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Brief XIV.

London, den 16. Januar 1710/11.

Ei, potztausend, junge Frauen, ich habe meinen Brief Nummer 13 ohne die Krume einer Antwort auf einen Brief von MD abgeschickt; das haben Sie davon; und doch ist Presto nicht böse, keine Spur; nur macht er sich bei der nächsten irischen Post Sorge, wenn er nicht MD's kleine Handschrift unterm Glase am Schanktisch in St. James's Kaffeehaus sieht, das Presto niemals besuchen würde, wäre es nicht zu diesem Zweck. Presto ist jeden Tag, Gott steh ihm bei!, von sechs Uhr abends bis Schlafenszeit zu Hause, und er findet jetzt so wenig Freude oder Genuss am Leben wie nur irgend jemand in der Welt, obwohl er beim ganzen Ministerium in voller Gunst steht. So wahr er selig werden will; nichts kann Presto auch nur einen Traum von Glück eingeben, es sei denn, dass er hin und wieder einen Brief von seinen liebsten MD erhält. Ich hebe auch die Erwartung, und wenn er nicht kommt, so tröste ich mich damit, dass er ja doch kommen und mich glücklich machen muss. Ja, wahrhaftig, und wenn ich an MD schreibe, so bin ich auch glücklich. Mir ist genau so, als wären Sie hier und ich schwätzte mit Ihnen und erzählte, wo ich gewesen bin. »Nun«, sagen Sie, »Presto, kommen Sie, wo sind Sie heute gewesen? Lassen Sie hören.« Und ich erwidere: »Ford und ich haben heute Herrn Lewis besucht, und dann Herrn Prior; und Prior hat mir einen schönen Plautus gegeben; und Ford wollte, ich sollte bei ihm in seiner Wohnung essen; ich aber weigerte mich; und also habe ich mit ihm in einem Speisehaus gegessen; das habe ich, seit ich hier bin noch keine fünfmal getan; und dann bin ich nach Hause gegangen, nachdem ich zuvor noch Sir Andrew Fountaines Mutter und Schwester besucht hatte; Sir Andrew Fountaine erholt sich, wenn auch langsam.«

17. Heute Morgen habe ich ein paar allgemeine Besuche gemacht. Um zwölf sprach ich im Kaffeehaus vor und fragte nach einem Brief von MD; und der Kellner sagte, er hätte ihn Patrick gegeben. Dann ging ich in den Gnadengerichtshof und ins Schatzamt, um Herrn Harley zu suchen; und nachdem wir uns eine Weile gegenseitig Vorwürfe gemacht hatten, lud er mich zum Essen ein; ich bin bis sieben bei ihm geblieben und sprach dann bei Sterne und Leigh vor, um über Ihre Kiste zu reden und sie durch Smyth schicken zu lassen. Sterne sagt, er habe Erkundigungen eingezogen und werde die Sache so schnell wie möglich in Ordnung bringen. Ich denke mir, sie liegt in Chester; wenigstens hoffe ich es, und es bedarf nur der Überfahrt zu Ihnen. Der kleine Harrison war hier, um sich darüber zu beklagen, dass der Drucker, den ich ihm für seinen Tatler empfohlen habe, ein Laffe sei; und nun sehn Sie, wie es so geht in der Welt; denn eben dieser Drucker ist mein Vetter; er heisst Dryden Leach; haben Sie nie von Dryden Leach gehört, dem, der den Postboten druckt? Er hat den Orunoko gespielt und ist in Fräulein Cross verliebt. – Also dann ging ich nach Hause, um meinen Brief von Stella zu lesen; aber der Hund Patrick war ausgegangen; schliesslich jedoch kam er, und ich erhielt meinen Brief; ich fand, dass die Überschrift von einer andern Hand stammte; und als ich ihn aufgemacht hatte, sah ich, dass er ganz und gar französisch geschrieben und Bernage unterschrieben war: bei Gott, ich war bereit, ihn Patrick an den Kopf zu schleudern. Bernage sagt mir, er sei zu Ihnen gegangen und habe Sie um eine Empfehlung an mich gebeten, damit ich ihm eine Hauptmannsstelle verschaffte; Ihre vorsichtige Antwort, »er habe ebensoviel Einfluss auf mich wie Sie«, war grossartig; wenn Sie hier wären, würde ich Sie den Ministern als eine gewandte Persönlichkeit vorstellen. Bernage sollte mich wissen lassen, wohin ich ihm schreiben kann; dies ist schon der zweite Brief, den ich erhalte, ohne dass er mir eine Adresse angibt; ich bitte jedoch, dass er mir keinen dritten schicke, sondern dass Sie ihn fragen und mir schreiben, wohin ich die ihm Antwort schicken soll. Inzwischen sagen Sie ihm dies: Wenn hier, wie er behauptet, Regimenter ausgehoben werden, so will ich mit George Granville, dem Staatssekretär des Kriegsdepartements, reden, damit der ihn zum Hauptmann mache; und ich will jeden Einfluss benutzen, den ich anständigerweise aufbieten kann. Ich denke, das genügt; und sagen Sie es ihm, und belästigen Sie mich nicht länger mit seinen Briefen, wenn ich solche von MD erwarte; hören Sie, junge Frauen? Schreiben Sie an Presto!

18. Heute Morgen war ich bei Herrn Staatssekretär St. John, und wir sollten in einer wichtigen Sache allein mit Herrn Harley speisen; aber es waren noch zwei oder drei Herren da. Der Herr Staatssekretär und ich gingen zusammen aus seinem Bureau zu Herrn Harley und meinten, sehr schlau zu sein; aber den Teufel auch! Die Leute blieben und es kamen noch mehr, und Harley verschwand um sieben; der Staatssekretär und ich aber blieben mit den andern bis elf; dann wollte ich ihn mit forthaben, aber er war einmal drin; und obgleich er schwor, er würde nach dieser Flasche mitkommen, liess ich ihn allein. Ich wundre mich über die Höflichkeit dieser Leute; als er sah, dass ich nicht mehr trinken wollte, reichte er die Flasche immer an mir vorbei, und doch konnte ich die Kröte nicht davon abhalten, selber weiterzutrinken; und fortlassen wollte er mich auch nicht, und Masham, der bei uns war, ebensowenig. Als ich nach Hause kam, fand ich ein Paket mit meiner Adresse vor, und als ich es öffnete, fand ich eine Broschüre darin, die ganz wider mich geschrieben ist; ich werde nicht bei Namen genannt, aber sie richtet sich gegen etwas, was ich geschrieben habe; sie ist recht höflich und bildet sich etwas darauf ein; ich denke, ich werde sie nicht beachten; sie richtet sich gegen etwas, was ich sehr kürzlich geschrieben habe; und wahrhaftig, ich weiss nicht, was ich sagen soll, und mache mir auch nichts daraus. Sie aber sind eine naseweise Halunkin, weil Sie heute bei Stoyte Ihr Geld verloren haben; pfui, Stella, schämen Sie sich nicht, sich von so einem Stümper schlagen zu lassen? Nun, dieses eine Mal will ich Ihnen vergeben; aber tun Sie's nicht wieder, nein, neieiein! Küssen Sie mich und lassen Sie uns Freunde sein, Bursche. – Kommen Sie, lassen Sie mich schlafen gehn; ich gehe jetzt früher zu Bett als sonst; und seit zwei Monaten bin ich nicht mehr so spät draussen gewesen; aber der Staatssekretär war in der Trinklaune. Also gute Nacht, meine liebenkleinennaseweisunverschämtenhalunkinnen.

19. Haben Sie das lange Wort in der letzten Zeile gelesen? Nein, bei Gott, das haben Sie nicht getan. Und wann wird dieser Brief von unserm MD kommen? Morgen oder übermorgen unfehlbar; ja, wahrhaftig, er kommt. Es war heute ein fader Schneetag, und ich habe gesittet bei Frau Vanhomrigh gegessen und bin dann nach Hause gegangen; und kurz nach zehn bin ich ins Bett gestiegen; ich entsinne mich der Maxime des alten Culpepper:

Willst du klar aus den Augen sehn,
So musst du früh zu Bette gehn;
Ich sag dir und sag es dir immer wieder:
Um zehn Uhr spätestens lege dich nieder.

20. Heute also bin ich mit meiner neuen Perücke, ei, ei!, zu Lady Worsley gegangen, die ich zuvor noch nicht gesehn hatte, obgleich sie seit fast einem Monat in der Stadt ist. Dann ging ich im Park spazieren, um Herrn Ford zu suchen, denn ich hatte versprochen, mich mit ihm zu treffen; und als ich Mall entlang gehe, wer sollte mir da wohl entgegenkommen? Patrick! und er zieht fünf Briefe aus der Tasche. Ich las die Aufschrift des ersten. Pah! sagte ich. Die des zweiten; wiederum: Pah! Die des dritten: Pah, pah, pah! Die des vierten: Ach Gott, ach Gott ach Gott! Und ich gerate in Wut. Die des fünften und letzten: Ei, ei! Ja, wahrhaftig, das lob ich mir, das ist unsre MD; und gewiss, ich glaube, wir haben ihn auf der Stelle aufgemacht, und er begann in der unverschämtesten Weise von der Welt so: »Soweit wären wir also quitt, lieber Presto!« Jetzt sind wir quitt, sagte Peter Schmidt, als er seiner Frau sechs Hiebe für einen versetzte. Ich erhalte Ihren neunten vier Tage nachdem ich meinen dreizehnten abgeschickt habe. Aber darüber wollen wir gleich abrechnen, junge Frauen. Weshalb haben Sie am Schluss Ihres Briefes, als Sie meinen elften erhielten, nicht widerrufen? Sagen Sie mir das, Sie gemeinen Weibsen, waren wir da auch noch quitt, wie, Bursche? Aber ich will Ihren Brief noch nicht beantworten, ich will ihn für ein andermal aufsparen. Wir haben heute viel Schnee gehabt, und es ist schrecklich kalt. Ich habe mit Ford gegessen, denn es war sein Operntag, und es schneite, und daher mochte ich nicht weiter gehn. Morgen will ich zu Smyth schicken.

21. Morgens. Es hat die ganze Nacht hindurch furchtbar geschneit, und es ist bitterkalt. Ich bin noch nicht aufgestanden, kann aber nicht lange schreiben, sonst erfrieren mir die Hände. »Brennt ein schönes Feuer, Patrick?« »Ja, Herr.« »Dann will ich aufstehn. Hier nehmen Sie die Kerze fort.« Sie müssen wissen, ich schreibe auf der dunklen Seite meines Schlafzimmers und muss eine Kerze brennen, bis ich aufstehe; denn das Bett steht zwischen mir und dem Fenster, und ich halte bei diesem kalten Wetter die Vorhänge geschlossen. Also, bitte, lassen Sie mich aufstehn, und Patrick, hier, nehmen Sie die Kerze fort. – Abends. Wir haben hier jetzt gewaltigen Frost und Schnee, und das grösste Feuer kann uns kaum warm halten. Es ist scheusslich, wenn man zu Fuss geht; ein Bäckerjunge hat sich gestern den Schenkel gebrochen. Ich geh langsam, nehme kurze Schritte und trete nie auf den Stiefelabsatz. In Devonshire haben die Leute ein gutes Sprichwort:

Schnell geh im Schnee;
Bei Frost aber langsam geh;
Doch so bei Frost wie bei Schnee:
Stets tritt auf den Zeh:
Doch kommen Schnee und Frost gemeinsam,
So schone die Stiefel und bleibe am Feuer einsam.

Gegessen habe ich heute mit Dr. Cockburn; aber ich werde es nicht so bald wieder tun, er hat meist eine solche Bande von Schotten bei sich.

22. Morgens. Ich sterbe, sterbe vor Kälte, uh, uh, uh, uh! – Entsinnen Sie sich, wie ich immer in Ihr Zimmer kam und Stella aus ihrem Stuhl warf und das Feuer schürte, wenn der Morgen kalt war, und dabei »Uh, uh, uh« rief? O, wahrhaftig, ich muss aufstehn, die Hand ist mir so kalt, dass ich nicht mehr schreiben kann. Also guten Morgen, Burschen. – Abends. Heute Morgen bin ich in Lady Giffards Haus gegangen und habe Ihre Mutter besucht; sie musste mir eine Literflasche Lähmungswasser geben, die ich in der Tasche mit nach Hause genommen habe; dann habe ich sie versiegelt, in Papier verpackt und zu Herrn Smyth geschickt, der morgen nach Irland abreist; ich habe ihm einen Brief geschrieben, um ihn zu bitten, dass er sie in seine Obhut nimmt und in Chester nach der Kiste fragt. Er war nicht zu Hause; so blieben Flasche und Brief in seiner Wohnung liegen, und zwar mit strengem Befehl, ihm beides zu geben. Ich will auch in ein oder zwei Tagen Patrick noch einmal zu ihm schicken, um zu fragen, ob er es erhalten hat oder nicht. Dr. Stratford und ich haben heute in der Altstadt bei Herrn Stratford gegessen; wir hatten uns verabredet, aber ich zog es vor, mir im Frost Bewegung zu machen und zu Fuss zu gehn. Das Wetter hatte jedoch etwas nachgelassen, so dass es glitschig war, wie Sie Frauen es nennen. Ich kam erst um neun nach Hause, und jetzt liege ich im Bett, um Ihnen den Kopf zu brechen.

23. Morgens. Man sagt mir, es friere wieder, aber es ist nicht so kalt wie gestern; deshalb will ich jetzt ein Stück Ihres Briefs beantworten. – Abends. O, ich wollte heute Morgen eben ein Stück aus dem Brief unsrer MD beantworten, als in Geschäften ein Drucker kam und eine Stunde blieb; dann stand ich auf und es kam Ben Tooke, und dann rasierte ich mich und kritzelte, und es war ein so furchtbarer Tag, dass ich vor eins nicht ausgehn konnte; dann sprach ich bei Frau Barton vor, und wir gingen zu Lady Worsley, wo wir auf Grund einer Verabredung essen sollten. Der Graf von Berkeley soll Lady Louisa Lennox heiraten, die Tochter des Herzogs von Richmond. Ich habe heute Nacht an den Dechanten Sterne geschrieben und ihn gebeten, er möchte Ihnen von der Flasche Lähmungswasser sagen, die mit Smyth kommt, und morgen früh will ich Ihnen einiges auf Ihren Brief erwidern.

24. Morgens. Jetzt zu Ihrem Brief. Darüber, dass Sie mit mir quitt sein wollen, habe ich schon gesprochen. Jetzt also, meine innigst Geliebten, wollen wir weiter sehn. Sie brummen immer, weil Sie die Briefe nicht schnell genug erhalten. »Wir werden doch wohl bald Ihren zehnten bekommen?« Und dabei gestehn Sie vor Schluss Ihres Briefes, dass Sie meinen elften haben. – Und weshalb ist MD nicht mit dem Bischof von Clogher aufs Land gegangen? Wahrhaftig, eine solche Reise hätte Ihnen wohl getan; Stella wäre geritten und Dingley wäre im Wagen gefahren. Vom Bischof von Kilmore weiss ich nichts; er ist alt und kann jeden Augenblick sterben; er lebt in irgendeinem dunklen Winkel, denn ich höre nie von ihm. Wenn Sie mit meinen alten Freunden die Whigs meinen, so sehe ich sie niemals, wie sie meinem Tagebuch entnehmen können; nur Lord Halifax bisweilen, und auch den sehr selten; Lord Somers habe ich seit dem ersten Besuch nie wieder gesehn, denn er hat sich als ein falscher, verräterischer Halunke gezeigt. Meine neuen Freunde sind sehr liebenswürdig, und ich erhalte genug Versprechungen, aber ich rechne nicht auf sie, und meine Ansprüche an sie sind sehr jung. Immerhin wollen wir sehn, was sich machen lässt; und wenn nichts geschieht, so werde ich auch nicht enttäuscht sein; vielleicht aber ist die arme MD enttäuscht, und dann wird es mir mehr um ihretwillen leid tun als um meinetwillen. – Sie reden mir von vergnügten Weihnachten (weshalb schrieben Sie es denn so, junge Frauen? Sauce für die Gans ist Sauce für den Gänserich); ich habe es Ihnen schon vor zwei oder drei Briefen gewünscht. Ach ja, und Ihre Neuigkeit, dass Herr St. John nach Holland gehe! Er denkt nicht daran, die grosse Stellung zu verlassen, die er inne hat; und wenn er es täte, so käme ich nicht umhin, ihn zu begleiten. Also, politische Frau Stella, Sie kommen mir mit Ihrem »zwei Eier einen Groschen« usw. Und Frau Dingley, Frau Stoyte also lädt Sie ein, und Sie sind in Donnybrook und konnten also nicht schreiben? Sie sind verdammt genau in Ihren Tagebüchern vom 25. Dezember bis zum 4. Januar. Nun, Smyth und das Lähmungswasser, das haben wir schon in die Hand genommen; aber er wohnt nicht (oder vielmehr, er wohnte nicht, denn der Arme! jetzt ist er fort) bei Herrn Jesse, und was dergleichen Unsinn mehr ist; zu Stellas Mutter bin ich auf eigne Faust gegangen, denn ich dachte gar nicht mehr daran, dass in dem Brief um eine weitere Flasche gebeten wurde; aber ich war so ärgerlich und so gereizt und so ungeduldig, dass Stella endlich wieder Wasser haben sollte (ich meine nichts Unanständiges, seien Sie keine Halunken), und so wütend auf Sternes Nachlässigkeit! Ich bete zu Gott, dass Stellas Krankheit nicht wiederkehre. Wenn sie seltener kommt, so beginnt sie müde zu werden; das weiss ich von mir selber her; denn wenn meine Besuche seltener werden, so bin ich meiner Bekanntschaften müde. Sie lassen einen grossen Teil meines zehnten unbeantwortet? Unverschämte, wann hätten Sie je meinen zehnten oder neunten oder irgendeinen andern beantwortet? Und wer verlangt, dass Sie antworten, wenn Sie nur schreiben. Ich fordere den Satan heraus, meine Briefe zu beantworten; bisweilen steht wohl das eine oder andre darin, worauf ich gern eine Antwort hätte; aber ich vergesse diese Dinge, und Sie denken nie daran. Nie werde ich selbst wieder gern auf Briefe antworten, wenn Sie auch von Antworten reden. Beantworten, warum nicht gar: Schöne Beantworter, weiss Gott! Was die Broschüre angeht, von der Sie reden, die Sie skandalös nennen, und die ein gewisser Presto verfasst haben soll, so hören Sie meine Antwort. Pfui, Kind, Sie müssen nicht auf alles hören, was irgend ein Müssiggänger Ihnen erzählt. Ich glaube, Sie lügen, und die Spatzen schrien es noch nicht von den Dächern, als Sie es sagten; kommen Sie, sagen Sie die Wahrheit. Es tut mir leid, dass Sie schon so bald nach St. Mary gehen; St. Marienkirche in Dublin, in deren Nähe ihre Stadtwohnung lag. da sind Sie arm wie eine Kirchenmaus; die Stadt wird Sie gründlich aussaugen; ausserdem wollte ich, Sie dächten daran, im Sommer auf dem Lande zu sein. Wirklich, Stella, die Pippinen haben gut getragen; Parvisol konnte aus Laracor nicht schicken; es waren etwa zehn; ich möchte wissen, ob sie zu irgend etwas taugten. Frau Walls bei Ihnen in Donnybrook? Weshalb kommt sie nicht nieder? Nun, nun, nun, Dingley, bitte, geben Sie sich zufrieden! Sie reden, als ärgerten Sie sich darüber, dass der Bischof Ihnen keine Bequemlichkeiten für die Reise angeboten hat; und er hätte es auch tun sollen. Was für Weihnachten? Ei, ich habe überhaupt keine Weihnachten gehabt; und ist wirklich jüngst Weihnachten gewesen? Ich habe nicht einmal daran gedacht. Meine Empfehlung für Frau Stoyte und Katharina; und Katharina soll den Kaffee bereit halten, wenn ich komme, und nicht so viel Sorge auf dem Angesicht tragen; denn es wird alles gut werden. Herr Bernage, Herr Bernage, Herr Fiedelnage – drei Briefe habe ich nacheinander von ihm bekommen; er schickt keine Adresse, und wie, zum Henker, soll ich ihm schreiben? Seinen letzten hätte ich verbrannt, wenn ich nicht unten Stellas Handschrift erkannt hätte; sein Verlangen ist Unsinn. Wie soll ich ihm beim Kauf helfen? Und wenn er nach Spanien beordert wird, so muss er gehn oder verkaufen; und ich glaube, unter solchen Umständen kann man gar nicht verkaufen. Wenn er gewartet hätte und neue Regimenter aufgestellt worden wären, so hätte ich meinen Einfluss benutzt, um ihm die Versetzung zu verschaffen; freilich habe ich in der Richtung keinen Einfluss, oder doch sehr wenig; wenn aber das Regiment marschiert, so müsste er auch marschieren; er hat viel Nachsicht genossen und viel Gelegenheit gehabt, zu sparen; ich habe ihn hundertmal dazu gedrängt. Was kann ich tun? Wenn es je in meiner Macht steht, ihm einen guten Dienst zu leisten, so will ich es tun. Bitte, kleiden Sie das in hübsche Worte und stellen Sie es ihm in meinem Namen vor; ich würde schreiben, wenn ich wüsste, wohin ich adressieren kann; das habe ich Ihnen schon fünfzigmal gesagt und Sie gebeten, es ihm zu sagen. Ja, Frau Stella, ich glaube, ich kann Ihr langes Schlusswort lesen, aber Sie können meins nicht lesen, nachdem ich Ihnen gute Nacht gesagt habe. Und doch, dünkt mich, bessert sich meine Handschrift sehr; aber wenn Stellas Augen wieder gesund sind, so hoffe ich wieder so schlecht schreiben zu können wie nur je. Jetzt also habe ich Ihren Brief beantwortet, und es ist eine Antwort; denn ich habe Ihren vor mich hingelegt, und ich blicke hinein und schreibe und blicke hinein und schreibe weiter. Also guten Morgen, meine beiden Damen, und ich will aufstehn, denn ich muss aufstehn, denn ich nehme Pillen abends, und also muss ich früh aufstehn, ich weiss nicht, weshalb.

25. Morgens. Ich habe Ihnen gestern nicht gesagt, wie ich meine Zeit verbracht habe; und ich habe Ihnen auch nicht gute Nacht gesagt. Das hatte seine guten Gründe. Morgens ging ich in Geschäften zu Staatssekretär St. John; er hatte einen grossen Whig bei sich, ein Geschöpf des Herzogs von Marlborough, der als Vermittler zwischen dem Herzog und dem Ministerium Frieden schliessen soll; er kam also aus seinem Zimmer, und nach ein paar Worten bat er mich, um drei Uhr mit ihm zu essen; aber Herr Lewis blieb bis sechs Uhr aus, und dann sassen wir und plauderten, und die Zeit verstrich so schnell, dass es, als ich schliesslich ernstlich darauf bestand, ich müsste gehn, nach zwei Uhr war. Als ich nach Hause kam, ging ich dann stracks zu Bett. Er wollte mich nicht auf die Uhr sehn lassen, und ich konnte mir, als wir gingen, nicht denken, dass es nach zwölf wäre. Ich sage Ihnen also für gestern gute Nacht, und für heute guten Morgen; ich liege noch im Bett, obgleich es fast zehn ist, aber ich muss aufstehn.

26. 27. 28. 29. 30. Ich bin die letzten vier Tage lang so träge und gleichgültig gewesen, dass ich nicht an MD schreiben konnte. Mein Kopf ist nicht in Ordnung und doch ist er auch nicht geradezu krank; schwindlig, und dadurch werde ich gleichgültig; ich gehe jeden Tag spazieren und nehme Dr. Cockburns Tropfen; und eben bin ich mit meiner Schachtel Pillen fertig, und heute schickte mir Lady Kerry von ihrem bitteren Trank, den ich zweimal am Tage nehmen will; ich hoffe, dann wird es besser. Ich wollte, ich wäre bei MD; ich sehne mich nach dem Frühling und nach schönem Wetter, und dann will ich hinüberkommen. In Irland hält mich das Reiten bei Gesundheit. Ich bin sehr massig und esse nur von den leichtesten Speisen, laut Anweisung; und ich hoffe, das Übel wird sich legen; aber ein einziger Anfall erschüttert mich auf lange Zeit. Heute habe ich bei Lord Mountjoy gegessen, gestern bei Herrn Stone in der Altstadt, Sonntag bei Vanhomrighs, Samstag bei Ford, und Freitag, glaube ich, bei Vanhomrighs; und das ist das ganze Tagebuch, das ich MD schicken kann; denn ich war so träge, als mir noch wohl war, dass ich nicht schreiben konnte. Ich wollte dies eigentlich heute Abend abschicken, aber es ist zehn Uhr, und ich will ins Bett gehn und morgen auf der andern Seite an Parvisol schreiben, um es Donnerstag abzuschicken; und also gute Nacht, meine Teuren, und lieben Sie Presto und bleiben Sie gesund, und Presto will es auch tun, usw.

Schneiden Sie mir diese Anweisungen hübsch ab, hören Sie, Burschen? Und geben Sie Frau Brent die ihre, und behalten Sie Ihre, bis Sie Parvisol sehn; und dann ergänzen Sie den Brief an ihn und schicken Sie ihn ihm mit erster Gelegenheit; und nun segne Gott, der Allmächtige, Sie beide hier und in Ewigkeit, und ebenso den armen Presto.

Wie, ich wette, Sie dachten, diese letzten Zeilen wären ein neuer Brief!

Dingley, bitte, bezahlen Sie Dingley sechs Fische und schreiben Sie sie Ihrem ergebenen Diener Presto auf die Rechnung.

Stella, bitte, bezahlen Sie Dingley sechs Fische und schreiben Sie sie Ihrem ergebenen Diener Presto auf die Rechnung.

Da haben Sie Anweisungen.


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