Ludwig Tieck
Die verkehrte Welt
Ludwig Tieck

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Sechste Szene

Wald.

Apollo, wilde Tiere.

Ein Löwe: Ich bin Ihnen unendlich verbunden, Herr Schäfer; Sie haben mit Ihrer vortrefflichen Kunst so lange an mir gezähmt, bis es Ihnen doch gelungen ist, etwas Bildung in mich hineinzubringen.

Leopard: Ich bin auch gesittet und spüre ein ordentliches Verlangen nach den Künsten in mir, so wie nach guter Gesellschaft.

Tiger: Wenn man mir jetzt eine Pension gäbe, würde ich mich nur wenig mit Würgen beschäftigen.

Apoll: Ich freue mich, wenn ich Ihnen habe nützlich sein können.

Die Tiere gehn ab.

Aulicus und Myrtill.

Aulicus: Herr Schäfer, Ihr habt da viele Lasterhafte gebessert, wollt Ihr nicht auch an uns den Versuch machen?

Apoll: An meinem Beistande soll's nicht fehlen.

Myrtill: Dauert die Operation aber lange? denn ich habe nicht viel Zeit übrig.

Apoll: Nachdem eure Herzen verhärtet sind.

Aulicus: Nun, nur immer frisch dran, wir müssen doch wohl von der Kultur etwas abbekommen. Ich will mich nicht von solchem Rhinozeros beschämen lassen.

Apoll: Kommt denn und hört meine Lieder.

Sie gehn ab.
Der Vorhang fällt.

Pierrot: Auf diese Lieder wär ich wohl begierig.

Scävola: Sie würden uns gar zu weich machen, und darum ist es wohl besser, daß wir sie nicht hören.

Pierrot: Je nun, es ist ein ganz guter Kniff, sich aus der Affäre zu ziehn, daß man sie hinter der Szene spielen läßt.


 << zurück weiter >>