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Herrn Paridon Zeisigs Klagschrift ans Publikum

Meiner lieben Vaterstadt ist es bekannt, daß ich seit manchen Jahren keinen Aufwand, keine Mühe scheue, um mich über die Kaufmannsklasse zu erheben, an die mich eine zufällige Geburt und die ungebildete Denkungsart meines Vaters gefesselt hat. Jedermann weiß, daß ich nichts in meiner Bude verrichte, die allein von meinem Bedienten besorgt wird, daß ich unter dem Adel Freunde besitze, daß ich mich nach der jüngsten Mode kleide, und doch nehmen sich die Spötter heraus, mich Baron Zuckerhut zu nennen. Es ist wahr, mein Kram ernährt mich; aber ist man darum ein Bauer, weil man von den Einkünften seiner Landgüter lebt? Ist Richter Flink ein Rechtsgelehrter, weil er seinen Staat von den Sporteln führt, die ihm sein Schreiber erwirbt? Wer hat mich jemals hinter dem Pulte oder in einem alten roten Mantel, gleich dem geschäftigen Pöbel auf der Börse, ertappt? Wer hat mich nicht täglich entweder zu Pferde, im Phaethon oder in der Komödie gesehn? Gleicht meine Tafel einem bürgerlichen Tisch oder meine Gesellschaft einem Kränzchen im Keller? Ich verdiene die kahlen Einfälle nicht, daß jeder meiner Schritte eine Brabanter Elle groß sei, daß ich süßer bin als meine Ware, daß mein Kredit bei Vernünftigen falle und daß mich ein halb Dutzend Mädchen mit Protest zurückgewiesen habe. Mir entwischt gewiß nicht ein Wort, das nach der niedrigen Hantierung schmeckt, denn ich habe das alberne Zeug vergessen. Wenn man mich aufbringt, so weiß ich ein Mittel, den Hohen im Lande noch ähnlicher zu werden, nämlich meine Wechsel nicht zu bezahlen.


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