frau, lieber, dann gehörte ich in die Hölle!« Ist sie jetzt auch nur etwas treu und aufrichtig, so schenkt sie dem Eide Glauben und lindert meines Herzens Pein.

Ich wil al der werlte sweren ûf ir lîp:
    den eit sol si vil wol vernemen:
sî mir ieman lieber, maget oder wîp,
    diu helle müeze mir gezemen.
hât si nû deheine triuwe,
    sô getrûwet si dem eide und senftet mînes herzen riuwe.

V. Ritter und Freunde, nun helft, ehe es zu spät wird; denn das ist ausgemacht und steht fest: wenn ich in meinem Liebesstreit nicht obsiege, dann werde ich wahrhaftig nie mehr ganz froh. Meines Herzens tiefe Wunde muß immer offenstehn, küßt sie mich nicht mit Liebesmunde. Meines Herzens tiefe Wunde muß immer offenstehn, heilt sie sie nicht aus ganzem Grunde. Meines Herzens tiefe Wunde muß immer offenstehn, wird sie nicht heil von Hildegunde.

Hêrren unde friunt, nû helfent an der zît:
    daz ist ein ende, ez ist alsô:
in behabe mînen minneclîchen strît,
    ja enwirde ich niemer rehte frô:
mînes herzen tiefiu wunde
    diu muoz iemer offen stên, si enküsse mich mit friundes munde.
    mînes herzen tiefiu wunde
    diu muoz iemer offen stên, si enheiles ûf und ûz von grunde.
    mînes herzen tiefiu wunde
    diu muoz iemer offen stên, sin werde heil von Hiltegunde.

63,32-64,30

I. Sie fragen und fragen wiederum allzusehr, wer meine Herrin sei. Das plagt mich so, daß ich mich entschließe, sie ihnen allen zu nennen; dann lassen sie mich doch wohl in Frieden. »Hold« und »Unhold« – diese zwei Namen hat meine Herrin alle beide. Die sind ganz verschieden: der eine ist arm, der andere reich. Wer mich nicht reich werden läßt, der möge Scham empfinden, wenn ich arm bleibe.

Si frâgent unde frâgent aber alze vil
    von mîner frowen, wer si sî.
daz müet mich sô daz ichs in allen nennen wil:
    sô lânt si mich doch danne frî.
genâde und ungenâde, dise zwêne namen
    hât mîn frowe beide. die sint ungelîch:
    der ein ist arm, der ander rîch.
    der mich des rîchen irre,
    der müeze sich des armen schamen.

II. Ließen mich diejenigen, die solche Scham nicht empfinden, in Ruhe, dann wäre ich vor Verfolgung und Anfeindung bewahrt. So aber nötigt mich ihr Mangel an Anstand, ihnen den Rücken zu kehren; ich überlasse es ihnen, sich gegenseitig zu beschimpfen und zu bekämpfen. Als noch Anstand die Herrschaft führte, ach, da machte er es so: einem ungesitteten Manne traten tausend in den Weg, bis er ganz hübsch zu Verstand kam; und er mußte schon zu Verstand kommen, so groß war damals die Zahl der Gesitteten.

Die schamelôsen, liezen si mich âne nôt,
    son hæt ich weder haz noch nît.
nû muoz ich von in gân, als unzuht mir gebôt:
    ich lâze in laster unde strît.
dô zuht gebieten mohte, owê, dô schuof siz sô:
    tûsent werten einem ungefüegen man,
    unz er schône sich versan
    und muose et sich versinnen:
    sô vil was der gefüegen dô.

III. Ich will weder noch darf ich die Edle vergessen, die mir so viele Gedanken raubt. Solange ich noch vorhabe zu singen, werde ich immer leicht ein neues Loblied finden, wie es ihr gebührt. Heute möge sie mit folgendem vorlieb nehmen (später sing ich ihr dann weitere Lieder): Es erfreut das Auge, daß man sie erblickt, und daß man ihr viel Vorzüge nachrühmt, erfreut das Ohr. Heil ihr darum! Und wehe mir, wehe!

Ich wil der guoten niht vergezzen noch ensol,
    diu mir sô vil gedanke nimet.
die wîle ich singen wil, sô vinde ich iemer wol
    ein niuwe lop daz ir gezimet.
nû habe ir diz für guot: sô lobe ich danne mê.
    ez tuot in den ougen wol daz man si siht:
    und daz man ir vil tugende giht,
    daz tuot wol in den ôren.
    sô wol ir des! und wê mir, wê!

IV. Wie schön die Heide auch in mannigfaltiger Farbe steht, so muß ich doch dem Walde zugestehen, daß er weit mehr Annehmlichkeiten hat; noch Besseres aber ist dem Acker zuteil geworden. Drum Heil dir, Sommer, für solche Schönheit! Sommer, damit ich immer auf deine Zeit Loblieder singe, du Helfer, hilf auch mir in meinem Leid! Ich sag dir, was mich quält: was mir lieb ist, dem bin ich unlieb.

Swie wol diu heide in manicvalter varwe stât,
    sô wil ich doch dem walde jehen
daz er vil mêre wünneclîcher dinge hât:
    noch ist dem velde baz geschehen.
sô wol dir, sumer, sus getâner hövescheit!
    sumer, daz ich iemer lobe dîne tage,
    trôst, sô trœste mîne klage.
    ich sage dir waz mir wirret:
    daz mir ist liep, dem bin ich leit.


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