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Achtes Kapitel

Der glücklichste Tag in Herrn Titmarshs Leben

 

Ich weiß nicht, wie es zuging, daß Herr Roundhand, der Sekretär, der ein so eifriger Bewunderer des Herrn Brough und der West-Diddlesexgesellschaft gewesen war, sich im Laufe der nächsten sechs Monate plötzlich mit beiden überwarf, sein Geld aus dem Geschäfte zog, seine Aktien im Betrage von 5000 Pfund mit einem hübschen Profit verkaufte, seinen Abschied nahm und von Stund an von der Gesellschaft wie von ihrem Direktor fürchterlich schlecht sprach.

Herr Highmore wurde jetzt Sekretär und Aktuar, Herr Abednego wurde erster Kommis, und meine Wenigkeit nahm mit einem Gehalt von 200 Pfund jährlich die zweite Stelle ein. Wie unbegründet Herr Roundhands schlechte Nachrede über die West-Diddlesexgesellschaft war, zeigte sich recht klar bei unserer Jahresversammlung im Januar 1823, wo unser erster Direktor in einer der glänzendsten Reden, die ich je gehört habe, die Mitteilung machte, daß die halbjährliche Dividende vier Prozent, die jährliche acht Prozent betrage, und ich konnte meiner Tante mithin 120 Pfund Zinsen für das in meinem Namen angelegte Kapital senden.

Meine vortreffliche Tante, Frau Hoggarty, war über die Maßen erfreut, schickte mir zehn Pfund als Geschenk zurück und fragte mich, ob ich es nicht für geraten hielt, Slopperton und Squashtail zu verkaufen und ihr ganzes Geld in diesem ausgezeichneten Unternehmen anzulegen.

Natürlich konnte ich nichts Besseres tun, als Herrn Broughs Meinung über diesen Punkt einzuholen. Herr Brough sagte mir, die Aktien wären jetzt nicht mehr zu haben, sondern nur mit einem Aufschlag, aber als ich ihm entgegnete, ich könnte für fünftausend Pfund Aktien zum Nennwerte bekommen, sagte er, er wollte auch in diesem Falle einen billigeren Preis stellen und mir einige von seinen Aktien ablassen, besonders da er ein bißchen zu viel von den West-Diddlesex-Aktien habe und seine übrigen Unternehmungen bares Geld erforderten. Am Ende unseres Gesprächs, das ich Frau Hoggarty mitzuteilen versprach, war der Direktor so gütig, mir zu sagen, er hätte beschlossen, die Stelle eines Privatsekretärs bei dem geschäftsführenden Direktor einzurichten, und ich sollte den Posten mit einer Gehaltszulage von fünfzig Pfund jährlich einnehmen.

Ich bezog jetzt also zweihundertundfünfzig Pfund jährlich, Fräulein Smith hatte siebzig Pfund jährliche Einnahme. Und was, sagte ich, hatten wir uns denn vorgenommen, sobald wir jährlich dreihundert Pfund aufweisen könnten?

Natürlich wußte Gus, und durch ihn alle Kollegen in unserem Kontor, von meinem Verhältnis zu Mary Smith. Ihr Vater war Kapitän zur See und ein sehr ausgezeichneter Offizier gewesen, und obwohl Mary, wie ich schon erwähnte, mir nicht mehr als siebzig Pfund jährlich zubrachte und ich, wie jedermann sagte, in meiner gegenwärtigen Stellung im Kontor und in der City überhaupt mich vernünftigerweise nach einer jungen Dame mit mehr Vermögen hätte umsehen sollen, gestanden meine Freunde mir doch zu, daß die Verwandtschaft eine höchst achtbare wäre, und ich war zufrieden; und wer hätte es auch mit einem solchen Schatz von einem Mädchen, wie Mary, nicht sein sollen? Ich meinesteils hätte sie nicht gegen des Lordmajors eigene Tochter mit all ihrem Vermögen umtauschen mögen.

Herr Brough war natürlich von meiner bevorstehenden Heirat, wie überhaupt von allem, was die jungen Leute im Kontor betraf, genau unterrichtet, ja, ich glaube, Abednego teilte ihm selbst mit, was wir jeden Tag zum Mittag aßen. Jedenfalls war er mit all unseren Angelegenheiten wunderbar vertraut. Er fragte mich denn auch, wo Marys Geld angelegt sei. Es lag in dreiprozentigen Konsols und betrug 2333 Pfund, 6 Schilling, 8 Pence.

»Bedenken Sie, mein Junge,« sagte er, »daß Herr Sam Titmarsh wenigstens sieben Prozent Zinsen für das Geld haben kann, und zwar bei besserer Sicherheit als bei der Bank von England; denn eine Gesellschaft, bei der John Brough an der Spitze steht, ist doch wohl besser als jede andere in England?«

Er hatte wahrhaftig, wie ich meinte, nicht so ganz unrecht, und ich versprach, mich mit Marys Vormündern noch vor unserer Heirat über die Sache zu beraten. Leutnant Smith, ihr Großvater, war anfänglich sehr gegen unsere Verbindung gewesen. (Ich muß bekennen, daß er, als er mich eines Tages mit ihr allein fand und ich, glaube ich, gerade die Spitzen ihrer kleinen Finger küßte, mich ohne Umstände beim Kragen genommen und zur Tür hinausgeführt hatte.) Aber Sam Titmarsh, mit einem Gehalt von 250 Pfund und Aussicht auf 150 Pfund Rente mehr, die rechte Hand von John Brough in der Londoner City war ein ganz anderer Mann als Sam, der arme Kommis und Sohn der armen Predigerwitwe. Der alte Herr schrieb mir denn auch einen recht freundlichen Brief, bat mich, ihm sechs Paar baumwollene Strümpfe und vier do. Unterjacken von Romani besorgen zu wollen, und nahm dieselben als Geschenk von mir an, als ich im Juni – im glücklichen Juni 1823 kam, um meine teure Mary heimzuführen.

Herr Brough zeigte sich in bezug auf Slopperton und Squashtail, die Besitzungen meiner Tante, die sie bis jetzt noch nicht verkauft hatte, obwohl sie von ihrer Absicht gesprochen, gleichfalls sehr besorgt; und da Herr Brough meinte, es sei eine Sünde und eine Schande, daß eine Dame, an der er ein solches Interesse nähme, wie an allen Verwandten seines lieben jungen Freundes, nur drei Prozent Zinsen für ihr Geld haben solle, wenn sie doch anderswo acht bekommen könne! Er nannte mich jetzt immer Sam, lobte mich den anderen jungen Männern gegenüber (die mir dies Lob regelmäßig hinterbrachten), sagte mir, in Fulham sei für mich stets ein Kuvert aufgelegt, und nahm mich wiederholt dorthin mit. Ich fand nur wenig Gäste, wenn ich dorthin kam, und Mac Whirter pflegte zu sagen, Brough lüde mich nur an den Tagen ein, wo seine ganz gewöhnlichen Bekannten kämen. Aber ich machte mir auch nichts aus den vornehmen Leuten, in deren Sphäre ich nicht geboren war, und ich machte mir überhaupt nicht viel aus den Besuchen in Fulham. Fräulein Belinda war durchaus nicht mein Geschmack. Nach ihrer Verlobung mit Kapitän Fizgig und nachdem Herr Tidd seine zwanzigtausend Pfund bezahlt hatte, nachdem ferner einige von den vornehmen Verwandten des Bräutigams in unseres Direktors Gesellschaft eingetreten waren, erklärte Herr Brough plötzlich, er glaube, Kapitän Fizgig habe bloß die Mitgift im Auge, und er forderte von ihm sofort einen Beweis, indem er kundgab, der Kapitän müsse Fräulein Brough ohne einen Heller Mitgift nehmen, sonst solle er sie überhaupt nicht bekommen. Kapitän Fizgig ließ sich aber darauf in die Kolonien schicken, und Fräulein Brough wurde übellauniger als je. Uebrigens war ich der Meinung, daß sie aus einem schlimmen Handel noch glücklich weggekommen sei, und bemitleidete nur den armen Tidd, der verliebter als je zu ihr zurückkehrte, aber unbarmherzig von Fräulein Belinda zurückgestoßen wurde. Ihr Vater sagte Tidd auch rund heraus, seine Besuche wären Belinda unangenehm, und er müsse ihn, obwohl er ihn stets lieben und schützen werde, bitten, seine Besuche in der Rookery einzustellen. Der arme Bursche! Er hatte seine zwanzigtausend Pfund für nichts bezahlt! Denn was waren ihm sechs Prozent allein im Vergleich zu sechs Prozent und außerdem Fräulein Belinda Broughs Hand?

Herr Brough, der mich den »verliebten Schäfer« zu nennen pflegte, bemitleidete mich so sehr und nahm so innigen Anteil an meinem Wohle, daß er darauf bestand, ich solle für einige Monate Urlaub nehmen und nach Sommersetshire gehen; und in der Tat reiste ich ab, heiter wie eine Lerche, im Koffer zwei ganz neue Anzüge von Von Stiltz (die ich mir in Erwartung eines gewissen glücklichen Ereignisses hatte machen lassen), und Leutnant Smiths Wolljäckchen und Strümpfen sowie mit einem Paket unserer Prospekte und zwei Briefen von Herrn Brough Esquire, wovon der eine an meine Mutter, unsere »geschätzte Renteninhaberin« gerichtet war, der andere an Frau Hoggarty, unsere »geehrte Aktionärin«. Herr Brough sagte in diesen Briefen, ich sei ganz so, wie ein zärtlicher Vater es nur wünschen könne, er betrachte mich wie seinen eigenen Sohn und bat Frau Hoggarty ernstlich, den Verkauf ihres kleinen Landbesitzes nicht aufzuschieben, da Grund und Boden augenblicklich hoch im Preise ständen und ohne Frage fallen müßten, daß dagegen die West-Diddlesexaktien noch (verhältnismäßig) niedrig ständen und binnen ein paar Jahren zweifellos den doppelten, drei- ja vierfachen Wert haben würden.

So vorbereitet und ausgerüstet nahm ich Abschied von meinem lieben Gus. Als wir uns im Hofe des Wirtshauses »zum Zapfen« in der Fleetstreet Lebewohl sagten, ahnte ich, daß ich nie nach unserer gemeinsamen Wohnung in Salisbury Square zurückkehren würde, und hatte deshalb der Wirtin und ihrer Familie ein paar kleine Geschenke gemacht. Sie sagte, ich sei der respektvollste junge Mann, den sie je im Hause gehabt, was freilich nicht viel sagen wollte, denn Bell Lane liegt im Bezirk des Fleetgefängnisses, und ihre Abmieter waren gewöhnlich Insassen des Schuldgefängnisses gewesen. Gus, der arme Bursche, weinte und schluchzte dergestalt, daß er keinen Bissen von dem Brot und gerösteten Schinken essen konnte, das ich zum Frühstück für uns im Gasthaus zum »Zapfen« auftragen ließ, und als ich davonfuhr, winkte er unter dem Torweg des Gasthauses mit Hut und Taschentuch, und ich glaube ganz bestimmt, daß ihm die Räder der blauen Kutsche über die Zehen gingen, denn ich hörte ihn, als wir durchs Tor fuhren, laut aufschreien. Ach! wie verschieden waren meine Gefühle jetzt, da ich stolz auf dem Bocke neben Jim Ward, dem Rosselenker, saß, von denen beim vorigen Mal, da ich die Kutsche bestieg und meine teure Mary verließ, um mit meiner Diamantnadel nach London zurückzukehren!

Als wir uns meiner Heimat näherten (es war in Grumpley, drei Meilen von unserem Städtchen entfernt, wo die Blaue Kutsche gewöhnlich hält und ein Glas Ale im »Poppletons Wappen« eingenommen wird), sah es fast aus, als wenn unser Parlamentsvertreter, Herr Poppleton, selber gekommen wäre, so groß war die vor dem Gasthofe versammelte Menschenmenge. Und der Wirt des Gasthofes und alle aus dem Städtchen waren da, sogar Tom Wheeler, der Postillon von Frau Rincers Posthalterei in unserer Stadt, und lenkte die alten isabellfarbigen Gäule, die, der Himmel steh' mir bei!, meiner Tante gelbe Kutsche zogen, in der sie jährlich nur dreimal ausfuhr, und in der sie jetzt mit ihrem prächtigen Kaschmirschal und einem neuen Federhute thronte. Sie winkte mit einem weißen Taschentuche aus dem Fenster, und Tom Wheeler rief Hurra, und eine Anzahl der kleinen Straßenjungen von Grumpley, denen jede Gelegenheit zu schreien erwünscht kam, stimmten mit ein. Wie hatte sich aber Tom Wheeler verändert! Ich erinnerte mich, wie er noch vor ein paar Jahren mich vom Wagentritt hinuntergepeitscht hatte, wenn ich mich anhängte, um ein Stück mitzufahren!

Und hinter dem Wagen meiner Tante kam der vierräderige Stuhlwagen des Leutnants Smith von der Königlichen Marine, der seinen alten fetten Pony selbst fuhr und seine Frau zur Seite hatte. Ich schaute nach dem hinteren Stuhl und fühlte mich ein wenig enttäuscht, da ich dort eine gewisse Jemandin nicht fand. Aber ich törichter Bursche! Die Jemandin war ja in der gelben Kalesche bei meiner Tante, wurde rot wie eine Päonie und sah sehr glücklich aus! – O so glücklich und hübsch! Sie trug ein weißes Kleid mit hellblau-gelber Schärpe, nach der Behauptung meiner Tante die Farben der Hoggartys, obgleich ich bis zur Stunde noch nicht weiß, was die Hoggartys mit Hellblau und Gelb zu tun haben.

Der Postillon der Blauen Kutsche blies, als seine vier Pferde davontrabten, eine Fanfare, die Straßenjungen schrien wieder hurra, ich wurde auf den Reitsitz zwischen Frau Hoggarty und Mary postiert, Tom Wheeler peitschte auf seine Falben los; der Leutnant (der mir herzlich die Hand geschüttelt hatte und dessen dicker Hund diesmal nicht den leisesten Versuch machte, mich zu beißen), ließ seinen Pony ausgreifen, daß dessen fette Flanken bald wieder mit Schaum bedeckt waren, und in dieser, ich möchte sagen, nie dagewesenen Prozession zog ich wie im Triumph in unser Städtchen ein.

Meine gute Mutter und die Mädchen, – Gott segne sie! – alle neun in ihren Nankingspenzern (ich hatte für jede was Hübsches im Koffer bei mir) – konnten sich keinen Wagen leisten, hatten sich aber auf dem Wege am Eingang des Städtchens aufgestellt; und da gab's ein solches Hände- und Taschentücherwinken, und obwohl meine Tante wenig Notiz von ihnen nahm, ausgenommen ein majestätisches Kopfnicken – dies ist bei einer Frau von ihrem Vermögen wohl verzeihlich –, so leistete Mary Smith darin sogar noch mehr als ich und winkte mit den Händen, soviel wie alle zehn zusammen. Ach! wie meine liebe Mutter schluchzte und mich segnete, als sie mich erblickte, mich ihres Herzens Trost und ihren liebsten Jungen nannte und mich ansah, als sei ich ein Muster von Tugend und Klugheit, während ich doch nichts als ein sehr glücklicher junger Bursch war, der es mit Hilfe gütiger Freunde schnell zu einem recht hübschen Einkommen gebracht hatte.

Ich sollte nicht bei meiner Mutter wohnen, das hatten wir im voraus abgemacht, denn obwohl sie und Frau Hoggarty nicht besonders gute Freunde waren, so meinte meine Mutter doch, es könnte zu meinem Nutzen sein, wenn ich bei meiner Tante abstiege, und so verzichtete sie auf das Vergnügen, mich bei sich zu haben; aber obwohl ihr Haus das bei weitem bescheidenere von beiden war, so brauche ich wohl nicht zu erwähnen, daß ich es Frau Hoggartys prächtigerem bei weitem vorgezogen hatte, wäre es auch nur allein wegen des schrecklichen Rosoglio gewesen, den ich jetzt kannenweis trinken mußte.

Wir fuhren also zu Frau Hoggartys Haus, die diesen Abend ein großes Diner gab und einen besonderen Lohndiener gemietet hatte. Als sie aus dem Wagen stieg, gab sie Tom Wheeler einen Sixpence mit dem Bedeuten, das sei für ihn, das weitere für den Wagen werde sie später mit Frau Rincer abmachen, worauf Tom ihr den Sixpence fluchend und schimpfend vor die Füße warf und von meiner Tante mit Recht ein »unverschämter Kerl« genannt wurde.

Sie hatte ein solches Wohlgefallen an mir gefunden, daß sie mich gar nicht mehr von sich lassen wollte. Wir saßen Morgen für Morgen über ihren Rechnungen und beratschlagten stundenlang über die Zweckmäßigkeit, Slopperton zu verkaufen, ohne indessen zu einem Resultat zu gelangen, denn Hodge und Smithers konnten den Preis, den meine Tante stellte, nicht bekommen. Sie gelobte mir dabei wiederholt, ich solle nach ihrem Tode jeden Pfennig ihres Vermögens erhalten.

Hodge und Smithers gaben ebenfalls eine große Gesellschaft und behandelten mich mit der besonderen Aufmerksamkeit, die überhaupt jedermann im Städtchen für mich hatte. Wer es sich nicht leisten konnte, Diners zu geben, veranstaltete Teeabende, und alle tranken die Gesundheit des jungen Paares, und manchesmal errötete meine Mary über die Anspielungen, die nach Tisch auf ihre veränderten Verhältnisse gemacht wurden.

Endlich war der glückliche Tag für die Feier festgesetzt, und der 24. Juli 1823 begrüßte mich als den seligsten Bräutigam des hübschesten Mädchens der Grafschaft Sommersets. Wir gingen vom Hause meiner Mutter aus in die Kirche; denn darauf hatte sie unter jeder Bedingung bestanden, und meine neun Schwestern waren die Brautjungfern; ei, und Gus Hoskins kam eigens von London, um mir als Brautführer zu dienen; er nahm mein früheres Zimmerchen bei meiner Mutter ein, blieb eine Woche bei ihr, und warf bei der Gelegenheit, wie ich später erfuhr, ein Auge auf Fräulein Winny Titmarsh, meine liebe vierte Schwester.

Meine Tante bewies sich bei der Hochzeitsfeier wirklich sehr gütig. Sie hatte mir schon ein paar Wochen vorher den Auftrag gegeben, drei prächtige Kleider für Mary bei der berühmten Madame Mantalini in London zu bestellen und einige andere elegante Putzsachen und gestickte Taschentücher von Howell und James kommen zu lassen. Man schickte mir diese Sachen zu, und sie galten als meine Brautgeschenke, obwohl Frau Hoggarty mir zu verstehen gab, daß ich mich um Bezahlung der Rechnungen nicht zu kümmern brauchte, und ich fand dieses ihr Benehmen sehr großmütig. Außerdem stellte sie uns am Hochzeitstage ihren Wagen zur Verfügung und verfertigte mit ihren eigenen Händen einen schönen karmoisinroten atlassenen Arbeitsbeutel für Frau Samuel Titmarsh, ihre liebe Nichte. Dieser Beutel enthielt ein mit Nadeln und anderen Nähutensilien vollständig ausgestattetes Nähzeug, denn sie hoffte, daß Frau Titmarsh niemals die Nadelarbeit vernachlässigen werde, und eine Börse, die ein paar Silberpfennige und eine sehr seltene Münze enthielt. »Solange Sie diese haben, mein liebes Kind,« sagte Frau Hoggarty, »werden Sie niemals Mangel leiden, und ich will inbrünstig, ja inbrünstig beten, daß Sie sie immer behalten mögen.« In der Wagentasche fanden wir ein Paket Zwieback und eine Flasche Rosoglio. Wir lachten darüber und schenkten sie Tom Wheeler, der aber ebenfalls nicht viel mehr Geschmack als wir daran zu finden schien.

Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß ich in Herrn Von Stiltzens Frack (der dritte oder vierte Anzug, in einem Jahr, Gott sei's geklagt!) mich trauen ließ und daß an meinem Busen steif der große Hoggartydiamant funkelte.


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