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Brief VII.

London, den 19. Oktober 1710.

O Himmel, ich bin verloren! Dieses Blatt ist grösser als die andern, und doch bin ich zu einem Bogen verurteilt; aber da es sich um MD handelt, so mache ich mir nichts daraus und würde ich auch zu einem Paar verurteilt. Ich habe Ihnen in einem Brief von heute schon gesagt, wo ich gegessen habe und wie ich den Tag verbrachte; und also usw.

20. Heute habe ich Herrn Lewis im Sekretariat aufgesucht, um ihn zu fragen, wann ich Herrn Harley sprechen könnte; und siehe, da kam Herr Harley selber und lud mich auf morgen zu Tisch ein. Ich habe bei Frau Vanhomrigh gegessen und dann den beiden Ladys Butler meine Aufwartung gemacht; aber der Pförtner erwiderte, sie seien nicht zu Hause; der Sinn war der: die jüngere, Lady Mary, soll morgen mit Lord Ashburham verheiratet werden, der besten Partie von England: zwölf tausend Pfund jährlich und viel Geld. Sagen Sie mir, wie mein Schauer in Irland gefällt. Hier ist meines Wissens nie etwas besser gegangen. Den Abend habe ich bei einer Flasche irischen Weins mit Wortley Montague und Herrn Addison verbracht. Weiss man in Irland irgend etwas von meiner Grösse unter den Torys? Jedermann macht es mir hier zum Vorwurf; aber ich achte nicht darauf. Haben Sie von den Versen über die Rute Sidi Hameds gehört? Sagen Sie um Ihr Leben nichts davon. Kaum irgend jemand hat mich im Verdacht; nur meint man, ausser Prior und mir hätte niemand sie schreiben können. Aber ich denke mir, sie werden noch nicht bis zu Ihnen durchgedrungen sein. Ich habe noch eine Ballade voller Wortspiele auf die Wahl in Westminster, die mich eine halbe Stunde gekostet hat; sie geht, obgleich sie nichts taugt. Aber das ist ausser für MD gleichfalls für alle ein Geheimnis. Wenn Sie sie nicht haben, so werde ich sie mitbringen.

21. Ich erhielt MD's vierten heute im Kaffeehaus. Gott, der Allmächtige, segne die arme Stella und ihre Augen und ihr Haupt: was sollen wir tun, um sie zu heilen, armes, liebes Leben? Ihre Leiden sind die Schattenseiten Ihrer guten Eigenschaften. Wollte der Himmel, ich riebe Ihnen in dieser Minute hier oder dort den armen, guten Kopf! Bitte, schreiben Sie nicht, und lesen Sie auch diesen Brief nicht; ich will deutlicher schreiben, damit hinfort Dingley es lesen kann, obgleich meine Feder gern nur so hinfliegt, wenn ich bedenke, an wen ich schreibe. Ich will Ihren Brief nicht eher beantworten, als bis ich Ihnen gesagt habe, dass ich heute bei Herrn Harley gegessen habe, der mich dem Grafen von Stirling, einem schottischen Lord, vorstellte; und abends kam Lord Peterborow. Ich blieb bis neun; eher wollte Herr Harley mich nicht fortlassen noch auch mir irgend etwas über meine Geschäfte sagen. Er sagt, die Königin habe die Erstlinge und die Zwanzigstel jetzt bewilligt; aber er will mir noch nicht erlauben, an den Erzbischof zu schreiben, weil die Königin den irischen Bischöfen die Sache in aller Form kund tun will; es soll dabei bemerkt werden, dass es auf eine Denkschrift von mir hin geschah; Herr Harley will es so, damit es für mich ehrenvoller aussieht, usw. Ich soll ihn Dienstag sehn. Ich weiss nicht, ob ich Ihnen schon sagte, dass ich in meiner Denkschrift um jährlich weitere zweitausend Pfund gebeten habe, obgleich das nicht in meinem Auftrag stand; aber Herr Harley sagt, das ginge doch nicht, und darüber müsste er noch weiter mit mir reden. Ich habe es aber wenigstens in Gang gebracht, und vielleicht folgt es mit der Zeit nach. Bitte, sagen Sie nichts davon, dass die Erstlinge gewährt worden sind, wenn ich Ihnen nicht weiter unten noch die Erlaubnis gebe. Ich glaube, nie ist etwas so schnell erreicht worden, und zwar einzig durch meinen persönlichen Einfluss auf Herrn Harley, der so über die Massen hebenswürdig ist, dass ich nicht weiss, was ich davon halten soll; es sei denn, er wolle den Halunken von der andern Partei zeigen, dass sie einen Mann unwürdig behandelt haben, der es besser verdiente. Die Denkschrift, die der Königin von mir überreicht worden ist, spricht sehr offen von Lord Wharton. Ich glaube, diese Angelegenheit ist für Sie ebenso wichtig wie die Kirchenversammlungsdisputationen des Herrn Tisdall. Ich hoffe, in ein oder zwei Monaten werden alle Förmlichkeiten in dieser Angelegenheit erledigt sein; und dann habe ich hier nichts mehr zu tun. Ich will nur noch eine törichte Frage hinzufügen, weil sie mir gerade in den Kopf kommt. Wenn die Sache bekannt wird, so sagen Sie mir unparteiisch, ob man mir das Verdienst daran zuschreibt oder nicht; ich bin überzeugt, ich habe so viel, dass ich es nie auf mich nehmen werde. Unverschämte Dirnen! Weil ich Dublin in Irland sage, müssen Sie darum auch London in England sagen? Das ist Stellas Bosheit. Nun, darum will ich Ihren Brief erst morgen beantworten; und so und so will ich jetzt etwas andres schreiben; es wird freilich nicht mehr viel, denn es ist spät.

22. Ich war heute Morgen bei Herrn Lewis, dem Unterstaatssekretär des Lord Dartmouth; ich habe zwei Stunden lang Politik geschwätzt, und es ist mir gelungen, Steelle sein Stempelpapieramt zu retten; seine Stellung als Herausgeber hat er verloren, dreihundert Pfund im Jahr, weil er vor einigen Monaten einen Tatler gegen Herrn Harley geschrieben hat, und dabei hatte der ihm die Stellung gegeben und das Gehalt von sechzig auf dreihundert Pfund erhöht. Das war verteufelt undankbar, und Lewis hat mir die Einzelheiten erzählt. Aber er hat mir einen Wink gegeben, dass ich ihm sein zweites Amt retten könnte; und ich habe Erlaubnis, die Sache mit Steele ins Reine zu bringen. Nun, gegessen habe ich mit Sir Matthew Dudley, und abends ging ich zu Herrn Addison, um ihm als dem Besonneneren die Sache aus der Ferne zu eröffnen; ich fand die Parteiwut in ihm so eingewurzelt, dass er redete, als beargwöhnte er mich; und er wollte nicht auf das eingehn, was ich sagte. Daher brach ich meine Verhandlungen ab, und wir trennten uns sehr trocken; ich werde auch Steele nichts sagen, und sie mögen machen, was sie wollen; wenn aber die Dinge bleiben wie sie stehn, so wird er sein Amt sicherlich verlieren, wenn ich ihn nicht rette; und deshalb will ich ihn nicht sprechen, um nicht zu seinem Nachteil Bericht erstatten zu müssen. Ist das nicht ärgerlich? Und ist das Sprichwort von den angebotenen Diensten so wahr? Wann werde ich verständig? Ich bemühe mich, nach den strengsten Regeln der Ehre und des Gewissens zu handeln, und meine nächsten Freunde wollen mich nicht so verstehn. Was muss da ein Mensch von seinen Feinden erwarten? Dies könnte mich ärgern, aber es soll es nicht! Und also sage ich Ihnen gute Nacht usw.

23. Ich weiss, es ist weder witzig noch unterhaltend, wenn ich Ihnen jeden Tag sage, wo ich speise; auch schreibe ich es nicht, um meinen Brief zu füllen; aber ich denke mir, irgendwann werde ich einmal neugierig sein, wie ich mein Leben im einzelnen verbrachte, als ich MD diesmal verlassen hatte; und deshalb sage ich Ihnen, dass ich heute bei Molesworth, dem Gesandten in Florenz, gegessen habe; dann ging ich ins Kaffeehaus, wo ich mich Herrn Addison gegenüber ziemlich kühl verhielt; dann bin ich nach Hause gegangen, um zu kritzeln. Morgen und übermorgen sind wir zusammen zu Tisch geladen; aber ich werde mein Verhalten ihm gegenüber so lange ändern, bis er mich um Verzeihung bittet, sonst werden wir blosse Bekannte bleiben. Ich bin der Freunde müde; und alle Freundschaften ausser der MD's sind Ungeheuerlichkeiten.

24. Ich vergass, Ihnen zu sagen, dass ich gestern Abend zu Herrn Harley ging, in der Hoffnung – aber nein, ich schiesse einen Bock, es war ja heute Abend um sechs; und ich hoffte, er würde mir sagen, alles sei erledigt und bewilligt; aber er war ausgewesen und krank nach Hause gekommen und gleich bei sehr schlechtem Befinden zu Bett gegangen, wenn der Pförtner nicht log. Gegessen habe ich heute mit Herrn Addison usw. bei Sir Matthew Dudley.

25. Heute habe ich den Herzog von Ormond besucht; und als ich herauskam, traf ich Lord Berkeley von Stratton, der mir sagte, Frau Temple, die Witwe, sei letzten Samstag gestorben; ich vermute, sehr zum äusserlichen Gram und zur heimlichen Freude der Familie. Ich habe heute mit Herrn Addison, Steele und einer Schwester des Herrn Addison gespeist; sie ist mit einem Monsieur Sartre, einem Franzosen und Pfründner von Westminster, verheiratet; er hat ein entzückendes Gartenhaus; mir aber schien, als herrschte in diesen Mauern ein Klosterleben, und Laracor gefiel mir besser. Addisons Schwester ist eine Art Frau von Geist und ihm sehr ähnlich. Ich mag sie nicht, usw.

26. Heute habe ich Herrn Congreve besucht, der fast blind ist, da er den grauen Star hat; die Sache ist die, dass er noch zwei oder drei Jahre warten muss, bis der Star reifer und er ganz blind ist; dann muss er ihn stehn lassen; ausserdem wird er die Gicht nicht mehr los, und doch sieht er jung und frisch aus und ist heiter wie immer. Er ist um drei oder mehr Jahre jünger als ich, aber ich bin zwanzig Jahre jünger als er. Er hat mir dadurch, dass er die Gicht erwähnte, Schmerzen in die grosse Zehe gejagt. Ich habe oft solche Anwandlungen, aber sie vergehen wieder. Ich habe einen zweiten Brief von Herrn Morgan erhalten; dafür habe ich Ihnen zu danken! Ich wollte, Sie würden ausgepeitscht, weil Sie vergessen haben, ihm die Antwort zu schicken, die ich Ihnen in einem früheren Brief gab: Ich könne nicht tun, was er verlange, da ich keinerlei Einfluss habe, usw. Gehn Sie! Ganz weit weg! Sie vergessliche Schlumpen! Auch von Parvisol habe ich einen Brief erhalten, mit einem Bericht darüber, wie meine Einkünfte stehn; sie sind seit letztem Jahr um sechzig Pfund gefallen. Eine tröstliche Neuigkeit! Er sagt mir ganz offen, er finde, Sie hätten keine Lust, sich von dem Pferd zu trennen; Sie hätten nach ihm geschickt und ihm zugleich meinen Brief gesandt, so dass ich nicht weiss, was geschehn soll. Es ist traurig, dass Stella ihr eignes Pferd haben muss, ob Parvisol will oder nicht! Jetzt also zur Antwort auf Ihren Brief, den ich vor drei Tagen erhielt. Ich liege jetzt nicht im Bett, bin aber gegen acht nach Hause gegangen; da es warm ist, schreibe ich im Sitzen. An den Bischof von Killala habe ich niemals geschrieben; vermutlich war das der Grund, weshalb er meinen Brief nicht erhalten hat. Ich habe keine Zeit, das ist des Pudels Kern. – So sehr dem Dechanten mein Brief auch gefällt, geschrieben hat er mir nicht. Ich möchte nur wissen, ob Dechant Bolton ihm die zwanzig Pfund bezahlt hat; was den Rest angeht, so mag er ... küssen. Und danach können Sie ihn fragen, denn ich bin in Sorge darum, Dechant Bolton ist ein solcher Mucker. Es ist ungeheuer liebenswürdig vom Dechanten Sterne, dass er so freundlich zu Ihnen ist. Ich glaube, er weiss, dass mir das Freude macht und dass es sein sonstiges Verhalten ausgleicht. Nein, von Ihrem Schnee haben wir nichts abbekommen; nur eines Morgens ein wenig. Allerdings glaube ich, dass eine Stunde lang ein grosses Schneetreiben herrschte, aber länger nicht. Von Will Crowes Tode hatte ich schon gehört, aber nichts von den törichten Umständen, die sein Ende beschleunigten. Nein, ich habe dafür gesorgt, dass Hauptmann Pratt durch Lord Angleseas Tod nicht leiden soll. Ich will versuchen, irgendwie eine Kopie meines Bildes von Jervas zu bekommen. Sir Andrew Fountaine soll eine kaufen, als wäre sie für ihn; ich werde sie ihm abnehmen und ihm das Geld wiedergeben; das heisst, wenn ich welches habe, ehe ich reise. – Der arme John! Ist er fort? Und Frau Parvisol ist in der Stadt gewesen? Hm, hm! Nun, Tighe Mitglied des Geheimen Rats und des irischen Parlaments; Whig und Feind Swifts. und ich werden einander, wenn er kommt, nicht sehr beachten; ich täte es hier in der Stadt ohnehin nicht, wenn wir uns auch nicht überworfen hätten. – Ich war heute in Herrn Sternes Wohnung; er war nicht zu Hause, und Herr Leigh ist noch nicht in die Stadt gekommen; aber sowie er kommt, werde ich Dingleys Auftrag ausrichten. Was weiss ich, ob Porzellan teuer ist oder nicht? Einmal hatte ich eine Anwandlung, mich darein zu vernarren, aber das ist vorüber; ich denke mir, ich habe es Ihnen in einem früheren Brief gesagt. Und also wollen Sie nur ein paar Salatschüsseln und Teller usw. Ja, ja, Sie sollen's haben. Mir scheint, was Sie genannt haben, wird fünf Pfund kosten. – Jetzt zu Stellas kleinem Postskriptum; und ich bin fast toll, weil Sie sich ärgern, wenn Sie nicht schreiben; können Sie nicht Dingley diktieren, um Ihre lieben kleinen Augen nicht anzustrengen? Es ist der Gram meiner Seele, wenn ich denke, dass Sie nicht wohlauf sind. Bitte, sein Sie ruhig, und wenn Sie schreiben wollen, so machen Sie die Augen zu und schreiben Sie eben eine Zeile und mehr nicht. So: Wie geht es Ihnen, Frau Stella? – Das habe ich mit geschlossenen Augen geschrieben. Wahrhaftig, es ist deutlicher, als wenn ich mit offenen schreibe. Und dann kann Dingley daneben stehn und Ihnen sagen, wenn Sie zu hoch oder zu tief geraten. – Meine Geschäftsbriefe und Pakete müssen, wenn noch welche nötig sein sollten, an Herrn Addison in St. James's Kaffeehaus adressiert werden; aber ich hoffe, sowie ich Herrn Harley sehe, zu hören, dass die Hauptschwierigkeiten vorüber sind und der Rest nur noch Formsache ist. Nehmen Sie zwei oder drei Galläpfel – nehmen Sie zwei oder drei – – behalten Sie Ihre Rezepte in Ihrem – – ich brauche sie nicht. Da haben Sie ein Durcheinander! Soviel also über Ihren Brief, den ich jetzt in meinem Schrank in das Brieffach tun will, wie ich es mit allen Briefen mache, sobald ich sie beantwortet habe. Methode ist in allen Dingen gut. Die Ordnung regiert die Welt. Der Teufel ist der Urheber der Verwirrung. Der General eines Heeres, ein Staatsminister; und um tiefer hinabzusteigen, ein Gärtner, ein Weber usw. Das kann eine schöne Beobachtung ergeben, wenn Ihnen scheint, sie verdiene, beendet zu werden; aber ich habe keine Zeit. Ist dies nicht ein furchtbar langes Stück für einen Abend? Ich habe heut mit Patty Rolt bei meinem Vetter Leach gegessen, in der Stadt, und gehörig! Er ist Drucker und druckt den Postboten, oh, oh, und er ist mein Vetter, Gott weiss wie, und er hat Frau Baby Aires aus Leicester geheiratet; und mein Vetter Thompson war auch da, und mein Vetter Leach erbietet sich, mich mit dem Herausgeber des Postboten bekannt zu machen; er sagt, er zweifle nicht daran, dass der Herr sich freuen würde, meine Bekanntschaft zu machen; er sei ein sehr geistreicher Mann und ein grosser Gelehrter, und er sei schon übers Meer gewesen. Ich aber war bescheiden und sagte, vielleicht sei der Herr scheu und liebe keine neuen Bekanntschaften; so schob ich es auf; und ich wollte, Sie könnten hören, wie ich all das im rechten Ton sagte, genau wie ich es schreibe. Es ist alles im gleichen Tonfall wie das ›ohoh!‹ oder wie wenn kleine Mädchen sagen: »Ich habe einen Apfel, Fräulein, aber Ihnen geb ich nichts ab.« Es ist ein elendes Zwölfgroschenwetter diese Woche, und sie hat mich zehn Schilling für Wagen und Sänfte gekostet. Wenn der Bursche, der Ihr Geld hat, zahlen will, so lassen Sie sich bitten, dass ich Bankpapiere dafür kaufen darf; die sind um fast dreissig Prozent gesunken, und sie geben acht Pfund aufs Hundert; und das Kapital können Sie haben, wann Sie wollen; sie werden sicherlich bald steigen. Ich wollte zu Gott, Lady Giffard legte die vierhundert Pfund, die sie Ihnen schuldet, Teil eines Legats, das Sir William Temple Stella hinterlassen hatte. dazu und nähme die fünf Prozent der gewöhnlichen Zinsen und gäbe Ihnen, was dann noch bleibt. Ich will mit Ihrer Mutter darüber reden, sobald ich Sie sehe. Ich bin entschlossen, auch für mich selbst für dreihundert Pfund davon zu kaufen und aufzunehmen, was ich in Irland besitze; ich weiss ein Mittel, wie ich es anfange; ein Freund von mir soll es kaufen, als wäre es für ihn selber, und ich gebe ihm das Geld zurück, sowie ich es einbekomme. Ich hoffe, Stratford wird mir diesen Gefallen tun. Ich will ihn morgen oder übermorgen darum bitten.

27. Herr Rowe, der Dichter, bat mich, heute mit ihm zu essen. Ich ging in sein Bureau (er ist Unterstaatssekretär und hat die Stellung, die Herr Addison in England innehatte) und dort war auch Herr Prior; und sie begannen meinen Schauer über alles zu erheben, was in der Art je geschrieben worden sei: seit Danach hat es einen solchen Schauer nicht mehr gegeben, usw. Sie müssen mir sagen, wie er unter Ihnen gefällt. Ich habe mit Rowe gegessen; Prior konnte nicht mitkommen; und nach Tisch gingen wir in eine Winkelschenke, wo Congreve, Sir Richard Temple, Eastcourt und Charles Main bei einer Bowle schlechten Punsches sassen. Der Ritter liess noch sechs Flaschen seines eignen Weins für mich holen, und wir blieben bis zwölf. Aber mein Kopf hält sich recht gut; ich habe das Trinken abgeschworen und nehme nur noch einen Löffel voll, mit Wasser gemischt, denn ich fürchte mich vor der Gicht oder irgendeiner hässlichen Krankheit; und da es jetzt spät ist, so will ich usw.

28. Garth, Addison und ich haben heute zusammen in einer Klippschenke gegessen; dann ging ich zu Herrn Harley, aber er liess sich verleugnen oder war nicht zu Hause; daher fürchte ich, ich werde, ehe dieser Brief abgeht, nicht mehr hören, dass meine Angelegenheit erledigt ist. Dann besuchte ich Lord Pembroke, der gerade in die Stadt gekommen ist, Ehemals (1707) kurze Zeit Lord Statthalter von Irland. und wir haben uns sehr lustig über alte Dinge unterhalten; ich habe ihm mit einem Wortspiel einen Hieb versetzt. Dann ging ich zu den Ladys Butler; und der Hurensohn von einem Pförtner verleugnete sie; ich habe ihnen durch eine andre Dame eine Drohbotschaft übersandt, weil sie mich dem Pförtner nicht ein für allemal als Ausnahme nennen. Ich war des Kaffeehauses müde, und Ford bat mich, nebenan mit ihm zu sitzen; ich tat das wie ein Narr und schwätzte bis zwölf, und jetzt bin ich ins Bett gestiegen. Ich fürchte, das neue Ministerium ist furchtbar um Geld verlegen; die Whigs reden, dass man hypochondrisch werden könnte, und ich fürchte, Herrn Harley bei schlechter Laune zu finden. Man meint, er werde dieses Unternehmen niemals durchsetzen können. Gott weiss, was daraus werden soll. Ich würde mich schrecklich ärgern, wenn die Dinge wieder herumschwenkten; es würde die Kirche und die Geistlichkeit auf ewig zugrunde richten; aber ich hoffe auf Besseres. Ich will diesen Brief Dienstag abschicken, ob ich weitere Nachricht über meine Angelegenheit habe oder nicht.

29. Herr Addison und ich haben heute bei Lord Mountjoy gegessen, und das sind alle Abenteuer dieses Tages. Heute Abend habe ich eine Weile im Kaffeehaus geschwätzt, denn es war eine volle Nacht; und jetzt bin ich nach Hause gekommen, um einiges Geschäftliche zu schreiben.

30. Ich habe heute bei Frau Vanhomrigh gegessen und der armen Frau Long einen Brief geschickt; sie schreibt uns, aber wo sie ist, das weiss Gott; und sie will niemandem sagen, wo sie sich aufhält. Ich kam früh nach Hause und muss jetzt schreiben.

31. Der Monat schliesst mit einem schönen Tage; ich bin spazieren gegangen und habe Lewis besucht und verabredet, wo ich Herrn Harley sehn kann. Ich habe Ihnen keine Neuigkeiten zu schicken. Aire, sagt man, ist genommen, obgleich die Whitehall-Briefe heute Morgen das Gegenteil behaupteten: es ist gut, wenn es wahr ist. Ich habe mit Herrn Addison und Dick Stuart, Lord Mountjoys Bruder, gegessen; Addison bewirtete. Sie waren bald bezecht, ich aber nicht, denn ich habe Wasser unter meinen Wein gemischt und sie zwischen neun und zehn allein gelassen; ich muss diesen Brief durch den Nachtwächter schicken, was mich ärgert; aber ich will ihn nicht länger verschieben. Beten Sie zu Gott, dass er nicht verloren gehe. Ich tue es selten; aber ich kann die kleine MD nicht länger hinhalten. Bitte, geben Sie einliegenden Schein der Frau Brent.

Ich bin ein feiner Herr; und Sie verlieren all Ihr Geld bei den Karten, Bursche Stella! Ich bin dahinter gekommen, jawohl!

Ich muss noch warten, ehe ich den Brief falten kann, bis das hässliche D in der vorletzten Zeile trocken ist. Sehen Sie es nicht? O Himmel, ich mag Sie wahrhaftig gar nicht verlassen – aber es muss sein, bis zum nächsten Mal. Die Pest hole das D; ich werde es verwischen, damit es trocken wird.


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